Star Wars: Shadow Games - Im Schatten - Michael Reaves - E-Book

Star Wars: Shadow Games - Im Schatten E-Book

Michael Reaves

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Beschreibung

Javul Charn ist ein gefeiertes Popstarlet und die durchgebrannte Braut eines ausgesprochen brutalen Leutnants des Verbrechersyndikats "Schwarze Sonne". Als der Corellianer Dash Rendar sich von Javul als Bodyguard anheuern lässt, ahnt er nicht, dass ihn schon bald seine Vergangenheit einholen wird - und zwar in Person des Schmugglers Han Solo und des Verbrecherkönigs Prinz Xizor. Eine brandgefährliche Mischung, die die Galaxie erzittern lässt ...

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Nähere Infos und weitere Bände unter:

www.paninicomics.de

SHADOW GAMES

IM SCHATTEN

Von Michael Reaves

und Maya Kaathryn Bohnhoff

Ins Deutsche übertragen von

Tobias Toneguzzo & Andreas Kasprzak

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Titel der Amerikanischen Originalausgabe: „Star Wars: Shadow Games“ by Michael Reaves, A Del Rey ® Book, published by The Random House Publishing Group.

© 2015 Lucasfilm Ltd. & TM.

Deutsche Ausgabe 2015 by Panini Verlags GmbH, Rotebühlstraße 87,

70178 Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten.

Geschäftsführer: Hermann Paul

Head of Editorial: Jo Löffler

Head of Marketing: Holger Wiest (email: [email protected])

Presse & PR: Steffen Volkmer

Übersetzung: Andreas Kasprzak

Lektorat: Thomas Gießl für Grinning Cat Productions

Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart

Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln

YDSWSG001E

ISBN 978-3-8332-3190-2

Gedruckte Ausgabe: ISBN 978-3-8332-3158-2

Findet uns im Netz:

www.paninicomics.de

PaniniComicsDE

Für Gerry Conway

– MR

Für Stan Schmidt, der meine allererste Science-Fiction-Geschichte gekauft hat.

– MKB

DRAMATIS PERSONAE

Arno D’Vox; Kommandant der Bannistar-Station (Mensch)

Arruna Var; Javul Charns Ingenieurin (Twi’lek)

Bran Finnick; Erster Offizier der Novaherz (Mensch)

Dash Rendar; Schmuggler (Mensch)

Eaden Vrill; Schmuggler (Nautolaner)

Edge; Attentäter (Anomid)

Han Solo; Captain des Millennium Falken (Mensch)

Hityamun „Hitch“ Kris, Vigo der Schwarzen Sonne (Mensch)

Javul Charn; Holo-Berühmtheit (Mensch)

Kendara „Stachel“ Farlion; Javul Charns Tourmanagerin (Mensch)

Leebo; Reparaturdroide (Droide)

Nik; Assistent des Frachtmeisters (Sullustaner)

Oto; Servicedroide (Droide)

Red Rishyk; Sicherheitschef der Bannistar-Station (Mensch)

Serdor Marrak; Captain der Novaherz (Zabrak)

Tereez Dza’lar; Javul Charns Kostümdesignerin (Bothanerin)

Yanus Melikan; Javul Charns Frachtmeister (Mensch)

Es war einmal vor langer Zeit, in einer weit,

weit entfernten Galaxis …

1. Kapitel

„Heute ist der Tag, Eaden. Der Tag, an dem wir Solo übertrumpfen.“

Dash Rendar lehnte sich im Pilotensessel der Vorreiter zurück, das Gefühl der Zufriedenheit war so stark, dass er es beinahe mit Händen greifen konnte. Es war ein gutes Gefühl – fast schon kribbelig –, und er war sicher, dass er es jedes Mal wieder erleben würde, wenn er damit prahlte, wie schnell er den Kessel-Flug beendet hatte. Immerhin war er bekannt als der ultimative Test für das Geschick eines Piloten … und für seine Risikobereitschaft. Jedes Mal, wenn man diesen Flug machte, setzte man seine Fracht, sein Leben und seinen Ruf aufs Spiel, aber man brachte die Ladung auch schneller ans Ziel, als jeder vorsichtigere Pilot es vermochte, und man konnte mit hoch erhobener Nase in jeden Raumhafen stolzieren. Je kürzer der Flug, desto höher die Nase.

„Überheblichkeit“, sagte Eaden Vrill, den feuchten Blick seiner dunklen Augen auf das Taktikdisplay gerichtet. Seine Stimme war ein leises Grollen, besser geeignet für Kommunikation unter Wasser als in der Luft, und man musste sich erst an die harten Reibe- und Zischlaute gewöhnen, um seine Version von Basic zu verstehen. Dash hatte sich daran gewöhnt; er und der Nautolaner waren schon seit geraumer Zeit Partner.

„Zuversicht“, konterte er, ungehalten, dass seine feierliche Träumerei unterbrochen wurde. „Der Falke hat nicht halb so viel zu bieten wie die Vorreiter.“ Soweit es ihn betraf, war Solos Schiff im Vergleich zu seinem stark modifizierten YT-2400 ein flügellahmer Frachtkahn.

Eaden warf ihm einen Blick zu. „Du verwechselst Besitzerstolz mit persönlicher Leistung. Du bist nicht das Schiff, und du hast es auch nicht gebaut. Seine Geschwindigkeit ist das Verdienst von …“

„Das Verdienst meiner fachkundigen Verbesserungen.“

„Ich fürchte, da muss ich widersprechen“, entgegnete der Nautolaner. „Die Verbesserungen sind das Resultat von Reparaturen, die LE-BO2D9 durchgeführt hat. Und der Rest ist ohne jeden Zweifel auf meine überlegenen Navigationsfähigkeiten zurückzuführen.“

Rendar musterte seinen Navigator. „Wer nimmt sich hier zu wichtig, hm? Überheblichkeit am …“

„Das würde voraussetzen, dass ich prahle. Tue ich aber nicht. Du kannst mich gern korrigieren, falls ich deinen farbenfrohen Jargon missverstanden habe, aber jetzt muss ich mich erst mal konzentrieren.“ Er zögerte, dann schob er nach: „Wir betreten die Grube.“

Das war wirklich Grund genug, sich zu konzentrieren, wie Rendar wusste. Er schob sich auf seinem Sessel nach vorne und drückte dabei den Kommknopf auf der Pilotenkonsole. „He, Leebo, wir fliegen in die Grube.“

„Wenn Sie wüssten, wie aufregend ich das finde.“ Der Reparaturdroide antwortete mit der sarkastischen Stimme seines vorigen Besitzers: Kood Gareeda, ein Bühnenkomiker, der ununterbrochen entlang des Outer Rims tourte. Dash kannte seine Show, darum wusste er, dass Kood gut daran tat, nie länger an einem Ort zu bleiben.

„Tja, jetzt weiß ich’s wohl“, erwiderte er.

„Versuchen Sie bitte, das Schiff nicht schon wieder zu beschädigen“, schob Leebo nach. „Und zwingen Sie mich bitte nicht noch einmal, auf etwas zu schießen.“

„Ich werde mein Bestes tun.“ Rendar legte die Finger um den Steuerbügel und deaktivierte den Autopiloten. „Kurs?“, blaffte er Vrill an.

Der nautolanische Navigator tippte die Kurskoordinaten in den Navicomputer ein, woraufhin sie als heller, safrangelber Bogen auf dem Taktikdisplay vor Dash erschienen. Der Pilot runzelte die Stirn, als er die Linie betrachtete. „He, das hier ist kein gemütlicher Urlaubsausflug.“

„Bezieht sich das auf unseren Kurs?“

Rendar seufzte und deutete auf den Monitor des Navicomputers. „Sieh, dir die Linie an. Sieht die für dich rot aus?“

Eaden sah genau hin. „Sie ist nicht rot.“

„Weil du einen sicheren Kurs eingegeben hast.“

„Und warum ist das ein Problem?“

„Weil wir Solos Zeit nicht schlagen werden, wenn wir eine sichere Route nehmen.“

Eaden Vrill blinzelte mit seinen großen kastanienbraunen Augen, und zwei seiner vierzehn tentakelartigen Kopfauswüchse zuckten, als ihre Spitzen sich in Rendars Richtung streckten. „Möchtest du, dass ich einen neuen Kurs berechne?“

„Was ich möchte, ist Solos angeblichen Rekord zu brechen.“

„Ich wollte nur vorsichtig sein. Wir haben eine wertvolle Fracht an Bord, die erst noch bezahlt werden muss.“

„Nur ein weiterer Grund, sie schnell ans Ziel zu bringen“, beharrte Dash, dann gestikulierte er in Richtung des Monitors. „Lösch diesen Kurs, ja? Wir müssen genauso dicht am Schlund vorbei wie Han. Oder noch dichter, falls es geht.“

Eadens missbilligendes Brummen war so tief, dass man es kaum hören konnte, während seine flinken Finger über die Konsole huschten. Erneut legte sich ein Lichtbogen über das Taktikdisplay, aber diesmal war er deutlich flacher, und dort, wo er nahe am Schlund entlang verlief, verdunkelte sich seine Farbe erst von Gelb zu Orange und dann zu einem zufriedenstellenden Karmesinrot.

„Bedenke bitte“, mahnte Vrill, „dass nichts in der Galaxis wirklich statisch ist. Orbitalbahnen von Sternen, Systeme …“

„Sind im Kontext menschlicher und menschenähnlicher Lebensspannen alle vernachlässigbar. Wäre ich ein Cephaloner, würde ich mir vielleicht Sorgen machen. Aber so …“ Dash bewegte die Hand um den Steuerbügel, lenkte die Vorreiter an den flammenden Bogen heran und aktivierte den Hyperantrieb.

Es war nur ein Mikrosprung, der sie in die Nähe der Grube bringen würde. Im Hyperraum an ihrem Rand entlangzufliegen, war so gut wie unmöglich. Zum einen konnte einen das Gravitationsfeld selbst dann in Sekundenschnelle in den Normalraum zurückreißen, wenn man die Sicherheitseinstellungen zurückschraubte – was Dash selbstverständlich getan hatte. Hinzu kam die brutale Strahlung aus dem Nebul rings um das Asteroidenfeld, die mit den Instrumenten spielte. Nein, Rendar wusste, dass man diesen Flug nur mit einem festgelegten Sublicht-Kurs überlebte. Wich man in die eine Richtung von diesem Kurs ab, streifte man wahrscheinlich einen umherirrenden Asteroiden; und ein Schwenk in die andere Richtung brachte einen in das Gravitationsfeld des Schlundes, einer Gruppe von schwarzen Löchern, die den Raum in diesem Bereich verzerrten. Wer diesen Singularitäten zu nahe kam, der musste mit allerlei Unannehmlichkeiten rechnen – zum Beispiel, dass einem die alles zerfetzenden Kräfte, die dort wirkten, jedes Atom bis ins Unendliche lang ziehen würden.

Er zählte gerade den Countdown bis zum Ende des Sprungs mit, da erbebte die Vorreiter unvermittelt, und die Vibration wanderte durch seine Hände in seine Arme. Dash zog die Brauen zusammen. Irgendetwas stimmte nicht. Als er den Mund öffnete, um Eaden darauf aufmerksam zu machen, bäumte sich das Schiff wie ein störrisches Tauntaun auf und fiel aus dem Hyperraum zurück.

„Was zum …“

„Oh, Mutter des Chaos!“, dröhnte Leebos Quäken aus dem Komm, begleitet von einem Schwall statischen Rauschens. „Wir werden angegriffen!“

„Angegriffen von wem?“ Rendar blickte panisch zum Taktikdisplay hoch. Das ergab alles keinen Sinn. Sie waren viel zu weit vom Gravitationsfeld entfernt …

„Imperiale! Ein Kreuzer nähert sich achtern – Interceptor-Klasse!“

Dash fluchte in drei Sprachen und fügte mehrere Wookiee-Heullaute in Shyriiwook hinzu. Die Abfangkreuzer des Imperiums hatten Gravitationsgeneratoren – vier Stück –, die kleinere Schiffe geradewegs aus dem Hyperraum saugen oder sie an der Flucht in denselbigen hindern konnten, indem sie ein falsches Gravitationsfeld vortäuschten. Sie waren geradewegs in eine Falle geflogen – die vermutlich ganz bewusst hier, am Ausgangspunkt des Kessel-Fluges, gestellt worden war, um Schmuggler zu schnappen.

Die Vorreiter legte sich vehement auf die Backbordseite, und Leebo stieß ein schrilles, metallisches Quietschen aus.

Nun ergab das Bild auf dem Taktikdisplay endlich einen Sinn für Dash: Die Vorreiter war so dicht bei der Grube in den Normalraum zurückgekehrt, dass er nur die Lippen spitzen musste, um das Asteroidenfeld zu küssen. Hätte das Gravitationsfeld des Kreuzers sie nur ein paar Sekunden früher erwischt, hätten sie vermutlich etwas getroffen, das groß genug war, um das Schiff zu beschädigen. Ernsthaft zu beschädigen.

Er verscheuchte den Gedanken und konzentrierte sich auf den Bildschirm. Ein Planetoid von der Form eines Eies und der Größe eines altmodischen Generationenschiffes bewegte sich mehrere Hundert Kilometer entfernt auf ihrer Backbordseite durch den Strom kleinerer Asteroiden, wobei er sich träge um die eigene Längsachse drehte. Es dauerte nur einen Sekundenbruchteil, dann hatte Dash seine Entscheidung getroffen. Sie würden sich hinter diesem Planetoiden verstecken und ihn benutzen, um während der Flucht ihre Flanke zu schützen.

Energisch riss er den Steuerbügel nach Backbord und die Schubregler des Ionenantriebs nach vorn, woraufhin die Vorreiter dem eiförmigen Asteroiden entgegensprang, ihre Nase leicht nach unten geneigt, bereit, unter dem gewaltigen Felsbrocken hindurchzutauchen.

Sie waren bereits so nahe, dass die vorgewölbten Flanken des Planetoiden das Cockpitfenster völlig ausfüllten, da gab der Annäherungssensor plötzlich ein durchdringendes Ping von sich, und Eaden setzte sich kerzengerade in seinem Sessel auf. „Ziel direkt voraus!“

„Und hoch!“, kreischte Leebo durch das Interkomm. Ein Gewitter von Laserfeuer brach aus den Kanonen der Vorreiter hervor, auf den oberen Horizont des Planetoiden zu. Dash blickte nach oben, und sein Blut gefror zu Eis. Über dem nahen Rand des großen grauen Eies ragte der Bug eines leichten imperialen Kreuzers hervor, seine Geschütze rot glühend. Leebos Salve war harmlos an den starken Schilden des Schiffes abgeprallt.

Rendar riss den Steuerbügel nach vorne, und das Schiff stürzte sich fast senkrecht und immer schneller werdend an der Wand des Planetoiden entlang in die Tiefe. Eine Kanonade aus Laserfeuer von dem imperialen Kreuzer zischte hinter ihnen her.

„Was tun Sie da?“, kreischte Leebo.

„Ich beweise, dass Größe nicht alles ist!“

Dash beschleunigte weiter, fütterte die Vorreiter mit noch mehr Energie, als sie unter der Längsachse des Riesenasteroiden hindurchschossen und auf der anderen Seite wieder nach oben stiegen. Der Kreuzer war mindestens fünfmal so groß wie ihr Schiff, dafür waren sie mindestens fünfmal so wendig. Bevor der Captain erkannte, was sie vorhatten, und das Schiff wenden konnte, um eine neue Feuerposition zu finden, wären sie schon längst verschwunden.

Hoffte Dash zumindest.

Die Vorreiter beschrieb einen perfekten Halbkreis in der Leere des Alls, wobei ihnen die Pressorfelder im Vakuum die nötige Manövrierfähigkeit verschafften. Der Frachtraumer schoss an der Rückseite des Planetoiden nach oben, dann raste er hinter dem imperialen Schiff vorbei und weiter auf den Schlund zu.

„Ich brauche eine schnelle Kurskorrektur“, wandte er sich an seinen Navigator, dann opferte er eine wertvolle Sekunde, um auf den Schirm mit den Bildern der Heckkamera zu blicken. Wie erhofft hatte der imperiale Captain ihr Manöver als Fluchtversuch gedeutet, und nun wendete der Kreuzer, um sie in die Grube zu verfolgen, während sie selbst bereits in die entgegengesetzte Richtung davonrasten, der Ansammlung schwarzer Löcher entgegen.

„Manchmal glaube ich, du hast wirklich den Verstand verloren“, sagte Vrill, und die Schwimmhäute zwischen seinen Fingern spannten sich, als er die Instrumente bediente. „Ich nehme an, du möchtest einen Kurs, auf dem uns die Imperialen nicht folgen werden.“

„Sie werden denken, ich ziehe den Tod einer Gefangennahme vor.“

Der Nautolaner blickte aus den Augenwinkeln zu ihm herüber. „Da sind sie nicht die Einzigen.“

„Ha, ha. Wie weit bis zum Rand des Schlundes?“

„Zwei Komma drei Lichtstunden, schnell näher kommend.“

Dashs Blick wanderte hoch zum Taktikdisplay, wo die diffusen Ränder des Gravitationsfeldes als breite, in blassem Orange glühende Linien angezeigt wurden. Falls sie aus der Reichweite des Kreuzers entkamen, im richtigen Moment in den Hyperraum sprangen und dabei im perfekten Winkel dem Schlund entgegenstürzten, dann könnten sie mit Glück – mehr Glück, als irgendjemand erwarten sollte – die Lichtgeschwindigkeit nutzen, um am Außenbereich der Singularitäten entlangzuspringen, wie ein Stein, der über einen See hüpft. Zumindest theoretisch. Sofern die Gravitationswellen der kollabierten Masse in den schwarzen Löchern die Navigation nicht unmöglich machten oder sie wieder aus dem Hyperraum zogen. Und sofern sie einen sicheren Kurs durch die komplexen Orbitalarabesken der Singularitäten finden konnten. Und falls sie sich weit genug von den Gravitationsgeneratoren der Imperialen lösen konnten, um den Sprung überhaupt durchzuführen.

Genau diese Risiken zählte Eaden nun mit nervenzehrender Ruhe auf, und Leebo kreischte über die Bordsprechanlage immer wieder hysterisch dazwischen, bis Dash beide mit scharfem Ton zum Schweigen brachte.

„Sosehr ich es hasse, einen Konkurrenten zu zitieren“, rief er. „Denkt daran, was Han in solchen Situationen zu sagen pflegt.“

„Erleuchte mich“, erwiderte Vrill. Dash fragte sich, wie ein amphibischer Humanoid zu einem so trockenen Tonfall in der Lage sein konnte.

„Sagt mir nicht, wie meine Chancen stehen.“

Der Navigationscomputer piepte, und er gab volle Kraft auf die Ionenantriebe.

2. Kapitel

Ich liebe Deine show Und werde sie mir BaldmöglIchST wieder anSehen. Dein letztes kOnzert war unGlaUblich, und der nächsTe WIrd sichEr ein noch TOllerer AuftriTt – ein fan bis in den Tod.

Javul Charn studierte die Holo-Nachricht, die in der Luft vor ihrem Gesicht schwebte. Oberflächlich betrachtet sah sie aus wie all die anderen Fanbriefe, die sie über das HoloNetz erhielt, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass dies hier überhaupt kein Fanbrief war, sondern eine Drohung.

Sie las die Nachricht ein zweites Mal, wobei sie mit der Fingerspitze auf die eigentümlich groß geschriebenen Buchstaben tippte und sie in eine neue Zeile zog. Wie hatte Kendara Farlion, ihre Tourmanagerin und persönliche Schwarzseherin, das nur übersehen können? Dara war daran gewöhnt, skurrile Holo-Post zu bekommen, aber Skurrilität folgte normalerweise einem gewissen Muster.

Das hier war kein Muster.

Javul starrte die Worte an, zu denen sich die groß geschriebenen Buchstaben zusammenfügten: Du bist so gut wie tot.

Und warum ein Fan bis in den Tod? Hatte es damit eine besondere Bewandtnis? War es vielleicht ein Hinweis?

Zudem war in der Nachricht die Rede von ihrem nächsten Konzert – was natürlich nicht bedeutete, dass nicht vorher schon etwas geschehen könnte. Das nächste Konzert fand in etwas über einer Woche auf Rodia statt, und es stellte den Auftakt einer Tournee dar, die bis zu den Kernwelten führte, bevor sie auf Alderaan endete.

Panik stieg in Javuls Brust auf, und mit einem Mal fühlte sie sich schrecklich allein. Hinter der Tür ihrer luxuriösen Kabine auf der Novaherz, ihrer gleichsam luxuriösen Privatyacht – benannt nach ihrem ersten Holo-Album, das mehr als zehn Milliarden Einheiten verkauft hatte –, gingen ihre Entourage und die Mannschaft den zahllosen alltäglichen Aufgaben nach, die nötig waren, damit der schier endlose Zyklus aus Live-Konzerten, Holo-Übertragungen, persönlichen Auftritten und Reisen reibungslos ablaufen konnte. Und doch hatte es jemand geschafft, den Schutzkreis um ihre Person zu durchbrechen – und auch noch hier, in ihrer persönlichen Zuflucht.

Ein schlanker Arm von der Farbe polierter Bronze schob sich von hinten über ihre Schulter, und ein ausgestreckter Zeigefinger bohrte sich in die Drohung, die noch immer in der Luft hing. „Höllen des Chaos, JC! Was bei den Sonnen ist das?“

Javul zuckte so heftig zusammen, dass sie beinahe auf das teppichbedeckte Deck gefallen wäre. „Fierfek, Dara! Kannst du nicht irgendein Geräusch machen, wenn du einen Raum betrittst? Trag eine verfluchte Glocke oder irgendwas!“ Sie wischte die Nachricht fort und drehte sich auf ihrem Stuhl herum, wo sie der bestürzte Ausdruck auf dem Gesicht der anderen Frau erwartete.

„Seit wann muss ich mich anmelden, wenn ich dein Büro betrete? Und, he – achte auf deine Wortwahl! Wenn dir so was vor einer Holo-Kamera rausrutscht, ist dein Name von hier bis zum Outer Rim ruiniert.“

Javul hob hilflos die Hände. „Tut mir leid, aber du hast mich verfl…“ Sie schluckte. „Du hast mich erschreckt.“

„Das überrascht mich nicht. Von wem stammt diese Nachricht?“

„Welche Nachricht?“, fragte Javul unschuldig.

„Zu spät. Ich hab’s gelesen. Du bist so gut wie tot. Was soll das? Das habe ich nicht in deiner Post gesehen.“

„Es war Teil einer längeren Nachricht. Die groß geschriebenen Buchstaben ergaben diese … Botschaft.“

„Wohl eher eine Drohung“, brummte Dara.

Javul biss sich auf die Unterlippe, unwillig zuzugeben, dass sie zu demselben Schluss gelangt war. „Ich weiß nicht, ob Drohung der richtige …“

„JC, Schätzchen, vertrau mir, das ist eine Drohung.“ Kendaras dunkelviolette Augen waren geweitet. „Jemand stellt dir nach. Wir wissen nur nicht, wie ernst er oder sie es meint.“

Jemand hatte es auf sie abgesehen. Nun, da die Worte ausgesprochen waren, war die Bedrohung plötzlich real. Ganz ruhig. Tief durchatmen.

„Sieht so aus“, murmelte sie. „Und das … das ist nicht die erste Nachricht, die ich bekommen habe. Da war eine bei der Fanpost nach dem letzten Konzert. Außerdem, weißt du noch, die schwarzen Feuerlilien?“

„Ob ich es noch weiß? Natürlich weiß ich es noch. Und das … war kein Kompliment?“

Javul schüttelte den Kopf, und ihre Gedanken kehrten zu dem Regen aus glänzenden, schwarzen, stark duftenden Blütenblättern zurück, der sich über sie und ihr Gefolge ergossen hatte, als sie nach einem Auftritt im Imperialen Zentrum die Einstiegsrampe der Yacht hochgestiegen waren. „Ich glaube, das war auch eine Warnung. Er wollte mich wissen lassen, dass er mühelos an mich herankommt, wenn er nur will.“

„Er?“

„Nur eine Vermutung; die Nachrichten sind anonym.“

„Ich verstehe. Dann war dieses ganze Gerede von wegen kultureller Relevanz und davon, dass die Elom schwarze Lilien über alles lieben …“

„Ja, das hab ich erfunden. Ich wollte nicht, dass du und die anderen … dass ihr davon erfahrt.“

Kendara stemmte die Hände in die Hüften, und eine grellorange Haarsträhne fiel ihr in die Stirn, als sie wütend zu Javul hinabblickte. „Schon klar. Wir sollten also nicht wissen, dass dein Leben in Gefahr ist. Das war wirklich – wie heißt das Wort doch gleich? Ach ja: dumm! Ich bin deine Tourmanagerin, und das da draußen, das ist deine Entourage. Wir sind alle hier, um dir zu helfen.

Ich kann es einfach nicht glauben, dass du mir das verschwiegen hast. Ich meine, schließlich bin ich nicht nur deine Tourmanagerin, sondern auch deine beste Freundin. Ich habe dir Schwierigkeiten vom Hals gehalten, seit wir kleine Kinder waren. Muss ich dich wirklich daran erinnern, wie weit manche Leute gehen, wenn sie von etwas, von jemandem besessen sind? Hast du deine sogenannten Abenteuer auf Tatooine etwa schon vergessen? Dieser Zabrak-Pilot, der dachte, du würdest die perfekte Ehefrau abgeben – der dich Chalmun abkaufen und zu seiner privaten Haus-Chanteuse machen wollte? Oder die Sturmtruppen, die …“

Javul hob die Hände, um die verbale Kanonade zu unterbrechen. „Du hast recht. Natürlich hast du recht. Ich hätte schon vorher etwas sagen sollen. Aber … nun, zuerst dachte ich, es wäre nur ein Fan, der es ein wenig übertreibt, und dann … ich weiß auch nicht. Ich schätze, ich dachte, falls der Kerl auf Coruscant lebt – im Imperialen Zentrum, meine ich –, wäre vielleicht alles vorbei, nachdem wir den Planeten verlassen hatten …“

„Tja, es sieht aus, als würde er ebenfalls auf Tour gehen.“

Die brutale Wahrheit dieser Aussage schnürte Javul die Kehle zu. Sie presste die Hände in ihrem Schoß zusammen und spreizte die Finger, sodass die Regenbogensteine, die in jeden Nagel eingesetzt waren, blitzten und glitzerten. „Jetzt weißt du es jedenfalls. Irgendwelche Vorschläge, was wir tun sollten?“

Kendara legte den Kopf schräg, um nachzudenken, dann sagte sie: „Zwei Dinge. Erstens: Wir teilen uns in zwei Reisegruppen auf. Und zweitens: Wir heuern Leibwächter für dich an.“

„Mit dem Aufteilen bin ich einverstanden. Aber Leibwächter …“

„Oh doch! Grimmige, lasertragende, einschüchternde Leibwächter.“

Javul schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, Dara. Es ist auch so schon schwer genug, während einer Tournee halbwegs unbemerkt zu reisen, und wenn wir eine Sicherheitsagentur anheuern, wird die Gruppe nur noch größer, wir haben noch mehr Gepäck … und es wird noch leichter, unserer Spur zu folgen.“

„Ich hatte auch nicht daran gedacht, eine Sicherheitsagentur anzuheuern.“

„Wie willst du sonst an diese grimmigen, lasertragenden … Gestalten kommen?“

Ein Lächeln krümmte Kendara Farlions Lippen, und ihre weißen, gleichmäßigen Zähne wurden sichtbar. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so was sagen würde, aber es hat seine Vorteile, wenn man aus Mos Eisley stammt. Ich weiß genau, wo wir die passenden Gestalten finden.“

3. Kapitel

Leebo war nicht begeistert von der Idee, so nahe am Rand des Schlundes in den Hyperraum zu springen – wie er unüberhörbar zu verstehen gab.

„Hör auf, zu kreischen wie ein abgestochenes Mynock, und sichere die Waffenbatterie“, befahl Dash, wobei er sich im Stillen verfluchte. Wie hatte er sich nur einen Droiden anschaffen können, zu dessen Subroutinen eine an Paranoia grenzende Furcht vor dem Tod gehörte? Vor allem, da diese Subroutinen so tief in seiner Firmware verankert waren, dass eine umfassende Systemrestrukturierung vonnöten wäre, um sie auszumerzen – und ein solcher Eingriff Leebo wahrscheinlich in das kybernetische Äquivalent einer überreifen Purnix-Frucht verwandeln würde.

Obwohl das in Augenblicken wie diesem nicht wirklich ein Nachteil zu sein schien …

An Eaden gewandt sagte Dash: „Gib mir Bescheid, wenn wir noch …“ Er warf einen Blick auf das Taktikdisplay. „Null Komma null drei entfernt sind.“

„Ist das nicht ein bisschen zu nahe?“

„Findest du? Leebo, Abwehrmaßnahmen vorbereiten.“

„Sie wollen, dass ich ein wenig Schrott in die Luftschleuse lade, damit wir ihn über Bord werfen können, Boss?“

„Ja. Aber Abwehrmaßnahmen vorbereiten klingt professioneller.“

„Sie feuern weiterhin auf uns“, meldete Eaden.

„Gut. Gleich werden sie glauben, sie hätten uns erwischt.“

„Sicher“, erwiderte Vrill mit Zweifel in der Stimme.

Dash korrigierte die Ausrichtung des Schiffs und beschleunigte noch einmal, während er auf dem Taktikdisplay die Flugbahn des letzten Schusses verfolgte, den der Kreuzer auf sie abgefeuert hatte. Die Vorreiter erbebte, als der Energiestrahl ihre Schilde streifte.

„Abwehrmaßnahmen einleiten.“

„Werfe Schrott ab.“

Auf dem Heckmonitor sah Dash, wie sich hinter ihnen ein Trümmerfeld entfaltete, als die abgeworfenen Schrottteile von den Gravitationswellen und -wirbeln auseinandergetrieben wurden. Eine Sekunde später begann sich die Vorreiter aufzubäumen, und der Steuerbügel stemmte sich gegen seine Hände, als hätte das Schiff Sehnsucht danach, im Herzen eines dieser Singularitätsfelder zu enden – die in gewisser Weise auch ihr Ziel waren. Er biss die Zähne fester zusammen und begann zu zählen: „Einhunderteins, einhundertzwei, einhundertdrei, einhundertvier …“

„Entfernung Komma null drei!“

Dash riss das Steuer nach hinten und gab vollen Schub, sodass das Schiff aus einem Sturzflug in eine flache Aufwärtskurve umschwenkte. Sie waren der Lichtgeschwindigkeit so nahe, wie es überhaupt ging, ohne in den Hyperraum zu springen, aber der Schlund zerrte an ihnen wie ein Sog, und sie kamen seinen alles zermalmenden Tiefen näher und näher. Der Frachter erbebte, dann wurde aus dem Beben eine stete Vibration, und dann nahm dieses Vibrieren an Intensität zu, bis das Deck unter Rendars Füßen zu tanzen schien. Als hätte die Vorreiter einen epileptischen Anfall.

„Unser Steuerbordantrieb fällt gleich aus“, informierte ihn Eaden leise, den Blick seiner dunklen Augen auf die interne Sensoranzeige geheftet. Zumindest dieses System schien noch zu funktionieren; vom Taktikdisplay konnte man das leider nicht mehr behaupten.

Verflucht! Warum konnte es nicht wenigstens der zentrale Antrieb sein? Würde der ausfallen, könnten sie in stabiler Lage weiterfliegen. Sicher, sie würden etwas Schub verlieren, wenn sie nur auf die äußeren Antriebe angewiesen wären, aber mehr auch nicht. Einen steten Strom von Flüchen auf den Lippen, kämpfte Dash mit dem Steuerbügel, bis er das Schiff um neunzig Grad gekippt und – hoffentlich – ihren Steigungswinkel vergrößert hatte.

„Der Steuerbordantrieb fängt an zu stottern.“

Er konnte es spüren, eine Reihe leichter Stöße, die sich perfekt in das allgemeine Beben und Bocken des Schiffes einfügte. Etwas Nasses rann prickelnd zwischen seinen Schulterblättern hinab. Er schwitzte, und diese Erkenntnis ließ ihn nur noch stärker schwitzen, bis dicke Tropfen auf seiner Stirn standen und von seinem Haaransatz seitlich an seinem Gesicht herabrollten. Er konnte es sich nicht leisten, eine Hand vom Steuer zu nehmen, um sie fortzuwischen – doch falls sie nicht innerhalb der nächsten paar Sekunden in den freien Raum hochstiegen, würde es ohnehin keinen Unterschied mehr machen. Dann würde der Antrieb ausfallen, sie würden zur Seite wegtrudeln und in den Schlund gesaugt werden.

Es sei denn …

„Deaktivier die Ausfallsicherungen. Wir springen in den Hyperraum.“

„Wir sind zu nah am …“

„Ich weiß! Tu es!“

„Wir fliegen geradewegs in den Wilden Raum!“

„Ich weiß! Tu es einfach!“

Eaden schaltete die Notfallsicherung des Hyperantriebs ab, Rendar aktivierte ihn, und … nichts geschah.

Dash funkelte den Nautolaner an. „Ich sagte, deaktivier die Sicherungen!“

„Das habe ich!“

„Was zum Teufel ist dann …?“

„Offensichtlich haben wir Schaden genommen.“

„Großartig. Schalte um auf den sekundären Antrieb.“

Vrill leitete die Energie in den Reserve-Hyperantrieb um, aber obwohl er sich schnell auflud – viel schneller, als man eigentlich verantworten konnte, vor allem in einer Situation wie dieser –, fühlte es sich für Dash doch an wie ein langes, leidgetränktes Jahr. Schließlich spürte er den Blick seines Navigators auf sich.

„Wir laufen Gefahr, den …“

„Ich weiß, welches Risiko wir eingehen“, knurrte Rendar, ohne die Augen von der Ladeanzeige auf seiner Konsole zu nehmen. Im selben Moment, als der Ersatzantrieb einsatzbereit war, aktivierte er ihn.

Kurz schien das Schiff zu zögern – eine Illusion, aber nichtsdestotrotz eine furchteinflößende –, dann verschwammen die Sterne zu dem vertrauten Wirbel, und sie sprangen aus dem Normalraum, fort vom Schlund und in den Wilden Raum.

„Aaalso“, drang Leebos Stimme aus dem Komm. „Das war wirklich lustig. Bitte versprechen Sie mir, dass wir so etwas in nächster Zukunft nicht noch einmal tun müssen. Oder auch in weiter entfernter Zukunft …“

„He! Jetzt wäre der richtige Moment, um dem Piloten zu danken, der deine Blechhaut gerettet hat, oder?“ Dash entspannte seine Finger um den Steuerbügel und nahm sich einen Moment, um den Schweiß von seiner Stirn zu wischen und sein Haar zurückzustreichen. „Wir sind gerade einem imperialen Hinterhalt entkommen, dem sicheren Tod von der Schippe gesprungen und …“ Er blickte auf das Chrono. „Ha! Und wir haben den Rekord für den Kesselflug um null Komma drei drei drei Sekunden unterboten.“

„Ja“, entgegnete Eaden, „nur dass wir von Kessel fortfliegen … und von Nal Hutta.“

Dash machte eine abwinkende Handbewegung. Er fühlte sich beschwingt, und ihm war ein wenig schwindelig. „Kein Problem, wir springen aus dem Hyperraum zurück, sobald wir diese üble Gegend hinter uns haben, und setzen dann Kurs auf Nal Hutta. Wir werden vor der Abgabefrist dort sein und genug Credits verdienen, um den Antrieb dreimal reparieren zu lassen.“

Eaden starrte betrübt auf die Kontrollkonsole. „Das glaube ich nicht.“

„Und wieso nicht?“

Wie zur Antwort stürzte die Vorreiter plötzlich und nachdrücklich aus dem Hyperraum, hinein in die Randgebiete des Wilden Raums.

„Weil“, antwortete Vrill, „der Ersatz-Hyperantrieb gerade ebenfalls den Geist aufgegeben hat.“

Dashs Hoffnung, genügend funktionierende Teile aus dem einen Antrieb auszubauen, um den anderen wieder in Gang zu setzen, platzte schon bei der ersten oberflächlichen Untersuchung der Maschinen. Ihnen blieb also nichts anderes übrig, als die Ionen-Antriebe zusammenzuflicken und mit Sublicht-Geschwindigkeit den nächstbesten Raumhafen anzufliegen. Was sie viel Zeit kostete.

„Genau zweiunddreißig Komma sechs Standardstunden“, verkündete Eaden, nachdem er den Navigationscomputer konsultiert hatte. „Aber dort gibt es keine Reparatureinrichtungen.“

So viel zum nächstbesten Raumhafen. Dash starrte blicklos auf die weit verstreuten Lichtpunkte jenseits der Cockpitscheibe. „Und Nal Hutta?“

„Vierundvierzig Komma sieben Stunden.“

Rendar wog kurz ihre Optionen ab. Solange die Imperialen auf den beliebten Schmugglerkorridoren patrouillierten, wäre es riskant, mit Ionenkraft nach Nal Hutta fliegen zu wollen; einer weiteren Falle würden sie so nämlich nicht entgehen können.

„Wann könnten wir Tatooine erreichen?“

„In knapp sechsunddreißig Stunden. Aber warum Tatooine?“

Ja, warum? Tatooine war der fusselige Bauchnabel des Universums, aber …

„Weil Kerlew dort ist. Und Kerlew kennt diese Antriebe in- und auswendig. Er ist der einzige Mech-Tech, den ich ans Innenleben der Vorreiter heranlassen würde.“

„Menschen“, seufzte Eaden. „So sentimental.“

„So monumental dumm, meinen Sie wohl“, warf Leebo von seinem Posten im Maschinenraum ein. „Ihnen ist hoffentlich bewusst, dass wir die Fracht von einem anderen Schiff nach Nal Hutta bringen lassen müssen. Was bedeutet, dass wir unseren Anteil mit einem anderen Piloten teilen müssen. Wer weiß, ob überhaupt genügend Credits übrig bleiben, um diesen Schrotteimer wieder in …“

Mitten in seiner Tirade unterbrach Dash die Verbindung zu Leebos Kommlink. „Worauf wartest du noch?“, wandte er sich dann an Eaden. „Setz Kurs auf Tatooine.“

4. Kapitel

Die schlechte Nachricht war, dass die Vorreiter eine ganze Weile im Raumdock bleiben würde. Die noch schlechtere Nachricht war, dass die Arbeiten am Schiff extrem kostspielig sein würden. Und da sie nun einen Teil ihrer Bezahlung an einen anderen Schmuggler abtreten mussten, damit dieser ihre Fracht ans Ziel brachte, würde nach den Reparaturen kein müder Credit mehr übrig sein. Doch das war noch nicht alles, denn natürlich mussten sie jemanden in Mos Eisley finden, der a) vertrauenswürdig war, b) schnelles Geld brauchte und c) bereit war, während einer besonders hässlichen Fehde zwischen dem Jiliac- und dem Baesadii-Klan – orchestriert vom ewig Ränke schmiedenden Jabba – nach Nal Hutta zu fliegen.

Also ließen Dash und Eaden das Schiff in der Landebucht 92 hinter der Spacers Row zurück und machten sich auf den Weg zu Chalmuns Cantina, direkt an der Kerner-Plaza. Der Ort wurde nur von den wenigsten wirklich Chalmuns Cantina genannt; es war einfach nur die Cantina oder die Mos-Eisley-Cantina, mit Betonung auf die. Natürlich gab es noch andere Cantinas in der Stadt, aber Chalmuns war bei Weitem die größte, wo man am leichtesten untertauchen konnte – was ein großes Plus darstellte, wenn man nicht unbedingt legalen Geschäften nachging. Das Chalmuns verfügte über einen wahren Womprattenbau an Kabinen und kleinen Hinterzimmern für private Konferenzen und natürlich auch über einen Hinterausgang und einen Fluchttunnel im Keller.

Dash war nicht bei sonderlich guter Laune, als er und Eaden die Stufen vom Eingangsbereich in den lärmenden Schankraum hinabstiegen, trotzdem setzte er ein falsches Lächeln auf und blickte sich nach vertrauten Gesichtern um. Er entdeckte mehr als nur ein paar, aber die wenigsten davon waren Piloten, denen er seine Fracht anvertraut hätte. Tatsächlich handelte es sich bei den meisten Gästen um gealterte Podrennfahrer, zu erkennen an ihren diversen Medaillen und Ehrenabzeichen – die ihnen unter anderem kostenlose Drinks an der Bar garantierten.

„Muss wohl eine Versammlung in der Stadt sein“, murmelte Rendar. „Eaden, übernimm du die linke Seite und quatsch ein paar Piloten an, ich höre mich rechts um. Mal sehen, ob jemand ein paar schnelle Credits verdienen möchte.“

Der Nautolaner fixierte ihn mit einem beredten Blick seiner braunen Augen. „Ich werde auf gar keinen Fall irgendjemanden … wie war gleich noch das Wort? Anquatschen?“

Dash arbeitete nun schon viele Monate mit Vrill zusammen, aber wann immer er glaubte, einen Schlussstrich unter die Liste der Dinge setzen zu können, die Eaden als unter seiner Würde empfand, fügte der Nautolaner ihr einen neuen Punkt hinzu. „Sicher? Weißt du überhaupt, was ‚anquatschen‘ bedeutet?

„Was immer es bedeutet, ich werde es nicht tun. Ich werde potenzielle Kandidaten fragen, ob sie Fracht brauchen und bereit sind, nach Nal Hutta zu fliegen. Mehr nicht.“

Rendar fuhr sich mit den Fingern durch das dichte Haar und seufzte. Vermutlich keine gute Idee, ihm zu verraten, dass das praktisch die Musterdefinition von anquatschen ist. „Also gut. Aber wir sollten vorher sichergehen, dass wir zumindest nach demselben Typ Pilot suchen, in Ordnung?“

Sein Navigator maß ihn mit einem weiteren undeutbaren Blick. „Du meinst den Typ, der gerade nichts Besseres zu tun hat und verzweifelt Credits braucht?“

„Und vertrauenswürdig muss er sein. Unbedingt! Es ist schon schlimm genug, dass wir einen Teil der Provision verlieren, aber falls wir unsere Ladung einem Lügner und Betrüger anvertrauen …“

Eaden Vrill sah sich in der Cantina um, dann richtete er seine übergroßen Augen wieder auf Dash und blinzelte so übertrieben, dass beide Augenlidpaare hörbar zusammenklickten – das nautolanische Äquivalent einer ironisch hochgezogenen Augenbraue.

„Sehr witzig. Hilf mir einfach, einen Piloten für unsere Fracht zu finden. Irgendjemanden, der zumindest halbwegs ehrlich ist.“

Eaden ging mit der geschmeidigen Eleganz davon, die so typisch für seine Spezies war, und Dash widmete sich der Seite des Schankraums, die er sich selbst zugewiesen hatte. Mehrere Raumfahrer standen in Gruppen beisammen, andere saßen an den Tischen, und wieder andere hatten sich in die Ungestörtheit der Sitznischen zurückgezogen. Es wäre unhöflich – und gefährlich –, seine Nase ungefragt in diese schummrigen Alkoven zu stecken, aber es sprach nichts dagegen, die Piloten im Hauptraum anzusprechen und dafür zu sorgen, dass die Kerle in den Nischen ihn sahen.

Summend schlenderte er los und begegnete dabei so vielen Blicken, wie ihm zugeworfen wurden. Er hatte ungefähr die Hälfte der Strecke durch den großen Raum zurückgelegt, als er einen vertrauten sullustanischen Piloten entdeckte. Dwanar Gher sah ihn exakt im selben Augenblick und winkte ihn zu seinem Tisch herüber. Neben ihm saßen dort ein Toydarianer, den Dash noch nie gesehen hatte, und eine Menschenfrau, die er dafür umso besser kannte – auch wenn er ihr am liebsten nie begegnet wäre. Ihr Name war Nanika Senoj, und sie hatten einmal eine Romanze gehabt, die aber abrupt zu Ende gegangen war, weil sie ihn schlichtweg in den Wahnsinn trieb. Keine Frage, sie war wunderschön, mit ihrem von kupferfarbenen Strähnen durchzogenen burgunderroten Haar, ihrer milchig blassen Haut und ihren großen dunkelbraunen Augen, aber sie hatte auch eine ewig wetteifernde Natur, die sie einfach nicht abstellen konnte. Ganz gleich, wo sie war oder was sie tat – oder in wessen Gesellschaft sie sich befand –, ob bei Tag oder Nacht, wachend oder im Schlaf, sie musste immer die Beste sein.

Als Dash nun sah, wie sie ihm zulächelte, das Kinn auf eine Faust gestützt, hätte er sich beinahe entschuldigt und auf dem Absatz kehrtgemacht; das wäre das einzig Vernünftige gewesen. Aber er hatte etwas zu erledigen. „He, Nani. Wie läuft’s da draußen im Vakuum?“

„Kann mich nicht beschweren. Außer dass es ein wenig kälter ist, wenn man niemanden hat, der daheim auf einen wartet“, erwiderte sie spitzzüngig. Rendar sah, wie Gher den Kopf drehte, um sein Lächeln vor ihr zu verbergen.

„Bantha-Poodoo“, sagte er. „Ich weiß, dass du längst über mich hinweg bist, Schätzchen. Leebo hat mir da ein paar Geschichten erzählt …“

„Leebo?“ Ihre Augen weiteten sich. „Seit wann verbreiten Droiden Klatsch und Tratsch? Meinem Droiden würde ich so was nie durchgehen lassen – ganz gleich, wer ihn programmiert hat. Vor allem, wenn es obendrein erstunken und erlogen ist, was er erzählt! Und noch etwas, Schätzchen …“

„Vielleicht ein andermal.“ Mit diesen Worten wandte Dash sich zu dem Sullustaner um. „Wie läuft’s, Dwanar?“

Der breite Mund des Sullustaners verzog sich zu einem Grinsen. „Mein Freund hier“ – er nickte in Richtung des Toydarianers, eines fülligen, klein gewachsenen Vertreters seiner Art, dessen Flügel ihn unmöglich mehr als zehn Meter weit tragen konnten, bevor er vor Erschöpfung auf den Boden plumpste – „sucht für einen überaus lukrativen Auftrag nach einem abenteuerlustigen Piloten.“

Einen Moment lang schlug Dashs Herz schneller. Die verlockenden Worte lukrativer Auftrag hatten ihn kurzzeitig seine gegenwärtige Situation vergessen lassen. Er schüttelte den Kopf. „Ich würde dir ja gerne weiterhelfen, Dwanar, aber die Vorreiter ist im Moment nicht einsatzbereit. Um die Wahrheit zu sagen, bin ich hier, weil ich nach jemandem suche, der meine Fracht den Rest des Weges bis nach Nal Hutta transportiert.“

Gher schnaubte. „Ich versuche, mich im Moment von den Hutten fernzuhalten. Die Lage dort ist ziemlich instabil.“

Nani enthielt sich eines Kommentars; sie nippte lediglich an ihrem Drink und musterte Rendar über den Rand ihres Glases hinweg. Falls Blicke Vibromesser halten könnten, hätte er die nächsten Wochen in einem Bacta-Tank verbracht.

„Er kann es auch nicht tun“, raunzte der Toydarianer gereizt, wobei er Dash finster anstarrte. „Sie vergeuden meine Zeit, Gher. Sie haben versprochen, Sie würden einen Piloten finden, der …“

„Und ich werde einen finden“, ereiferte sich der kleine Sullustaner, den entschlossenen Tonfall durch einen aufrichtigen Blick seiner unverhältnismäßig großen Augen unterstrichen. „Nur Geduld, Unko.“

„Sie haben leicht reden“, knurrte der Angesprochene. „Sie verlieren nicht mit jeder Stunde fünfzehnhundert Credits!“

„Was ist mit dir und Nani? Warum fliegt ihr nicht einfach für ihn?“, erkundigte sich Dash.

„Wir sind im Moment anderweitig eingespannt. Und Unko braucht jemanden, der sofort aufbruchsbereit ist.“

„Nun, in dem Fall hat er recht: Mit mir über die Sache zu reden, war Zeitverschwendung. Ich breche in nächster Zeit nirgendwohin auf.“ Er salutierte scherzhaft vor den Versammelten und setzte dann seinen Rundgang durch diesen Teil der Cantina fort. In Gedanken ließ er noch einmal Ghers Worte Revue passieren. Wenn ein Toydarianer jemanden bezahlte, um einen Piloten und ein Schiff zu suchen, konnte nicht viel dabei rausspringen.

Sein kleiner Spaziergang brachte Rendar rein gar nichts ein. Jedes vertraute Gesicht, das er ansprach, war entweder beschäftigt, unwillig, das Heimatsystem der Hutten anzusteuern, oder verlangte einfach viel zu viel Geld. An der hinteren Wand angelangt, drehte er sich also um und blickte niedergeschlagen zur Bar hinüber. Dass Eaden sich nicht per Komm bei ihm gemeldet hatte, konnte nur bedeuten, dass der Nautolaner ebenso glücklos gewesen war wie er.

Nun, dann konnten sie sich wenigstens einen Drink genehmigen … sofern er es schaffte, sich einen Weg durch all die alten Rennfahrer zu bahnen, die die zentrale Bar umringten und Geschichten über ihre Ruhmestage austauschten.

Hoffentlich erschießt mich jemand, wenn ich so ausgebrannt bin, dass es nichts Aufregenderes mehr für mich gibt, als über vergangene Heldentaten zu schwadronieren, dachte er.

Es gelang ihm, sich zur Bar vorzukämpfen, wo er überrascht feststellte, dass Chalmun heute selbst ausschenkte. Für gewöhnlich verbrachte der Wookiee seine „Arbeits“stunden hinter den Kulissen in seinem Büro, während seine Angestellten den Wünschen der Kunden nachkamen. Doch er liebte Podrennen und Podrennfahrer, und die Bar quoll schier über vor Letzteren. Gerade lauschte er zwei der alten Käuze, wie sie über die Regeln des Rennens diskutierten, und er wirkte dabei glücklicher, als Dash ihn je erlebt hatte.

„He, Chal, kriege ich was zu trinken, oder muss ich mir erst eines dieser Abzeichen besorgen?“

Der Wookiee blickte auf und streckte mit einem fröhlichen Bellen den Arm über die Theke, um Rendar auf die Schulter zu klopfen. Zum Glück hielt Dashs Schlüsselbein dem freundschaftlichen Klaps stand. „Whiiinu dasalla?“, grollte Chal in seiner Muttersprache. Was hättest du gern?

„Corellianisches Ale. Und wo wir gerade dabei sind – kennst du vielleicht jemanden, der noch Platz in seinem Frachtraum hat und sich ein paar schnelle Credits dazuverdienen möchte?“ Dashs Blick suchte noch immer den überfüllten Schankraum ab.

Chal platzierte das Ale vor Rendar und gab mit einem Brummen zu verstehen, dass er vielleicht jemanden wüsste. Wie gut, überlegte Dash, dass er im Lauf der Jahre genug von der Sprache der großen, fellbedeckten Zweibeiner aufgeschnappt hatte, um sich einen Reim auf ihr Knurren und Grollen zu machen – zumindest meistens; manchmal kam er noch mit den Betonungen durcheinander. Shyriiwook war eine tonale Sprache, was bedeutete, dass die Intonation von größter Bedeutung für das Verständnis war. Je nach Phonologie konnte der gleiche Satz „Ihr ehrt mich mit Eurer Gegenwart“ oder „Du stinkst wie ein toter Taurücken“ bedeuten.

Was Chal ihm sagen wollte, verstand er aber ohne jeden Zweifel, zumal es von einem zotteligen Kopfnicken in Richtung der hinteren Regionen der Cantina begleitet wurde. „Wirklich?“ Sein Gesicht hellte sich auf. „Wo?“

Zur Antwort deutete Chalmun zu einer kleine Nische auf der anderen Seite der Bühne, nicht weit vom Hinterausgang entfernt. Die Nische beherbergte lediglich einen Tisch, und abgesehen von einer Hand, die einen Krug umschlossen hielt, war nichts von der Person zu erkennen, die dort saß. Mehrere leere Krüge standen vor ihm über die Tischfläche verteilt.

„Danke, Chal.“ Rendar nahm sein Ale, nippte daran und machte sich auf den Weg zu der Ecknische. Er hätte schwören können, ein unterdrücktes Lachen hinter sich zu hören, aber als er über die Schulter blickte, schenkte der Wookiee bereits wieder eifrig Getränke nach.

Kurz vor seinem Ziel stieß er mit einem Kubaz zusammen, der gerade die Band aufforderte, gefälligst ihre Instrumente schneller aufzubauen und sofort mit dem Spielen zu beginnen. Dash stolperte ein paar Schritte nach hinten, aber wie durch ein Wunder verschüttete er keinen Tropfen Ale. Wenn das mal kein gutes Omen darstellte! Insofern war sein Lächeln nicht einmal gespielt, als er dem mysteriösen Cantina-Gast gegenüber in die Nische schlüpfte.

Doch gespielt oder nicht, das Lächeln verschwand wieder, noch ehe sein Hosenboden das Sitzpolster berührte. „Sith-Spucke! Du!“

Han Solo blickte von seinem Getränk auf, und seine Augen fokussierten sich, als er Dashs Gesicht erkannte. „Oh, nett. Begrüßt man so etwa einen alten Freund, alter Freund?“

„Alter Freund? Du machst wohl Scherze! Ich habe den Mist gehört, den du die Hyperraumrouten rauf und runter über mich und mein Schiff erzählst. Und falls ich mich recht entsinne, hast du bei unserem letzten Treffen versucht, mir den Schädel einzuschlagen.“

„Komm schon. Ich war ein wenig betrunken, in Ordnung?“

Dash betrachtete die leeren Krüge. „So wie jetzt auch, hm?“

„Nein, ich bin nicht betrunken. Noch nicht. Aber falls du mir ein wenig Zeit gibst, schaffe ich das bestimmt noch.“

Mit zusammengezogenen Brauen ließ Dash sich auf die Sitzbank sinken. „Was gibt es Neues? Und wo steckt Chewie?“ Ein beunruhigender Gedanke ließ ihn senkrecht aufsitzen. „Ihm ist doch nichts passiert, oder?“

Han winkte ab. „Nein, abgesehen davon, dass er jetzt Vater ist. Er ist auf Kashyyyk, mit Malla und ihrem Baby.“

„Ach ja? Wie haben sie das Kind denn genannt?“

„Lumpawarrump“, antwortete Han mit sichtlicher Mühe.

„Lumpa…, Lumpa…“

„Ja, weiter komme ich normalerweise auch nicht.“

„Dann ist Chewbacca also daheim bei der Familie, und du hängst hier bei Chal herum und trinkst dich selbst unter den Tisch?“

Han bedachte ihn mit einem scharfen Blick. „Ich entsch…, entspanne mich.“

„So nennt ihr Menschen das also? Ich hatte mich schon gewundert.“ Eaden Vrill war vor der Nische aufgetaucht, die Daumen an seinem Gürtel eingehakt.

Han lächelte breit. „Vrill, alter Kumpel! Schön, dich zu sehen. Gibst du dich noch immer mit diesem Versager ab?“

„Es scheint ganz so.“ Eaden neigte den Kopf in Dashs Richtung. „Glück gehabt?“

„Nein … es sei denn …“ Rendar musterte Solo abschätzig. Wenn Han so übermütig war, bedeutete das in der Regel, dass er ein paar Gewinne eingestrichen hatte. Falls dem so war, könnte man ihn vielleicht dazu bringen, sich wieder von einem Teil dieses Geldes zu trennen. Vielleicht sogar von so viel, dass Dash die Reparaturen an der Vorreiter bezahlen und seine Fracht selbst ans Ziel bringen könnte, ohne ein anderes Schiff anzuheuern.

„Glück? Womit?“, wollte Han wissen.

„Könntest du dir vorstellen, einem alten Freund ein paar Credits zu leihen – alter Freund?“

Han steckte sich einen Finger ins Ohr und drehte ihn hin und her. „Warte einen Moment, ich glaube, ich habe dich gerade nicht richtig verstanden. Es klang nämlich fast so, als wolltest du mich um einen Gefallen bitten. Halt, nein, noch besser. Als wolltest du mich um Geld bitten. Aber das kann natürlich nicht sein.“

Es kostete Dash alle Willenskraft, nicht die Beherrschung zu verlieren. „Können wir vielleicht einen Moment lang ernst werden? Die Vorreiter ist flugunfähig, und ich habe einen Frachtraum voller Ladung, die dringendst nach Nal Hutta gebracht werden muss.“

„Hm? Was stimmt denn mit dem alten Kahn nicht?“

„Beide Hyperantriebe sind hinüber.“

„Alle beide? Wie hast du das denn angestellt?“

„Wir sind auf dem Kesselflug mit Imperialen aneinandergeraten. Erst hätten sie uns fast erwischt, dann wären wir um ein Haar in einen Planetoiden hineingerast, und zu guter Letzt wurden wir beinahe in den Schlund gesaugt. Aus der Sache lebend rauszukommen, hat uns erst den primären und dann den sekundären Antrieb gekostet.“

Han richtete sich ein wenig auf und beugte sich über den Tisch nach vorne. „Du machst Witze, oder?“ Er blickte zu Eaden hoch. „Macht er doch, oder?“

„Wenn es nur so wäre. Wir haben nur mit knapper Not überlebt.“

Solo lehnte sich wieder zurück und nahm einen tiefen Schluck von seinem Getränk. „Dann seid ihr wohl echte Glückspilze, hm?“

„Ja – wäre da nicht das Schiff, das nicht fliegen kann, und die Fracht, die dringend nach Nal Hutta muss.“ Nun beugte Dash sich vor, die Ellenbogen auf die Tischplatte gestützt, um einen aufrichtigen Gesichtsausdruck bemüht. Zumindest bei seiner Mutter hatte dieser Blick immer funktioniert. „Ich brauche nur genug, um den Antrieb wieder zum Laufen zu bringen und …“

„Selbst wenn Kerlew dir einen Freundschaftspreis macht, wird das einen ganzen Haufen Credits kosten. Mehr, als ich dir geben kann. Glaubst du etwa, ich würde hier herumsitzen, wenn ich einen dicken Patz-äh-Batzen Credits in der Tasche hätte?“

Leider war Dashs Mutter schon immer zu leichtgläubig gewesen.

„Nur ein bisschen Geld, um …“

Eaden gab ein Geräusch von sich, das klang wie ein unter Druck stehendes Dampfventil. „Falls ich etwas sagen dürfte: Wir haben Fracht. Han hat ein Schiff. Und der Käufer hat die Credits, die wir brauchen, um unser Schiff zu reparieren. Wieder mal.“

Dash sah sein Gegenüber an, und Solo erwiderte den Blick. Es trieb Rendar an den Rand des Wahnsinns, dass er von all den Schmugglern in der Galaxis ausgerechnet Han sein Geld in den Rachen werfen sollte, um seine Fracht nach Nal Hutta zu bringen, aber …

Ein schiefes Lächeln breitete sich langsam auf Hans Gesicht aus. „Klingt, als würdest du mich brauchen.“

Dash sprang so schnell auf, dass er schon glaubte, er würde in den Orbit aufsteigen. „Vergiss es! Ich brauche …“ Da spürte er eine schwere Hand auf seiner Schulter.

„Falscher Stolz führt zu echtem Unheil“, erklärte der Nautolaner philosophisch. Seine nächsten Worte waren an Solo gerichtet. „Wie viel Prozent verlangst du, um eine volle Ladung nach Nal Hutta zu bringen … und ein paar weitere Waren nach Nar Shaddaa?“

Han überlegte. „Vierzig Prozent?“

Dash hatte sich gerade wieder gesetzt, nur um nun erneut in die Höhe zu schnellen. „Das ist Diebstahl!“

„Es ist ein Geschäft.“

„Und ob das Diebstahl ist! Nein, das ist mehr als Diebstahl! Das ist … Au!“ Eadens Finger hatten sich in einer schmerzhaften Warnung fester um seine Schulter geschlossen.

„Zwanzig Prozent“, sagte der Nautolaner dann ruhig.

„Ich sollte dich mit deinen Tentakeln erwürgen“, knurrte Dash.

„Fünfunddreißig“, forderte Solo.

Rendar explodierte. „Wir wären beinahe für diese Fracht gestorben! Wir haben uns für diese Fracht von den Imperialen unter Beschuss nehmen lassen! Wir sind für diese Fracht in den verfluchten Schlund geflogen! Mit anderen Worten, Han, alter Freund, wir haben all die schwere Arbeit erledigt!“

Solo blickte ihn unschuldig aus großen Augen an und zuckte vielsagend mit den Schultern. „Also gut. Also gut. Beruhig dich wieder? Bei solchen Schluchzgeschichten werde ich immer weich. Sagen wir dreißig Prozent, und ich lade alles auf Nar Shaddaa ab.“

„Fünfundzwanzig“, entgegnete Eaden. „Und du fliegst die Fracht bis nach Nal Hutta.“

„He, im Moment würde ich mein Leben aufs Spiel setzen, wenn ich nach Nal Hutta fliege. Die Lage dort ist gerade ziemlich angespannt, falls es euch noch nicht aufgefallen ist. All die Attentate und so. Außerdem ist Jabba angeblich nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen. Hat wohl mit irgendeiner über Bord geworfenen Gewürzladung zu tun.“ Solo kratzte an einem Schmutzfleck auf der Außenseite seines Kruges. „Siebenundzanwzig.“

„Abgemacht“, sagte Eaden, wobei er Dash mit sanfter Gewalt zurück auf seinen Platz drückte. Rendar kapitulierte und sank niedergeschlagen auf die Polster.

Solo hingegen lächelte breit. „Großartig. Wo ist die alte Vorreiter denn geparkt?“

Dash knirschte hörbar mit den Zähnen. „Sie heißt Vorreiter. Nur Vorreiter. Und sie ist, wo sie sonst auch immer abgestellt ist. Landebucht 92. Wann kannst du aufbrechen?“

„Sobald ihr die Fracht umgeladen habt.“

„Sobald wir die Fracht umgeladen haben?“

Han schob sich aus der Nische, stand auf und leerte sein Getränk. „Sicher. Für dreißig Prozent hätte ich euch liebend gerne dabei geholfen, aber im Moment habe ich keinen ersten Maat, du hingegen schon. Falls du also nichts dagegen hast, werde ich jetzt den Falken startklar machen. Euer Frachtraum ist voll, ja?“

„Ja.“

„Kein Problem. Dann sollte im Falken ja noch jede Menge Platz bleiben. Wir treffen uns an der Landebucht, Jungs.“

Dash blickte dem Corellianer nach, dann legte er den Kopf in den Nacken und starrte zu Vrill hoch. „Ich bewundere wirklich deine Nerven, Eaden. Ich wäre bei dreißig Prozent eingeknickt.“

„Darum spiele ich auch immer diese Rolle. Ich wusste, dass er noch runtergehen würde.“ Ein paar seiner Kopfauswüchse zuckten, um die Worte zu unterstreichen.

„Ich dachte, du sagtest, dieser Empathie-Trick würde an Land nicht immer funktionieren.“

Eaden bedachte ihn mit der nautolanischen Version eines Achselzuckens – er hob seine seitlichen Tentakel an. „Was soll ich sagen? Heute haben wir eben Glück.“

5. Kapitel

„Und du bist überhaupt nicht nervös?“

„Nein.“

Javul Charn rückte ihren Waffengürtel zurecht und betrachtete sich im Spiegel ihrer Suite an Bord der Novaherz. Der breite Gürtel hatte mehrere Ausrüstungstaschen, gefüllt mit Betäubungskugeln, einem Monofaserseil, einem Störsender mit begrenzter Reichweite und anderen „Spielzeugen“, wie Dara sie abfällig bezeichnete. Obendrein steckte ein modifizierter DH-17-Blaster in dem Holster an der einen Hüfte und ein Vibromesser in einer Hülle an der anderen. Der Körperanzug aus Synthseide, den sie unter dem Gürtel trug, saß so eng, dass er wie aufgemalt aussah.

Du siehst gefährlich aus, versuchte sie sich einzureden. Gemein und furchtlos.

Tatsächlich war sie aber sicher, dass sie in etwa so gefährlich aussah wie eine corellianische Spukamas-Katze, ganz gleich, wie sehr sie sich auch vom Gegenteil überzeugen wollte. Hoffentlich klang sie wenigstens etwas selbstsicherer, als sie sich fühlte.

Kendara blickte bewundernd über ihre Schulter. „Du bist wirklich unglaublich, Boss“, sagte sie. „Ich kenne die Hälfte der Kerle, die sich in dieser Diebesgrube herumtreiben, und sogar mir ist unwohl bei dem Gedanken, da reinzuspazieren. Was wirst du tun, falls dich jemand erkennt?“

„Ich werde einfach sagen, wie aufregend ich das alles finde“, murmelte Javul, wobei sie eine großäugige Unschuldsmiene aufsetzte. „Wie verrucht. Und dass ich mir schon immer gewünscht habe, mal einem echten Piraten zu begegnen.“

Dara hob die Hand. „Ist das dein Ernst? Habe ich dir schon mal gesagt, dass ich dich für mehr als nur ein wenig verrückt halte?“

Charn lachte. „Bei reichen Leuten nennt man das exzentrisch. Aber vermutlich bin ich einfach ein wenig abenteuerlustiger als die meisten.“ Außerdem habe ich schreckliche Angst. Und es war nicht Daras „Diebesgrube“, vor der sie sich fürchtete. „Davon mal ganz abgesehen“, fuhr sie fort, „weißt du doch, was in meiner offiziellen Biografie steht. Ich wurde auf den lichtlosen unteren Ebenen von Coruscant geboren und bin mit brutalen Gangs aufgewachsen, die regelmäßig die Nachbarschaft zu Klump geschossen haben.“

„Was alles frei erfunden ist. Ich kann dir gar nicht sagen, wie beleidigend ich es finde, dass unser PR-Berater die Slums des Imperialen Zentrums respektabler fand als Tatooine.“

Javul grinste. „Es ging nicht darum, dass es respektabler ist. Es sollte nur aufregender klingen. Und gefährlicher.“

Dara atmete geräuschvoll aus. „Nun, das ist wohl Ansichtssache.“

Charn rückte den helltürkisen Turban zurecht, der ihr silbern schimmerndes Haar verbarg, anschließend sagte sie: „Also gut, dann wollen wir uns mal ein paar Leibwächter besorgen.“

Die Neuigkeiten von der Vorreiter wurden noch schlimmer, sofern das überhaupt möglich war. Nicht nur waren diverse Komponenten der beiden Antriebe durchgebrannt; das Gehäuse war ebenfalls zerstört, und die Kosten der Reparaturen hätten selbst dann einen Großteil ihrer Provision verschlungen, wenn sie den gesamten Betrag bekommen hätten. Nun, da sie auch noch Han bezahlen mussten, blieb rein gar nichts mehr übrig. Und was ihre restlichen Mittel betraf – nun, im Moment konnte Dash es sich nicht einmal leisten, die Dockgebühr zu bezahlen.

Kerlew, ebenfalls ein Corellianer, war ein guter Kerl und bereit, während seiner Freizeit schon mal mit den Reparaturen zu beginnen; er vertraute Dash, und er vertraute darauf, dass man ihn bezahlte. Doch dieses Vertrauen würde sich schon bald in Luft auflösen, wenn sie nicht mal die Dockgebühr aufbringen konnten. Sie brauchten also schnellstmöglich Arbeit – als Pilot, als Navigator, als Handelskontakt … irgendetwas.

Nachdem sie Solos Abflug nach Nal Hutta beigewohnt hatten, kehrten Dash und Eaden darum Tag für Tag ins Chalmuns zurück und besuchten auch die anderen Absteigen, die von Frachterpiloten frequentiert wurden, in der Hoffnung, von einer freien Stelle auf einem Schiff zu erfahren.

Als Dash am dritten Tag wieder einmal durch die Cantina schlenderte, sah er erneut Dwanar Gher und seine liebreizende Partnerin an ihrem Lieblingstisch sitzen. Kurz entschlossen ging er hinüber, um ihnen einen Besuch abzustatten.

„Sagtest du nicht, du wärst anderweitig eingespannt?“, fragte er Dwanar.

Der Sullustaner blinzelte ihn an – eine beeindruckende Geste, wenn man Augen von der Größe von Ascheengel-Eiern hatte. „Was meinst du?“

„Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, hattest du diesen Toydarianer dabei – wie war doch gleich sein Name …“

„Unko.“

„Genau, Unko. Und du hast ihm erklärt, dass du keine Zeit hättest, um seine Fracht zu fliegen.“

Nanike rollte mit den Augen. „Das Problem war weniger, dass wir keine Zeit hatten, sondern vielmehr, dass wir keine Lust hatten“, bemerkte sie trocken. „Er wollte, dass wir Schmuggelware ins Imperiale Zentrum transportieren, aber das Imperium hat in letzter Zeit einfach zu viel Interesse an uns gezeigt.“

„Ach, wirklich? Was habt ihr denn angestellt?“

Nanika und Dwanar wechselten einen Blick, dann zog die Frau die Schultern hoch.

„Wir stehen unter Verdacht, bei der Befreiung einiger gesuchter Krimineller aus dem Gewahrsam des ISB beteiligt gewesen zu sein.“

„Und warum solltet ihr so etwas tun?“

„Wer sagt denn, dass wir es getan haben?“ Sie lächelte durchtrieben; ein Lächeln, das Dash gut genug kannte, um ihm sofort zu misstrauen.

„Sucht er noch immer nach einem Schiff?“, fragte er, während sich in seinem Kopf eine Idee herauskristallisierte.

„Soweit ich weiß, schon“, erklärte Nanika.

„Nun, ich dachte mir, da die Imperialen keine Ahnung haben, wie ich aussehe, und mich vermutlich ohnehin für tot halten, da könnte ich vielleicht eines eurer Schiffe nehmen und diese Fracht ans Ziel bringen. Die Bezahlung würden wir natürlich fair teilen …“

Nanika brach in schallendes Gelächter aus. „Oh, bitte, Dash. Ich bin kein Trottel. Unter gar keinen Umständen würde ich dich mit meinem Schiff in den Imperialen Raum fliegen lassen. Sie kennen mich, sie kennen Irrwisch. Dwanar kann euch ja seinen Frachter überlassen, falls er Lust hat …“

„Niemand fliegt mit meinem Schiff irgendwohin“, erklärte der Sullustaner. „Und schon gar nicht du.“

Dashs Temperament züngelte hoch. „Hör zu, mein Ruf als Pilot ist …“

„Dein Ruf als Pilot“, informierte Dwanar ihn, „ist der, dass du Risiken eingehst, die selbst einem Sullustaner zu hirnrissig erscheinen würden. Mit meinem Schiff wirst du nicht Tritt-den-Rancor spielen.“

Damit war die Sache beendet. Nachdem er sich eine weitere Stunde in Chalmuns Cantina um die Ohren geschlagen hatte, ohne etwas Vorzeigbares erreicht zu haben, schleppte Rendar sich zur Bar und bestellte einen corellianischen Whiskey, den er sich eigentlich gar nicht leisten konnte. Nachdem er den ersten hinuntergestürzt hatte, bestellte er noch einen zweiten, und er begann gerade, sich herrlich leicht im Kopf zu fühlen, als ihm auffiel, dass der rodianische Schankwirt ihn ansprach.

„Was?“ Grimmig hob er den Kopf. „Ich habe schon gezahlt, Schwarzauge.“

„He! Pass auf, mit welchen Wörtern du hier um dich wirfst, Weißhaut. Ich habe dir nichts getan. Um ehrlich zu sein, wollte ich dir sogar gerade helfen. Stimmt es, dass du nach Arbeit suchst?“

„Ja, und?“

„Nun, ich weiß da jemanden, der Arbeit hätte.“

Dashs Kopf klärte sich mit Lichtgeschwindigkeit. „Wo soll die Reise hingehen?“

Der Rodianer deutete über Rendars Schulter, und als der Schmuggler sich umdrehte, fiel sein Blick auf dieselbe Nische, in der er vor ein paar Tagen Han Solo angetroffen hatte. Erfüllt von dem Gefühl, das alles schon mal mitgemacht zu haben, schloss er die Augen. Die Equani hatten ein Wort für dieses Gefühl – er runzelte die Stirn und versuchte, sich daran zu erinnern. Ah ja: Çenõka. Vielleicht war er einfach nicht mehr an den Alkohol gewöhnt. Vielleicht war er auch in eine Zeitschleife geraten und nun dazu verdammt, den Rest seines Leben im Chalmuns zu verbringen. Wollen wir doch mal sehen. Er leerte den letzten Rest seines Whiskeys, dankte dem Rodianer und ging zu der Nische hinüber.

Seine Überraschung, als er sich hinter den kleinen Tisch schob, hätte nicht größer sein können, denn es waren zwei Frauen, die von der Sitzbank zu ihm hochblickten. Zwei junge Frauen. Zwei sehr menschliche, sehr attraktive junge Frauen. Eine hatte kurzes, stacheliges Haar, das in mehreren unterschiedlichen und widerstreitenden Orangetönen schimmerte, die Frisur der anderen war unter einem strahlend türkisen Turban verborgen.

Automatisch stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Meine Damen!“ Er deutete eine Verbeugung an. „Mein Freund Kendo an der Bar meinte, Sie würden nach einem Piloten suchen.“

Die beiden Frauen blickten einander an, und ihre paillettenbesetzten Augenbrauen wanderten in die Höhe.

„Nein“, sagte schließlich die mit dem Turban. „Eigentlich suchen wir nach einem Leibwächter.“

Wie gewöhnlich brauchte Dashs Gehirn eine Weile, um sich von der Wirkung des Alkohols zu erholen. „Einen Leibwächter“, wiederholte er wenig geistreich. „Hören Sie, ich bin ein Pilot. Ein verdammt guter Pilot. Ich …“

Die Frau mit dem orangefarbenen Haar unterbrach ihn. „Und wir sind bereit, gut für die Dienste eines Leibwächters zu bezahlen. Geld ist kein Problem.“

Die letzten vier Worte halfen Dash dabei, den Nebel in seinem Kopf zu teilen. Vielleicht war Geld kein Problem für sie, aber für ihn war es im Moment das einzige Problem. Er setzte sich in die Nische und betrachtete seine potenziellen Arbeitgeberinnen. Beide trugen polyprismatische Linsen, die einen Regenbogen schillernder Farben über ihre Netzhäute tanzen ließen. Welche Farben ihre Augen wirklich hatten, ließ sich nicht sagen, und auch ihre Gesichter waren nur sehr undeutlich zu erkennen. Tarnschleier, überlegte Dash instinktiv. Diese Frauen wollten nicht erkannt werden. Aber warum?

Nun, vielleicht war die Antwort ja der Grund, warum sie einen Leibwächter brauchten.

„Ich höre. Worum geht es?“

Wieder wurden Blicke ausgetauscht, und diesmal war es die Frau mit den stacheligen Haaren, die sich vorbeugte, die Ellenbogen auf der Tischplatte. „Es geht um Folgendes: Jemand stellt meinem Boss hier nach. Vermutlich ist es nichts Ernstes, nur ein übermütiger Fan. Aber wir wollen kein Risiko eingehen. Darum brauchen wir jemanden, der auf sie aufpasst.“ Sie nickte in Richtung der anderen Frau, und Dashs Blick folgte der Bewegung.

„Ein übermütiger Fan? Sind Sie berühmt? Jemand, den ich kennen sollte?“

„Nur, wenn sie nicht die letzten Jahre in einem schwarzen Loch gelebt haben“, murmelte Stachelhaar.

„Meine Freundin übertreibt“, erwiderte die andere Frau mit einem Lächeln, das gleichzeitig kokett und bescheiden wirkte.

„Werden Sie mir nun sagen, wer Sie sind, oder nicht?“

„Falls Sie den Job annehmen, werde ich es Ihnen wohl verraten müssen.“

Dash war nicht sicher, ob ihre Worte ernst gemeint oder sarkastisch waren. Na schön! „Gibt es vielleicht irgendetwas, das Sie mir schon verraten können? Etwa, wo ich auf Sie aufpassen soll?“

„Größtenteils an Bord meiner Yacht. Auf den Planeten, die wir anfliegen. Wo immer ich hingehe. Diese … Person … hat mich wissen lassen, dass sie ziemlich nahe an mich herankommt, wenn sie will. Sie müssten also auch in meiner Nähe bleiben.“

„Liebling, damit habe ich überhaupt kein Problem.“ Er lächelte sie an.

„In ihrer Nähe, hat sie gesagt“, unterbrach Stachel. „Nicht zu nahe.“

Das wollen wir doch erst mal sehen,