Star Trek - The Fall 3: Auf verlorenem Posten - David Mack - E-Book

Star Trek - The Fall 3: Auf verlorenem Posten E-Book

David Mack

4,4

Beschreibung

Die Serien THE NEXT GENERATION, TITAN und DEEP SPACE NINE vereint! Auf Andor kündigt sich eine Katastrophe an. Trotz heroischer Anstrengungen stehen die Andorianer kurz vor dem Aussterben, und die Hoffnung schwindet. Ausgerechnet nun, da zahllose Leben auf dem Spiel stehen, versuchen die Anführer Andors, der Föderation und des Typhon-Paktes aus der Krise politischen Profit zu schlagen. Doktor Julian Bashir weigert sich, der Tragödie tatenlos zuzusehen. Er riskiert alles, um ein Heilmittel für Andor zu finden - und zahlt einen schrecklichen Preis für seinen Mut …

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STAR TREK™

THE FALL

AUF VERLORENEM POSTEN

DAVID MACK

Based onStar Trek and Star Trek: The Next Generationcreated by Gene Roddenberry

Star Trek: Deep Space Ninecreated by Rick Berman & Michael Piller

Ins Deutsche übertragen vonChristian Humberg

Die deutsche Ausgabe von

STAR TREK – THE FALL 3: AUF VERLORENEM POSTEN

wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.

Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Christian Humberg;verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Wibke Sawatzki und Gisela Schell;

Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik; Print-Ausgabe gedruckt von

Titel der Originalausgabe:

STAR TREK – THE FALL: A CEREMONY OF LOSSES

German translation copyright © 2015 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2013 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

™ & © 2015 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

Print ISBN 978-3-86425-780-3 (November 2015) · E-Book ISBN 978-3-86425-742-1 (November 2015)

WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.STARTREKROMANE.DE · WWW.STARTREK.COM

Für die Träumer

HISTORISCHE ANMERKUNG

Diese Geschichte beginnt knapp drei Jahre nach Andors Austritt aus der Vereinigten Föderation der Planeten (STAR TREK – TYPHON PACT»Zwietracht«) und drei Tage nach der Einweihung der neuen Raumstation Deep Space 9 (STAR TREK – THE FALL»Erkenntnisse aus Ruinen«).

Mehrere Schiffe der Sternenflotte befinden sich in den Quadranten Alpha und Beta, um die Sicherheit der Föderation und ihrer Verbündeten zu gewährleisten (STAR TREK – THE FALL»Der karminrote Schatten«).

Der Hauptteil dieses Romans spielt zwischen dem 31. August und dem 19. September 2385, sein Prolog fünf Monate davor, sein Epilog ein Jahr später.

Alles, was ein Mann verraten kann, ist sein Gewissen.− Joseph ConradMit den Augen des Westens (1911)

Dream me a better world and I’ll find a better way.– John FullbrightFrom the Ground Up, »Daydreamer«

PROLOG

So viel Blut. Klebrig und kobaltblau troff es Selleshtalas Beine hinab, zauberte wirre Bahnen auf ihre Waden; es klebte an ihren Händen und verkrustete auf ihren Fingernägeln. Grelles Licht brannte ihr in den Augen. Metallene Instrumente, kälter als der Winter, berührten ihr Fleisch, während panisches Geflüster durch den Raum reiste. Die Welt drehte sich um sie, saphirblaue Panik.

»Atme, Tala.« Shayls Stimme war tief, doch sein kantiges Gesicht in den Schatten verborgen, umkränzt durch das Operationslicht hinter ihm. Der schlanke, groß gewachsene thaan war der älteste der vier Bündnispartner, und er mühte sich redlich, eine beruhigende Aura zu verströmen, als er hinter Selleshtala stand – Tala, für ihre Bündnispartner – und ihren Kopf hielt. »Atme.«

Nervöse Hände umklammerten die ihren. Finger, in Verzweiflung verbunden und doch als Stützen gedacht. An den Seiten des Bettes standen Mara, die äußerst feminine shen der Bündnisgruppe, und der anmutig maskuline chan Thar in Trauer vereint. Thars Gesicht verriet nur wenig von seiner wachsenden Furcht, doch die bitteren Tränen auf Maras Gesicht straften ihr schwaches Lächeln Lügen.

Der kahle, blaue, wulstige Kopf des bolianischen Arztes lugte hinter einem mit azurblauen Blutflecken besprenkelten Vorhang hervor. »Sie machen das großartig.« Seine Worte klangen floskelhaft, hohl. Einem nervösen Tier gleich duckte er sich aus Talas Sichtfeld und flüsterte seiner caitianischen Schwester eine Reihe medizinischer Ausdrücke zu, die prompt davoneilte wie ein Wind mit pelzigen Pfoten.

Uzaveh, hilf mir, betete Tala. Meine Kinder sterben, und mein Schicksal ruht in den Händen von Fremdweltlern. Sie hätte eine andorianische Hebamme bevorzugt. Das war der Plan gewesen. Das erste Shelthreth der Bündnisgruppe war in einer Fehlgeburt geendet, im plötzlichen Tod der beiden befruchteten Eier, die aus Maras Gebärmutter in Talas Beutel hatten übertragen werden sollen. Damals war das Blut auf ihren Händen Maras gewesen, doch die Tränen hatten ihnen allen gehört, genau wie jetzt. Beim zweiten Mal hatten sie sich nach dem Shelthreth zurückgezogen, fort von dem Stress der Städte und dem Druck ihrer alltäglichen Routinen, damit der Nachwuchs die Chance bekam, sich in Frieden zu entwickeln, zu wachsen. Shayls Familie besaß ein zweites Haus im Süden, in einer kaum besiedelten Gegend Andors, die den Verwüstungen des einige Jahre zurückliegenden Borg-Angriffs entgangen war. Ein scheinbar idealer Ort, um dem wahnsinnig hektischen Treiben der neuen Hauptstadt Lor’Vela zu entfliehen. Erst als auch dieses zweite Beisammensein der Gruppe mit einem Mal ins Desaströse abzugleiten drohte, war den Partnern aufgegangen, wie weit sie sich von qualifizierter medizinischer Betreuung entfernt hatten.

Anstatt dass sie ein erfahrener andorianischer Geburtshelfer durch diese Tragödie führte, waren sie der Gnade von Fremdweltlern ausgeliefert. Der Doktor und seine Schwester meinten es gut, aber sie verstanden den wahren Schrecken des Augenblicks nicht. Kein Fremdweltler konnte das.

Sanft ergriff der Mediziner Talas Knie. »Halten Sie still. Das dauert jetzt ein paar Minuten.«

Tala unterbrach ihre Klagelaute mit einiger Mühe. Tränen verschleierten ihr die Sicht. Sie fürchtete sich vor der unausweichlichen Wiederaufnahme des alten Streits, die diese Fehlgeburt mit sich bringen würde.

Thar würde über die Gensequenzen klagen, mit denen die Forscher ihm und Shayl geholfen hatten, Maras Ei zu befruchten und die nicht von dieser Welt stammten. Auch würde er die Yrythny verfluchen, Thirishar ch’Thane und Professorin Marthrossi zh’Thiin, die das biologische Erbe der Yrythny nach Andor gebracht hatten. Er würde sich an den Tholianern stören, die ihnen das Shedai-Meta-Genom aufgebürdet hatten – und im selben Atemzug der Sternenflotte und der Vereinigten Föderation der Planeten abschwören, hatten sie just diese genetischen Daten doch mehr als ein Jahrhundert lang geheim gehalten, während das andorianische Volk auszusterben drohte.

Shayl würde auch sich selbst zürnen, obwohl er doch nichts hätte tun können, die Fehlgeburt zu verhindern. Mara würde sich in Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen suhlen; verkünden, es sei alles ihre Schuld, da sie mit der Empfängnis doch zu lange gewartet hätte – bis fast zu ihrem dreißigsten Lebensjahr.

Sie, das wusste Tala, würde niemand beschuldigen, denn zhen steuerten kein Genmaterial zum Nachwuchs bei … doch es lag kein Segen in dieser Absolution, als der Doktor begann, den verstorbenen Embryo aus ihrem schwachen, zitternden Körper zu entfernen. Ein tauber Druck drang durch die tote Zone ihrer lokalen Betäubung.

Mara und Shayl flüsterten in ihre Ohren, um sie von den unangenehmen Kratzgeräuschen am Ende des Operationstisches abzulenken, von dem stetigen Tropfen des Blutes auf die steinernen Bodenplatten.

Shayl strich schweißnasse weiße Locken aus Talas Stirn. »Halt durch, zh’yi.«

»Versuch dich zu entspannen.« Mara drückte Talas Hand noch etwas fester. »Es ist bald vorbei.«

Ihre Mühen waren vergebens. Ganz egal, wie fortschrittlich, minimalinvasiv und antiseptisch die medizinische Technologie auch geworden war, nichts täuschte über das Grauen hinweg, das die Entfernung toter Embryos aus dem Beutel einer zhen nun einmal bedeutete. Tala schloss die Augen und versuchte, nicht auf die feuchten Klänge des Todes zu achten, die sie zu verschlingen drohten.

Thar küsste ihre Stirn. »Wir sind alle für dich da, Tala. Alles wird gut.«

Sie wusste, dass er log, aber sie liebte ihn dennoch dafür. Sie liebte sie allesamt.

Ein leises Klicken hallte in dem klaustrophobisch engen Raum nach. Der Doktor hatte den Deckel des Behälters für biologischen Abfall geschlossen. Nun reichte er ihn der Schwester, die ihn in beide weißpelzigen Pfoten nahm und schnellen Schrittes forttrug. Medizinische Instrumente summten und sirrten noch einige Momente lang, und dann – just als Tala sicher war, keine weitere Sekunde dieser grauslichen und doch notwendigen Prozedur ertragen zu können – lehnte sich der Doktor zurück und schaltete das OP-Licht ab.

»Fertig.« Er zog sich Mundschutz und Handschuhe aus, stopfte sie in einen Materie-Recycler und näherte sich Tala. »Ihr Beutel hat keinerlei Schaden genommen, und ich vermochte die Blutung zu stoppen. Sie benötigen aber eine Transfusion, um wieder zu Kräften zu kommen.« Er sah zu Shayl. »Können Sie sie binnen dreier Tage in ein richtiges Krankenhaus bringen?«

Ein kleines Nicken von Shayl beruhigte den Chirurgen, der den Raum daraufhin gesenkten Blickes verließ. Als sich die Tür schloss, war der Rest der Bündnisgruppe schon dicht um Tala versammelt, umhüllte sie mit ihrer schützenden Umarmung, verbannte die Außenwelt, sodass sie vier allein sein konnten mit ihrer Trauer, gemeinsam weinen konnten, beschützt vor den urteilenden Blicken Fremder.

Sie sprachen nicht von Vergangenem, nicht von der Zukunft. Ihr Schmerz war zu frisch, zu tief, als dass auch nur einer von ihnen es gewagt hätte. Es gab kein Gestern, gab kein Morgen. Es gab nur diesen Moment und seine bittere Wahrheit.

Das andorianische Volk starb, eine gescheiterte Schwangerschaft nach der anderen …

FÜNF MONATE SPÄTER

September 2385

EINS

Die Metropole Lor’Vela war Andors Hauptstadt geworden, nachdem die Borg Laikan zerstört hatten. Dennoch waren ihre ärmeren Viertel kein Ort, an dem sich ein chan bei Dunkelheit aufhalten sollte. Thirishar ch’Thane – Shar für seine Freunde – eilte von einem Schatten zum nächsten, den Saum seines schmucklosen grauen Mantels fest umklammernd, dem Ziel seines Weges und danach der Heimat näher.

Einst wäre ich stolz gewesen, in meiner Sternenflottenuniform gesehen zu werden.

Der Gedanke weckte bittersüße Erinnerungen. Ein Teil von ihm vermisste die Freiheit jener kurzen Periode fern der Heimat – zuerst auf der Sternenflottenakademie, dann an Bord der U.S.S. Tamberlaine und schließlich als leitender Wissenschaftsoffizier auf Deep Space 9.

Shar hatte diese hart erkämpfte Unabhängigkeit aufgegeben, um auf Drängen seiner Zhavey nach Hause zurückzukehren und den Schwur zu erfüllen, den er in Kindertagen seinen Bündnispartnern gegeben hatte. Doch er war zu spät gekommen. Seine Bündnispartnerin Thriss hatte sich bereits das Leben genommen. Thriss war besonders gewesen, seine Liebe zu ihr anders als die zu den übrigen zwei Mitgliedern ihrer Gruppe. Ihr Tod hatte ihn ins Mark getroffen, seit ihrer Abwesenheit fühlte er sich hohl, unvollständig.

Shar verdrängte die schmerzliche Erinnerung in den dunkelsten Winkel seines Gedächtnisses. Seit Thriss’ tragischer Überdosis waren Jahre vergangen. Er hatte sich einer neuen Bündnisgruppe verpflichtet, an der Zeugung eines neuen Kindes mitgewirkt … das während des Borgangriffs gestorben war, wie seine Bündnispartner. Während des Genozids, der die einstige Hauptstadt des Planeten zu ionisiertem Staub und geschmolzenem Glas reduziert hatte.

Warum ist das Gute nie von Dauer?

Nach dem Angriff der Borg auf Andor veränderte sich die Galaxie so schnell, dass Shar den Überblick verlor. Allianzen lösten sich auf, Rivalen wurden zu Freunden, Partner zu Gegnern. Andor, Gründungsmitglied der Vereinigten Föderation der Planeten, trat nahezu über Nacht aus dieser aus und zwang Shar so, sich zwischen der Sternenflotte und seinem Volk zu entscheiden. Er hegte keinerlei Groll gegen die Föderation, doch er wusste, wo er gebraucht wurde: hier, daheim, als Assistent von Professorin zh’Thiin auf der fortdauernden Suche nach einer verlässlichen, universellen Lösung der andorianischen Fruchtbarkeitskrise. Zu ihrer beider Bedauern blieb dieses noble Ziel außer Reichweite, obwohl niemand den Grund verstand. Sie hatten jede mögliche Mutation des Shedai-Meta-Genoms aus den von den Tholianern erhaltenen Daten untersucht, aber nach jedem Test mit mehr Fragen dagestanden als zuvor.

Der Hall schneller Schritte ließ Shar innehalten. Er blickte hinter sich, sah niemanden, doch das musste nichts heißen. Folgte man ihm vielleicht mittels Bewegungssensor oder via Raumschiff oder Satellit im niedrigen Orbit? Möglicherweise war er auch nur paranoid, doch die Erfahrungen der letzten Zeit hatten ihn gelehrt, das Schlimmste zu erwarten. Reaktionäre Gruppierungen innerhalb der andorianischen Gesellschaft verwehrten sich der Pionierarbeit, die Professorin zh’Thiin und er leisteten, und diese Gegner besaßen mächtige Freunde in der zivilen Regierung. Als wäre das nicht schon schlimm genug, war das, was Shar aktuell tat, nicht gerade legal im eigentlichen Sinne. Moralisch vertretbar, ja. Aber falls man ihn erwischte, konnte er mit dem Argument nicht punkten.

Er huschte in die schmale Gasse zwischen zwei alten Gebäuden und eine Treppe hinunter, die aus dem Berg geschlagen und von den Schritten mehrerer Jahrtausende geformt worden war. Der enge Weg verschaffte ihm ein paar wenige Momente ohne seine Verfolger.

Nun kam es auf Sekunden an. Die Faust voller Geheimnisse, rannte Shar bergab, floh um Hausecken. Wind und Schwung zerrten an seinen weißen Dreadlocks. Er schwang sich über ein Geländer, sprang hinunter und sauste gut fünf Meter tief dem schmalen Ende einer Sackgasse entgegen, wo er hart landete und sich abrollte.

Über und hinter ihm wurden die Schritte schneller. Ärgerliches Geflüster wurde zu wütenden Stimmen. Der Feind näherte sich. Binnen eines Atemzugs war aus der Jagd ein Rennen geworden.

Wie Eisnadeln stach Shar der Wind ins Gesicht. Mühsame Atemzüge entfleuchten ihm, grau stockende Nebelschwaden, die vergingen wie Träume, während er lief.

Ein Phaserstrahl traf über ihm eine Wand, ließ Staub und Funken auf ihn regnen. Shar bog links um die Ecke, schüttelte seinen Mantel ab und hechtete los.

Atemlos dankte er Uzaveh, dem Unendlichen, dass das Oberlicht auf der anderen Seite der Gasse offen stand. Shar sprang hoch und warf seine kleine, kostbare Fracht hindurch. Dann landete er, ging in die Hocke und drehte die leere Futterschale um, von der Unwissende vielleicht vermuteten, dass sie für streunende Grayth gedacht war. So signalisierte er der Kontaktperson, die sicher hinter der Tür verwahrte Nachricht abzuholen.

Blieb nur noch eines zu tun: fliehen.

Heisere Rufe und der laute Schlag von Stiefelsohlen hallten vor Shar durch die Gasse, binnen weniger Momente ergänzt durch ähnliche Geräusche hinter seinem Rücken. Er riskierte es, bog in eine ihm unbekannte Gasse und hoffte, durch sie auf eine Hauptstraße und in die Deckung einer Personenmenge zu gelangen. Stattdessen brachte sie ihn zu einer Wand und einer verschlossenen Tür. Als er sich umdrehte, sah er sich mehreren auf ihn gerichteten Phasern und den Wächtern des Andorianischen Imperiums gegenüber.

»Stopp! Thirishar ch’Thane, Sie sind verhaftet!«

Shar seufzte schwer und hob die leeren Hände. »Aus welchem Grund?«

»Spionage und Hochverrat.« Der leitende Wachmann trat vor und legte ihm magnetische Handschellen aus Duranium an. Sie schlossen sich mit kaltem, finalem Klicken – und ein Schlag gegen den Solarplexus zwang Shar in die Knie. Keuchend kämpfte er um Atem, doch es gelang ihm kaum, Luft zu holen.

Der Wächter sah spöttisch auf ihn herab. »Der war für die Verfolgungsjagd.«

Weitere Wachleute traten vor und packten Shar an den Armen. Er senkte den Kopf, um seine Furcht zu verbergen, während sie ihn fortschleiften. Falls ich einen Fehler begangen habe, werden wir alle sterben.

»Wer gab den Befehl für seine Verhaftung?« Ledanyi ch’Foruta, Vorsitzender des andorianischen Parlaments, stand hinter seinem halbmondförmigen Schreibtisch und ließ seine drei leitenden Berater, die mit gesenktem Blick vor ihm standen, seinen Zorn spüren. Ferrathross zh’Rilah, seine weidenschlanke und willensstarke engste Beraterin, betrachtete tadelnd ihre zwei Untergebenen: Seshivalas th’Larro, den leitenden Experten für Geheimdienstfragen, und Hennisar sh’Donnos, Junior-Beraterin im Bereich Justiz. Das Schweigen der beiden war Wasser auf die Mühlen von ch’Forutas Zorn. »Ich weiß, dass es einer von Ihnen war. Also, raus mit der Sprache.«

Th’Larro – hager und mit verdrießlicher Miene – räusperte sich. »Wie wir aus glaubhaften Quellen erfahren haben, war ch’Thane im Begriff, vertrauliche Forschungsdaten mit Fremdweltlern zu teilen. Wir mussten schnell handeln.« Er warf sh’Donnos einen flehenden Blick zu. »Sie hat es genehmigt.«

»Ich habe eine Observierung genehmigt«, protestierte die shen mittleren Alters.

»Aber er ist geflohen!«

Die leitende Beraterin wirkte ungläubig. »Laut seiner Aussage hatte er keine Ahnung, dass ihn Imperiale Wachen verfolgten.« Sie wandte sich an den Vorsitzenden. »Nach dem Sektor zu urteilen, in dem man ihn aufgriff, ist das sogar plausibel.«

Sh’Donnos sah th’Larro wütend an. »Und selbst wenn nicht, das Gesetz gestattet ch’Thane wie allen anderen Bürgern, sich frei in der Hauptstadt zu bewegen.«

»Und da die Polizei bei seiner Verhaftung keine Datenspeicher an ihm entdeckte«, sagte zh’Rilah, »können wir ihn nicht der Spionage und des Hochverrats anklagen. Und auch sonst nicht. Aktuell dürfen wir schon froh sein, wenn er die Imperiale Wache nicht verklagt.«

Ch’Foruta wandte seinen Gästen den Rücken zu. Verärgert aufgrund der Rückschläge dieses Abends sah er aus dem geschwungenen, hohen Transparastahl-Fenster seines Büros hinaus auf die Hauptstadt und seufzte. »Ich mache mir wegen ch’Thane keine Sorgen. Das wahre Problem ist zh’Thiin, seine Mentorin. Wenn sie nicht gerade für Unruhe sorgt und sich wie die Progressiven für eine Revision unseres Föderationsaustritts einsetzt, macht sie den Massen falsche Hoffnungen und behauptet, sie und ihr Forscherteam seien kurz davor, das echte Heilmittel für die Fruchtbarkeitskrise zu entdecken.« Er warf seinen Beratern einen wissenden Blick zu. »Und je mehr Aufmerksamkeit sie bekommt, desto wilder werden die Extremisten.«

Die Bemerkung schien th’Larro zu amüsieren. »Passen Sie auf, wie Sie über unsere Basis reden.«

»Wir brauchen die Stimmen dieser Grenzgänger. Aber deswegen dürfen sie noch lange nicht die Partei lenken. Sie brauchen Führung. Ich lasse den Namen Treishya nicht beflecken. Und ich garantiere Ihnen: Ein einziger Aufstand genügt, und wir verlieren die Gemäßigten – und mit ihnen diese Koalition.«

Es beunruhigte ch’Foruta stets, wie fragil seine Regierungsallianz im andorianischen Parlament war. Seine Partei Treishya war seit knapp drei Jahren an der Macht, seit publik geworden war, dass die Föderation wissenschaftliche Erkenntnisse der Sternenflotte zurückgehalten hatte, die die genetische Krise Andors vielleicht hätten beenden können. Doch es war eine Sache, die Macht zu besitzen; sie zu behalten, so hatte ch’Foruta gelernt, brachte ganz eigene Herausforderungen mit sich. Nur ein wackliges Bündnis mit den Konservativen der Wahren Erben Andors und einigen Unnachgiebigen von der gemäßigteren Visionistenpartei gestattete es der Treishya, den liberalen Progressiven und ihren Verbündeten aus kleineren Parteien die Kontrolle über das Parlament vorzuenthalten. Und es war schwer, die politischen Wünsche der Bündnispartner zu befriedigen und sich gleichzeitig nicht in ihr Fadenkreuz zu begeben. Wer einem Freund half, erzürnte oft einen anderen.

Die Justizberaterin trat neben den Vorsitzenden und sah ebenfalls auf die Menge hinab, die sich unten auf den Straßen versammelte. »Wie verfahren wir mit ch’Thane?«

Es gab keine perfekte Antwort, daher wählte ch’Foruta die einfachste. »Wir lassen die Anklage fallen.«

Der Befehl machte th’Larro wütend. »Sir! Wenn wir ch’Thane freilassen, machen wir ihn zu einem Volkshelden der Progressiven!«

»Und wenn wir ihn weiter einsperren«, gab zh’Rilah zurück, »machen wir ihn zum Märtyrer. Dann wird er zum Helden, wenn er uns vor Gericht vorführt.«

Die Justizberaterin schüttelte den Kopf. »Wir können nicht einfach das Kraftfeld vor seiner Zelle abschalten und ihn gehen lassen. Die Anklage stammt vom Imperium. Selbst auf obersten Befehl hin würde es mindestens einen Tag dauern, sie aufzuheben und ch’Thanes Entlassung zu veranlassen.« Für einen Moment sah sie besorgt aus. »Wir bekommen doch einen obersten Befehl dafür, oder?

Verächtlich legte der Vorsitzende die Stirn in Falten. »Natürlich.«

Zh’Rilah rieb sich den Zeigefinger mit dem Daumen – eine nervöse Angewohnheit, die sie zeigte, wann immer sie nachdachte. »Wir geben eine Meldung heraus, die Verhaftung sei eine Verwechslung gewesen. Wir entschuldigen uns bei ch’Thane, danken ihm für seine Kooperation, und so weiter. Ich will, dass diese Geschichte schon morgen Abend tot ist. Wir geben den Progressiven keine Munition für mehr als einen Nachrichtenzyklus.« Die Mienen der shen und des thaan waren so ausdruckslos, als warteten beide auf einen Themenwechsel. Mit einem knappen Nicken wies sie ihnen die Tür. »Gehen Sie. Wir sind fertig.«

Die Berater trotteten davon wie gemaßregelte Kinder, und ihre Vorgesetzte schloss hinter ihnen die Tür. Dann sah zh’Rilah zu ch’Foruta. »Sir, das ist Wahnsinn. Wir können die anderen nicht ewig auf Distanz halten. Also? Wen möchten Sie lieber enttäuschen?«

Auch auf diese Frage gab es keine gute Antwort. »Wir regieren nun seit fast drei Jahren und haben so wenig Kontrolle wie eh und je. Unser einziger Segen ist, dass niemand außerhalb dieses Büros genau weiß, wie zerbrechlich die Koalition wirklich ist. Wenn aber die Proteste weitergehen … Wenn die Progressiven die Gemäßigten zurückgewinnen und die Hinterbänkler ausschalten … dann haben wir ein PR-Desaster am Hals. Dazu darf es nicht kommen, Ferra.«

»Ich verstehe, Sir. Wie sollen wir daher mit ch’Thane verfahren? Wenn seine Hinrichtung nicht infrage kommt?«

»Warum unsere beste Option von vorneherein ausschließen?«

»Sie käme nicht gut in der Presse, Sir.«

»Auch wieder wahr.« Gutes Argument. Wie bei vielen seiner wichtigen Unterstützer hing auch ch’Forutas Glück davon ab, dass zh’Thiins und ch’Thanes Forschung Früchte trug. Jeder wünschte sich gesunde Kinder. Doch aus politischen Gründen hegten er und der Rest der Treishya ein Interesse daran, diesen Durchbruch aufzuschieben, bis ihre Macht im Parlament unangreifbar war.

Ch’Foruta ließ sich in seinen Sessel sinken und strich über den Stoff seines weißen Anzugs, seines Markenzeichens. »Lassen Sie ch’Thane seine Arbeit mit Professorin zh’Thiin fortsetzen. Aber ziehen Sie seine Reiseerlaubnis ein, und sagen Sie th’Larro, er soll einen Geheimbefehl unterzeichnen und ch’Thanes sämtliche Kommunikation bewachen und aufzeichnen lassen. Er mag uns dieses Mal entwischt sein, aber irgendwann wird er einen Fehler begehen oder jemand ihm eine Nachricht schicken, die seinen guten Ruf Lügen straft. Dann kriegen wir ihn.« Er faltete die Hände und wartete auf die Zukunft.

ZWEI

Grüne Gischt schlug gegen eine von weißen Scherben gezeichnete Küste. Unzählige Muscheln waren hier angespült worden. Der Stern B’hava’el, den die Bajoraner ihre Sonne nannten, hielt hoch oben Hof, bleichte den blaugrünen Himmel aus, und eine tropische Brise trug den Duft von Dschungelblumen und Salzwasser herbei. Drei Möwen zogen ihre engen Kreise dicht über dem Meer, ihre schrillen Rufe verklangen im stetigen Rauschen der Wellen.

Sarina Douglas spazierte über den Strand der verlassenen Insel, Hand in Hand mit Julian Bashir, und kam sich wie im Paradies vor. Die Schönheit dieses Ortes war fast schon irreal perfekt, wie die Schöpfung eines geschickten Holosuite-Programmierers. Doch es war keine Simulation. Sie und Bashir hatten den Urlaub seit Monaten geplant, und nun, da die neue Raumstation Deep Space 9 ihren Betrieb aufgenommen hatte und auch Krankenstation sowie Sicherheitsdienst endlich betriebsbereit waren, gönnten sich die leitende Sicherheitschefin und der Chefmediziner die wohlverdiente und überfällige Auszeit.

Doch auch wenn sie seine warme Hand in der ihren spürte, wusste Douglas, dass er nicht ganz bei ihr war, nicht in Gedanken. Seine abwesende Miene passte überhaupt nicht zu seiner Strandkleidung, den Sandalen, der marineblauen Badehose und dem weißen Leinenhemd.

Sie drückte die Hand, fest und doch sanft. »He.«

Bashir reagierte kaum, nicht einmal auf ihren enthüllend knappen violetten Bikini oder das türkisfarbene Tuch um ihre Hüfte.

Schweigend gingen sie weiter. Douglas wählte ihre Schritte auf dem feuchten Strand mit Bedacht, achtete auf die Muschelscherben unter ihren nackten Sohlen und sah ihren Begleiter aus Augen an, die von der Schönheit dieser Welt fast geblendet waren. »Alles okay? Ich komme mir fast vor, als sei ich allein hier.«

Ein Lächeln hellte Bashirs Antlitz auf. »Entschuldige.« Er sah zum blassweißen Horizont. »Es fällt mir nur manchmal schwer, loszulassen.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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