Star Wars™: Dunkles Nest 2 - Troy Denning - E-Book
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Star Wars™: Dunkles Nest 2 E-Book

Troy Denning

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Beschreibung

Die Abenteuer um Luke Skywalker, Han Solo, Prinzessin Leia und ihre Nachkommen gehen in eine neue Runde!

Den insektoiden Killiks wurden neue Welten zur Besiedelung zur Verfügung gestellt, und für einen Moment schien die Galaxis aufatmen zu können. Da greift ein unbekannter Feind die neuen Nester wie aus dem Nichts an, und die Killiks machen die Jedi für diese Angriffe verantwortlich. Luke Skywalker und seine Freunde brechen erneut in die Unbekannten Regionen auf, um den wahren Gegner aufzuspüren. Doch was sie dort erwartet, übertrifft jede Befürchtung ...

Die Dunkles-Nest-Trilogie:
Band 1: Die Königsdrohne
Band 2: Die verborgene Königin
Band 3: Der Schwarmkrieg

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Seitenzahl: 462

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Troy Denning

Dunkles Nest 2

Die verborgene Königin

Aus dem Englischen

von Regina Winter

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™: The Unseen Queen. Dark Nest 2«

bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung Juni 2008

bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München.

Copyright © 2005 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where

indicated. All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 2008 by Verlagsgruppe Random

House GmbH, München

Umschlaggestaltung: HildenDesign, München

Cover Art Copyright © 2005 by Lucasfilm Ltd.

Cover illustration by Cliff Nielsen

Redaktion: Peter Thannisch & Luitgard Distel

HK · Herstellung: H. Nawrot

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-07838-6

www.blanvalet.de

Für Doug Niles,

einen sehr geschätzten Freund

Danksagung

Viele Leute haben auf große und kleine Weise zu diesem Buch beigetragen. Besonders bedanken möchte ich mich bei: Andria Hayday für ihren Rat, ihre Ermutigung, ihre Kritik und vieles mehr; James Luceno, weil man mit ihm so angenehm Ideen austauschen kann; Enrique Guerrero für seine vielen guten Vorschläge; Shelly Shapiro und all den anderen bei DelRey, dank derer das Schreiben so viel Spaß macht, insbesondere Keith Clayton, Colleen Lindsay und Colette Russen; Sue Rostoni und den wunderbaren Leuten bei Lucasfilm, besonders Howard Roffman, Amy Gary, Leland Chee und Pablo Hidalgo. Und selbstverständlich danke ich George Lucas für die Episoden I bis III.

Dramatis Personae

Alema Rar, Nestangehörige, eine Twi’lek

Ben Skywalker, Kind

C-3PO, Protokolldroide

Cal Omas, Staatschef der Galaktischen Allianz

Corran Horn, Jedi-Meister

Gorog, Vordenker, Killik

Han Solo, Captain des Millennium Falken

Jacen Solo, Jedi-Ritter

Jae Juun, Captain der DR919a, Sullustaner

Jaina Solo, Jedi-Ritterin

Kyp Durron, Jedi-Meister

Leia Organa Solo, Kopilotin des Millennium Falken

Lowbacca, Jedi-Ritter, Wookiee

Luke Skywalker, Jedi-Meister

Mara Jade Skywalker, Jedi-Meisterin

Nek Bwua’tu, Admiral, Bothaner

R2-D2, Astromechdroide

Raynar Thul, Absturzüberlebender

Saras, Unternehmer, Killik

Saba Sebatyne, Jedi-Meisterin, Barabel

Tahiri Veila, Jedi-Ritterin

Tarfang, Kopilot der DR919a, Ewok

Tenel Ka, Königinmutter

Tesar Sebatyne, Jedi-Ritter, Barabel

Unu, der Wille, Killik

Zekk, Jedi-Ritter

Prolog

Wie Gauner überall in der Galaxis arbeiteten auch Tibanna-Diebe am besten in der Dunkelheit. Sie bewegten sich vorwiegend auf den untersten Ebenen der bewohnbaren Zone des Planeten Bespin. Dort unten, wo es selbst am Tag nie heller wurde als dämmrig und Gestalten zu Silhouetten wurden. Dort unten, wo schwarze Nebelvorhänge über einen brodelnden purpurroten Himmel wehten. Die Diebe überfielen die einsamen Förderplattformen, auf denen ehrliche Wesen die endlose Nacht durcharbeiteten, überfrorene Einlassventilatoren vom Eis befreiten und auf dem Bauch in verstopfte Rohre krochen, in denen das kostbare Gas Atom für Atom gesammelt wurde. Allein im vergangenen Monat waren die Tanks von mindestens einem Dutzend Stationen auf geheimnisvolle Weise geleert worden, und nun hatte man zwei Jedi-Ritter beauftragt, die Diebe dingfest zu machen.

Als Jaina und Zekk in einen Bereich mit klarer Luft kamen, konnten sie BesGas drei sehen, eine untertassenförmige Förderplattform mit so vielen Verarbeitungsanlagen, dass es ein Wunder war, dass sie immer noch schwebte. Das Deck mit dem Hauptlager wurde von blinkenden blauen Warnlichtern umrissen. Trotz dieser blitzenden Lichter bemerkten Jaina und Zekk hinter einer der Lampen zwischen zwei Tanks einen länglichen Schatten.

Jaina lenkte den gemieteten Wolkenwagen auf die Tanks zu und beschleunigte, denn sie wollten einen besseren Blick auf den Schatten erhaschen, bevor die gesamte Plattform wieder hinter einem weiteren Nebelvorhang verschwand. Vielleicht war es ja wirklich nur ein Schatten, denn hier am Boden der Lebenszone verschworen sich oft Hitze, Druck und Dunkelheit gegen das menschliche Sehvermögen, und es war zu empfehlen, sich alles aus nächster Nähe anzuschauen.

Verdichtetes Tibanna-Gas wurde vielfältig eingesetzt, aber sein wichtigster Nutzen bestand darin, die Leistung von Sternenschiff-Waffen zu erhöhen. Wenn es also gestohlen wurde, besonders in solchen Mengen wie in den letzten Wochen, war es für die Jedi wichtig herauszufinden, wer die Diebe waren – und was sie mit dem Gas vorhatten.

Als Jaina und Zekk sich näherten, wurde der Schatten allmählich dicker. Zekk machte den Miniatur-Traktorstrahl bereit, und Jaina tat das Gleiche mit dem Zwillings-Ionengeschütz des Wagens. Sie brauchten sich nicht darüber zu verständigen, dass der Schatten nun aussah wie ein Saugballon; sie brauchten nicht zu erklären, dass die Stroboskop-Lichter sie blendeten, oder zu besprechen, wie sie weiter vorgehen sollten. Dank ihres Aufenthalts bei den Killiks waren sie im Geist so eng miteinander verbunden, dass sie oft nicht wussten, wo das Denken des einen begann und das des anderen endete. Selbst ein Jahr nach ihrem Abschied von der Kolonie flossen Ideen, Wahrnehmungen und Emotionen ohne jede Anstrengung zwischen ihnen hin und her. Oft konnten sie nicht einmal sagen, aus welchem Kopf ein Gedanke stammte – und es war auch egal. Sie teilten ihn einfach.

Ein blaues Leuchten flackerte zwischen den Tanks auf, dann kam ein kleiner Schlepper in Sicht. Seine kegelförmige Silhouette zitterte vor den durch den Druck verschwommen wirkenden Lichtern der Wohndecks der Station. Einen Augenblick später stiegen hinter ihm drei Saugballons auf – der, den Jaina und Zekk bereits entdeckt hatten, und zwei andere –, gefolgt von lang gezogenen Schwaden Tibanna-Gas, das immer noch aus den Löchern in den Tanks entwich.

Jaina feuerte die Ionengeschütze ab. Sie verfehlte den Schlepper knapp, traf dafür das Zentrum der Station. In der Nähe von Tibanna-Gas war es sicherer, statt Blastergeschossen Ionenstrahlen zu benutzen, da die Strahlen nur elektronische Schaltsysteme lähmten. Die Treffer richteten daher keinen Schaden an den Gebäuden an, zwei Wohndecks hatten jedoch plötzlich keinen Strom mehr.

Zekk schwang den Traktorstrahl herum und bekam damit einen der Saugballons zu fassen. Die Diebe klinkten ihn aus, und der Ballon kam direkt auf den Wolkenwagen zugeflogen. Zekk deaktivierte den Strahl sofort wieder, doch Jaina musste den Wagen immer noch scharf zur Seite reißen, damit sie nicht von dem riesigen Beutel mit supergekühltem Gas getroffen wurden.

Sie schnaubte nervös. »Das war …«

„… knapp!«, beendete Zekk den Satz.

Als sie den Wolkenwagen gewendet hatten, folgten die anderen beiden Ballons dem Schlepper bereits in eine wogende dunkle Wolke. Jaina zog die Nase des Wagens hoch und schickte den Dieben eine weitere Salve ionisierter Energie hinterher, aber Zekk aktivierte den Traktorstrahl nicht noch einmal.

Sie waren sich einig, dass ihr Versuch, die Diebe zu fassen, realistisch genug gewirkt hatte. Nun mussten sie etwas Abstand halten, damit ihre Gegner fliehen konnten. Jaina drosselte das Tempo, und sie flogen in einer trägen Spirale hinter den Verfolgten her.

Einen Moment später erschien tief in der Wolke ein verschwommener gelber Fleck, der rasch zu einer rauchigen Flammenzunge anschwoll, die in die klare Luft hinausschoss – beinahe bevor Jaina das Ionengeschütz ausrichten konnte. Sie schoss aus beiden Läufen und schwang das Geschütz dabei von einer Seite zur anderen. Die Rakete selbst zu treffen wäre auch für eine Jedi unmöglich gewesen, aber sie legte ihr eine Decke ionisierter Energie in den Weg.

Zekk fand die Rakete mithilfe der Macht, dann führte er sie geschickt in einen von Jainas Ionenstrahlen. Die elektrischen Systeme der Rakete versagten in einem Gewitter von Entladungsblitzen und Überladungsfunken. Sobald es wieder ruhiger wurde, schob Zekk die zerstörte Rakete mithilfe der Macht weg von der Förderplattform. Sie fiel kaum ein Dutzend Meter vom Rand des Lagerdecks nach unten, dann verschwand sie in der brodelnden Dunkelheit der Druckzone.

Jaina runzelte die Stirn. »Das war nun wirklich …«

„… unnötig.«

Bei all dem supergekühlten Tibanna, das auf das Lagerdeck floss, hätte selbst eine kleine Explosion genügt, um die gesamte Plattform zu zerfetzen. Jaina und Zekk erkannten allerdings, dass die Diebe wohl genau das beabsichtigt hatten: als Rache dafür, dass die Förderer sich an die Jedi gewandt hatten, und eine Warnung an andere Stationen, das nicht auch zu tun.

»Wir müssen sie kriegen«, sagte Zekk laut.

Jaina nickte. »Sobald wir wissen, für wen sie arbeiten.«

Inzwischen hatten sie den Dieben wohl genug Vorsprung gegeben, um sich sicher zu fühlen. Nun dehnten Jaina und Zekk sich in der Macht aus, um sie zu orten. Das erwies sich als schwierig. Selbst in diesen Tiefen gab es auf Bespin überraschend viel Leben, von riesigen gasgefüllten Beldons bis zu den gewaltigen Velkern, die die Beldons jagten, von ausgedehnten purpurfarbenen Feldern von »Leucht«-Algen bis zu den Rawwks und anderen Geschöpfen der Luft, die ihre Nahrung auf Förderplattformen wie BesGas drei fanden.

Schließlich fanden Jaina und Zekk, was sie suchten – drei Präsenzen, die eindeutig Erleichterung, Aufregung und mehr als nur ein wenig Zorn ausstrahlten. Die drei Diebe fühlten sich an wie Insektoide und schienen sich irgendwie in einer harmonischeren Beziehung mit dem Universum zu befinden als die meisten anderen Wesen. Aber sie waren auch eindeutig drei Individuen, jedes mit seiner eigenen einzigartigen Präsenz, und daher keine Killiks.

Und das machte Jaina und Zekk ein wenig traurig. Sicher, sie standen zu der Entscheidung, die zu ihrer Verbannung aus der Kolonie geführt hatte: Sie hatten mit ihrem Entschluss zur Verhinderung eines Krieges beigetragen, also bereuten sie ihn nicht. Aber von Taat – dem Nest, dem sie sich auf Qoribu angeschlossen hatten – getrennt zu sein fühlte sich an, als wäre man von sich selbst ausgeschlossen, als hätten der Geliebte, die Freunde und die Familie einen unwiderruflich verstoßen. Es war ein bisschen wie zum Gespenst zu werden, zu sterben, aber nicht wirklich davonzugehen, sondern stets am Rand der Welt der Lebenden zu verharren, ohne die Möglichkeit, mit ihnen in Kontakt zu treten. Also taten sie sich manchmal ein wenig leid. Selbst Jedi konnten sich das mitunter erlauben.

»Wir müssen sie kriegen«, stellte Jaina fest und wiederholte damit die Aufforderung zu handeln, die, wie sie spürte, eher von Zekk kam als von ihr. Er hatte nie viel dafür übrig gehabt, Vergangenes zu bedauern. »Bereit?«

Dumme Frage. Jaina beschleunigte und folgte den Dieben. Sie stieg dabei in ein heftiges Unwetter mit so hoher Blitzaktivität auf, dass sie und Zekk sich vorkamen, als wären sie wieder mitten in einer Raumschlacht gegen die Yuuzhan Vong. Nach einer Standardstunde gaben sie es auf, ihre Höhe halten zu wollen, und akzeptierten resigniert, dass ihre Mägen entweder bis zum Hals hochgeschleudert oder in die Gedärme gedrückt wurden. Nach drei Stunden gaben sie auch auf, den Wolkenwagen aufrecht fliegen zu wollen, und konzentrierten sich nur noch darauf vorwärtszukommen. Nach fünf Stunden flogen sie aus dem Sturm heraus in eine bodenlose Schlucht mit klarer, ruhiger Luft. Im gleichen Augenblick verschwanden jedoch die Diebe auf der gegenüberliegenden Seite in einer Wand aus leuchtend roten Wirbeln, die von Winden entgegengesetzter Richtungen gebildet wurden. Erstaunlicherweise hingen beide Saugballons immer noch am Schlepper.

Jaina und Zekk fragten sich, ob die Diebe wussten, dass sie verfolgt wurden, aber das schien unmöglich zu sein. So tief in der Atmosphäre verhinderten Bespins magnetisches Feld und die schweren Unwetter, dass selbst die einfachsten Sensoren funktionierten. Man konnte nur mithilfe von Kompass, Gyroskop und Berechnungen navigieren. Es gab nur einen Grund dafür, dass der Schlepper es mit dieser Windmauer aufnahm: Er war dabei, das gestohlene Tibanna abzuliefern.

Jaina und Zekk warteten, bis die Diebe verschwunden waren, dann durchquerten sie die Wolkenschlucht und beschleunigten vorsichtig in den gleichen Wirbel. Der Wind packte sie sofort, und es fühlte sich an, als würden sie aus einem Turbolaser abgeschossen. Ihre Köpfe wurden fest gegen die Sitzlehnen gedrückt, der Wolkenwagen ächzte und zitterte, und die Welt auf der anderen Seite der Kuppel verwandelte sich in verschwommenen roten Dampf und Blitze, die direkt auf sie zuzurasen schienen. Jaina ließ den Steuerknüppel los, damit sie nicht unwillkürlich versuchte zu lenken, weil das nur dazu führen würde, dass der Wind die Flügel ihres Fahrzeugs abriss.

Eine Stunde später spürten die beiden, dass die Präsenzen der Diebe nach einer Seite abwichen. Offenbar hatte der Schlepper die Windzone hinter sich gebracht. Jaina berührte den Steuerknüppel immer noch nicht, ging aber auf Höchstgeschwindigkeit. Kreischend und bockend schoss der Wolkenwagen vorwärts, dann verblasste der Nebel von hellrot zu rosa, und ihr Flug wurde ruhiger.

Jaina drosselte die Geschwindigkeit, bis der Repulsorantrieb schließlich schwieg, dann begann sie, im Mindesttempo durch den rosigen Nebel zu kreisen.

»Das hat …«

„… wirklich Spaß gemacht«, stimmte Zekk zu. »Wir sollten so etwas lieber nie wieder tun.«

Nachdem ihre Mägen sich beruhigt hatten, brachte Jaina den Wolkenwagen wieder auf Kurs, und sie krochen zurück durch den rosa Nebel, unfähig, auch nur hundert Meter weit zu sehen, und ließen sich immer noch von der Präsenz der Diebe in der Macht leiten. Es fühlte sich an, als wären sie ein ganzes Stück über die Verfolgten hinausgeschossen, aber ob diese Entfernung hundert oder tausend Kilometer betrug, wussten sie nicht. Die Macht kannte keine solchen Maßstäbe.

Nach einer Viertelstunde erlagen sie beinahe der Illusion, dass sie einfach nur in der Wolke umherschwebten und sich überhaupt nicht mehr aus eigener Kraft bewegten. Aber die Instrumente zeigten an, dass ihre Geschwindigkeit immer noch über hundert Kilometer pro Standardstunde lag, und in der Macht fühlte es sich so an, als holten sie die Verfolgten schnell ein.

Jaina fragte sich, wo sie wohl waren.

Zekk sagte: »Der Gyrocomputer gibt unsere Position mit drei-sieben-Punkt-acht-drei Nord, zwei-sieben-Punkt-acht-acht Länge und eins-sechs-neun Tiefe an.«

»Ist das im …«

»Ja«, antwortete Zekk. Sie befanden sich etwa tausend Kilometer tief im Toten Auge, einer riesigen Region mit unbewegter Luft und dichtem Nebel, die in Bespins Atmosphäre schon mindestens seit der Entdeckung des Planeten existierte.

»Na wunderbar. Nur neunzehntausend Kilometer bis zur anderen Seite«, murrte Jaina. »Zeigen die Karten, ob …«

»Nichts«, sagte Zekk. »Nicht einmal eine Markierungsboje.«

»Mist!«, sagten beide gleichzeitig.

Dennoch, es fühlte sich an, als holten sie die Diebe jetzt schnell ein. Offenbar gab es da draußen doch noch mehr als Nebel.

»Vielleicht machen sie nur Halt, um …«

»Nein«, widersprach Jaina. »Das Gas war bereits …«

»Stimmt«, sagte Zekk. »Sie werden …«

»Und zwar bald.«

Das gestohlene Tibanna-Gas war bereits verdichtet, also mussten die Diebe es schnell in Karbonit einfrieren oder es würde den größten Teil seines Handelswerts verlieren. Und das wiederum bedeutete, was immer die Karte auch verzeichnete oder nicht, es musste hier im Toten Auge eine Anlage geben, wo das möglich war.

Jaina drosselte das Tempo ein wenig. Es fühlte sich an, als hätten sie die Diebe beinahe erreicht, und in diesem Nebel …

Die verrosteten Tanktürme einer uralten Raffinerie tauchten aus dem rosa Nebel vor ihnen auf, und Jaina schaffte es gerade noch, den Wolkenwagen auf die Seite zu kippen und von der Anlage wegzulenken. Zekk, der ebenso überrascht, aber erheblich weniger beschäftigt war, hatte einen Moment Zeit, um durch das durchsichtige Wagendach ein in Trümmern liegendes Wohndeck zu erspähen. Der Rest der Station blieb im Nebel verborgen, und man konnte nur ein paar geisterhafte Ecken und Kanten ausmachen, die vermuten ließen, dass die unteren Decks noch nicht abgefallen waren. Noch nicht.

Jaina konzentrierte sich auf die Präsenzen der Tibanna-Diebe und flog vorsichtig in einer Spirale um den Hauptturm der Raffinerie, während Zekk nach einem Hinterhalt Ausschau hielt. Ein großer Teil der äußeren Hülle der Station war längst weggerostet, was die metallene Stützstruktur entblößt hatte, die ebenfalls bereits von Rost zerfressen wurde. Schließlich kamen die Überreste des Ladedecks in Sicht. Gekrümmte rosa Nebelarme stiegen durch Löcher im Boden auf, und die Andockbuchten waren so primitiv, dass es nur Laderampen und keine Plattformlifte gab.

Nahe einem großen Loch im Boden hatte der kegelförmige Schlepper, den Jaina und Zekk verfolgt hatten, in einer Bucht angelegt. Das Schiff stand auf drei Landestützen und hatte die Landerampe abgesenkt. Die beiden Saugballons lagen leer und platt auf dem Deck dahinter. Von der Besatzung keine Spur.

Jaina und Zekk umkreisten das Schiff einmal, dann landeten sie neben den leeren Saugballons. Sofort spürten sie ein rhythmisches Beben – der Repulsorlift-Generator der Station arbeitete schwer.

Jaina sträubten sich die Nackenhaare. »Wir müssen uns beeilen.«

Zekk hatte die Kuppel bereits geöffnet und sprang aufs Deck. Jaina schnallte sich ab und folgte ihm zu dem Schlepper, das Lichtschwert bereit, aber nicht aktiviert. Der Repulsorlift-Generator musste in noch schlechterem Zustand sein, als sie gedacht hatte. Das Beben steigerte sich immer wieder zu einem Zittern, und dieses Zittern dauerte jedes Mal etwas länger und wurde etwas heftiger.

Jaina und Zekk gefiel dieses Geräusch überhaupt nicht. Es schien seltsam, dass die Maschinerie ausgerechnet jetzt versagen sollte, nachdem sie die Station so viele Jahrhunderte in der Luft gehalten hatte. Aber vielleicht hatten die Diebe ja die meiste Generatorenergie zum Karbonit-Gefriersystem umgeleitet. Inzwischen bestand kein Zweifel mehr, wozu sie diesen Ort benutzten.

Als die Jedi den Schlepper erreichten, wurde jedoch offensichtlich, dass sie diese Theorie noch einmal überdenken mussten. Sie konnten die Diebe im Schiff spüren, teilnahmslos und viel zu zufrieden – beinahe bewusstlos. Während Jaina draußen wartete, ging Zekk die Rampe hinauf, um nachzusehen. Dank ihres geteilten Geistes erhielt sie ein vollständiges Bild dessen, was er vorfand.

Die Rampe führte in einen Technikbereich, der – wenn man von dem Müll und den Nestlumpen ausgehen konnte, die überall herumlagen – auch als Mannschaftsquartier diente. Es fühlte sich an, als befänden die Diebe selbst sich im Cockpit, das eine Ebene höher lag. In der Luft hing ein drückender Geruch, den Zekk und Jaina beide nur zu gut kannten, und auf dem Boden lagen unzählige wächsern aussehende Kugeln, die eine schlammige dunkle Flüssigkeit mit faserigen Klumpen enthielten.

»Schwarzer Membrosia?«, fragte Zekk.

Es gab nur eine Möglichkeit, sicher zu sein, aber Zekk hatte wirklich nicht vor, das Zeug zu probieren. Nachdem er als Teenager der Dunklen Seite zu nahe gekommen war, hielt er sich nun strengstens von allem fern, das auch nur im Entferntesten nach Verderbnis oder Morallosigkeit aussah.

Nachdem Jaina sich ein letztes Mal überzeugt hatte, dass sich nichts aus dem Nebel an sie heranschlich, stieg sie also selbst die Rampe hinauf. Sie griff nach einer der Kugeln und bohrte den Daumen durch das Wachs, dann zog sie ihn wieder zurück und leckte an dem schwarzen Sirup. Er war viel dicker und süßer als der leichte Membrosia ihres eigenen Nests und hatte einen ranzigen Nachgeschmack, der bewirkte, dass sie sich am liebsten die Zunge abgekratzt hätte … zumindest, bis sie plötzlich nur noch verschwommen sehen konnte und von einer chemischen Euphorie beinahe überwältigt wurde.

»Wow. Eindeutig Membrosia.« Jaina musste sich an einer Wand abstützen, und sie und Zekk verspürten eine gewaltige Sehnsucht, sich wieder ihrem Nest in der Kolonie anzuschließen. »Ziemlich stark.«

Jaina konnte fühlen, dass Zekk unbedingt noch mehr schmecken wollte, und sei es nur durch ihren Geist, aber der dunkle Membrosia war berauschend stark, und sie hatten jetzt wirklich keine Zeit für eine getrübte Wahrnehmung. Also kniff sie das Loch im Wachs wieder zu, legte die Kugel beiseite und nahm sich vor, sie auf dem Weg nach draußen mitzunehmen.

»Keine gute Idee.« Zekk nutzte die Macht, um die Kugel zu einem Haufen anderer zu transportieren.

Er konnte so ein Eiferer sein!

Plötzlich tauchte das Bild eines riesigen Raums voller Kugeln mit klumpigem schwarzem Membrosia in Jainas Kopf auf, und sie erinnerte sich wieder, wo dieses Zeug herkam.

Das Dunkle Nest hatte überlebt.

»Und wir müssen herausfinden …«

»Genau.« Jaina stieg die Leiter voran zum Cockpit hinauf. »Was Membrosia aus dem Dunklen Nest ausgerechnet hier macht.«

»Ja …«

»Und was das Ganze mit den Tibanna-Diebstählen zu tun hat.«

Zekk seufzte. Manchmal fehlte es ihm, seine eigenen Sätze nicht mehr beenden zu können.

Im Cockpit fanden Jaina und Zekk drei Verpinen zusammengesackt an ihren Stationen, vollkommen berauscht vom Membrosia. Auf dem Boden lagen überall leere Wachskugeln, und die langen Hälse der Verpinen waren auf eine selbst für Insekten unnatürliche Weise über ihre Thoraxe oder Schultern gebogen. Ihre langen Finger und Glieder zuckten, als träumten sie, und als es dem Piloten schließlich gelang, den Kopf zu drehen und die Jedi anzusehen, standen winzige Funken goldenen Lichts tief in seinen vorquellenden Augen.

»Von denen sollten wir in nächster Zeit keine Antworten erwarten«, stellte Jaina fest.

»Stimmt«, meinte Zekk. »Aber sie haben diese Saugballons nicht alleine geleert.«

Jaina und Zekk verließen den Frachter und kehrten zu den Saugballons zurück. Dann folgten sie einem neu wirkenden Verbindungsschlauch zu einem weiteren Loch im Boden. Der Schlauch zog sich durch das Loch nach unten und verschwand im Nebel, in Richtung der unteren Spitze der Plattform, wo sich für gewöhnlich die Gefriereinrichtungen befanden.

Jaina und Zekk sahen einander an und debattierten lautlos, ob es besser sei, an dem Schlauch entlangzurutschen oder durch den Hauptturm der Station hinunterzusteigen – und dann hörte der Repulsorlift-Generator endgültig auf zu zittern.

Beiden Jedi hob sich der Magen, und sie hofften, dass sie damit nur auf die plötzliche Stille reagierten – doch die plötzliche Stille war nicht das schlechte Zeichen, das sie fürchteten.

Dann flackerte unter ihnen das blaue Glühen eines großen Repulsorantriebs auf.

»Rodders!«, fluchte Jaina.

Das blaue Glühen des startenden Schiffs schwang herum und beleuchtete kurz die im Dunst liegende Lanze des Sockels der Station, dann verschwand es rasch im Nebel.

»Sie haben den Generator abgeschaltet!«, sagte Zekk.

Jaina und Zekk fuhren herum, um zu ihrem Wolkenwagen zu rennen, dann erinnerten sie sich an die Diebe und eilten stattdessen zu dem Schlepper.

Ihre Knie wurden weich, als das Deck plötzlich nach oben ruckte, dann brach eine der Landestützen des Schleppers und das Schiff schlitterte über die Plattform. Jaina und Zekk waren zu verwirrt, um reagieren zu können – bis sie bemerkten, dass sie selbst ebenfalls rutschten.

Die Station kippte zur Seite.

Jaina wandte sich nun dem Wolkenwagen zu, der ebenfalls über das Deck glitt, auf seinen Landestützen wackelte und aussah, als würde er gleich umkippen. Sie streckte den Arm aus, hielt Zekk mit der anderen Hand fest und benutzte die Macht, um das Fahrzeug aufzuheben und zu ihnen zu bringen. Sie packte den Cockpitrand und setzte sich hinein. Dann bemerkte sie, dass Zekk sich immer noch nicht rührte.

Er starrte eines der großen Löcher im Deck an und hatte immer noch den Arm ausgestreckt. Aber sein Machtgriff war leer, und Jaina konnte spüren, wie wütend er auf sich war, weil er den Schlepper nicht hatte packen können.

»Vergiss es!« Sie zog sich ins Cockpit des Wolkenwagens und zerrte ihn hinter sich her. »Es sind Tibanna-Diebe. Sie sind es nicht wert, für sie zu sterben.«

1

Woteba.

Als Han Solo das letzte Mal hier gewesen war, hatte der Planet noch keinen Namen gehabt. Die Luft war stickig gewesen, es hatte nach Sumpf gerochen und ein schlammiger Bach war durchs Marschgras geplätschert und dann in einer lang gezogenen Biegung im nahen Nadelwald verschwunden. Ein zerklüfteter Berg hatte in der Ferne aufgeragt, und sein heller Gipfel hatte vor dem dünnen roten Schleier eines Nebelhimmels geglitzert.

Jetzt hing der Duft von süßem Membrosia und langsam gebratenen Nerf-Rippchen in der Luft, und das einzige Wasser in Sichtweite war ein künstlicher Wasserfall. Man hatte den Nadelwald abgeholzt, die Stämme geschält und in den sumpfigen Boden getrieben, wo die Holzpfähle nun die schillernden Tunnelhäuser des Saras-Nests trugen. Selbst der Berg sah anders aus und schien auf einem Kissen aus Brennofendampf über der Stadt zu schweben, wobei sein eisiger Gipfel beinahe den Eindruck erweckte, den Bauch des Utegetu-Nebels mit seinen bleichen Adern zu kratzen.

»Interessant, was die Käfer aus dem Planeten gemacht haben«, stellte Han fest. Er stand in der Tür des schimmernden Hangars, in dem sie den Falken angedockt hatten, und schaute zusammen mit Leia, Saba Sebatyne, den Skywalkers, C-3PO und R2-D2 auf das Nest hinaus. »Sieht eigentlich beinahe normal aus.«

»Hör auf, sie als Käfer zu bezeichnen, Han«, ermahnte Leia ihn. »Es ist kein guter Start für einen Besuch, die Gastgeber zu beleidigen.«

»Nein, das sollten wir auf keinen Fall tun«, sagte Han. »Schon gar nicht wegen solcher Kleinigkeiten, wie dass sie Piraten Zuflucht gewähren und schwarzen Membrosia vertreiben.«

Er überquerte eine Spinnglas-Brücke und blieb am Rand einer gewundenen schmalen Straße stehen. Der silbrige Verkehrsweg war überfüllt mit brusthohen Killiks, die roh behauenes Holz, Moire-Gestein und Fässer mit Blauwasser schleppten. Hier und da torkelten trübäugige Raumfahrer – Menschen und andere –, die eindeutig zu viel Membrosia getrunken hatten, zurück zu ihren Schiffen. Auf den Balkonen oberhalb der Eingänge zu den Tunnelhäusern standen Angehörige anderer Spezies, die zu viel Zeit bei den Killiks verbracht hatten und in den Kollektivgeist des Nests absorbiert worden waren. Sie lächelten und tanzten zu der leisen Musik sich drehender Windhörner. Das Einzige, was nicht in dieses Bild passen wollte, war der sumpfige, zwei Meter breite Streifen Land zwischen dem Hangar und der Straße, der als Abflussrinne diente. Ein einzelnes Insekt lag dort mit dem Gesicht nach unten im Dreck, und sein orangefarbener Thorax wie auch der weiß gestreifte Bauch waren halb von einer Art mattgrauem Schaum bedeckt.

»Raynar muss doch wissen, dass wir angekommen sind«, sagte Luke. Er stand immer noch hinter Han auf der Brücke. »Irgendeine Spur von einem Führer?«

Der Käfer im Rinnstein stemmte sich hoch und begann zu summen.

»Keine Ahnung«, antwortete Han und betrachtete den Käfer unsicher. Während sich das Insekt auf die Brücke zuschleppte, sagte er: »Vielleicht doch.«

Der Killik blieb stehen und starrte sie aus zwei vorstehenden grünen Augen an. »Bur r rruubb, ubur ruur.«

»Tut mir leid – ich verstehe kein Wort.« Han kniete sich auf die schimmernde Straße und streckte die Hand aus. »Aber stehen Sie doch auf! Unser Protokolldroide beherrscht über sechs Millionen …«

Das Insekt breitete die Fresswerkzeuge aus und wich zurück, wobei es auf den Blaster an Hans Hüfte deutete.

»He, immer mit der Ruhe«, sagte Han, der die Hand immer noch ausgestreckt hielt. »Das ist nur Show. Ich bin nicht hier, um jemanden zu erschießen.«

»Brubr.« Der Killik hob eine Zangenhand, dann tippte er sich zwischen die Augen. »Urrubb uu.«

»Ach du meine Güte«, sagte C-3PO vom hinteren Ende der Brücke her. »Sie scheint Sie tatsächlich darum zu bitten, sie zu erschießen.«

Der Käfer nickte begeistert, dann wandte er den Blick ab.

»So ein Unsinn«, sagte Han. »Sie sind wirklich nicht so viel zuspät.«

»Ich glaube, sie hat Schmerzen, Han.« Mara kniete sich neben Han auf die Straße und winkte das Insekt näher zu sich. »Kommen Sie her. Wir werden versuchen, Ihnen zu helfen.«

Der Killik schüttelte den Kopf und tippte sich wieder zwischen die Augen. »Buurubuur, ubu ru.«

»Sie sagt, nichts kann ihr helfen«, erklärte C-3PO. »Sie hat den Fizz.«

»Den Fizz?«, wiederholte Han.

Die Killik summte eine ausführliche Erklärung.

»Sie sagt, es sei sehr schmerzhaft«, übersetzte C-3PO. »Und sie wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie ihrem Elend so bald wie möglich ein Ende machen würden. UnuThul wartet im Gartensaal.«

»Tut mir leid«, sagte Han. »Auf dieser Reise erschieße ich niemanden.«

Die Killik grollte etwas, das sich wie Rodder anhörte, und sie schleppte sich davon.

»Warten Sie!« Luke streckte die Hand aus und die Killik erhob sich wieder aus dem Schlamm. »Vielleicht können wir eine Isolierstation einrichten …«

Der Rest seines Angebots wurde übertönt, als die Lastenträger von Saras auf die mit Schaum überzogenen Beine ihrer Artgenossin zeigten, summten und einander die Lasten aus den Armen stießen. Die Tänzer verschwanden von ihren Balkonen, und verdutzte Raumfahrer stolperten auf die Abflussrinne zu, blinzelten und griffen nach ihren Blastern.

Luke ließ die Killik auf die Brücke zuschweben. Das Insekt klackte protestierend mit den Fresswerkzeugen und fuchtelte mit den Armen, doch seine Beine – verborgen unter einer dicken Schicht Schaum – baumelten leblos unter dem Thorax. Ein stetiges Rinnsal von etwas, das wie Dreck aussah, triefte von seinen Füßen in die Rinne.

Han verzog das Gesicht. »Luke, vielleicht sollten wir lieber verschwinden und …«

Ein Blastergeschoss kam heulend von der Straße her, traf die Killik am Thorax und ließ einen Kreis faustgroßer Chitin- und Schaumbatzen auf die milchige Außenwand des Hangars spritzen. Das Insekt war sofort tot, aber eine neue Unruhe entstand, als wütende Raumfahrer einen leicht schwankenden Quarren beschimpften, der eine schwere Merr-Sonn Flash-4-Blasterpistole in der Hand hielt.

»Es ist nicht meine Schuld!« Der Quarren deutete mit der Pistole vage in Lukes Richtung. »Die Jedi da ließen einen Fizzer herumschweben.«

Diese Anschuldigung handelte Luke wütende Blicke ein, aber keiner der Versammelten hatte so viel Membrosia intus, um eine Gruppe zu belästigen, zu der vier Wesen in Jedi-Gewändern gehörten. Stattdessen stolperten die Raumfahrer so schnell, wie ihre unsicheren Beine sie tragen konnten, auf die anderen Eingänge des Hangars zu und überließen es Han und den Jedi, die tote Killik verblüfft und schweigend anzustarren. Normalerweise hätten Luke und seine Freunde den Mörder zumindest in Gewahrsam genommen und ihn den lokalen Gesetzeshütern übergeben, aber das hier ließ sich wohl kaum als »normale Umstände« bezeichnen. Luke seufzte und ließ das Opfer wieder in die Rinne sinken.

Leia konnte den Blick kaum abwenden. »Nach der Reaktion dieser Raumfahrer zu schließen, ist das wohl ziemlich verbreitet. Hat Raynar in seiner Botschaft eine Epidemie erwähnt?«

»Kein Wort«, antwortete Mara und richtete sich wieder auf. »Nur, dass Unu entdeckt habe, wieso das Dunkle Nest mich letztes Jahr angriff, und dass wir persönlich darüber sprechen müssten.«

»Das gefällt mir nicht«, stellte Han fest. »Und es klingt mit jeder Minute fragwürdiger.«

»Das ist uns klar – nochmals vielen Dank, dass ihr mitgekommen seid«, sagte Mara. »Wir wissen die Hilfe zu schätzen.«

»Keine Ursache.« Auch Han stand nun wieder auf. »Wir haben an dieser Sache ebenfalls ein persönliches Interesse.«

Genau genommen ging die Tatsache, dass die Killiks in den Schmuggel von Membrosia verwickelt waren und anderen Schmugglern Zuflucht gewährten, Han und Leia nichts an. Aber Staatschef Omas hatte die Situation als Vorwand benutzt, seinen Teil eines komplizierten Handels mit den Solos nicht einzuhalten, und behauptete, bis die Nester des Utegetu-Nebels nicht aufhörten, der Galaktischen Allianz so viel Ärger zu machen, könne er im Senat nicht genügend Stimmen zusammenbekommen, um den Ithorianern einen neuen Heimatplaneten zu geben.

Han hätte gerne geglaubt, diese Behauptung sei nur ein großer Banthafladen, aber irgendwie waren die Bedingungen des Übereinkommens bis zur Holopresse durchgedrungen. Nun verknüpfte die Öffentlichkeit den Namen der Solos und den Planeten der Ithorianer mit Piratenüberfällen und den »Teerhonig«-Höhlen, die die Grenze von Adumar bis Reecee besudelten.

Nachdem der Verkehr auf den Straßen sich wieder normalisiert hatte, sagte Luke: »Sieht aus, als hätten wir keine Führerin. Wir werden Raynar selbst finden müssen.«

Han wollte gerade C-3PO ausschicken, um einen Killik nach dem Weg zu fragen, aber Luke und die anderen Meister drehten sich einfach zu Leia um und sahen sie erwartungsvoll an. Sie schloss einen Moment lang die Augen, dann wandte sie sich der Straße zu und führte sie selbstsicher tiefer hinein in das schimmernde Nest. Einigermaßen überzeugt, dass sie wusste, wohin sie ging, folgte Han ihr und den anderen zusammen mit C-3PO und R2-D2. Manchmal fühlte er sich in Gesellschaft so vieler Jedi beinahe unzulänglich.

Eine Viertelstandardstunde lang schritten sie durch stets gleich aussehende Bereiche des Saras-Nests. Sie begegneten immer wieder langen Reihen von Killik-Lastenträgern, die in Richtung Hangar marschierten, bekamen mehr und mehr Appetit auf den Nerf-Braten, dessen Geruch in der Luft hing, bestaunten die gewundenen schillernden Tunnelhäuser und waren beeindruckt von der Schönheit einer endlosen Reihe von Brunnen, Sprühregen und Kaskaden, an denen sie vorbeikamen.

Han hatte die meisten Killik-Nester, die er bisher besucht hatte, eher unheimlich gefunden, und ihm war dort sogar übel geworden. Aber dieses hier bewirkte, dass er sich seltsam heiter und entspannt fühlte, vielleicht sogar jünger. So als gäbe es in der ganzen Galaxis nichts Angenehmeres, als auf dem Balkon eines Tunnelhauses zu sitzen, goldenen Membrosia zu trinken und den anderen Neunistern beim Tanzen zuzusehen. Und das wiederum ließ ihn sich fragen, was die Käfer jetzt schon wieder planten.

Langsam wurde es auf der Straße ruhiger, und die Gruppe bemerkte mehr schaumbedeckte Körper im Rinnstein. Die meisten waren bereits tot und halb verwest, aber ein paar waren noch imstande, die Köpfe zu heben und um ein gnädiges Ende zu flehen. Han hätte ihrem Leiden gerne ein Ende bereitet, aber es widerstrebte ihm, etwas so Drastisches zu tun, ohne die Situation wirklich zu verstehen. Zum Glück konnte Luke einen Mittelweg einschlagen und die Macht einsetzen, um die Opfer bewusstlos werden zu lassen.

Etwa zehn Meter vor einer offenen Sumpffläche blieb Leia schließlich stehen. Die Straße zog sich weiter an bunten Sumpfblüten vorbei, aber ihre Oberfläche wurde schnell matt und schaumig, und die Enden der Tunnelhäuser in der Nähe waren von grauem Schaum zerfressen. In der Mitte des Sumpfes stand ein gewaltiger Palast aus Spinnglas, dessen Grundmauern von einer formlosen Masse aus aschfarbenen Blasen überzogen waren, während kompliziert verflochtene schimmernde Türmchen mit bunten Bändern das Dach schmückten.

»Ich hoffe, Raynar wartet nicht dort auf uns«, stöhnte Han. »Denn wie sollen wir …«

»Raynar Thul kann auf keinen Fall dort warten«, erklang eine raue Stimme aus einem Tunnelhaus in der Nähe. »Das sollten Sie inzwischen wissen, Captain Solo. Raynar Thul gibt es schon lange nicht mehr.«

Han drehte sich um und sah die beeindruckende Gestalt von Raynar Thul im Eingang eines Tunnelhauses stehen. Er war ein hoch gewachsener Mann mit majestätischer Haltung, aber sein Gesicht wirkte wie geschmolzen. Ihm fehlten Ohren, Nase und Haar, und alle sichtbare Haut glänzte und hatte die Unbeweglichkeit von Brandnarben. Er trug eine purpurrote Hose und einen Umhang aus scharlachroter Seide über einem Brustharnisch aus goldenem Chitin.

»He, ich bin nicht gerade der Lernfähigste hier …« Han lächelte. »Schön, dich wiederzusehen, äh, UnuThul.«

Raynar trat auf die Straße hinaus. Wie immer wurde er von den Unu begleitet, einem bunt gemischten Schwarm Killiks vieler unterschiedlicher Farben und Größen. Sie stammten aus Hunderten von Nestern und begleiteten Raynar auf Schritt und Tritt, um als eine Art vereinter Wille der Kolonie zu handeln.

»Wir sind überrascht, auch Sie und Prinzessin Leia hier zu sehen.« Raynar sah nicht so aus, als wollte er Hans ausgestreckte Hand schütteln. »Wir haben Sie nicht hergerufen.«

Han runzelte die Stirn, streckte aber weiterhin die Hand aus. »Genau … was sollte denn das? Wir waren ein bisschen gekränkt. Immerhin waren wir es, die euch diesen Planeten gegeben haben.«

Raynars Augen blieben kalt. »Das haben wir nicht vergessen.« Statt Hans Hand zu schütteln, griff er an seinem Handgelenk vorbei und rieb seinen Unterarm in einem Insektengruß an Hans Arm. »Da können Sie ganz sicher sein.«

»Wunderbar.« Han lief ein kalter Schauder über den Rücken, aber er ließ sich nichts anmerken. »Gut, das zu hören.«

Raynar rieb weiter seinen Unterarm an Hans, und seine vernarbte Lippe verzog sich schwach zu einem Ausdruck des Hohns. »Sie brauchen keine Angst zu haben, Captain Solo. Uns zu berühren macht Sie nicht zu einem Mitnister.«

»Das hatte ich auch nicht angenommen.« Han riss seinen Arm weg. »Aber es macht dir etwas zu viel Spaß.«

Raynars höhnischer Ausdruck wich einem dünnen, angespannten Lächeln. »Das haben wir bei Ihnen immer am meisten bewundert, Captain Solo«, sagte er. »Ihre Furchtlosigkeit.«

Bevor Han etwas erwidern oder nach dem grauen Schaum fragen konnte, der das Saras-Nest zerfraß, ging Raynar weiter. Nun starrte einer der Unu auf Han hinab, ein zwei Meter großes Insekt mit einem rot gefleckten Kopf und fünf blauen Augen.

»Was gibt es denn da zu glotzen?«, wollte Han wissen.

Das Insekt schloss die Fresswerkzeuge knackend einen Zentimeter von Hans Nase entfernt, und sein Summen, das tief aus dem Thorax kam, hatte eine gewisse Schärfe.

»Die Kolonie ist offensichtlich beeindruckt von Ihrem Mut, Captain Solo«, berichtete C-3PO fröhlich. »Unu sagt, sie hat entweder den tapfersten Menschen in der Galaxis vor sich oder den dümmsten.«

Han schaute den Käfer verärgert an. »Was soll das denn heißen?«

Der Killik wandte den Blick ab und ging an ihm vorbei, womit er den Rest der Unu wieder zu Raynar brachte, der inzwischen den Skywalkers gegenüberstand. Han bedeutete C-3PO und R2-D2, bei ihm zu bleiben, dann schob er sich durch die leise summende Menge, um sich zu Saba und Leia zu stellen.

»Das hier gefällt mir nicht«, flüsterte er Leia zu. »Es fühlt sich mehr und mehr wie eine Falle an.«

Leia nickte, richtete ihre Aufmerksamkeit aber weiterhin auf die Mitte der Versammlung, wo Raynar bereits die Skywalkers begrüßte.

„… leid, Euch auf der Straße begrüßen zu müssen«, sagte er gerade zu Luke. »Aber der Gartensaal, den wir erbaut haben, um Euch willkommen zu heißen, wurde …«, er warf einen Blick auf den Sumpf, »… zerstört.«

»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, antwortete Luke. »Wir freuen uns, dich zu sehen, egal wo.«

»Gut.« Raynar bedeutete ihnen, ein Stück die Straße entlangzugehen, auf einen kleinen Hof zu, der sich nur ein paar Meter vom Sumpf entfernt befand. »Wir werden uns im Kreis der Ruhe unterhalten.«

In Hans Kopf heulten Alarmsirenen auf. »Sollten wir nicht einen sichereren Ort finden?«, fragte er. »Weiter weg von diesem Schaum?«

Raynar sah Han an und kniff die Augen zusammen. »Und warum, Captain Solo?«

»Soll das ein Witz sein?«, fragte Han. »Ich habe gesehen, was dieser Schaum anrichtet.«

»Ach ja?«, fragte Raynar. Der Rand von Hans Blickfeld verschwamm, und bald konnte er von Raynars Gesicht nur noch die kalte blaue Tiefe seiner Augen sehen. »Erzählen Sie uns mehr davon.«

Han verzog das Gesicht. »Was soll denn das? Versuch bloß nicht, dieses Macht-Zeug …« Eine Last sammelte sich plötzlich in seiner Brust, und dann quollen die Worte ohne seine Zustimmung aus ihm heraus: »Vor unserem Hangar war ein Käfer, ganz bedeckt mit grauem Schaum. Er löste sich vor unserer Nase auf, und jetzt kommen wir hierher und sehen, dass das Gleiche mit deinem …«

»Einen Moment mal!« Leia hatte sich vor Han gestellt. »Glaubst du etwa, wir wüssten etwas über diesen ›Fizz‹?«

»Ihr und Captain Solo seid schließlich diejenigen, die uns diesen Planeten gegeben haben«, sagte Raynar. »Und jetzt wissen wir auch, warum.«

»Ich denke, diese Äußerung gefällt mir überhaupt nicht.« Han konnte immer noch nichts außer Raynars Augen sehen. »Wir haben dich … auf Qoribu … aus einer ganz miesen Situation … herausgeholt und …« Die Last in seiner Brust wurde schwerer, und er kehrte unwillkürlich zum Thema zurück. »Wir haben dieses Zeug nie vorher gesehen. Es ist wahrscheinlich eine Käferkrankheit, die deine Leute mitgebraaachch …« Nun wurde die Last so erdrückend, dass Han in die Knie brach. Sein Satz verklang in einem unartikulierten Stöhnen.

»Hör sofort auf!«, forderte Leia. »Wenn du so weitermachst, werden wir dir bestimmt nicht helfen.«

»Wir haben kein Interesse an Eurer Hilfe, Prinzessin Leia«, erwiderte Raynar. »Wir haben schon gemerkt, wie Eure ›Hilfe‹ aussieht.«

»Aber du musst dennoch etwas von uns wollen«, sagte Luke. Es klang für Han so, als stünde Luke nun ebenfalls vor ihm. »Du hast jedenfalls keine Mühen gescheut, um uns hierherzulocken.«

»Wir haben Euch nicht hergelockt, Meister Skywalker.« Raynar wandte die blauen Augen ab. Die Last verschwand aus Hans Brust, und langsam konnte er wieder normal sehen. »Unu hat entdeckt, wieso Gorog versucht, Mara zu töten.«

»Gorog versucht es immer noch?« Luke war nicht besonders überrascht, sondern vielmehr an einer genaueren Erklärung interessiert. Gorog war ein verstecktes Nest von Killiks, das die Jedi als »Dunkles Nest« bezeichneten – eine Art böses Unbewusstsein des Kollektivgeists der Kolonie. Die Jedi hatten ein Jahr zuvor versucht, es zu zerstören, nachdem es die Qoribu-Krise heraufbeschworen hatte, indem es Raynar unbewusst veranlasste, mehrere Nester an der Chiss-Grenze einzurichten. Als jedoch der schwarze Membrosia des Dunklen Nests auf Planeten der Allianz auftauchte, war den Jedi klar geworden, dass sie versagt hatten. »Wir hören.«

»Immer mit der Ruhe«, sagte Raynar. »Wir erzählen Euch von der Verschwörung gegen Mara, nachdem Ihr uns gesagt habt, was es mit dem Fizz auf sich hat.«

Er drehte sich um und ging auf den Kreis der Ruhe zu.

Han stand auf und stapfte hinter ihm her. »Ich habe doch schon gesagt, dass wir nichts darüber wissen. – Und wenn du jemals wieder diese Sache mit dem Gewicht in meiner Brust versuchst …«

Leia nahm Hans Arm. »Han …«

„… dann kaufe ich mir ein Vergnügungsschiff«, fuhr Han fort. »Und biete Touren an, für Feinschmecker …«

Leia grub die Finger tief genug in Hans Trizeps, um zu verhindern, dass er die schicksalhaften Worte von Kubindi äußerte.

Er sah sie an, verzog verärgert das Gesicht und rieb sich den Arm. »Autsch!«, sagte er. Leia hatte im vergangenen Jahr unter Saba trainiert, und selbst ohne die Macht konnte ihr Griff mörderisch sein. »Wieso tust du das?«

»Vielleicht wissen wir tatsächlich etwas«, sagte sie.

Hans Stirnrunzeln wurde ausgeprägter. »Wie kommst du darauf?«

»Weil wir Cilghal haben – und ein nach neuestem Stand ausgerüstetes Astrobiologie-Labor«, antwortete Leia. »Auch wenn wir diese Krankheit noch nie zuvor gesehen haben, können wir vielleicht etwas darüber herausfinden.«

Raynar blieb am Kreis der Ruhe stehen, drehte sich um und starrte sie wütend an. »Wir wollen es sofort wissen.« Sein Gefolge klackte und summte. »Wir werden Eure Versuche, Zeit zu schinden, nicht akzeptieren, Prinzessin.«

»Dieser Ton gefällt mir ganz und gar nicht, UnuThul.« Leia sah Raynar von dort, wo sie stand – etwa drei Meter entfernt und immer noch auf der Straße –, direkt in die Augen. »Wir haben nicht verdient, so behandelt zu werden.«

»Ihr habt uns betrogen«, schnaubte Raynar erbost. »Ihr habt uns veranlasst, Qoribu zu verlassen und hierherzukommen.«

»Betrogen?« Han explodierte. »Das ist wirklich eine verfluchte …«

»Es tut mir leid«, unterbrach Leia ihn. »Aber wenn die Kolonie wirklich so denkt, gibt es nichts mehr zu besprechen.« Sie wandte sich ab und ging wieder auf den Hangar zu.

Luke und die anderen Jedi folgten ihrem Beispiel sofort, und Han folgte ihnen. Diese Reise war offenbar zu so etwas wie einer Prüfung von Leias Fortschritten geworden, eine echte Jedi zu werden, und er wollte es nicht verderben. Obwohl er sich wirklich kaum zurückhalten konnte, diesen undankbaren Käferfreund zurechtzustutzen.

Ein empörtes Grollen erklang vom Unu-Gefolge, und Raynar rief: »Halt!«

Leia ging weiter, ebenso wie Han und die anderen.

»Wartet!« Diesmal gelang es Raynar, so zu klingen, als bäte er um etwas, und nicht, als gäbe er einen Befehl. »Bitte.«

Leia blieb stehen und sagte über die Schulter hinweg: »Dieses Gespräch kann nur in einer Atmosphäre des Vertrauens fortgesetzt werden, UnuThul.« Langsam drehte sie sich um und sah ihn an. »Hältst du das für möglich?«

Raynars Augen blitzten, aber er sagte: »Selbstverständlich.« Er winkte sie zurück zum Kreis der Ruhe. »Ihr könnt uns vertrauen.«

Leia sah aus, als dächte sie einen Moment darüber nach, aber Han wusste, dass sie bluffte. Sie und Han wollten ebenso dringend über diese Dinge sprechen wie Raynar. Und Luke würde den Planeten keinesfalls verlassen, ohne mehr über die Blutrache des Dunklen Nests gegen Mara zu erfahren. So verrückt und paranoid Raynar ihnen auch vorkam, sie würden sich mit ihm befassen müssen.

Leia nickte schließlich. »Also gut.«

Auch auf dem Rückweg führte sie die Gruppe an, und Raynar bedeutete ihnen, zusammen mit den Unu in den Hof zu gehen. Der Kreis der Ruhe war so etwas wie ein begehbarer Brunnen und bestand aus vier eiförmigen Monolithen, die in einem Halbkreis mit der Öffnung zum Gartensaal hin aufgestellt waren. Alle vier wurden von Wasser überströmt, und aus jedem Monolithen blickte das Hologramm einer runzligen, lächelnden Killik-Larve oder eines Kindes einer anderen Spezies heraus. Han fand die Anlage seltsam beruhigend – aber auf eine kalte, eher unheimliche Art und Weise.

Sie stellten sich zu Raynar in die Mitte des Halbkreises, wo C-3PO sofort begann, sich über den feinen Sprühnebel zu beschweren, der ihn von allen Seiten traf.

Han brachte ihn mit einer leisen Drohung zum Schweigen, dann musste er sich zurückhalten, um sich nicht selbst darüber zu beklagen, dass die Unu und andere Insekten sie dicht umdrängten.

»Vielleicht sollte ich zunächst erklären, wieso Han und ich hier sind«, sagte Leia. Sie schaute von Raynar zu seinem Gefolge. »Wenn es dich und die Unu nicht stört.«

Die Insekten klackten zustimmend, und Raynar sagte: »Wir sind einverstanden.«

Leias Lächeln wirkte höflich, aber gezwungen. »Du weißt vielleicht, dass Han und ich diese Planeten, nachdem wir sie im Utegetu-Nebel entdeckt hatten, zunächst Flüchtlingen geben wollten, die nach dem Krieg mit den Yuuzhan Vong immer noch nach neuen Heimatwelten suchten.«

»Das haben wir gehört«, gab Raynar zu.

»Stattdessen ermutigte Staatschef Cal Omas uns, sie der Kolonie zu geben, um einen Krieg zwischen euch und den Chiss zu verhindern«, fuhr Leia fort. »Im Gegenzug versprach er, einen neuen Planeten für eine der Flüchtlingsspezies zu finden, von der wir gehofft hatten, sie hier ansiedeln zu können – die Ithorianer.«

Raynar ließ den Blick über den Sumpf hinweg zu der Stelle schweifen, wo der graue Schaum am Gartensaal immer höher kroch. »Wir können nicht erkennen, was das mit uns zu tun haben soll.«

»Diese Vereinbarung ist inzwischen in der gesamten Galaxis bekannt«, erklärte Leia. »Und die Leute geben uns und den Ithorianern die Schuld an dem Ärger, der von deinen Nestern im Utegetu-Nebel ausgeht.«

Raynars Blick zuckte zu Leia zurück. »Von welchem Ärger sprecht Ihr da?«

»Stell dich doch nicht dumm!«, fauchte Han, der seinen Zorn nicht mehr beherrschen konnte. »Die Piraten, denen du hier Zuflucht gewährst, überfallen Schiffe der Allianz, und der schwarze Membrosia, den ihr schmuggelt, frisst die Seelen ganzer Spezies von Insektenbürgern der Allianz.«

Raynars Brauenwulst senkte sich ein wenig. »Die Kolonie tötet Piraten, sie gewährt ihnen keine Zuflucht«, sagte er. »Und Sie sollten wissen, Captain Solo, dass Membrosia goldfarben ist und nicht schwarz. Sie haben auf Jwlio eindeutig genug davon getrunken.«

»Der Membrosia des Dunklen Nests war schwarz«, warf Luke ein. »Und der Geheimdienst der Allianz hat Dutzende von Piraten festgenommen, die bestätigten, dass ihre Operationsbasis im Utegetu-Nebel liegt.«

Ein Unheil verkündendes Grollen ging von den Unu aus, und Raynar starrte Luke aus glühend blauen Augen an. »Piraten lügen, Meister Skywalker. Und Ihr habt das Dunkle Nest auf Kr zerstört.«

»Warum haben Sie dann in der Gegenwartsform gesprochen?«, wollte Saba wissen. »Wenn es Mara immer noch jagt, wurde es auch nicht zerstört.«

»Verzeiht unsere Übertreibung.« Raynar wandte die Aufmerksamkeit wieder Luke zu. »Ihr habt auf Kr den größten Teil des Nests zerstört. Die Überreste könnten wahrscheinlich nicht einmal genug schwarzen Membrosia für ein Vergnügungsschiff liefern, nicht zu reden von ganzen Planeten.«

»Woher kommt es also?«, fragte Leia.

»Das solltet Ihr uns sagen können«, erwiderte Raynar. »In der Galaktischen Allianz wimmelt es nur so von Biochemikern, die schlau genug sind, schwarzen Membrosia künstlich herzustellen. Wir schlagen vor, mit denen anzufangen.«

»Künstlicher Membrosia?«, wiederholte Han.

So langsam kam es ihm vor, als hätte er dieses Gespräch schon einmal geführt. Die Definition der Kolonie von Wahrheit war – höflich ausgedrückt – fließend, und ihr Anführer konnte unglaublich stur sein. Im vergangenen Jahr hatten sie Raynar buchstäblich eine Gorog-Leiche vor die Nase halten müssen, bevor er glauben wollte, dass es das Dunkle Nest tatsächlich gab. Und es war ebenso schwierig gewesen, ihn davon zu überzeugen, dass dieses Nest von genau jenen Dunklen Jedi gegründet worden war, die ihn während des Krieges gegen die Yuuzhan Vong von der Baanu Rass entführt hatten. Nun bekam Han das unangenehme Gefühl, dass es noch schwieriger werden würde, Raynar davon zu überzeugen, dass die Utegetu-Nester etwas falsch machten.

Er sah Luke an. »Daran haben wir noch gar nicht gedacht – synthetischer Membrosia. Das müssen wir überprüfen.«

»Ja, sicher.« Lukes Nicken hätte ein wenig überzeugender sein können. »Sobald wir zurück sind.«

»Gut.« Han sah wieder Raynar an. »Und da du so überzeugt davon bist, dass die Utegetu-Nester nichts falsch machen, stört es dich sicher auch nicht, uns ein Protokoll deines legitimen Handelsverkehrs mit der Galaktischen Allianz auszuhändigen. Es würde bei dem Piratenproblem wirklich helfen.«

Raynars Augen wurden größer und begannen erneut zu glühen. »Wir sprechen die Wahrheit, Captain Solo – die reine Wahrheit.«

»Die Jedi wissen das«, sagte Mara. »Aber die Galaktische Allianz muss davon erst noch überzeugt werden.«

»Und Staatschef Omas wird dich dafür entlohnen«, fügte Leia hinzu. »Sobald er überzeugt ist, dass die Utegetu-Nester diese Aktivitäten nicht unterstützen, ist er willens, der Kolonie ein Handelsabkommen anzubieten. Das würde größere Märkte für eure Exporte und niedrigere Importkosten bedeuten.«

»Und Regeln und Einschränkungen«, sagte Raynar. »Und die Kolonie wäre dafür verantwortlich, für ihre Einhaltung zu sorgen.«

»Nur für die, denen du vorher zugestimmt hast«, schränkte Leia ein. »Es würde wirklich helfen, die Kolonie …«

»Die Kolonie hat kein Interesse an den Vorschriften der Allianz.« Raynar trat näher an Luke und Mara heran und kehrte damit Han und Leia den Rücken zu, was deutlich machte, dass er nichts mehr über dieses Thema hören wollte. »Wir haben die Meister Skywalker hierher eingeladen, um darüber zu sprechen, was Unu über die Blutrache des Dunklen Nests herausgefunden hat.«

Leia ignorierte Raynars Verhalten. »Seltsam, dass du dich an die Blutrache erinnern kannst«, sagte sie zu Raynars Rücken, »und immer noch nicht weißt, was wirklich hier im Nebel los ist.«

Raynar schaute sie über die Schulter hinweg an. »Wie meint Ihr das?«

»Das weißt du ganz genau«, antwortete Han. »Das Dunkle Nest hat dich schon einmal getäuscht …«

Die Luft wurde ätzend von Killik-Aggressionspheromonen, und Raynar fuhr zu Han herum. »Es sind nicht wir, die getäuscht werden!« Dann fügte er mit einem Blick zu Leia hinzu: »Und das werden wir beweisen.«

»Bitte.« Leias trockener Tonfall deutete an, dass sie das Gleiche dachte wie Han: Es waren Raynar und die Unu, die hinters Licht geführt wurden, nicht sie.

Raynar tat das mit einem spöttischen Lächeln ab, dann wandte er sich Mara zu: »Als Ihr noch die Hand des Imperators wart, seid Ihr da jemals einer Person namens Daxar Ies begegnet?«

»Woher …« Maras Stimme brach, und sie hielt inne, um zu schlucken. »Woher hast du diesen Namen?«

»Seine Frau und seine Tochter kamen früh nach Hause.« Raynar klang plötzlich anklagend. »Sie ertappten Euch, als Ihr sein Büro durchsucht habt.«

Mara kniff die Augen zusammen und vermittelte nach außen hin wieder einen gefassten Eindruck. »Nur drei Personen wissen davon.«

»Und zwei von ihnen haben sich den Nestern angeschlossen.«

Luke streckte die Hand aus, um Mara zu stützen, was Han verriet, wie erschüttert sie sein musste.

»Also gut«, sagte Han. »Was ist hier los?«

»Daxar war eine …« Mara entzog Luke ihre Hand, und sie zwang sich, Han und Leia in die Augen zu sehen. »Er war eine Zielperson.«

»Eine von Palpatines Zielpersonen?«, fragte Leia

Mara nickte finster. Sie erinnerte sich nur äußerst ungern an ihre Zeit als einer von Palpatines »speziellen« Helfern. »Tatsächlich ist das der einzige Auftrag, den ich je vermasselt habe.«

»Ich würde nicht von Vermasseln sprechen«, wandte Raynar ein. »Immerhin habt Ihr die Zielperson eliminiert.«

»Das war nur ein Teil meines Auftrags.« Nun blickte Mara Raynar ausgesprochen wütend an. »Ich habe die Liste nicht gefunden … und ich habe Zeugen am Leben gelassen.«

»Ihr habt Beda Ies und ihre Tochter am Leben gelassen«, sagte Raynar. »Und ihnen gesagt, sie sollen für immer verschwinden.«

»Stimmt«, erwiderte Mara. »Und soweit ich weiß, ist ihnen nie etwas zugestoßen.«

»Sie wurden gut geschützt«, erklärte Raynar. »Gorog hat dafür gesorgt.«

»Moment mal«, meldete sich Han zu Wort. »Willst du behaupten, dass die Ies-Frauen sich dem Dunklen Nest angeschlossen haben?«

»Nein«, sagte Raynar. »Ich behaupte, sie haben es geschaffen.«

Han zog eine Grimasse, und Leias Augen blitzten erschrocken auf.

»Ich dachte, wir wüssten bereits, wie das Dunkle Nest entstand«, sagte sie. »Die Gorog wurden korrumpiert, als sie zu viele Chiss aufnahmen.«

»Wir haben uns geirrt«, erklärte Raynar.

Han befürchtete das Schlimmste. Um Frieden zwischen der Kolonie und den Chiss zu schaffen, war Leia gezwungen gewesen, die Wahrheit ein wenig zu verbiegen und eine Ursprungsgeschichte für das Dunkle Nest zu erfinden, die dazu führen sollte, dass die Killiks sich von den Chiss fernhielten. Die Kolonie hatte die neue Geschichte nur zu gern akzeptiert, denn sie war weniger schmerzhaft, als zu glauben, eines ihrer eigenen Nester könnte für die schrecklichen Dinge verantwortlich sein, die sie im Gorog-Nest gefunden hatten. Wenn Raynar und die Unu nun eine neue Version entwickelt hatten, konnte das nur bedeuten, dass sie ihre Ausdehnung in Richtung auf das Chiss-Territorium wieder beginnen wollten.

»Schau mal«, begann Han, »das haben wir doch alles längst durchgesprochen.«

»Wir haben neue Informationen.« Raynar blieb störrisch. Er sah wieder Mara an. »Mara Jade hat Beda Ies und ihrer Tochter gesagt, sie sollten verschwinden und sich nicht finden lassen. Sie sind in die Unbekannten Regionen geflohen und haben Zuflucht bei den Gorog gesucht – bevor sie zum Dunklen Nest wurden.«

»Tut mir leid, aber diese Geschichte zieht bei uns nicht«, sagte Han. »Du hättest die Ies-Frauen letztes Jahr erwähnen sollen.«

»Letztes Jahr wussten wir nichts von ihnen«, erwiderte Raynar.

»Das ist wirklich schade«, meinte Han. »Aber ihr könnt nicht einfach eine neue …«

»Han, ich glaube nicht, dass sie die Geschichte einfach erfunden haben«, unterbrach Mara ihn. »Sie wissen zu viel über das, was passiert ist. – Zumindest, was die beiden Ies-Frauen angeht.«

»Aber was ändert das, wenn diese Mädels sich einem Nest angeschlossen haben?« Han fragte sich langsam, auf welcher Seite Mara stand. »Das bedeutet doch nicht, dass sie das Dunkle Nest geschaffen haben. Auch wenn sie sich einem anderen Nest angeschlossen hätten, würde die Kolonie immer noch genug über sie wissen, um eine gute Geschichte daraus zu machen.«

»Unsere Geschichte ist wahr!«, widersprach Raynar. »Als Beda und Eremay sich dem Nest anschlossen, absorbierten die Gorog ihre Angst. Das gesamte Nest hat sich versteckt. Es wurde zum Dunklen Nest.«

Han wollte widersprechen, aber Leia nahm seinen Arm. »Han, es könnte die Wahrheit sein«, sagte sie. »Die reine Wahrheit. Wir müssen mehr hören.«

»Ja«, stimmte Saba zu. »Um Maras willen.«

Han ließ den Kopf hängen. »Verflixt noch mal.«

»Stören Sie sich nicht daran, Captain Solo«, tröstete Raynar. »Wir glauben die neue Wahrheit jetzt seit einiger Zeit. Nichts, was Sie sagen könnten, wird daran etwas ändern.«

»Vielen Dank«, murrte Han. »Das ist eine echte Hilfe.«

So etwas wie Humor blitzte in Raynars Augen auf. Er wandte sich wieder an Mara. »Wir sind sicher, den Rest könnt Ihr Euch inzwischen selbst denken«, erklärte er. »Gorog hat Euch letztes Jahr an der Absturzstelle erkannt …«

»Und angenommen, ich wäre gekommen, um die Liste zu finden«, schloss Mara. »Also haben sie zuerst angegriffen.«

Raynar schüttelte den Kopf. »Wenn es doch nur so einfach wäre! Gorog wollte Rache. Und das will Gorog immer noch. Rache an Euch.«

»Selbstverständlich.« Mara zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Ich habe Bedas Mann und Eremays Vater umgebracht und sie zu einem Leben im Exil gezwungen. Natürlich wollen sie mich umbringen lassen.«

»Sie wollen, dass Ihr leidet«, verbesserte Raynar sie. »Und dann wollen sie, dass Ihr sterbt.«

»Und Mara und Luke mussten den ganzen Weg hierherkommen, damit du ihnen das sagen kannst?«, fragte Han. Er konnte den Jedi – nun ja, zumindest den menschlichen Jedi – ansehen, dass sie alle überzeugt waren, dass Raynar die Wahrheit sagte. Aber etwas hier war faul, und das hatte er schon bei ihrer Ankunft auf dem Planeten begriffen. »Es war nicht möglich, einfach eine Botschaft zu schicken?«

»Das hätten wir tun können.« Raynar starrte Luke einen Moment an, dann drehte er sich um und schaute über den Sumpf hinweg zu den von Schaum überzogenen Wänden des Gartensaals. »Aber wir wollten sicher sein, dass Meister Skywalker die Dringlichkeit der Situation begreift.«

»Ah.« Luke folgte Raynars Blick über den Sumpf, und auf seiner Miene zeichnete sich nach und nach der gleiche Zorn ab, der in Han aufstieg. »Und Unus Wille ist nicht stark genug, um die Empfindung der Gorog zu ändern?«

»Es tut uns leid, Meister Skywalker – noch nicht.« Raynar wandte sich wieder vom Gartensaal ab und sah Luke kühl an. »Vielleicht brauchen wir uns ja später, wenn wir den Fizz aufgehalten haben, nicht mehr so sehr auf unsere eigenen Probleme zu konzentrieren.«

2

Der Hangar roch nach Hamogoni-Holz und Desinfektionsmittel, und die Luft war erfüllt vom Schwatzen und Surren der Killik-Arbeiter – überwiegend Frachtarbeiter und Wartungsmannschaften –, die von einer Aufgabe zur nächsten eilten. Der Falke stand hundert Meter weit drinnen und sah in dem opalfarbenen Licht täuschend sauber aus. Doch er befand sich direkt unterhalb eines der grauen Flecken, die jetzt überall die milchigen Wände des Hangars verunstalteten.

Luke übernahm die Führung und nutzte die Macht, um sich sanft durch das hektische Gewimmel zu drängen. Es ging wirklich nicht darum zu fliehen, aber sie wollten den Falken