So zwei wie wir zwei! - F.H. Achermann - E-Book

So zwei wie wir zwei! E-Book

F.H. Achermann

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Beschreibung

Tasso, Perkeo, Krach und Fritjof - vier Schweizer Studenten in Innsbruck genießen ihre Studienzeit in vollen Zügen. Dabei hat alles Platz, was das Studentenleben so angenehm macht: hübsche Frauen, Alkohol und jede Menge Streiche. Wer kennt nicht die Feuerzangenbowle von Hans Reimann und Heinrich Spoerl, die 1944 mit dem legendären Heinz Rühmann verfilmt wurde. Der Schweizer Autor Franz Heinrich Achermann ließ seine vier Schweizer schon ein Vierteljahrhundert früher die ruhige Universitätsstadt am oberen Inn durcheinanderwirbeln. Eine launige Sammlung von Anekdoten mit den Titeln: "Der Ring des Japaners", "Raphael, der Maler", "Eine Brautfahrt", "Ein treuloser Bräutigam" und "Krachs Münchner Fahrt".

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Inhalt

Vorwort des Herausgebers

Vorwort

Der Ring des Japaners

Raphael, der Maler

Eine Brautfahrt

Der treulose Bräutigam

Krachs Münchner Fahrt

Vorwort des Herausgebers

Mit seinen Studenten-Romanen bedient F.A. Achermann, der einem grösseren Publikum besonders für seine prähistorischen Romane wie «Der Totenrufer von Hallodin», «Der Schatz des Pfahlbauers», «Kannibalen der Eiszeit» oder «Dämonentänzer der Urzeit» bekannt ist, eine ganz andere Sparte.

Beflügelt vom Erfolg seines Romans «Krach im Examen» schob er schon nach kurzer Zeit seine Sammlung von Anekdoten um dieselben Helden, «So zwei wie wir zwei!», nach, in der wiederum die bereits bekannten Schweizer Studenten Krach, Perkeo, Tasso und Fritjof die Hauptrolle spielen, die in Innsbruck neben ihrem Studium vor allem durch ihre Streiche auffallen.

Die Sammlung beginnt mit dem Schreiben eines Fritz Sommerhalder (von 1918), der dem Autor aus einem Rotkreuz-Lazarett schreibt und ihn bittet, für ihn und seine Kameraden weitere Geschichten zu schreiben, um sie zum Lachen zu bringen.

In einer von Unsicherheit geprägten Zeit um den 1. Weltkrieg herum und in den ersten Nachkriegsjahren boten die Abenteuer von Schweizer Studenten in der Fremde zweifellos eine willkommene Abwechslung von einem oft schweren Alltag. Franz Heinrich Achermann verstand es auch hierbei wie nur wenige, seine Leser in eine ihnen unbekannte Welt zu entführen, welche es ihnen erlaubte, einer oft tristen Realität zu entfliehen.

Viel Spass mit Perkeo, Tasso, Fritjof und Krach im Tirol!

Der Herausgeber

Vorwort

Genf, den 23. Juni 1918.

Geehrter Herr Schriftsteller!

Gestatten Sie, dass ein unbekannter Soldat im Rotkreuz-Lazarett Genf den Bleistift und eidgenössisches Papier ergreift, um Ihnen im Namen der Patienten des Zimmers No. 9 zu danken für die fröhlichen Stunden, die Sie uns mit Ihren Studentenromanen bereitet haben. Zufällig war mir — durch eine Cousine natürlich — «Krach im Examen» in die Finger gekommen, und als es mich dann hie und da vor Lachen schüttelte, dass sich beinahe mein Verband lockerte, da wollte auch mein Nachbar die Nase hineinstecken. Der las einige Seiten vor und schließlich bestürmten ihn die andern, die Geschichte von vorne anzufangen. Das wirkte wie ein Sonnenstrahl in unserer Lysolluft. Selbst der «Taubstumme» (er sprach fast nichts und war verschlossen) musste hie und da seine Hand vor die Augen halten, um nicht aus der Rolle zu fallen. Schon nach dem Morgenkaffee rief sicher einer: Fritz los! Eine Unterweisung! Sogar das Bibellesen wurde eine Zeit lang vernachlässigt. Auch die Schwester hat darin genascht und schließlich hörten wir es auch aus der Küche lachen. Bitte, senden Sie uns auch die andern und schreiben Sie wieder; wir freuen uns fast ebensosehr darauf wie auf die Entlassung!

Im Voraus den herzlichsten Dank.

Im Namen des Zimmers No. 9:

Fritz Sommerhalder.

Dieser Brief war wohl für mich das Hauptmotiv, die «schwankenden Gestalten» eines Krach und Perkeo wieder aus der Versenkung erstehen zu lassen. Nichts kann ja den Schriftsteller mehr anspornen als ehrliche Freude über sein Werk. Zur Abwechslung soll diesmal eine Anekdotensammlung erscheinen. Die Erste, «Der Ring des Japaners», mag wohl für den Anfang etwas fremdartig, um nicht zu sagen kinomäßig, klingen, aber nur, bis man sie — gelesen hat. Dabei soll auch der alte Narr von St. Urban zu Ehren kommen, denn es wäre wahrhaftig schade, wenn seine Weisheitssprüche verloren gegangen wären. Hat er doch einmal selber gesagt: «Wenn mein Vater zwanzig Schwänze im Stall gehabt hätte, wäre ich Großrat, und wenn nicht schon andere vorgesehen wären, käme ich in die Regierung.»

Mag dieses Büchlein für recht viele ein Sonnenstrahl sein.

Franz Heinrich Achermann

Der Ring des Japaners

Auf dem höchsten Kamme der Reither Spitze bewegt sich eine Kolonne von vier müden Gestalten dem Gipfel zu: Voran ein stämmig-schlanker Walliser in kecker Jägerjoppe, er allein scheint von den Folgen der Anstrengung unberührt geblieben zu sein; denn er trägt den Bergstock quer aus dem Rücken unter den Armen durch, und mit fröhlichem Anmute schaut er sich öfters nach den andern um. Unter ihm, in einer Entfernung von etwa fünfzig Metern, stapft ein kleiner Kerl in den «kranken» Schneemassen, wie ein Säugling, der den ersten Versuch macht, auf die Bettdecke zu gelangen. Bis auf die Haut durchnässt von föhndurchweichtem Schnee dampft er, wie ein unbedecktes Rennpferd, und sein ohnehin etwas kurzer Atem ist längst in ein unverblümtes Stöhnen übergegangen; trostlos hängt von seinem grünen Hute die Spielhahnfeder herab, die am Morgen früh noch auf «haarus» gerichtet war. Unmittelbar hinter ihm «grinst» ein athletisch gebauter Mensch über die verzweifelten Versuche seines «Vorfahren,» aber auch ihm hängen die Schweißlocken in die Stirne, seine Wangen glühen, wie in tiefer Scham, und seine Bewegungen scheinen oft darzutun, dass ihm das nasse Hemd wirklich näher liegt als der Rock. Wieder etwa zwanzig Meter hinter diesem kommt noch einer — nein, dort steht er wie gottergeben still, die Hand an die Brust gepresst, als könne er nicht begreifen, dass die Menschen wirklich so sackdumm sein können, wie die drei da vorne, welche bei diesem Föhnnebel noch auf die Spitze wollen, um höchstens zu beraten, wann sie wieder herunter wollen. Er scheint überhaupt nicht für die Wildnis geschaffen, der schöne, blasse Student mit den fast fieberglühenden Augen; er denkt an einen Salon, wo ein Bechsteinflügel steht, schlanke Mädchenhände fliegen über die Tasten hin, wie um einige Gänge der aufgeschlagenen Kreuzersonate auf ihre technische Schwierigkeit zu prüfen. Tasso — denn dieser ist es — hat im Geiste seine Geige im Anschlag und starrt wie weltverloren auf den Früchtekranz von Rubens, dort an der Wand. Nun blickt das Mädchen zu ihm auf, und da ertönt ... ein Schrei! Jäh schreckt er von den Träumereien auf! Der Kleine dort vorne hat einen Fehltritt getan, aber nicht er ist‘s, der den Schrei ausgestoßen hat, sondern der Dicke! Dort reitet der Ausgerutschte mit einer Schneemasse zu Tale, langsam — langsam — der Kante des überhängenden Felsens zu!

«Perkeo! — Nur das nicht!», hat der Athletische gerufen, will ihm in Todeshast nachsteigen, glitscht auf dem glatten Boden aus, und rutscht — nein, fliegt ebenfalls auf die fahrende Masse . . . Noch fünf Meter zwischen Leben und Tod. Der sausende Schirokko (Föhn) hält in diesem Moment seinen heißen Atem an, als wolle er horchen. Die zwei andern aber sind wie zu Eis erstarrt; ihre Glieder scheinen von lähmender Angst gebannt zu sein; denn jetzt — jetzt naht die Rutschlawine dem Abgrunde; schon fallen einige Flocken und Geröllstücke ins Lautlose, – Allmächtiger! Sei ihnen ... da stockt die Masse!

Nein! Sie kommt wieder in Bew…, doch, da hält sie, an der äußersten Kante! Ein Aufatmen geht durch die wilde Natur, der Föhn stürmt wieder, aber noch hängen dort die zwei!

«Still sein, Krach, ganz still!», ruft der Walliser von oben. «Nicht rühren! Ich komme!»

Und schon stemmt sich der kühne Jäger aus dem Rhonetale an seinem Eispickel nieder. Unmittelbar über der halbschwebenden Masse machte er Halt, fasst festen Fuß und rammt seinen Pickel ein; während er sich mit der einen Hand daran festhält, löst er mit der andern seine soliden Wadenbinden auf, knüpft sie zusammen und wirft ein Ende nach unten.

Behutsam, ohne Ruck! Langsam! Wenn der Schnee nochmals ins Rutschen kommt, so ist alles ... «So, jetzt nur schnell!»

Krach turnt sich über den anliegenden Walliser zum Grat hinauf und bleibt dort in tiefer Kniebeuge sitzen wie ein Frosch nach einem Ungewitter. Fast verständnislos, als wäre er eben von einem bösen Traum erwacht, schaut er dem verwegenen Fritjof zu. Diesem droht noch der verhängnisvollste Teil der Aufgabe: Denn dort ragt nur noch ein Bein aus der Schneewolke. Mit entschlossener Hast schlingt er die zusammengeknüpften Wadenbinden um den Fuß des eingerammten Eispickels und lässt sich behutsam, mit möglichst geringer Belastung, daran niedergleiten, aber das improvisierte Rettungsseil ist zu kurz und an jeder Sekunde hängt ein Menschenleben! Wie in momentaner Verlegenheit wischt er sich den Schweiß aus der Stirne und tritt dann frei auf die Schneemasse. Breitspurig steht er dort, fasst das Bein. Ein Ruck — der Körper des Verunglückten liegt frei und — Herrgott, die Masse rutscht wieder! Er fasst seine Hand, ein Sprung — er glitscht aus, fällt auf Knie und Stirne … erfasst mit der Linken das Ende der Binde — und mit einem lautlosen Windzuge fährt die Schneemasse in die Tiefe. Zum Glücke ist der Gerettete nicht ohnmächtig. Wie ein Affe auf der Flucht vor einem Tiger turnt er sich ebenfalls über den glatt anliegenden Fritjof und erreicht den Grat. Der Walliser aber bleibt noch einen Augenblick in Stellung, um von der übermenschlichen Anstrengung zu verschnaufen und steigt dann ebenfalls empor.

Wortlos, mit gesenktem Blick reichen ihm die zwei die Hände.

«Kerle! Macht ihr mir Geschichten!», sagt er nur und steigt ihnen voran auf den nahen Gipfel.

Aber keine Aussicht lohnt die Bergsteiger; ein wahrer Niagara von Nebel strömt auf sie ein.

«So, da wären wir!», sagt Fritjof.

«Ja, da wären wir!», seufzt der schlanke Musiker.

«Nein, da sind wir, ohne Konjunktiv», gröhlt der Dicke mit neuerwachtem Galgenhumor. «Fritjof, schließe die Fenster, sonst holt der Wind wieder einen!», sagte er mit einem Seitenblick auf Perkeo. Da tritt aber der Kleine hart an den Dicken heran: «Krach, welche Lokomotive hat denn vorhin so erbärmlich gepfiffen, ehe sie abfuhr?»

«Das war die Lokomotive mit dem Rettungspflug, Perk! Tu mir ein bisschen bescheiden!»

«Krach! Hör mal! Ich muss dich etwas fragen, aber nur unter vier Augen, um deinetwillen: Ich glitsche aus und komme mit einer Schneemasse ins Rutschen. Da kommt so ein erblich belasteter Hammel daher und setzt sich auch noch drauf. Du verstehst doch das Gleichnis. Das nennst du — wie doch? — Rettungszug?!»

«Perk! Ist das Freundschaft? Bin ich dir nicht ehrlich nachgesprungen?»

«Gerade das behaupte ich ja! Nachgesprungen mit dem ganzen Trägheitsmoment deines Gewichtes, um die Resultate der Gravitation auf der schiefen Ebene zu verstärken! Aber der alte Narr von St. Urban hat einmal gesagt, dass viele Leute erst mit den Jahren alt werden!»

Ja, so waren sie, die zwei: Unzertrennlich im Leben und im Tode, immer hinter einander, zu allen tollen Streichen aufgelegt, am Tage wie in dunkler Nacht, und doch brave Kerle von der Spielhahnfeder bis zu den Socken: Krach und Perkeo, die flottesten Studenten der Alma Mater Oenipontana!

«Ein unvergleichliches Panorama!», knurrt halb ärgerlich der Musiker Tasso.

«Aber es war doch ein so herrlicher Morgen!», ergänzt Perkeo.

«Ein Föhnmorgen!», erklärt der gebirgskundige Fritjof. «Fräulein Schirokko ist eine falsche Italienerin, welche den Touristen mit rosigen Lippen und blinzelnden Augen bezaubert, während sie ihm die Taschen leert!»

«Wie der alte Narr von St. Urban gesagt hat!», kichert der Kleine.

«Was hat er gesagt?»

Er hat gesagt: «Wenn das Weib einen versohlt, so ist es immer ehrlich gemeint!»

«Pah!», macht der Dicke. «Die Hauptsache ist, dass Perkeo und ich noch nicht die ewigen Jagdgründe betreten haben! Ein Luzerner Backfisch der höheren Töchterschule hat einmal das Panorama vom Stanser Horn mit den klassischen Worten geschildert: „Wenn man auf dem Gipfel steht, so sieht man ringsum!“ Das haben wir ja! Seht mal her: Hier habe ich die Karte und hier den Kompaß: Dort unten muss Innsbruck liegen, dort die mehrere Fuß hohe Martinswand, etwas nördlich davon Amsterdam, im Süden die Straße von Messina, mit den berühmten Meilensteinen . . . »

«Warten wir noch ein wenig! Vielleicht wird uns der Wind die Nebelballen fortwälzen!», rät Fritjof.

«Gut! Aber unterdessen wollen wir die kostbare Zeit nicht verloren gehen lassen!»

Damit setzt er sich nieder und richtet seinen Kochapparat.

«Was willst Du denn brauen?»

«Einen Kaffee nach dem Rezept vom Christian Schieby, mit einer Einlage von Kraftwasser Marke „Schratter & Leichleu“!»

«Das ist das Vernünftigste! Futtern wir!», meint auch Fritjof.

«Heh, Perk, an die Arbeit!», ruft Krach.

«Was denn?»

„Nähe mir dort die Hosenträger wieder zusammen!“

„Blas mir das Alphorn noch einmal!«

«Was? Insubordination? Was sagt denn der Narr von St. Urban zu diesem Kapitel?“

«Er sagt: Wenn die Kinder ihren Eltern nicht gehorchen, so soll man sie auspeitschen ... nämlich die Eltern!»

«Millionenbomben! Da hat jedenfalls dein Herr Papa noch etliche Prügel gut!»

«Der deinige ist wohl sonst bestraft genug!»

«Ja, weil sein verlorener Sohn in schlechte Gesellschaft geraten ist! Weißt du, in welcher Kameradschaft er sich zuletzt befand?»

«Wohl bei seinesgleichen! Sage mir, mit wem du umgehst, und ich will dir sagen, wer du bist. »

Pause! Denn die Volksküche hat eingesetzt, und immer noch umwirbeln die Nebelmassen das Haupt der Reither Spitze: aber es ist wenigstens lauwarm, ein Umstand, der einer behaglichen Fröhlichkeit Vorschub leistet.

«Perk!», fängt der Dicke wieder an.

«Bitte?»

«Welchen Eindruck hast du gestern Abend mitgenommen?»

«Ah, von der Familie Fischer von Zernen? Hm, hm. Wohl so'n bisschen Parvenü! Der Alte scheint irgendwo so was wie eine Million ergaunert zu haben, sonst aber eine ehrliche Haut zu sein!»

«Perk! Schäme dich! Über Gastgeber spricht man nicht so!»

«Über Gastgeber? Hört sich das einer an! Sie können es sich zur Ehre rechnen, dass wir ihnen die Ehre gaben — Übrigens war ich sofort auf dem Laufenden, dass sie uns nach echter Art nur ihre Herrlichkeiten entfalten wollten! Hast du ihn gesehen, den blasierten Künstler, den sie bestellt hatten? Hihihiiiiih! Machte der eine Fassade, als unser Tasso nach ihm spielte — Und wie der blöde Backfisch, der eingebildete Hornaff in verzückter Anbetung zu ihm aufschaute. Der Narr von St. Urban würde gesagt haben . . .»

«Perk! Noch ein Wort über Fräulein Lidwina, und ich werfe dich meuchlings über diesen Hoger1 hinunter! Du bist es nicht wert, ihr die Schuhriemen aufzulösen!»

«Richtig! Denn sie trug Schnallenschuhe mit Propellern! Ah, nun geht mir ein Irrlicht auf: Du hast ihr ja faustdick die Kur geschnitten! Du scheinst übrigens nicht übel abgeschnitten zu haben, Krach!»

«Gelt? Woraus schließest du das?»

«Weil sie ihren Pudel verabschiedete! Du scheinst ihn voll und ganz vertreten zu haben!»

«Perk! Wenn du nicht ohnehin noch so grün wärst, so würdest du's vor Neid! Weißt du, was sie von dir gesagt hat?» – «Die ... Von mir? . . . Glaubst du etwa, ich schreibe die Melodie auf, wenn eine Gans schnattert? Der alte Narr von St. Ar- ban hat . . . »

«Sie hat mich nämlich gefragt, ob du auch noch Kaninchen habest ...»

«Jedenfalls bin ich für Meerschweinchen nicht eingerichtet! Sage ihr das!»

«Und es wundere sie, dass du nicht schwerer geworden seiest, trotzdem Du doch so dick tust… »

«Das hat sie gesagt? Wenn ich sie das nächste Mal treffe, werde ich sie fragen, woher sie ihre Taille beziehe und welcher Kurpfuscher ihre Höcker zusammengedengelt habe!»

«Perk! Fräulein Lidwina hat einen stolzen, tadellosen Wuchs!»

«Das weißt du doch gar nicht! Und hast du nicht gesehen, dass sie nicht dekolletiert war, wie sonst andere Exemplare dieser Gesellschaft?»

«Das rechne ich ihr hoch genug an, dass sie diese ekelhafte Mode nicht mitmacht! Sie ist eben ein fein erzogenes Mädchen!»

«Das einen Kropf zu verbergen hat! Wildeggwasser kann da nicht mehr helfen! Da muss schon der Doktor Kocher mit Dynamit arbeiten!»

«Es wurmt dich2, gelt, dass du ihr Wind3 warst!»

«Soll ich einen Reim drauf machen, Krach? Der alte Narr von St. Urban hat einmal gesagt: Wenn die Weiber dich ignorieren, so ist das ein Segen Gottes! Übrigens, Krach, weißt du auch noch, was du dem Alten vorgeprahlt hast, als die „Millionärinnen des Haufes“ verschwunden waren?»

«Ich? Was denn?», fragt Krach nun doch etwas unsicher.

«Du hast geprahlt, allerdings mit etwas langgezogenem Akzent, dass Tasso im Geigenspiel dein Schüler sei ... hihihi!»

«Tasso, ist das wahr?»

«Glaube selbst, dass du so etwas Ähnliches bewiesen hast!», entgegnet dieser mit feinem Lächeln. «Tröste dich! Ich habe auch geloggen und ja gesagt!»

«Deixel4!»

«Ja, Krach!», fährt der Kleine hartnäckig fort. «Und du weißt wohl nicht mehr, dass du ihm für das nächste Mal eine Paganini-Sonate verheißen hast?»

«Sternenmillionenbomben! Perk! Nun ist‘s aber doch gelogen, gelt, Tasso?»

«Gewiss — hast du gelogen; denn das wirst du doch nicht fertig bringen!»

Aber . . . aber . . . gesagt hab' ich das? Wirklich und wahrhaftig?»

«Auf mein Ehrenwort!»

«Höllenschwefel und Knochenfraß! Da werde ich mir heute schon einen Finger verstauchen müssen!»