Star Trek - Vanguard 8: Sturm auf den Himmel - David Mack - E-Book

Star Trek - Vanguard 8: Sturm auf den Himmel E-Book

David Mack

4,9

Beschreibung

Das explosive Finale der Saga. "Ich war bis zum Ende da, Kumpel. Bis zum bitteren, blutigen Ende." Vanguard befindet sich im Belagerungszustand. Umgeben von Feinden. Admiral Nogura beauftragt das Spähschiff Sagittarius damit, eine uralte Waffe zu finden, die die einzige Hoffnung der Föderation sein könnte, um die Bedrohung durch die Shedai aufzuhalten ... Qo'noS wird von Skandalen erschüttert. Ratsmitglied Gorkon kämpft darum, eine romulanische Verschwörung aufzudecken, die Mitglieder des Hohen Rates korrumpieren soll. Doch er muss am eigenen Leib erfahren, dass jemand, der einen Kreuzzug führt, wenig Verbündete hat und noch weniger Freunde ⬦ Auch Tholia bewegt sich am Rande des Wahnsinns. Um zu verhindern, dass die Sternenflotte die Macht der Shedai für sich nutzt, entsenden die Tholianer eine Flotte, die nur ein Ziel kennt: Die Shedai zu töten - indem sie Vanguard zerstörten.

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STAR TREK®

VANGUARD

STURM AUF DEN HIMMEL

DAVID MACK

Ins Deutsche übertragen vonStephanie Pannen

BASED UPON STAR TREK®CREATED BY GENE RODDENBERRY

Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – VANGUARD: STURM AUF DEN HIMMEL wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg. Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Stephanie Pannen; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Andrea Bottlinger und Gisela Schell; Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik; Cover Artwork: Doug Drexler; Print-Ausgabe gedruckt von CPI Morvia Books s.r.o., CZ-69123 Pohorelice. Printed in the Czech Republic.

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – VANGUARD: STORMING HEAVEN

German translation copyright © 2012 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2012 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

™, ® & © 2012 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc.

This book is published by arrangement with Simon Spotlight, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

Print ISBN 978-3-86425-034-7 (August 2012) · E-Book ISBN 978-3-86425-050-7 (Juli 2012)

WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.STARTREKROMANE.DE · WWW.STARTREK.COM

Für Dayton und Kevin, mit denen die Reise an die letzte Grenze mehr Spaß gemacht hat, als ich je für möglich gehalten habe. Und für Marco, der uns alle zusammengebracht hat.

Historische Anmerkung

Der Prolog und Epilog dieser Geschichte spielen im April 2270. Der Rest des Romans ist 2268 angesiedelt und fällt mit den Ereignissen der zweiten Hälfte der dritten Staffel der Originalserie zusammen.

Weisheit beginnt am Ende.

– John Webster, Die Herzogin von Malfi (1623)

Prolog

Die Abrechnung

APRIL 2270

Caldos II

Diego Reyes starrte durch die bernsteinfarbene Linse des Whiskeyglases in seiner Hand. »Wie lange waren Sie noch auf der Station, nachdem ich gegangen bin?«

Tim Penningtons Antwort war leise und voll bitterer Erinnerung. »Ich war bis zum Ende da, Kumpel. Bis zum bitteren, blutigen Ende.«

Die beiden Männer saßen in Liegesesseln, die der allmählich niederbrennenden Glut in Reyes’ gemauertem Kamin zugewandt waren. Zwischen ihnen breitete sich Schweigen aus, nur unterbrochen vom gelegentlichen Knacken des brennenden Holzes, das kurzlebige Funken aufstieben ließ. Reyes lehnte den Kopf zurück und genoss die Stille. Sie hatten stundenlang geredet, seit der Journalist kurz vor Sonnenuntergang unangemeldet auf Reyes’ privater Insel aufgetaucht war. Der ehemalige Sternenflottencommodore hatte natürlich die meiste Zeit gesprochen, hatte Lücken gefüllt und Geheimnisse beleuchtet. Er hatte erklärt, was hinter verschlossenen Türen in den letzten Tagen von Sternenbasis 47 geschehen war, die innerhalb der Sternenflotte und in der Öffentlichkeit meist Vanguard genannt wurde. Nun war es spät, und die Luft im Raum war schwer vom Übermaß an Konversation.

Pennington schob die Fußstütze seines Sessels zurück und zog sich auf die Beine. Der schlanke blonde Schotte richtete sich auf und streckte die Arme zur hohen Decke, deren grobe Balken einen Duft absonderten, der an frische Zeder erinnerte. Als der Journalist die Arme wieder senkte, hielt er kurz inne, um seine rechte Schulter zu massieren, an der eine kybernetische Prothese angebracht worden war, nachdem er den Arm ein paar Jahre zuvor bei einem wilden Feuergefecht auf Sternenbasis 47 zwischen der Sternenflotte und den Orionern verloren hatte.

Reyes sah zu, wie Pennington sein Glas nahm und damit zu einem schneeblumenumrankten Fenster ging, durch das man auf den See blicken konnte. Das schwarze Wasser war vom Wind und Mondlicht gefleckt und schien sich unendlich in die Nacht zu erstrecken. Am Ufer des Sees gab es keine Lichter – zumindest keine, die von Reyes’ Haus aus sichtbar waren – also wurde das baumreiche Land nachts zu einer entfernten Erinnerung, verschluckt von der Dunkelheit, bis die Sterne in ihrem Tagesversteck verschwanden.

Der jüngere Mann nahm einen Schluck und starrte aus dem Fenster. »Ich bin nicht sicher, wie viel ich von dem, was ich gesehen habe, erzählen darf.«

Ein weiterer Schluck aus seinem eigenen Glas belohnte Reyes mit einem Mund voll rauchiger Wärme und einer komplexen Süße, in der sich Karamell-, Kirsch- und Eichennoten vermischten. Er genoss das angenehme Brennen des Small Batch Whiskeys, dann richtete er den Blick auf zwei duellierende Flammen im Kamin. »Wenn es hilft, waren Sie niemals hier und wir haben nicht miteinander gesprochen.«

»Das dachte ich mir.« Einen Moment lang starrte er in sein Glas. Im rötlichen Schein des Feuers und inmitten der tanzenden Schatten wirkte er auf Reyes viel älter als noch vor zwei Jahren. Reyes nahm an, dass an den Krähenfüßen um Penningtons blaue Augen und den Sorgenfalten auf seiner Stirn die Dinge schuld sein mussten, die er seitdem erlebt hatte.

Armer Kerl, dachte Reyes bissig. Er sieht ja langsam aus wie ich.

Pennington wandte sich vom Fenster ab und ging zum leeren Sessel zurück. Er stellte sich neben ihn und beobachtete, wie sich Funken aus dem Feuer lösten und im Kaminschacht verschwanden. »Was war das Letzte, was Sie vor der Nachrichtensperre von Vanguard gehört haben?«

»Ich meine mich an einen Unfall auf einem Zivilschiff erinnern zu können.«

Das rief ein ironisches Lächeln auf Penningtons Gesicht hervor. »Ah, ja. Der Warpkernbruch auf der Omari-Ekon.« Er schüttelte den Kopf und warf Reyes einen Seitenblick zu. »Ich habe mich immer gefragt, was nach dem, was geschehen ist, an die Öffentlichkeit dringen durfte.«

Reyes wich dem anklagenden Starren seines Gastes aus. »Ich nicht.« Er erinnerte sich an seine Flucht von dem orionischen Handelsschiff – der Vorfall, der Pennington seinen Arm gekostet hatte. Mit ein wenig Hilfe des Geheimdienstoffiziers T’Prynn hatte Reyes die Navigationsaufzeichnungen des orionischen Schiffes gehackt und die Koordinaten des Herkunftsortes eines Artefakts gestohlen. Die Sternenflotte war davon überzeugt gewesen, dass dieses Artefakt als Waffe gegen die Shedai eingesetzt werden konnte, ein uraltes Volks, das über furchterregende Kräfte und geheimnisvolle Fähigkeiten verfügte. Auch wenn Reyes’ und T’Prynns Flucht vom Schiff zu einem Blutbad geführt hatte, war es der Sternenflotte gelungen, politische Konsequenzen zu vermeiden, indem sie die Schiffseigentümerin Neera von jeglicher Schuld an der Schießerei freisprach und sie mitsamt ihrer Besatzung auf den Weg schickte.

Was keiner der Admiräle im Sternenflottenkommando ausgesprochen hatte, war die Tatsache, dass sie es der Omari-Ekon nicht erlauben konnten, Vanguard mit den Informationen zu verlassen, die sie besaß, und womöglich in die Hände der Klingonen, Romulaner, der Tholianer oder irgendwem sonst zu fallen, der um die Macht in der Taurus-Region kämpfte. Also erlitt die Omari-Ekon konsequenterweise kurz nach Verlassen der Patrouillenzone eine plötzliche, katastrophale mechanische Fehlfunktion. Und genau wie Reyes vermutet hatte, meldete das erste Schiff, das das Wrack erreichte, keine Überlebenden.

Er kratzte sich an seinem bärtigen Kinn und warf Pennington einen aufmerksamen Blick zu. »Und was jetzt?«

»Fair ist fair, oder? Sie haben mir Ihre Geheimnisse erzählt, nun erzähle ich Ihnen meine.«

»Nur wenn Sie vorhaben, noch mehr von meinem Whiskey zu trinken.«

Pennington sah einen Moment lang sein Glas an. Oder vielleicht starrte er auch hindurch, während seine Gedanken Lichtjahre entfernt waren. Reyes war sich nicht sicher. Der Mann spitzte die Lippen. »Es gibt ein paar Dinge, die ich nur aus zweiter Hand weiß. Einiges davon habe ich von Zeugen erfahren, anderes ist nicht mehr als Hörensagen. Ich habe mitgeschnittene Übertragungen und Transkripte, Sensorlogbücher und freigegebene Berichte. Aber ein paar der Lücken musste ich mit Vermutungen füllen. Ich bin ziemlich sicher, dass das, was ich Ihnen jetzt erzähle, der Wahrheit entspricht, aber bei einigen Sachen kann ich nicht sagen, ob es genau so passiert ist. Verstehen Sie, was ich Ihnen damit sagen will?«

Reyes nickte. »Sicher.«

»Gut.« Pennington machte es sich mit einem erschöpften Seufzen wieder auf dem Liegesessel bequem. Er lehnte sich vor, schnappte sich die Whiskeyflasche, zog den Korken heraus und füllte sein Glas wieder auf. Dann reichte er Reyes die offene Flasche. »Ich würde mir an Ihrer Stelle auch wieder nachschenken, Kumpel. Wenn Sie die Geschichte hören, die ich Ihnen jetzt erzähle … werden Sie es brauchen.«

TEIL 1

STERBLICHE WERKZEUGE

2268

Kapitel 1

Die Telinaruul haben uns zum letzten Mal Unrecht angetan.

Die Wanderin übertrug ihre telepathische Kriegserklärung an die Tausenden von Shedai, die sie auf dem Gipfel eines Basaltberges auf dieser Feuerwelt umgaben. Ringsum wand sich ein Meer aus geschmolzenem Gestein und stieß überhitzte Gase in die dünne Atmosphäre des neu geschaffenen Planeten. Über ihnen leuchtete ein Mond durch sein inneres Feuer und dominierte den schwarzen Himmel. Sein infernalisches Glühen überstrahlte die kalten Funken aus Sternenlicht.

Sie haben gestohlen, was unser ist, als hätten sie ein Recht auf unser Vermächtnis. Sie teilte mit den anderen Serrataal ihre Erinnerungen an das Kristallgefängnis, in dem sie gefangen gehalten worden war. Nun reißen sie die Waffen unserer alten Feinde, der Tkon, an sich. Wellen der Antipathie strahlten von der Menge unter ihr aus, als sie den Namen ihrer vor langer Zeit ausgelöschten Feinde erwähnte. Wenn sie die Kontrolle über dieses Schreckensinstrument erlangen, wird keiner von uns mehr sicher sein. In diesem Augenblick halten die Telinaruul niemand anderen als den Vorvater gefangen.

Schock und Abscheu strömten durch den geteilten Gedankenraum ihres eilig zusammengerufenen Kolloquiums. Doch auch Wellen des Zweifels schimmerten der Wanderin entgegen, und der Protest des Hüters war in Töne der Ungläubigkeit getaucht. Der Vorvater ist ein Mythos! Eine Überlieferung, um unsere vergessenen Ursprünge zu erklären.

Er existiert, erwiderte die Wanderin und bot ihre Erinnerung an einen flüchtigen Kontakt mit dem Vorvater ihrer interstellaren Dynastien an. Der Erste und Größte unserer Art wird von den Waffen geknechtet, die unsere Feinde gegen uns verwenden wollen. Wir müssen diese unverschämten Emporkömmlinge bestrafen, die sich für uns ebenbürtig halten.

Widerstand stieg vom Richter auf. Versuche nicht so schnell, uns gegen diese neuen Telinaruul aufzustacheln, warnte er. Sie sind mächtig geworden, während wir geschlafen haben. Hast du bereits vergessen, wie sie uns auf Avainenoran abgeschlachtet haben? Oder unsere Verluste durch den Verrat des Widersachers?

Die Wanderin kochte vor Wut. Ich habe nichts davon vergessen. Aber selbst allein konnte ich mit Leichtigkeit durch ihre sogenannte Festung schneiden. Unsere Zahl ist mehr als ausreichend, um alle Welten, die sie kontrollieren, zu zerstören und ihr Volk zu versklaven.

Ihrer Erklärung wurde mit Tönen des Zweifels begegnet, am stärksten von der Rächerin. Sie hob ihr Wesen über die Masse, um die Wanderin direkt anzusprechen. Sag uns, junges Ding, wie sollen wir deiner Meinung nach diesen neuen Feind bekämpfen, der sich im tiefen Raum versteckt, Lichtjahre von der nächsten Verbindung entfernt? Sollen wir zulassen, dass sie uns alle gefangen nehmen und auf einen glücklichen Zufall warten, so wie der, durch den du dich befreien konntest?

Die Frage löste einen Sturm der Panik aus. Furcht überspülte die Wanderin wie eine Woge aus Gift und verursachte ihr Übelkeit. Das war nicht die Art der Shedai, nicht die Stimme des Volkes, die sie seit vielen tausend Jahren kannte. Was war aus ihnen geworden? Hatte der Widersacher recht damit gehabt, sie zu verdammen? Waren die Shedai erstarrt und degeneriert? Sie weigerte sich, das zu akzeptieren. Sie bündelte ihre Stärke und entgegnete der wachsenden Welle der Furcht mit einer erdrückenden Ermahnung: Ruhe! Das chaotische Geschrei erstarb, und sie fuhr fort. Wir haben schon vor langer Zeit Kriege gegen entfernte Feinde geführt, und wir können es wieder tun. Unser Fehler im Zeitalter vor dem Düsteren Erwachen bestand darin, dass wir durch Stellvertreter gekämpft haben. Nie wieder. Ich werde dafür sorgen, dass die Telinaruul durch meine eigene Hand gerichtet werden. Ich werde ihrem Flehen um Gnade und ihren verzweifelten Schreien der Kapitulation lauschen und sie alle ignorieren, während sie in der Dunkelheit und der Stille vergehen, in der kalten Leere, in die sie sich niemals hätten wagen sollen.

Viele Serrataal reflektierten die Aura der Wanderin und signalisierten so ihre Unterstützung in dem Krieg, den sie heraufbeschwören wollte. Und doch blieben Reste des Widerstands. Der Bote und der Weise strahlten Zweifel aus. Beide waren wichtige Persönlichkeiten und ehemalige Mitglieder des engsten Kreises der Schöpferin, der Elite innerhalb der Kaste benannter Shedai.

Mit Tönen der Geringschätzung fragte der Weise: Warum sollten wir dir in den Krieg folgen? Wir haben der Schöpferin unsere Loyalität geschworen, nicht dir.

Auch ich habe der Schöpferin Treue geschworen, aber sie ist nun fort, über die weiteste Verbindung hinaus. Und der Fehler der Telinaruul, der mich befreit hat, hat mich außerdem stärker gemacht, als ich je war. Vielleicht sogar stärker als dich, Alter.

Die Essenz des Weisen verdüsterte sich vor Groll. Ich werde meine Loyalität keinem Kind schwören – nicht einmal einem so mächtigen wie dir.

Seine Zurückweisung erzürnte die Wanderin. Hast du selbst vor, uns anzuführen?

Unsere Führer wurden immer nach Alter ausgewählt, unterbrach der Bote. Der Hüter ist unter uns Verbliebenen der älteste.

Die Wanderin nahm die Bemerkung des Boten zum Anlass, ihre Wut auf den Hüter zu richten. Und was sagst du dazu? Wirst du Krieg billigen, um die Ordnung zu bewahren? Oder einen erneuten galaktischen Schlafzyklus anordnen, während die Telinaruul unsere Geheimnisse gegen uns und gegeneinander einsetzen?

Während sich die versammelten Shedai auf den Hüter konzentrierten, wuchs die Erwartung immer weiter an. Doch er schien den schrecklichen Ernst der Situation zu spüren, blieb einen langen Moment still und überlegte sich seine Antwort. Wenn ich die Entscheidung zu treffen habe, sagte er. Dann wüsste ich gerne deine Antwort auf die Frage der Rächerin. Wie sollen wir diese neuen Feinde bekämpfen? Schlägst du vor, dass wir sie in unsere Reichweite locken?

Die Wanderin sammelte ihr Selbstvertrauen, um ihren Worten die Kraft der Autorität zu verleihen. Nein. Wir werden unseren Kampf zu den Telinaruul bringen und sie dort vernichten, wo sie sich am sichersten fühlen. Wir werden ihre kümmerlichen Raumschiffe zerschmettern und ihre vielgepriesene Sternenbasis in Trümmer legen. Dann befreien wir den Vorvater und lassen uns von ihm zeigen, wie wir die Galaxis von diesem Ungeziefer säubern – beginnend mit denen, die sich die Föderation nennen.

Die letzten Angehörigen der Shedai-Hegemonie, die sich auf dem schwarzen Hang versammelt hatten, warteten auf die Verkündigung des Hüters, auf die Erklärung, die das Schicksal ihres Volkes, ihres Vermächtnisses und der ganzen Galaxis bestimmten würde. Hoch über ihnen wanderte der dunkle Mond über den stygischen Himmel. Weit darunter kochte ein Meer aus Magma und Feuer. Eine entfernte Eruption erschütterte den Planeten von seinem geschmolzenen Kern bis zu seiner schwarzen Hülle. Dann kam der Moment der Entscheidung.

Der Hüter glühte vor Stolz.

Ich wähle den Krieg.

Kapitel 2

Admiral Heihachiro Nogura stand allein vor einer Scheibe aus transparentem Aluminium, die ihm eine ungehinderte Aussicht auf die Hauptandockrampe von Sternenbasis 47 bot. Dutzende Meter unter ihm war das Spähschiff Sagittarius an die Luftschleuse von Bucht zwei angeschlossen. Seine makellose Hülle zeugte vom Können seines Chefingenieurs und der Reparaturteams der Sternenbasis. Sie hatten fachmännisch alle Spuren der vergangenen Schrecken entfernt, die das kleine Schiff in den vergangenen Jahren hatte aushalten müssen.

Damit ich es losschicken kann, um wieder beschädigt zu werden.

Das Schiff und seine Mannschaft in Gefahrenzonen zu entsenden, war kein Problem für Nogura. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre das Schiff der Archer-Klasse schon vor Wochen wieder aufgebrochen. Es machte ihn wütend, dass es aus Gründen, die außerhalb seiner Kontrolle lagen, immer noch hier war anstatt auf dem Weg zu einer der wichtigsten Mission, mit denen es jemals betraut worden war. Und er hatte kein anderes Schiff, das für die Sagittarius einspringen konnte.

Er hörte im leeren Korridor Schritte, die langsam näher kamen. Er blickte nach rechts, aber der Verursacher des Geräuschs war noch nicht zu sehen, sondern irgendwo hinter der langen Kurve des Ganges verborgen, der einmal um den Kern der Station führte, ein Stockwerk über dem kathedralenähnlichen Hauptraum des Andockbereichs. Nogura bevorzugte es, die Schiffe unter seinem Kommando von dieser abgeschiedeneren Position aus zu bewundern. Es handelte sich um einen Wartungsgang, zu dem nur eine Handvoll Personal Zutritt hatte. Ein Großteil der inneren Sektionen war versiegelt, um als Luftraum über den weitläufigen Reparaturbuchten zu dienen. Diese nahmen mehr als ein Dutzend Decks im Inneren des Hauptkerns ein, der an die Andockrampe im unteren Bereich der riesigen Untertassensektion grenzte.

Die Schritte klangen jetzt sehr nah und hallten laut auf dem glänzenden Duraniumboden. Noguras Besucher trat um die Biegung im Gang, und er erkannte mit einem Blick, dass es sich um Lieutenant T’Prynn handelte, der Geheimdienstoffizier der Station. Die hochgewachsene, athletische Vulkanierin trug eine rote Minikleiduniform und kniehohe schwarze Stiefel. Auf ihrem Abzeichen war das Emblem der Sicherheitsabteilung zu sehen. Ihr glattes schwarzes Haar reichte bis zur Mitte ihres Rückens und wurde von einem Band in ihrem Nacken zusammengehalten. In ihrem Gürtel steckte eine Datentafel und ihr Gang war stolz und aufrecht.

Nogura wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Sagittarius zu, während T’Prynn neben ihn trat. Sie wartete, bis er ihre Ankunft durch einen Blick auf ihr Spiegelbild in der Aluminiumfensterscheibe zur Kenntnis genommen hatte. Erst dann sagte sie scharf: »Admiral.«

Die Stimme des kleingeratenen Flaggoffiziers war so tief wie das Meer und klang rau. »Wie lautet dieses Mal die Entschuldigung?«

Seine grobe Frage überraschte T’Prynn, und einen Moment lang schien sie eine für eine Vulkanierin typische sarkastische Erwiderung zu formulieren. Dann antwortete sie ihm einfach: »Die Romulaner und die Klingonen haben ihre Patrouillen in den Sektoren um Vanguard erhöht, und sie scheinen ihre Aktivitäten zu koordinieren.«

»In anderen Worten die gleiche Ausrede wie letztes Mal.« Er schüttelte frustriert den Kopf. Die Aussicht auf eine weitere unbestimmte Verzögerung gefiel ihm nicht. »Wir können nicht einfach herumsitzen und darauf warten, dass die Klingonen und Romulaner mal nicht aufpassen. Dieser entkommene Shedai könnte jederzeit zurückkehren – und wenn er seine Freunde mitbringt, stecken wir ganz schön in Schwierigkeiten.«

T’Prynn nahm eine etwas entspanntere Haltung ein. »Da stimme ich Ihnen zu. Wenn Eremar die Quelle des Mirdonyae-Artefaktes ist, müssen wir ihn untersuchen, bevor jemand anders ihn findet.«

»Ganz genau«, sagte Nogura. »Aber es wird uns nichts nutzen, wenn die Klingonen oder Romulaner der Sagittarius zu diesem Pulsar folgen. Im besten Fall platzen sie dazwischen und stehlen uns die Artefakte unterm Hintern weg. Und im schlimmsten zerstören sie dabei noch die Sagittarius. Es reicht nicht, Nassir und sein Schiff dorthin zu bringen. Wir müssen sie mit der Beute auch wieder zurückholen.«

T’Prynn übergab Nogura die Datentafel. »Ich habe einen Plan, der zumindest den ersten Teil unserer Mission bewerkstelligen könnte.«

Er nahm die Tafel entgegen und überflog ihren Inhalt. »Fassen Sie es für mich zusammen.«

»Eine Ablenkung. Zuerst machen wir ein kleines Schiff mit Warpantrieb zu einem Doppelgänger der Sagittarius. Dann schicken wir es als Ablenkung auf dem direkten Weg nach Eremar.«

Nogura sah die Vulkanierin finster an. »Und wo genau sollen wir das Duranium, den Treibstoff und die Warpgondeln auftreiben, um diese Drohne zu bauen?«

»Die haben wir bereits. Sie befinden sich in Reparaturbucht eins und warten darauf, zusammengebaut zu werden.«

Als ihm klar wurde, dass der Plan längst in Bewegung gesetzt worden war, räusperte er sich und überflog erneut den Inhalt der Datentafel. »Weiter.«

»Wir tarnen den Start der Sagittarius, indem wir sie in der Hauptladebucht eines größeren Schiffes verstecken. Dieses Schiff wird sie zum Iremal-Sternhaufen bringen, einem stellaren Phänomen, das dafür bekannt ist, Kurz- und Langstreckensensoren durcheinanderzubringen. Sobald das Schiff den Sternhaufen erreicht hat, geht die Sagittarius auf neuen Kurs, während ihr Transportschiff den alten beibehält. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Sagittarius Eremar unentdeckt erreichen wird, falls sie ohne Zwischenfall in Iremal ankommt.«

Nogura atmete langsam aus. Es war weniger ein Seufzen als ein verlängerter Ausdruck der Empörung. »Ich sehe mehrere Fehler an Ihrem Plan, Lieutenant.«

T’Prynn legte den Kopf schief, und ihr Gesichtsausdruck verriet Neugier. »Könnten Sie etwas spezifischer werden, Admiral?«

»Zunächst einmal wird das Schiff, das sie als Ablenkung bauen wollen, von einem Dutzend klingonischer und romulanischer Kriegsschiffe gejagt werden, sobald es unsere Patrouillenzone verlässt.«

Sie deutete auf die Tafel in ihrer Hand. »Das habe ich bereits bedacht, Sir. Bei der Ablenkung wird es sich in Wirklichkeit um eine unbemannte Drohne handeln, ausgestattet mit Sensorfeedbacksystemen, um die Illusion einer lebenden Mannschaft zu schaffen. Wie auf Seite sechs meines Antrags beschrieben.«

Er klickte zu der Seite vor und sah, dass sie die Wahrheit sagte. »Also gut. Dann können Sie mir vielleicht auch sagen, wie Sie es bewerkstelligen wollen, die Sagittarius in die Frachtkammer eines anderen Schiffes zu quetschen. Sind die meisten Schiffe, die von hier abfliegen, nicht normalerweise vollkommen überfüllt?«

»Unter normalen Umständen, ja. Wir würden die außerordentliche Maßnahme ergreifen müssen, ein Zivilschiff von ausreichender Kapazität zu beschlagnahmen, um die List durchzuführen. Als Resultat würden die komplette Fracht und alle zivilen Passagiere aus dem ausgewählten Schiff geräumt.«

Nogura betrachtete sie misstrauisch. »Ich nehme an, dass es sich bei dem Schiff mit ‚ausreichender Kapazität‘ um den Frachter Ephialtes handelt?«

»So ist es.«

»Und Ihnen ist wahrscheinlich auch klar, dass Captain Alodae das nicht kampflos hinnehmen wird.« Er wartete auf T’Prynns Antwort, aber sie schwieg. Trotz all ihrer Behauptungen, dass sie nach ihrer langen Genesung von einem mentalen Zusammenbruch wieder in der Lage sei, ihre Emotionen durch Logik zu kontrollieren, vermutete er dennoch, dass sie dies auf seine Kosten genoss. »Er muss nicht mehr tun, als sich im JAG-Büro auszuheulen.«

Sie senkte das Kinn, was ihrer Miene eine verschwörerische Note gab. »Ich behaupte nicht, eine Expertin in Rechtsfragen zu sein, aber ich bezweifle ernsthaft, dass Captain Alodae aus einer solchen Auseinandersetzung siegreich hervorgehen würde.

»Sie haben eine Antwort auf alles, oder?«

»Ich bemühe mich stets, vorbereitet zu sein, Sir.«

Er studierte ein paar weitere Absätze von T’Prynns Missionsantrag, obwohl sie seine Zweifel keineswegs zerstreut hatte. »Nehmen wir einmal an, dass wir Ihren Plan durchführen, ob es Captain Alodae nun passt oder nicht. Es könnte genauso gefährlich sein, eines unserer Schiffe als Gepäck in einem Superfrachter mitreisen zu lassen, wie die Sagittarius ohne Tarnung loszuschicken. Vor allem wenn ihre Reise an einen Ort geht, an dem die Sensoren versagen, und an dem quasi ein Schild mit der Aufschrift ‚Hinterhalt‘ hängt. Und selbst wenn diese absurde Ablenkung funktionieren sollte, sehe ich hier keinen Vorschlag, wie wir unsere Leute wieder sicher von Eremar nach Hause bringen sollen.«

Ein widerwilliges Halbnicken. »Ich gebe zu, dass ich noch an ein paar Details arbeite.«

Seine buschigen Brauen zogen sich zusammen, während er die Vulkanierin finster anblickte. »Das ist einer der waghalsigsten, gefährlichsten Missionspläne, den ich in all meinen Jahren bei der Sternenflotte gesehen habe.«

Sie erwiderte seinen schneidenden Blick mit einer spöttisch erhobenen Augenbraue. »Ist das ein ‚Ja‘, Admiral?«

Er gab ihr die Datentafel zurück. »Sorgen Sie dafür, dass alles bereit ist.«

Kapitel 3

Es gab Captain Kutals Meinung nach nur wenige Dinge, die so schmählich unterschätzt wurden wie eine gute Mahlzeit. Er saß allein am Offizierstisch in der Messe der I.K.S. Zin’za und genoss sein saftiges Gagh. Die winzigen Würmer waren jung und frisch und erst vor ein paar Tagen bei einem kurzen Zwischenhalt auf Tythor nahe der Grenze innerhalb des Imperiums in die Speisekammer des Schiffes geladen worden. Er legte großen Wert darauf, solche Köstlichkeiten zu genießen, solange sie zur Verfügung standen. Schon bald würde das Gagh wachsen und hart werden, bis nicht einmal mehr der stärkste klingonische Krieger die Würmer kauen konnte. Dann waren sie nutzlos und konnten nur noch dem Abfallaufbereitungssystem des Schiffes als Rohmasse dienen.

Wir müssen uns unsere Freuden suchen, wo wir können, dachte er, während er einen großen Schluck aus seinem Krug Warnog nahm, einem stark alkoholischen Getränk, das einen scharfen Nachgeschmack hatte.

Eine Gruppe von Mitarbeitern saß auf der anderen Seite der Messe und beugte sich über ihre Tabletts mit zweitklassigem Blutkuchen. Sie sprachen wenig, aber erfüllten den Raum mit dem nassen Schmatzen ihrer Kauvorgänge. Kutal war klar, dass sie sich seinetwegen zurückhielten und nicht die Unterhaltungen führten, die normalerweise ihr Mittagsmahl begleiteten. Aber eigentlich waren Kutal die Gründe für ihr Schweigen egal. Er genoss einfach die Stille.

Er schaufelte sich eine weitere Portion sich windendes Gagh in den Mund. Während er es zerbiss, wurde er mit dem verzweifelten Todeskampf der Würmer und köstlichen Blutspritzern belohnt, die nach Salz und Mineralien schmeckten. Die Freude, die ihm das bereitete, grenzte ans Religiöse, und er schloss die Augen, um den Moment ohne Ablenkung zu genießen. Da hörte er die schweren Schritte seines Ersten Offiziers, BelHoQ, und Kutal wusste, noch bevor der Mann zu sprechen begann, dass sein perfektes Mahl ruiniert war.

»Wir haben neue Befehle vom Hohen Rat, Captain.«

Der Captain warf seinem Ersten Offizier einen Blick zu. »Ich esse gerade, verdammt noch mal!«

BelHoQ umrundete den Tisch und nahm gegenüber von Kutal Platz. »Dringliche Befehle.«

Kutal schob sein Tablett beiseite. »Wenn Sie gutes Gagh von Kesh unterscheiden könnten, hätten Sie gewartet, bis ich wieder auf der Brücke bin.« Er streckte die Hand aus und bog ungeduldig die Finger. »Geben Sie schon her.« Der Erste Offizier griff in eine Tasche seiner Uniform und zog eine Datentafel heraus. Dann legte er sie in Kutals wartende Hand. Wie der Captain erwartet hatte, enthielt sie nichts als schlechte Neuigkeiten. »Wann ist das hereingekommen?«

»Vor ein paar Minuten.«

»Es hätte warten können.« Er erhob sich, warf BelHoQ die Tafel wieder zu und marschierte zur Tür. BelHoQ folgte ihm auf den Gang, der zur Brücke führte. Die beiden Krieger gingen Seite an Seite durch die düsteren, stinkenden Gänge der Zin’za, deren Deckplatten durch den beständigen Impuls des Warpantriebs vibrierten.

»Fek’lhr soll diese petaQpu’ vom Hohen Rat holen«, knurrte BelHoQ. »Ich würde lieber nackt an der Pforte von Gre’thor ausgepeitscht werden, als einem Romulaner zu vertrauen.«

»Leider haben wir keine andere Wahl.« Sie wichen zwei Mechanikern aus, die Reparaturen an einem offenen Schott ausführten, dann fuhr Kutal fort. »Ich habe das Gefühl, dass jemand sehr Wichtiges mit den Romulanern unter einer Decke steckt, und nicht nur, um die Föderation zu ärgern.«

Ein leises Grunzen ging BelHoQs Antwort voraus. »Ich denke, die Romulaner haben die Geheimnisse ihrer Tarntechnik gegen freies Geleit durch das Imperium getauscht, um Informationen für eine Invasion zu sammeln.«

»Vielleicht. Aber wenn, liegt das noch in weiter Ferne. Momentan konzentrieren sie sich wohl mehr auf Zersetzung als auf Eroberung.« Die Luke zur Brücke glitt vor ihnen auf. Kutal marschierte zu seinem Kommandosessel und schubste dabei Lieutenant Krom beiseite, den zweiten Offizier des Schiffes. »Bericht!«

Krom hatte gerade sein Gleichgewicht wiedergefunden, als er von BelHoQ ebenfalls weggestoßen wurde und gegen eine deaktivierte Waffenkonsole prallte. Der junge Lieutenant richtete sich schnell wieder auf und versuchte so zu tun, als wäre nichts passiert. »Wir sind weiter auf Kurs in den Gonmog-Sektor, Captain, und erwarten Befehle, um gemäß unseren neuen Anweisungen den Kurs zu ändern.«

Kutal warf BelHoQ einen finsteren Blick zu, um ihn dafür zu verwarnen, dass er die Nachricht vom Hohen Rat bereits bekannt gemacht hatte. »Steuer, setzen Sie Kurs auf das Hujok-System, wo wir den romulanischen Kreuzer Kenestra treffen werden.«

Steueroffizier Qlar hämmerte auf seiner Tastatur herum. »Eingegeben und bereit.«

»Energie.« Kutal drehte seinen erhöhten Sessel zum Waffenoffizier herum. »Tonar! Lesen Sie den Bericht über die romulanischen Taktikprotokolle. Wir haben bis auf Weiteres den Befehl, mit unseren neuen Verbündeten den Schiffsverkehr der Föderation zu stören.« Ein kurzes Nicken signalisierte, dass Tonal verstanden hatte, und ohne ein weiteres Wort machte er sich an die Arbeit – eine Verhaltensweise, die sich Kutal vom Rest seiner Mannschaft ebenfalls wünschte. Kutal drehte sich wieder nach vorne und schlug mit einer Faust wiederholt in die linke Hand, während er über den derzeitigen Machtwechsel im Imperium nachdachte. Dann warf er einen Blick nach links zu BelHoQ, der auf die nächsten Worte seines Captains wartete. »Es wird nichts bringen, uns beim Hohen Rat zu beschweren. Sie werden nichts Schlechtes auf die Lieferanten der großen und mächtigen Tarntechnik kommen lassen.«

»Eine Erfindung für Feiglinge«, höhnte BelHoQ.

Kutal winkte ab. »Eine Waffe an sich ist weder feige noch tapfer. Es kommt darauf an, wie man sie einsetzt. Und ich denke, dass die Romulaner sie benutzen, um unsere Anführer – die Oberhäupter der Großen Häuser und wer weiß wen noch – zu verführen. Der Punkt ist, dass wir uns unsere Freunde sehr sorgfältig aussuchen sollten.«

»Bei allem Respekt«, protestierte BelHoQ, »wir wissen, wer unsere Freunde sind.«

»Tun wir das? Nur weil wir jemandem in der Vergangenheit vertraut haben, bedeutet das nicht, dass wir ihm immer noch vertrauen können. Forschen Sie ein wenig nach. Finden Sie heraus, welche Geheimnisse unsere guten Freunde auf Qo’noS vergraben haben, und überzeugen Sie sich davon, dass es sich immer noch um unsere Freunde handelt, bevor wir uns neue Feinde schaffen.«

Aus BelHoQs Brust stieg ein frustriertes Knurren auf. »Warum vergeuden wir unsere Zeit, während sich novpu’ frei durch unseren Raum bewegen? Warum greifen wir nicht direkt an?«

»Weil wir uns nicht auf ein Duell vorbereiten, sondern auf einen Krieg. Was bedeutet, dass unsere erste Handlung darin bestehen sollte, das Schlachtfeld bereit zu machen. Denken Sie an die Lehren des Kahless: Der siegreiche Krieger gewinnt zuerst und zieht dann in die Schlacht, während der besiegte Krieger in die Schlacht zieht und erst dann zu gewinnen versucht.« Er erwiderte den trotzigen Blick seines Ersten Offiziers mit einem Starren, das keinen Widerspruch duldete. »Ich werde diesen Kampf führen, wenn ich bereit bin, ihn zu gewinnen, mein Freund – und keinen Moment früher.«

Der kräftige Geruch des Koitus drängte sich Duras’ empfindlicher Nase auf, während er durch den Flur des Bordells ging und auf dem Weg zu seiner heimlichen Verabredung an den mit Vorhängen abgetrennten Betten vorbeikam.

Es erschien ihm besonders ironisch, dass sein Kontakt von allen möglichen Treffpunkten in der Ersten Stadt diesen gewählt hatte. Normalerweise wäre Duras als Spross eines Großen Hauses einem solchen Etablissement nicht näher als hundert qelIqams gekommen. Wenn er Begleitung suchte, konnte er sie in die Ungestörtheit seines eigenen Heims kommen lassen. Nur Außenweltler und Ehrlose besuchten solche Einrichtungen.

Doch als er bemerkte, wie hier jeder den Augenkontakt mit dem anderen vermied, verstand er die perverse Logik des Plans. Der wichtigste Teil des sozialen Vertrags in einem Bordell war Diskretion, was es zu einem Ort machte, an dem die Leute absichtlich vermieden, sich an die anderen um sie herum zu erinnern oder ihnen im Gedächtnis zu bleiben. Es war der anonymste Treffpunkt der ganzen Hauptstadt, und viel diskreter als sein Büro in der Großen Halle oder auf seinem Anwesen, das immer von Spionen überwacht wurde, die seine Konkurrenten auf ihn angesetzt hatten.

Er erreichte das Ende des Ganges und blieb vor einem zugezogenen Vorhang zu seiner Rechten stehen. Nachdem er sich durch einen Blick über die Schulter davon überzeugt hatte, dass ihm niemand gefolgt war, klopfte er leicht gegen den Türrahmen und flüsterte: »Der Jäger steht bereit.«

Von innen zog eine Hand den Vorhang auf. Vor Duras stand Valina, eine junge Romulanerin von ungewöhnlicher Größe und Schönheit in einem durchsichtigen Negligé, das nur wenig seiner Fantasie überließ. Sie schenkte ihm ein verführerisches Lächeln. »Die Beute wartet.« Mit der freien Hand zog sie Duras an sich und küsste ihn leidenschaftlich. Trotz ihrer schlanken Figur war er immer wieder von ihrer Stärke beeindruckt, und obwohl ihre Spezies den stoischen Vulkaniern ähnlich war, brannten ihre Herzen doch mit einer Leidenschaft, die den Klingonen würdig war. Sie zog sich aus dem Kuss zurück und biss verspielt in Duras’ Lippe, gerade fest genug, damit es blutete.

Duras schob sie beiseite. »Zuerst das Geschäftliche.« Er drehte sich um und zog den Vorhang hinter sich zu. Während er weiter in den kleinen Raum trat, stand sie mit dem Rücken zur Wand, wickelte eine Locke ihres langen schwarzen Haars um einen Finger und folgte seinen Bewegungen mit ihrem üblichen Schlafzimmerblick. Er fragte sich, ob ihr schamlos sexuelles Verhalten ihm gegenüber nur gespielt war. Bei ihrer ersten Begegnung hatte sie kühl und distanziert gewirkt, wie man es von einem Attaché des romulanischen Botschafters im Klingonischen Imperium erwarten würde. Oder war die eisige Fassade die Maske gewesen, die sie trug, um ihr wollüstiges Innenleben zu verbergen? Die einzige Möglichkeit, das herauszufinden, bestand darin, Valinas kompliziertes Lügennetz zu entwirren, eine Aufgabe, die Duras’ Meinung nach die meisten Männer Jahre kosten würde. Und Zeit war ein Luxus, über den er nicht verfügte. »Du weißt, was ich brauche.«

Ihr lüsterner Blick wurde zu einem eisigen Starren. »Und du weißt, was ich will, Duras.«

»Ich habe es.« Er griff in eine Innentasche seiner Jacke und zog eine Datentafel hervor. Darauf war ein Durcheinander an Informationen gespeichert, die von der klingonischen Verteidigungsstreitmacht gesammelt worden war. Es ging um die Wesen, die man als Shedai kannte, und die Technologie, die ihre ausgestorbene Zivilisation im gesamten Gonmog-Sektor hinterlassen hatte. Valina griff nach der Datentafel und runzelte die Stirn, als Duras sie neckend wegzog. »Es handelt sich um streng geheime Informationen, Valina. Ich brauche zum Ausgleich etwas ebenso Wertvolles.«

Sie kniff die Augen zusammen und hob das Kinn. Innerhalb eines Atemzuges wurde sie wieder zu dem kaltblütigen Raubtier, das er vor Monaten getroffen hatte, als der Hohe Rat den romulanischen Botschafter und sein Gefolge auf Qo’noS begrüßt hatte. »Was willst du?«

»Ich muss den Aufstieg meines Hauses im Imperium sicherstellen.«

In ihren dunklen Augen blitzte Feindseligkeit und verriet ihre schwindende Geduld. »Etwas genauer, wenn es recht ist.«

Er ging an ihr vorbei zum Bett und ließ die Finger über das harte, glatte Holz gleiten. Es wirkte angesichts seiner Umgebung erstaunlich sauber. »Wenn Kanzler Sturka einen Unfall haben sollte, könnte das meiner Familie den Weg in den Hohen Rat ebnen.«

Valina verschränkte die Arme. »Meinst du einen Unfall oder einen Anschlag?«

»Lass uns nicht über Details streiten.«

Für diese Erwiderung erntete er einen kühlen Blick. »Der Tal Shiar wird nicht die Schmutzarbeit für dich erledigen. Wenn du Sturka tot sehen willst, hab gefälligst den Mumm, es selbst zu tun.«

Duras bemerkte den unterschwelligen Stolz in Valinas Stimme, als sie »Tal Shiar« sagte, und er stellte sofort zwei Verbindungen her. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um den Namen des romulanischen Geheimdienstes oder zumindest einen Teil davon, und zweitens nahm er an, dass Valina eine verdeckte Agentin dieser Organisation war.

Beides nützliche Informationen.

Er bemühte sich, jegliche Aggression aus seiner Stimme herauszuhalten. »Und was kannst du für mich tun?«

»Ich kann dir das geben, wofür du in Wahrheit gekommen bist.« Sie lächelte arrogant. »Hast du dich tatsächlich für geschickt gehalten? Weil du um etwas bittest, von dem du wusstest, dass ich es ablehnen würde, nur um das, was du tatsächlich willst, im Vergleich angemessener erscheinen zu lassen? Wenn du vorhast, in Zukunft mit Lügen und Täuschung zu arbeiten, musst du an deiner Konversationstaktik arbeiten.« Sie griff nach einem Stapel rauer Handtücher in einer Ecke, zog das zweitunterste heraus und faltete es auseinander. Darin war eine Datentafel versteckt. »Darauf findest du alle technischen Informationen, die dein Haus braucht, um herauszufinden, warum eure Versuche, unsere Tarntechnik für eure Schiffe zu übernehmen, gescheitert sind – und wie es gelingt. Mit der Kontrolle über dieses wichtige taktische Wissen kann das Haus von Duras durch seine öffentlichen Taten an Ansehen gewinnen und sich den Dank des Imperiums sichern.«

Duras streckte die Hand nach der Datentafel auf dem Handtuch aus, aber Valina zog es aus seiner Reichweite. »Du zuerst, mein Liebling.«

Er hielt seine Tafel mit gestohlenen Informationen hoch. »Beide gleichzeitig.« Er wartete darauf, dass sie seine Haltung spiegelte. »Auf drei. Eins. Zwei. Drei.« Ihre Hände schossen wie Schlangen hervor und schnappten nach den Tafeln, bevor es sich der andere doch anders überlegte. Dann standen sie sich gegenüber, sahen sich an und lächelten. »Und nun«, sagte Duras, »da wir das Geschäftliche abgehakt haben …«

Sie warfen die Tafeln beiseite, Valina schleuderte ihn zu Boden, und Duras fand, warum er eigentlich hergekommen war.

Kapitel 4

Master Chief Petty Officer Mike Ilucci beugte sich vor und stöhnte. Seine Hände lagen auf seinen Knien, Schweiß rann ihm in beständigen Strömen aus dem ungekämmten schwarzen Haar, Übelkeit drehte ihm den Magen um.

Auch wenn Ilucci darauf geachtet hatte, sich beim Trinken zu mäßigen, da die Mannschaft der Sagittarius nicht auf Landurlaub war, sondern nur auf den Befehl gewartet hatte, auszulaufen, war er bei der Auswahl seines Essens nicht so vorsichtig gewesen. Nun schienen ihn seine kulinarischen Vorlieben eingeholt zu haben. Er konnte nicht sagen, was an seinen Magenschmerzen schuld war. Das saure pacificanische Ceviche, das er sich am Abend zuvor genehmigt hatte, die äußerst scharfen Eggs Benedict mit Chipotle-Hollandaise-Sauce über dem mit Tabasco marinierten Rindersteak, das er sich zum Frühstück hatte schmecken lassen, oder die große Portion Linguine Carbonara, die er zum Mittagessen gegessen hatte. Oder vielleicht eine Kombination aus allen drei.

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