Star Trek - The Next Generation: Wahnsinn - J. M. Dillard - E-Book

Star Trek - The Next Generation: Wahnsinn E-Book

J. M. Dillard

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Beschreibung

Ein gefährlicher Erreger bedroht die Enterprise

Vor achtzig Jahren kam es auf dem Planeten Vulkan zu einer verheerenden Epidemie. Fremdartige Erreger infizierten tausende Vulkanier, was zu massenhaftem Wahnsinn und unvorstellbaren Gewaltausbrüchen führte. Der vulkanische Wissenschaftler Skel hat als Kind seine Familie bei der Epidemie verloren und später sein Leben der Erforschung des Erregers gewidmet. Von zwei Ferengi wird er mitsamt den Behältern, in denen die Erreger eingeschlossen sind, entführt. Als der Wahnsinn die Ferengi erfasst, kann die Enterprise Skel und seine gefährlichen Behälter in letzter Sekunde retten. Doch dann wird ein Mitglied der Enterprise-Crew brutal ermordet. Captain Jean-Luc Picard muss erkennen, dass die Erreger bereits seine wichtigsten Offiziere infiziert haben.

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Vor achtzig Jahren kam es auf dem Planeten Vulkan zu einer verheerenden Epidemie. Fremdartige Erreger infizierten Tausende von Vulkaniern, was zu einem massenhaften Ausbruch von Wahnsinn und unvorstellbaren Gewalttätigkeiten führte.

Der vulkanische Wissenschaftler Skel hat als Kind bei der Epidemie seine Familie verloren und später sein Leben der Erforschung der geheimnisvollen Mikroorganismen gewidmet. Von zwei Ferengi wird er mitsamt den Behältnissen, in denen die Erreger eingeschlossen sind, aus der Akademie auf Vulkan entführt. Als der Wahnsinn die Ferengi erfasst, kann die Enterprise-Crew Skel und seine gefährlichen Objekte in letzter Sekunde retten.

Doch dann passiert das Undenkbare: Ein Mitglied der Enterprise-

J. M. DILLARD & KATHLEEN O'MALLEY

WAHNSINN

Star Trek™

The Next Generation

Prolog

Der kleine Skel schreckte aus dem Schlaf hoch und schlug in der mondlosen Dunkelheit der vulkanischen Nacht die Augen auf. Ein kaum hörbares Geräusch hatte sich in seinen schon verblassenden Traum eingeschlichen und ihn geweckt. Ein Geräusch, das ihn warnen sollte.

Gerade noch rechtzeitig …

Skel bemühte sich, ein Keuchen zu unterdrücken, als er sich ruckartig mit seinen dünnen Armen von der warmen Matratze in eine sitzende Position stemmte. Der verzweifelte Gedanke war nicht sein eigener gewesen.

Rechtzeitig wofür?, fragte er still die Quelle des Gedankens.

Rechtzeitig, um dein Leben zu retten.

Eine telepathische Botschaft? Er runzelte konzentriert die Stirn, aber der Eindruck war vorbei, und als er seine Atmung sorgfältig kontrollierte, ließ die Panik nach.

Schau dich um, Skel, drängte er sich. Du bist zu Hause, in der Stadt Rh'lahr, die so friedlich wie alle vulkanischen Städte ist. Du liegst in deinem bequemen Bett, von deinen eigenen Sachen umgeben, und nur zwei Türen weiter schlafen deine Eltern. Er war zwar erst zehn Jahre alt, aber ein guter Schüler, der sich für Quantenwissenschaften interessierte. Seine Lehrer sagten, dass seine Gefühlskontrolle für sein Alter schon sehr weit fortgeschritten war, und er wusste, dass das eine Ehre für seine Eltern war.

Warum sitzt du dann angsterfüllt im Bett? Er war gefasster, gewiss, aber das ungute Gefühl war immer noch da. Vielleicht hatte er einen Albtraum gehabt, er hatte von dieser Möglichkeit gelesen. Vulkanier träumten nur selten, und Albträume waren selbst bei Kindern höchst ungewöhnlich.

Nein. Er erinnerte sich an einige bruchstückhafte Szenen aus seinem Traum. Es war ein durchweg nicht bedrohlicher Rückblick auf seinen Schultag gewesen … Warum also die Angst?

Weil ich etwas gehört habe. Oder gespürt. Etwas, das ich nicht kenne. Etwas Fremdes, etwas … Böses.

Seine ausgeprägte Ehrlichkeit sich selbst gegenüber zwang ihn dazu, sich zu korrigieren: Ich habe es nicht nur gespürt, ich spüre es immer noch …

Geräuschlos schob er die leichte Bettdecke zurück, unter der er lag, stand auf und tappte barfuß über den kalten Boden. Er blieb an der Tür stehen und verstellte rasch den Kontrollmechanismus, bevor der einfache Sensor ihn wahrnahm und sie öffnete. Statt dessen glitt die Tür nur wenige Zentimeter auf, wobei ihre regelmäßig gewartete Mechanik keinerlei Geräusch verursachte. Skel blinzelte durch den Spalt: Er sah wie erwartet die Wand, auf der seine eigenen kindlichen Kunstwerke aus der Schule holographisch dargestellt wurden; nun war die Wand in die Dunkelheit der Nacht gehüllt.

Und doch hielt diese unlogische Angst vor, das Gefühl, dass trotz der gewohnten Erscheinung seiner Umgebung etwas Schreckliches, Abartiges in der Nähe lauerte. Skel strich eine Strähne schwarzbraunen Haars von seinem spitzen Ohr zurück und drückte dieses an den Spalt, um zu lauschen.

Natürlich würde er nichts hören, außer den leisen Schlafgeräuschen seiner Eltern. Und dann könnte er sich beruhigt wieder hinlegen. Jawohl, das war eine logische Art, mit einem höchst unlogischen Gefühl umzugehen.

Einen Herzschlag lang nichts, und dann … ein Geräusch, so ruhig und leise wie ein Atemzug. Doch es war keiner, denn es schwang Schmerz darin mit. Es war ein Stöhnen. Ein leises, unterdrücktes Stöhnen.

Einer seiner Eltern war krank. Seine Mutter, entschied er, als das Geräusch wieder erklang. Skel runzelte besorgt die Stirn über den schrägen Augenbrauen. Seine Mutter T'Reth war bei einem Campingurlaub einmal einen Abhang herabgestürzt. Skel hatte den Anblick ihres zerschmetterten Unterarms mit dem hervortretenden Knochen und dem verspritzten Smaragdblut nie vergessen. Sein Vater hatte den Bruch sofort geschient, doch obwohl Stunden vergingen, bis sie bei einem Heiler angekommen waren, war kein Ton über ihre aschfahlen Lippen gedrungen.

Wenn seine Mutter nun diese leise Schmerzäußerung von sich gab, musste sie ernsthaft krank sein. Zweifellos kümmerte sich sein Vater um sie. Skel konnte sicher auch etwas für sie tun. Er war schließlich kein Kleinkind mehr. Er war zehn, und seine Gefühlskontrolle war weit fortgeschritten. Er würde seiner Mutter helfen.

Er wollte die Türsteuerung betätigen, zog jedoch schnell die Hand zurück, als ihn eine innere Kraft zurückhielt – ein Gefühl, ein überwältigender Anflug von Furcht und Ekel, der ihn beschämte und verblüffte. Er benahm sich wie ein Kind, aber … das Gefühl war so eindringlich, dass er sich ihm hingab und die Hand wieder senkte.

Leise und vertraute Schritte erklangen im Korridor und bewegten sich auf das Schlafzimmer seiner Eltern zu. Er lauschte mit einer Mischung aus wilder, unvernünftiger Angst und Erleichterung. Das musste sein Vater sein, der zweifellos im Haus herumgegangen war, um die Heiler zu rufen, die sich der Krankheit seiner Mutter annehmen würden. Skel drückte ein an die Dunkelheit gewöhntes Auge an den Spalt. Vielleicht würde der vertraute Anblick seines Vaters ihm helfen, sich zu sammeln und diese kindischen Ängste abzuschütteln.

Er sah eine Gestalt, die sich aus den Schatten löste. Es war sein Vater, genau wie er gewusst hatte. Skel dämpfte die Welle großer, irrationaler Erleichterung, die er verspürte, als er die Gestalt des älteren Vulkaniers beobachtete, der um die Ecke kam; vermutlich war er im Meditationszimmer gewesen. Zuerst konnte er seine Hände sehen: Sie hielten einen großen, schweren Gegenstand aus glänzendem Metall, den Skel erst nach ein paar Sekunden als eine Lirpa erkannte, eine antike zeremonielle Waffe, die den Vorfahren seiner Mutter gehört hatte.

Diesen Anblick verstand der verwirrte Junge überhaupt nicht. Hätte sein Vater nicht eigentlich einen Erste-Hilfe-Kasten tragen müssen, um seiner leidenden Frau zu helfen? Doch als der ältere Vulkanier an Skels Tür vorbei zum elterlichen Schlafzimmer ging, konnte der Junge sein Gesicht sehen und fand diesen Anblick noch viel bestürzender. Denn sein Vater, ein sanfter, besonnener Mann, der sich dem Studium der Logik verschrieben hatte …

Lächelte?

Lächeln? Sein Vater?

Nein, er lächelte nicht. Skel zuckte vor dem Anblick zurück und wagte kaum zu atmen. Er hatte Menschen und Andorianer lächeln gesehen, aber das war kein Lächeln. Es war ein Grinsen. Eine verzerrte Grimasse. Wie er aus seinen Studien wusste, ein Ausdruck schierer, sadistischer Boshaftigkeit.

Er trat von der Tür zurück und schloss die Augen, doch immer noch sah er das schreckliche Gesicht seines Vaters vor sich. Dieses Bild, das war Skel klar, hatte sich für immer in sein Gedächtnis eingebrannt.

In diesem Augenblick überkam ihn so große Furcht, dass er sicher war, noch immer zu träumen; in einem Albtraum gefangen zu sein, so dass all seine Logik und seine Ausbildung nicht imstande waren, die Flut aus Furcht und Todesangst einzudämmen, die ihn überspülte.

Ein weiteres Geräusch: wieder das leise Stöhnen seiner Mutter aus dem Schlafzimmer. Aber diesmal steigerte es sich zu einem schrillen Schrei. Skel hätte sich am liebsten die empfindlichen Ohren zugehalten.

»Lauf! Skel, lauf!«

Er erstarrte. Er war zu verängstigt, um einer solchen Warnung Glauben zu schenken, bis sie nicht nur seine Ohren, sondern auch seinen Geist durchdrang, bis seine Mutter T'Reth ihm ihre Todesgedanken sandte. Der Klang ihrer mentalen Schreie pochte in seinem Kopf und übertönte ihr grauenhaftes wirkliches Kreischen.

LAUF! LAUF, MEIN KIND, LAUF! KOMM NICHT ZURÜCK. LAUF UND VERSTECK DICH! SOFORT! LAUF UM DEIN LEBEN! UND SCHAU NIEMALS EINEM VULKANIER IN DIE AUGEN!

Die furchtbaren Stimmen wollten nicht verstummen, weder die in seinem Kopf noch die in seinen Ohren.

LAUF! LAUF! LAUF!

All seine sorgfältig gepflegte vulkanische Disziplin fiel von ihm ab, und Skel wurde zu dem, was seine Vorfahren vor der Reformation gewesen waren. Wie ein wildes Tier jagte er auf das Fenster zu, riss es auf und sprang mit animalischer Panik in die kalte Wüstenluft hinaus.

Er gehorchte der Stimme und lief und lief und lief über den weichen, kalten Sand auf die weit entfernten schwarzen Berge zu. Seine kurzen Beine strengten sich verzweifelt mit aller jugendlicher Energie an, die ihm zur Verfügung stand. Als er mehr als einen Kilometer von seinem Zuhause entfernt war, seinem Heim, wo einst Logik und Rationalität geherrscht hatten, prallte er plötzlich gegen einen unbeweglichen Gegenstand. Er blickte auf und sah …

Das grinsende Gesicht seines Vaters.

Die Augen des Vulkaniers waren weit aufgerissen, verstört und funkelten vor bizarren Emotionen, als er mit starken Händen Skels Kopf packte und seinen Sohn zwang, mit offenen Augen nach oben in dieses schreckliche Gesicht zu sehen. Die Stimme im Inneren des Kindes schrie lauter: SCHAU NICHT IN SEINE AUGEN. SCHAU NIEMALS IN SEINE AUGEN!

Als Skels Vater das Gesicht des Jungen unsanft auf sein eigenes zuzog, wehrte sich das Kind mit aller Macht, versuchte wegzusehen, der Umklammerung der Hände zu entkommen. Aber das wahnverzerrte Antlitz seines Vaters kam näher, immer näher, bis Skel keine Wahl mehr hatte, als derverzweifelt flehenden Stimme in seinem Kopf nicht mehr zu gehorchen. Er blinzelte und starrte gegen seinen Willen in die einst vertrauten, einst so ruhigen goldbraunen Augen, in denen jetzt mörderischer Wahnsinn brannte … Und er sah sein eigenes Gesicht.

Skel richtete sich kerzengerade in seinem Bett auf. Er atmete so schwer, als sei er gerade ein Wettrennen gelaufen. Eine flüchtige Sekunde hielt ihn der Albtraum noch im Griff, er sah angsterfüllt in die Finsternis und befürchtete, das abstoßend grinsende Gesicht seines Vaters vor sich zu sehen.

Doch niemand starrte ihn aus der undurchdringlichen vulkanischen Dunkelheit an, es war niemand da, nichts außer seinen eigenen Händen, die er wie zur Abwehr erhoben hatte. Mit unbeschreiblicher Erleichterung betrachtete er sie. Es waren die breiten Hände eines erwachsenen Vulkaniers, leicht faltig und mit hervortretenden Adern durchzogen, die Finger abgespreizt.

Und dies war seine Unterkunft in der Vulkanischen Akademie der Wissenschaften, dieselbe Unterkunft, in der er seit fünfundzwanzig Standardjahren schlief. Skel senkte die Hände ohne Umschweife und brachte die Panik, die der Traum ausgelöst hatte, unter Kontrolle, indem er seinen Herzschlag und Blutdruck senkte und in die Gegenwart zurückkehrte. Er war kein zehnjähriges Kind mehr, das für nächtliche Panikattacken anfällig war, sonder ein neunzig Jahre alter Wissenschaftler, ein Experte auf dem Gebiet der Physik und angesehener Forscher. Ganz automatisch nahm er die gewohnte Meditationsstellung ein – die Beine verschränkt und den Rücken durchgedrückt –, aber es wollte ihm nicht gelingen, den passiven Zustand zu erreichen, der nötig war, um seinen Verstand zu beruhigen.

Schließlich piepste sein Kommunikator leise in dem dunklen Zimmer. Er seufzte.

Es war schon peinlich, einen Rückfall in die emotionsgeladenen Albträume zu erleiden. Doch andere mit seinen geistigen Emanationen zu wecken … das war erniedrigend.

Er riss sich zusammen und betätigte dann ein Bedienungselement an der Kommunikatorkonsole. »Ja, Therapeutin T'Son.«

Auf dem Bildschirm erschien das ausgeglichene Gesicht seiner Hausärztin. Ihre pechschwarzen Haare waren so perfekt frisiert, ihre Kleidung so professionell und ordentlich, als sei es zwei Stunden nach Sonnenaufgang gewesen, nicht drei davor. »Skel, ich habe Ihren Traum gespürt. Geht es Ihnen gut?«

Sie half ihm seit Jahren dabei, sich von diesen Albträumen zu befreien. Sie teilten eine mentale Verbindung, es wäre unlogisch gewesen, ihr auszuweichen.

»Ich … komme zurecht. Es war ausgesprochen lebhaft. So eindringlich waren die Bilder schon seit Jahren nicht mehr. Aber es geht mir jetzt besser. Danke für Ihren Anruf.«

»Ich bin Ihre Therapeutin«, erinnerte sie ihn – eine sanfte Zurechtweisung, dass es nicht nötig war, jemandem für das Ausführen seiner Arbeit zu danken. »Sie haben lange und anstrengende Arbeitstage hinter sich. Ihr Schlafrhythmus ist durcheinandergekommen. Sie haben Ihre Ernährung vernachlässigt. Und Sie bemühen sich, eine schwierige Aufgabe noch vor der Technikmesse der Föderation zu beenden. Zweifellos haben diese Faktoren Ihren Traum ausgelöst.«

Sie versuchte, ihm schonend klar zu machen, dass er sich zu viele Gedanken über seine Arbeit und den bevorstehenden Termindruck machte. Sie erinnerte ihn daran, dass ein derart emotionales Stressempfinden für einen Vulkanier unziemlich war. Damit hätte sie auch recht gehabt – was die meisten Vulkanier anging. Aber im Verlauf von Skels Leben hatte ihn das Wiederauftreten seiner Kindheitsängste oft vor drohender Gefahr gewarnt, entweder für ihn oder für die, die ihm nahestanden. Es war, als könnte die telepathische Berührung seiner Mutter ihn sogar von jenseits des Grabes noch erreichen, um ihn zu beschützen, obwohl ihr Katra verloren und in alle Winde verstreut war. Therapeutin T'Son fand diese Erklärung unlogisch und zog es vor, rationalere Gründe für das Auftreten seiner Träume zu finden. Ihr unerschütterliches Beharren auf Vernunft und Wissenschaft halfen Skel, einen Weg durch das Chaos seiner Albträume zu finden. Mit der Hilfe T'Sons waren die Träume immer seltener geworden. Und gerade deshalb fand Skel es so beunruhigend, dass sie ausgerechnet jetzt wiederkehrten.

»Ich kann nachvollziehen, wie Ihre Lebensgeschichte das Verhältnis zu Ihrer Arbeit beeinflusst«, sagte sie, als verstünde sie seine gemischten Gefühle angesichts dieses Problems. »Und ich weiß auch, wie viel sie Ihnen bedeutet. Gerade wegen Ihrer besonderen Umstände müssen wir uns sehr sorgfältig um Ihre Gesundheit kümmern.«

Ihre geistige Gesundheit, meinte sie eigentlich, aber sie war zu höflich, um es auszusprechen.

»Sie haben natürlich recht, Therapeutin«, stimmte er zu, da er sich wieder beruhigt hatte. Es überraschte ihn immer wieder, wie sehr schon das Gespräch mit ihr ihm weiterhalf. Das war auch einer der Gründe, warum sie darauf bestand, telepathisch mit ihm verbunden zu sein. Sie ging davon aus, dass sie ihn nicht so erfolgreich behandeln konnte, wenn sie erst Stunden später von den Träumen erfuhr. Das war eine sehr gute Therapieentscheidung gewesen. T'Son war ihm über die Jahre eine große Hilfe gewesen.

»Denken Sie daran, Skel, Sie sind nicht der einzige Vulkanier, der den Wahnsinn mitgemacht hat. Viele waren davon betroffen. Alle Überlebenden haben Schwierigkeiten. Deswegen teilen wir Heiler unser Wissen über diese Erfahrungen, um unseren Patienten dabei zu helfen, das Gleichgewicht in ihrem Leben wiederherzustellen und ihre Logik und Ausgeglichenheit wiederzufinden.«

»Ja, gewiss, Therapeutin. Ich werde daran denken.« Wie konnte er auch anders? Als junger Mann hatte er jahrelang mit anderen Vulkaniern in seiner Situation und ihren Heilern gesprochen. Sie hatten versucht, sich gemeinsam von ihren furchtbaren Erinnerungen und schrecklichen Erlebnissen zu erholen. Die Erinnerung an die Schreie seiner Mutter, als sie auf furchtbare, sadistische Art und Weise von seinem Vater ermordet wurde – seinem Vater, der der sanfteste und vernünftigste Mann gewesen war, den man sich vorstellen konnte. Er war nie über die Verantwortung weggekommen, nachdem er vom Wahnsinn geheilt worden war. Er war jung gestorben, ein von der Schuld zerbrochener Mann.

»Bitte kommen Sie in meiner Praxis vorbei, bevor Sie heute morgen zur Arbeit gehen, Skel«, sagte T'Son ruhig.

Er verkrampfte sich, weil er wusste, worum sie ihn bitten würde.

»Wir sollten eine Bewusstseinsverschmelzung vornehmen«, teilte sie ihm mit, »damit ich versuchen kann, die schlimmsten Traumerinnerungen zu entfernen. Viele Heiler nehmen an, dass dann nicht wiederholt die gleichen Träume auftreten.«

Er musste schlucken. »Das werde ich tun, Therapeutin«, sagte er dann aber genauso ruhig wie sie. »In Ihrer Praxis, bevor ich ins Labor gehe.«

»Versuchen Sie, wieder einzuschlafen, Skel. Sie haben sich in den letzten Tagen nicht genug ausgeruht. Wenn Sie nicht schlafen können, nehmen Sie eins der pflanzlichen Beruhigungsmittel, die ich Ihnen gegeben habe.«

»Ja, Therapeutin«, versprach er.

Sie nickte, und ihr Bild verschwand vom Monitor.

Er starrte einen endlosen Augenblick lang den leeren Bildschirm an. An Schlaf war nun gar nicht zu denken. Er sollte das Beruhigungsmittel nehmen. Er sollte ihrem Rat folgen, das wäre die logische Entscheidung gewesen.

Aber er konnte die Vorahnung von Gefahr nicht abschütteln, die der Traum hervorgerufen hatte. Er ging zur Kommode, zog den Schlafanzug aus und legte die normale Tageskleidung an. Um diese Uhrzeit würde kaum jemand im Labor sein. Obwohl die Vulkanische Akademie der Wissenschaften sonst nur geringe Sicherheitsvorkehrungen traf, war seine eigene Forschungsarbeit stets streng gesichert und abgesperrt. Er konnte das Alarmsystem und alle Kraftfelder überprüfen. Das würde ganz schnell gehen. Wenn er sich überzeugt hatte, dass alles in Ordnung war, konnte er vielleicht wieder schlafen. Es war nicht logisch, aber er hatte als Kind gelernt, dass es die beste Methode war, mit irrationaler Angst fertig zu werden.

Dann wäre er ausgeschlafener, wenn er in T'Sons Praxis ging und die Mentalverschmelzung über sich ergehen lassen musste.

Als er seine Unterkunft verließ und sich fast geräuschlos durch die Steinkorridore der Vulkanischen Akademie der Wissenschaften bewegte, versuchte er, nicht an den bevorstehenden Termin bei seiner Therapeutin zu denken. Es war unlogisch, die Verschmelzung abzulehnen. Alle Abneigungen waren grundsätzlich unlogisch. Nichtsdestotrotz verabscheute er es, nach seinen Albträumen die Verschmelzung eingehen zu müssen. Es brachte all die furchterregenden Eindrücke an die Oberfläche, und er musste sie noch einmal durchleben, auch wenn er danach nur noch selten unter den gleichen Bildern leiden würde.

Das hieß aber nur, dass sich seine Erinnerungen – die Warnung seiner Mutter – einen anderen Weg in seine Träume bahnen mussten.

Die Sensoren im Labor schalteten das Licht an, als er eintrat. Alles schien noch genauso zu sein, wie er es vor ein paar Stunden zurückgelassen hatte. Er schluckte trocken und zwang seinen Verstand, ruhig zu bleiben. Er führte sich vor Augen, dass das Labor ihn nach einem Traum öfter ängstigte. Selbst die Therapeutin konnte eine gewisse Logik daran nicht abstreiten.

Er ging zum Experimentalbereich und kontrollierte die Computerkonsole, die seine Versuchsobjekte überwachte. Die mehrschichtigen Kraftfelder waren alle aktiviert, und nur er und zwei andere kannten die komplexen Kodes, um sie abzuschalten. Alles war so, wie er es zurückgelassen hatte. Er starrt die Konsole an. Nein, doch nicht alles.

Eine Kontrollleuchte war ausgefallen. Seine Finger flogen über die Steuerung. Eine gewöhnliche Energiezelle musste ausgewechselt werden. Die Kontrollleuchte war sogar bereits gemeldet worden, und ein Techniker hatte Tricordermessungen durchgeführt, um die notwendigen Reparaturen abzuschätzen. Es war eine Kleinigkeit. Nichts, worüber er hätte informiert werden müssen. War sein Traum etwa von etwas so Trivialem ausgelöst worden? T'Son würde es zurecht als reinen Zufall abtun.

Skel bemerkte, dass der Techniker keinen Identikode zurückgelassen hatte. Das war gegen die Vorschrift, und er würde sich darum kümmern müssen. Der Zugang zu diesem Teil des Labors war nur den erfahrensten Mitarbeitern gestattet. Es war zu riskant, unzureichend ausgebildete Arbeitskräfte hier arbeiten zu lassen. Vielleicht war der leitende Techniker mit einem wichtigeren Notfall beschäftigt gewesen. Er nahm sich vor, die Sache zu überprüfen. Er legte großen Wert auf das Einhalten der Sicherheitsvorkehrungen, das lag in der Natur dieses Projekts.

Er ging von der Konsole zur Beobachtungsluke, durch die er seine Versuchsobjekte regungslos hinter mehrschichtigen vulkanischen Kraftfeldern liegen sehen konnte.

Was waren sie doch für unschuldig aussehende Teile, diese elliptischen Behälter, die klein genug waren, um bequem in der Hand gehalten werden zu können. Sie erinnerten Skel immer an ein wunderschönes Lebewesen, das er einmal bei einem Ausflug an einen terranischen Strand gesehen hatte: eine Auster. Denn obwohl sie onyxfarben waren, schimmerten sie doch wie Perlmutt: metallisch blaues, grünes und rosafarbenes Funkeln, das sich stetig wie die Gezeiten änderte. Selbst nachdem er sie ein Leben lang studiert hatte, konnte er noch immer kaum glauben, dass derart einfache, elegante Gegenstände über eine so furchtbare Macht verfügten. Diese beiden Objekte beinhalteten eine ausgesprochen bösartige Seuche, einen mörderischen Wahn, der vor achtzig Jahren die Städte von Vulkan infiziert hatte. Die Seuche war geheilt worden, aber sie hatte ihre Spuren hinterlassen. Die Überlebenden wie Skel und sein Vater waren gezwungen gewesen, ihr Leben trotz der schrecklichen Konsequenzen der Krankheit fortzusetzen. Viele von ihnen hatten sich, wie Skels Vater, nie ganz erholt. Viele hatten, wie Skel selbst, den Genesungsprozess noch immer nicht abgeschlossen.

Es gehörte zu Skels Therapie, dass er vor fünfundzwanzig Jahren die Arbeit seines Vorgängers übernommen hatte. Trotz breit angelegter Forschung und des Einsatzes einiger der hervorragendsten Denker Vulkans hatte man bisher nicht viel über diese Objekte herausgefunden. Sie erzeugten undurchdringliche Kraftfelder, ohne über eine wahrnehmbare Energiequelle oder einen Mechanismus zu verfügen. Doch neuerdings glaubte Skel, wenigstens ein Geheimnis der Felder gelöst zu haben. Diese Entdeckung wollte er mit anderen Föderationswissenschaftlern teilen. Zusammen könnten sie diese fortgeschrittene Technologie nutzen, um der Föderation gegen aggressivere Völker wie die Romulaner zu helfen.

Das Bedürfnis, diesen schrecklichen, fremden Artefakten irgend etwas Positives abzugewinnen, egal was, trieb ihn schon seit Jahren an. Erschöpft betrachtete er blinzelnd die schönen, tödlichen Behälter. Ihm blieben noch Jahre, um sie zu studieren, ihre Herkunft in Erfahrung zu bringen und herauszufinden, wer sie geschaffen hatte. Jahre. Aber nicht ohne Schlaf.

Er betätigte die Sensoren, um das Licht zu dämpfen, und betrachtete das Glühen, das die Objekte von sich aus absonderten. Dabei hörte er plötzlich klar und unverkennbar die Warnung in seinem Geist:

LAUF! LAUF, MEIN KIND, LAUF! SOFORT! LAUF UM DEIN LEBEN!

Entkräftet schloss er die Augen. Trieb ihn die Erinnerung an T'Reths Stimme nun in den Wahnsinn?

Bitte, Mutter. Du bist von uns gegangen, dein Katra ist in alle Winde verstreut. Quäle mich nicht im Schlaf und bei meiner Arbeit. Deine Warnung entbehrt jeder Logik. Hier ist keine Gefahr. Hier ist nur dein Sohn, ein alternder Wissenschaftler, der sich über Termindruck und den unaufhaltsamen Fortschritt der Zeit Gedanken macht.

Die verzweifelte Stimme verklang zu einem Flüstern und verschwand dann gänzlich. Skel drehte sich um und wollte das Labor verlassen und wieder zu Bett gehen, als sein empfindliches Gehör ein kaum wahrnehmbares Geräusch bemerkte: ein leises Rascheln von Stoff.

Er erstarrte und unterdrückte den Drang, einfach wegzulaufen, als sein Herz schneller schlug und sein Körper sich auf eine Auseinandersetzung vorbereitete. Wer konnte um diese Uhrzeit hier sein, in seinem Labor – und sich verstecken? Es gab hier nichts Wertvolles. Nichts außer …

Sein Blick richtete sich wieder auf die fremdartigen Behälter. Es konnte doch wohl niemand so dumm sein und versuchen wollen …

Skels Gedanke wurde von einem Geräusch und einer Berührung unterbrochen. Das Geräusch stammte von leichten Schritten, die so schnell waren, dass Skel sich nicht nach ihrem Urheber umdrehen konnte. Die Berührung war ein hartes, kaltes Stück Metall, das ihm gegen den Lendenwirbel gedrückt wurde.

Ihm war sofort klar, dass es sich um eine Waffe handelte, auch wenn er sich auf diesem Gebiet nicht sehr gut auskannte. So wie sich die Mündung an seinem Rücken anfühlte, nahm er an, dass es ein Phaser war. Der zwergenhafte Wuchs seines Besuchers deutete auf einen Ferengi hin.

»Wissenschaftler Skel«, hörte er eine recht hohe, nasale Stimme sagen, die seine Vermutung bestätigte, »es ist mir eine Ehre. Ihre Hilfe wäre mir sehr willkommen.«

»Wer sind Sie?«, fragte Skel, während er die Entfernung zwischen seiner Hand und dem Alarmknopf am Computer abschätze und überlegte, ob es ihm wohl gelingen würde, ihn zu erreichen, bevor der Eindringling seine Waffe abfeuern konnte.

»Sehen Sie mich … als Ihren Geschäftspartner an. Sie werden Dinge mit mir teilen, von denen wir beide sehr profitieren werden.« Die Waffe wurde tiefer in Skels Rücken gebohrt.

»Wenn Sie jetzt gehen«, sagte Skel mit seinem ruhigsten, emotionslosesten Tonfall, »werden Sie noch flüchten können. Es ist noch keinerlei Schaden entstanden. Ich gebe Ihnen diese Möglichkeit.«

»In diesem Raum gibt es unbegrenzte Möglichkeiten«, zischte der Ferengi. »Und Sie werden sie mir allesamt aushändigen.«

»Ich werde Ihnen nicht helfen«, teilte Skel dem Fremden mit. Er hatte noch nie in seinem Leben etwas so ernst gemeint. Er war bereits mit einer größeren Angst konfrontiert worden, als die meisten vernunftbegabten Lebewesen sie jemals kennenlernen würden. Es gab nichts, was dieser Eindringling hätte tun können, um ihn zur Mithilfe zu bewegen.

»Das werden Sie sehr wohl, Wissenschaftler. Sie werden alles tun, was ich von Ihnen verlange …«

Skel fühlte, wie die Energie des Phaserschusses ihn umgab. Er fühlte, wie sein Körper die Kontrolle verlor. Er fühlte, wie er wie ein Stein zu Boden fiel. Und dann fühlte er gnädigerweise gar nichts mehr.

Kapitel 1

Counselor Deanna Troi stand angespannt in Captain Jean-Luc Picards Bereitschaftsraum. Sie hatte sich genau zwischen den Captain, der hinter seinem Schreibtisch saß, und der Chefärztin aufgebaut, Dr. Beverly Crusher, die mit verschränkten Armen ein paar Meter entfernt stand.

»Doktor«, drängte Picard mit seinem knappen, präzisen Tonfall, »Sie haben immer noch nicht die entscheidende Frage beantwortet: Warum?« Er sah aus unzufrieden zusammengekniffenen Augen nicht die medizinische Offizierin an, sondern das Dokument auf dem Bildschirm seines Computers einen Autopsiebericht.

»Ich habe Ihnen erklärt, warum, Captain«, sagte Dr. Crusher matt. In ihre Erschöpfung mischte sich eindeutig eine Spur Ärger. »Sie hören mir nur nicht zu.«

Deanna fuhr zusammen, als Wellen kraftvoller Emotionen über ihr zusammenschlugen, die diese beiden willensstarken Individuen aussandten. Aber dafür war sie, als Halb-Betazoidin, ja auch da: um ihren Konflikt wahrzunehmen und zu helfen, ihn zu überwinden. Doch dieses Mal bezweifelte sie, dass sie ihnen Antworten bieten konnte. Der Tod sowie der tiefe Ärger und die Trauer, die er hervorrief, waren ausgesprochen schwer zu erklären.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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