Star Trek - Classic: Sabotage - J. M. Dillard - E-Book

Star Trek - Classic: Sabotage E-Book

J. M. Dillard

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Beschreibung

Ein Testflug mit fatalen Folgen

Admiral James T. Kirk hat die Nase voll von seinem Schreibtischjob. Da kommt es ihm gerade recht, dass er den Testflug der U.S.S. Recovery, eines riesigen Raumschiffes, das ganze Planeten evakuieren kann, überwachen soll. Dr. Shulman, der Kontrukteur der Recovery, muss von Kirk herbe Kritik einstecken. Doch niemand rechnet damit, dass er plötzlich ausrastet und Kirk zu seinem Feind erklärt. Der Zentralcomputer der Recovery spielt ebenfalls verrückt und greift die eigenen Leute an. Und auf dem Schiff sitzt ein alter Freund Kirks in der Falle: Dr. "Pille" McCoy.

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Admiral James T. Kirk hat es satt, im Starfleet-Hauptquartier am Schreibtisch zu sitzen. Er will sich wieder den Herausforderungen des Weltraums stellen. Und er erhält den Auftrag, den Test des neuen Rettungsraumschiffs U.S.S. Recovery zu überwachen.

Die Recovery ist der Prototyp eines gigantischen Raumschiffprojekts mit dem Ziel, die Bevölkerung eines ganzen Planeten in kürzester Zeit evakuieren zu können. Sie vereinigt die neueste Starfleet-Technologie in sich, aber ihr Konstrukteur Dr. Shulman musste gerade von Admiral Kirk auch herbe Kritik einstecken. Doch niemand konnte damit rechnen, dass er plötzlich ausrasten und Kirk zu seinem Feind erklären würde.

Dann spielt auch der Zentralcomputer der Recovery

J. M. DILLARD

SABOTAGE

Star Trek™

Classic

Für Kathy,

Prolog

»Sie wollen das also wirklich durchziehen, Sir?« Admiral James T. Kirk wandte sich von dem Fenster seines Büros und dem Panoramablick über die Bucht von San Francisco mit den über aufgewühltem, bleigrauem Wasser dahinjagenden dunklen Wolken ab.

Er stieß ein lautloses Seufzen aus und sah den Fragesteller an. Trotz des sorgfältig gestutzten, goldbraunen Bartes zeigte das Gesicht von Lieutenant Commander Kevin Riley immer noch so viel irische Rosigkeit und Frische, um ihn erheblich jünger erscheinen zu lassen als die mehr als dreißig Jahre, die er, wie Kirk wusste, tatsächlich alt war. Häufig unterschätzten die Leute Riley aus diesem Grund, doch als Kirk jetzt seinen Adjutanten ansah, konnte er die auf harte Weise erworbene Reife erkennen, die ihre Spuren rings um die blauen Augen und in den Winkeln des Mundes eingeätzt hatte.

Ebenso hatte auch Riley Kirk während der letzten anderthalb Jahre recht gut kennengelernt. Vielleicht nicht so gut wie Leonard McCoy oder Mr. Spock … aber doch gut genug. Jeder hatte die Veränderungen beim anderen beobachtet, während sie gemeinsam im Starfleet-Hauptquartier arbeiteten. Für Riley hatten die Veränderungen einen echten Fortschritt, eine zunehmende Stärkung seines Charakters bedeutet, doch auf Kirk hatten sie nicht annähernd so positiv gewirkt.

»Sie glauben, ich sollte es nicht tun?«, fragte Kirk seinen Adjutanten. Nicht, dass eine abweichende Meinung jetzt noch einen Unterschied gemacht hätte – er hatte seine Entscheidung getroffen, und daran war nicht mehr zu rütteln. Doch in den letzten Monaten hatte er Rileys Ansichten zu schätzen gelernt, und mittlerweile war zwischen den beiden eine Atmosphäre der Freundschaft und des Vertrauens herangewachsen.

»Na, das ist aber eine typisch irische Antwort, Admiral«, meinte der jüngere Mann mit einem leisen Lächeln. »Eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten. Ich kenne Sie, Sir. Wenn Sie sich einmal zu etwas entschlossen haben …«

Kirk schüttelte den Kopf. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, Riley einfach beiseite zu schieben. »Ich respektiere Ihre Meinung, Kevin. Das sollten Sie mittlerweile wissen.«

Riley wandte den Blick ab, als sei er verlegen, dass Kirk ihn so hoch schätzte und ihn überdies auch noch mit seinem Vornamen angeredet hatte.

»Sagen Sie es mir«, beharrte Kirk leise. »Sie glauben nicht, ich sollte es tun? Obwohl Sie besser als jeder andere bei Starfleet wissen, was hier mit mir geschieht? Sie haben doch gesehen, wie dieser Job, diese ›aufregende Gelegenheit‹, die sie mir versprochen haben, zum Traum eines Bürokraten zusammengeschrumpft ist. Sie haben gesehen, wie diese Arbeit – dieser Papierkrieg – wuchs und wuchs, bis wir beide darunter begraben wurden. Sie wissen sogar noch besser als meine Frau …« Er unterbrach sich abrupt.

Es war jetzt zwei Monate her, seit sein Einjahres-Ehevertrag abgelaufen war. Zwei Monate, in denen Admiral Lori Ciana sich hartnäckig geweigert hatte, den Vertrag zu verlängern. Zwei Monate, seit sie aus seinem Heim, seinem Leben, seinem Bett verschwunden war.

Kirk schluckte, biss die Zähne zusammen und schüttelte dann den Kopf über seinen Fehler. »… das heißt, meine Exfrau … Sie wissen sogar besser als Lori, was man mir angetan hat. Es sind mehr als sechs Monate, seit ich zuletzt aus diesem Büro herausgekommen bin. Sechs Monate, seit ich irgend etwas getan habe, das auch nur halbwegs der Mühe wert war. Und ein ganzes Jahr … seit ich im All war …«

Die letzten Worte flüsterte er beinahe und ließ sie dann im Raum stehen. Mit einem verschwörerischen Lächeln fragte er: »Erinnern Sie sich, Kevin? Wie war das? Sechs Monate … auf der Enterprise?« Ohne dass er es verhindern konnte, nahm seine Stimme einen fast ehrerbietigen Klang an, als er den Namen des Schiffs aussprach.

»Ich erinnere mich«, murmelte Kevin.

Kirk wandte sich wieder dem windgepeitschten Himmel zu. »In einem Jahr hätten wir vielleicht zwei neue Planeten der Klasse M entdeckt, ein Dutzend Sonnensysteme kartographiert, Kontakt zu zwei oder drei Alien-Rassen aufgenommen. Spock hätte dabei die Zeit gefunden, vier neue Sprachen zu übersetzen, fünf Computerprogramme zu verbessern, zwei neue zu schreiben und ein halbes Dutzend wissenschaftlicher Arbeiten zu veröffentlichen. Und Pille … Pille hätte eine Handvoll Impfstoffe entwickelt, einen Haufen unbekannter Organismen isoliert … und ein Dutzend neuer Möglichkeiten entdeckt, um Spock auf die Nerven zu gehen.« Trotz seiner Melancholie lächelte Kirk jetzt, zumindest bis er sich umdrehte und die bekümmerte Miene seines Adjutanten bemerkte.

Verdammt, dachte Kirk, als Kevin verlegen den Blick abwendete. Ich muss mich ja anhören wie der alte Matrose! Aber der einzige Albatros an meinem Hals ist dieser Job. »Vermissen Sie denn die Arbeit im Raum überhaupt nicht, Kevin?«

»Ich bin mir nicht sicher, Sir«, gab Riley offen zu. »Lange Zeit dachte ich, ich würde niemals dorthin zurückgehen. Doch in letzter Zeit … vielleicht, weil ich mit Ihnen zusammengearbeitet habe … ich denke jedenfalls immer öfter darüber nach. Sind Sie eigentlich sicher, dass es wirklich der Weltraum ist, den Sie vermissen, Admiral, oder ist es nicht eher die Verantwortung? All diese Leute unter Ihrem Kommando, jeden Tag Tausende von Entscheidungen zu treffen – das ist es, was Sie antreibt, Sir. Und bei mir war es eben diese Verantwortung, mit der ich lange Zeit nicht umgehen konnte. Doch jetzt … vielleicht … ja. Ich glaube, ich vermisse die Verantwortung der Arbeit im All.«

Kirk hob einen Finger, als hätte sein Adjutant das Problem gerade auf den Punkt gebracht. »Und genau dort werden wir auch hingehen, Kevin. Ins Weltall. Sie und ich. Wir haben genug Berichte geschrieben und genügend Schiffe überholen lassen, um jedermann zufriedenzustellen.« Kirk war sogar für die Überholung der Enterprise zuständig gewesen, und er hatte diese Aufgabe erledigt, obwohl er die ganze Zeit über gewusst hatte, dass er sie für einen anderen Captain ausrüstete – für Will Decker. »Wir haben uns eine bessere Aufgabe verdient. Und genau das werde ich heute Admiral Nogura sagen. Was immer auch dabei herauskommen mag.«

Jim entdeckte sowohl Bewunderung als auch Furcht in Rileys Augen. Eine Konfrontation mit dem Alten, der mächtigsten Person von Starfleet, stellte zweifellos ein Risiko dar. Es mochte durchaus sein, dass Kirk am Ende mit dem Ultimatum leben musste, das er stellen wollte. Doch spielte das überhaupt noch eine Rolle? Ich habe Lori verloren. Die Enterprise. Pille, Spock, und die einzige Arbeit, die mich jemals wirklich interessiert hat. Was bleibt denn noch, das ich verlieren könnte?

Nur Starfleet. Er erinnerte sich an jenen Tag vor fast genau zwei Jahren, als er seinen Urlaub bei seiner Mutter Winona in Iowa verbracht hatte und Nogura dort aufgetaucht war, fest entschlossen, ihm die Admiralität schmackhaft zu machen. Und Jim war genauso fest entschlossen gewesen, die Enterprise auf keinen Fall aufzugeben.

»Versuchen Sie ruhig, mich zu überreden«, hatte er dem Alten gesagt. »Ich bleibe trotzdem bei meiner Meinung und lehne die Beförderung ab … und wenn Sie wollen, können Sie mich dafür aus der Flotte werfen. Aber ich lasse mich nicht die Treppe hinauftreten.«

Und Nogura hatte, mit einer Stimme so hart wie Glas, ganz ruhig gesagt: »Gott ist mein Zeuge – wenn es nach mir geht, werden Sie den Dienst nicht quittieren. Aber ich kann Sie auch nicht daran hindern, die Flotte zu verlassen.«

Dazu hätte es sehr leicht kommen können – den Dienst aufzugeben, die Jahre bei Starfleet hinter sich zu lassen, um … was zu werden? Ein ziviler Pilot, der Fracht und Passagiere beförderte? Captain einer dreißigköpfigen Mannschaft bei der Grenzpatrouille?

Aber das spielte eigentlich auch keine Rolle; eine Zukunft ohne Starfleet konnte er sich so oder so nicht vorstellen. Doch mittlerweile hatte er auch erlebt, wie es war, zur Flotte zu gehören, ohne ein Schiff zu haben, ohne die Begeisterung auskommen zu müssen, die allein schon der Aufenthalt im All mit sich brachte – und mit dieser Zukunft konnte er erst recht nicht leben.

Vielleicht konnte er die Enterprise nicht einfach zurückfordern – doch zumindest könnte er Nogura zwingen, endlich sein Versprechen einzulösen, Kirk als diplomatischen Feuerwehrmann einzusetzen, und nicht als an den Schreibtisch gefesselten Bürokraten …

Oder er würde den Dienst quittieren.

»Wünschen Sie mir Glück«, sagte er leise und strebte dem Ausgang zu.

»Admiral!«, rief ihm der jüngere Mann nach.

Kirk blieb auf der Türschwelle stehen. Was immer Riley jetzt noch sagen mochte, es würde ihn in seinem Entschluss nicht schwankend machen.

»Machen Sie ihm klar, Sir«, sagte Riley fest, »dass diese Entscheidung … für uns beide gilt.«

Kirk blinzelte verblüfft.

»Ich bin nicht bereit, mein Leben damit zu verbringen, für andere Leute Papier hin und her zu schieben, Sir … bei allem schuldigen Respekt.«

Kirk betrachtete seinen Assistenten forschend; doch Rileys Blick blieb standhaft und seine Miene drückte die gleiche Entschlossenheit aus wie die des Admirals. Jim lächelte nicht, doch sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Anerkennung und Dankbarkeit. Er nickte und ging stumm in Richtung Treppe, die ihn in die Höhle des Löwen führen würde.

Der Weg nach oben dauerte nicht lange, aber doch lange genug, um sich genau an jedes Wort zu erinnern, mit dem sowohl Spock wie auch McCoy ihn davor gewarnt hatten, sich von Nogura befördern zu lassen.

An seinem ersten Tag als frischgebackener Admiral im Starfleet-Hauptquartier hatte er sich in Noguras Büro zum Dienst gemeldet und dort McCoy entdeckt, der das Oberhaupt von Starfleet zusammenstauchte. McCoys Stimme war bis auf den Korridor hinaus zu vernehmen gewesen.

»… er gehört nicht hierher. Ich habe Ihnen das gesagt, und jeder Ihrer verdammten Psychologen hat es Ihnen auch gesagt … aber Sie kümmert das alles nicht, richtig? Ihnen ist es gleich, was für ihn das beste wäre, Sie interessieren sich nur dafür, was für Sie am besten ist.«

Damals war Kirk wütend auf den Doktor gewesen; heute erinnerte er sich mit schmerzhafter Dankbarkeit an die Besorgnis seines Freundes. McCoy hatte recht gehabt, und jetzt wusste Jim nicht, ob er dem Alten jemals würde vergeben können, wie sehr er Lori und ihn manipuliert hatte, um genau das zu bekommen, was er wollte. Vom Verstand her wusste Kirk natürlich, dass Starfleet für Nogura jeden Preis wert war, doch gefühlsmäßig kam er sich zu sehr benutzt vor, um noch Sympathie für die Prioritäten seines Vorgesetzten aufzubringen.

Als er Noguras Vorzimmer betrat, war er darauf vorbereitet, den jungen vulkanischen Adjutanten notfalls kräftig zusammenzustauchen, um Zugang zur wohlgeschützten Höhle des Alten zu erhalten, doch der Assistent nahm ihm sofort den Wind aus den Segeln.

»Admiral Kirk«, begrüßte ihn der Vulkanier. »Admiral Nogura erwartet Sie, Sir.« Mit knappen Bewegungen umrundete der schlanke, hochgewachsene Adjutant den Schreibtisch und öffnete die Tür zu Noguras Räumlichkeiten.

Kirk versuchte, seine Überraschung zu unterdrücken – eine Reaktion, die er, seit er für Nogura arbeitete, öfter erlebt hatte, als ihm lieb war – und betrat das geräumige Büro des Admirals.

Nogura erhob sich lächelnd hinter seinem Schreibtisch. Der Chef von Starfleet war silberhaarig, sehr klein und hatte einen goldfarbenen Teint; doch trotz seines wenig beeindruckenden Äußeren strahlte der schmächtige alte Mann Macht, Präsenz und unerschütterliche Ruhe aus.

Als Jim eintrat, kam ihm Nogura entgegen, um ihn zu begrüßen. »All die Jahre zusammen mit Spock müssen Ihnen ein telepathisches Gespür verschafft haben, Jim«, sagte der Admiral freundlich. »Gerade erst habe ich in Ihrem Büro angerufen, nur um zu erfahren, dass Sie bereits auf dem Weg waren. Ich wollte, der Rest meiner Offiziere wäre in der Lage, meine Bedürfnisse ebenso gut vorauszuahnen wie Sie.«

Kirk sagte gar nichts; er spürte, dass wieder einmal Noguras unübertreffliches Timing am Werk war. Wie oft hatte er im vergangenen Jahr versucht, sich bessere Aufgaben zu erstreiten, nur um festzustellen, dass der Alte ihn bereits oben am Pass erwartete? Aber nicht diesmal, Admiral.

»Jim, ist Ihnen eigentlich bewusst, dass es mehr als ein Jahr her ist, seit Sie im Raum waren?« Noguras tiefliegende schwarze Augen blickten selbst dann noch bekümmert, als Kirk alle Mühe hatte, nicht laut mit den Zähnen zu knirschen. »Zu lange, viel zu lange für einen Mann wie Sie.« Der betagte Admiral schüttelte den Kopf, als sei es irgendwie Kirks Fehler, die Sache nicht eher zu Sprache gebracht zu haben.

»Genau das ist der Grund, weshalb ich hergekommen bin, Sir«, bemerkte Kirk. »Es ist ein Jahr …«

»Ein sehr produktives Jahr, muss ich sagen«, erklärte Nogura. »Ihre Arbeit bei der Überholung und Verbesserung der Raumschiffe hat praktisch das gesamte Erscheinungsbild der Flotte verändert. Warten Sie nur, bis Sie die Enterprise wiedersehen, Sie werden sie nicht wiedererkennen. Unsere Ingenieure haben mir berichtet, die zu erwartende Effizienz des neuen Designs …«

»Vielen Dank … Sir …«, unterbrach ihn Kirk energisch. »Das sind freundliche Worte … aber die allein reichen nicht länger. Meine Arbeit hat sich nicht als das erwiesen, was ich erwartet hatte.«

»Und das ist ganz allein mein Fehler, Jim, ich weiß«, stimmte der Admiral etwas zu bereitwillig zu. »Aber Starfleet brauchte Ihre Sachkenntnis. Niemand sonst hätte Ihr Wissen und Ihre Ideen ersetzen können. Ich weiß gar nicht, ob Sie jemals richtig ermessen können, was Ihre Arbeit während der letzten anderthalb Jahre für Starfleet bedeutet hat.«

Ist es das, was er all seinen Schreibtischhengsten erzählt?, überlegte Kirk bitter. Aber das spielte jetzt auch keine Rolle. Er würde sich jedenfalls nicht noch einmal vom Alten zu irgendwelchen bürokratischen Übungen beschwatzen lassen. Er hatte besseres verdient. »Ich sollte meine Sachkenntnis eigentlich als eine Art Feuerwehrmann nutzen …«

»Das war es, was ich Ihnen versprochen hatte, und genau das werden Sie auch tun«, stimmte Nogura zu, doch Kirk glaubte ihm nicht mehr. Dieses Versprechen hatte er schon zu oft gehört. »Genau deshalb hatte ich Sie angerufen. Um einen neuen Auftrag durchzusprechen.«

Kirk kniff die Augen zusammen. »Im Raum?«

»Im Raum. Und in einem sehr interessanten Teil des Raums. In der Nähe das Planeten Zotos Vier.« Nogura ging zu seinem Wandschirm hinüber und aktivierte ihn, um die Karte des Sektors aufzurufen.

Jim erkannte das Gebiet sofort und zeigte entgegen seinen Vorsätzen Interesse. »Das ist genau dort, wo sich die Einflussbereiche der Föderation, der Tholianer und der Klingonen überschneiden.«

Tatsächlich stellten in diesem Fall nicht die Klingonen, sondern die Tholianer das größere Problem dar. Als paranoide und besitzbewusste raumfahrende Rasse neigten sie dazu, großflächig neutrale Bereiche zu ›ihrem Eigentum‹ zu erklären, das sie dann verteidigten, indem sie nichtsahnende Schiffe vernichteten, die dort eindrangen. Sie hatten sich bereits eine Reihe von Gefechten mit den Klingonen geliefert, und sogar eines mit der Enterprise selbst.

»Gibt es Hinweise, dass die Tholianer in dieses Gebiet einzudringen beabsichtigen?«, fragte Kirk. Seine alten Reflexe meldeten sich, und er begann unwillkürlich, sich Strategien für den Umgang mit diesen streitlustigen Aliens zurechtzulegen. Wenn er doch nur mit Spock sprechen könnte! Der Vulkanier hatte seinerzeit persönlich Kontakt zu den Tholianern gehabt, als er sich bemühte, die kritische Situation zu klären, in der sich das Schiff befand. Kirk hatte unterdessen in einem anderen Raum-Zeit-Kontinuum in der Falle gesessen, so dass sich seine einzigen direkten Erfahrungen mit den Tholianern auf das beschränkten, was er den Logbuchaufzeichnungen seines Ersten Offiziers entnommen hatte.

»Nein, nein«, versicherte ihm Nogura. »Keineswegs. Sowohl Tholianer wie Klingonen haben die Grenzen in letzter Zeit durchaus respektiert. Erinnern Sie sich an den ausführlichen Bericht, den Sie einen Monat lang überarbeitet und widerlegt haben?«

Kirks Miene drückte Verständnislosigkeit aus. Derartige Arbeiten hatte es zu Dutzenden gegeben.

»Myron Shulmans Bericht über das Schiff, das er entworfen hat, die Recovery«, half ihm Nogura auf die Sprünge.

Oh, erinnerte sich Kirk verdrossen, dieser Bericht. »Ja. Nach Aussage ihres Konstrukteurs sollte die Recovery ein vollautomatisches Hochgeschwindigkeits-Rettungsschiff sein, dazu ausgelegt, auch größere Bevölkerungsgruppen zu evakuieren, ohne deshalb Dutzende von Raumschiffen anzufordern oder Flottenangehörige in Gefahr zu bringen. Ein ambitioniertes Projekt und ein durchdachter, gut geschriebener Bericht.«

»Den Sie in der Luft zerrissen haben«, bemerkte Nogura.

»Ich habe meine Meinung geäußert«, widersprach Kirk. »Sie hatten mich angewiesen, ehrlich zu sein und niemandes Gefühle zu schonen.«

»Ein Befehl, dem Folge zu leisten Ihnen niemals Schwierigkeiten bereitet hat«, meinte Nogura leicht amüsiert. »Ihre Stellungnahme fiel exakt so aus, wie ich es erwartet hatte – und Shulman auch. Genau deshalb hatte er sie auch erbeten. Immerhin sind Sie der Mann, der Daystroms M-Fünf-Fiasko überstanden und bereinigt hat. Shulman war insbesondere daran interessiert, was Sie zu seinem Projekt zu sagen hatten. Er hat jeden einzelnen Ihrer Einwände und Vorschläge berücksichtigt. Man hat die Recovery entsprechend Ihrer Empfehlungen von Bug bis Heck überholt – und jetzt ist sie für die Jungfernfahrt bereit. Und Sie werden dabei sein.«

Kirk durchschaute Noguras Schönrednerei sofort. »Sie sprechen von einer Simulation …«

»Das ist richtig, aber der Grad dieser Simulation ist …«

»Eine Simulation, im Raum. Mit allem dazugehörigen Signalgebimmel und sonstigem Brimborium. Soll das mein Sondereinsatz sein? In dem Bericht hatten Sie erklärt, Sie würden Admiral D'nuba, den stellvertretenden Operationschef, zu den ersten Simulationen entsenden.«

»Das habe ich auch getan«, versicherte Nogura. »Das Schiff hat zehn Tests durchlaufen, jeder mit einem anderen Szenario, und die Aufgaben jedes Mal einwandfrei erfüllt. Bis hin zum punktgenauen Einsatz der Transporter. Denken Sie nur an die Möglichkeiten, die sich durch das Beamen innerhalb eines Schiffes ergeben, Jim …«

»Wenn es so ist, was soll ich dann …«, versuchte Kirk den Redefluss zu unterbrechen.

Nogura hob die Hände. »Hören Sie weiter zu, Jim. Zotos Vier wurde während der letzten zehn Jahre als wissenschaftliche Station genutzt. Es befinden sich dort rund zweihundert Wissenschaftler sowie das übliche Personal. Der Planet selbst ist weitgehend unbewohnbar, besaß jedoch aufgrund seines evolutionären Stadiums einen gewissen Wert als Freiluftlabor. Doch das Projekt, das man dort gestartet hatte, ist mittlerweile beendet. Jetzt müssen wir diese Leute mitsamt ihren Habseligkeiten, der Ausrüstung und allem anderen dort fortschaffen, damit Zotos sich ohne Störungen weiterentwickeln kann. Natürlich könnten auch ein oder zwei Raumschiffe diese Aufgabe in ein paar Stunden erledigen, doch wir wollen, dass die Recovery die Arbeit übernimmt. Zotos zu evakuieren, oder auch Planeten mit einer größeren Bevölkerung, ist genau die Art von Aufgabe, für die sie entworfen wurde. Zotos besitzt eine heikle Atmosphäre, Funkverbindungen sind problematisch, und das Anpeilen von Koordinaten ist kritisch – alles in allem also genau die Bedingungen, denen sie sich auch bei einer echten Evakuierung gegenüber sehen wird. Dies hier wird der richtige Test sein, ihr wahrer Jungfernflug.«

Nogura hielt inne, als wolle er sich vergewissern, dass er Kirks ungeteilte Aufmerksamkeit besaß. »Angesichts der Größe der Recovery und des Umfangs dieser Rettungsaktion – es werden mehrere Sternenschiffe vor Ort sein, die falsche Notsignale senden und sogar einen Scheinangriff durchführen –, hielten wir es für angeraten, unsere ›Nachbarn‹ vorzuwarnen. Ein derartiger Aufmarsch nahe einer Grenze würde schließlich jeden nervös machen. Botschafter Sarek hat diesen Teil der Angelegenheit für uns übernommen, und es war sein Vorschlag, in Anbetracht der humanitären Natur des Einsatzes der Recovery die Tholianer, Klingonen und Romulaner einzuladen, die Übung aus angemessener Entfernung zu beobachten, damit keine Missverständnisse bezüglich unseres Unternehmens entstehen. Ich glaube, er hat gar nicht damit gerechnet, sie könnten das Angebot annehmen. Doch genau das haben sie getan. Und daraufhin bestanden sowohl Shulman wie Sarek auf Ihrer Anwesenheit.«

»Die Tholianer, die Romulaner und die Klingonen werden anwesend sein?« Kirk war verblüfft. Die vollautomatische Arbeitsweise der Recovery hatte ihn von Anfang an bedenklich gestimmt. Er empfand Skepsis gegenüber einem Schiff, das auf sich allein gestellt und ohne menschliche Aufsicht handeln sollte. Insbesondere beunruhigte ihn die Vorstellung, dass ein humanitären Zwecken dienendes Schiff mit Verteidigungswaffen ausgerüstet sein sollte – was ihm so falsch vorkam wie ein Rotkreuz-Schiff des zwanzigsten Jahrhunderts, das man mit Kanonen bestückt hatte –, und genau diesen Einwand hatte er auch vorgebracht. Sein Bericht hatte eine Unmenge von Was-wäre-wenn-Fragen aufgeworfen, die sich alle aus seinen ausgiebigen Erfahrungen mit Computern, die keine lenkende Hand benötigten, ergeben hatten. »Was ist, wenn etwas schiefgeht?«

»Shulman wird dort sein, darauf vorbereitet, jederzeit einzugreifen. Sarek hält die ganze Zeit über Verbindung, sowohl zu unseren Nachbarn wie auch …«

»Seit wann sind Klingonen, Romulaner und Tholianer eigentlich zu Nachbarn befördert worden?«, wollte Kirk wissen. »Soweit mir bekannt ist, sind das Feinde, die nichts anderes im Sinn haben, als uns zu überrennen oder zu vernichten.«

»Genau deshalb ist diese Geste des guten Willens so bedeutsam. Zum ersten Mal haben sich diese vier Gruppen, von denen jede mit allen anderen verfeindet ist, bereit erklärt, an einem friedlichen Unternehmen teilzunehmen. Unser Vorhaben könnte zu einem Wendepunkt in der Geschichte der Föderation werden, Jim.«

Kirk schluckte mühsam eine ganze Reihe von Einwänden herunter und wiederholte schließlich seine Frage: »Was ist, wenn etwas schiefgeht?«

»Aus diesem Grund müssen Sie dort sein«, erklärte Nogura. »Shulman wird zu beschäftigt sein, Sarek zu weit ab vom Schuss, um praktikable Lösungen vorzuschlagen. Damit bleiben nur Sie übrig. Wenn etwas schiefgeht, möchte ich Sie dort wissen, Jim. Der einzige Mann, der, was immer auch geschieht, niemals vergisst, wo er sich befindet, was draußen vor sich geht, und der vor allem weiß, wer seine Feinde sind.«

Kirk überdachte das Gesagte einen Moment, obwohl ihm klar war, dass er diese Ansprache schon des Öfteren vernommen hatte. »Admiral – lassen Sie mich offen sprechen.« Er zwang sich, so gelassen und kontrolliert zu klingen wie Spock in einer vergleichbaren Situation. »Ich bin heute morgen hergekommen, um Sie an Ihr ursprüngliches Versprechen zu erinnern: dass ich als eine Art Feuerwehr eingesetzt werden sollte. Nur wegen dieses Versprechens habe ich die Beförderung zum Admiral akzeptiert. Ehrlich gesagt, Sir, Sie haben Ihr Versprechen nicht gehalten. Wenn Sie das auch weiterhin nicht beabsichtigen, dann sagen Sie das bitte – denn in diesem Fall werde ich den Rücktritt einreichen.«

Noch bevor er das letzte Wort ausgesprochen hatte, entgegnete Nogura: »Aber genau das biete ich Ihnen doch an, Admiral; einen Einsatz als Spezialist für Notfälle.«

»Ist das so, Sir? Für mich klingt das eher so, als sollte ich zusammen mit den anderen Beobachtern Däumchen drehen. Bei allem schuldigen Respekt: Bitte keine weiteren Ausflüchte mehr, Admiral.«

Für geraume Zeit herrschte Stille im Raum. Nogura wandte sich dem Fenster zu und betrachtete die unter den dunklen, rasch dahinziehenden Wolken liegende Golden Gate Bridge.

»Ich weiß, dass Sie nicht glücklich sind, Jim«, sagte er schließlich, »und das tut mir leid. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie wichtig das war, was Sie hier für mich getan haben. Machen Sie diese Simulation mit, und danach unterhalten wir uns noch einmal. Wenn alles gut läuft, schulde ich Ihnen etwas.«

Nun, das war etwas, das Jim bisher noch nie zu hören gekriegt hatte. Ein Gedanke durchzuckte ihn: Wenn er zurückkam, würde die Überholung der Enterprise abgeschlossen sein. Vielleicht könnte er ja den zweiten Jungfernflug des Schiffes übernehmen.

»Sie schulden mir etwas«, wiederholte Kirk und blickte direkt in Noguras dunkle Augen. Als der ältere Mann keine Anstalten machte, dieser Feststellung zu widersprechen, gab er nach. »Also schön, Admiral. Ich packe meine Galauniform ein. Und ich werde Sie an dieses Gespräch erinnern.«

Nogura nickte, und Kirk stellte überrascht fest, dass der Admiral tatsächlich erleichtert wirkte. »Nehmen Sie Riley mit. Er braucht ein paar neue Erfahrungen. Schließlich kann er nicht sein Leben lang Ihr Kindermädchen spielen, auch wenn Ihnen das gefallen würde. Davon abgesehen gehört er zur ursprünglichen Besatzung der Enterprise. Ich erwarte, dass es mit seiner Karriere aufwärts geht, genau wie bei allen anderen.«

Kirk nickte, doch als er das Büro des Admirals verließ, versuchte er vergeblich, einen verräterischen Gedanken zu unterdrücken: Wie bei allen anderen … nur nicht bei ihrem Captain.

Myron Shulman saß an seinem Computer und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er war müde – im Grunde viel zu müde, um diese Programmierarbeit zu beenden. Aber es musste getan werden. Alles musste seine Richtigkeit haben. Während der letzten Simulation hatte es eine leichte Reaktionsverzögerung gegeben. Darüber war er nicht glücklich, ganz und gar nicht glücklich. Er blinzelte und versuchte, sich auf das Programm zu konzentrieren, obwohl die Symbole, Abkürzungen und Sonderzeichen vor seinen Augen verschwammen. Um welches Problem ging es doch gleich? Für einen Moment konnte sich der schlanke, hochgewachsene braunäugige Mann nicht mehr daran erinnern.

Er hatte so lange und so hart an diesem Projekt gearbeitet. Aber das war schon in Ordnung. Er war Marathonläufer und daran gewöhnt, lange Wege zurückzulegen. Myron fuhr sich mit der Hand durch das lange, schwarzgelockte Haar. Das Programm war so wichtig. So wichtig. Warum konnte er sich nicht konzentrieren?

Er blinzelte und starrte wieder auf den Schirm, wo sich das Programm verschob und veränderte, bis es sich zu einem dreidimensionalen Bild rekonfigurierte. Jetzt konnte er das Problem erkennen. Dort war es, in den Sicherheitsmargen. Er manipulierte die Bilder, veränderte die Ränder, zwang sie in neue Formen. Sie musste sich selbst beschützen, die Recovery. Kirk verstand das nicht; er war paranoid, und das durchaus zurecht, nach seinen Erfahrungen mit dem Daystrom-Computer.

Aber Daystrom war zu sehr mit seiner Maschine verbunden gewesen, hatte zuviel von sich selbst eingebracht. Für Myron war die Recovery nicht mehr als ein überdimensionales Rettungsfahrzeug. Und sie gehörte auch nicht ihm, sie gehörte jedem im Universum, jedem, der ihre Dienste benötigte. Sie würde ein echtes Rettungsschiff sein, ausgerüstet, um mit allem fertig zu werden.

Sofern er die Programmierung richtig hinbekam.

Nein, nicht richtig. Perfekt.

Sie musste fähig sein, sich selbst zu verteidigen, sich und all die Leute, die sie in ihren höhlenartigen Innenräumen unterbrachte. Sobald sie sich einmal an Bord der Recovery befanden, mussten die Menschen davon überzeugt sein, dass sie hier absolut und ohne jeden Zweifel sicher waren.

Sicher.

Myron veränderte das Programm, ohne sich eine Pause zu gönnen, bis es vollständig überarbeitet war und seine neue, weiterentwickelte Form angenommen hatte.

»Jetzt«, murmelte er, »jetzt wird sie sicher sein. Kirk wird es schon sehen. Er wird es sehen und verstehen. Jetzt wird sie ihre Mündel schützen …«

Während Shulman zwischen schwankenden Stapeln von Kassetten arbeitete, nahmen seine Programmcodes immer kompliziertere Muster an – Muster, die auf einer Sprache basierten, die Shulman niemals gelernt hatte, und die auf einer Matrix aufbauten, die er nicht verstand. Doch er arbeitete weiter – um es Kirk zu zeigen, um den Erfolg der Recovery sicherzustellen … und zu Ehren der Heiligen Triade.

Kapitel 1

»Willkommen an Bord, Dr. McCoy!« Dr. Angelina Mola empfing ihren zivilen Kollegen mit großer Herzlichkeit.

»Nun … äh … danke, Ma'am«, erwiderte Leonard, während er das mächtige Rettungsschiff Recovery betrat. Es war das erste Mal seit achtzehn Monaten, dass er sich in einem größeren Schiff als einem Zehn-Personen-Shuttle aufhielt, und das Gefühl dabei war ziemlich überwältigend. »Ich betrachte diese Einladung als besondere Ehre.«

»Die Ehre liegt ganz auf unserer Seite, Doktor«, erklärte die stattliche, achtzigjährige Matrone mit einem leichten spanischen Akzent. Sie war einen Kopf größer als McCoy und stand so aufrecht und gerade wie ein Baum.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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