Star Trek - The Next Generation 10: Kalte Berechnung - Diabolus ex Machina - David Mack - E-Book

Star Trek - The Next Generation 10: Kalte Berechnung - Diabolus ex Machina E-Book

David Mack

4,3

Beschreibung

Im Zentrum der Galaxis taucht eine gewaltige Maschine auf, groß wie ein Planet, und niemand weiß, woher sie gekommen ist. Ganze Sternensysteme stürzt sie in ein riesiges Schwarzes Loch. Die Enterprise-Crew findet den wahren Zweck der Maschine heraus - und sie stellt eine Bedrohung allen Lebens in der Galaxis dar. Als die Zeit immer knapper wird, begreift Picard, dass es nur eine Person gibt, die es schaffen könnte, die Maschine rechtzeitig aufzuhalten und die galaktische Katastrophe abzuwenden. Aber er hat keine Ahnung, wo er ihn finden kann …

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 433

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,3 (18 Bewertungen)
10
4
4
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



STAR TREK

THE NEXT GENERATION ™

KALTE BERECHNUNG

BUCH III

DIABOLUS EX MACHINA

DAVID MACK

Based onStar TrekandStar Trek: The Next Generationcreated by Gene Roddenberry

Ins Deutsche übertragen vonWibke Sawatzki

Die deutsche Ausgabe vonSTAR TREK – THE NEXT GENERATION: KALTE BERECHNUNG III – DIABOLUS EX MACHINAwird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Wibke Sawatzki;verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Kerstin Feuersängerund Gisela Schell; Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik;Print-Ausgabe gedruckt von CPI Morvia Books s.r.o., CZ-69123 Pohorelice.

Titel der Originalausgabe:STAR TREK – THE NEXT GENERATION: COLD EQUATIONS – THE BODY ELECTRICGerman translation copyright © 2015 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2013 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

TM & © 2015 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

Print ISBN 978-3-86425-787-2 (August 2015) · E-Book ISBN 978-3-86425-737-7 (August 2015)

WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.STARTREKROMANE.DE · WWW.STARTREK.COM

Für Keith, der mir gezeigt hat, wie es läuft.

HISTORISCHE ANMERKUNG

Die Ereignisse der Haupthandlung dieses Romans finden Mitte 2384 statt, etwa vier Jahre und acht Monate nach den Ereignissen des Kinofilms STAR TREK – NEMESIS und sechs Monate nach dem Roman »Kalte Berechnung 1: Die Beständigkeit der Erinnerungen«, in dem der legendäre Kybernetiker Noonien Soong (der nicht so tot war, wie er die Galaxis hatte glauben machen wollen) sein Leben geopfert hat, um seinen Sohn, den Androiden Data, auferstehen zu lassen. Dieser ist nun in persönlicher Mission unterwegs, um sein verlorenes Kind Lal zurückzubringen.

Wenn der Leib nicht die Seele wäre,was ist dann die Seele?

– Walt Whitman, »Ich singe den Leib, den elektrischen«in: Grashalme (1867)

PROLOG

2366

Mein Verstand verabschiedet sich. Admiral Haftel hat gesagt, ich solle ruhig bleiben, aber er weiß ja auch nicht, wie sich das hier anfühlt. Vom Hals abwärts bin ich gelähmt. Ich bin nichts weiter als ein sprechender Kopf, der in diesem Stahlkäfig im Labor meines Vaters an Bord der Enterprise gefangen ist.

Der Admiral hatte schon aufgegeben, als mein Vater immer noch verzweifelt versuchte, meine Positronenmatrix zu stabilisieren. Inzwischen hat auch Vater aufgegeben. Ich merke, wie meine Synapsen zusammenbrechen. Ganze Bereiche meiner Nervenbahnen erlöschen. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Ich weiß bereits, was passiert, bevor mein Vater spricht.

»Lal?« Mit ausdruckslosem Gesicht sieht er mir in die Augen und wartet darauf, dass mein Blick ihn fixiert und ihm zeigt, dass ich noch anwesend bin. »Ich kann das Systemversagen nicht beseitigen.«

»Das weiß ich auch.« Ich hatte gehofft, tapfer zu klingen, aber ich kann die Furcht in meiner Stimme nicht mehr verbergen.

Er klingt zärtlich. »Wir werden uns jetzt trennen.«

Meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich will mich nicht von ihm verabschieden. Mühsam ringe ich um Fassung. »Ich … fühle.«

An seinem Blick erkenne ich, wie er hin- und hergerissen ist zwischen Neugierde und dem Wunsch, mich zu trösten. »Was fühlst du, Lal?«

Weitere Nervenbahnen brechen zusammen. Alle meine Erinnerungen schwinden. Wir haben keine Zeit mehr. Ich muss es ihm sagen, solange ich noch kann. »Ich … liebe dich, Vater.«

Er ist verwirrt, versteht nicht. Er kann es nicht. So wurde er nicht gebaut.

Meine Gefühle sind so schwer zu beschreiben. Ich bin voller Freude, und doch leide ich Qualen. Nichts wünsche ich mir mehr, als meine Gefühle mit ihm zu teilen, als dass er in diesem Moment dasselbe fühlt, aber ich sehe es ihm an – ich bin mit meinem Kummer allein. Muss ich deshalb sterben, weil ich zu viel fühle? Das ist nicht fair.

Er legt den Kopf schief. »Ich wünschte, ich könnte auch so empfinden.«

Wenn ich doch nur eine Hand heben könnte, um ihn zu berühren. »Ich fühle alles … für uns beide.«

Noch einmal spüre ich die Panik wie einen roten Nebel, dann schwinden meine Erinnerungen, unwiderruflich ausgelöscht. In wenigen Sekunden werden meine Haupterinnerungsmodule zerfallen. Angst und Zorn, Trauer und Verwunderung – der Sturm der Gefühle zerreißt mich innerlich. Doch dann sehe ich meinen Vater an, und alles, woran ich denke, ist, wie viel er mir gegeben hat. Mit Mühe bringe ich die Worte hervor. »Ich danke dir für dieses Leben.«

Haupterinnerungsmodule versagen.

Vor meinen Augen spielt sich mein Leben noch einmal rückwärts ab, bevor es für immer verschwindet.

Das lächelnde Gesicht eines Mannes. »Flirten.«

Freude liegt in der Luft. »Lachen.«

Fantasie nimmt Gestalt an. »Gemälde.«

Ich stehe neben meinem Vater. Außer uns gibt es nichts im Universum. »Familie.«

Noch bin ich unbeschrieben, ein Wesen ohne Form. »Weiblich.«

Ein Mechanismus, dazu getrieben, sich selbst zu erschaffen. »Menschlich.«

Ich …

KAPITEL 1

Wesley Crusher hatte im Zentrum der Galaxis Dunkelheit erwartet; er fand einen Sturm vor.

Schon bevor seine Freunde auf Istarral Prime ihn um Hilfe gebeten hatten, hatte er das Beben einer verheerenden Störung im Subraumgefüge gespürt. Das Übelkeit erregende Gefühl einer unbestimmten Bedrohung schien von überall und nirgends herzurühren. Ihr verzweifeltes telepathisches Flehen jedoch war ganz auf ihn gerichtet gewesen, abgestimmt auf seine spezifische psionische Frequenz als Reisender – ein Wesen, das kraft seiner Gedanken nicht nur in der Lage war, sich durch Raum und Zeit zu bewegen, sondern diese auch zu verlassen. Diese Fähigkeit fußte auf einem tiefen, beinahe instinktiven Verständnis des Konzepts, dass Zeit, Raum, Materie, Energie und Gedanken eins waren – harmonische Noten im gemeinsamen Akkord des Seins. Diese grundlegende Tatsache des Universums war so sehr ein Teil von ihm, dass er ihn in jedem Moment der Zeit sehen konnte, jedem Materieteilchen, jeder flüchtigen Idee. Es war eine schöne Wahrheit, die reinste und eleganteste, die er sich je hätte vorstellen können. Inzwischen wurde er durch sie definiert.

Vor vielen Jahren hatte er Freundschaft mit den Istarral geschlossen. Sie waren ein weises und freundliches Volk, dessen Welt ganz am Rand der Galaxis lag, im Gamma-Quadranten, am Ende des Sagittarius-Carina-Arms, wo sie einen alten orangefarbenen Stern umkreiste. Noch nie hatten die Istarral ihr eigenes Sternensystem verlassen, da ihr Planet wenige fossile Brennstoffe oder zur Kernfusion geeignete Elemente aufwies und es so sehr schwer war, die notwendigen Antriebssysteme für rudimentäre Raumfahrzeuge oder gar interstellaren Flug zu entwickeln. Trotz dieser Einschränkungen waren sie jedoch aufmerksame Beobachter des Universums, das sie umgab.

Wesley fand ihre angeborene Neugierde und ihre freundliche Natur so einnehmend, dass er, nachdem er ihre Kultur mehr als ein Jahr lang aus sicherer Entfernung beobachtet hatte, beschlossen hatte, sich ihnen zu zeigen und sein Wissen über den Kosmos mit ihnen zu teilen.

Wie erwartet begrüßten sie ihn, als sei er einer von ihnen, obwohl er nicht unterschiedlicher hätte aussehen können. Da die Istarral sich in einem Urmeer herangebildet hatten, ohne Kontakt zu den Humanoiden, die sich vor Milliarden von Jahren auf so vielen anderen Sternensystemen der Milchstraße entwickelt hatten, ähnelten sie riesigen orangefarbenen Pilzen, die sich auf vier Tentakeln fortbewegten und mit zwei weiteren ihre Instrumente hielten. Sie hatten keine Augen, Münder oder Ohren; stattdessen war ihre Außenhaut besonders empfindlich für die leiseste Veränderung im Luftdruck. So nahmen sie Bewegungen und Hindernisse wahr und konnten auch Teilchenspuren in der Luft erkennen, was einem Geruchssinn schon sehr nahekam, fand Wesley. Meistens kommunizierten die Istarral über den Austausch chemischer Informationen, die sie über ein weltweites Wurzelnetzwerk sandten, das ihre Vorfahren vor einigen Hundert Millionen Jahren hatten wachsen lassen. Diese tiefe, allumfassende Verbindung ermöglichte es den Istarral, in Frieden zu leben. Sie waren alle Teil desselben Ökosystems, derselben Gemeinschaft, derselben Welt.

Kurz darauf hatte er gemerkt, dass ihre Wahrnehmung über die physische Welt hinausging. Sie besaßen psionische Talente, die es ihnen ermöglichten, die Sterne zu erforschen, ohne ihre Heimatwelt jemals zu verlassen. Die Istarral waren begabt in der Astralprojektion und hatten so heimlich die letzten hundert Millionen Jahre galaktischer Geschichte beobachtet. Niemand schien von ihnen zu wissen, aber sie kannten die großen Zivilisationen, mit denen sie eine Galaxie teilten, nur zu genau.

Wesley wusste, dass einige Bewohner anderer Welten die Istarral als bizarr empfinden würden. Für ihn waren sie bewundernswert. Während seiner vielen Besuche hatte er ihre Sprache gut genug gelernt, um ihre Poesie zu erkennen, und er hatte sich geehrt gefühlt, als sie ihm den Spitznamen N’iliquendi gegeben hatten, »Lehrer von den Sternen«.

Inzwischen freute er sich auf ihre Einladungen und hatte schon viele Male ihre Gastfreundschaft in Anspruch genommen. Aber als er ihre letzte psionische Bitte empfangen hatte, hatte er sofort gewusst, dass etwas nicht stimmte. Bei seiner Ankunft war die gesamte Spezies in Panik gewesen, und es hatte Stunden gedauert, einen von ihnen so weit zu beruhigen, dass er in der Lage gewesen war, ihm von der »alles verschlingenden Dunkelheit« hinter »einem Riss im Himmel« zu berichten.

Sobald Wesley seine Sinne darauf eingestimmt hatte, ihre Vision nachzuempfinden, war er ebenso erschrocken gewesen.

Etwas griff aus weiter Ferne nach dem Istarral-System, krümmte das Raum-Zeit-Gefüge, verdrehte und verformte es mit unbekannter Absicht. Mit einem Gedanken, der zu Bewegung wurde, steuerte Wesley sein Schiff, einen mancharanischen Sternenhüpfer, den er Erithacus getauft hatte, die mehr als fünfzigtausend Lichtjahre zum Zentrum der Milchstraße. Dort, das verrieten ihm seine Instinkte als Reisender, würde er die Quelle der Verzerrung finden, die seine Freunde bedrohte.

Nun betrachtete er ein wahres Albtraumszenario. Es war so groß wie ein Planet, aber auf den ersten Blick wusste Wesley schon, dass es künstlich war, geschaffen aus Metall und ungezügelter Kraft. In der Außenhülle befanden sich Spalten, von denen einige geradewegs bis zur anderen Seite des sternenlosen Stahlplaneten zu reichen schienen. Leuchtend violette Wolken umwirbelten ihn wie ausgedehnte Nebel, und in ihrem Inneren zuckten azurblaue und purpurne Blitze auf, wie ein Versprechen von Gewalt.

Ich muss vorsichtig sein, beschloss Wesley. Man kann nie wissen, wie dieses Ding auf aktive Scans reagiert. Um auf Nummer sicher zu gehen, führte er zunächst nur einen Scan mithilfe der visuellen Sensoren durch. Der holografische Projektor in seinem Cockpit zeigte eine verkleinerte Ansicht der Sphäre an. Auf ihrer Oberfläche brannte kein Licht, aber im Blitzen des sie umgebenden Unwetters konnte er sehen, dass die Oberfläche von uralten Kraternarben verunziert wurde und mit unzähligen Apparaten und Gerätschaften übersät war. Tief im Kern der Maschine allerdings pulsierte ein unwirkliches Glühen in Tausenden von Farbschattierungen, die erschienen und wieder verschwanden wie Geister und die auf Aktivitäten von unbekanntem Ausmaß und Zweck hindeuteten.

Das Einzige, was Wesley noch mehr aus der Fassung brachte als die Maschine – denn er war überzeugt, dass es sich bei der riesigen Kugel um genau das handelte, und er wollte sie auch als solche bezeichnen –, war das, was sich dahinter befand.

Eine alles verschlingende Dunkelheit. Eine unersättliche Masse, die pausenlos Materie, Energie, Zeit und Informationen in sich hineinfraß. Ein supermassereiches schwarzes Loch.

Es war nicht die größte Singularität im Zentrum der Galaxis; diese Ehre gebührte Sagittarius A* (ausgesprochen »A Stern«), dem riesigen schwarzen Loch, dessen Masse auf die über viermillionenfache Sonnenmasse geschätzt wurde. Nein, bei diesem gähnenden, unersättlichen kosmischen Abgrund handelte es sich um Abbadon, das von den Astronomen der Föderation etwas schönfärberisch als »mittelschweres« schwarzes Loch bezeichnet wurde, obwohl es auch ein Kampfgewicht von mehr als viertausend Sonnenmassen aufwies.

Aber etwas fühlte sich falsch an. Wo Wesley erwartet hätte, einen Haufen von mehr als zehntausend Sternensystemen zu finden, die das Loch umkreisten, entdeckte er nur Leere. Dann wurde ihm klar, dass Abbadon weit größer war, als es noch vor zehn Jahren gewesen war. Den Sensoren der Erithacus zufolge war die Singularität auf eine Größe von mehr als zwölftausend Sonnenmassen angewachsen, und ihre Akkretionsscheibe hatte sich zu einem feurigen Ring der Zerstörung mit Hunderten von Kilometern Durchmesser ausgedehnt, der sich mit einem Zehntel Lichtgeschwindigkeit drehte, bevor er hinter dem Ereignishorizont für immer verschwand.

Die Sensordaten ergaben für Wesley überhaupt keinen Sinn. Was in aller Welt geht hier vor? Abbadon hätte diese Systeme während der nächsten Hunderte von Millionen Jahren nicht absorbieren sollen.

Blendend helles Licht flammte im Herzen der Maschine auf, und die holografische Darstellung auf der Erithacus verschwand in statischem Rauschen. Selbst wenn Wesley keine Möglichkeit gehabt hätte, zu beobachten, was sich dort draußen abspielte, hätte er mit den geübten Sinnen eines Reisenden wahrgenommen, was geschah. Die Maschine schoss grünliche Energiestrahlen ins All und riss es damit entzwei. Überall um Abbadon herum öffneten sich Wurmlöcher, größer als alles, was Wesley je für möglich gehalten hatte.

Er hatte eine Eingebung, was als Nächstes passieren würde, und betete, dass er falschlag. Dann begann es.

Aus jedem der Wurmlöcher schossen Sterne, gefolgt von chaotisch durcheinanderfliegenden, miteinander kollidierenden Planeten, Monden, Asteroiden und Kometen. Rote Riesen, orangefarbene und gelbe Hauptreihensterne, weiße Zwerge. Erdähnliche Planeten und Gasriesen, Welten mit Ringen oder einfache Wolken aus Staub, Eis und Gestein.

Sie alle gerieten in den unbarmherzigen, unausweichlichen Sog von Abbadon.

Ganze Sternensysteme wurden ausgelöscht, verdammt zu Feuer und Dunkelheit.

Vor Entsetzen konnte Wesley nicht mehr klar denken. Es war eine Sache, zu wissen, dass in einem kosmischen Zeitrahmen, im Laufe von Hunderten von Milliarden Jahren, die Singularitäten bei ihrem unaufhaltsamen Marsch in Richtung Wärmetod des Universums alle Materie verschlingen würden. Eine ganz andere war es, diesen Prozess ohne offensichtlichen Grund oder irgendeine Art der Provokation künstlich beschleunigt zu sehen.

Er öffnete einen Kommunikationskanal und schickte einen Ruf auf allen Frequenzen aus. »Achtung, nicht identifizierte Maschine im Orbit der Singularität Abbadon. Hier spricht Wesley Crusher. Bitte antworten Sie und identifizieren Sie sich.« Lange Sekunden vergingen ohne irgendeine Antwort. Stattdessen wurde ein weiteres Sternensystem von seinem rechtmäßigen Platz gerissen und an den hungrigen galaktischen Tiger verfüttert.

Das Ding muss ich mir genauer ansehen.

Wesley aktivierte den Impulsantrieb seines Schiffs und lenkte es durch eine Lücke in den Nebeln nahe an die Maschine heran. Während er weniger als zehn Kilometer von ihrer Oberfläche entfernt vorbeiflog, war er erstaunt über die reine Größe und fast greifbare Ausstrahlung von Macht. Die passiven Sensoren seines Schiffs bemerkten keinerlei Anzeichen für eine Atmosphäre, weder auf der Oberfläche noch im Inneren. Soweit er es einschätzen konnte, handelte es sich um eine unbemannte Konstruktion, nichts als endlose Schichten von Maschinerie und Kraftwerken, die über alles hinausging, was er in dieser oder irgendeiner anderen Galaxie je gesehen hätte.

Einen Augenblick lang dachte er darüber nach, einen Vorstoß ins Herz der Maschine zu wagen.

Telepathische Schreckensschreie ließen ihn jedoch innehalten.

Alle Stimmen der Istarral schrien gleichzeitig auf und füllten Wesleys Gedanken mit ihrem hilflosen Flehen um Gnade, ihren verzweifelten Klagerufen. Neben Abbadon öffnete sich ein weiteres Wurmloch, ein blauer Mahlstrom, der direkt in den Abgrund führte.

»Nein!« All seine geistige Disziplin verließ ihn. Vergebens sprang er vor, klammerte die Finger so fest, dass die Knöchel hervortraten, um seine Bugkonsole, während er das künstlich herbeigeführte tragische Schauspiel mit ansehen musste.

Zuerst wurde der orangefarbene Hauptreihenstern der Istarral vernichtet, dann die drei inneren, erdähnlichen Planeten. Als die grau-blaue Heimatwelt der Istarral aus dem Wurmloch taumelte, nahmen Tränen der Wut Wesley fast die Sicht. In weniger als einer Minute hatte die rasche Übermacht der Akkretionsscheibe von Abbadon den Stern und alle Planeten in eine leuchtende Masse aus überhitzter Materie verwandelt, die heller als ein Dutzend Sonnen glühte.

Als die benachbarten Gasriesen dem Heimatplaneten der Istarral in die glühende Zerstörung folgten, sah Wesley bereits nicht mehr zu. Mit den Fäusten hämmerte er auf die Kommandokonsole des Schiffs ein und stieß stumme Flüche über seine Hilflosigkeit aus, wütend über die Furcht einflößende Intelligenz, die eine derart grausame Erfindung auf das Universum hatte loslassen können.

Er würde sie aufhalten, daran bestand kein Zweifel.

Er wusste nur noch nicht, wie.

KAPITEL 2

Seine Mutter stellte sich ihm in den Weg. Ein sengend heißer Wind wehte ihr das kupferfarbene Haar ins jung wirkende Gesicht. »Wie oft soll ich dich noch anflehen, es nicht zu tun?«

Data stand unter dem Bug der Archeus. Juliana Tainers Sorgen machten seine Hoffnung, schnell und unkompliziert davonzukommen, zunichte. Sein elegantes, silbrig schimmerndes Raumschiff lag in der Mitte einer Salzebene in einer Wüste, die sich bis über den Horizont erstreckte, unter einem Himmel, der im Licht eines weißen Sterns blass wirkte. Data sah seiner Mutter in die blauen Augen und legte ihr tröstend die Hände auf die Schultern. »Du kannst deine Bitte so oft wiederholen, wie du willst, ich habe mich entschieden.«

Sie runzelte die Stirn, als er neben sie trat, ihren Arm nahm und sie zu der Rampe brachte, die zur Steuerbordluke des Schiffs führte. »Lass mich los, Data! Ich will dich nicht genauso verlieren, wie ich Akharin verloren habe.« Sie entzog sich seinem Griff und fasste ihn dann vorne an seinem naturfarbenen Leinenhemd. »Die Gemeinschaft ist weit gefährlicher, als dir bewusst ist. Lass nicht zu, dass sie auch dich mitnehmen.«

»Mutter, darüber diskutiere ich nicht. Nur Akharin verfügt über das Wissen, das ich brauche, um Lal zu retten – und die Gemeinschaft hat ihn in ihrer Gewalt.« Sanft, aber entschieden löste er ihre Finger von seinem Hemd. »Ich bin sicher, dass es keine andere Möglichkeit gibt.«

Verzweiflung schimmerte in ihren Augen. »Data, du warst nicht hier, als die Gemeinschaft Akharin geholt hat. Du hast nicht gesehen, wozu sie fähig sind. All seine Verteidigungsanlagen, seine Technik – ehe er auch nur wusste, wie ihm geschah, hat die Gemeinschaft sie gegen ihn gewandt. Wenn er nicht seinen Subraum-Rückrufstrahl geopfert hätte, um mich zu retten, hätten sie mich wahrscheinlich inzwischen auseinandergenommen – entweder, um sein Geheimnis zu entdecken, oder, um ihn zum Reden zu bringen.« Tränen der Angst rannen ihr über die geröteten Wangen. »Wenn sie dich gefangen nehmen, was sollte sie davon abhalten, dich dazu zu zwingen, ihnen zu sagen, wo sie mich finden?«

»Wenn sie Akharin diese Information noch nicht entlockt haben, haben sie bei mir ganz bestimmt nicht mehr Glück.« Er stupste sie leicht in Richtung der Rampe. »Und genau deswegen musst du weg von hier. Archeus wird dich zurück auf deinen frei fliegenden Planeten bringen, während ich darauf warte, dass die Gemeinschaft meinen Ruf beantwortet.«

Sie stemmte die Füße in den Boden und widersetzte sich seiner unwiderstehlichen Kraft. »Komm mit mir zurück. Vielleicht finden wir in Akharins Archiven etwas, was du übersehen hast. Wir könnten …«

Data schüttelte den Kopf. »Nein, Mutter. Ich habe mir all seine Aufzeichnungen angesehen, selbst diejenigen, von denen er offensichtlich geglaubt hat, sie seien gegen einen Zugriff von außen verschlüsselt. Das Geheimnis, nach dem ich suche, war nicht dort, und ich bezweifle, dass es das jemals gewesen ist.« Er zog den kompakten Quantensender aus der Tasche und drehte ihn prüfend in den Fingern. Das Gerät war von der Gemeinschaft geschaffen worden, und einer von ihnen hatte es Noonien Soong ausgehändigt, für den Fall, dass dieser je über ihr Angebot nachdenken sollte, ihrem interstellaren Klub herumstreifender künstlicher Intelligenzen beizutreten. »Irgendwie hat Akharin das Geheimnis von Leben und Tod entschlüsselt, und er hat es an dem einzigen Ort versteckt, den er für sicher genug erachtet hat: sein eigenes Gehirn.«

»Er ist ein Genie von einzigartiger Begabung, Data – aber unsterblich oder nicht, er ist bloß ein Mensch. Das heißt, er kann gebrochen werden.« Es war deutlich zu sehen, dass allein der Gedanke an diesen schlimmstmöglichen Fall Juliana an den Rand der Hysterie brachte. »Was, wenn die Gemeinschaft ihm das Geheimnis bereits entlockt hat? Was tust du dann?« Die Frage ließ ihn innehalten. In den wenigen Sekunden, die er brauchte, sich diese hypothetische Situation auszumalen, nahm sie eine Antwort an, die ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigte. »Du hoffst, dass sie ihn bereits gebrochen haben, nicht wahr? Um dir die Mühe zu ersparen.«

Gekränkt wich er zurück. »Selbstverständlich nicht. Ich habe nicht den Wunsch, dass er zu Schaden kommt. Er hat Rhea geholfen, mich wieder aufzubauen, nachdem die Androiden auf Exo III mich auseinandergerissen hatten. Ich verdanke ihm mein Leben – und deines ebenfalls.« Schuldgefühle plagten ihn, als er hinzufügte: »Bereits jetzt bin ich ihm eine Menge schuldig. Aber um meiner Tochter willen muss ich ihn um einen weiteren Gefallen bitten.«

Julianas Angst wich mütterlicher Fürsorge. »Warum, Data? Nach all den Jahren, warum bist du gerade jetzt so versessen darauf, Lal wieder lebendig zu machen?«

»Ehe ich einen Beweis dafür hatte, dass er dich zurück ins Leben geholt hat, konnte ich nicht sicher sein, ob es möglich ist.«

Diese Antwort entlockte Juliana einen zweifelnden Blick. »Ach, jetzt komm. Du musst doch vermutet haben, dass er mich zum Leben erweckt hat, nachdem mein Körper von der Enterprise entwendet worden war.«

Ihre Fragerei begann ihn zu ärgern, obwohl er nicht genau hätte sagen können, weshalb. »Ich konnte nicht auf einen bloßen Verdacht hin meine Pflichten gegenüber der Sternenflotte und meinen Schiffskameraden vernachlässigen.«

Ihr Blick wurde weicher, mitfühlender. »Hast du darüber nachgedacht, dass du einfach nur Nooniens letzte Mission seines Lebens wiederholst? Dass du einfach nur seine eigene Besessenheit, dich von den Toten zurückzuholen, nachempfindest?«

»Du meinst, weil meine Erinnerungen in die Positronenmatrix eingespielt wurden, die mein Vater für seine eigene postorganische Existenz erstellt hat, habe ich seinen väterlichen Antrieb geerbt und diese Gefühle auf Lal projiziert?« Achselzuckend nahm er ihre Theorie zur Kenntnis. »Der Gedanke ist mir gekommen. Allerdings halte ich ihn für irrelevant. Schließlich heißt es doch: ›Wie der Vater, so der Sohn.‹« Er schob sie zum Fuß der Rampe und drehte sie so, dass sie hinaufschaute. »Und wie ich von Anfang an betont habe, ist die Sache für mich beschlossen.«

Ihr gequälter Gesichtsausdruck ließ ihn vermuten, dass sie noch viel mehr zu sagen hatte, es aber aus Respekt vor seiner Entscheidung für sich behielt. Sie hob nur eine Hand und legte sie an seine Wange. »Ich weiß, dass ich dir die Sache nicht mehr ausreden kann. Versprich mir nur, dass du vorsichtig bist. Kannst du das für mich tun?«

Er legte seine Hand auf ihre und brachte ein ermutigendes Lächeln zustande. »Ich versuche es.«

Sie küsste ihn erst auf die linke, dann auf die rechte Wange und wischte sich dann mit dem Handrücken die Tränen fort. »Und versprich mir, dass du mich besuchen kommst, sobald du zurück bist. Ich möchte diese Enkelin kennenlernen, von der ich so viel gehört habe.«

»Falls es mir gelingt …«

»Sobald es dir gelungen ist.«

Er nickte, dankbar über ihre Ermutigung. »Ich werde dir Lal vorstellen.«

»Ich freue mich darauf.« Sie begann, die Rampe hochzugehen, blieb stehen und drehte sich noch einmal um. »Ich liebe dich, Data. Vergiss das nicht.«

»Ich dich auch, Mutter. Pass auf dich auf.« Er winkte ihr nach und trat dann vom Schiff zurück, als Juliana am oberen Ende der Rampe angekommen war. Sobald sie eingestiegen war, schloss sich die Luke, und der Antrieb erwachte summend zum Leben.

Im Kopf hörte er die Stimme der künstlichen Intelligenz des Schiffs, Shakti. Kommst du hier allein zurecht, Data?

Ja, Shakti, alles in Ordnung. Bitte bring meine Mutter nach Hause und achte darauf, dass euch niemand folgt. Ihre Sicherheit liegt mir sehr am Herzen.

Ich verstehe, sagte die künstliche Intelligenz. Sei du ebenfalls vorsichtig. Ich habe Noonien versprochen, auf dich aufzupassen.

Wir sehen uns schon bald wieder, versicherte Data ihr. Bis dahin kümmere dich um meine Mutter.

Verstanden. Die Archeus schwebte nach oben, und dank ihres Antischwerkraftantriebs wirbelte sie kaum ein Sandkorn auf. Das spiegelnde silberfarbene Raumschiff drehte die Spitze nach oben und sauste davon, dann verschwand es in dem farblosen Wüstenhimmel.

Data zog den Quantensender aus der Tasche und drückte den Daumen auf die Aktivierungsschaltfläche des Geräts. Mit diesem einen Daumendruck löste er den Mechanismus aus und teilte der Gemeinschaft Künstlicher Intelligenzen mit, dass er bereit, willens und in der Lage war, sich mit ihnen zu treffen.

Dann ging er zu einem großen Felsbrocken, setzte sich und richtete sich auf eine lange Wartezeit ein.

KAPITEL 3

Nach jedem Maßstab, der Jean-Luc Picard einfiel, war das Leben schön.

Seit über zwei Monaten war die Enterprise auf einer langfristig angelegten Aufklärungs- und Erkundungsmission in einem bisher unerforschten Teil des Alpha-Quadranten, und sowohl das Schiff als auch die Besatzung leisteten ausgezeichnete Arbeit. Seit sie den Föderationsraum verlassen hatten, brachte jeder Tag neue Einsichten in verschiedene Sternenphänomene, die sie bisher nur über die Langstreckensensoren verzeichnet, aber noch nie im Detail untersucht hatten. Das Team der Sternenkartografen hatte in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Xenokultur ein halbes Dutzend bewohnter Welten ausgemacht, deren Bevölkerung fortschrittlich genug erschien, um zu Reisen und Kommunikation in Überlichtgeschwindigkeit fähig zu sein. Mit einem wachsenden Gefühl des Stolzes und der Vorfreude hatte Picard die Berichte gelesen, bevor er sie dann an das Sternenflottenkommando weitergeleitet hatte, zusammen mit der Bitte um Erlaubnis, offizielle Erstkontaktmissionen einleiten zu dürfen.

Auch die Nachrichten aus der Heimat waren ermutigend gewesen. Nach mehreren erhitzten Gesprächen mit dem Typhon-Pakt schien die Spannung endlich allmählich nachzulassen. Der Pakt war an den internen Konflikten zerbrochen, nachdem der Versuch der Breen, sich als dominante Akteure auf der interstellaren Bühne aufzustellen, kläglich gescheitert war. Da die Breen-Konföderation sich so blamiert hatte, zeichneten sich nun neue Anführer und Entscheidungsträger der Koalition ab: das Romulanische Sternenimperium unter der Führung von Praetor Gell Kamemors diplomatisch versierter, reformistischer Regierung und die Gorn-Hegemonie, die ihre alte Freundschaft zur Föderation nicht vergessen hatte. Picard war sicher, dass diese Entwicklung dabei helfen würde, den Frieden in den beiden Quadranten zu wahren.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!