Star Wars: Straße der Schatten - Coruscant Nights 2 - Michael Reaves - E-Book

Star Wars: Straße der Schatten - Coruscant Nights 2 E-Book

Michael Reaves

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Beschreibung

Jax Pavan ist einer der wenigen Jedi, die Imperator Palpatines folgenschwere Order 66 überlebt haben. Weit unten in den ewig düsteren Abgründen des Stadtplaneten Corsuscant verdingt sich Pavan nun als Privatdetektiv. Bei der Untersuchung eines heimtückischen Mordes an einem Künstler geraten Jax und seine Helfer in tödliche Gefahr und werden zu allem Überfluss von einer Attentäterin Darth Vaders gejagt: Aurra Sing!

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AUSSERDEMBEIPANINIERHÄLTLICH

Star Wars:CORUSCANTNIGHTS Band 1 – Im Zwielicht

Michael Reaves – ISBN 978-3-8332-2906-0

Star Wars:CORUSCANTNIGHTS Band 2 – Straße der Schatten

Michael Reaves – ISBN 978-3-8332-2983-1

William Shakespeares Star Wars:Fürwahr eine neue Hoffnung

Ian Doescher – ISBN 978-3-8332-2866-7

William Shakespeares Star Wars:Das Imperium schlägt zurück

Ian Doescher – ISBN 978-3-8332-3017-2

Star Wars:GALAXIES – Aus den Trümmern Dantooines

Voronica Whitney-Robinson – ISBN 978-3-8332-2907-7

Star Wars:THEOLDREPUBLIC – Eine unheilvolle Allianz

Sean Williams – ISBN 978-3-8332-2036-4

Star Wars:THEOLDREPUBLIC – Betrogen

Paul S. Kemp – ISBN 978-3-8332-2249-8

Star Wars:THEOLDREPUBLIC – Revan

Drew Karpyshyn – ISBN 978-3-8332-2373-0

Star Wars:THEOLDREPUBLIC – Vernichtung

Drew Karpyshyn – ISBN 978-3-8332-2608-3

Star Wars:IMPERIALCOMMANDO Band 1 – Die 501.

Karen Traviss – ISBN 978-3-8332-1935-1

Star Wars:REPUBLICCOMMANDO Band 1 – Feindkontakt

Karen Traviss – ISBN 978-3-8332-1199-7

Star Wars:REPUBLICCOMMANDO Band 2 – Triple Zero

Karen Traviss – ISBN 978-3-8332-1366-3

Star Wars:REPUBLICCOMMANDO Band 3 – True Colors

Karen Traviss – ISBN 978-3-8332-1653-4

Star Wars:REPUBLICCOMMANDO Band 4 – Order 66

Karen Traviss – ISBN 978-3-8332-1735-7

Nähere Infos und weitere Bände unter:

www.paninicomics.de

STRASSE DER SCHATTEN

(Coruscant Nights II)

Roman

Von Michael Reaves

Ins Deutsche übertragen von

Andreas Kasprzak

Deutsche Ausgabe 2015 by Panini Verlags GmbH, Rotebühlstraße 87,

70 178 Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten.

© 2015 Lucasfilm Ltd. & TM.

Titel der Amerikanischen Originalausgabe: „Star Wars: Coruscant Nights II – Street of Shadows“ by Michael Reaves, A Del Rey ® Book, published by The Random House Publishing Group.

No similarity between any of the names, characters, persons and/or institutions in this publication and those of any pre-existing person or institution is intended and any similarity which may exist is purely coincidental. No portion of this publication may be reproduced, by any means, without the express written permission of the copyright holder(s).

Übersetzung: Tobias Toneguzzo & Andreas Kasprzak

Lektorat: Thomas Gießl für Grinning Cat Productions

Redaktion: Mathias Ulinski, Holger Wiest

Chefredaktion: Jo Löffler

Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart

Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-8332-3124-7

Gedruckte Ausgabe:

ISBN 978-3-8332-2983-1

www.starwars.com

www.paninicomics.de

Für Jim Bertges

DRAMATISPERSONAE

AURRASING; Kopfgeldjägerin (Humanoidin)

BARONVLAÇANUMBER; Kunstmäzen (Vindalianer)

BARONESSKIRMAUMBER; Adelige (Vindalianerin)

DARTHVADER; Sith-Lord (Mensch)

DEJAHDUARE; Künstlergehilfin (Zeltronerin)

DENDHUR; Peitschen-Partisan, Ex-Reporter (Sullustaner)

I-FÜNF; Protokolldroide

JAXPAVAN; Peitschen-Partisan, ehemaliger Jedi-Ritter (Mensch)

LARANTHTARAK; Peitschen-Partisanin, ehemalige Jedi-Ritterin (Twi’lek-Frau)

POLHAUS; Präfekt der Sektorpolizei (Zabrak)

TYPHO; Nabooianischer Captain, Sicherheitsexperte (Mensch)

VESVOLETTE; Lichtskulpteur (Caamasi)

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …

PROLOG

Planet Naboo, 19 Jahre V. S. Y.

Padmé hatte nie erfahren, wie sehr er sie liebte.

Soweit er wusste, war sie allein an einem abgelegenen Ort gestorben, auf einem Planeten, der aussah, wie viele abergläubische Religionen sich die Hölle vorstellten – zumindest aber kam er dieser Beschreibung sehr nahe. So weit hatte er ihre letzte Reise zurückverfolgen können; bis nach Mustafar, eine Welt, so jung, dass dort noch Flüsse aus Feuer und geschmolzenem Stein durch eine Landschaft aus Basalt und Obsidian strömten. Droiden, die gegen die siedenden Temperaturen abgeschirmt waren, bauten in diesem Inferno seltene und wertvolle Mineralien aus den Lavaströmen ab. Es war ein schrecklicher Ort, ein Planet ewiger Finsternis, dessen Himmel von Ruß und übel riechenden Gasen verhangen war. Niemand hatte es verdient, auf einer solchen Welt zu sterben, schon gar nicht Padmé. Wenn sie schon sterben musste, hätte sie ihre letzten Stunden zumindest auf einem Planeten des Lichts und der Lieder verbringen sollen, zum Beispiel auf Naboo, der Heimat, die sie beide teilten – eine Welt von Blau und Grün, kein Feuerball, wo es nur Schwarz und Rot gab.

Doch sie war nach Mustafar geflogen, um dem Jedi Anakin Skywalker zu folgen. Ihre Mission war so streng geheim gewesen, dass sie selbst ihrem Leibwächter untersagt hatte, sie zu begleiten. Und er hatte sie gehen lassen, in der Annahme, dass sie unter dem Schutz des Jedi stehen würde.

Danach hatte er sie nicht mehr wiedergesehen – zumindest nicht lebend.

Captain Typho, einst der Sicherheitschef der konsularischen Vertretung des Senators von Naboo, tadelte sich ein weiteres Mal für seine Entscheidung, während er zwischen den anderen Trauernden stand und beobachtete, wie der blumenbedeckte Sarg langsam die breite Allee hinabgefahren wurde. Als Soldat war es seine Aufgabe gewesen, Senatorin Amidala zu schützen, sie gegen die hinterhältigen Angriffe separatistischer Spione zu verteidigen. Ihm war klar gewesen, dass es weitere Attentate auf ihr Leben geben würde, war sie doch schon zuvor das Ziel von Anschlägen geworden: die Bombe, die am Tag ihrer Ankunft auf Coruscant ihr Schiff zerstört hatte; die tödlichen Kouhuns, die ein Gestaltwandler nachts in ihrem Schlafgemach freigelassen hatte; ganz zu schweigen davon, dass sie auf Geonosis beinahe hingerichtet worden wäre.

Selbst wenn er nicht in Padmé verliebt gewesen wäre, hätte er keine Sekunde gezögert, sein Leben zu opfern, um das ihre zu retten; das wäre schließlich seine Pflicht gewesen. Jetzt jedoch vergrößerte seine Liebe zu ihr seine Schuldgefühle zusätzlich. Sie war zu ihrer mysteriösen Mission aufgebrochen, um sich mit Skywalker zu treffen, und er hatte sie nicht begleitet. Das war die Bürde, mit der er leben musste; dass sie tot war und er nicht. Im Vergleich zu diesem Fluch wäre es einfacher gewesen, sein Leben zu opfern.

Gewiss, selbst wenn sie lebend zurückgekehrt wäre, wäre es völlig ausgeschlossen gewesen, dass sie seine Liebe jemals erwidert hätte. Padmé war schließlich eine Senatorin gewesen, und davor die Königin eines Planeten, wohingegen er lediglich ein Soldat war; die Kluft, die ihre beiden Kasten voneinander trennte, war viel zu breit. Doch das hatte ihn nicht davon abgehalten, sie zu lieben; nichts in der Galaxis, nicht einmal die Macht selbst, hätte ihn davon abhalten können.

Nach der Beerdigung stapfte Typho ziellos durch die Menge, noch immer wie benommen, damit beschäftigt, ihren Tod zu verarbeiten. Und noch immer ging er in seinen Gedanken durch, wie sich die Dinge wohl entwickelt hätten, hätte er sie dazu bewegen können, ihn auf diese letzte Reise mitzunehmen …

Es war sinnlos, zwecklos. Diese Selbstgeißelung führte zu nichts. Seine Versäumnisse zu verfluchen, würde sie weder wieder zum Leben erwecken, noch ehrte er mit solchen Gedanken ihr Andenken. Hätte sie gewusst, wie er für sie empfand, hätte sie gewusst, dass er sie liebte, dann hätte sie gewollt, dass er sie aufgab, das wusste er. Sie hätte gewollt, dass er diesen Gefühlen abschwor und sein Leben lebte, anstatt an hoffnungslosen Träumen zu verzweifeln. Und er war entschlossen, ihr diesen unausgesprochenen Wunsch nun zu erfüllen.

Aber zuvor, sagte er sich, gibt es noch etwas, das ich tun muss …

Ich werde Padmé Amidala rächen.

Während der Stunden des Schocks und des Chaos unmittelbar nach ihrem Tod hatte er zahlreiche widersprüchliche Gerüchte und Gesprächsfetzen aufgeschnappt. Die meisten Regierungsmitglieder und hohen Beamten waren zwar mit wichtigeren Angelegenheiten beschäftigt, als diesen Geschichten nachzugehen, aber selbst sie mussten anerkennen, dass die Umstände von Padmés Tod gelinde ausgedrückt suspekt waren. Typho wusste, dass dieses Ereignis gewaltige diplomatische Konsequenzen nach sich ziehen würde, vor allem im Hinblick auf die gegenwärtigen Spannungen, da Naboos autonomer Status in Palpatines neuem Regime stark gefährdet war. Und nun gab es Beweise – unanfechtbare Beweise – dafür, dass Amidala eines gewaltsamen Todes gestorben war.

Natürlich würde die breite Öffentlichkeit nie davon erfahren, insofern erwies sich sein militärischer Rang in dieser Situation als Vorteil. Durch ihn hatte Captain Typho zudem einige Details über Padmés letzte Stunden herausbekommen. Die Meldungen widersprachen sich zwar, aber zumindest in zwei Punkten waren sich alle Autopsieberichte einig: dass man die Senatorin erwürgt hatte und dass das Kind mit ihr gestorben war.

Doch die genauen Umstände ihres Todes blieben rätselhaft. Daran, dass sie erwürgt worden war, ließ sich nicht rütteln: Das gebrochene Zungenbein, der beschädigte Kehlkopf und die zermalmte Luftröhre waren klare Anzeichen einer tödlichen Druckeinwirkung.

Aber …

Es gab keine blauen Flecken an ihrem Hals, keine Kratzer, keine Anzeichen für einen Blutandrang … überhaupt keine Anzeichen für ein äußerliches Trauma. Ihr Körper war völlig unversehrt. Es war, als hätte man sie erwürgt, ohne sie dabei zu berühren, und soweit Typho wusste, gab es in der gesamten Galaxis nur eine Erklärung für ein derartiges Phänomen.

Die Macht.

Padmé war nach Mustafar gereist, um sich mit dem Jedi-Ritter Skywalker zu treffen, und alle Indizien deuteten darauf hin, dass sie ihr Leben durch die Macht verloren hatte.

Das konnte kein Zufall sein. Selbst wenn Skywalker nicht der Mörder war, musste er zumindest in die Sache verstrickt sein. In jedem Fall war er die einzige Spur, der Typho im Augenblick folgen konnte.

Der Naboo wusste, was er zu tun hatte.

Er würde nach Coruscant fliegen und Anakin Skywalker finden, und je nachdem, was er in Erfahrung brachte, würde er den Jedi am Leben lassen – oder ihn töten.

Vielleicht könnte Padmé dann ja in Frieden ruhen.

1. TEIL

SCHWARZER PLANET

1. Kapitel

„Wir können wohl davon ausgehen“, sagte der Droide, „dass wir in eine Falle gelockt wurden.“

Wie um seine Worte zu unterstreichen, prasselte von der anderen Seite des Raumes ein Hagel aus Blasterfeuer auf den gewaltigen Hyperkondensator ein, hinter dem die fünfköpfige Gruppe sich versteckt hatte. Fürs Erste waren sie hier geschützt, das wusste Jax, aber wenn die Schüsse sich weiter in die Einheit brannten, würde das Gehäuse früher oder später überhitzen, und das wiederum würde das ultragekühlte Tibanna-Kondensat in seinem Inneren destabilisieren. Sollte das geschehen, so hatte I-Fünf soeben einen Explosivfaktor von 7,5 berechnet, was ausreichen würde, das gesamte Gebäude und einen nicht unbeträchtlichen Teil der umliegenden Stadtlandschaft in Staub und Asche zu verwandeln.

„Das ist aber nur eine grobe Schätzung“, schob der Droide nun nach. „Es gibt zu viele Variablen, als dass ich eine genauere …“

„Sieben Komma fünf reicht mir vollkommen“, versicherte ihm Jax. „Den?“

„Ich kann damit leben“, stimmte der kleine Sullustaner zu, der neben I-Fünf kniete und den Kopf tief zwischen die Schultern gezogen hatte. „Du hast jedenfalls nicht verlernt, wie man Leute motiviert“, fügte er, an den Droiden gewandt, hinzu.

„Redet weniger und schießt mehr“, schnappte Laranth. Die Twi’lek, eine Jedi-Paladin, kauerte an der anderen Ecke des Kondensators, in jeder Hand einen Blaster. „Ich schlage vor, wir verschwinden – jetzt sofort.“

An ihrer Logik gab es nichts auszusetzen. Je länger sie sich hier festnageln ließen, desto geringer wurden ihre Überlebenschancen, ebenso wie die ihres Kunden – ganz zu schweigen von den vielen Hunderttausend Wesen, die sterben würden, falls I-Fünfs 7,5-Szenario in unmittelbarer Zukunft Realität werden wollte. Nicht, dass Jax daran zweifelte. Der Droide hatte die enervierende Eigenschaft, mit so ziemlich allem, was er sagte, richtigzuliegen.

„Also gut“, rief er. „Laranth, du übernimmst die rechte Seite. I-Fünf, du kümmerst dich um die linke Seite. Auf mein Signal …“

„He, was ist mit mir?“, fragte Den.

„Du bleibst mit dem Untersekretär hier.“ Pavan warf einen kurzen Blick auf die korpulente, am ganzen Leib zitternde Gestalt, die neben dem Sullustaner kauerte. Bevor das Imperium die Macht an sich gerissen hatte, war Varesk Bura’lya ein Regierungsbeamter im mittleren Dienst gewesen, der in der bothanischen Botschaft auf Coruscant arbeitete. Unmittelbar nach dem Untergang der Republik hatte er jedoch untertauchen müssen, um nicht gefangen genommen zu werden; ein Schicksal, das er mit Tausenden anderen Vertretern der unterschiedlichsten Spezies auf dem Stadtplaneten teilte. Es stimmte natürlich, dass nicht gezielt nach diesen Flüchtigen gefahndet wurde, und auf einem Planeten wie Coruscant, wo Billionen von Lebewesen auf engstem Raum hausten, konnte man den Rest seines Lebens (oder sein ganzes Leben oder eintausend Leben lang) unbemerkt bleiben, ohne auch nur ein einziges Mal mit seinem Feind in Berührung zu kommen. Doch eine der hervorstechendsten Eigenschaften der Bothaner war ihre Paranoia, und Bura’lya hatte eine besonders lebhafte Fantasie. Darum hatte er die coruscantische Widerstandsbewegung kontaktiert, die gemeinhin nur die Peitsche genannt wurde und schon viele Staatsfeinde sicher vom Stadtplaneten fortgebracht hatte. Dabei wurden die Flüchtlinge auf einer weitreichenden und nicht ganz ungefährlichen Route durch diverse Verstecke, private Wohnungen und andere geheime Orte zu den Raumhäfen geschleust und dort an Bord von Schiffen untergebracht, deren Besatzung mit dem Widerstand sympathisierte.

Jax Pavan, einer der letzten überlebenden Jedi und ein Mitglied der Peitsche, war mit der Aufgabe betraut worden, den bothanischen Würdenträger in Sicherheit zu bringen, und eigentlich war auch alles ganz glattgelaufen, bis sie die letzte Station auf ihrem Weg erreicht hatten: eine schwach beleuchtete Karbonit-Verarbeitungsanlage. Hier waren sie nicht von den Partisanen des Widerstands begrüßt worden, sondern von einer Einheit imperialer Sturmtruppen.

Eines musste Jax ihnen lassen: Dumm waren sie nicht. Sie hatten gewusst, dass sich ein Droide bei ihrer Gruppe befand, darum hatten sie ihren Hinterhalt in den Tiefen der Karbonit-Spaltanlage gelegt, wo die schwache Hintergrundstrahlung I-Fünfs Bio- und Energiesensoren einen entscheidenden Moment lang verwirren würde. Was sie jedoch nicht gewusst hatten, war, dass sie sich auch zwei Jedi gegenübersehen würden. Die Macht hatte Jax und Laranth vor der Falle gewarnt, weswegen vier Sturmtruppen nun tot auf dem Boden lagen, und Pavan war sicher: Wäre der Bothaner in seiner Panik nicht mitten ins Schussfeld gestürmt, dann wären inzwischen auch die anderen Soldaten ausgeschaltet. Und Varesk Bura’lya wäre inzwischen auf dem Weg zum Frachter Großer Coup, um zu einer unangenehmen Erinnerung zwischen den Sternen zu entschwinden. Stattdessen hatte er sich nun hinter der Hyperkondensatoreinheit zusammengerollt und beklagte wimmernd sein bevorstehendes Ende.

Der Bothaner blickte zu Jax auf, und die buschigen Fellsträhnen, die aus seinen Wangen sprossen, bebten vor Furcht. „Es war Ihre Aufgabe, mich zu beschützen!“, quiekte er, und seine Stimme war wie eine rostige Klinge, die über Pavans Nerven kratzte. „Sie sollten mir helfen, von diesem überbevölkerten Felsklumpen zu verschwinden! Ist das Ihre Vorstellung von einer Flucht?“

„Nun“, warf Den ein, „das hängt ganz davon ab, wie metaphysisch Sie Flucht definieren möchten …“

Eine weitere Salve von Laserstrahlen traf ihre Deckung, und die verbrannte Luft hinterließ einen unangenehmen Ozongeruch in Jax’ Nase. Ihnen blieb keine Zeit mehr, das war ihm klar; sie mussten jetzt handeln. Er öffnete sich der Macht, spürte, wie sie sein Bewusstsein erweiterte, wie sie sich, einer Vielzahl von Ranken gleich, in alle Richtungen ausbreitete. Sie ließ ihn um den gewaltigen Kondensatorblock herumsehen und vermittelte ihm ein akkurates „Bild“ von dem gewaltigen Raum einschließlich der Position der acht Sturmtruppen, die sie hinter ihrer Deckung hervor mit Blasterfeuer eindeckten.

„Auf mein Zeichen“, sagte er. „Los!“

Laranth wirbelte hinter der Ecke der Kondensatoreinheit hervor und begann mit beiden Waffen um sich zu schießen, ihre Augen so kalt und hart wie Kometeneis. I-Fünf stakste auf der linken Seite nach vorne, und aus den Lasern in seinen Zeigefingern zuckten Blitze glühenden Lichts durch den Raum, ihren Widersachern entgegen. Jax stieß sich vom Boden ab und ließ sich von der Macht in die Höhe tragen, über den gewaltigen Maschinenblock hinweg, der ihnen als Deckung gedient hatte. Sein Vibroschwert parierte die feindlichen Schüsse, als er landete, und lenkte sie zurück auf die verwirrten Sturmtruppen. Das war jedoch viel schwieriger, als es aussah. Die Durastahlklinge war mit Kortosis durchwoben, einem Mineral, stark genug, um Energiestrahlen zu widerstehen. Aber da endeten die Ähnlichkeiten mit einem Lichtschwert auch schon. Ein blutroter Blasterschuss traf das untere Ende der Klinge, was vermutlich mehr auf Glück und weniger auf genaues Zielen zurückzuführen war, und der Vibrogenerator erlitt einen Kurzschluss. Selbst durch die isolierende Beschichtung hindurch spürte Jax den schmerzhaften Stromstoß, und im selben Moment, als er erkannte, was geschehen war, konnten auch die Imperialen sehen, wie die verschwommene Hochgeschwindigkeitsbewegung am Rand der Klinge erstarb. Pavan ließ die Waffe fallen und streckte beide Arme aus, die Handflächen nach vorne gerichtet. Der Machtstoß schleuderte drei Sturmtruppen in einem hohen Bogen nach hinten gegen die Wand, aber noch währenddessen spürte der Jedi, wie ein weiterer Soldat auf ihn anlegte.

Da tauchte Laranth am Rande seines Blickfelds auf und feuerte einen ihrer Blaster ab. Der Strahl traf den Laserschuss, der für Jax bestimmt gewesen war, und die Luft brutzelte, als die verschiedenfarbigen Geschosse aus ionisierter Energie dicht vor dem Jedi aufeinanderprallten. Zuckendes Elmsfeuer flackerte über seine Arme und bildete einen Moment lang einen Kranz um seinen Kopf, und in seinen Ohren dröhnte ein Geräusch, als wären eintausend Feuerwespennester gleichzeitig aufgebrochen worden.

Einen Herzschlag lang wurden seine Augen durch den Lichtblitz geblendet. I-Fünfs Fotorezeptoren waren glücklicherweise gegen solche Überreizungen gefeit. Der Droide setzte den unglaublich präzisen Beschuss mit seinen Fingerlasern fort, und ein paar Sekunden später war alles vorüber. Die acht Sturmtruppen lagen auf dem Boden oder über Abflussröhren, Kontrollkonsolen und Industriemaschinen zusammengesunken, ihre Körper in unnatürlichen, unbequem aussehenden Positionen verrenkt. Die drei Gestalten, die noch auf ihren Füßen standen, zögerten einen Moment und hielten nach Anzeichen eines weiteren Hinterhalts Ausschau. Schließlich sagte Jax: „Das war’s. Ihr könnt die Waffen wieder wegstecken.“

Laranth nickte und schob ihre Blaster in die Holster. Als Mitglied der Grauen Paladine war sie ebenso eng mit der Macht verbunden wie er, und sie spürte, dass die unmittelbare Bedrohung vorüber war. Fast gleichzeitig ließ auch der Droide die Arme sinken. Er konnte zwar nicht auf die Macht zurückgreifen, aber Jax war sicher, dass er den Raum mit seinen Sensoren nach Lebenszeichen und Sprengfallen abgesucht hatte – augenscheinlich ohne etwas Verdächtiges zu finden.

„Das war aufregend“, kommentierte I-Fünf. „Habe ich schon erwähnt, wie sehr ich die Vorliebe organischer Lebewesen für Gewalt und Blutvergießen bewundere? Nein? Nun, das liegt vermutlich daran, dass ich sie nicht bewundere. Fürchterlich.“

Jax grinste. „Schön“, sagte er. „Schaffen wir unseren unwilligen Kunden zum Raumhafen und an Bord dieses Gewürzfrachters, ehe noch jemand auftaucht, der mit uns spielen möchte.“ Er hob die Stimme. „Den! Sekretär Bura’lya! Gehen wir!“

Einen Moment herrschte Stille, dann erklang Dhurs Stimme hinter dem Hyperkondensator. „Ich fürchte, wir haben ein Problem.“

Eine Woge der Kälte erfüllte Pavans Körper. Waren sie etwa so weit gekommen, nur um ihren Schutzbefohlenen hier, auf den letzten Metern vor dem Ziel, noch zu verlieren? War ein Schuss im falschen Winkel von irgendeiner reflektierenden Oberfläche im Maschinenraum abgeprallt, um den Untersekretär tödlich zu treffen? Jax streckte für einen Moment seine Sinne in die Macht hinaus, ehe Dhur weitersprach: „Bura’lya ist in Ohnmacht gefallen. Und …“ Der Sullustaner streckte seinen Kopf hinter der Einheit hervor, die Nase angewidert hochgezogen. „Ich glaube, er hatte einen … Unfall.“

I-Fünf erklärte: „Meine Geruchssensoren bestätigen Dens Vermutung. Das heißt, sofern Unfall in diesem Fall ein Euphemismus für eine …“

„Ja, das ist es“, unterbrach Jax ihn. Er steckte sein nunmehr nutzlos gewordenes Vibroschwert in die Scheide und seufzte. „Also kommt schon. Machen wir ihn sauber, ehe wir ihn an Bord bringen.“

2. Kapitel

Es gab keine weiteren Komplikationen, während sie Untersekretär Bura’lya an Bord des Frachters Großer Coup brachten – es sei denn, man betrachtete die langwierige Suche nach einer passenden Hose für den Bothaner im zollfreien Kleidungsladen des Raumhafens als Komplikation. Nach dem Start des Schiffes klinkte sich I-Fünf auf illegalem Wege in das orbitale Kommunikationsnetz ein, um sicherzustellen, dass die Raumkontrolle den Frachter ungehindert in den Hyperraum springen ließ. Anschließend machten die vier sich auf den Rückweg zu ihrer gegenwärtigen Unterkunft im Südlichen Untergrund. Dieser Sektor, der unterhalb der Oberfläche von Coruscant lag, befand sich im Äquatorialbereich des Planeten und damit mehrere Tausend Kilometer von Jax’ ehemaliger Heimat, den Schwarzgruben-Slums, entfernt, dafür aber ganz in der Nähe des nunmehr in Trümmern liegenden Jedi-Tempels.

Verglichen mit dem, was Den gewohnt war, waren ihre Quartiere im Untergrund regelrecht luxuriös; das bedeutete: Es gab keine tropfenden Stellen an der Decke, und die Wände waren nicht von Kugelwerferfeuer durchlöchert worden. Jedenfalls nicht in jüngster Zeit. Dass sie genügend Geld hatten, um sich diesen „Luxus“ zumindest eine Weile leisten zu können, verdankten sie der Großzügigkeit von Kaird, einem Nediji und ehemaligen Attentäter der Schwarzen Sonne, der dieser kriminellen Organisation dank Jax’ Hilfe den Rücken gekehrt hatte und auf seine Heimatwelt zurückgekehrt war. Doch um Kaird zu helfen und Den, sich selbst und den anderen das Leben zu retten, hatte Pavan leider sein Lichtschwert opfern müssen. Er hatte es benutzt, um im verlassenen Fabrikdistrikt eine kleine nukleare Explosion auszulösen und Darth Vader sowie dem Falleen-Prinzen Xizor ihren Tod vorzutäuschen. Doch immerhin schien ihr Plan funktioniert zu haben; mehrere Monate waren seither vergangen, und Jax hatte keine „Störung“ in dem psionischen Fadengeflecht wahrgenommen, als welches sich ihm die Macht offenbarte – zumindest keine Störung, die auf Darth Vaders neu erwachtes Interesse hindeuten würde. Der Sith-Lord war offenbar wirklich zu der Schlussfolgerung gelangt, dass Pavan und seine Begleiter in der Explosion ums Leben gekommen waren.

„Es ist nicht so, als bräuchtest du ein neues Lichtschwert“, sagte Den. „Wenn du mit so einem Ding herumwirbelst, könntest du dir ebenso gut ein Holo-Schild um die Brust hängen, auf dem steht: Schaut her, ich bin ein Jedi! Davon mal ganz abgesehen“, fügte er hinzu, „hast du nicht noch diese andere Waffe, die Nick Rostu dir gegeben hat?“

Bei dieser anderen Waffe handelte es sich um eine Energiepeitsche, einen langen Strang aus biegsamem, energieleitendem Metall, das mit einem plasmatischen Feld aufgeladen werden konnte. Jax hatte sie während seines Kampfes mit Prinz Xizor benutzt – ein Duell, bei dem der Falleen von der Schwarzen Sonne Pavans eigenes Lichtschwert in Händen gehalten hatte. Wenn man bedachte, dass er nicht auf die Unterstützung der Macht hatte bauen können, überlegte Den, hatte Xizor sich mit der Energieklinge nicht einmal schlecht geschlagen.

„Die Lichtpeitsche? Ja“, erwiderte Jax. „Aber auf engem Raum oder gegen mehrere Gegner ist sie nicht gerade effektiv.“

„Sei’s drum“, warf Laranth ein. „Den hat recht. Ein neues Lichtschwert würde dich nur in Versuchung bringen, die Macht einzusetzen. Aber falls du möchtest, dass Vader dich wiederfindet, dann bitte, such dir ein Schwert.“

Die grünhäutige Twi’lek stand vor dem teilweise getönten Fenster und blickte auf die Straße hinab, während sie sprach. Ihre Kleidung bestand aus enger Hose, Tunika und Weste, alles größtenteils in Grau gehalten, was nicht weiter überraschend war, wenn man wusste, dass sie eines der letzten überlebenden Mitglieder der Grauen Paladine war, einer Splittergruppe der Jedi, die bereits vor dem Sturz der Republik geglaubt hatte, dass der Orden sich zu sehr auf die Macht als metaphysisches Allheilmittel verließ. Ein Lichtschwert war eine gute Waffe, aber erst durch den Einsatz der Macht wurde sie wirklich effektiv, und darum hatten die Paladine auch und vor allem den Kampf mit anderen, konventionelleren Waffen geübt. Was Laranth betraf, so hatte sie es im Umgang mit ihren beiden DL-44-Blastern zur absoluten Meisterschaft gebracht. Den hatte jedenfalls noch nie gesehen, dass sie ihr Ziel verfehlte. Wenn sie auf etwas feuerte, dann explodierte, zerbrach oder starb dieses Etwas; das war so sicher wie ein Sieg mit einer perfekten Zwanzig beim Sabacc.

Natürlich, überlegte der Sullustaner, setzte sie trotzdem die Macht ein, um sie vor heranzischenden Laser- und Partikelstrahlen zu warnen. Niemand war schnell genug, um einem Geschoss auszuweichen, das sich beinahe mit Lichtgeschwindigkeit bewegte. Doch selbst wenn es jemandem gelänge, Laranth von der Macht abzuschneiden, wäre sie immer noch schneller und zielgenauer als jedes andere Wesen auf Coruscant, da war Dhur sicher.

Die Twi’lek drehte unmerklich den Kopf, und Den konnte sehen, wie sich das Licht von draußen auf dem Narbengewebe an ihrer rechten Wange spiegelte. Diese Narbe und der verbrannte Stumpf ihres linken Lekku waren ihre Andenken an die Gräueltaten der Flammennacht. Seine Neugier als Reporter hatte ihn dazu getrieben, sie einmal nach ihrer Rolle in jener Nacht zu fragen. „Und sag mir jetzt nicht, ich soll den Kerl fragen, der dir das angetan hat“, hatte er gesagt.

„Du kannst es ja versuchen“, hatte sie nur erwidert. „Sofern du sein Grab findest.“

Sie hatte nicht gelächelt, während sie diese Worte aussprach, aber andererseits konnte sich weder Dhur noch sonst jemand aus ihrer kleinen Gruppe daran erinnern, Laranth je auch nur bei einem Schmunzeln ertappt zu haben. Für den Sullustaner bestand jedenfalls kein Zweifel daran, dass ihre Nerven so stark waren wie die Karbonit-Nanofasern, welche die Himmelsdome über Coruscant mit der Oberfläche verbanden. Den war froh, sie auf seiner Seite zu wissen, und er hoffte, dass sie dort auch bleiben würde. Er war ziemlich sicher, dass er es nicht überleben würde, sollte er sich je auf der anderen Seite ihres Blasters wiederfinden.

Es gab nur ein anderes Mitglied ihrer Gruppe, das es mit der tödlichen Zielgenauigkeit der Paladin aufnehmen konnte, und das war I-Fünf. Wie schon viele andere festgestellt hatten, war der ehemalige Protokolldroide keine gewöhnliche Maschine. Hin und wieder war in Zusammenhang mit ihm sogar das Wort einmalig gefallen. Seit der Schlacht von Drongar war I-Fünf nun schon Dhurs Freund und Begleiter, und während dieser Zeit hatte er ihn durch die halbe Galaxis bis nach Coruscant geschleift. Er hatte ihn in diese Existenz ständiger Aufregung und Todesangst hineingezogen, wie der Sullustaner in Gedanken hinzufügte. Was den Droiden so außergewöhnlich machte, war zwar einleuchtend, jedoch nur schwer zu erklären: Er war sich seiner selbst in einem viel höheren Maße bewusst als jede andere Einheit, der Den je begegnet war – und das schloss viele der organischen Lebensformen mit ein, deren Wege er im Laufe seiner Reporterkarriere gekreuzt hatte. Teilweise ließ sich das auf die Modifikationen zurückführen, die Jax’ Vater, Lorn, am synaptischen Netzsystem und den Kreativitätsdämpfern des Droiden vorgenommen hatte. Doch Dhur und die anderen konnten sich des Gefühls nicht erwehren, dass das Bewusstsein der Maschine sich in eine Richtung entwickelte, die nicht mehr allein auf ihre Programmierung zurückzuführen war – sofern I-Fünf diesen Zustand nicht schon längst erreicht hatte.

Der Sullustaner schüttelte den Kopf. Während der letzten Tage hatte er sich viel zu oft in derartig esoterischen Überlegungen verloren. Diese Gedanken waren nicht gesund, und wenn man wie er seine Existenz damit bestritt, Schmuggelwaren und Flüchtlinge von den Straßen zu den Raumhäfen und letztlich von Coruscant fortzubringen, dann konnten sie sogar tödlich sein. Um in einem solchen Umfeld zu überleben, durfte er nie unachtsam werden, vielmehr musste er stets im Hier und Jetzt bleiben, alle Sinne geschärft. Für philosophische Grübeleien war da nur selten Platz.

Nicht, dass er zu tiefgründigem Sinnieren neigte. In seinem früheren Leben war er Reporter gewesen. Er hatte über viele wichtige Ereignisse berichtet und zahlreiche gefährliche Kriegsfronten besucht. So fühlte es sich inzwischen jedenfalls an. Die Erinnerungen an diese Zeit waren so verschwommen und fern wie ein vager Traum. Mehr als einmal hatte er mächtig tief in „Poodoo“ gesteckt, wie die Ugnaughts es auszudrücken pflegten, die ihn auf Drongar mit vielen interessanten Informationen versorgt hatten. Drongar war nicht der angenehmste Planet gewesen, den er während der Klonkriege besucht hatte, aber auch bei Weitem nicht der schlimmste. Seine Berichterstattung hatte ihn von Eredenn Primus bis nach Jabiim geführt, und er war für seine Reportagen mit Preisen, Verdienstauszeichnungen und Titelstorys belohnt worden. Es war harte Arbeit gewesen, gefährliche Arbeit, aufregende Arbeit.

Inzwischen fühlten sich die Erinnerungen an diese Zeit an wie ein gemütlicher Spaziergang im Oa-Park.

Jax’ Stimme riss Den aus seinen Gedanken. Der ehemalige Jedi sagte gerade: „… vielleicht recht. Aber auf Coruscant gibt es mehr Wesen als auf fünfzig Kernwelten zusammen. Da ist die Wahrscheinlichkeit, mit einem Lichtschwert Aufmerksamkeit zu erregen, doch eher gering. Und ich hätte lieber ein Schwert, das ich nicht brauche, anstatt keines zu haben, wenn ich eines brauche.“ Pavan wandte sich um und richtete seine nächsten Worte an die Gestalt, die im Schatten der kleinen Diele stand. „Wie sieht es aus, Rhinann? Kannst du mir ein Lichtschwert besorgen?“

Den folgte dem Elomin mit den Augen, als er in den beleuchteten Raum trat. Haninum Tyk Rhinann war ein Musterbeispiel seiner Spezies: ein hochgewachsener, kantiger Zweibeiner. Er war nicht ganz so haarig wie ein Wookiee, aber es fehlte nicht viel, und seine Nasenhauer, seine stumpfen Hörner und die weit auseinanderliegenden Augen prangten auf einem fleischigen Klumpen, den man nur als Kopf identifizieren konnte, weil er auf seinem kurzen Hals saß. Rhinann machte einen niedergeschlagenen Eindruck, aber das war weder für Dur noch für einen der anderen eine echte Überraschung. Der Elomin war ständig niedergeschlagen. Einstmals der persönliche Assistent von Darth Vader, war er aus dem Dienst des Dunklen Lords geflohen. Er hatte Zuflucht an Bord des Frachters Weitläufer gesucht, kurz bevor Jax und die anderen damit geflüchtet waren, als die Droidenfabrik durch die Reaktorexplosion zerstört wurde.

Wie die meisten Vertreter seiner Spezies war Rhinann gewissenhaft, gründlich, zwanghaft pünktlich und pingelig. Für die Elomin lagen die Freuden des Lebens wirklich in den Details, und es war diese Leidenschaft für Ordnung und Präzision gewesen, die Vader dazu bewogen hatte, Haninum zu seinem Adjutanten zu machen. Unglücklicherweise ging mit Rhinanns perfektionistischer Detailversessenheit auch ein enormes Misstrauen einher, was das Leben im Allgemeinen und seinen Arbeitgeber im Speziellen betraf. Den hatte einmal gelesen, dass Elomin zu den unterschiedlichsten Psychosen neigten, wenn sie ihrer Heimatwelt zu lange fernblieben – und Paranoia schien ebenfalls dazuzugehören. Haninum war jedenfalls überzeugt gewesen, dass Vader ihn früher oder später wegen irgendeines unbedeutenden Fehlers oder eines kleinen Pflichtversäumnisses töten lassen würde, und es war diese Furcht gewesen – im Zusammenspiel mit dem äußerst verständlichen Wunsch, nicht durch eine Kernschmelze zu atomarem Staub verbrannt zu werden –, die ihn dazu getrieben hatte, die Seiten zu wechseln.

Seit jenem Tag war Rhinann ein Flüchtling wider Willen. Er sehnte sich danach, auf seinen Heimatplaneten Elom zurückzukehren, aber diese Welt lag weit draußen am Äußeren Rand, von allen Handelsrouten entfernt, und sein Anteil von Kairds Credits reichte nicht einmal ansatzweise, um dem Captain eines Frachtschiffs einen so großen Umweg schmackhaft zu machen. Also war er bei seinen Rettern geblieben. Dank seiner peinlich genauen Art und seiner beinahe schon fanatischen Detailgenauigkeit war es nicht schwer gewesen, eine Aufgabe für ihn zu finden; er war der Vermittler, der Beschaffer. Was immer sie brauchten – von Delikatessen wie einem in Foyvé-Öl flambierten geniserianischen Sandaffen, um den verwöhnten Gaumen eines Kunden zu befriedigen, bis hin zu dem veralteten Elektrowerkzeug, das nötig war, um einen ausgemusterten Holoprojektor zu reparieren –, Rhinann konnte es für sie auftreiben.

Die einzige Ausnahme, so schien es, war ein Lichtschwert.

„Es ist unmöglich“, beantwortete er Jax’ Frage in bedauerndem Tonfall. „Die Waffen der Jedi wurden zerstört, als die Jedi zerstört wurden. Es gibt Gerüchte, wonach einige extrem reiche Individuen Lichtschwerter in ihrer Sammlung haben, aber mit Gewissheit weiß ich nur von der Existenz einer solchen Waffe. Und ich bezweifle, dass Darth Vader sich freiwillig von ihr trennen würde.“

„Guter Punkt“, kommentierte Den.

„Dann besorg mir einen Kristall. Ich kann mir ein eigenes Lichtschwert bauen. So wäre es ohnehin besser auf meine Stärken abge…“

„Adeganische Kristalle fallen ebenso wie Corusca-, Ilum- und zahlreiche andere Kristalle unter das von Imperator Palpatine erlassene Handels- und Verkaufsverbot.“

„Also muss ich wohl einen heranzüchten.“ Doch Jax klang nicht mehr so wild entschlossen wie noch vor einem Moment, und Den glaubte, den Grund dafür zu kennen. Bis vor ein paar Standardjahren hatte sich jeder grüne Floh besser mit der Lichtschwerttechnologie und den Traditionen der Jedi ausgekannt als der Sullustaner, aber er hatte einiges dazugelernt, seit er Jax’ und Laranths Gesprächen lauschte. Nicht zu vergessen, was Barriss Offee ihm während seiner Zeit auf Drongar erzählt hatte. So wusste er inzwischen, dass die Jedi nur natürliche Kristalle benutzten und keinen synthetischen Ersatz, wie etwa die Sith es taten. Der offensichtliche Grund dafür war, dass künstliche Kristalle niemals denselben Reinheitsgrad boten wie Steine, die man in den tiefen Höhlen bestimmter Welten abgebaut hatte. Dadurch vergrößerte sich die Gefahr, dass ein Lichtschwert in einem kritischen Moment eine Fehlfunktion hatte. Und da so ziemlich jeder Moment, in dem ein Jedi sein Lichtschwert einsetzte, kritisch war, konnte Den dieses Argument durchaus nachvollziehen. Dennoch fragte er sich, zu welchem Teil diese Vorbehalte auf tatsächlichen Erfahrungen fußten und wie viel davon einfach nur Doktrin war. Es war wohlbekannt, dass der Orden sich vor dem Sturz der Republik durch seine Abhängigkeit von Routine und Tradition selbst geschwächt hatte. So grausam die Sith in vergangenen Epochen auch zu Werke gegangen waren, so musste Den doch zugeben, dass ihr Denken in vielerlei Hinsicht praktischer gewesen war als das der Jedi.

„Das wäre eine Möglichkeit“, erwiderte Rhinann auf Pavans letzte Bemerkung. „Aber es wird einige Zeit in Anspruch nehmen, all die nötigen Materialien und Ausrüstungsgegenstände zu beschaffen. Dürfte ich dir in der Zwischenzeit vielleicht das hier anbieten?“ Er holte etwas unter seiner Robe hervor, das Den im ersten Moment an ein antikes Schwert erinnerte. Die Klinge war etwas länger als einen Meter und schimmerte blasssilbern, beinahe weiß. Das Metall war jedoch nicht gehämmert, sondern schien von feinen Wirbeln und Mustern durchzogen, und während Dhur sie betrachtete, schienen sie sich zu bewegen wie Öl auf Wasser.

Der Griff war verziert, vor allem aber auf Funktionalität ausgelegt. Er sah aus, als bestünde er aus Elektrum, einem seltenen Amalgam aus Silber und Gold. Der Handschutz war mit zwei kleinen, facettierten Kristallen besetzt, die selbst im gedämpften Licht der Wohnung schimmerten.

Alles in allem eine hübsche Waffe, musste Den eingestehen. Ziemlich beeindruckend sogar. Aber wenn es darum ging, einen Blasterstrahl abzuwehren, war sie vermutlich in etwa ebenso wirksam wie ein spitzer Stock.

Jax schien ebenfalls verwirrt, als er das Schwert sah, und I-Fünf und Laranth traten vor, um es genauer in Augenschein zu nehmen. Das sonst so grimmige Gesicht der Paladin spiegelte Bewunderung wider.

„Ein velmorianisches Energieschwert.“ Ungläubig blickte sie Rhinann an. „Du kannst also kein Lichtschwert auftreiben, aber das hier fällt dir einfach so in die Hände?“

Der Elomin zuckte mit den Schultern. „Auf Coruscant findet man die ungewöhnlichsten Dinge. Ein Mitglied der Königsfamilie von Velmor musste das Schwert verkaufen, weil es in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, und ich konnte es bei der Auktion im HoloNetz ersteigern.“

Laranth schüttelte den Kopf und nahm Rhinann das Schwert ab. Den beobachtete, wie sie es vor ihre Brust hob, und obwohl sie nichts tat, um die Klinge zu aktivieren, wurde das Metall unvermittelt von einer kalten, knisternden Flamme aus silbernem Licht eingehüllt.

„So etwas sieht man nicht alle Tage“, brummte der Sullustaner.

Behutsam reichte die Twi’lek das Energieschwert an Jax weiter, und der Jedi streckte die Waffe in die Höhe, um die leuchtende Fluktuation der Energiewellen zu bewundern. Die Waffe unterschied sich deutlich von einem Lichtschwert, und ihr Aufbau wirkte längst nicht so klar und funktional, wie Pavan es gewohnt war. In ihrer Funktionsweise erinnerte sie eher an die Lichtpeitsche, dennoch bestand kein Zweifel daran, dass diese Klinge in den richtigen Händen äußerst effektiv sein konnte.

„Ein Druckfeld am Griff aktiviert die Waffe“, erklärte Laranth. „Durch die Kristalle und die Öffnungen entlang der Klinge erzeugt der Generator ein plasmatisches Feld, und eine magnetische Resonanzschleife dämmt es ein.“

Jax lockerte versuchshalber seinen Griff, und das überhitzte Gas löste sich auf. Nun sah die Klinge wieder genauso aus wie zuvor in Rhinanns Händen. Er hielt einen Finger dicht über die Klinge. „Keine Hitze“, murmelte er.

„Durch die Resonanzschleife kommt das Gas nie in direkten Kontakt mit dem Metall. Andernfalls würde es schmelzen.“

Jax drückte auf den Griff und sah zu, wie die plasmatische Flamme einmal mehr über die Klinge züngelte. Anschließend wirbelte er die Waffe ein paarmal hin und her, um ein Gefühl für ihr Gewicht zu bekommen. „Übertreib’s nicht gleich“, beschwerte sich Dhur, während er hastig ein paar Schritte nach hinten machte.

Jax vollführte mehrere Formen in einem der Sieben Stile des Jedi-Ordens. Die Klinge des Energieschwerts war natürlich schwerer als die Lanze aus reiner Energie, die ein Lichtschwert ausmachte, und da es sich um festes Metall unter einer Schicht gleißender Energie handelte, war auch die Luftreibung größer, aber diese Unterschiede fielen nicht weiter ins Gewicht. Schon nach ein paar Sekunden schwang er die Waffe mit derselben Mühelosigkeit wie sein altes Lichtschwert. Blieb nur die Frage, wie diese Waffe wohl im Duell mit einem Vibroschwert abschneiden würde.

Nun, dachte er grimmig, wenn mein Leben weiterhin so interessant bleibt, werde ich das wahrscheinlich früher herausfinden, als mir lieb ist.

3. Kapitel

„Es ist nur ein Gerücht“, sagte Dejah nervös. „Denk nicht weiter darüber nach. Du musst dich ganz auf deine Arbeit konzentrieren – jetzt mehr denn je.“

Ves Volette schüttelte den Kopf, und das kurze, goldene Fell, das seine Schultern und seinen Hals bedeckte, kräuselte sich, als die Muskeln darunter zuckten. „Normalerweise würde ich dir zustimmen“, erwiderte er. „Aber ich kann das nicht ignorieren. Ich muss herausfinden, wie viel davon der Wahrheit entspricht.“

Obwohl er schon sieben Jahre mit ihr zusammenarbeitete, fiel es ihm schwer, den Gesichtsausdruck zu deuten, mit dem sie ihn nun bedachte. „Heute Abend“, erklärte Dejah, „ist der krönende Höhepunkt deiner Karriere – zumindest deiner bisherigen Karriere. Da darfst du dich durch nichts ablenken lassen.“

„Nicht einmal durch Völkermord, Deej? Nicht einmal durch die Ausrottung einer Spezies? Meiner Spezies?“

„Du weißt doch gar nicht, ob es stimmt. Es ist nur ein Gerücht. Du …“

„Es sollte nicht allzu schwer sein, mir Gewissheit zu verschaffen“, entgegnete Ves, dann wandte er sich zu dem Terminal neben der Werkbank um; es war nur ein paar Schritte entfernt wie alles in dem kleinen Atelier hinter der Galerie. Die Galerie selbst war groß genug, um sechs seiner jüngsten Werke Platz zu bieten; rein technisch gesehen sogar weit mehr, aber dann hätten sie nicht den nötigen Platz, um ihre Wirkung zu entfalten; nur wenn sie Raum hatten, konnten die Skulpturen strahlen.

Ves rief eine Projektion des HoloNetzes auf, und nachdem er den Suchbegriff eingegeben hatte, dauerte es nicht lange, bis er die gesuchte Nachrichtenmeldung fand.

RÄTSELHAFTEKATASTROPHESUCHTCAAMASHEIM

SCANSHABENBESTÄTIGT, DASSDIEBEVÖLKERUNGDERKERNWELTCAAMASDURCHEINEPLANETAREAPOKALYPSEUNBEKANNTENURSPRUNGSDEZIMIERTWURDE. ORBITALEUNTERSUCHUNGSEINHEITENERKLÄRTEN, DASSDIESEKATASTROPHEVERMUTLICHDURCHDENEINSCHLAGMEHRERERACTINIUM-BOMBENSEPARATISTISCHERHERKUNFTAUSGELÖSTWURDE, DIEWAHRSCHEINLICHSEITENDEDERKLONKRIEGEDURCHDIEKERNSYSTEMEGETRIEBENWAREN. SCHÄTZUNGENZUFOLGEHABEN 70 BIS 85 PROZENTDERBEVÖLKERUNGDURCHDIEEXPLOSIONENUNDDIEDARAUF FOLGENDENFEUERSTÜRMEIHRLEBENVERLOREN …

Eingerahmt wurde der Bericht von Holos der Verwüstungen. Ves konnte die verkohlten Überreste von Städten erkennen. Wälder, die sich über Tausende Quadratkilometer erstreckten und noch immer lichterloh in Flammen standen, eine Rauchwand, so gewaltig, dass sie selbst vom Orbit aus noch sichtbar war.

Meine Welt ist zerstört, dachte er. Nicht im wortwörtlichen Sinne – der Planet selbst war noch da und drehte sich weiter um seine Sonne –, aber die Zivilisation der Caamasi würde sich nie von diesem Schlag erholen. Das Imperium mochte versuchen, die Katastrophe auf übrig gebliebene Sprengkörper aus dem Krieg zu schieben, dabei musste jedem intelligenten Lebewesen mit einer Stufe-Drei-Schulausbildung klar sein, wie astronomisch gering die Wahrscheinlichkeit war, dass eine ganze Gruppe von Bomben auf einem Planeten einschlug, und erst recht auf einer Welt im Äußeren Kern. Jeder, der zwischen den Datenzeilen lesen konnte, wusste, was wirklich geschehen war.

Es überraschte ihn selbst, wie ruhig er die Nachricht aufnahm. Das lag natürlich an dem Schock. Tatsächlich hatte er die Meldung noch längst nicht akzeptiert, und sobald die Synapsen in seinem Gehirn sich von ihrer Lähmung erholten, würde er vermutlich den Verstand verlieren, wie er mit klinischer Distanziertheit überlegte.

Caamas. Seine Heimat. Sein Volk. Innerhalb weniger Stunden von einer strahlenden Zivilisation in eine zweite Steinzeit zurückgeworfen – das hieß, zumindest diejenigen, die noch lebten.

Und der Imperator hatte den Befehl dazu erteilt.

Daran hegte Ves Volette nicht den geringsten Zweifel. Er interessierte sich nicht für Politik, aber er war auch nicht dumm. Nur ein Herrscher, der so paranoid und skrupellos war wie Palpatine, würde sich durch einen Planeten von Pazifisten bedroht fühlen. Sein Volk hatte sich keines Verbrechens schuldig gemacht. Sie hatten lediglich von ihrem Recht Gebrauch gemacht, das ihnen von der Galaktischen Verfassung zugesichert wurde. Dem Recht, gegen die extremen Restriktionen und unerhörten Abgabenerhöhungen zu protestieren, mit welchem das Imperium Kunst, Wissenschaft, Philosophie und andere Formen von Bildung und Wissen belegt hatte.

Sein Volk. Leise, zurückhaltend, weise, mitfühlend … Es hieß, die Jedi hätten sich von den Caamasi beraten lassen, als sie den Ethos ausgearbeitet hatten, der schließlich zum Jedi-Kodex werden sollte. Doch das war nun vorbei. Jetzt würde niemand mehr diese einst so idyllische Welt, dieses galaktische Leuchtfeuer von Vernunft und Besonnenheit besuchen, es sei denn, um empört und entsetzt die Verwüstung zu betrachten, der Caamas zum Opfer gefallen war.

Ves keuchte und taumelte nach hinten, als ihn plötzlich eine Memnis überkam, eine Sinneserinnerung, so intensiv, dass die gemütliche Beengtheit seines Ateliers sich einen Moment lang in das kleine Dorf am Jualya-See zu verwandeln schien, jenen malerischen Ort zwischen den sanften Hügeln von Kanupian, wo er aufgewachsen war. Er stand in seinem Haus und blickte bewundernd hinaus auf die Sauerapfelplantage, wo die Strahlen der aufgehenden Sonne auf den wachsartigen Blättern und den reifen, silberglänzenden Früchten schillerten. Aus der Richtung des nahen Flusses drang das Pfeifen der Sängerfische an seine Ohren.

Er erinnerte sich noch genau an diesen Morgen. Das war drei Monate vor seiner Abreise nach Coruscant gewesen. Er hatte Caamas verlassen, um seine Karriere als Lichtskulpteur voranzutreiben, um universelle Emotionen in kontrollierten Photonen festzuhalten – Gefühle, die beinahe jede intelligente Spezies in der Galaxis teilte. Um seine Werke zu präsentieren und sie hoffentlich auch zu verkaufen. Die Caamasi waren dem Materialismus zwar abgeneigt, aber sie waren nicht dumm. Wie hatte der Philosoph Hyoca Lans es doch einst ausgedrückt: „Das Problem mit der galaktischen Gesellschaft im Allgemeinen besteht nicht darin, dass es zu viele arme Wesen gibt, sondern zu wenige reiche.“ Es gab nichts am Kapitalismus auszusetzen, solange er durch egalitäres Denken in die Schranken gewiesen wurde.

Die Fähigkeit zur Memnis war seit Urzeiten im Genom der Caamasi eingebrannt, und soweit Ves wusste, war keine andere Spezies dazu in der Lage. In der Regel wurden diese lebhaften Erinnerungen durch großen Stress heraufbeschworen. Für gewöhnlich hatten sie einen Bezug zur Quelle dieses Stresses. Er selbst hatte erst einmal eine Memnis gehabt, und zwar als Kind, nach dem Tod eines geliebten Nestonkels. Verwirrt runzelte Volette die Stirn. Dieses Bild aus seinem Gedächtnis, dieser friedliche Moment kurz vor seinem Aufbruch nach Coruscant – wie konnte das mit dem weltenverschlingenden Grauen zusammenhängen, von dem er gerade erfahren hatte?

Er sollte es sogleich herausfinden.

Ves spürte eine plötzliche … Unruhe. Ein tonloses Donnern, ein lichtloser Blitz, ein vibrationsloses Erdbeben, und obwohl er sich nicht bewegte, schien er mit schrecklicher Geschwindigkeit darauf zugetragen zu werden. Die Memnis zerbarst und löste sich in einen Regen scharfer Splitter auf, welche als das psionische Äquivalent von Duralumin-Scherben auf ihn herabregneten, begleitet vom leisen Schreien und Wimmern eines sterbenden Planeten.

Nun begriff er zu guter Letzt, was geschah. Die Caamasi teilten ihre Gedanken der Trauer und des Unglücks normalerweise mit anderen Vertretern ihrer Spezies, sodass ihre Sorgen auf viele Gemüter verteilt und dadurch erträglicher wurden. Was er jetzt spürte, waren die Memnen von Millionen Artgenossen, eine Woge der Agonie, der Verwirrung, der Verzweiflung und der Fassungslosigkeit, die durch Zeit und Raum auf ihn zurollte. Seine individuelle Sinneserinnerung war symbolisch gewesen, ein Ausdruck des Friedens und der Ruhe, welcher auf so plötzliche und grauenerregende Weise zerstört worden war.

Eine Unzahl von Eindrücken brannte sich glühenden Schrapnellen gleich in sein Bewusstsein. Er konnte sich nicht dagegen wehren, sich nicht dagegen abschirmen. Ihm blieb nichts anderes, als mitzufühlen, wie jeder Caamasi auf dem Planeten starb.

Vage eintausend Lichtjahre entfernt hörte er, wie Dejah seinen Namen rief, spürte er, wie seine besorgte Partnerin ihn zum Sofa hinüberführte, damit er sich hinlegen konnte. Doch es machte keinen Unterschied, ob er nun lag oder stand; er konnte der Memnis nicht entkommen, und sie gönnte ihm keinen Moment, um sich zu erholen. Also klammerte er sich an diesen weit entfernten Sinneseindrücken fest, damit sein Bewusstsein nicht gänzlich aus seinem Körper gesaugt und in dem Mahlstrom der Verzweiflung zu Fetzen zerrissen wurde.

Nach gefühlten Äonen des Grauens begann die Erinnerung schließlich zu verblassen, und endlich nahm Ves den Kosmos wieder mit seinen eigenen Sinnen und aus seinem eigenen Blickwinkel wahr. Er schwitzte und zitterte, aber er lebte, und wie durch ein Wunder war er noch bei klarem Verstand.

Deej saß neben ihm, die Brauen besorgt zusammengezogen. „Geht es dir gut?“ Er brachte ein schwaches Nicken zustande, und sie atmete erleichtert auf. „Was ist passiert?“

„Eine Memnis.“

Dejah blickte ihn an. Als Zeltronerin hatte sie Erfahrung mit empathischen Resonanzen, außerdem kannte sie Ves schon lange genug, um sich an das Konzept geteilter Erinnerungen gewöhnt zu haben. „Ich wusste gar nicht, dass sie so intensiv sein können.“

In groben Zügen erzählte Volette ihr, was er gespürt hatte, und ein entsetzter Ausdruck legte sich auf die Züge seiner Partnerin und Freundin. „Nach einem solchen Schock kannst du heute Abend unmöglich eine Ausstellung veranstalten. Wir müssen die Veranstaltung verschieben.“

Ves schüttelte den Kopf. „Nein. Es ist jetzt wichtiger denn je, dass wir meine Werke wie geplant vorstellen. Solange auch nur ein Caamasi noch lebt und Kunst schafft, hat der Imperator nicht gewonnen.“

Obwohl sein Kopf sich anfühlte, als wäre gerade ein Komet darauf eingeschlagen, stemmte er sich in die Höhe. Dejah stand ebenfalls auf und hielt ihm besorgt ihre Hand hin, aber Ves winkte ab. „Sage den Gästen, dass es mir leidtut, dass ich wegen einer Erkrankung nicht an der Ausstellung teilnehmen kann.“ Er ging zu seiner Werkbank hinüber, um den Strömungsinduktor zu aktivieren. Ein oszillierendes Summen erklang, das rasch höher wurde, bis es die Grenze des Hörbaren erreichte; gleichzeitig erschien ein parabelförmiger, knapp ein Meter hoher Trichter aus blauem Licht in der Luft. Ves verstärkte die Torsion und korrigierte die Krümmung, woraufhin die Plasmaflamme mit einem tiefen, elektronischen Ächzen ihre Form veränderte.

Kurz blickte Volette zum Chrono an der Wand hinüber. „Es ist fast so weit“, sagte er. „Du bereitest besser alles vor, um sie zu begrüßen.“

Deej zögerte einen Moment, dann nickte sie resignierend. „Also gut. Ich schätze, du weißt, was du tust.“ Sie verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.

Ves konzentrierte sich auf den nunmehr lang gezogenen Speer aus Licht, der vor ihm schwebte. Er fügte Neon, Krypton und Xenon hinzu, und das Plasma leuchtete erst rot, dann grün und schließlich blau auf. Nachdem er die richtige Farbmischung gefunden hatte, krümmte er das Resultat in diverse Formen.

Es durfte nicht zu komplex werden – Simplizität war der Schlüssel. Darin lag die emotionale Kraft seiner Kunst. Dejah hatte recht: Volette wusste ganz genau, was er tat.

Er schuf ein Mahnmal für seine Heimat.

4. Kapitel

Jax atmete tief und langsam, so, wie Meister Piell es ihn gelehrt hatte, und jedes Mal, wenn er die Luft ausstieß, dehnte sich sein Bewusstsein etwas weiter aus und mit ihm das Geflecht der Energie, das seine Verbindung mit der Macht darstellte.

Sein Lehrmeister hatte ihm einst erklärt, dass viele Jedi ihre Vereinigung mit der Macht auf eine ganz individuelle, symbolische Weise erfuhren, die sich nur vage mit Vergleichen aus der materiellen Welt beschreiben ließ. Meister Piell selbst hatte beispielsweise die Metapher von fließendem Wasser benutzt, um seine Verbindung mit der Macht in Worte zu fassen. Jax hingegen „sah“ und spürte sie als Fäden oder Ranken, die sich durch Raum und Zeit streckten und alles miteinander verbanden. Die Aura einer Person war für ihn wie ein Kokon aus hellen und dunklen Strängen, und wenn er nach etwas suchte, das sich außerhalb seiner normalen Sinneswahrnehmung befand, streckten sich diese Fäden der Macht aus, bis sie eine Verbindung zwischen ihm und dem betreffenden Wesen herstellten. Um seine körperlichen Fähigkeiten zu steigern, etwa, um schneller zu rennen oder höher zu springen, ließ er sich von diesen Fäden tragen. Gleichsam benutzte er ein unsichtbares „Lasso“, um Objekte zu sich heranzuziehen. Jetzt gerade reckten sich diese Fäden tastend und suchend in die Welt hinaus, bis sie entdeckten, wonach er suchte.

Als hätte er diesen Kontakt gespürt, spie der schwebende Trainingsdroide dem Jedi eine Salve Laserstrahlen entgegen, gleichzeitig huschte er von einer seiner festgelegten Positionen zur nächsten. Die Lider unter seiner Augenbinde geschlossen, riss Jax sein Energieschwert hoch. Noch ehe die Maschine feuerte, wusste er bereits, in welche Richtung sie zielen würde, und so wehrte er die Lichtblitze mühelos mit der Klinge ab. Eins … zwei … drei … vier … fünf …

Der sechste und letzte Schuss traf ihn mit einem schmerzhaften Prickeln in die rechte Seite.

„Verflucht!“ Pavan schob die Augenbinde nach oben und rezitierte den Deaktivierungscode des Trainingsdroiden, woraufhin dieser zu Boden sank. Anschließend setzte er sich auf die Armlehne eines in die Wand eingelassenen Sessels und blickte unzufrieden auf die Waffe in seiner Hand hinab.

„Und damit steht es eins zu null für die Maschine“, sagte eine Stimme, und als Jax aufblickte, entdeckte er I-Fünf am Eingang des kleinen, auf allen Seiten von Mauern umschlossenen Innenhofs, in dem der Jedi geübt hatte.

„Langsam fange ich an zu glauben, dass Laranth recht hatte“, brummte Pavan. „Die Jedi hätten den Umgang mit anderen Waffen üben sollen.“ Er verzog das Gesicht. „Aber wehe, du verrätst ihr, dass ich das gesagt habe.“

„Andererseits hätte wohl niemand außer einem Jedi fünf von sechs Laserstrahlen abwehren können.“

Jax zog die Schultern hoch. „Es macht keinen Unterschied, ob man gleich vom ersten oder erst vom sechsten Schuss getötet wird. Tot ist tot.“

„Davon verstehe ich leider nichts. Was ich allerdings weiß“, erwiderte der Droide, „ist, dass Sie viel besser im Umgang mit diesem Schwert sind, als Sie denken.“

Pavan sah kurz auf die Waffe hinab, und die Oberfläche der Klinge spiegelte eine verzerrte Reflexion seines Blickes. „Ach ja? Und was macht dich da so sicher …?“

Unvermittelt riss I-Fünf die linke Hand hoch, den Zeigefinger vorgestreckt, und feuerte einen Laserstrahl auf den Jedi ab. Der glühende Strahl verpuffte jedoch an dem ionisierten Feuer, welches die Klinge einhüllte, als Jax reflexartig das Schwert hochriss, um den Schuss abzublocken.

„Deswegen bin ich mir sicher!“, schloss der Droide. „Das Licht bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von nicht ganz dreihunderttausend Kilometern pro Sekunde. Sie sind momentan sieben Komma drei Meter von mir entfernt. Ihre durch die Macht verstärkten Reflexe scheinen einwandfrei zu funktionieren. Sie müssen es nur wollen.“

Jax grinste. „Und du bist sicher, dass du nicht irgendwo in deinem Droidengehirn ein Jedi-Meister-Programm installiert hast?“

„Der Hersteller bewahre. Ich glaube, selbst vorprogrammierte mechanische Intelligenzen sind flexibler, als der Orden es zuletzt war.“

Pavans Lächeln schwand, und I-Fünf schaffte es, trotz seiner starren Züge Besorgnis zum Ausdruck zu bringen. „Entschuldigen Sie. Selbst Protokolldroiden können bisweilen taktlos sein. Es stand mir nicht zu, eine solche Bemerkung zu äußern.“

„Das ist es nicht, was mich stört. Mich beschäftigt nur, dass – du recht hast. Jede lebende Spezies in der Galaxis weiß, dass man stirbt, wenn man sich nicht an die Umstände anpasst. Das ist ein simples Konzept. Warum also hat der Rat es nicht begriffen? Warum konnten sie die Gefahr nicht erkennen, ehe es zu spät war?“

„Vorausgesetzt, dass die Frage nicht rhetorisch gemeint ist“, sagte I-Fünf, „kann ich leider nur dieselben Worte an Sie richten, die Ihr Vater mir anvertraut hat. Vor mehr als fünfundzwanzig Jahren war er ein Angestellter des Tempels, und er hatte Gelegenheit, seine Arbeitgeber aus nächster Nähe zu beobachten. Wie Sie wissen, änderte sich seine Meinung über die Jedi drastisch, als er zu der Ansicht gelangte, dass sie ihm seinen Sohn weggenommen hätten – Sie. Aber bereits zuvor machte er sich keine Illusionen über die Stagnation und die Selbstgefälligkeit innerhalb des Ordens.

Lorn erzählte mir, dass er in alten Aufzeichnungen Verweise auf eine Person entdeckt hatte, die als der Auserwählte