Star Wars. Darth Maul. Der Schattenjäger - Michael Reaves - E-Book
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Star Wars. Darth Maul. Der Schattenjäger E-Book

Michael Reaves

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Beschreibung

Der ruchlose Darth Sidious bereitet einen Schlag gegen die Republik vor, der sie ins Verderben reißen soll. Als seine Pläne verraten werden, will er die Mitwisser sterben lassen. Er schickt seinen besten Schüler aus: Darth Maul, den Schattenjäger...

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Inhaltsverzeichnis

WidmungTEIL I - In der Unterwelt
EinsZweiDreiVierFünfSechsSiebenAchtNeunZehnElfZwölfDreizehnVierzehnFünfzehn
TEIL II - Labyrinth
SechzehnSiebzehnAchtzehnNeunzehnZwanzigEinundzwanzigZweiundzwanzigDreiundzwanzigVierundzwanzigFünfundzwanzigSechsundzwanzigSiebenundzwanzigAchtundzwanzigNeunundzwanzigDreißigEinunddreißigZweiunddreißigDreiunddreißigVierunddreißigFünfunddreißigSechsunddreißigSiebenunddreißig
DankCopyright

Für meine Tochter Mallory»Die Macht ist stark in ihr«

VOR SOGAR NOCH LÄNGERER ZEIT IN EINER WEIT ENTFERNTEN GALAXIS …

TEIL I

In der Unterwelt

Eins

Der Weltraum ist ein hervorragendes Versteck.

Der neimoidianische Frachter Saak’ak kreuzte schwerfällig durch die unvermessenen Tiefen des wilden Raums. Er zeigte stolz seine Farben, hatte die Tarnvorrichtung furchtlos abgeschaltet. Hier, Parsec vom zivilisierten Kern der Galaxis und den ihn umgebenden Systemen entfernt, konnte er sich das leisten. Selbst die Neimoidianer, diese eingeschworenen Rekord-Paranoiker, fühlten sich in diesem gewaltigen, endlosen Abgrund zwischen dem Drehpunkt und einem der Spiralarme sicher.

Aber sogar hier konnten die Führer der Handelsföderation ihre Vorliebe für Täuschungen nicht vollständig aufgeben. Sie suchten Heimtücke und List, wie eine junge Raupe die Sicherheit und Wärme ihrer Schlafnische in ihrem Stock sucht. Die Saak’ak war ein gutes Beispiel dafür. Nach außen wirkte sie wie ein Frachtschiff, dessen Hufeisenform dazu entworfen war, so viel Fracht wie möglich aufzunehmen. Erst wenn ein unvorsichtiger Feind sich bis auf Schussweite näherte, würde er die schwere Durastahl-Panzerung, die Geschütztürme und die militärischen Kommunikationsantennen bemerken.

Und dann wäre es selbstverständlich zu spät.

Auf der Brücke der Saak’ak war bis auf die gedämpften Geräusche der Lebenserhaltungssysteme und das beinahe unhörbare Surren des Filtersystems alles still. Drei Personen standen auf einer Seite der riesigen Transparistahl-Sichtluke. Sie trugen die fließenden Gewänder und Umhänge des neimoidianischen Adels, aber als eine vierte Gestalt in ihrer Nähe erschien, war ihre Körpersprache ehrerbietig, um nicht zu sagen unterwürfig.

Die vierte Person war nicht wirklich körperlich anwesend. Diese Gestalt in dem schwarzen Kapuzengewand war ein Hologramm, ein dreidimensionales Bild, das von einer unbekannten, Lichtjahre entfernten Quelle ausgestrahlt wurde. Aber so ungreifbar und unkörperlich dieses Abbild war, die geheimnisvolle gebeugte Gestalt beherrschte die drei Neimoidianer. Sie hätten nicht eingeschüchterter sein können, wenn dieser Mann tatsächlich anwesend gewesen wäre und einen Blaster auf sie gerichtet hätte.

Das Gesicht der Gestalt – das Wenige, was davon im Schatten der Kapuze zu erkennen war – wirkte grimmig und gnadenlos. Der Kopf unter der Kapuze bewegte sich ein wenig, als er die Neimoidianer nacheinander ansah. Dann sprach er, seine Stimme ein trockenes Kratzen, sein Tonfall der eines Mannes, der sofortigen Gehorsam gewohnt ist.

»Ihr seid nur zu dritt.«

Der größte der drei, der den dreifachen Kopfschmuck eines Vizekönigs trug, antwortete stotternd: »D-das ist wahr, Lord Sidious.«

»Ich sehe dich, Gunray, und deine Lakaien Haako und Dofine. Wo steckt der Vierte von euch? Wo ist Monchar?«

Nute Gunray, Vizekönig der Föderation, verschränkte die Finger vor dem Bauch, um das Zittern seiner Hände zu beherrschen. Er hatte gehofft, sich irgendwann an diese Gespräche mit dem Sith-Lord gewöhnen zu können, aber bisher war das nicht geschehen. Wenn überhaupt, dann waren diese Begegnungen mit Darth Sidious noch verstörender geworden, je näher der Termin für das Embargo rückte. Gunray wusste nicht, wie seine Stellvertreter Daultay Dofine und Rune Haako sich dabei fühlten – unter Neimoidianern galt es als Tabu, über Gefühle zu sprechen –, aber er wusste, wie ihm selbst nach jeder Begegnung mit dem Sith-Lord zumute war. Am liebsten wäre er in die Geburtskammer seiner Schwarmmutter zurückgekehrt und hätte die Ausstoßklappe hinter sich zugezogen.

Besonders jetzt! Wo steckte Hath Monchar, dieser elende, stinkende Mistkerl? Er war nicht an Bord der Saak’ak, so viel war sicher. Das Schiff war von der Mittelkugel bis zu den Luftschleusen an den äußersten Enden der Dockarme durchsucht worden, und dabei hatte man festgestellt, dass nicht nur der stellvertretende Vizekönig verschwunden war, sondern auch ein Späherschiff mit Hyperantrieb. Wenn man diese beiden Tatsachen zusammen betrachtete, hatte Vizekönig Nute Gunray erschreckend gute Aussichten, demnächst auf einer der Pilzfarmen zu Hause auf Neimoidia zu landen, und zwar als Futter.

Das Hologramm von Darth Sidious flackerte ein wenig, dann wurde es wieder stabiler, wenn auch nicht sonderlich. Ein kurzer Übertragungsfehler, der vermutlich von einem Sonnensturm irgendwo zwischen dem neimoidianischen Schiff und der unbekannten Welt aufgetreten war, von der das Signal ausgesandt wurde. Nicht zum ersten Mal fragte sich Gunray, auf welcher Welt oder welchem Schiff sich der Sith tatsächlich befand, und nicht zum ersten Mal wich er innerlich wieder vor dem Gedanken zurück. Er wollte über seinen Verbündeten bei diesem Unternehmen am liebsten nicht so gut Bescheid wissen. Tatsächlich wünschte er sich sehnlichst, auch das vergessen zu können, was er bereits erfahren hatte. Mit Darth Sidious zusammenzuarbeiten war, als säße man in einer Höhle auf Tatooine mit einem hungrigen Krayt-Drachen fest.

Jetzt wandte sich das kapuzenverhüllte Gesicht ihm zu. »Nun?«, fragte Sidious.

Noch während er den Mund öffnete, wusste Gunray, dass es keinen Sinn haben würde, zu lügen. Der Sith-Lord war ein Meister der Macht, jenes geheimnisvollen, alles durchdringenden Energiefelds, das, wie einige behaupteten, die Galaxis ebenso zusammenhielt wie die Schwerkraft. Sidious war vielleicht nicht im Stande, die verborgensten Gedanken seines Gegenübers zu lesen, aber er wusste zweifellos, wenn jemand log. Selbst mit dieser Gewissheit im Hintergrund konnte der Neimoidianer es ebenso wenig unterlassen, sich zu verstellen, wie es ihm gelungen wäre, bewusst seine Schweißdrüsen im Nacken an der Absonderung öliger Substanz zu hindern.

»Er ist krank, Herr. Zu üppiges Essen. Er – er ist von zarter Gesundheit.« Gunray schloss den Mund und drückte die Lippen fest aufeinander, damit sie nicht zitterten. Innerlich verfluchte er sich. Solch eine jämmerliche und offensichtliche Lüge; selbst ein Gamorreaner hätte sie durchschauen können! Er wartete darauf, dass Sidious Haako und Dofine befehlen würde, ihm seine Amtsgewänder abzunehmen. Er hegte keinerlei Zweifel daran, dass sie es tun würden. Unter den Basic-Begriffen, die Neimoidianer an wenigsten verstehen konnten – oder, genauer gesagt, den Gedanken dahinter –, stand »Loyalität« an erster Stelle.

Dennoch nickte Sidious zu seiner Verblüffung einfach nur und sah davon ab, Vergeltung zu üben. »Aha. Nun gut – wir werden also zu viert über die Notfallpläne sprechen, die wir anwenden, falls aus dem Handelsembargo nichts wird. Monchar kann sich kundig machen, wenn es ihm wieder besser geht.« Danach beschrieb der Sith-Lord seinen Plan, eine große geheime Armee von Kampfdroiden in den Frachträumen der Handelsschiffe zu verbergen, aber Gunray konnte sich kaum auf die Einzelheiten konzentrieren. Er war vollkommen verblüfft, dass der Sith-Lord seine verzweifelte Lüge tatsächlich geglaubt hatte.

Diese Erleichterung war allerdings nur von kurzer Dauer. Er wusste, dass er bestenfalls ein wenig Zeit gewonnen hatte … ein wenig. Wenn Sidious’ Hologramm das nächste Mal auf der Brücke der Saak’ak erschien, würde er wieder nach Monchar fragen, und dann würde er die Ausrede nicht mehr akzeptieren.

Es gab keine andere Möglichkeit – sie mussten Monchar finden, und zwar schnell. Aber wie sollte das geschehen, ohne Sidious’ Misstrauen zu erregen? Gunray hatte manchmal das Gefühl, als wäre der Sith-Lord im Stande, in jede noch so kleine Kammer oder Nische des Frachters zu spähen, und als wüsste er über alles Bescheid, ganz gleich wie banal und unbedeutend, was an Bord geschah.

Der Vizekönig versuchte sich zusammenzureißen. Er nutzte die Tatsache, dass Sidious seine Aufmerksamkeit Haako und Dofine zugewandt hatte, um sich verstohlen eine stresslindernde Kapsel in den Mund zu stecken. Er konnte spüren, wie sich seine Lungen ausdehnten und zusammenzogen, wie er kurz vor der Hyperventilation stand. Ein altes Sprichwort beschrieb die Neimoidianer als die einzigen intelligenten Wesen, die für anstrengende Situationen über ein besonderes Organ verfügen. Als Nute Gunray spürte, wie die kaum gedämpfte Unruhe wieder begann, sich in seinem Eingeweidesack auszubreiten, wurde er unwillkürlich an diese alte Beschreibung seiner Spezies erinnert.

Darth Sidious, Meister der Sith, hatte seine Anweisungen an die Neimoidianer beendet und vollzog eine kaum merkliche, beinahe geringschätzige Geste. Auf der anderen Seite der Brücke klickte ein Relais, und die Übertragung des Hologramms wurde beendet. Die flackernden blauweißen Abbilder der Neimoidianer und eines Teils ihrer Schiffsbrücke verschwanden.

Sidious blieb reglos und schweigend auf dem Übertragungsgitter stehen, die Fingerspitzen aneinander gedrückt, vollkommen konzentriert auf die Wirbel und Strömungen der Macht. Weniger Empfindsame hätten dies alles nicht einmal bemerkt, aber für ihn war es wie ein allgegenwärtiger Nebel, unsichtbar, aber dennoch spürbar, der ihn stets umgab. Es ließ sich nicht einmal annähernd mit Worten beschreiben, was er fühlte; man konnte es nur verstehen, wenn man es selbst erlebte.

Er hatte in langen Jahren des Studiums und der Meditation gelernt, wie auch noch die kleinsten Veränderungen dieses steten Stroms zu interpretieren waren, ganz gleich, wie geringfügig sie waren. Aber auch ohne diese Fähigkeit hätte er gewusst, dass Nute Gunray log, was Hath Monchars Abwesenheit anging. Ein alter Scherz über die Spezies des Vizekönigs brachte das am besten zum Ausdruck:

Woher weiß man, dass ein Neimoidianer lügt?

Sein Mund ist offen.

Sidious nickte. An Gunrays Unehrlichkeit bestand kein Zweifel; die Frage war nur, warum er log. Und diese Frage musste bald beantwortet werden. Sicher, die Neimoidianer waren Schwächlinge, aber selbst das feigste Geschöpf konnte sich auf die Hinterbeine stellen und beißen, wenn es genügend motiviert war. Sie intrigierten hinter seinem Rücken. Es wäre naiv gewesen, etwas anderes anzunehmen, und wie viele Fehler man Darth Sidious auch immer ankreiden konnte, Naivität gehörte nun wirklich nicht dazu. Wenn man bedachte, wie wichtig das Embargo gegen Naboo und die darauf folgenden wirtschaftlichen Auswirkungen sein würden, gab es nur eine Möglichkeit.

Wieder vollführte Sidious eine dieser kaum merklichen Gesten. Die Macht bewegte sich entsprechend, und das Übertragungsgitter unter seinen Füßen begann wieder zu schimmern. Abermals raste sein Abbild durch die Leere auf einen anderen abgelegenen Ort zu. Es war Zeit, eine weitere Figur ins Spiel zu bringen – eine, die schon seit Jahren für genau diese Art von Aufträgen ausgebildet war. Es ging um den Mann, der die andere Hälfte des Sith-Ordens darstellte, Sidious’ Schützling, seinen Schüler, seinen Krieger.

Den Mann, den Sidious Darth Maul genannt hatte.

Die Duelldroiden waren auf Töten programmiert. Es gab insgesamt vier, allerbeste Elite-Duellanten von Trang Robotics, jeder auf eine andere Weise bewaffnet: einer mit einem Stahlrapier, einer mit einer schweren Keule, der dritte mit einer kurzen Kette und der letzte mit zwei zweischneidigen Hacheten, die so lang und breit wie der Unterarm eines Mannes waren. Man hatte die Droiden mit den Fähigkeiten von einem Dutzend Kampfsportmeistern programmiert, und ihre Reflexe waren um Haaresbreite schneller als die menschlicher Champions. Ihr Durastahl-Panzer war Blaster-resistent. Die Hersteller hatten sie mit einer eingebauten Hemmung ausgestattet, die sie davon abhalten würde, einem geschlagenen Gegner den Todesstoß zu versetzen, aber ihr neuer Besitzer hatte diese Programmierung gelöscht. Jeder Fehler würde tödlich enden.

Darth Maul machte keine Fehler.

Der Sith-Schüler stand inmitten des Trainingsraums, und die vier Droiden umkreisten ihn. Er atmete ruhig und gleichmäßig, sein Herzschlag war normal. Er war sich seiner körperlichen Reaktionen auf die Gefahr bewusst – und er beherrschte sie.

Zwei der Droiden – Rapier und Kette, wie er sie nannte – befanden sich in seinem Blickfeld. Die beiden anderen – Keule und Hachete – waren derzeit hinter ihm. Das war egal, denn er konnte jede ihrer Bewegungen so deutlich spüren, als hätte er Augen am Hinterkopf, weil er die Bewegungen als Veränderungen in der Macht wahrnahm.

Maul hob seine eigene Waffe, das Lichtschwert mit den zwei Klingen, und zündete es. Doppellanzen aus reiner Energie schossen aus dem Griff, zischten und knisterten in leuchtend roten Strahlen, die in den beiden Flux-Öffnungen zu beiden Seiten des Griffs begannen. Jeder Jedi-Ritter konnte mit einem einfachen Lichtschwert umgehen, aber nur ein Meisterkämpfer war im Stande, diese mit zwei Klingen bestückte Waffe zu benutzen, die vor tausenden von Jahren von dem legendären Dunklen Lord Exar Kun entworfen worden war. Wenn man nicht vollkommen darauf eingestimmt war, würde diese Waffe für den, der sie benutzte, ebenso tödlich sein wie für einen Gegner.

Rapier stach zu, nutzte seine gesamte Reichweite; das metallene Kniegelenk berührte dabei beinahe den Boden. Die nadelscharfe Spitze zuckte auf Mauls Herz zu, beinahe zu schnell, als dass ein Blick sie hätte erfassen können.

Die dunkle Seite erblühte in Darth Maul. Ihre Kraft vibrierte in ihm wie ein schwarzer Blitz, vervollkommnete seine Jahre der Ausbildung, leitete seine Reaktionen. Es war, als würde der Fluss der Zeit träger.

Es wäre leicht gewesen, die Klinge einfach zu zerhacken, denn nur wenige Metalle konnten der reibungsfreien Klinge eines Lichtschwerts widerstehen. Aber darin lag keine Herausforderung. Maul drehte sich auf die Spitze des Rapiers zu, glitt an der Waffe entlang und riss die Hände auf Brusthöhe zur Seite. Die linke Klinge des Lichtschwerts schnitt durch den Schwertarm des Droiden. Arm und Waffe fielen klirrend zu Boden.

Maul ließ sich auf das linke Knie sinken, sodass Keules Schlag über seinen Kopf hinwegsauste und dabei nur knapp ein Horn verfehlte. Ohne hinzusehen, nur geführt von den Vibrationen der Macht, stieß er die rechte Klinge nach hinten, dann die linke nach vorn – eins, zwei! – und traf damit nacheinander Keule und Rapier in den Bauchbereich. Funken schossen aus kurzgeschlossenen Schaltkreisen, und Schmierflüssigkeit sprühte in einem rötlichen Nebel aus den Droidenkörpern.

Maul nutzte den Schwung seines Stoßes und sprang über den Droiden hinweg, der unter ihm zusammenbrach. Er fing sich mit einem Salto ab, kam wieder hoch, schwang das Lichtschwert über dem Kopf. Dann nahm er die breitbeinige Teräs-Käsi-Stellung ein, die als »Banthareiten« bekannt war. Noch in der Bewegung führte er eine innere Bestandsaufnahme durch. Sein Atem war weiterhin langsam und gleichmäßig, der Puls bestenfalls um zwei oder drei Schläge pro Minute über den Ruhewert hinaus beschleunigt.

Zwei Gegner waren erledigt, zwei noch übrig.

Kette griff an, schwang die Waffe über dem Kopf wie die Propeller eines Gyrocopters. Die schweren Kettenglieder rasten auf Darth Maul zu. Der Sith-Schüler drehte sich auf dem rechten Fuß und riss das linke Bein zu einem kräftigen Seitwärtstritt hoch, drosch den Stiefel in die gepanzerte Brust des Droiden und hielt ihn damit auf. Dann duckte er sich, schwang das Lichtschwert wie eine Sense und durchtrennte beide Kniegelenke seines Gegners. Kette sackte zusammen, während Maul sich und seine Waffe bereits abermals drehte und die Stellung namens »Sich aufbäumender Rancor« einnahm. Er zog die rechte Klinge zwischen Kettes mechanische Oberschenkel und benutzte die Kraft seiner Beinmuskeln, um den Schlag zu verstärken, als er aus der Hocke wieder in eine stehende Position kam.

Die machtvoll nach oben gerissene Klinge zerteilte Kette. Ein lautes, metallisches Kreischen ertönte, als der Droide auseinander fiel. Füße und Unterschenkel trafen einen Sekundenbruchteil vor den oberen Hälften am Boden auf.

Der säuerliche Gestank verbrennender Schmierflüssigkeit und schwelender elektrischer Drähte trieb über Maul hinweg. Was noch vor Sekunden ein funktionierender High-Tech-Droide gewesen war, war zu einem Haufen Altmetall reduziert.

Nur noch ein Gegner übrig.

Hachete bewegte sich nach links und wirbelte die rasiermesserscharfen Klingen in einer defensiven Bewegung – hoch, tief, links, rechts, ein blendendes Muster scharfkantigen Todes, das jeden zerstückeln würde, der sich davon ablenken ließe.

Maul gestattete sich den Hauch eines Lächelns. Er drückte einen Knopf am Griff seines Lichtschwerts. Das Surren erstarb, als die Energiestahlen verloschen. Der Sith beugte sich vor, ohne den Droiden dabei aus den Augen zu lassen, legte die Waffe auf den Boden und schob sie mit dem Fuß weg.

Dann nahm er eine leicht geduckte Verteidigungsstellung ein, den linken Fuß nach vorn geschoben, den Oberkörper in einem Winkel von fünfundvierzig Grad nach vorne gebeugt. Er behielt die flackernde Arabeske des Todes im Auge, als Hachete auf ihn zukam. Ein solcher Droide kannte keine Angst, aber Darth Maul wusste, dass es jeden Gegner, der intelligenter war als ein Duelldroide, zutiefst beunruhigen würde, wenn er seine Waffe niederlegte und sich dem Gegner mit bloßen Händen stellte. Angst war eine ebenso schlagkräftige Waffe wie ein Lichtschwert oder ein Blaster.

Die dunkle Seite tobte in ihm, drohte ihn durch Hass zu blenden, aber er hielt sie in Schach. Er hob eine Hand auf Ohrhöhe, senkte die andere zur Hüfte, dann wechselte er die Positionen. Er beobachtete. Er wartete.

Hachete stahl sich einen weiteren kleinen Schritt vorwärts, kreuzte die Klingen, führte die gleichen Bewegungen in Gegenrichtung durch, wartete auf eine Gelegenheit.

Maul gab dem Droiden, was er suchte. Er bewegte den linken Arm vom Körper weg und öffnet sich damit für einen Stoß in die Seite.

Hachete erkannte die Chance und griff an, schnell, sehr schnell, wobei er eine Klinge nach vorn riss und die zweite zur Deckung hob.

Maul ließ sich fallen, hakte den linken Fuß um die Ferse des Droiden und riss dessen Fuß nach vorn, wobei er gleichzeitig fest mit dem andern Fuß gegen den Oberschenkel seines Gegners trat.

Der Droide verlor das Gleichgewicht und fiel rückwärts auf den Boden. Maul sprang auf, schlug einen Salto und landete mit beiden Stiefelabsätzen auf dem Kopf des Droiden. Der Metallschädel knirschte und knickte nach innen ein. Lichter blinkten, und die Fotorezeptoren brachen.

Wieder duckte sich Maul und drehte sich halb in die Förräderi-Stellung, bereit, in jede beliebige Richtung zu springen.

Aber das war nicht notwendig. Seine vier Gegner waren erledigt. Ein guter Techniker würde Tage für die Reparatur von Hachete, Keule und Rapier brauchen. Kette war nur noch zum Ausschlachten zu gebrauchen.

Darth Maul atmete aus, nahm eine entspanntere Haltung ein und nickte. Sein Herzschlag lag etwa fünf Schläge oberhalb der normalen Frequenz. Auf seiner Stirn stand hauchdünn der Schweiß, ansonsten war seine Haut trocken. Vom Beginn bis zum Ende hatte der Kampf keine sechzig Sekunden gedauert. Maul verzog ein wenig unwillig das Gesicht – keine Bestleistung, wahrhaftig nicht. Es war eine Sache, sich Droiden zu stellen und sie zu besiegen. Jedi-Ritter waren etwas anderes.

Er musste noch besser werden.

Er griff nach dem Lichtschwert und befestigte es wieder am Gürtel. Er hatte sich aufgewärmt, nun würde er mit seinen Kampfübungen beginnen.

Aber er hatte kaum ein paar Meter zurückgelegt, als ein vertrautes Schimmern in der Luft vor ihm ihn innehalten ließ. Noch bevor die verhüllte Gestalt vollständig erschienen war, war Maul niedergekniet und hatte den Kopf gesenkt.

»Meister«, sagte er, »was wünscht Ihr von Eurem Diener?«

Der Sith-Lord sah seinen Schüler an. »Ich bin zufrieden damit, wie du den Auftrag bei der Schwarzen Sonne erledigt hast. Diese Organisation wird Jahre brauchen, um sich zu erholen.«

Maul nickte zustimmend. Solch beiläufiges Lob war alles, war die einzige Anerkennung, die er je erhielt, und selbst das geschah selten. Aber Lob, selbst von Sidious, zählte nicht. Wichtig war nur, seinem Herrn zu dienen.

»Nun habe ich eine andere Aufgabe für dich.«

»Was immer mein Meister wünscht, wird geschehen.«

»Hath Monchar, einer der vier Neimoidianer, mit denen ich verhandelt habe, ist verschwunden. Ich rieche Verrat. Finde ihn. Überzeuge dich davon, dass er mit niemandem über das bevorstehende Embargo gesprochen hat. Und falls er es getan haben sollte, tötest du ihn und alle, mit denen er Kontakt hatte.«

Das Hologramm verblasste. Maul stand auf und ging zur Tür. Sein Schritt war fest, seine Haltung selbstsicher. Jeder andere, selbst ein Jedi, hätte eingewandt, dass ein solcher Auftrag unmöglich auszuführen war. Immerhin war die Galaxis recht groß. Aber Darth Maul dachte nicht einmal an die Möglichkeit, dass er versagen könnte.

Zwei

Coruscant.

Im Geist nahezu jedes zivilisierten Geschöpfs in der Galaxis rief dieser Name das gleiche Bild hervor. Coruscant: Strahlendes Zentrum des Universums, Mittel- und Drehpunkt aller bewohnten Welten, Kronjuwel der Kernsysteme. Coruscant, Regierungssitz für die unzähligen Welten einer gesamten Galaxis. Coruscant, Innbegriff aller Kultur und Bildung, Synthese einer Million unterschiedlicher Zivilisationen.

Coruscant.

Den Planeten aus der Umlaufbahn heraus zu sehen bot die einzige Möglichkeit, diese gewaltige Schöpfung auch nur halbwegs zu begreifen. Beinahe die gesamte Landmasse Coruscants – und das war fast die ganze Planetenoberfläche, da die Meere und Seen entweder trocken gelegt oder schon vor mehr als tausend Generationen in riesige unterirdische Höhlen umgeleitet worden waren – wurde von einer vielschichtigen Metropole bedeckt, mit Hochhäusern, Türmen, Stufenpyramiden, Palazzi, Kuppeln und Minaretten. Bei Tag blieb diese gigantische Kapitale beinahe unter den unzähligen Lufttransportern und Raumschiffen verborgen, die über der Planetenstadt hin und her flogen, aber bei Nacht enthüllte sie ihren Glanz und leuchtete sogar heller als die spektakulären Nebel und Cluster des nahe gelegenen galaktischen Kerns. Der Planet strahlte so viel Energie ab, dass es tausende von strategisch platzierten Kohlendioxyd-reaktiven Dämpfern in der oberen Atmosphäre brauchte, um zu verhindern, dass er durch einen Verfall seiner Atmosphäre in einen toten Felsen verwandelt wurde.

Ein Ring riesiger Wolkenkratzer zog sich um den Äquator von Coruscant. Einige dieser Gebäude waren hoch genug, um in den oberen Rand der Atmosphäre zu ragen. Ähnliche, wenn auch kleinere Gebäude waren überall auf dem Planeten zu finden. Es waren jedoch diese obersten Ebenen, sauber und weitläufig, die die Vorstellung der meisten Bewohner der Galaxis von ihrer Hauptstadt prägten.

Aber alle Visionen hoch aufragender Schönheit, alle Ideen von Wohlstand, müssen irgendwo ihr Fundament haben. Und so zog sich unter der untersten Schicht des Luftverkehrs, unter den beleuchteten Brücken und glitzernden Fassaden auch noch eine andere Welt um dem Äquator von Coruscant. Dorthin drang niemals ein Sonnenstrahl, und die endlose Nacht wurde nur von ein paar flackernden Holoprojektionen erhellt, die billige Attraktionen und zwielichtige Geschäfte anpriesen. Spinnenschaben und riesige Panzerratten lebten hier in den Schatten, und Falkenfledermäuse mit Flügelspannweiten von bis zu anderthalb Metern schliefen an den Balken verlassener Gebäude hängend. Das hier war die Unterwelt von Coruscant, eine Welt, die die Wohlhabenden niemals sahen und auch nicht sehen wollten, die nur den Erniedrigten und Verdammten gehörte.

Dieser Teil von Coruscant war Lorn Pavans Zuhause.

Es war der Toydarianer, der den Treffpunkt vorgeschlagen hatte: Ein halb verfallenes Gebäude am Ende einer Sackgasse. Lorn und sein Droide I-Fünf mussten über einen Rodianer steigen, der nahe dem Eingang auf einem Haufen Lumpen schlief.

»Ich habe mich oft gefragt«, sagte der Protokolldroide, als sie das Haus betraten, »ob sich all deine Kunden desselben Dienstleistungsunternehmens bedienen – einer Agentur, die die widerwärtigsten und verrufensten Orte der Galaxis als Treffpunkte vermittelt.«

Lorn antwortete nicht. Dieser Gedanke war ihm hin und wieder auch schon gekommen.

Sie standen in einer kleinen Eingangshalle, die zum größten Teil von einem Ticketschalter aus vergilbendem Plaststahl eingenommen wurde. Drinnen räkelte sich ein Mann in einem Sessel. Er blickte nur beiläufig auf, als sie hereinkamen.

»Kabine fünf ist frei«, grunzte er und wies mit dem Daumen auf eine von mehreren Türen in der ringförmigen Wand der Halle. »Einen Credit für eine halbe Stunde.« Er warf einen Blick auf I-Fünf und sagte dann zu Lorn: »Wenn Sie den Droiden mit reinnehmen, müssen sie eine Verzichtserklärung ausfüllen.«

»Wir sind mit Zippa verabredet«, sagte Lorn.

Der Mann warf ihnen noch einen Blick zu, dann beugte er sich zur Seite und drückte mit dem schmutzigen Zeigefinger auf einen Knopf. »Kabine neun«, sagte er.

Die Holokabine war wesentlich kleiner als die Halle, was bedeutete, dass sie kaum die vier Personen aufnehmen konnte, die sich nun hier drängten. Lorn und I-Fünf standen hinter der Konturcouch, die sich der Transmitterplatte gegenüber befand. Zippa schwebte kurz oberhalb der Platte, ihnen zugewandt, und seine schnell schlagenden Flügel riefen ein surrendes Geräusch hervor. Das trübe Licht verlieh seiner fleckig blauen Haut einen ungesunden Violett-Ton.

Hinter dem Toydarianer stand eine weitere, massigere Gestalt; Lorn sah, dass es sich nicht um einen Menschen handelte, aber das Licht war zu schlecht, um auf die Spezies schließen zu können. Wenn Zippa nur aufgehört hätte zu flattern! Was immer da hinter dem Toydarianer stand, stank nämlich wie eine Abflusstonne zur Mittagszeit, und der Wind, den Zippas Flattern hervorrief, machte die Sache nicht besser. Es war offensichtlich, dass auch Zippa in letzter Zeit selten ein Badezimmer von innen gesehen hatte, aber zum Glück war der Körpergeruch des Toydarianers nicht unangenehm, tatsächlich erinnerte er Lorn an Gewürze.

»Lorn Pavan«, sagte Zippa mit einer Stimme, in der Statik mitzuschwingen schien, als wäre sie ein wenig verstellt. »Schön, Sie zu sehen, mein Freund! Sie waren lange weg!«

»Ich freue mich auch, Zippa«, erwiderte Lorn. Man musste es dem alten Gauner lassen – niemand konnte so erfolgreich Ehrlichkeit vortäuschen wie er. Tatsächlich war das Beste an Zippa, dass er einen nie betrügen würde, es sei denn, es war absolut … ratsam.

Zippa veränderte den Winkel seiner Flügel ein wenig und drehte sich zur Seite, machte eine Geste zu der schattenhaften Gestalt in der Ecke. »Das hier ist Bilk, ein … Mitarbeiter.«

Bilk trat einen Schritt vor, und Lorn konnte ihn nun endlich als Gamorreaner identifizieren. Nun, das erklärte zumindest den Gestank.

»Schön, Sie kennen zu lernen, Bilk.« Er zeigte auf I-Fünf. »Das hier ist mein Geschäftspartner I-Fünf Ypsilon Q. Kurz auch I-Fünf genannt.«

»Sehr erfreut«, sagte I-Fünf trocken. »Wenn es sie nicht stört, werde ich jetzt meine Duftsensoren abschalten, bevor sie durchbrennen.«

Zippa wandte die vorquellenden Augen dem Droiden zu. »Chitchit! Ein Droide mit Humor! Das gefällt mir. Sie möchten ihn nicht zufällig verkaufen?« Der Toydarianer schwebte näher heran und flatterte ein bisschen höher, um I-Fünfs Wert besser einschätzen zu können. »Ziemlich gut erhalten. Sind das Cybot-G7-Poerbus-Kabel? Die sind seit Jahren nicht mehr in Gebrauch. Aber er hat zweifellos einen gewissen Kuriositätswert. Ich gebe ihnen fünfzig Credits für ihn.«

Lorn versetzte dem Droiden einen Tritt in die untere Servomotor-Kupplung, bevor I-Fünf empört protestieren konnte. »Danke für das Angebot, aber I-Fünf gehört mir nicht. Wir sind Geschäftspartner.«

Zippa starrte Lorn einen Augenblick lang an, dann brach er in heiseres Lachen aus. »Sie haben einen seltsamen Sinn für Humor, Lorn. Bei Ihnen weiß man nie, ob Sie gerade Witze machen oder nicht. Aber das gefällt mir.«

Bilk kniff plötzlich die kleinen Äuglein zusammen und gab ein kehliges Knurren von sich, wobei er einen Schritt auf I-Fünf zumachte. Vielleicht hatte er erst jetzt begriffen, dass er beleidigt worden war, dachte Lorn. Gamorreaner waren nicht gerade für ihre schnelle Auffassungsgabe bekannt.

Zippa schwebte vor seinem Leibwächter. »Immer mit der Ruhe, Bilk. Wir sind hier unter Freunden.« Dann wandte er sich wieder an Lorn. »Mein Freund, heute ist Ihr Glückstag.« Der Toydarianer steckte die knotigen Finger in einen Beutel und holte einen handtellergroßen Kristallwürfel heraus, der im Halbdunkel der Nische mattrot schimmerte. »Hier haben wir ein echtes Jedi-Holocron, das einer zuverlässigen Chronon-Datierung zufolge fünftausend Jahre alt ist. Dieser Würfel enthält Geheimnisse der alten Jedi-Ritter.« Er hielt Lorn den Würfel vor die Nase. »Sie müssen zugeben, ein solches Artefakt ist beinahe unbezahlbar. Dennoch verlange ich dafür nur erbärmliche zwanzigtausend Credits.«

Lorn versuchte nicht einmal, den Gegenstand zu berühren, den der Hehler ihm anbot. »Höchst interessant, und der Preis ist tatsächlich nicht übel«, sagte er. »Falls dieses Ding hier wirklich das ist, wofür Sie es ausgeben.«

Zippa gab sich gekränkt. »Nifft! Zweifeln Sie etwa an meiner Aufrichtigkeit?«

Bilk knurrte und bohrte die Fingerknöchel der einen lautstark in die schwielige Fläche der anderen Hand. Es klang, als brächen dabei seine Knochen.

»Nein, selbstverständlich nicht. Ich bin überzeugt, Sie glauben, was man Ihnen gesagt hat. Aber es gibt viele skrupellose Personen da draußen, und selbst jemand mit Ihrem geübten Auge kann mitunter getäuscht werden. Ich bitte einfach nur um einen kleinen Beweis.«

Zippa verzog die Schnauze zu einem Grinsen und entblößte dabei Zähne, an denen noch die Reste seiner letzten Mahlzeit hingen. »Und wie wollen Sie das bewerkstelligen? Ein Jedi-Holocron kann nur von einer Person aktiviert werden, die sich der Macht bedient. Haben Sie mir etwa etwas verschwiegen, Lorn? Verfügen Sie über geheime Jedikräfte?«

Lorn spürte, wie ihm kalt wurde. Er trat vor, packte Zippa am Fleekskin-Hemd und zog den überraschten Toydarianer zu sich heran. Bilk knurrte und wollte sich auf Lorn stürzen, blieb aber wie erstarrt stehen, als ein haarfeiner Laserstrahl ihm die Kopfhaut zwischen den Hörnern versengte.

»Ganz ruhig«, sagte I-Fünf freundlich und senkte den Zeigefinger, aus dem er den Laserstrahl abgefeuert hatte, »und ich werde die anderen Zusätze, mit denen ich ausgestattet bin, nicht nutzen.«

Lorn ignorierte sowohl den Droiden als auch den Gamorreaner und sagte leiste zu Zippa: »Ich weiß, dass das ein Scherz sein sollte, und deshalb lasse ich Sie am Leben. Aber sagen Sie nie – niemals! – wieder so etwas zu mir.« Er starrte dem Toydarianer noch einen Augenblick lang in die vorquellenden wässrigen Augen, dann ließ er ihn los.

Zippa flatterte rasch hinter seinen Leibwächter, und seine Flügel schlugen dabei schneller als je zuvor. Lorn konnte sehen, wie der Toydarianer die Überraschung und den Zorn herunterschluckte und die Falten in seinem Hemd glatt zupfte. Innerlich verfluchte Lorn sich selbst; er wusste, es war ein Fehler gewesen, sich so gehen zu lassen. Er brauchte dieses Geschäft, er konnte es sich nicht leisten, den toydarianischen Hehler gegen sich aufzubringen. Aber Zippas Bemerkung hatte ihn vollkommen überraschend getroffen.

»Offenbar habe ich aus Versehen eine schwache Stelle erwischt«, sagte Zippa. Er hatte das Holocron nicht losgelassen, und jetzt steckte er es wieder in den Beutel. »Ich wusste nicht, dass ich es mit einem so … temperamentvollen Mann zu tun habe. Vielleicht sollte ich nach einem anderen Käufer Ausschau halten.«

»Vielleicht«, erwiderte Lorn. »Und vielleicht sollte ich einfach diesen Würfel nehmen und zahlen, was er wert ist – so um die fünftausend Creds.«

Er sah, wie Zippas Nase zu zucken begann. Wenn es ums Feilschen ging, konnte der Toydarianer einfach nicht widerstehen, selbst wenn sein Gegenüber ihn zuvor körperlich bedroht hatte. »Fünftausend? Pah! Erst greifen Sie mich an, und dann beleidigen Sie mich? Zwanzigtausend ist ein guter Preis. Aber«, fuhr er fort und kratzte sich sein stoppeliges, kaum vorhandenes Kinn, »es ist offensichtlich, dass Sie schlechte Erfahrungen mit den Jedi gemacht haben. Ich bin nicht vollkommen gnadenlos. Angesichts ihrer tragischen Vergangenheit könnte ich darüber nachdenken, meinen Preis auf achtzehntausend zu senken – aber ganz bestimmt kein einziges Decicred tiefer.«

»Und ich bereue, dass ich so aufbrausend war. Zum Zeichen meiner Zerknirschtheit erhöhe ich mein Angebot auf achttausend. Aber das war’s dann.«

»Fünfzehntausend. Ich schneide mich dabei ins eigene Fleisch.«

»Zehntausend.«

»Zwölf.« Zippa lehnte sich zurück und verschränkte trotzig die dürren Arme.

»Also gut«, erwiderte Lorn. Er wäre auch bis auf fünfzehntausend hochgegangen, aber natürlich brauchte Zippa das nicht zu wissen. Er holte ein Bündel Credits aus dem Gürtel und begann, sie zu zählen. In den höher gelegenen Teilen Coruscants wurden die meisten derartigen Transaktionen mit elektronischen Kreditchips getätigt, aber hier unten benutzten nur wenige dieses Zahlungsmittel. Zippa holte das Holocron wieder heraus und reichte es Lorn, als Lorn ihm die Scheine reichte.

Lorn sah sich den Würfel an. »Nun«, sagte er, »es ist mir immer ein Vergnügen …« Aber er brachte den Satz nicht zu Ende, weil er sah, das Bilk nun einen Blaster auf I-Fünfs Ladebuchse gerichtet hatte. Zippa, dessen Lächeln sehr unangenehm geworden war, flatterte vorwärts und riss das Holocron und den Rest der Credits aus Lorns Hand.

»Ich fürchte, in diesem Fall ist das Vergnügen einzig auf meiner Seite«, sagte der Toydarianer, als Lorn und I-Fünf die Hände hoben. Dann verschwand sein Lächeln vollständig, und die nächsten Worte waren nur noch ein Zischen. »Niemand, der mich bedroht hat, ist je mit dem Leben davongekommen.« Er bewegte die dreifingrige Hand vor der Sensorplatte, und die Tür der Nische glitt auf. »Ich werde dem Besitzer sagen, dass die Kabine gereinigt werden muss«, erklärte er, als er hinausflog. »Beeil dich, Bilk – ich will so bald wie möglich einen anderen Käufer für diese Ware finden.«

Die Tür schloss sich wieder. Bei der schweineartigen Schnauze des Gamorreaners war es unmöglich, festzustellen, ob er lächelte, aber Lorn war davon relativ überzeugt. »Das hat man davon, einem toydarianischen Hehler zu trauen«, sagte er zu I-Fünf.

»Wirklich beschämend«, stimmte der Droide ihm zu. »Ich könnte schreien vor Empörung.«

Lorn hatte die Hände immer noch erhoben; nun rammte er seine Zeigefinger, so fest er konnte, in die Ohren, um dem gellenden Schrei zu entgehen, der aus I-Fünfs Vokabulator drang. Trotz dieser Maßnahme war die Lautstärke noch ungemein schmerzhaft. Bilk, vollkommen überrascht, reagierte genau so, wie sie gehofft hatten: Er heulte gequält auf und drückte sich sofort die Hände auf die Ohren, was natürlich bedeutete, dass er den Blaster fallen ließ.

I-Fünf hörte auf zu schreien, fing die Waffe auf, bevor sie am Boden landete, und richtete sie eine Sekunde später auf Bilk. Dem Gamorreaner fiel das nicht auf, oder er war zu wütend, als dass es ihn gekümmert hätte.

Fauchend stürzte er sich auf Lorn und den Droiden.

Der Partikelstrahl drang durch Bilks Brustharnisch, brannte sich durch diverse innere Organe und kam zwischen den Schulterblättern wieder heraus. Die Hitze des Strahls kauterisierte die Wunde sofort, und es war kein Blut zu sehen – nicht, dass das für Bilk noch etwa bedeutet hätte. Er fiel um wie ein Sack Fleisch, und im Grunde war er das nun ja auch.

Lorn fuhr mit der Hand über den Ausgangssensor, und die Tür ging wieder auf. »Beeil dich. Wir müssen Zippa erwischen!«, rief er dem Droiden zu, als sie in die Halle rannten. Der Besitzer blickte kaum auf, als sie vorbeieilten.

Beide standen nun im trüben Licht der Sackgasse. Lorn hatte den Blaster in der Hand, den I-Fünf ihm zugeworfen hatte. Von Zippa war nichts zu sehen. Zweifellos hatte er I-Fünfs Schrei gehört, begriffen, dass er mit Bilk nicht mehr rechnen konnte, und sich dann so schnell wie möglich von seinen Flügeln davontragen lassen.

Lorn drosch die Faust gegen eine mit Graffiti überzogene Mauer. »Super«, fauchte er. »Das ist wirklich toll. Fünfzehntausend Credits und der Würfel weg. Und ich hatte schon einen Kunden, der bereit gewesen wäre, fünfzigtausend für ein echtes Jedi-Holocron zu zahlen.«

»Wenn dir dieser kleine Fehler nicht unterlaufen wäre …«

Lorn drehte sich um und warf I-Fünf einen wütenden Blick zu, und der Droide fuhr fort: »Aber im Augenblick ist vielleicht nicht der geeignete Zeitpunkt, über solche Dinge zu sprechen.«

Lorn holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Es wurde rasch dunkel. »Komm mit«, sagte er. »Wir sollten aus diesem Sektor verschwinden, bevor die Raptors uns finden. Das wäre dann ein wirklich angemessener Abschluss für diesen Tag.«

»Und«, fragte I-Fünf, als sie eine Weile unterwegs waren, »war es ein echtes Jedi-Holocron?«

»Ich hatte nicht die Gelegenheit, mir den Würfel genau anzusehen. Aber nach der Keilschrift darauf zu schließen war es sogar etwas noch Selteneres – ein Sith-Holocron.« Lorn schüttelte angewidert den Kopf, wobei der Ekel zum größten Teil ihm selbst galt. Er wusste, dass I-Fünf Recht hatte: Es war vermutlich sein Wutausbruch gewesen, der zu Zippas Reaktion geführt hatte. Er hatte zuvor schon öfter mit dem Toydarianer geschäftlich zu tun gehabt, und es hatte nie Ärger gegeben. Wie verdammt dumm von ihm!

Aber es hatte keinen Zweck, sich zu geißeln. Er hatte kein Geld mehr, und das hier war ein Teil von Coruscant, in dem man sich lieber nicht aufhalten sollte. Er musste in einen belebteren Teil des Viertels gelangen, und zwar bald, oder er würde nicht viel länger leben als Bilk.

Ein unangenehmer Gedanke.

Drei

Darsha Assant stand vor dem Jedi-Rat. Dies war ein Augenblick, von dem sie seit dem Beginn ihrer Ausbildung als Padawan geträumt hatte. Beinahe ihr ganzes Leben lang war die Welt innerhalb des Jedi-Tempels ihr gesamtes Universum gewesen.

In diesen Jahren hatte sie studiert, sie hatte gelernt, mit Waffen und mit bloßen Händen zu kämpfen, hatte stundenlang meditiert und – was in vielerlei Hinsicht das Schwierigste war – gelernt, bis zu einem gewissen Grad die Macht zu spüren und zu manipulieren.

Und nun war sie dem Höhepunkt ihrer Ausbildung ganz nah. Nun stand sie im obersten Zimmer des Turms, dem Sitzungssaal des Jedi-Rats, mit seinem spektakulären Blick auf die Planetenstadt drunten, die sich in alle Richtungen bis zum Horizont ausbreitete. Auf zwölf Sesseln im Halbkreis saßen die Mitglieder des Rates in dem runden Saal. Darsha hatte sie in den Jahren ihrer Ausbildung selten zu sehen bekommen – tatsächlich war dies erst das vierte Mal, dass sie sich im Sitzungssaal befand –, aber sie kannte die Namen und Geschichten der Ratsmitglieder selbstverständlich aus ihren Studien. Adi Gallia. Plo Koon. Eeth Koth. Der uralte und ehrwürdige Yoda. Und selbstverständlich Mace Windu, ein wichtiges Ratsmitglied. Darsha war regelrecht schwindlig davon, sich in solch erlauchter Gesellschaft zu befinden.

Wenigstens war sie nicht allein. Seitlich hinter ihr stand ihr Mentor, Anoon Bondara. Meister Bondara verkörperte alles, was Darsha hoffte, eines Tages selbst sein zu können. Der Twi’lek-Jedimeister lebte ganz in der Macht. Stets ruhig und gelassen wie ein Teich von unbekannter Tiefe, gehörte er dennoch zu den besten Kämpfern des Ordens. Beim Kampf mit dem Lichtschwert stand er keinem nach. Darsha hoffte, dass sie eines Tages über auch nur ein Zehntel von Anoon Bondaras Fähigkeiten verfügen würde.

Darsha war als Zweijährige zum Orden gekommen, also hatte sie wie die meisten ihrer Mitschüler kaum andere Erinnerungen als die an die Bogengänge und Zimmer des Tempels. Meister Bondara war für sie Vater, Mutter und Lehrer gewesen, so lange sie sich erinnern konnte. Es fiel ihr schwer, sich ein Leben vorzustellen, das nichts mit ihrem Jedi-Mentor zu tun hatte.

Und dennoch stand sie nun kurz davor, einen großen Schritt in diese Richtung zu machen, denn heute würde sie die letzte Aufgabe ihrer Padawan-Ausbildung erhalten. Wenn sie diese Aufgabe erfolgreich meisterte, würde man sie des Mantels eines Jedi-Ritters für würdig erachten.

Es fiel ihr immer noch schwer, das zu glauben. Sie stammte vom Planeten Alderaan, war früh verwaist und als Mündel des Staats aufgewachsen, als Meister Bondara sie bei einer seiner Reisen bemerkt hatte. Schon als Kind war sie stark in der Macht gewesen – so hieß es zumindest –, und man hatte sie nach Coruscant gebracht, in der Hoffnung, dass sie sich für eine Ausbildung qualifizieren konnte. Darsha wusste, welch unglaubliches Glück sie gehabt hatte. Als Mündel des Staats hätte sie bestenfalls Aussicht darauf gehabt, eine unwichtige mittelprächtige Beamtenposition zu erreichen. Sie wäre nur eine weitere fleißige Arbeitsbiene gewesen, von denen so viele gebraucht wurden, um das Funktionieren der planetaren Regierung zu gewährleisten, wenn Meister Bondara nicht ihr Potenzial erkannt hätte.

Aber nun stand sie kurz davor, ein Jedi-Ritter zu werden! Zu diesem uralten Orden von Beschützern zu gehören, zu den Wächtern der Freiheit und Gerechtigkeit in der Galaxis! Selbst jetzt, nach all diesen Jahren der Vorbereitung, fiel es ihr schwer, das zu glauben, und …

»Padawan Assant.«

Meister Windu hatte sie angesprochen. Die wohlklingende Stimme des dunkeläugigen Mannes war ruhig, aber seine Kraft schien den ganzen Saal zu erfüllen. Darsha holte tief Luft und tauchte ein in die Macht, um sich zu beruhigen und zu festigen. Sie durfte auf keinen Fall nervös wirken.

Der Jedi-Meister verschwendete keine Zeit an Höflichkeiten. »Du wirst dich allein in jenen Bereich des Zi-Kree-Sektors begeben, der als Roter Korridor bekannt ist und in dem ein ehemaliges Mitglied der Schwarzen Sonne in einem unserer Häuser Zuflucht gesucht hat. Der Rat bietet ihm Schutz im Austausch gegen Informationen über eine kürzliche Umbesetzung in den höheren Rängen dieser Verbrecherorganisation. Deine Aufgabe besteht darin, ihn lebendig hierher zum Tempel zu bringen.«

Darsha glühte vor Eifer, aber sie wusste, es wäre unangemessen, das zu zeigen. Sie verbeugte sich knapp. »Ich verstehe, Meister Windu. Ich werde nicht versagen.« Offenbar war es ihr nicht vollkommen gelungen, einen ruhigen Eindruck zu machen, denn sie sah, dass ein Lächeln die Mundwinkel des Meisters umspielte. Nun, dagegen konnte sie jetzt nichts mehr tun, und es war sicher kein Verbrechen, begeistert zu sein. Mace Windu hob die Hand, um ihr zu bedeuten, dass sie entlassen war. Darsha drehte sich um und verließ den runden Saal, gefolgt von Anoon Bondara.

Als die Türen sich geräuschlos hinter ihr schlossen, wandte sich Darsha sofort ihrem Mentor zu. Die Frage, wie bald sie aufbrechen konnte, stellte sie allerdings nicht, als sie die Sorge in Meister Bondaras Blick bemerkte.

»Meister, was ist denn?« Einen Augeblick lang war sie sicher, auch Enttäuschung im Blick des Twi’lek zu lesen; sie ging davon aus, dass sie irgendetwas getan hatte, das sie und ihren Meister entehrt hatte. Die Angst durchbohrte sie wie die tödliche Klinge eines Lichtschwerts. Aber die ersten Worte des Jedi nahmen ihr sofort diese Sorgen.

»Das ist eine sehr … schwierige Mission«, sagte Meister Bondara. »Ich bin überrascht, dass Meister Windu gerade dies als Prüfung gewählt hat.«

»Zweifelt Ihr daran, dass ich es schaffen könnte?« Der Gedanke, dass ihr Mentor nicht genügend an sie glaubte, war sogar noch schrecklicher, als annehmen zu müssen, dass sie sich unwissentlich vor dem Rat blamiert haben könnte.

Meister Bondara zögerte, dann schaute er ihr direkt in die Augen und lächelte. »Ich habe dir immer beigebracht, ehrlich zu sein, was deine Gefühle angeht«, sagte der Jedi, »denn sie sind der sicherste Weg zum Wissen – sowohl über dich selbst als auch über die Macht. Daher darf ich nun auch nicht weniger ehrlich mit dir sein. Es gehört zu dieser Prüfung, dass du dich ihr allein stellst – und ich mache mir Sorgen, dass diese Mission sich als zu schwierig und zu gefährlich erweisen könnte. Im Roten Korridor wimmelt es nur so von Banden, Verbrechern, Gaunern und anderen Gefahren. Und es gab bereits mehrere Attentatsversuche auf dieses Mitglied der Schwarzen Sonne. Aber …« Die Lekku des Twi’lek zuckten auf jene Weise, die Darsha einem leichten Achselzucken gleichzusetzen gelernt hatte. »… der Rat hat entschieden, und wir müssen die Entscheidung akzeptieren. Sei versichert, dass meine Sorge nichts mit meiner Einschätzung deiner Fähigkeiten zu tun hat; du solltest sie lieber meinem Alter zuschreiben. Ich bin überzeugt, dass du dich gut schlagen wirst. Und nun müssen wir Vorbereitungen für deinen Aufbruch treffen.«

Darsha folgte ihrem Mentor, als dieser sich dem Turbolift zuwandte. Meister Bondaras Worte hatten ihre Begeisterung ein wenig gedämpft. Was, wenn er Recht hatte? Was, wenn der Auftrag zu schwierig war? Sie hatte schon oft gehört, wie gefährlich der Rote Korridor war. Und zum ersten Mal in ihrem Leben würde sie auf sich gestellt sein, ohne Meister Bondara oder auch nur einen anderen Padawan, der ihr Rückendeckung gab. Würde sie es schaffen?

Sie straffte die Schultern. Selbstverständlich! Immerhin war sie eine Jedi – oder sie würde eine sein, sobald sie diesen Auftrag hinter sich hatte. Mace Windu war offenbar der Meinung, das sie es schaffen konnte, sonst hätte er ihr diesen Auftrag nicht gegeben. Sie musste auf die lebendige Macht vertrauen, wie Meister Qui-Gon Jinn, ein anderer Lehrer, oft sagte. Sie würde nicht allein in diese gefährliche Zone gehen, sie hatte die Macht auf ihrer Seite. Das würde sie nicht unverwundbar machen, aber es verlieh ihr zweifellos einen Vorteil, über den nicht viele verfügten. Mit Hilfe der Macht konnte sie Dinge erreichen, die die meisten für Wunder halten würden: Sie konnte bei Standard-Schwerkraft einen Sprung von der doppelten Höhe ihrer Körpergröße durchführen, sie konnte bei einem Sturz ihre Fallgeschwindigkeit verlangsamen, sie konnte sogar mit Hilfe der Macht Gegenstände bewegen, von denen sie mehr als ein Dutzend Meter entfernt war. Und sie konnte sich auch in die Macht hüllen und damit praktisch unsichtbar werden.

Zugegeben, sie hatte in diesen Dingen nicht einen Bruchteil der Erfahrung, über die ihr Mentor verfügte. Dennoch, mit der Macht war sie besser dran als ohne sie, so viel war sicher. Sie würde nicht versagen. Sie würde ihren Auftrag ausführen, und wenn sie zum Tempel zurückkehrte, würde der Titel eines Jedi-Ritters auf sie warten.

Die Infiltrator sprang tief im Coruscant-System aus dem Hyperraum und flog mit Sublichtgeschwindigkeit weiter auf die Hauptstadtwelt zu. Darth Maul schaltete die Tarnvorrichtung noch nicht ab, aber er würde es tun, wenn er seinem Ziel näher war – solch aufwändige Tarnung kostete viel Energie. Er hatte die Koordinaten und den Zugangskode von seinem Herrn und Meister erhalten und würde damit durch die Sicherheitsvorkehrungen gelangen und Landeerlaubnis auf jedem Raumhafen des Planeten erhalten. Dennoch, je unauffälliger er blieb, desto besser. Schon ein einziger Raumhafenbediensteter, der beim Anblick der Infiltrator in seinem Dock misstrauisch wurde, wäre zu viel.

Lord Sidious hatte seinem Schüler das Schiff erst vor kurzem zur Verfügung gestellt, und Maul musste sich immer noch daran gewöhnen. Es war allerdings leicht zu bedienen. Er näherte sich Coruscant über den Südpol des Planeten. Er machte sich keine Sorgen, dass man ihn entdecken könnte, obwohl Coruscant über das höchst entwickelte und weitreichendste Früherkennungssystem in der Galaxis verfügte. Die Infiltrator war mit dem neuesten Stygiom-Kristall-Tarnverfahren ausgerüstet, und die Schubspurendämpfer würden sogar im Stande sein, die Warnsysteme von Coruscant zu übertölpeln.

Als Landeplatz hatte er sich das Dach eines verlassenen Hochhauses in einem Bereich der Stadt ausgesucht, der kurz vor dem Abriss und Neuaufbau stand. Er ließ die Tarnvorrichtung eingeschaltet und setzte sein Speed-Rad durch die Frachtluke ab. Das Rad war ein vereinfachtes Modell, das für Höchstgeschwindigkeit und größte Manövrierfähigkeit entworfen war. Maul benutzte es, um seine Fahrt über die Stadtlandschaft fortzusetzen.

Lord Sidious hatte in Erfahrung bringen können, dass Hath Monchar in einem sehr guten Viertel der Stadt mehrere Kilometer südlich der Manarai-Berge wohnte. Maul kannte die genaue Adresse nicht, aber das war egal. Er würde den Neimoidianer finden, und wenn er die gesamte Planetenstadt durchsuchen musste.

Er konnte sich nicht mehr vorstellen, dass es einmal Zeiten gegeben hatte, in denen er Darth Sidious nicht verpflichtet gewesen war. Er wusste, dass er ursprünglich von einem Planeten namens Iridonia stammte, aber dieses Wissen war so abstrakt wie jenes, dass die Atome, aus denen sein Körper bestand, sich einmal in den urzeitlichen galaktischen Glutöfen befunden hatten, in denen die Sterne geschmiedet worden waren. Dieses Wissen war auf eine entfernte, akademische Weise interessant, aber das war auch schon alles. Er hatte keinerlei Interesse daran, mehr über seine Vergangenheit oder seinen Heimatplaneten zu erfahren. Für ihn begann das Leben mit Lord Sidious. Und wenn sein Meister ihm befahl, diesem Leben ein Ende zu machen, würde Maul den Befehl ohne Zögern befolgen.

Dies würde allerdings nicht geschehen, solange er Lord Sidious diente, so gut er konnte. Und das hatte er selbstverständlich vor. Umstände, die ihn davon abhalten würden, konnte er sich nicht einmal vorstellen.

Langsam wurde das Heulen einer Sirene hinter ihm lauter. Maul warf einen Blick über die Schulter und bemerkte, dass er von einem Polizeidroiden verfolgt wurde, der ebenfalls einen Speeder benutzte. Das überraschte ihn nicht; er wusste, dass er mit seiner Geschwindigkeit und seinem Kurs gegen mehrere Regeln verstieß. Ebenso wie er wusste, dass der Droide keine Chance hatte, ihn einzuholen.