Star Wars. Clone Wars 3. Keine Gefangenen - Karen Traviss - E-Book

Star Wars. Clone Wars 3. Keine Gefangenen E-Book

Karen Traviss

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Wahrheit des Sternenkrieges!

Anakin Skywalkers Jedi-Padawan Ahsoka sollte eigentlich an einer Übung teilnehmen, doch der Notruf eines Jedimeisters lässt das Manöver unwichtig erscheinen. Sofort bricht Ahsoka mit einem Trupp junger Klonkrieger auf, um einen Agenten der Republik zu befreien. Der Auftrag wird beinahe zum Fiasko und Ahsoka muss erkennen, dass dem Krieg nicht nur Soldaten und Droiden zum Opfer fallen …

Wo die animierte Fernsehserie endete, beginnen die wahren Abenteuer erst!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 374

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Karen Traviss

Keine Gefangenen

Aus dem Englischen

von Firouzeh Akhavan

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™ Clone Wars™ 3«

bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung April 2010

bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München.

Copyright © 2009 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 2010 by Verlagsgruppe

Random House GmbH, München

Umschlaggestaltung: HildenDesign, München

Cover Art Copyright © 2009 by Lucasfilm Ltd.

Cover illustration by Craig Howell

Redaktion: Marc Winter

HK · Herstellung: RF

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-07790-7

www.blanvalet.de

Für Mike, Rod und Cliff – die strahlend

hellen Lichter am Ende des Tunnels.

Das Bier geht auf mich.

Prolog

IN DER KABINE VON CAPTAIN GILAD PELLAEON AUF DEM REPUBLIKANISCHEN ANGRIFFSSCHIFF LEVELER, DANTUS-SEKTOR

Wer will schon Admiral werden?

Das bedeutet doch eh nur eine Uniform mit größerem Rangabzeichen und den ganzen Tag Aktenvermerke. Ist das die Art, wie ein Mann, der es gewohnt ist zu kämpfen, seine Zeit verbringen möchte? Ausschusssitzungen, Haushaltspläne, Politik. Nein danke. Ich muss einen Krieg gewinnen.

Wie dem auch sei, das Kommando über ein Kriegsschiff ist das Einzige, was jeder bei diesem Spiel will – wollen sollte –, denn nur darum geht es. Ich bin nicht in die Flotte eingetreten, um Aktenvermerke zu schreiben. Captain Pellaeon ist genau das Richtige für mich.

Also bleibt mir mit euren Aufstiegsmöglichkeiten vom Leib, Gentlemen. Ich brauche keine Bestätigung von euch.

Stang! Entweder ist dieser Spiegel gesprungen oder ich fange an, Falten zu bekommen. Das wird Hallena gar nicht gefallen.

»Sir?« Lieutenant Meriones klopfte ans Schott. »Sir, Sie haben mich gebeten, Sie zu informieren, wenn …«

»Ich rasiere mich, Lieutenant …« Der Junge erinnert an diese hyperaktiven räudigen kleinen Nager auf Ber de Val, die die ganze Zeit nur zucken und deren Aufmerksamkeitsspanne gleich null ist. »Ich kann jetzt nicht.«

»Wäre es mit einem Depilator nicht ungefährlicher als mit einer Klinge, Sir?«

Meriones und ich gehören eindeutig nicht demselben Flottenverband an; das ist schon lange sonnenklar. Und er muss Beziehungen haben. Völlig unmöglich, dass er auf andere Weise an sein Offizierspatent gekommen ist. Es kursieren ein paar bitterböse Witze in der Flotte der Republik … Wer noch stehen kann, ist drin … oder dass beim Sehtest nicht die Sehkraft überprüft wird, sondern der Arzt nur zählt, ob man noch alle Augen im Kopf hat. Und so geht das in einem fort. Bei der Offiziersauswahl schaut man heutzutage wohl allenfalls, ob beim Aspiranten das Herz noch schlägt und er den entsprechenden gesellschaftlichen Hintergrund hat.

Der totale Krieg ist etwas ganz Neues für uns. Die Republik hat noch nie zuvor in dieser Form kämpfen müssen. Jetzt stellen wir fest, aus was für einem Holz wir geschnitzt sind … sogar so jemand wie Meriones.

Da wundert man sich nicht mehr, dass wir eine Klonarmee haben kaufen müssen …

»Na gut, Lieutenant, dann spucken Sie’s mal aus, ehe ich ernsthaft in Gefahr gerate, mir die Halsschlagader zu durchtrennen.«

»Der Chefingenieur meldet, dass wir startbereit sind, Sir. Und dann ist da noch eine verschlüsselte Nachricht von einer gewissen Agentin Devis.«

Es schwingt kein süffisanter Unterton in seiner Stimme mit. Er ahnt nichts von Hallena Devis … und mir. Ich möchte gern, dass das so bleibt. »Ich komme auf die Brücke, sobald ich hier fertig bin. Ich werde die Nachricht hier entgegennehmen.«

Was führt sie jetzt schon wieder im Schilde? Warum nimmt sie in dieser Form Kontakt zu mir auf? Um keine Aufmerksamkeit zu erregen?

Es gibt wirklich keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Hallena ist Geheimagentin. Eine Spionin, ein Spitzel. Wenn jemand in einer gefährlichen Situation auf sich aufpassen kann, dann Hallena, und gerade das macht sie so anziehend. Schwache Frauen finde ich unattraktiv.

Aber trotzdem … mache ich mir Sorgen.

Die Leveler ist gerade in den Schiffswerften von Kemla gewartet und überholt worden und verfügt jetzt über ein bisschen mehr Schnickschnack. Immer bin ich derjenige, der die Prototypen bekommt. Vielleicht meint das Flottenkommando ja, dass es kein großer Verlust ist, wenn ich mit einem ihrer neuen Versuchsobjekte in die Luft fliege. Deshalb müssen wir jetzt erst einmal eine ruhige Ecke im Dantus-Sektor finden, wo wir weit von jeder Art von Ärger und auch schön weit von der Werft entfernt sind, um innerhalb von ein paar Tagen, genau wie man es von uns erwartet, alle Probleme zu beseitigen.

Und dann beschäftigen wir uns wieder mit dem Krieg.

Die Konsole auf meinem Schreibtisch piept, damit ich weiß, dass Hallenas Nachricht von der Brücke übertragen worden ist.

»Ähm, sie ist da, Sir.« Dieser kleine Nager guckt erwartungsvoll, als würde ich die Nachricht vor seinen Augen öffnen und lesen. »Ach, noch etwas, Sir.«

»Ja …«

»Captain Rex lässt grüßen und fragt, ob er an Bord der Leveler kommen und sich umsehen dürfe. Er muss neue Truppen und einen unerfahrenen Padawan mit dieser Schiffsklasse vertraut machen.«

»Natürlich.« Rex ist ein solider, vernünftiger Kerl. Er erzählt auch sehr gute Witze, wenn er nicht gerade den gehorsamen Soldaten spielt. »Kein General Skywalker?«

»Nein, Sir. Nur sein Padawan. Eine Togruta.«

Also hindert Rex nichts daran, in der Offiziersmesse Witze zu erzählen. Schön.

»Na gut. Teilen Sie mir mit, wenn er da ist. Weggetreten!«

Ich werde mich jetzt auf die altmodische Art und Weise weiterrasieren und mir Gedanken über Hallena machen, egal ob das nun angebracht ist oder nicht. Ja, ich weiß, dass meine Vorliebe für unpassende Frauen meine Beförderungsaussichten nachhaltig zunichtegemacht hat. Das gehört sich nicht für einen Offizier. Ich sollte besonnener sein, mir die richtige Frau suchen, die meine makellose berufliche Laufbahn unterstreicht, und mit ihr einen Hausstand gründen. Aber in dieser Galaxis steht einem nicht viel Zeit zur Verfügung, und ich habe geschworen, diese Zeit zur Gänze auszukosten.

Da draußen tobt ein Krieg. Vielleicht bleibt mir nicht mehr viel Zeit.

Jetzt will ich diese Nachricht lesen. Nein, sie schreibt nicht, wo sie sich gerade aufhält. Das tut sie nie.

Autsch. Da hat dieser kleine Nager mit der Klinge doch recht gehabt.

Eins

Solange ich denken kann, war JanFathal immer ein treues Mitglied der Republik. Etwas so Nichtiges wie interne Zwistigkeiten sollten dem nicht in die Quere kommen. Ich fürchte, der Wunsch der Fathalianer nach einem demokratischen Wechsel wird warten müssen, bis der Krieg vorüber ist, denn im Moment gilt es allein, den Planeten zu halten.

Direktor Armand Isard, Chef des Republikanischen Geheimdienstes

ATHAR, HAUPTSTADT VON JANFATHAL, ÄUSSERER RAND

Der Pulversand, der von der Ebene hereingetragen wurde, war blassgrau, fein und dicht wie Ferrobetonstaub.

Es war kein Wunder, dass die Einheimischen zu dieser Jahreszeit ihre Türen und Fenster fest verschlossen hielten. Hallena hatte sich ein Tuch vor Mund und Nase gebunden; doch in die Augen drang ihr der Staub immer noch. Sie konnte kaum noch etwas sehen, und es half auch nichts, wenn sie mit den Augen zwinkerte. Sie musste in einem Hauseingang, der vom Platz abging, Schutz suchen, während sie versuchte, sich das Zeug aus den Augen zu wischen.

Jetzt verstand sie auch, warum die Athari ständig auf der Straße spuckten. Sie waren im Übrigen auch sehr gut darin … Die Technik, die sie dabei anwandten, war genau, diskret und fast schon elegant zu nennen. Seit ihrer Ankunft vor ein paar Tagen hatte Hallena es gelernt, den Fluten auszuweichen und sogar selber ab und zu eine wohl gezielte Speichelladung abzugeben.

Gehe dorthin, wo andere Leute sind. Verschmilz mit der Bevölkerung, wie du es dein ganzes Leben lang getan hast …

Es war fast so, als würde man sich zur Weinprobe in einem netten, kleinen Tapcafé auf Coruscant befinden … Nur wies der Geschmack, der ihren Mund füllte, eine dröge mineralische Bitterkeit und nicht die fruchtige Vollmundigkeit eines Ondo Lava auf …

Ist das Zeug eigentlich giftig?

Speichel sammeln, sich nach vorn beugen, zielen und dann ausspucken.

Hallena tat es diesmal mit etwas mehr Nachdruck. Manchmal war es schwieriger, als es aussah. Sie merkte, dass jemand auf sie zukam. Die Person hielt den Kopf wegen des Windes, der nie nachzulassen schien, gesenkt, und dann erkannte sie, warum Gilad sie immer mahnte, beim Segeln auf seiner Privatyacht erst die Windrichtung zu überprüfen, ehe man Flüssigkeiten über Bord schüttete.

Platsch.

»Bäh, na toll«, sagte eine männliche Stimme. »Lady, können Sie denn nicht geradeaus spucken?«

Sie musste ihr Gesicht mit einer Hand vor dem Wind abschirmen. Größere Staubpartikel drangen ihr jetzt in die Augen. Ihr Blick wanderte von dem dunklen, feuchten Fleck auf dem braunen Hosenbein hoch zur aufgebrachten Miene des Besitzers der Hose.

»Entschuldigung.« Sie achtete darauf, den richtigen Akzent zu benutzen. »Ich mache es sauber.«

»Suchen Sie nach dem Teppichladen?«

Ah. Sie kannte die Antwort, die sie geben musste. Sie fühlte sich bereits besser. »Ich habe gehört, dass er Mitte der Woche geschlossen ist.«

Der Mann war Mitte vierzig, hatte ein schmales Gesicht und eine beginnende Glatze. Er sah ihr einen Moment lang in die Augen und zwinkerte ihr dann zu. Der einfache Code war bestätigt worden. Dies war ihre Kontaktperson.

»Galdovar«, sagte sie. Das war wahrscheinlich nicht sein richtiger Name, aber das kümmerte sie nicht. Für sie war nur wichtig, dass er der Mann war, mit dem sie sich treffen sollte; das Einzige, worauf sie sich verließ. Es war nicht irgendein Fremder, den sie angespuckt hatte. Bei ihrer Art von Arbeit verließ man sich nicht so schnell auf etwas. Diese Form von Vertrauen konnte tödlich sein. Deshalb war die einzige Person, auf die sie sich voll und ganz verließ, auch sie selbst, und deshalb ruhte auch ihre Hand noch immer auf dem Blaster, der sich in den Falten ihres Umhangs versteckte. »Sie sollten es zu Ihrem eigenen Wohle sein.«

»Ich bin’s. Also habe ich mir die Hose zumindest von der richtigen Frau ruinieren lassen. Kommen Sie. Wir wollen nach drinnen gehen.« Mit einem leichten Nicken des Kopfes wies er zum anderen Ende der verlassenen Straße und nahm sodann den feuchten Fleck auf seinem Bein in Augenschein. »Eine wirklich originelle Art, sich zu erkennen zu geben, Agentin Devis.«

»Nein, ich habe wirklich danebengespuckt«, erwiderte sie. Jetzt beunruhigte es sie, dass sie gar nicht bemerkt hatte, von jemandem verfolgt und beobachtet zu werden. Das gehörte eigentlich zur Grundlage geheimdienstlicher Tätigkeit und sollte so selbstverständlich wie das Atmen sein: sich immer seiner Umgebung bewusst zu sein. »Wie lange haben Sie mich beobachtet?«

»Ein paar Minuten.«

Stang! Wäre er ein Scharfschütze gewesen …

Doch das war er nicht, und nach ihrem momentanen Aussetzer war sie jetzt wieder voll da und aufmerksam. Bei dem Gebäude am Ende der Straße handelte es sich um einen Komplex mit verschiedenen Läden und Tapcafés. Als sie hineingingen, war es, als würden sie in eine andere Welt treten. Eben noch die verlassenen Straßen vor Augen, wo der Staub wirbelte, sodass Athar wie eine Geisterstadt aussah, herrschte hinter geschlossenen Türen geschäftiges Treiben. Die Bürger Athars gingen während der windigen Monate im Spätherbst ihren Angelegenheiten im Schutze geschlossener Räume nach.

»Die Treppe hoch«, sagte Galdovar und deutete mit dem Daumen nach oben. »Erster Stock, Gewerkschaftsbüro.«

Hallena verschmolz übergangslos mit den Fathalianern, die die Gänge bevölkerten. Sie sprach Basic mit einem echt wirkenden Athari-Akzent, und sie hatte – wie die meisten hier – eine dunkle Haut und sauber geflochtene, eingerollte Zöpfe. Keiner hatte Anlass, auf die Idee zu kommen, dass sie eine Spionin der Republik war, die man hergeschickt hatte, um die Fathalianer zu infiltrieren.

Sie war noch nicht ganz eine Woche in Athar, und das Bild, das sich ihr hier bot, entsprach nicht unbedingt dem, was im Geheimdienstbericht gestanden hatte. Aber das war ohnehin selten der Fall.

»Hier rein?«, fragte Hallena mit einem Nicken, wobei ihre Hand immer noch tief in der Tasche vergraben war.

»Da rein«, bestätigte Galdovar.

»Nach Ihnen.«

Nein, so dumm war sie nicht.

Die Tür glitt auf und sie folgte ihm in ein ganz normal aussehendes Büro mit abgenutzten Tischen und Regalen aus Pleekholz, die schon bessere Tage gesehen hatten. Die Innentüren sahen allerdings so aus, als wären sie eingetreten und wieder repariert worden; zwei eingelassene Bretter wiesen einen helleren Farbton auf und waren weder nachgedunkelt noch wurmstichig.

»Einbrecher?«, fragte sie. »Oder ist man etwas träge, was Instandhaltungsarbeiten betrifft?«

»Es soll so aussehen als ob«, erwiderte Galdovar. »Und wir wissen genau, wie ein Gewerkschaftsbüro aussieht, nachdem es von der Obrigkeit gestürmt worden ist, nicht wahr?«

Er war einer von denen, die für gewöhnlich bei solchen Aktionen mitmachten. Also musste sie ihm schon zugestehen, dass er wusste, wie ein Raum aussah, nachdem er gestürmt worden war. Als sie hörte, dass sich hinter der reparierten Tür etwas bewegte, sah sie sich automatisch nach einer Fluchtmöglichkeit um – nur für den Fall, dass das Treffen nicht wie abgemacht verlaufen sollte. Dieser Tage fühlte sie sich eigentlich nur auf einem Kriegsschiff der Republik sicher und das nicht nur wegen Gilad. Die gesamte Galaxis befand sich in Aufruhr. Die Front verlief nicht an Planetengrenzen, sondern ging manchmal sogar quer durch Familien.

Hallena ging in einen kleinen Hinterraum, der fast zur Gänze von einem abgestoßenen Tisch eingenommen wurde. Hätten nicht zwei schwer bewaffnete Männer auf der einen Seite gesessen – die sich unter ihrer Kleidung abzeichnenden Waffen wären jedem aufgefallen –, hätte sie vielleicht die Geschichte geschluckt, dass es sich bei den Räumlichkeiten tatsächlich um das Büro der Gewerkschaft für Handwerker, Plastoidgestalter und angeschlossene Gewerke, Ortsverband 61, handelte.

»So, so«, meinte sie. Die Blicke der Männer richteten sich auf sie, als wären sie nicht ganz sicher, ob sie es ernst meinte. »Einigkeit macht stark, Leute, alle Macht den Arbeitern, und so weiter. Also, was gibt’s für mich?«

Der jüngere der beiden Männer zog eine blond gebleichte Augenbraue hoch. Er hielt sich nicht mit belanglosen einleitenden Worten auf, sondern meinte nur säuerlich: »Schön, wie Sie sich mit Ihrer Rolle identifizieren. Wir nehmen an, dass die Leute, nach denen Sie suchen, diese beiden hier sind.«

Er schob einen Holoprojektor über den Tisch und schaltete ihn dabei mit dem Daumen an, um die Anzeige zu aktivieren. Bei dem Bild handelte es sich um einen Schnappschuss, der einen Mann und eine Frau zeigte, die gerade auf einen Gleiter zueilten. Beide waren Anfang dreißig und hatten die typische Fabrikarbeitermütze auf, wie sie von Tausenden von Arbeitern in der Stadt getragen wurden.

»Merish Hath und ihr Freund Shil Kaval«, erklärte er. »Die üblichen unzufriedenen Störenfriede.«

Hallena betrachtete das Bild. Die Polizei von JanFathal konnte sie nicht einfach festnehmen und verschwinden lassen, wie sie es normalerweise tat. Der Regent war seit dreißig Jahren an der Macht und seine Richter würden ihm das Leben nicht schwer machen, weil er sie alle vor ein paar Jahren ins Gefängnis gesteckt hatte. Aber es fehlten ein paar Teile bei diesem Puzzle.

Ihre Aufgabe war es, diese zu finden.

»Wir möchten, dass diese Sache erledigt wird«, sagte der jüngere Mann. Der Kontrast zwischen den hellen Augenbrauen und der dunklen Haut hatte eine fast hypnotische Wirkung und er nahm offensichtlich einen höheren Rang ein, als auf den ersten Blick zu erkennen war, oder er war einfach nur außergewöhnlich arrogant. »Wir wollen nicht, dass ein paar Millionen Droiden uneingeladen in unserem Hinterhof landen. Die von uns überwachten Störenfriede sind in den letzten paar Wochen deutlich aktiver geworden – als würden sie sich auf irgendetwas vorbereiten.«

»Vielleicht sollte Ihr Regent eher eine vernünftige Armee aufbauen, statt sein Budget in die interne Sicherheit zu pumpen.« Hallena nahm den Holoprojektor und übertrug das Bild auf ihr eigenes Gerät. Je mehr sie von einigen der republikanischen Verbündeten sah, desto geringer schätzte sie deren strategischen Wert ein. »Also, können Sie mich nun in deren Kreise einschleusen oder nicht? Wie lautet mein Deckname und welche Vorgeschichte habe ich?«

»Tja, Genossin Devis …«

»Sie wollen mir doch nicht etwa erzählen, dass Sie den Namen ausgesucht …«

Blondbraue biss die Zähne zusammen und zeigte ganz deutlich seine Verärgerung darüber, dass sie ihn unterbrochen hatte. »Wir sind hier vielleicht weitab von Coruscant, Ma’am, aber das heißt nicht, dass wir Volltrottel vom Lande sind. Ihr Deckname lautet Orla Taman. Sie sind Gewerkschaftsaktivistin aus Nuth, was weit genug entfernt ist, um zu erklären, warum Sie nicht an der Verschwörung beteiligt sind. Außerdem sind Sie wegen unpatriotischer Umtriebe ein paar Jahre im Gefängnis gewesen. Jetzt sind Sie wieder draußen und wollen Unruhe stiften, um die ruhmreiche Revolution voranzutreiben.«

Blondbraue reichte ihr eine ID-Karte und ein paar »persönliche« Besitztümer, die schon bessere Tage gesehen hatten, aber dem entsprachen, was man bei einem frisch entlassenen Gefangenen zu finden erwartete: ein altmodisches Komlink, ein paar zusammengefaltete Zettel aus zerknittertem Flimsiplast, die wie sorgfältig aufgehobene und im Laufe der Jahre immer wieder hervorgeholte und durchgelesene Briefe aussahen, und zu guter Letzt ein Holozin, eine virtuelle Broschüre über die Tugenden eines gehorsamen Bürgers, wie sie alle überreicht bekamen, die auf freien Fuß gesetzt wurden, damit sie nicht wieder vom rechten Weg abkamen.

Hallena sah sich alles sorgfältig an. »Alles klar.«

»Okay, dann bringen wir Sie morgen früh zur Rüstungsfabrik, wo Sie um Arbeit nachsuchen. Die stellen Gelegenheitsarbeiter tage- oder wochenweise ein.«

»Habe ich auch einen beeindruckenden Lebenslauf?«

»Sie verfügen über langjährige Erfahrung im Entfernen von Metallspänen von Fabrikböden. Sie sind eine wahre Zauberin mit dem Besen.«

Das war eindeutig eine leichter vorzugebende Deckidentität, als zu versuchen, die Hirnchirurgin zu geben. Es gab keine tiefschürfenden Berufsgeheimnisse, an die man denken musste, wenn man einen Besen schwang. Sie brauchte noch nicht einmal so tun, als hätte sie das früher schon gemacht. »Sehr schön. Dann werde ich jetzt in meine bescheidene Hütte zurückkehren und morgen um Arbeit ersuchen.«

Der ältere Mann, der neben Blondbraue saß, ergriff zum ersten Mal das Wort. Er sah wie ein Granitblock aus, der in eine Gerölllawine geraten war – ein vierschrötiger, stämmiger Mann mit zerfurchtem Gesicht und grauen Haaren. Die Art von Mann, der allen Gezeiten des Lebens trotzte und nicht den Halt verlor.

»Wenn man Sie erwischt«, erklärte er, »wird man Sie töten. Unsere Zielpersonen werden untertauchen, und wir werden wieder ganz von vorn anfangen müssen. Aber vielleicht werden wir dafür keine Zeit mehr haben.«

Es war eine ganz schlichte Feststellung, der eine verwirrende Selbstverständlichkeit innewohnte.

»Das klingt ganz wie all die anderen Jobs, die ich schon gemacht habe.« Hallena stand auf, um zu gehen. Die eine Hand ruhte immer noch auf ihrem Blaster. »Ich werde wieder Kontakt mit Ihnen aufnehmen, wenn ich etwas Nützliches in Erfahrung gebracht habe.«

Vielleicht. Ich werde mal sehen, wie es läuft. Ich tue es für die Republik.

Das granitblonde Pärchen rührte sich nicht, als sie ein, zwei Schritte nach hinten tat ohne sich umzudrehen. Aus irgendeinem Grund war sie in diesem Gebäude unter Leuten, die eigentlich ihre Verbündeten waren, mehr auf der Hut als draußen, wo sie von möglichen Attentätern umgeben war.

Aber natürlich nur, wenn die sich bei diesem Wind nach draußen wagen …

Wieder in ihrer Unterkunft, einer tristen, kleinen Kammer über einem Lebensmittelgeschäft, stellte sie fest, dass der allgegenwärtige Staub durch jede Ritze gekrochen war und auf jeder glatten Oberfläche ein äußerst praktisches Eindringlingswarnsystem hinterlassen hatte. Hallena schloss die Tür hinter sich und blieb einen Moment lang lauschend stehen, um zu sehen, ob vielleicht jemand da war. Dann musterte sie die dünne Staubschicht und sah, dass ein schmaler Gang, der zwischen der Seitentür des Ladens und der Wohnung des Ladenbesitzers verlief, frei von Staub war, weil dort Leute entlanggelaufen waren. Doch die Staubschicht auf der Treppe war unberührt. Seitdem sie ihr Zimmer verlassen hatte, war also niemand nach oben gegangen.

Sie hatte eigentlich keinen Grund, alles zu überprüfen. Es war einfach nur eine Angewohnheit, das zu tun; eine Gewohnheit, die von ständiger Wachsamkeit und Vorsicht sprach.

Die zweiflügelige Ladentür öffnete sich, und die schon etwas ältere Ladenbesitzerin streckte ihren Kopf hindurch. Sie lächelte und enthüllte dabei mehr Lücken als Zähne. »Das hört bald auf, meine Liebe«, sagte sie. »Dieser Wind ist so vorhersagbar wie der Sonnenuntergang. Morgen Nachmittag um diese Zeit wird er sich legen, und dann fängt der Regen an.«

»Ich erinnere mich«, log Hallena. Es klang so, als würde die Frau annehmen, sie wäre nicht von hier. »Als Kind bin ich regelmäßig in Athar gewesen.« Pass auf. Lass dich nicht in eine Unterhaltung hineinziehen. »Morgen suche ich mir einen Job. Ich werde den ganzen Tag außer Haus sein.«

»Sie sind schon ein bisschen verschwiegen wie ein Geheimagent, was?«

Stang, ist die etwa machtsensitiv oder was? Darüber hatte Hallena sich früher nie Gedanken gemacht. Doch durch den Krieg war ihr plötzlich bewusst geworden, wie viele Lebewesen es gab, die ihre Gefühle spüren konnten oder sogar versuchten, ihre Gedanken zu beeinflussen. Spione wollten diejenigen sein, die beeinflussten oder spüren konnten, was andere fühlten. Das gehörte einfach zum Spionagehandwerk.

»Ich bin gerade erst aus dem Gefängnis entlassen worden«, erklärte Hallena schließlich angemessen verlegen. »Das ist nichts, womit ich gern prahle. Aber machen Sie sich keine Sorgen … Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen, was mit Gewalt oder Betrug zu tun hätte.«

»Das hat es nie«, erwiderte die Frau plötzlich ganz ernst. »Dieser Tage ist es immer etwas Politisches.«

Hallena ging nicht weiter darauf ein. Sie zog sich in ihr Zimmer zurück, bastelte den Rest des Tages an ihrer Kom-Vorrichtung – einem winzigen Gerät, das in ihrem alten Komlink verborgen war, damit sie in dieser kargen Welt nicht zu gut ausgestattet wirkte – und behielt durch eine kleine geputzte Stelle der ansonsten völlig verdreckten Scheibe aus Transparistahl die Vorgänge unten auf der Straße im Auge. Ja, der Wind schien nachzulassen. Draußen liefen jetzt ein paar mehr Leute herum, die Schutzbrillen trugen oder sich Tücher vor den Mund gebunden hatten. Sie schienen zu wissen, dass die Schlechtwetterphase bald überstanden sein würde.

Wie lange werde ich hier bleiben?

Hallena war froh, dass sie nie eine Schläferin gewesen war, die undercover lebte, bis ein Führungsoffizier, den sie nie gesehen hatte, schließlich eines Tages mit ihr Kontakt aufnahm und ihr einen Auftrag gab, den sie innerhalb einer Gesellschaft zu erfüllen hatte, in die sie sich eingelebt hatte und mittlerweile als die ihre betrachtete. Immer nur für einen relativ kurzen Zeitraum so zu tun, als wäre man jemand anders, war da viel leichter zu bewerkstelligen.

Mit einer noch größeren Lüge könnte ich nicht leben.

Gil Pellaeon wusste ganz genau, was sie war, und akzeptierte sie so, wie sie war. Diese Quelle ehrlicher Stabilität war etwas ganz Seltenes in ihrem Metier. Sie trug noch nicht einmal ein holografisches Bild von ihm bei sich: Das war viel zu gefährlich, wie auch jeder andere echte Besitz, anhand dessen man sie identifizieren konnte, sollte man sie fassen. Aber Gil verstand das Wesen der Beziehung, die sie führten – gestohlene Momente, Verleugnen, keine wirkliche Aussicht auf Routine, behagliche Alltäglichkeit wie bei anderen Paaren –, denn seine Arbeit war nicht so viel anders.

Werden wir wohl lange genug leben, um das eines Tages hinter uns zu lassen und uns zur Ruhe zu setzen? Gil … Nein, er liebt sein Schiff. Ich werde mich ihm eines Tages anschließen müssen.

In dieser Nacht schlief Hallena unruhig, während ihr Blaster auf dem Nachtschränkchen lag. In den frühen Morgenstunden wurde sie von Lärm geweckt, der von der Straße zu ihr nach oben drang. Ihr vom Schlaf noch trunkenes Hirn sagte ihr, dass da draußen wohl Betrunkene waren, wie sie es vom Nachtleben auf Coruscant gewöhnt war. Doch dann war sie sofort hellwach; denn sie war in Athar, JanFathal, wo lärmender Trubel nicht auf der Tagesordnung stand.

Es war ein protestierender Schrei, kein trunkenes Kreischen – jemand leistete Widerstand. Lichter strichen über das gegenüberliegende Gebäude. Tore wurden knirschend aufgebrochen oder eingeschlagen, und man sah Speeder, die plötzlich Fahrt aufnahmen. Hallena lugte aus dem Fenster und sah, wie ein Mann und eine Frau in ein Fahrzeug gedrängt wurden, das eindeutig zu Athars nicht allzu geheimer Polizei gehörte. Ein maskierter Polizist ließ seinen Knüppel mit einer geübten Bewegung auf den Kopf des Mannes niedersausen, während er ihn in den Gleiter schob. Und genauso schnell, wie alles angefangen hatte, war die Verhaftung auch schon wieder vorbei. Das Licht der Scheinwerfer schwang herum, und alle Fahrzeuge stürmten davon. Zurück blieben nur die offen stehenden Tore und Türen auf der anderen Seite der Straße. Das gelbe Licht ergoss sich auf den Gehweg, und es war kein einziger Nachbar zu sehen, der nach draußen gekommen wäre, um zu sehen, was passiert war.

Sie mussten es eigentlich alle mitbekommen haben.

So etwas passierte wohl häufiger in Athar, wenn man noch nicht einmal das Licht anmachte oder Vorhänge zur Seite zog, um zu sehen, was da draußen los war.

Es ist so normal für alle, dass jeder weiß, dass er sich lieber um seine eigenen Dinge kümmern sollte.

Hallena sann über die widersprüchliche Formulierung »freundlicher Staat« nach, rief sich in Erinnerung, dass sie hier war, um einen Krieg zu gewinnen und nicht eine Schlacht, und schaffte es dann – irgendwie – wieder einzuschlafen.

REPUBLIKANISCHES SHUTTLE, IM ANFLUG AUF DAS ANGRIFFSSCHIFF LEVELER

General Skywalker hätte es natürlich als Befehl formulieren können. Doch das hatte er nicht getan. Es war nur eine Bitte gewesen. Bloß ein Vorschlag.

Klon-Captain Rex setzte die Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen, auf die Liste der Dinge, die man ihm auf Kamino eigentlich nicht beigebracht hatte.

Okay, Sir, ich habe verstanden. Ihr wollt Euch Euren Padawan ein paar Tage vom Hals schaffen. Ist gemacht.

Befehl war Befehl – und ein Befehl, der einem dezent gegeben wurde, schien noch mehr Gewicht zu haben. Zumindest war es so, wenn er von Anakin Skywalker kam.

»Gehe ich ihm etwa auf die Nerven?«, fragte Ahsoka.

»Ach was!« Rex konnte sehen, wie sich ihre Nase ganz leicht kräuselte. »Welchen Grund sollte er denn dafür haben?«

Sie sah ihn einen Moment lang fast schon theatralisch aus zusammengekniffenen Augen an und musterte den T-förmigen Visor, als versuche sie ihm in die Augen zu schauen. Dann grinste sie.

»Sie sind manchmal schwer zu durchschauen.«

»Jeder muss sich mal von einer Schlacht erholen, Kleines. Sogar ein Jedi. Auch wenn er die Verschnaufpause nutzt, um zu trainieren. Das ist alles.«

Es stimmte. Rex glaubte es – na ja, zumindest weitestgehend. Wenn Ahsoka also versuchte, in der Macht herauszufinden, wie er wirklich in dieser Sache empfand, würde sie es nicht als Lüge wahrnehmen. Er war zu dem Entschluss gekommen, dass er nicht zu wissen brauchte, warum Skywalker sie eine Weile nicht um sich haben wollte, und wenn sie nun den Grund dafür wissen wollte – nun, es war wohl für sie an der Zeit, das Need-to-know-Prinzip zu lernen. Allerdings würde es ihr vermutlich etwas schwerfallen.

Er machte sich mehr Gedanken wegen der sechs neuen Klonsoldaten, die der Torrent-Kompanie zugeteilt worden waren.

Sie waren wirklich sehr neu.

Während Ahsoka aus dem Fenster schaute, saßen sich die sechs Männer jeweils zu dritt auf zwei Bänken in ruhigem, einstudiertem Schweigen gegenüber. Sergeant Coric, einer von nur fünf weiteren Männern der ursprünglichen Torrent-Kompanie, die den Angriff auf Teth überlebt hatten, saß unter ihnen und schien ganz in die Arbeit mit seinem Datapad vertieft.

Die neuen Jungs hatten in der Theorie alles gelernt, was sie über die verschiedenen Kriegsschiffe wissen mussten. Praktische Erfahrungen hatten sie nur im Rahmen von Flash-Trainingseinheiten auf Kamino gemacht, welche zwar umfangreich und realitätsnah waren, aber echte Erfahrungen nicht ersetzen konnten. Jeder, der frisch aus Tipoca City kam, konnte gar nicht vollends auf die reale Welt außerhalb des Lebens im Trainingslager vorbereitet sein – auf die unübersichtliche Vielfalt der Galaxis mit Tausenden von Spezies, welche aber auch gar nichts mit Menschen oder den Bewohnern Kaminos gemein hatten.

Ich frage mich, wie viel sie wohl davon zu sehen bekommen, ehe sie fallen.

Das war ein Gedanke, der sich recht hartnäckig in seinem Hinterkopf zu Wort meldete, zwar nicht nagend, aber doch immerhin so unangenehm, dass er ihn zu verdrängen versuchte.

Rex musterte sie eingehend und lauschte dem Klicken und den leichten Atemzügen, die ihm sagten, was in ihren Helmen vor sich ging. Er konnte sehen, was sie wohl sahen – die verkleinerte Anzeige ihres Blickfeldes im HUD, dem Head-up-Display seines Helms, zeigte jeweils den gegenübersitzenden Mann.

Tja, schließlich zeigten ihre Helme auch in diese Richtung.

Es dauert lange, aus fünf Überlebenden wieder eine Kompanie aufzubauen.Und dafür ist auch weit mehr als nur Training nötig. Was wissen die Kaminoaner schon über Bindung? Weniger, als sie dachten, vermute ich mal. Viel weniger.

Ahsoka unterbrach seine Gedanken. »Was ist so besonders an der Leveler?« Sie schaute aus dem Fenster, während die Fähre längsseits des Kriegsschiffes in Position ging. »Sie sieht genauso wie alle anderen ihrer Klasse aus.«

»Jedes Schiff hat seine Besonderheiten.« Rex rief mit ein paar schnellen Zwinkerbewegungen eine schematische Darstellung der Leveler auf sein HUD. »Sogar die, die äußerlich ganz gleich aussehen. Aber die Leveler ist gerade erst aufgerüstet worden und hat somit ein paar neue Spielereien, die wir ausprobieren können.«

»Vernichtende Spielereien?«

»Hoch entwickelte Erschütterungsraketen. Prototypen, die für Bombardierungen aus dem Orbit und die Zerstörung von anderen Schiffen entwickelt worden sind. Wenn die nicht vernichtend sind, sollte Pellaeon besser eine Rückerstattung verlangen.«

Die sechs neuen Klone – Ross, Boro, Joc, Hil, Vere und Ince – zuckten noch nicht einmal mit einem Muskel. Rex schaltete auf das interne, im Helm integrierte Komlink, sodass Ahsoka ihn nicht hören konnte.

»Gentlemen, geben Sie Lebenszeichen von sich, sonst muss ich zu Wiederbelebungsmaßnahmen greifen …«

»Bin auf Empfang, Sir«, sagte Ince. »Warte nur auf Befehle.«

»Wisst ihr, ihr dürft euch bewegen. Und reden.«

»Ja, Sir.«

Rex entschied für sich, dass die Punkte soziale Umgangsformen und Verhaltensweisen mit in das Trainingsprogramm integriert werden sollten. Seine neuen Jungs mussten ein bisschen lockerer werden. Vielleicht machte es sie nervös, dass sie jetzt der 501. angehörten, weil damit ein gewisser Ruf – eine gewisse Verantwortung – einherging.

Und wenn sie nicht anfingen zu reden und ihm all die kleinen individuellen Besonderheiten zeigten, die es einem Klonkrieger ermöglichten, in einem Meer fast identischer Gesichter und Rüstungen einen anderen Klon zu erkennen, würde er jeweils anhand dessen ID-Sensors herausfinden müssen, wer er war. Das war irgendwie unhöflich – als würde man jedes Mal das Namensschild eines Offiziers lesen müssen, ehe man ihn ansprach – und ein Eingeständnis, dass er, Rex, als befehlshabender Offizier seine Männer nicht kannte.

»Erlaubnis erteilt zu geistreichem Geplänkel – wie es euch gerade in den Sinn kommt.«

»Beginne mit geistreichem Geplänkel, Sir … Stand-by.«

Also besaß Ince doch so etwas wie Sinn für Humor. Rex grinste in sich hinein und ließ sie darüber nachdenken, dass sie nicht mehr auf Kamino waren.

Das Shuttle ging an der hinteren Bucht in Position, und eine leichte Erschütterung ging durch das Gefährt, als es mithilfe der Dämpfer aufsetzte. Die Rampe fuhr aus, und Ahsoka stürzte als Erste noch vor Rex nach draußen. Als er seinen Fuß aufs Deck setzte, kam Gil Pellaeon gerade in seiner grauen Dienstkleidung über die Bodenplatten aus Durastahl auf sie zu und blieb in ein paar Metern Entfernung stehen. Seine ganze Haltung sagte, dass das hier seine Welt war, sein Schiff und er der Herr; und der Kapitän war das Gesetz.

Er schaute von oben auf die winzige Togruta-Jedi herab. Das war nicht unfreundlich gemeint, sondern einfach eine Notwendigkeit; denn Ahsoka war klein. Sie hätte zwar so tun können, als wäre sie so groß wie ein Wookiee, doch nichts änderte etwas an der Tatsache, dass sie klein war – und noch ein Kind. Ein paar Mitglieder der Mannschaft hielten in ihrer Arbeit inne, um zu schauen. Zum Teil waren es Klone, zum Teil Nicht-Klone. Rex stand kurz davor einzugreifen.

»Ma’am.« Pellaeon nickte förmlich und schlug die Absätze seiner auf Hochglanz polierten Stiefel zusammen. »Willkommen an Bord. Als Erstes beschaffen wir Euch mal eine angemessene Montur.« Er warf einen Blick über die Schulter. »Chief? Chief, besorgen Sie Padawan Tano einen feuerfesten Arbeitsanzug und Sicherheitsstiefel. Nehmen Sie die kleinste Größe, die Sie auftreiben können. Schneiden Sie sie unten ab, wenn es nötig sein sollte.«

Rex hatte nicht wirklich daran gedacht, Ahsoka vorzuwarnen, dass es für das Treffen nötig sein könnte, sich angemessen zu kleiden. Es war immer ein heikles Thema, wenn man einer Frau sagte, was sie anziehen sollte. Und das galt besonders für eine Jedi, auch wenn die erst vierzehn Jahre alt sein sollte. Davon abgesehen ging Pellaeon so viel zuvorkommender mit den Damen um. Der Captain ließ sie keinen Moment aus den Augen.

»Ich habe auf keinem einzigen anderen Schiff einen Arbeitsanzug tragen müssen«, erwiderte Ahsoka steif.

»Ihr seid nicht angemessen gekleidet, meine Liebe.« Sein Tonfall war für einen Moment sehr väterlich. »Wir zeigen auf diesem Schiff keine Haut. Nicht nur, weil es unschicklich und undiszipliniert ist und ablenkt, sondern weil ein Schiff ein gefährlicher Ort ist. Hier gibt es scharfe Kanten, giftige Chemikalien, heiße Abgase, Waffenfeuer. Sicherheit kommt zuerst, Padawan. Bedeckt Euch.«

»Aber ich kämpfe so.« Plötzlich war Ahsoka wie jede andere Jugendliche, die ihren Modegeschmack gegenüber spießigen Eltern verteidigte, und kein bisschen mehr eine Jedi. Sie sah auf ihre bloßen Beine und den nackten Bauch, als würde sie sich ihrer erst jetzt bewusst werden. »Und ich verletze mich nie. Admiral Yularen lässt …«

»Admiral Yularen kann auf seinem Schiff tun und lassen, was er will. Aber hier befinden wir uns auf meinem Schiff. Bitte, zieht Euch etwas über, Padawan Tano.«

»Aber ich bin immer …«

»Nicht auf meinem Schiff.«

Rex hatte keine andere Wahl, als die ganze Zeit stillzustehen und darauf zu warten, dass dieser Machtkampf ein Ende fand. Die neuen Truppenmitglieder standen lobenswert reglos, sauber aufgestellt zu seiner Linken. Coric wippte sehr unauffällig auf den Absätzen hin und her. Die Bewegung war fast gar nicht zu erkennen, und nur die Stiefel knirschten ein bisschen. Pellaeon wartete und streckte dann einen Arm zur Seite aus, als der Chief mit einem Paar fester Stiefel und einem zusammengefalteten blauen Overall auf ihn zukam.

Pellaeon nahm die Sachen, ohne auch nur zur Seite zu schauen, und reichte sie Ahsoka.

»Danke«, sagte sie mit gesenktem Kopf. Dann schlurfte sie die Rampe wieder hoch.

Pellaeon entspannte sich sichtlich. »Menschenskind! Rex, sagt Skywalker seinen Untergebenen denn nicht, dass sie sich was anziehen sollen? Was denkt er denn, was das hier ist? Ein Kreuzfahrtschiff?«

In Augenblicken wie diesem wusste Rex den wahren Wert seiner den ganzen Körper umschließenden Rüstung zu schätzen. Mit einer schnellen Augenbewegung schaltete er für einen Moment das in seinem Helm angebrachte Mikrofon aus, lachte schallend, und schaltete es dann wieder ein.

»Möchten Sie, dass ich ihn das frage, Sir?«

»Rex, Sie amüsieren sich wohl köstlich …«

»Ich, Sir? Niemals, Sir.«

»Wir sind beide Führungsoffiziere, Rex … Ich heiße Gil. Lassen Sie das ›Sir‹ weg.«

»Ein Captain der Flotte hat einen höheren Rang als ein Captain des Heeres, Sir, wenn man es genau nimmt.«

»Du meine Güte! Jetzt halten Sie aber mal den Rand, Mann, und lassen Sie uns einen trinken gehen.«

Der gute alte Pellaeon. Er scherte sich keinen Deut um das Protokoll. Schweigend setzten sie ihre Arbeit fort. Schließlich kam Ahsoka wieder die Rampe der Fähre herunter. Sie hatte den blauen Overall in der Taille eng gegürtet, die zu langen Ärmel bis zu den Handgelenken hochgekrempelt und präsentierte sich nun so Pellaeon.

»Geht das so?« Das arme Kind. Sie wirkte verlegen. Die Streifen auf ihren Kopftentakeln, den Lekku, wiesen einen kräftigeren Farbton als sonst auf. Diese Verfärbung entsprach dem menschlichen Erröten, hatte Rex gelernt, und war manchmal ein Hinweis auf Verlegenheit und manchmal auf Wut. Er nahm an, dass es diesmal eine Mischung aus beidem war. »Ich möchte Ihnen nur mitteilen, dass der Anzug so weit ist, dass ich noch ins Stolpern geraten und mir den Hals brechen werde. Das ist alles. Ich halte das nicht für sehr sicher.«

»Ihr werdet schon noch hineinwachsen, meine Liebe«, erwiderte Pellaeon, der zufrieden wirkte. »Und außerdem haben Jedi doch ein viel zu ausgeprägtes räumliches Wahrnehmungsvermögen, als dass sie stolpern würden, oder? Chief Massin wird Euch zu Eurer Kabine führen.«

Pellaeon wartete, bis Ahsoka mit Massin durch eine Tür verschwunden war, dann drehte er sich zu Rex um. »Wie lang ist die Ruhepause, die Sie brauchen?«

»Man sagte mir, zwei bis drei Tage.«

»Ach, dann haben Sie gar nicht selber um eine Erholungspause für Ihre Männer ersucht?«

»Nein.« Rex formulierte seine Antwort vorsichtig. »General Skywalker hat seine Gründe, welche das auch sein mögen, warum er alleine vorgehen will, und sein Padawan ist noch in einer außerordentlich neugierigen Phase. Ich weiß Ihre Hilfe sehr zu schätzen, Captain.«

»Es ist mir ein Vergnügen.« Pellaeon gab den Soldaten ein Zeichen. Coric folgte ihnen wie ein Hirtenhund. »Ach übrigens, vielleicht können Sie mir dabei helfen, meine Crew etwas in Form zu bringen. Das waren noch Zeiten, als ein befehlshabender Offizier einen nutzlosen Gefolgsmann durch die Luftschleuse schubsen konnte, ohne dafür haufenweise Formulare ausfüllen zu müssen …«

»Sehr unsportlich, Sir«, meinte Coric. »Außer Sie lassen ihnen einen Anlauf von fünfzig Metern.«

Pellaeon lachte. Aber wie immer übertünchte Humor in Kriegszeiten nur die ständige Angst, und die Wahrscheinlichkeit, dass man im Weltraum starb, war sehr hoch. Der größte Teil der Besatzung von Kriegsschiffen schien mit der Situation nur dadurch fertig zu werden, dass man in einer Art und Weise darüber scherzte, die auf in Frieden und Sicherheit lebende Leute höchst unangemessen wirkte.

Rex lachte immer, wenn sich eine Gelegenheit dazu ergab. Dichter würde er dem, was man als Erholung oder Entspannung bezeichnen konnte, wohl nie kommen: hier unter anderen, die ihn verstanden, und weit entfernt von den Zivilisten auf Coruscant, die das wohl nie könnten. Es war ein sicherer Schwebezustand zwischen beiden Extremen.

»Es wird langweilig werden, Sir«, meinte Coric zu ihm, als sie durch den Flur zur Messe gingen. »Aber in angenehmer Weise.«

»Macht das Beste draus«, sagte Rex. »Holt etwas Schlaf nach. Alle.«

Zwei oder drei Tage Nichtstun war genau das, was sie brauchten. Er brauchte nur dafür zu sorgen, dass Ahsoka beschäftigt war. Und das konnte ja wohl nicht allzu schwer sein.

Eine kleine Gestalt kam mit großen Schritten auf sie zu. Sie kam bemerkenswert gut mit den Sicherheitsschuhen zurecht, die mit Durastahlkappen versehen waren. Ahsokas Lekkus schwangen wie Zöpfe hin und her.

»Ich bin so weit, Rex.« Sie strahlte. »Zeigen Sie mir, wo die Erschütterungsraketen untergebracht sind.«

ATHAR: NÄCHSTER MORGEN

»Du da!«, brüllte der Aufseher am Fabriktor. Er war außergewöhnlich bleich, und einen Moment lang dachte Hallena, er wäre ein Albino. Aber er war nur sehr blond, was für Athar ungewöhnlich war. »Du da, mit dem roten Schal! Willst du in der Maschinenhalle arbeiten?«

Sie merkte, dass er auf sie zeigte. Sie hatte sich mit anderen Arbeitern in einer Reihe vor der Waffenfabrik aufgestellt. Es warteten noch viele andere vor den Toren auf Arbeit, die tageweise vergeben wurde.

Tolle Art, den Sicherheitscheck zu umgehen. Manche Diktaturen sind so herrlich dumm.

»Nein, Sir.« Das fiel ihr immer am schwersten: so zu tun, als wäre sie ehrerbietig. »Nur putzen. Haben Sie Arbeit für mich?«

Der graue Staub hatte sich wie feiner, schmutziger Schnee überall verteilt. Zumindest hatte sich der Wind gelegt.

»Wir haben immer Putzjobs«, sagte der Aufseher und trat, wie um seine Aussage zu unterstreichen, einen Haufen Sand in die Luft. »Besonders jetzt. Komm rein. Wo ist dein Ausweis?«

Hallena schob sich an den anderen vorbei, bis an den Anfang der Schlange, wobei sie mürrische und neidische Blicke auf sich zog, als wären ihr irgendwelche Privilegien gewährt worden. Als sie sich seitlich an zwei Männern vorbeidrängte – denk an deine Körpersprache, sei passiv, sei unterwürfig –, fing sie den Blick von einem der beiden auf, und sie erinnerte sich wieder. Es war wie eine Offenbarung. Sie sah in die Augen eines hungernden Mannes. Das war nicht wörtlich zu verstehen, denn er wirkte recht kräftig, aber wie ein Mann, der verzweifelt auf der Suche nach Arbeit war, die sie ihm vielleicht gerade vor der Nase weggeschnappt hatte. Der Mann begegnete ihrem Blick. Doch der Augenkontakt dauerte nur einen Herzschlag lang, noch nicht einmal eine Sekunde.

So einen Blick hatte sie auf Coruscant noch nie gesehen – noch nicht einmal annähernd. Plötzlich begriff sie, wer der eigentliche Feind war, mit dem sie es zu tun hatte. Und eine größere Angst bemächtigte sich ihrer, als wenn sie es mit Kriegsschiffen und Invasionen zu tun gehabt hätte; denn dieser Feind konnte nicht abgeschossen, ausgebombt oder an den Verhandlungstisch gebracht werden. Es war das Antlitz der Verzweiflung, der Angst und so grundlegender Bedürfnisse, dass die Leute dazu getrieben wurden, wirklich alles zu tun.

Hier kämpfen wir auf verlorenem Posten.

Das Land steht kurz vor einer Revolution. Kein Wunder, dass die Separatisten hier einmarschieren wollen. Ein Anstoß, ein Staatsstreich …

»Worauf zum Teufel wartest du noch?«, brüllte der Aufseher. »Willst du den Job oder nicht? Ich hab hier Hunderte, die liebend gern an deiner Stelle wären, Schätzchen.«

»Verzeihung, Sir.« Arroganter Barve. Ich hoffe, ich bekomme die Gelegenheit, dich abzuknallen … »Komme sofort, Sir.«

Hallena riss ihren Blick los und drängte sich durch die Wartenden. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie sich so auffällig verhalten hatte. Der Augenkontakt hatte nur den Bruchteil einer Sekunde gedauert. In einer Gesellschaft, wo jeder darauf eingestellt war, zu beobachten und seinen Nachbarn zu denunzieren, um zu überleben, musste sie deutlich vorsichtiger sein.

Sie reichte dem Aufseher den gefälschten ID-Chip. Er nahm ihn, schob ihn in ein Kartenlesegerät und musterte die Anzeige. Es war nicht das erste Mal, dass ihr Leben auf Messers Schneide stand, und sie hoffte, ihre Tarnung würde nicht auffliegen, aber …

He, ich bin noch gar nicht hinter der feindlichen Linie. Ich bin hier mit Zustimmung und Wissen des Regenten. Warum habe ich also dieses komische Gefühl?

Der Aufseher grinste, als er sich die Angaben durchlas. Bestimmt sah er gerade, dass sie im Gefängnis gesessen hatte. »Dann hast du also deine Lektion gelernt, Unruhestifterin?«

»Ich will einfach nur meine Arbeit tun und Essen auf dem Tisch haben«, erwiderte sie.

»Wenn mir auch nur einmal zu Ohren kommt, dass du hier die Leute aufwiegelst, werde ich dir höchstpersönlich die Kehle durchschneiden.«

Ja, das war das Schwierigste, wenn man undercover arbeitete. Es war nicht der Anblick einer auf einen gerichteten Blasterpistole. Auch nicht die Furcht, entdeckt zu werden und eines einsamen Todes zu sterben, ohne dass einer wusste, wer man eigentlich war und das auch noch so weit weg von zu Hause. Nein, am Unerträglichsten war es für Hallena Devis, sich auf die Lippe zu beißen, während so ein Stück Dreck ihre Intelligenz beleidigte und nicht sofort seinen gerechten Lohn dafür bekam, den er so sehr verdiente.

Aber auch wenn ihr Terminkalender noch so voll war – dieser Sache würde sie sich auf jeden Fall noch annehmen. Da war sie sich ganz sicher.

»Wie ich schon sagte«, murmelte sie mit gesenktem Blick und hasste sich dabei dafür, dass sie überhaupt in der Lage war, Unterwürfigkeit zu heucheln. »Ich will zu essen haben. Das ist alles.«

Der Aufseher schien der Meinung zu sein, seinen Standpunkt klargemacht zu haben. »Melde dich im Personalbüro«, sagte er und trat einen Schritt zurück, damit sie an ihm vorbei aufs Gelände treten konnte. Die rostigen Portale öffneten sich, um sie durchzulassen, und ein ohrenbetäubender Schwall aus Hämmern, Kreischen, Donnern drang aus der auf Hochtouren laufenden Fabrikationsanlage. Die Ohren taten ihr weh, während sie mit gesenktem Kopf durch die riesige Fabrikhalle an Montagebändern vorbeiging, wo unzählige Arbeiter kleine Kanister versiegelten oder Bauteile aus Durastahl miteinander verglichen. Keiner schenkte ihr größere Beachtung. Ein Mann schaute auf, lächelte und fuhr dann fort, ein Durastahlblech um etwas zu biegen und zu vernieten, das wie ein Auspuff aussah. Als Hallena im Personalbüro ankam – ein schäbiges Kabuff am anderen Ende der Fabrikhalle – wurde sie von einem schmuddeligen Droiden gemustert, der ramponierter aussah als das Metall, das überall um sie herum bearbeitet wurde. Während er mit der einen Hand weiter einen Stapel Flimsiplast durchblätterte und mit der anderen Zahlen in einen Rechner eingab, griff er mit einem dritten Arm, der am Rücken montiert war, hinter sich. Mit diesem zauberte er sodann einen Besen hervor und hätte sie damit fast an den Beinen getroffen. Sollte jemand eine Leistungsstudie durchführen, würde der Droide in allen Bereichen die höchste Punktzahl erreichen. Hallena fragte sich, was er wohl unter dem Tisch mit seinen Beinen tat. Keine Gliedmaße war untätig, so viel war gewiss.

»Ein Besen«, sagte der Droide. »Wenn Sie ihn kaputt machen oder verlieren, ersetzen Sie ihn. Sie fegen die gesamte Produktionshalle sowie die Waschräume und die Flure. Zehn Minuten Essenspause, wenn das Horn ertönt. Sie gehen nach Hause, wenn der Aufseher alles inspiziert hat und zufrieden ist. In dem Fall werden Sie bezahlt und kommen am nächsten Tag wieder. Wenn er unzufrieden ist, bekommen Sie nichts und kommen auch nicht wieder. Noch irgendwelche Fragen?«

Hallena war in arger Versuchung, eine Frage zu stellen, die ihr auf der Zunge brannte, aber ihre Selbstdisziplin, die jetzt wieder die Kontrolle übernommen hatte, hielt sie davon ab. Sie dachte noch nicht einmal daran, eine scharfe Erwiderung von sich zu geben.

»Nein«, sagte sie und nahm den Besen in beide Hände, als wäre er ein Bauernspieß. »Ich brauche wohl keinen Übersichtsplan, um mich überall zurechtzufinden, oder?«

Der Droide besaß nicht die Fähigkeit, eine höhnische Grimasse zu ziehen, aber er war ziemlich gut darin, seinen Abscheu mit einer Modulation in der Stimme deutlich zu machen, welche einen Schauspieler vor Neid hätte erblassen lassen.

»Was gibt’s da zu finden?«, fragte er schließlich. »Augen zu Boden richten, Dreck finden und zusammenfegen. Hören Sie mit Fegen auf, wenn Sie die ursprüngliche Farbe der Fliesen erkennen können. Wenn Sie noch etwas anderes finden, das dreckig ist – machen Sie es sauber.«