Star Wars. Der Geist von Tatooine - Troy Denning - E-Book

Star Wars. Der Geist von Tatooine E-Book

Troy Denning

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Beschreibung

Darth Vaders schreckliches Vermächtnis …

Darth Vader und Imperator Palpatine sind tot, doch das Imperium lebt weiter. Han Solo, Prinzessin Leia und der Wookiee Chewbacca setzen alles daran, eine verschollene Kontaktliste aufzuspüren. Nur damit können sie die in der Galaxis verstreuten Agenten der Neuen Republik erreichen, bevor die Schergen des Imperiums sie finden und eliminieren. Die Spur führt die Freunde nach Tatooine und zu dem Geist von Leias Vater Darth Vader. Dieses Zusammentreffen wird über das Schicksal der Galaxis entscheiden!

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Troy Denning

DER GEIST VON TATOOINE

Aus dem Englischen

von Tobias Toneguzzo & Andreas Kasprzak

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™ Tatooine Ghost«

bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

»Corphelion Interlude« wurde von Del Rey im Februar 2003

ursprünglich als eBook veröffentlicht.

»A Forest Apart« wurde von Del Rey im Februar 2003

ursprünglich als eBook veröffentlicht.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung November 2011

bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München.

Copyright © 2003 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 2011 by Verlagsgruppe

Random House GmbH, München

Umschlaggestaltung: bürosüd° GmbH, München

Cover Art Copyright © 2003 by Lucasfilm Ltd.

Cover illustration by Steve Anderson

Redaktion: Marc Winter

HK · Herstellung: sam

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-07840-9

www.blanvalet.de

Der Wüstenplanet Tatooine birgt viele Geheimnisse –

und einen Geist aus Leias Vergangenheit …

Für Hans.

Im Herzen ein Wookiee.

Corphelion-Intermezzo

Eine Kurzgeschichte

(Corphelion Interlude: A Short Story)

Ein ganzer Schwarm von Kometen zog gleich jenseits der Observationskuppel vorüber, die leuchtenden Häupter der Gesteinsbrocken in einer zackigen Doppelspitze angeordnet, während ihre langen Schweife den dunklen Himmel mit silbriger Pracht streiften. Die größten krochen deutlich sichtbar durchs All, und einer – lodernd, riesig, mit einem gewundenen Schweif, der sich durch das halbe System zu erstrecken schien – schwoll rasch zur Größe einer Hubba-Melone an. Das Panorama war genau so, wie es beworben wurde – der perfekte Anblick für die Flitterwochen –, und das Schnattern von dreihundert weiteren Wesen, die sich auf der kleinen Aussichtsebene drängten, verriet Han Solo, dass alle anderen derselben Ansicht waren.

Leia stand an Hans Seite, bequem, aber modisch mit einem ärmellosen Wams und einer hautengen Zoosha-Hose bekleidet, die Han ganz besonders verführerisch fand. Ihre braunen Augen waren auf die Terrasse weiter unten gerichtet, und auf ihrem Antlitz lag ein freundlicher Diplomatenausdruck, der mehr Maske, denn Lächeln war.

Hinter ihnen strömte eine Horde monoton vor sich hin leiernder Kubaz aus dem Turbolift und streifte an ihnen vorüber, während sie gezielte Bemerkungen darüber fallen ließen, dass sie ihnen den Zugang zur Aussichtsebene versperrten.

»Tut mir leid, die Sache hier«, sagte Han zu Leia. Ein Zwischenstopp, um sich die Corphelionischen Kometen anzuschauen, war ihnen wie ein romantischer Start in ihre Flitterwochen vorgekommen – zumindest, bis sie entdeckt hatten, dass gerade Hochsaison war und jedes Urlaubsresort auf dem Asteroiden damit vollkommen überbucht. »Ich schätze, die Privatkuppel ist letztlich doch nicht so privat.«

»Das kümmert mich nicht, solange wir zusammen hier sind.« Leia ergriff Hans Hand und ging eine breite Treppe dunkler Hartholzstufen hinab. »Da draußen, in der Mitte, sind zwei freie Chaiselonguen. Sobald wir Platz genommen und uns einen Drink bestellt haben, werden wir den Krach nicht einmal mehr bemerken.«

»Sicher. Ein Rosa Nebel klingt gut.« Sich mit den Ellbogen Platz zu schaffen war schwerlich die romantische Art und Weise, mit der Han ihre Ehe zu beginnen gehofft hatte, doch die Dinge würden sich bessern. Wenn Leia in der Nähe war, taten sie das für gewöhnlich immer. »Vielleicht hat der Servierdroide Ohrstöpsel oder so was im Angebot.«

Sie waren die Treppe halb hinunter, als ein gleißender Strahlenkranz den Himmel erfüllte. Die Solos blieben stehen, um hinzuschauen, und sahen, dass sich der riesige Komet in ein spektakuläres Zwillingspärchen teilte. Die dicht bevölkerte Terrasse verstummte.

»Also, das ist schon besser«, meinte Han.

Die Zwillinge drifteten langsam auseinander. Ihre Schweife überschnitten sich, als einer der Kometen in schrägem Winkel auf die übrigen Corphelionen zusauste. Der andere schwoll in der Dunkelheit über der Kuppel weiter an. Schließlich, als sein Kopf von ihrer Warte aus zu einer Größe von sichtlich mehr als einem Meter Durchmesser angewachsen war, breitete sich auf der Terrasse weiter unten ein nervöses Gemurmel aus.

Leia drehte sich um und wollte die Treppe wieder emporsteigen. »Vielleicht sollten wir zum Falken zurückkehren.«

Han ergriff ihren Arm. »Nicht so hastig.« Er studierte weiterhin den näher kommenden Kometen – oder vielmehr, die Dunkelheit rings um ihn herum, um zu beobachten, wie rasch und gleichmäßig der Kometenkopf die fernen Sterne verdeckte. »Ich dachte, du wolltest die Corphelionen sehen?«

»Aber nicht aus dieser Nähe, Han.«

»Entspann dich.« Wie er gehofft hatte, verschwanden die Sterne links unten vom Kometen zu Dutzenden; die rechts oben wurden lediglich in Zweier- und Dreiergruppen verdeckt. »Alles ist unter Kontrolle.«

»Das hast du schon mal gesagt«, wandte Leia ein. »Bist du dir sicher, dass wir nicht zum Falken zurückkehren müssen?«

»Ich bin mir sicher.« Han ließ eine Hand zu ihrem Kreuz hinuntergleiten. »Und diesmal meine ich es ernst. Alles ist unter Kontrolle, Liebling.«

Leia blickte von Han zu dem näher kommenden Kometen und dann wieder zurück zu Han. Ihre Miene wurde vertrauensvoller, und sie lächelte verschlagen.

»In Ordnung, Fliegerass.« Sie nahm seinen Arm. »Mein Leben liegt in deinen Händen.«

Arm in Arm stiegen sie die übrigen Treppenstufen hinab. In den letzten paar Sekunden schien der Komet zu doppelter Größe angeschwollen zu sein. Sein Schweif war zu einem Fächer geworden, der sich über ein Viertel der Kuppel wölbte. Ein korpulentes Bothaner-Ehepaar erhob sich mit gesträubtem Fell und wandte sich der Treppe zu, und das war alles, was es brauchte, damit der Rest der Menge zu den Evakuierungsstationen im Innern des Asteroiden hastete.

Leia zog Han in eine ruhige Ecke und griff mit beiden Händen nach oben. Während plappernde Menschen und knurrende Fremdweltler sich in einer Beinahestampede weiterhin die Treppe empordrängten, verschränkte sie ihre Finger hinter seinem Nacken und blickte ihm tief in die Augen.

Hans Herz begann, schneller zu schlagen.

»Wie hast du das hingekriegt?«, fragte Leia.

»Was hingekriegt?« Han wirkte ehrlich verwirrt.

Leia zog sanft seinen Kopf dicht zu ihrem Mund. »Das mit dem Kometen.« Sie ließ ihre Zunge flink an seinem Ohrläppchen entlangfahren, ehe sie mit sinnlicher Stimme fortfuhr: »Komm schon, Fliegerass, mir kannst du es doch sagen. Hat Wedge dir dabei geholfen?«

»Wedge? Du denkt, Wedge ist da draußen und schiebt Kometen durch die Gegend?«

Leia knabberte sanft an seinem Ohrläppchen. Es fühlte sich warm und, nun ja, wundervoll an. »Dann eben Lando. Er besitzt diesen riesigen Asteroidenschlepper, und das hier ist genau sein Stil. Bombastisch, eindrucksvoll.« Sie schaute zu der jetzt verlassenen Terrasse hinüber. »Und ein kleines bisschen hinterhältig.«

»Lando hat auf Nkllon alle Hände voll zu tun.« Han hielt ein Auge auf den Kometen gerichtet. »Das weißt du.«

»Dann willst du es mir also nicht verraten?« Leia ließ ihre Hände unter den Saum seines Hemds gleiten und fuhr mit den Fingern verspielt seinen Rücken hinauf. »Bist du sicher?«

»Nun, ich bin …«

Leia krallte ihre Fingerspitzen in seine Schultern.

»Ziemlich sicher«, meinte Han. »Denke ich.«

Mittlerweile besaß der Komet die Größe eines endorischen Mondes, und er fing an, sich zu sorgen, dass seine Pilotenaugen nachgelassen hatten. Die unterschiedlichen Geschwindigkeiten, mit denen der Kometenkopf die umliegenden Sterne verschleierte, wies darauf hin, dass der Komet in schiefem Winkel näher kam, aber wenn die Sterne rechter Hand nicht endlich aufhörten zu verschwinden – und das bald –, würde der Komet das Resort am Ende doch nicht verfehlen.

»Ähm, Leia?«

»Nein … ich habe es mir anders überlegt, Han.« Leia ließ ihre Hände sinken, drehte sich um und blickte zum Himmel empor, einen Arm noch immer um seine Hüfte geschlungen. »Eigentlich will ich gar nicht wissen, wie du das hier zustande gebracht hast.«

»Aber …«

»Ssschh!« Leia legte ihm einen Finger an die Lippen. »Ich will es mir einfach bloß ansehen. Das weckt in mir den Wunsch, dass wir alles daheim auf Coruscant vergessen und für immer hierbleiben könnten.«

»Was du nicht sagst.« Der näher kommende Komet war jetzt so groß wie ein Bantha. Han warf einen raschen Blick zu den verwaisten Stufen, bemüht abzuschätzen, wie lange er sein wahres Geheimnis – dass er die Flugbahn des Kometen möglicherweise falsch kalkuliert hatte – noch für sich behalten konnte, bevor sie sich in übereilter Hast einen Weg zu den Evakuierungsunterkünften bahnen mussten. »Möglicherweise könnte ich das arrangieren.«

Leia lehnte den Kopf gegen seine Schulter. »Wenn du das doch nur könntest …«

»Oh, das könnte ich …« Der Komet wurde so hell, dass sein Glanz die gesamte Kuppel erhellte, und darum herum waren überhaupt keine Sterne mehr auszumachen. Han gelangte zu dem Schluss, dass die Situation allmählich gefährlich wurde, und zog Leia aus der Ecke heraus. »Genau genommen …«

Endlich wurde vor dem Kopf des Kometen die weiße Form eines Gegenschweifs sichtbar, und der ganze Komet begann, schräg über die Kuppel hinwegzuschießen – fort vom Urlaubsresort.

Han atmete erleichtert aus, bevor er sein bestes schiefes Grinsen aufsetzte und sich an Leia wandte.

Leia schaute verwirrt drein. »Genau genommen was, Han?«

»Genau genommen …« Han wartete, während der Komet über ihre Köpfe hinweg zur anderen Seite der Kuppel schoss, und sagte dann: »Das, was ich als Nächstes arrangiert habe, wird dich wirklich beeindrucken.«

Leia zog eine Augenbraue hoch. »Da bist du dir ziemlich sicher, oder?«

Han nickte. »Ich habe meine Gründe.«

Der Asteroid trat in den Schweif des Kometen ein, und Milliarden winziger Staubkörnchen explodierten am Partikelschild des Urlaubsresorts. Das All über ihnen eruptierte zu einem glitzernden Schleier von Mikroblitzen.

»In Ordnung, ich bin beeindruckt«, entgegnete Leia. »Wirklich beeindruckt.«

»Das war noch gar nichts«, meinte Han. »Hiervon habe ich gesprochen.«

Er zog Leia dicht zu sich und senkte seine Lippen auf die ihren. Sie drückte sich fest an ihn und erwiderte den Kuss voller Leidenschaft, und so verharrten sie, bis lauter Jubel vom oberen Ende der Stufen sie unterbrach.

Han öffnete ein Auge, und als er feststellte, dass zwei Dutzend Kometenbeobachter zu ihnen herunterschauten, brach er den Kuss ab. »Leia?«

»Ja, Han?«

»Vielleicht sollten wir doch zurück zum Falken gehen.«

Leia nahm seine Hand und machte sich auf den Weg in Richtung Treppe. »Han, ich dachte schon, du würdest nie fragen.«

Der Geist von Tatooine

Leia Organa – neuerdings Leia Organa Solo – saß hinter Han Solo und Chewbacca im Cockpit des Millennium Falken. Die Zwillingssonnen des Tatoo-Systems dräuten vor dem frontalen Sichtfenster, zwei weiße Augen, die aus dem schwarzen Schacht des Weltalls flammend zu ihnen emporblickten. Wie alle Zwillinge waren sie durch ein Band miteinander verbunden, das gleichermaßen unberechenbar wie mächtig war. Manchmal steigerte dieses Band ihre Leuchtkraft so weit, dass sie die von zwei normalen Sonnen bei Weitem überstieg. Bei anderen Gelegenheiten sandte diese besondere Verbindung Wellen ionischer Entladungen aus, die durchs All pulsierten, um Schaltkreise zu ruinieren und auf den Kern hin ausgerichtete Kompasse durcheinanderzubringen. Heute bestürmten die Zwillinge den Falken mit elektromagnetischen Böen, die ihre Sensoren überlasteten und die Cockpitlautsprecher mit statischem Rauschen erfüllten.

Während Chewbacca damit beschäftigt war, die passenden Filter zu aktivieren, verklang das Rauschen von einem Brüllen zu einem Knistern, ehe es sich zum Zischen abschwächte, das in einem scharf abgegrenzten Rhythmus anschwoll und abfiel. Verwirrt von dem seltsamen, kichernden Geräusch warf Leia einen Blick zur Hauptkommunikationskonsole hinüber und stellte fest, dass der Empfangsindikator noch immer nach Signalen scannte. Sie lehnte sich nach vorn, gegen ihr Gurtgeschirr.

»Han, hörst du das …?«

Kein Laut drang aus ihrem Mund. Das Kichern wurde zu einem tiefen Glucksen, und ein Nebel aus schwarzem Gas sammelte sich vor dem Falken. Han zeigte keine Reaktion auf irgendwas, ebenso wenig wie Chewbacca – selbst, als der Nebel zur Kapuze eines Jedi-Mantels verschmolz.

»Han! Siehst du denn nicht …?«

Wieder blieb ihre Stimme stumm. Die Zwillingssonnen, die finster unter dem Saum der Kapuze hervorlugten, wirkten mehr als jemals zuvor wie Augen – wie herzlose Augen, voller Bosheit und Machtgier. Dort, wo die Wolke dünn war, erweckten gekrümmte Streifen violetten Lichts den Eindruck eines verzogenen Mundes und eines runzligen Gesichts.

Die Mundwinkel glitten in die Höhe. »Mein.«

Die Stimme war grausam und fern und voll von der Macht der Dunklen Seite. Leia rang nach Luft – lautlos – und versuchte, einen Arm zu heben, der mit einem Mal so schwer geworden war wie der Falke.

Das Lächeln wurde zu einem höhnischen Grinsen. »Mein.«

Noch immer schienen weder Han noch Chewbacca zu bemerken, was vorging. Leia hätte geschrien, wenn ihr Mund gewillt gewesen wäre, ihren Befehlen zu gehorchen.

Der Nebel verdichtete sich, und die violetten Falten hinter dem tiefschwarzen Schleier verblassten. Die Zwillingssonnen verdunkelten sich und versanken in Finsternis, die schwarze Wolke nahm die Form einer vertrauten Maske an – einer Maske mit strengen Linien und obsidianschwarzem Glanz, eingerahmt vom langen, ausladenden Nackenschutz eines gleichermaßen schwarzen Helms.

Von Vaders Helm.

Eine frostige Woge der Übelkeit spülte über Leia hinweg. Die geschwungenen Augenlinsen wurden transparent, doch anstelle der gleißenden Helligkeit von Tatooines Zwillingssonnen – oder des wütenden, rot geränderten Blicks von Darth Vader – ertappte sie sich dabei, wie sie in die sanften blauen Augen ihres Bruders schaute.

»Luke! Was hat das alles …?«

Ihre Frage blieb so stumm wie die übrigen, die sie gestellt hatte. Lukes Augen wirkten nun leer, hart und gequält, und der Helm bewegte sich langsam von einer Seite zur anderen. Blaue Flammen von Elektrizität schlängelten sich über die Sprachschaltkreise hinter dem Atemfilter, doch seine Worte wurden vom Knistern des statischen Rauschens beinahe übertönt. Leia verstand etwas, das im Groben besagte, ihm nicht zu folgen und sich von der Dunkelheit fernzuhalten. Dann verstummte Luke wieder. Sie versuchte, ihm zu sagen, dass seine Ausrüstung eine Fehlfunktion hatte, dass seine Stimme nur verzerrt ankam, doch bevor sie eine Möglichkeit fand, um sich Gehör zu verschaffen, hörte der Helm auf, sich zu bewegen.

Luke schaute ihr fest in die Augen und blickte sie durchdringend an. Es hätten Sekunden sein können … oder Minuten … Seine Augen waren jetzt so leblos wie blaues Eis. Leias Inneres wurde kalt, sie bekam Angst, und die Maske löste sich wieder in das schwarze Nichts des Weltalls auf, um sie sprachlos zurückzulassen, als sie von Neuem in die den Verstand erdolchende Helligkeit der Zwillingssonnen des Tatoo-Systems hinausblickte.

1. Kapitel

Anstatt im Bett, wo sie für gewöhnlich aus ihren Träumen erwachte, fand Leia sich zusammengesackt im Gurtwerk ihres Sitzes wieder, als sie die Augen aufschlug. Ihre Ohren waren von statischem Rauschen erfüllt, und ihre Augen schmerzten vom Gleißen der beiden G-Klasse-Sonnen. Han und Chewbacca waren noch immer über ihre Instrumente gebeugt, wobei der Corellianer den Anflugvektor berechnete und der Wookiee die Sensorfilter einstellte. Tatooine kam allmählich in Sicht, und der gelbe, natriumreiche Sand seiner Wüsten ließ den Planeten so hell leuchten, als wäre er ein kleiner Bruder der beiden Zwillingssterne.

Eine metallene Hand berührte Leia an der Schulter, und als sie sich herumdrehte, blickte sie in C-3POs Fotorezeptoren. Der Droide musterte sie vom anderen Passagiersitz des Falken aus.

»Verzeiht mir die Frage, Prinzessin Leia, aber geht es Ihnen nicht gut?«

»Sehe ich denn so aus?«

»Du meine Güte!«, sagte C-3PO, während auf Grundlage ihres Tonfalls eine diplomatische Subroutine aktiviert wurde. »Sie sehen blendend aus wie immer, aber einen Moment lang hatte es den Anschein, als wären Ihre Hauptschaltkreise überladen.«

»Mit meinen Schaltkreisen ist alles in Ordnung.«

»Das werde ich später persönlich überprüfen.« Han drehte sich herum und schenkte ihr dasselbe schiefe Lächeln, das sie immer wieder abwechselnd mit Freude und Sorge erfüllte, seitdem sie ihm zum ersten Mal auf dem Todesstern begegnet war.

»Ach ja?« Leia richtete sich im Sitz auf, ohne sich dessen wirklich bewusst zu werden. Hans Abenteurercharme und dem risikofreudigen Funkeln seiner Augen konnte sie sich einfach nicht entziehen. »Glaubst du denn, dass du meine Schaltpläne lesen kannst?«

»Liebling, ich kenne deine Schaltpläne in- und auswendig.« Sein Lächeln verblasste und machte einem besorgten Gesichtsausdruck Platz. »Dreipeo hat recht. Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.«

»Nicht ganz. Ich hatte einen schlechten Traum.«

Han blickte sie zweifelnd an. »Ich saß schon oft genug auf diesem Sessel, um zu wissen, dass er zu ungemütlich für Träume ist – ob nun gute oder schlechte.«

»Es war eine lange Reise«, erwiderte Leia, vielleicht ein wenig zu hastig. »Ich muss eingenickt sein.«

Han musterte sie noch einen Moment, dann zuckte er die Achseln. »Na, dann versuch lieber, wach zu bleiben.« Er wandte den Blick wieder nach vorne, wo die Zwillingssonnen allmählich hinter dem anschwellenden Rund Tatooines verschwanden. »Bis die Sensoren anspringen, müssen wir die Augen nach anderen Schiffen offen halten.«

Leia blickte durch das Cockpitfenster und suchte nach den dunklen Flecken verdeckten Sternenlichts, die ein näher kommendes Raumfahrzeug verraten würden. Ihre Gedanken drehten sich aber noch immer um den merkwürdigen Traum. Es hatte sich angefühlt wie die Machtvision, die sie vor fast fünf Jahren auf Bakura gehabt hatte, als ihr Vater sie um Vergebung bat – ein Wunsch, den sie ihm niemals erfüllen könnte. Damals war es jedoch sein Tun gewesen, das die Vision heraufbeschworen hatte, und nicht ihres.

Hans Hand hob sich zwischen seinem und Chewbaccas Sitz, und sein Finger deutete auf einen klobigen Umriss, der sich in einiger Entfernung neben der gelben Scheibe Tatooines abzeichnete. Der Planet hatte sich mittlerweile direkt vor die beiden Sonnen geschoben, und Leia konnte sehen, dass der dunkle Umriss größer wurde, als sie näher kamen. Er schien an einem Punkt neben der Wüstenwelt zu verharren, getaucht in den Schatten des Planeten.

»Zu kantig für einen Mond«, meinte Han.

»Und zu reglos für einen Asteroiden«, fügte Leia hinzu. »Zumindest nähert es sich uns nicht.«

»Trotzdem …«, brummte Han. »Wie sieht es mit den Sensoren aus, Chewie?«

Ein ungeduldiges Grollen ließ darauf schließen, dass der Wookiee das Problem noch nicht behoben hatte. Jemand anderes hätte diesen Laut vielleicht als Furcht einflößend empfunden, doch für Leia klang er beruhigend – etwas Vertrautes in einer Zeit sich ständig verschiebender Allianzen und wahlloser Zerstörung. Als sie Han vor sechs Monaten geheiratet hatte, war ihr klar gewesen, dass Chewbacca ein Ehrenmitglied der Familie sein würde, und das war in Ordnung für sie. Nach all den Jahren betrachtete sie den Wookiee mittlerweile als eine Art pelzigen großen Bruder. Er war Han gegenüber völlig loyal und versuchte stets, sie zu beschützen. Wenn sie heute sein Geheul hörte, hatte sie das Gefühl, sicher zu sein. Mit Chewbacca, Luke und Han – so er denn in der Stimmung war – und den Millionen, die sich demselben Ziel verschrieben hatten, würde die Neue Republik auch dem neuesten Ansturm des Imperiums trotzen und der Galaxis eines Tages Frieden bringen.

Davon abgesehen mochte sie den Geruch von Wookiee-Fell – er erinnerte sie an Trillium-Seife.

Das Zischen des Koms verstummte endlich, als Chewbacca die richtige Kombination von Filtern fand. Er aktivierte die Sensoren, drehte noch ein paar Sekunden an den Reglern und gab dann ein überraschtes Heulen von sich.

»Der Massekalibrator muss defekt sein«, sagte Han. »Diese Signatur deutet auf einen Sternenzerstörer hin.«

Chewbacca brummte grimmig und legte die Daten auf den Bildschirm neben Leias Sessel, dann sah er sie fragend an. Ein Blick war genug, um zu erkennen, dass er recht hatte.

Sie nickte. »Sechzehnhundert Meter Länge, sechs aktive Kom-Frequenzen, eine TIE-Staffel, die um das Schiff kreist.« Sie fühlte Unbehagen und Sorge. Wenn der Millennium Falke dieser Tage auf einen Sternenzerstörer traf, dann für gewöhnlich, wenn sie verfolgt wurden. »Ich weiß nicht, Han. Der Massekalibrator scheint mir in Ordnung zu sein.«

Noch während sie sprach, stieß der Bordcomputer in den militärischen Datenbanken auf eine Übereinstimmung. Das Bild eines Sternenzerstörers der Imperium-Klasse tauchte auf den Schirmen auf, zusammen mit einem Namen.

»Die Schimäre«, las Han vor. »Steht die nicht immer noch in Diensten des Imperiums?«

»Bis vor zwei Monaten war sie einer ihrer erfolgreichsten Zerstörer.« Leia musste die Daten nicht ablesen. Seitdem der Tod von Kriegsherr Zsinj vor acht Monaten der Imperialen Flotte wieder Aufwind gegeben hatte, ging es bei den Sitzungen des Provisorischen Rates praktisch nur noch um die Details des Krieges. »Admiral Ackbar hat sich schon gewundert, was mit ihr geschehen ist.«

»Deserteure?« Han blickte ihre Reflektion auf der Cockpitscheibe an. »Noch ein Captain, der sich zum Kriegsherren aufschwingen will?«

»Hoffentlich nicht! Die Situation dort draußen ist auch so schon verworren genug.« Die Neue Republik und das Imperium stritten sich um die Reste von Zsinjs Territorium, während die anderen Kriegsherren den Konflikt nutzten, um ihren eigenen Herrschaftsbereich auszudehnen – die Situation als verworren zu bezeichnen war noch eine Untertreibung. Immer wieder zog die Flotte der Neuen Republik in den Kampf gegen einen Feind, nur um sich dann den Schiffen einer anderen Partei gegenüberzusehen. Oftmals trafen in den Schlachten auch drei oder vier Fronten aufeinander. »Außerdem würde das nicht zum Kommandanten der Schimäre passen. Gilad Pellaeon ist ebenso loyal wie kompetent.«

»Was hat er dann bei Tatooine zu suchen?«, fragte Han. »Es gibt keine Kampfhandlungen in einem Umkreis von fünfzig Systemen.«

Chewbacca knurrte, dass jemand anderes die Prioritäten der Imperialen analysieren sollte, und berechnete die Koordinaten für einen Hyperraumsprung. Leia wappnete sich für den Protest der beiden – wobei sie sich mehr Sorgen um Hans Reaktion machte als um Chewbaccas – und öffnete den Mund, um ihnen zu erklären, dass sie trotz des Risikos den Planeten besuchen mussten. Doch dann blickte Han abfällig auf die fliegenden Finger des Wookiees hinab und erlöste sie von dieser Aufgabe.

»Chewie! Das ist doch nur ein kleiner Sternenzerstörer.« Der Corellianer schien in seiner Pilotenehre gekränkt. »Damit werde ich schon fertig, keine Sorge.«

Chewbacca stieß ein zweifelndes Heulen aus, dann fügte er ein Grollen an. Er konnte nicht verstehen, dass sie nur wegen eines Kunstwerkes das Schicksal herausfordern sollten.

»Das Killik-Zwielicht ist sehr wichtig für Leia«, sagte Han. »Das Bild befand sich früher im Palast von Alderaan.«

Der Wookiee brummte langgezogen, wodurch er zum Ausdruck bringen wollte, dass sie womöglich in eine Falle flogen und das Bild vielleicht nicht einmal echt war.

»Man kann Moosgemälde nicht fälschen«, entgegnete Leia. »Zumindest nicht mehr. Um ein solches Bild anzufertigen, sind Mooskulturen nötig, die sich nicht weiter ausbreiten oder vermehren. Sie zu züchten war ein gut gehütetes Geheimnis, selbst in Aldera. Es starb gemeinsam mit dem Rest von Alderaan.«

»Da hörst du’s«, sagte Han. »Davon mal abgesehen – wenn die Imperialen Leia tatsächlich nach Tatooine locken wollten, warum parken sie ihren Sternenzerstörer dann so, dass ihn jeder sehen kann?«

Er deutete auf den winzigen Umriss der Schimäre, der sich ihnen jenseits der Cockpitfenster zuzuwenden schien, als der Falke daran vorüberflog, auf den Planeten zu. Chewbacca schüttelte störrisch den Kopf, und erinnerte die beiden Menschen an die Syrenpflanze, die auf der Heimatwelt der Wookiees, Kashyyyk, wuchs und ihre Opfer mit ihrem betörenden, unwiderstehlichen Duft in den sicheren Tod lockte.

»Nun, so sicher kann dieser Tod nicht sein, andernfalls gäbe es wohl kaum so viele Wookiees in der Galaxis«, meinte Han daraufhin.

Chewbacca hatte sich aber noch nie durch eine humorvolle Bemerkung von etwas abbringen lassen, und so stellte er grollend die Fragen, die sie alle beschäftigten, seitdem sie von dieser Auktion erfahren hatten: Warum wurde ein so wertvolles Gemälde in einem schäbigen Raumhafen wie Mos Espa versteigert? Wo war es all die Jahre über gewesen? Warum tauchte es ausgerechnet jetzt wieder auf?

Die Antworten blieben ein Rätsel – ebenso wie die Präsenz des Sternenzerstörers. Das Bild war als Leihgabe in einem Museum auf Coruscant ausgestellt worden, und es hatte sich gerade auf dem Rückweg nach Alderaan befunden, als der Planet in die Luft gesprengt wurde. Danach hatte niemand mehr etwas vom Killik-Zwielicht gehört, und Leia war überzeugt gewesen, dass es mit dem Rest ihrer Heimatwelt untergegangen war – zumindest, bis Lando Calrissian berichtet hatte, dass das Bild in Kürze auf Tatooine versteigert werden sollte.

Chewbacca beharrte auf seinem Standpunkt, dass die Präsenz der Schimäre kein Zufall sein konnte. Wenn ein Sternenzerstörer im Orbit über dem Planeten hing, war davon auszugehen, dass auch bei der Auktion Imperiale zugegen sein würden. Das Argument des Wookiees war schlüssig, aber auch, wenn er das nicht realisierte, verdeutlichte er damit doch gleichzeitig, warum Leia der Versteigerung beiwohnen musste. Sie beugte sich nach vorne und legte ihre Hand auf Chewbaccas Schulter, woraufhin die Tirade aus Bellen und Heulen ein grummelndes Ende fand.

»Chewie, alles was du sagst, ist richtig. Der Sternenzerstörer bereitet mir auch Kopfzerbrechen, und ich würde dich nicht bitten, dieses Risiko einzugehen, wenn es sich bei dem Gemälde nur um irgendein Stück alderaanischer Kunst handeln würde. Aber das Killik-Zwielicht ist etwas Besonderes.«

Nun blickte auch der Wookiee ihre Reflektion auf der Innenseite der Cockpitscheibe an. Selbst für einen seiner Spezies war er außergewöhnlich mutig, und er würde einem Freund niemals die Hilfe verweigern, wenn er wusste, dass es um etwas Wichtiges ging. Leia hoffte, dass sie ihn überzeugen konnte, ohne sich erklären zu müssen. Han war noch immer wütend wegen des Zwischenfalls auf Hapes vor acht Monaten. Wenn er wüsste, dass er seinen geliebten Falken für den Provisorischen Rat aufs Spiel setzte, wäre er vermutlich alles andere als begeistert.

Leia begegnete Chewbaccas Blick mit einem nüchternen Gesichtsausdruck, der sich dieser Tage viel zu leicht über ihre Züge legte. Schließlich brummte der Wookiee leise und nickte.

Han warf seinem Kopiloten einen ungläubigen Blick zu. »Das ist alles? Sie sagt, das Bild ist etwas Besonderes, und du möchtest noch nicht einmal wissen, warum?«

Chewbacca zuckte die Achseln.

»Aber du hast kein Problem damit, mir zu widersprechen?« Han blickte Leias Spiegelbild auf der Transparistahlscheibe an. »Deine Überzeugungskraft ist eines Jedi würdig, Prinzessin. Hast du etwa mit Luke geübt, als ich nicht da war?«

»Ich bin keine Jedi«, entgegnete sie, dann nahm ihre Stimme wieder den koketten Tonfall an, in den sie seit ihrer Hochzeit so häufig verfiel – Chewbacca schien er mittlerweile gehörig auf die Nerven zu gehen, nach der Art zu schließen, wie er den Kopf abwandte und aus dem Cockpit blickte. »Ich bin nur eine ganz gewöhnliche Prinzessin«, meinte sie mit einem verführerischen Lächeln.

»An dir ist nichts gewöhnlich«, entgegnete Han, und der honigsüße Unterton, der in seiner Stimme mitschwang, entlockte Chewbacca ein abfälliges Schnauben. »Ebenso wenig wie an deinen insgeheimen Absichten.«

»Insgeheime Absichten?« Innerlich zuckte Leia zusammen, nach außen hin versuchte sie, unschuldig und neckisch zu wirken. Allerdings blieb es bei dem Versuch. »Wir sind nur hier, um ein Moosgemälde zu kaufen.«

»Ach ja?« Ein amüsiertes Funkeln trat in Hans Augen. »Vielleicht hat Chewie recht.«

»Ich sagte ja auch nicht, dass er unrecht hat«, meinte Leia, um einen gleichgültigen Tonfall bemüht – doch auch das wollte ihr nicht gelingen. Er hatte sie ertappt, und jetzt spielte er mit ihr. Sie hasste das. »Han, dieses Bild bedeutet mir wirklich sehr viel.«

Er schüttelte den Kopf und griff nach den Kontrollen. »Irgendetwas an der Sache gefällt mir nicht.« Die Bugpartie des Falken bewegte sich wieder vom Planeten fort. »Und ich glaube nicht, dass ich mir das nur einbilde.«

»Han!«

Sein Blick wanderte zu ihrer Reflektion auf der Cockpitscheibe. »Ja?«

»Du ziehst nur unnötige Aufmerksamkeit auf uns.«

Der Corellianer gab sich gelassen. »Ist doch egal, wenn wir ohnehin von hier verschwinden.« Er wandte sich Chewbacca zu. »Sind die Berechnungen für den Sprung in den Hyperraum abgeschlossen?«

Der Wookiee brummte und hob die Arme. Ganz offensichtlich wollte er nicht in diese Angelegenheit hineingezogen werden. Tatooine wanderte weiter an den Sichtfenstern vorüber, und Leia wurde klar, dass sie mit ihrem Bluff nicht durchkommen würde. Han war ein zu guter Sabacc-Spieler. Er würde sie zwingen, die Karten auf den Tisch zu legen.

»Wir müssen zu dieser Auktion«, erklärte sie. »Wenn das Killik-Zwielicht sich wirklich in Mos Espa befindet, dann müssen wir es ersteigern. Tausende Leben in der Neuen Republik hängen davon ab.«

»Ach, wirklich?« Han wirkte kein bisschen überrascht. »Na, so was!«

Tatooine verharrte am Rand des Cockpitfensters, allerdings machte Han keinerlei Anstalten, den Falken wieder auf die Wüstenwelt zuzusteuern.

Leia atmete tief ein, dann sagte sie: »In den Feuchtigkeitskontrollschaltkreisen des Gemäldes ist ein Codeschlüssel für den Schattenfunk verborgen.«

Chewbaccas Augen wurden rund wie Murmeln. Der Schattenfunk war eines der geheimen Kommunikationsnetzwerke der Rebellen. Eingebettet in die Werbesendungen, durch die das Imperium seine Propagandaprogramme im HoloNet finanzierte, hatte es dazu gedient, wichtige Nachrichten innerhalb der Allianz weiterzuleiten. Bis heute war das System unentdeckt, und die Neue Republik benutzte es noch immer, um Order an ihre Spione hinter den feindlichen Linien zu senden.

Das Funkeln wich aus Hans Augen. »Liebling, ich glaube, die Zeit für unseren ersten Ehestreit ist gekommen. Warum hast du mir nicht gesagt, dass der Provisorische Rat hinter dieser Sache steckt?«

»Weil das nicht stimmt«, entgegnete Leia, doch sie klang weit weniger überzeugend, als sie beabsichtigt hatte. Warum ließen sie ihre diplomatischen Fähigkeiten nur immer im Stich, wenn sie mit Han diskutierte? »Ich habe seinerzeit das Killik-Zwielicht als Versteck für den Code vorgeschlagen. Ich dachte, das Gemälde wäre verloren. Hier geht es um mich, Han. Der Provisorische Rat hat mir lediglich die Mittel zur Verfügung gestellt, um das Bild zu ersteigern, und auch nur, weil Mon Mothma sich dafür starkgemacht hat. Sie ist die Einzige, die wirklich weiß, warum wir hier sind.«

»Danke. Jetzt fühle ich mich schon viel besser.«

Vor acht Monaten hatte Mon Mothma Leia gedrängt, den Prinzen eines mächtigen Konsortiums von Planeten aus dem Hapes-Sternenhaufen zu heiraten, um eine wichtige, strategische Allianz zu schmieden. Han fühlte sich von der Ratsvorsitzenden und den anderen politischen Köpfen der Neuen Republik betrogen, und bislang weigerte er sich beharrlich, ein neues militärisches Amt oder eine andere formelle Rolle einzunehmen.

Seine gekränkten Gefühle waren ein Aspekt der Hapes-Episode, den Leia zutiefst bedauerte. Hätte sie der Königinmutter Ta’a Chume klargemacht, dass eine Hochzeit mit deren Sohn, Isolder, keine echte Option war – und dass sie aufgrund ihres genetischen Erbes keinerlei Interesse daran hatte, Kinder zu bekommen –, hätte sie die Allianz vielleicht auf eine andere Weise retten können, ohne ihren jetzigen Ehemann dabei so vor den Kopf zu stoßen.

Chewbacca gab ein warnendes Heulen von sich, und Leia drehte sich zu ihrem Bildschirm herum. Ein Angriffsshuttle und drei TIE-Jäger entfernten sich von der Schimäre.

»Kein Grund zur Sorge«, meinte Han, den Blick fest auf den Schirm vor sich gerichtet. »Sie versuchen nur, uns nervös zu machen.«

Bei Leia hatten sie damit Erfolg: Sie war nervös – und auch ein wenig verärgert, wenngleich sie nichts sagte. Gut möglich, dass Han die Aufmerksamkeit des Sternenzerstörers erregt hatte. Zu gelassen vor sich hinzufliegen konnte bisweilen verdächtiger erscheinen, als verängstigt den Kurs zu ändern. Andererseits erschien den Imperialen so ziemlich alles verdächtig.

»Han, ich dachte nicht, dass es gefährlich werden würde«, sagte sie. »Ich wollte nur wieder ein wenig mehr Zeit mit dir verbringen, und diese Reise schien mir eine gute Gelegenheit.«

»Du meinst wohl: diese Mission im Namen der Neuen Republik.«

»Ich hatte keine Ahnung, dass daraus eine Mission werden würde.« Leia beugte sich vor. »Es tut mir leid.«

»Du dachtest also, es wäre romantisch, das malerische Mos Espa zu besuchen und einen Codeschlüssel zu ersteigern? Warum statten wir nicht auch gleich noch Jabbas Palast einen Besuch ab? Um der alten Zeiten willen, du weißt schon.«

Chewbacca meldete, dass die TIEs und das Shuttle sich auf einem Abfangkurs befanden. Han legte den Falken leicht auf die Seite, um ihnen einen Fluchtweg offenzuhalten, dann wanderte sein Blick wieder zu Leia.

»Ich verstehe nicht, warum dieser Codeschlüssel so wichtig sein soll«, erklärte er. »Er ist schon zehn Jahre alt, da wurde die Codierung in der Zwischenzeit doch bestimmt mehrmals überarbeitet.«

»Er ist neun Jahre alt«, korrigierte ihn Leia. »Und ja, der Code wird alle sechs Übertragungen verändert. Doch selbst ein veralteter Schlüssel kann es den Imperialen ermöglichen, die neuen Codes zu knacken. Schlimmer noch, es würde sie auf die Existenz eines Netzwerks aufmerksam machen, das beinahe ein Jahrzehnt lang unentdeckt geblieben ist. Das wäre ein sicheres Todesurteil für Tausende unserer ehemaligen Agenten, die noch immer auf imperialen Welten leben. Davon abgesehen kann niemand sagen, wie lange es dauern würde, den Schattenfunk zu ersetzen – oder wie viele unserer aktiven Agenten während dieser Übergangsphase sterben würden.«

Han wandte den Blick ab, richtete seine Augen auf die Instrumente, und da wusste Leia, dass sie ihn überzeugt hatte. Natürlich würde er sich noch ein wenig sträuben, aber letzten Endes würde er das Richtige tun – wie immer, wenn Leben auf dem Spiel standen. Das war seine große Schwäche, und sie liebte ihn dafür.

»Außerdem möchte ich das Killik-Zwielicht wiederhaben«, sagte sie. »Wenn du es erst einmal siehst …«

»Vorausgesetzt, wir schaffen es überhaupt zu dieser Auktion«, entgegnete Han.

Chewbacca hob lange genug den Blick von seinem Bildschirm, um ein grimmiges Knurren auszustoßen.

»Ich weiß, dass sie meine Frau ist«, schnappte Han. »Das bedeutet aber nicht, dass ich für das verantwortlich bin, was sie tut. Sie hat uns hierhergebracht.«

Chewbacca verengte die Augen und grollte den Piloten zweimal an.

»Wie bitte? Ich benehme mich wie ein Hutt?«

Chewbacca schnaubte eine Bestätigung, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Sensoren und meldete, dass die TIEs beschleunigten und vor dem Shuttle ausfächerten. Han dachte einen Moment über die Anschuldigung des Wookiees nach und blickte über die Schulter zu Leia.

»Benehme ich mich wirklich wie ein Hutt?«

Sie hob die Hand, Daumen und Zeigefinger wenige Millimeter voneinander entfernt. »Vielleicht, aber nur ein kleines bisschen.«

Hans Gesichtsausdruck wechselte von ungläubig zu verärgert. Er richtete den Bug des Falken wieder auf Tatooine und hielt auf den Horizont des Planeten zu, wo das Licht der Zwillingssonnen eine gleißende Sichel formte.

»Nur, damit das klar ist: Ich tue das nicht für den Rat«, sagte er. »Ich tue das für dich.«

»Ich weiß.« Leias Lächeln war vielleicht eine Spur zu breit, und sie konnte es sich nicht verkneifen, noch hinzuzufügen: »Der Rat ist dir trotzdem sehr dankbar.«

Han schnaubte und setzte zu einer Entgegnung an, doch da erwachten die Kom-Lautsprecher knisternd zum Leben.

»CIG-Transporter Regina Galas, halten Sie Ihre Position bei. Ihr Schiff wird einer Inspektion unterzogen.« Die Stimme war schroff, wie man es von einem imperialen Offizier erwartete.

Der Code der Regina Galas war eines von insgesamt zwölf Transpondersignalen, die Han benutzte, wenn er bei seinen Flügen mit dem Falken anonym bleiben wollte. Er wandte sich C-3PO zu. »Du bist dran, Goldjunge.«

Der Protokolldroide tippte sich an den Kopf. »Dran, Master Solo?«

»Halt sie hin!« Han deutete auf das Mikrofon, das sich oberhalb der Schnittstelle für den Navigationscomputer befand. »Versuch es mit Gand. Sie werden glauben, die Atmosphäre an Bord wäre giftig. Das könnte uns ein wenig Zeit verschaffen.«

»Gewiss«, sagte C-3PO. »Vielleicht sollte ich ihnen mitteilen, dass …«

»Regina Galas«, verkündete eine andere, weichere Stimme aus dem Lautsprecher. »Hier spricht der Sternenzerstörer Schimäre. Halten Sie sich für eine Inspektion bereit, andernfalls werden wir das Feuer eröffnen.«

»Dreipeo!« Leia deutete energisch auf die Kom-Einheit.

C-3PO aktivierte den Transmitter, und ein Strom an Brumm- und Klicklauten quoll aus seinem Vokabulator. Anschließend herrschte mehrere Sekunden Stille, während die Imperialen ihren Übersetzerdroiden herbeiriefen.

Han lächelte zufrieden und erhob sich von seinem Sitz. »Du weißt, was du zu tun hast, Chewie.«

Der Wookiee knurrte und übernahm das Steuer, hielt weiter auf den hellen Streifen am Horizont zu. Han griff derweil über C-3POs Schulter hinweg und verband die Kom-Lautsprecher mit dem Interkom des Falken, dann machte er eine einladende Armbewegung in Leias Richtung. »Komm mit nach hinten«, sagte er.

Ein mulmiges Gefühl überkam die Prinzessin. »Han«, sagte sie, während sie ihre Sicherheitsgurte löste, »ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, uns den Weg freizuschießen …«

»Sehe ich etwa aus wie ein Gundark?«, fragte er. »Wenn wir das Feuer eröffnen, sind wir tot.«

Leia atmete erleichtert auf und folgte ihm durch den Korridor zum hinteren Frachtraum. Als sich die Luke vor ihnen öffnete, meldeten sich die Imperialen wieder über Kom. Ihr Übersetzerdroide und C-3PO beharkten einander mit Brummen und Summen, mit Klicken und Klacken. Han griff nach einer Frachtkapsel und kehrte damit in den Hauptkorridor zurück, dann öffnete er eine der Bodenplatten, unter denen er früher Schmuggelware verstaut hatte. Heute befand sich dort eine Kiste edlen chandrilanischen Brandys, die er benutzte, um Zollbeamte und Inspekteure zu bestechen. Er drückte Leia die Flaschen in die Hand und bedeutete ihr, sie in die Frachtkapsel zu legen.

»Was hast du vor? Willst du sie mit Alkohol bombardieren?«

»In gewisser Weise«, sagte Han. »Ich nenne es mobile Bestechung. Im Gegensatz zu imperialen Credits ist dieser Tropfen noch etwas wert. Ein junger Offizier, der vermutlich schon seit Monaten keinen Lohnscheck mehr bekommen hat, wird nicht Nein dazu sagen.«

»Hast du denn nicht gehört, was ich gerade über Pellaeon gesagt habe?«, fragte Leia. »Er ist so linientreu, als würde Vader noch leben.«

Han lächelte. »Das macht nichts.«

Als er ihr die Einzelheiten seines Plans erklärt hatte, war die Frachtkapsel mit Brandy gefüllt und der imperiale Offizier wieder am Kom. Er klang gereizt – eine Reaktion, die C-3PO bei den meisten empfindungsfähigen Wesen in der Galaxis hervorrief.

»Regina Galas, unser Übersetzerdroide versichert uns, dass Gand durchaus Basic sprechen können.«

C-3PO antwortete mit einer Reihe fragender Klicklaute.

Nachdem die Worte übersetzt waren, entgegnete der Imperiale wütend: »Was ich sagen will ist, dass Sie unsere Anweisungen sehr wohl verstehen. Halten Sie Ihre Position, oder wir werden Sie unter Beschuss nehmen. Unsere Zielcomputer haben Sie bereits erfasst.«

Leia hätte beinahe das Gleichgewicht verloren, als Chewbacca ruckartig abbremste und den Falken in einem weiten Bogen wieder in Richtung Schimäre steuerte. Sie wusste, dass der Hauptzweck dieses Manövers darin bestand, das Shuttle zwischen sie und die Turbolaserbatterien des Sternenzerstörers zu bringen. Han und der Wookiee hatten schon imperiale Kontrollen übertölpelt, lange bevor es überhaupt eine Rebellion gab. Sie kannten jeden bekannten Schmugglertrick – und auch ein paar unbekannte.

»Ich sagte, Sie sollen Ihre Position beibehalten, nicht beidrehen«, schnaubte der Offizier an Bord der Schimäre. »Und sprechen Sie gefälligst Basic mit mir!«

C-3POs Antwort bestand aus einem pikierten Summen. Han und Leia grinsten. Beide wussten sie nur zu gut, wie frustrierend es sein konnte, sich mit dem Droiden zu unterhalten, wenn er sich beleidigt fühlte. Sie versiegelten die Kapsel und schossen sie durch die Luftschleuse ins All. Als sie anschließend in den Hauptfrachtraum zurückkehrten und die Bildschirme neben dem Maschinenkontrollpult hochfuhren, hatte Chewbacca den Falken bereits wieder gewendet und beschleunigte, wobei er darauf achtete, das Shuttle zwischen dem Frachter und der Schimäre zu halten.

Der imperiale Offizier begann zu brüllen. »Stopp! Bleiben Sie stehen oder wir eröffnen das Feuer!«

»Sie wollen das Feuer eröffnen?«, fragte C-3PO, noch immer mit der Stimme eines Gand, nun aber auf Basic. »Du meine Güte!«

Chewbacca unterbrach die Verbindung und beschleunigte weiter. Sein dröhnendes Wookiee-Lachen hallte laut durch den Verbindungskorridor. Da die einzige Möglichkeit, ihre Drohung wahrzumachen, darin bestanden hätte, ihr eigenes Shuttle zu zerstören, blieben die Turbolaser der Schimäre stumm. Der neue Kurs des Falken verlief nicht auf Tatooine zu, sondern parallel zur Oberfläche des Planeten. Leia wusste aber, dass Chewbacca wenden würde, sobald sie außer Reichweite der Geschütze wären oder der elektromagnetische Strahlenkranz der Zwillingssonnen die Signatur des Frachters verschluckt hätte. Sie behielt den Bildschirm im Auge, erwartete, dass der Sternenzerstörer sich in eine bessere Schussposition bewegte oder das Shuttle zur Seite auswich. Doch nichts dergleichen geschah.

»Ausgezeichnet«, sagte Han. »Sie halten uns für Spice-Schmuggler. Keine Sorge, sie werden uns nicht gefangen nehmen, denn dann würde Pellaeon von der Kapsel und dem Brandy erfahren. Nein, der Offizier an Bord der Fähre wird unser Geschenk einsammeln und uns von dannen ziehen lassen.«

»Bist du dir da wirklich sicher?«

Mit wachsender Besorgnis verfolgte Leia, wie die drei TIE-Jäger an der Frachtkapsel vorbeiflogen und sich zur Seite neigten. Sie pendelten sich zwischen der Planetenoberfläche und dem Falken ein. Solange Chewbacca auf seinem gegenwärtigen Kurs weiterflog, würden sie den Frachter nicht einholen können – aber in dem Moment, in dem er sich Tatooine zuwandte, wären sie in Position, um ihn abzufangen.

»Sie scheinen nicht an deinem Geschenk interessiert zu sein.«

Han starrte auf die Schirme, und mit jedem Kilometer, den die Sternenjäger sich weiter von der Frachtkapsel entfernten, sank sein Unterkiefer weiter hinab. Kurz schien es, als würde auch das Shuttle den metallenen Zylinder ignorieren und dem Millennium Falken folgen, dann wurde ein Traktorstrahl an seinem Bug aktiviert, und die Raumfähre schwenkte zu dem Bestechungsgeschenk herum. Han atmete hörbar auf, griff aber dennoch nach Leias Hand, als er sich in Richtung der Geschützkanzeln in Bewegung setzte.

»Komm mit!«

»Ich dachte, du wolltest nicht auf sie schießen.« Trotz der Widerworte ließ sie sich von ihrem Ehemann mitziehen. »Wenn wir das Feuer eröffnen, sind wir tot, schon vergessen? Das waren deine Worte.«

»Ich sage so vieles.« Sie erreichten den Zugangsschacht, und er griff nach der Leiter. Statt hinunterzusteigen legte er die Hände um die Holme und rutschte in die Tiefe. »Der Shuttle-Kommandant möchte die Kapsel unbemerkt einsammeln. Damit niemand unangenehme Fragen stellt, muss unsere Flucht aber überzeugend wirken. Helfen wir unserem imperialen Freund also ein wenig.«

Leia stieg die Sprossen hinauf zum oberen Geschütz. »Wie überzeugend soll es denn sein?«

»Sehr überzeugend. Dieser Pellaeon muss ein echter Pedant sein.« Ein Schauder rann durch den Falken, als Han die Vierlingslaser probefeuerte. »Tu mir nur einen Gefallen, Liebling: Versuch, nichts zu treffen! Wenn wir einen dieser TIEs auch nur streifen, sind wir …«

»… tot, ich weiß.« Leia kletterte in den Sitz und legte die Sicherheitsgurte an.

Die Scheiben der Kapsel verdunkelten sich automatisch, als saphirfarbene Laserblitze durch das Schwarz des Alls zuckten, und einen Moment lang blieb Leias Herz stehen. Sie wappnete sich für den Treffer, wartete darauf, von dem Donner und der Hitze und dem Licht verschlungen zu werden. Seit dem ersten Tag der Rebellion hatte sie ständig mit ihrem Tod gerechnet, und nun schien der Moment gekommen. Doch dann explodierte etwas in der Ferne, und im Schein der Flammen konnte sie den winzigen Umriss des Angriffsshuttles ausmachen.

»Was war das?«, keuchte sie.

Chewbaccas grollende Antwort verwandelte ihren Magen in ein schwarzes Loch.

»Sie haben die Kapsel in die Luft gejagt?«, stieß Han hervor. »Dieser Brandy war zweitausend Credits wert!«

»Das bedeutet dann wohl, dass wir sie nicht bestechen können.« Es kostete sie große Mühe, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. »Was jetzt?«

Hans Antwort bestand aus dem Flackern von Laserstrahlen, die er dicht über die TIEs hinwegfeuerte. »Das Shuttle kann uns nicht einholen«, sagte er, »aber wir müssen diese Sternenjäger in Schach halten. Hör zu, versuch bitte …«

»Ich weiß, ich weiß: nichts zu treffen.« Sie aktivierte den Entfernungsmesser.

Auf diese Distanz war von den TIEs kaum mehr zu sehen als das blaue Flackern des Ionenabflusses. Erst, als Leia die sensorgestützte Zieloptik aktivierte, konnte sie auf dem Schirm vor sich die gezackten Umrisse der drei Abfangjäger erkennen. Sie zielte auf den Raum zwei Schiffslängen vor den TIEs, fügte dann noch eine halbe Schiffslänge hinzu, um auf Nummer sicher zu gehen, und drückte ab.

Die Vierlingslaser wurden in diametraler Sequenz abgefeuert, um den Rückstoß zu minimieren, nichtsdestotrotz erbebte das Geschütz. Leia warf einen prüfenden Blick auf den Zielschirm, sah, dass sich die drei Jäger noch immer auf Abfangkurs befanden, und gab eine zweite Salve ab. Der Falke raste mit maximaler Geschwindigkeit dahin, und es schien eine Ewigkeit zu dauern, ehe die Laserstrahlen ihr Ziel erreichten. Die meisten der Geschosse verblassten weit vor den TIEs, doch ein paar der Lichtlanzen – sie hoffte, dass es Hans Schüsse waren – verschmolzen mit dem blauen Glühen der Ionentriebwerke. Sie behielt den Blick auf die Anzeigen gerichtet, während sie weiterfeuerte, und sie betete, dass keiner der drei Umrisse von dem Bildschirm vor ihr verschwand. Die Imperialen waren daran gewöhnt, dass Schmuggler vor ihnen Reißaus nahmen, und ihre Bemühungen, die Flüchtenden zu fangen, beschränkten sich in der Regel auf ein Minimum – aber wenn ein solcher Frachter einen ihrer Sternenjäger zerstörte, würden sie bestimmt entschlossener vorgehen.

Der Abstand, in dem Hans Laserschüsse an den TIEs vorbeizuckten, wurde immer geringer, und so stellte auch Leia den Zielcomputer neu ein. Anstelle von zweieinhalb Schiffslängen würden ihre Geschosse die Verfolger jetzt nur noch um anderthalb Längen verfehlen. Ein wahrer Sturm von Lichtblitzen zuckte den Abfangjägern entgegen, bis deren Piloten schließlich die Geduld verloren und ihren Abfangkurs aufgaben, um den Falken ins Visier nehmen zu können.

»Schrottkutscher!«, schnaubte Han. »Das Imperium scheint mittlerweile jeden in seine Jäger zu setzen, der einen Steuerknüppel halten kann.«

Die TIEs eröffneten das Feuer, und winzige Lanzen farbigen Lichts hoben sich gegen Tatooines gelbes Leuchten ab. Die Laserstrahlen verpufften in der Leere des Alls, Kilometer von der Hülle des Falken entfernt, doch die dabei freigesetzte Energie trommelte gegen die Schilde des Frachters, während Leia den Zielcomputer neu einstellte.

Hans Schüsse näherten sich den Abfangjägern immer weiter, und Leia folgte seinem Beispiel. So drängten sie das TIE-Trio allmählich hinter das Heck des Falken. Die vergrößerte Darstellung auf dem Zielschirm verblasste, und die Maschinen verwandelten sich in daumengroße graue Kleckse. Chewbacca raste mit maximaler Geschwindigkeit vor ihnen davon, vergaß dabei aber nicht, das Angriffsshuttle zwischen dem Frachter und den Turbolasern der Schimäre zu halten.

Leia erkannte, dass sie es schaffen würden. Kein Sternenzerstörer dieser Galaxis konnte es mit Hans und Chewbaccas Verschlagenheit aufnehmen. Sobald die TIEs sich direkt hinter dem Falken befanden, würde der Wookiee unter ihrem Schutz in Tatooines Atmosphäre eintauchen. Dann wären sie in Sicherheit vor den Kanonen der Schimäre, es sei denn, Pellaeon wollte einen ganzen Planeten angreifen, nur um ein flüchtiges Schiff aufzuhalten – und so etwas würden nicht einmal die Imperialen tun. Nicht, solange sie die Regina Galas nur für ein x-beliebiges Schmugglerschiff hielten.

Die TIEs kamen näher, schwollen auf Leias Zielschirm zu Faustgröße an. Sie beschloss, ein wenig gewagter vorzugehen, und feuerte noch dichter an den hin und her zuckenden Jägern vorbei. So trieb sie die Maschinen weiter hinter das Heck des Falken. Han bedrängte sie von der anderen Seite, und seine Schüsse sausten so knapp an den TIEs vorbei, dass eigentlich Brandspuren auf ihren Solarflügeln hätten zurückbleiben müssen.

Eine weitere Salve aus den Turbolasern der Schimäre sauste auf den Falken herab, und die Scheiben des Geschützturms verdunkelten sich – doch nicht schnell genug. Einen Moment war Leia geblendet, als die Energielanzen beunruhigend nahe an dem Frachter vorbeizuckten. Die Druckwelle schüttelte das Schiff durch, schleuderte Leia heftig gegen ihre Sicherheitsgurte. Wieder schien ihr Herz stehen zu bleiben, während sie einen unerträglich langen Moment auf dem Grat zwischen Leben und Atomisierung schwankten. Dass sie die Finger noch immer um die Auslöser der Vierlingslaser geschlossen hatte, wurde ihr erst bewusst, als eine künstliche Vibration durch die Handgriffe rollte. Der Zielcomputer teilte ihr so mit, dass einer der TIE-Abfangjäger zerstört worden war.

Sie fluchte und nahm die Finger vom Abzug, versuchte gleichzeitig, sich die Lichtflecken aus den Augen zu blinzeln. Ein Teil von ihr konnte nicht fassen, dass sie der versengenden Lasersalve entgangen waren. »Tut mir leid«, rief sie. »Ich wollte den TIE nicht …«

Chewbacca unterbrach sie mit einem überraschten Heulen.

»Was? Die Schimäre hat den Jäger abgeschossen?« Leia riss die Augen auf. »War das ein Versehen?«

»Wohl eher eine disziplinarische Maßnahme«, meinte Han, während er wieder das Feuer eröffnete. »Pellaeon scheint es nicht zu gefallen, dass seine Piloten sich so von uns herumschubsen lassen.«

Leia blickte auf den Bildschirm und sah, dass die beiden verbliebenden Abfangjäger wild hin und her zuckten, während sie versuchten, sich neben den Falken zu setzen. Sie schwang in ihrem Sitz herum, war aber immer noch zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt, um den Beschuss sofort wieder aufzunehmen. Irgendetwas stimmte hier nicht.

»Pellaeon würde niemals seine eigenen Jäger abschießen«, sagte sie. »Das Imperium hat zu wenige Jagdmaschinen, als dass es sich eine derartige Verschwendung leisten könnte.«

»Nein. Das ist eine Lektion, die keiner der Überlebenden je vergessen wird.« Han wob ein immer enger werdendes Netz aus gleißenden Energiestrahlen um den vorderen der beiden Abfangjäger. »Sofern es Überlebende gibt.« Der TIE hatte keinen Raum mehr zum Ausweichen und flog direkt in einen Laserblitz hinein. Er verging in einer weißen Wolke aus Feuer und Licht. »Pellaeon macht aus der Jagd auf uns eine Übung für seine Piloten. Das ist nicht gut.«

»Du sagtest doch, wir sollen die TIEs nicht treffen …«

»Eine kleine Planänderung.« Han konzentrierte sein Feuer nun auf die letzte der Jagdmaschinen. »Jetzt erteilen wir ihnen eine Lektion.«

Leias Finger schlossen sich wieder um den Abzug, und sie tat ihr Bestes, den Jäger in Hans Schusslinie zu drängen. Der TIE sauste in immer enger werdenden Manövern zwischen den Laserblitzen hindurch und hielt weiter auf den vorderen Teil des Falken zu. Die Machtdemonstration der Schimäre schien ihre Wirkung auf den Piloten nicht verfehlt zu haben.

Schließlich gelang es dem TIE, sich über den Frachter zu setzen, und die Schwärze zwischen den beiden Schiffen füllte sich mit glühenden Lichtflecken, als er das Feuer eröffnete. Leia behielt die Augen auf den Zielcomputer gerichtet und die Finger am Auslöser des Vierlingsgeschützes, schmetterte dem Jäger eine immer enger werdende Spirale aus Lasergeschossen entgegen. Dabei versuchte sie nicht daran zu denken, dass der TIE rasch größer wurde, dass die Transparistahlkuppel um sie mittlerweile völlig undurchsichtig geworden war.

Schließlich hatte der Jäger keinen Raum mehr zum Manövrieren, und so drehte er nach oben ab. Die Bewegung war so flüssig, dass sein rundes Cockpit und seine Flügel sich überhaupt nicht zu bewegen schienen. Erst als die Kanonade von Laserblitzen verebbte, wurde Leia bewusst, dass die Maschine ihren Kurs geändert hatte.

»Er gehört dir!«, rief Han über Interkom. »Zieh nach oben, Chewie!«

Leia richtete das Geschütz aus und aktivierte die automatische Zielerfassung, doch der Abfangjäger hatte bereits einen zu großen Vorsprung, und so konnte sie nur noch ein paar Schüsse abgeben, ehe er außer Reichweite verschwand.

»Das war’s. Sie haben ihn zurückgepfiffen«, sagte Han. »Die werden uns keinen Ärger mehr machen.«

Leia überprüfte das taktische Display und stellte fest, dass das Angriffsshuttle sie noch immer verfolgte. Es war bereits außer Reichweite und fiel beständig weiter zurück, da es dem Falken in Sachen Geschwindigkeit weit unterlegen war – aber noch hatte es nicht abgedreht.

»Bist du dir da so sicher?«, fragte sie.

»Allerdings. Pellaeon weiß, dass ein Pilot nur dann Erfahrung sammeln kann, wenn er am Leben bleibt.«

»Was ist mit Angriffstruppen?«

Noch während Leia sprach, brach das Shuttle seine Verfolgung ab und flog auf den Planeten zu. Chewbacca setzte den Falken rasch auf einen Parallelkurs, um das andere Schiff auch weiterhin als Deckung zu benutzen. Sie flogen nun also wieder in die Richtung, die sie ursprünglich eingeschlagen hatten. Leia wartete darauf, dass die Raumfähre sich der Schimäre zuwandte oder plötzlich nach unten wegkippte, um den Kanonieren an den Turbolasern des Sternenzerstörers ein freies Schussfeld zu bieten – doch sie setzte den Sinkflug in gerader Linie fort und kam dem Frachter langsam näher.

Die Prinzessin schwenkte das Geschütz herum. Sie war sich nicht sicher, ob sie dem Piloten des Shuttles danken oder das Feuer eröffnen sollte.

Han schien jedoch zu erkennen, was die Imperialen vorhatten. »Chewie, wir müssen so schnell wie möglich in die Atmosphäre des Planeten!«

Der Wookiee fragte nicht nach dem Warum. Er riss den Falken scharf zur Seite, und Leia schloss die Augen, als die Sterne vor dem Fenster sich in ein verrücktes Karussell verwandelten. Über das Dröhnen des Antriebs hinweg hörte sie, wie Han ihr zurief, das Geschütz auszurichten.

Sie öffnete die Augen, wünschte einen Moment später aber, es nicht getan zu haben. Ein Wirbel aus Sternen und Sand sauste an der Kanzel vorbei, während das Schiff in einer engen Spirale auf Tatooine hinabstürzte. Sie wusste noch immer nicht, warum Han sie angewiesen hatte, auf das Shuttle zu zielen, aber sie schwenkte das Vierlingsgeschütz herum und heftete den Blick fest auf den Bildschirm vor sich.

Plötzlich tauchte ein halbes Dutzend heller Punkte am Bildrand des Taktikschirms auf, und sie sog erschrocken den Atem ein, als der Computer die Maschinen als Abfangjäger identifizierte und bestätigte, was Han schon vor zwei Sekunden geahnt hatte. Eine weitere Gruppe TIEs näherte sich ihnen von der dunklen Seite des Planeten aus.

Leia zwang ihre Augen wieder auf den Zielschirm, doch es war schwer, sich zu konzentrieren, während ihr Sitz mit übelkeiterregender Geschwindigkeit hin- und herruckte, um Chewbaccas waghalsige Manöver auszugleichen und das imperiale Shuttle in der Mitte des Fadenkreuzes zu halten. »Ziel erfasst.« Ihr fiel auf, dass Han noch nicht das Feuer eröffnet hatte, und so setzte sie zu einer Frage an: »Soll ich …?«

»Noch nicht«, sagte der Corellianer. »Chewie, siehst du diesen Sandsturm? Den großen, dort drüben?«

Ein bestätigendes Knurren ertönte über die Gegensprechanlage. Leia blickte nach draußen, doch alles, was sie sah, war ein Durcheinander aus gelbem Sand und weißen Sternen vor einem violetten Hintergrund, und das eine ging so schnell in das andere über, dass das Schwindelgefühl ihren Magen umstülpte. Sie blickte also rasch wieder auf den Zielschirm und hoffte, dass ihre Vermutung, warum Han den Sandsturm erwähnt hatte, falsch sein möge.

Der Falke erzitterte und bremste abrupt ab. Leia wunderte sich, wie sie den äußeren Rand der Atmosphäre so schnell erreicht hatten, doch dann erkannte sie, dass noch immer zu viel Dunkelheit um sie herum war. Einen Moment später stieß Han einen wilden Fluch aus und fragte, ob denn alle Piloten der Schimäre Todessehnsucht hätten. Das Angriffsshuttle trudelte über das Taktikdisplay wie eine betrunkene Flitnat. Was auf dem Schirm nicht zu sehen war, war das Band des Traktorstrahls, der den Falken erfasst hatte und die beiden Schiffe nun langsam, aber beständig aufeinander zu zerrte.

»Soll ich jetzt schießen, Han?«

»Noch nicht«, kam die Antwort über Interkom. »Chewie, schieß die …«

Ein sanfter Ruck rollte durch den Frachter, als der Wookiee zwei Erschütterungsraketen abfeuerte. Auf der unsichtbaren Nabelschnur des Traktorstrahls sausten sie dem Shuttle entgegen.

»Jetzt, Liebling!«

Sie drückte den Auslöser, und ihr Sitz erzitterte. Das Vierlingsgeschütz spie einen Strom tödlicher Energiestrahlen dem hellen Leuchten im Mittelpunkt des Zielschirms entgegen. Die Scheiben tönten sich, als das Shuttle das Feuer erwiderte. Alle Systeme, die im Augenblick verzichtbar waren, wurden heruntergefahren und ihre Energie in die Schilde geleitet. Eine unheilvolle Stille legte sich über den Falken, während Leia versuchte, auf den Traktorstrahlprojektor zu zielen, doch der Frachter bäumte sich immer wieder unkontrolliert auf, und so konnte sie von Glück sprechen, dass die Geschosse das feindliche Schiff überhaupt trafen.

Einen Moment später verschwanden die Raketen in dem hellen Leuchten, und der Griff des Traktorstrahls löste sich. Der Punkt in der Mitte des Fadenkreuzes verschwand in einer Explosion und verblasste.

Chewbacca bekam den Falken wieder unter Kontrolle, und aus dem wilden Trudeln wurde ein senkrechter Sturzflug, Tatooine entgegen. Auf dem Taktikschirm konnte Leia sehen, wie die Abfangjäger sich näherten, aber noch waren sie weit außer Reichweite. Sie drehte sich auf ihrem Sitz herum, und nun erblickte sie endlich den Sandsturm, von dem Han gesprochen hatte – ein brodelnder, gelbbrauner Wirbel, der ein Zehntel der sichtbaren Planetenoberfläche bedeckte. Selbst aus dieser Entfernung war zu erkennen, dass die Turbulenzen auch in den höheren Atmosphärenschichten noch die Wolken durcheinanderwirbelten.

Der Wookiee zwang den Frachter wieder in einen Spiralflug, als müssten sie einem erneuten Angriff ausweichen. Doch als Leia das Display überprüfte, sah sie, dass die TIEs noch immer nicht bis auf Schussdistanz heran waren. Sie konnten den Falken nicht abfangen, ohne in die Atmosphäre einzudringen – so wie es im Moment aussah, wären sie schneller, wenn sie den langen Weg nehmen und um den Planeten herumfliegen würden. Die Schimäre kauerte noch immer im Orbit über Tatooine, zu weit entfernt, als dass eine weitere Fähre den Frachter rechtzeitig erreichen könnte. Die Besatzung des Sternenzerstörers hatte nur eine Möglichkeit, sie von der Planetenoberfläche fernzuhalten.

Zungen aus rot glühender Energie schnitten durch das All. Die Kanoniere versuchten nicht, den Falken zu treffen – sie wollten ihn von seinem Kurs abbringen und auf die herannahenden TIEs zudrängen. Chewbacca flog so dicht am nächsten der Laserstrahlen vorbei, dass die Turbulenzen der Energiezerstreuung ihre Schilde knistern ließen – dann tauchten sie in die Atmosphäre der Wüstenwelt ein. Unsichtbare Hände schüttelten das Schiff durch, und grelle Flammen hüllten es ein.

Han sprang aus seinem Sitz und kletterte die Leiter hinauf, wobei er immer wieder gegen die Wände des Schachts geschleudert wurde, als Chewbacca versuchte, den Falken unter Kontrolle zu bringen. Der Frachter hatte sich in einen Kometen verwandelt und raste mit aberwitziger Geschwindigkeit durch die Luft. Die Schimäre feuerte nicht hinter ihnen her in die Atmosphäre Tatooines – sicherlich glaubte ihr Captain, dass der Frachter ohnehin abstürzen würde.

»Bleib, wo du bist!« Han stolperte an der Wand entlang auf den Hauptfrachtraum zu. »Pellaeon ist so wild wie ein Rancor. Gut möglich, dass er seine TIEs hinter uns herschickt.«

»Wohin gehst du?«

»Ins Cockpit«, antwortete er. »Vielleicht können wir in diesem Sandsturm untertauchen.«

»Du willst in den Sandsturm hineinfliegen?« Leia öffnete schon den Mund zu einer Entgegnung, doch dann sah sie, wie die TIE-Jäger hinter ihnen in die Atmosphäre eintauchten, und da wusste sie, dass sie keine andere Wahl hatten. »Als gut, Han. Aber versuch bitte …«

»… nicht getroffen zu werden«, beendete er den Satz. »Ich weiß.«

2. Kapitel

Eine gelbe Wolke aus aufgewirbeltem Sand fegte durch die Straßen von Mos Espa, zerkratzte die Linsen von Leias Schutzbrille und verwandelte die Stadt vor ihr in ein Meer kuppelförmiger Schatten. Dieser Windstoß war ein Ausläufer des Sturms, der dem Millennium Falken die Flucht vor Pellaeons TIE-Jägern ermöglicht hatte. Eigentlich hätte die Prinzessin nicht überrascht sein dürfen, als sie zwei Sturmtruppler in dem gelben Wirbel entdeckte – aber sie war es dennoch.

Han hatte den Frachter die halbe Nacht mehr oder weniger blind durch zweitausend Kilometer sturmgepeitschter Schluchten gesteuert, nur damit Pellaeon den Eindruck gewann, die »Regina Galas« hätte ihren Sturzflug in den Sandsturm nicht überlebt. Schließlich waren sie in einem von Hans früheren Verstecken für Schmuggelware gelandet, einer großen, aber nur den wenigsten bekannten Höhle dreißig Kilometer vom Rand der Wüste entfernt. Dort angekommen hatten sie eine Antenne in den Sturm hinausgerichtet und den Morgen damit verbracht, die lokalen Kom-Kanäle abzuhören, auf Nachrichten zu lauschen, die eine imperiale Suchaktion andeuteten. Doch nichts ließ auf außergewöhnliche Aktivität schließen, und so hatte Han seinen Düsenschlitten aus dem Frachtraum des Falken gezogen und war nach Mos Espa gefahren, um ein Transportmittel für die anderen zu organisieren.

Leia hätte es besser wissen müssen. Pellaeon war ein Offizier der alten Schule und viel zu vorsichtig und kompetent, um einen simplen Fehler zu begehen – ebenso wie die meisten anderen Sternenzerstörer-Kommandanten, selbst in diesen Tagen der beschränkten Mittel und unerfahrenen Besatzungen.

Han griff nach ihrem Arm und führte sie weiter. »Es ist in Ordnung, ein wenig zu zögern. Das erwarten sie sogar.« Ein kleiner Stimmverzerrer in seinem Mund verlieh den Worten einen raspelnden, devaronianischen Tonfall, außerdem verfremdete er seine Stimme so weit, dass niemand sie erkennen würde, der mit einem Stimmidentifizierungsgerät nach Han Solo suchte. »Aber starr sie lieber nicht an.«

Sie hängte sich bei ihm ein und versuchte, verliebt zu ihm aufzublicken, während sie sich den Gestalten in ihren Rüstungen näherten. Obwohl Leia und Han dicke Mäntel und den Gesichtsschutz trugen, ohne den man selbst während eines leichten Sandsturmes nicht vor die Tür gehen konnte, fühlte sie sich, als trüge sie ein alderaanisches Kleid und eine Prinzessinnenkrone. Ihr Gesicht – ebenso wie Hans – war eines der bekanntesten in der Neuen Republik, und zweifelsohne hatte das Imperium eine gewaltige Belohnung auf ihre Ergreifung oder ihre Ermordung ausgesetzt.

Falls Han nervös war, so ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Er ging direkt auf die Sturmtruppen zu, die Gläser seiner Schutzbrille nach oben gerichtet, auf das leuchtende Schild an der Tür hinter den Soldaten.

»Mawbos Revuepalast«, las er vor. »Da wären wir.«

»Ein Tanzlokal?«, stieß Leia hervor. »Du führst einen wirklich an die außergewöhnlichsten Orte.«

Han warf den Sturmtrupplern einen auffordernden Blick zu, den sie durch ihre verdunkelten Sichtschlitze gleichgültig erwiderten, bevor sie schließlich zur Seite traten. Einer von ihnen öffnete ihnen sogar die Tür, doch Leia wagte es nicht, ihm zu danken.

Sie fanden sich in einem großen Vorraum wieder, dessen Boden mit Sand bedeckt war. Ein Weequay stand vor dem Eingang zu der schmuddelig wirkenden Garderobe. Er hatte ein Gesicht, wie es nicht typischer für seine Spezies hätte sein können, mit ovalen Augen und knorriger Haut, die an runzliges Leder erinnerte. Von seinem Hinterkopf hingen zwei Dutzend Zöpfe herab – einer für jedes Jahr, das er seinem Heimatplaneten nun schon ferngeblieben war. Seine Kleidung wirkte geradezu absurd und war dem Augenschein nach alles andere als bequem: Ein Umhang aus Schimmerseide und eine zu klein geratene Tunika. Zweifelsohne hatte er diese Klamotten eigens für die heutige Veranstaltung gekauft. Er trug keine sichtbaren Waffen, aber die Art, wie er den Rücken dicht an der Wand hielt, ließ Leia vermuten, dass er eine große Blasterpistole unter dem Umhang verborgen hatte. Nein, wohl eher zwei Blasterpistolen – er war schließlich ein Weequay.