Stop this Feeling - Nancy Salchow - E-Book

Stop this Feeling E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Was, wenn deine Sehnsucht stärker ist als die Vernunft? Drei Jahre lang hat Alicia ihr ganzes Herzblut in die Karriere der Teenie-Sängerin Celine gesteckt und ihr dadurch zum Durchbruch verholfen. Ausgerechnet an der Spitze ihres Erfolgs will der ehrgeizige Julien die talentierte Celine für ein anderes Musikprojekt abwerben. Was Alicia anfangs nur ein müdes Lächeln abverlangt, wird nach und nach zur ernsthaften Gefahr, denn Julien scheint seinem Job mit demselben Feuereifer nachzugehen wie Alicia. Alicia ist fest entschlossen, den unliebsamen Eindringling mit allen Mitteln zu vertreiben, doch dieser hat nicht nur ein Auge auf das Musikprojekt geworfen, sondern scheint vor allem von Alicia fasziniert zu sein. Als sich auch in ihr die ersten unerwünschten Gefühle für Julien regen und sie sich emotional auf viel zu dünnes Eis bewegt, scheint plötzlich nichts mehr, wie es war. Von einem Tag auf den anderen geraten ihre professionellen Ansichten ins Wanken, während sie sich in einen unaufhaltsamen Strudel aus Leidenschaft, Geheimnissen und Zweifeln ziehen lässt. Und während sie sich fragt, ob Julien möglicherweise etwas zu verbergen hat, wird ihr klar, dass sie sich auf ein Abenteuer eingelassen hat, das ihr komplettes Leben aus den Fugen reißen könnte. Dieses Buch enthält sehr eindeutige und leidenschaftliche Szenen. Es handelt sich um einen eigenständigen und in sich abgeschlossenen Roman und nicht um einen Teil einer Serie.

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Epilog

Impressum

Nancy Salchow

Stop this Feeling

Liebesroman

Über das Buch

Was, wenn deine Sehnsucht stärker ist als die Vernunft?

Drei Jahre lang hat Alicia ihr ganzes Herzblut in die Karriere der Teenie-Sängerin Celine gesteckt und ihr dadurch zum Durchbruch verholfen. Ausgerechnet an der Spitze ihres Erfolgs will der ehrgeizige Julien die talentierte Celine für ein anderes Musikprojekt abwerben.

Was Alicia anfangs nur ein müdes Lächeln abverlangt, wird nach und nach zur ernsthaften Gefahr, denn Julien scheint seinem Job mit demselben Feuereifer nachzugehen wie Alicia.

Alicia ist fest entschlossen, den unliebsamen Eindringling mit allen Mitteln zu vertreiben, doch dieser hat nicht nur ein Auge auf das Musikprojekt geworfen, sondern scheint vor allem von Alicia fasziniert zu sein. Als sich auch in ihr die ersten unerwünschten Gefühle für Julien regen und sie sich emotional auf viel zu dünnes Eis bewegt, scheint plötzlich nichts mehr, wie es war. Von einem Tag auf den anderen geraten ihre professionellen Ansichten ins Wanken, während sie sich in einen unaufhaltsamen Strudel aus Leidenschaft, Geheimnissen und Zweifeln ziehen lässt.

Und während sie sich fragt, ob Julien möglicherweise etwas zu verbergen hat, wird ihr klar, dass sie sich auf ein Abenteuer eingelassen hat, das ihr komplettes Leben aus den Fugen reißen könnte.

Dieses Buch enthält sehr eindeutige und leidenschaftliche Szenen. Es handelt sich um einen eigenständigen und in sich abgeschlossenen Roman und nicht um einen Teil einer Serie. Übereinstimmungen mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Prolog

Die Wellen streicheln meine nackten Waden, als ich in ungeduldigen Schritten ins Meer hineinlaufe. Die untergehende Sonne hat die Wasseroberfläche in rostiges Rot gefärbt, während sich der Rest des Strandes in geheimnisvoller Stille verliert.

Er braucht nicht lange, um mich einzuholen.

Schon nach wenigen Sekunden spüre ich seine Arme, die meine Taille von hinten umfassen.

»Warte«, flüstert er mir zu. Vielleicht ist es aber auch nur das Rauschen der Wellen, das aus seinen Worten ein Flüstern macht.

Ich drehe mich langsam um. Nach kurzem Zögern hebe ich den Blick. »Warum bist du mir gefolgt?«

»Wundert dich das etwa?« Er lässt seine Fingerspitze an meiner Schulter hinabgleiten.

Mein Shirt ist am Bauch von den Wellen durchnässt, ebenso wie seins. Eine Tatsache, die den Moment noch prickelnder macht.

Ich spüre, wie mich die Erregung mit ganzer Macht packt. Doch mein Verstand hat wie immer das letzte Wort.

»Du solltest nicht hier sein«, antworte ich leise.

»Im Moment ist die Chance, Antworten zu finden, in deiner Nähe nun mal am größten.«

Wie von selbst schleicht sich ein flüchtiges Lächeln auf meine Lippen. Seine Anwesenheit war nie zuvor spürbarer als in diesem Moment. Trotzdem weiß ich, dass wir nicht hier sein sollten. Zumindest nicht zur selben Zeit.

Ohne ein weiteres Wort wende ich mich von ihm ab und gehe tiefer ins Meer hinein. Doch er scheint nicht mal daran zu denken, sich abwimmeln zu lassen.

Ein, zwei entschlossene Schritte, dann steht er vor mir und umschließt mein Gesicht mit feuchten Händen.

»Scheiß auf die Vernunft«, sagt er mit fester Stimme, während seine Daumen meine Wangen streicheln.

»Es geht hier nicht nur um Vernunft«, flüstere ich, doch noch bevor ich weiterreden kann, spüre ich seine Lippen auf meinen.

Jeder Widerstand ist zwecklos, jedes Zögern nur verschwendete Zeit.

Sein Atem brennt auf meinen Wangen, seine kräftigen Hände umschließen meine Taille und wecken unerhörte Gedanken in mir.

In einem letzten Anflug von Besonnenheit löse ich mich aus seiner Berührung und lege die Hand gegen seine Brust.

»Das ist doch verrückt«, sage ich. »Und das weißt du auch.«

»Nein, das weiß ich nicht.« Er betrachtet mich irritiert. »Und wenn du ehrlich bist, weißt du selbst, wie lächerlich deine Zweifel sind. Warum sollten wir uns gegen etwas wehren, das sich so gut anfühlt?«

Ich möchte etwas antworten, doch für einen endlosen Moment lang verliere ich mich in seinem Blick, der vor meinen Augen zu verschwimmen scheint.

»Alicia«, flüstert er.

Ich sehe, wie er seine Lippen bewegt, doch ich kann ihn nicht mehr hören. Plötzlich ist alles um uns herum dunkel – als ich meine Augen öffne und erschrocken in die Höhe fahre, sind es nicht mehr die kühlen Wellen, die meine Haut umschließen, sondern zerwühlte Laken.

Meine Hand wandert auf das Kissen, während sich die Wände des leeren Schlafzimmers langsam in mein Bewusstsein stehlen.

Er ist nicht hier. Und irgendwie bin ich es auch nicht.

Kapitel 1

Alicia

»Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.« Ich schiebe die Van-Tür hinter mir zu, während mein Blick skeptisch über den leeren Parkplatz des Fastfood-Restaurants wandert.

»Ach, komm schon, Alicia.« Celine pufft mir fröhlich in die Hüfte. »Es ist kurz vor Mitternacht. Vermutlich ist um diese Uhrzeit eh kaum noch jemand hier.«

»Trotzdem.« Ich drehe mich zu den beiden Bodyguards um, die uns wortlos folgen. »Lass doch lieber Bob oder Chris reingehen und etwas für dich holen. Sie sind für deinen Schutz da – und dazu gehört auch, deinen knurrenden Magen vorm Verhungern zu beschützen.«

»Nun spiel doch nicht schon wieder die Spaßbremse, Alicia. Ich will endlich mal wieder wie alle anderen in ein Restaurant gehen und einfach nur meinen Burger essen.« Sie hebt theatralisch die Arme. »Die Talkshow ist prima gelaufen, ich finde, da haben wir uns eine kleine Belohnung verdient, oder?«

»Ich weiß nicht.«

»Macht euch keine Sorgen«, brummt Bob hinter uns. »Wir sind immer in eurer Nähe, Mädels.«

Ich mustere die beiden muskelbepackten Schränke. Mit ihren breiten Schultern und dem raspelkurzen dunklen Haar könnte man sie fast für Zwillinge halten.

»Komm schon«, Celine klopft mir lachend auf die Schulter, »was soll denn schon passieren?«

Für einen Moment mustere ich sie mit besorgtem Blick. Eine honigblonde Strähne hat sich aus ihrem Zopfgummi gelöst und fällt ihr ins schmale Gesicht. Ihr Grinsen ist unbeschwert, beinahe übermütig.

Bob geht vor und öffnet die Tür, um einen prüfenden Blick ins Innere des Restaurants zu werfen, dann nickt er uns zu.

Aufgedreht tänzelt Celine zum Tresen und betrachtet die Speisekarten-Leuchttafel mit großen Augen, während ich die Hände in die Taschen meiner Lederjacke schiebe und mich wie ein Schatten an ihre Fersen klebe.

»Du schaust schon wieder so!«, flüstert sie mir zu.

»Ach ja? Wie schaue ich denn?«

»Als wärst du meine Mutter und nicht meine Managerin.«

Ich seufze. »Das liegt daran, dass das hier gerade ziemlich unvernünftig ist.«

»Ach, du findest es unvernünftig, wenn ich ab und zu etwas ganz Normales tun möchte?«

»Muss ich dich echt an den Psycho-Fan von der Bielefeld-Show erinnern?«

»Wenn es danach geht, dürfte ich gar keinen Fuß mehr vor die Tür setzen. Außerdem sind wir nicht in Bielefeld, sondern in Rostock. Und in nicht mal einer Stunde sind wir endlich wieder zu Hause.« Sie atmet mit verklärtem Blick aus. »Und morgen früh werde ich endlich mal wieder in der Ostsee schwimmen. Nichts und niemand kann mich davon abhalten.«

»Erst mal schauen wir, wie wir diese Idee hier überleben, okay?« Ich schaue mich erneut um, das Restaurant ist zweifellos leer.

»Überleben«, wiederholt sie lachend, während sie sich erneut zur Leuchttafel umdreht. »Sag schon, was willst du? Die Pommes hier sind die besten.«

Bob und Chris, die in altvertrauter Wachsamkeit mit vor der Brust verschränkten Armen hinter uns stehen, geben mir einen Hauch von Sicherheit.

»Hallo«, begrüßt uns eine junge Frau mit schwarzen Locken, die unter ihrem Basecap hervorschauen, »was darf’s denn sein?«

Celine beginnt geradezu euphorisch mit ihrer Bestellung, während ich den Gesichtszügen der Bedienung beim Entgleisen zusehe. Sie hat eine Weile gebraucht, um Celine zu erkennen, trotzdem scheint sie krampfhaft darum bemüht, sich nichts anmerken zu lassen.

»... und dann noch einen Milchshake.« Celines Augen leuchten wie die eines Kindes an Weihnachten.

»Gerne.« Die Bedienung dreht sich um, um die Bestellung zusammenzustellen, während mein Blick erneut zur Eingangstür wandert.

Bleib ruhig, Alicia. Sie will einfach nur etwas Stinknormales tun. Und neunzehnjährige Mädels wollen nun mal hin und wieder einen Burger essen gehen.

Als die junge Frau das Essen aufs Tablett stellt, rückt sie endlich mit der Sprache heraus.

»Entschuldigung, dass ich dich das frage«, sie lächelt verlegen, »aber du bist doch Celine Hofer?«

Celine nickt. »Richtig erkannt.«

»Darf ich«, sie zieht ein Smartphone unter dem Tresen hervor, »vielleicht ein Selfie mit dir machen? Ich meine, nur wenn es dir nichts ausmacht.«

Ich spüre, wie sich mein Magen verkrampft.

Bleib cool! Es ist nur ein Foto. Was soll schon passieren?

»Klar.« Celine lächelt freundlich.

»Super.« Die Frau kommt hinter dem Tresen hervor, lehnt sich gegen Celine und hält das Handy in die Höhe.

Dann ist auch schon alles vorbei. Sie geht zurück an die Arbeit, Celine nimmt das Tablett in die Hand und wir suchen uns einen der Fenstertische.

»Und du bist dir sicher, dass du nichts willst?« Celine hält mir die Pommestüte unter die Nase.

»Danke, aber zu Hause wartet die übliche Tiefkühlpizza und eine neue Folge Suits auf mich.«

»Aber ihr nehmt doch was, oder?« Sie blinzelt zu Bob und Chris herüber, die sich an die gegenüberliegende Tischseite gesetzt haben.

Bob hebt die Hand. »Danke, aber iss du mal, Kleines. Wir sind im Dienst.«

»Ach, und im Dienst darf man nichts essen?« Sie beißt kichernd in ihren Burger. »Wusste ich gar nicht.«

Ich spüre, wie die Anspannung langsam von mir abfällt.

»Du warst echt toll heute.« Ich lehne mich zurück und betrachte sie mit stolzem Blick. »Dieser Fred ist echt ein superaufdringlicher Moderator und versucht ständig, irgendeinen Skandal heraus zu kitzeln. Aber du bist absolut cool geblieben.«

»Ach, so schlimm fand ich den gar nicht. Der ist doch eher ne Lachnummer, findest du nicht?«

»Eine sehr berühmte Lachnummer. Seine Show hat die besten Einschaltquoten.«

»Na, umso besser, dass ich mich nicht von ihm habe einschüchtern lassen.«

»Wie gesagt«, ich lege meine Hand auf ihre, »ich bin stolz auf dich, Süße.«

Für einen kurzen Moment flackert dasselbe schüchterne Lächeln auf, das sie mir bei unserer ersten Begegnung vor drei Jahren schenkte. Das Lächeln einer jungen Frau, die sich nichts weiter wünscht als jemanden, dem sie vertrauen kann. Jemanden, der an sie glaubt und sie ermutigt.

Doch schon wenige Sekunden später ist die selbstbewusste Celine zurück, die sich mit impulsivem Lachen zurücklehnt.

»Würdest du bitte aufhören, mich Süße zu nennen?« Sie pufft mir sanft mit der Faust gegen die Schulter. »Ich komme mir immer vor wie zwölf, wenn du das sagst.«

»Tut mir leid.« Ich grinse. »Manchmal muss ich mich selbst daran erinnern, dass du nicht meine Tochter bist.«

»Wäre auch ziemlich schwierig, wenn man bedenkt, dass du nur neun Jahre älter bist.«

»Apropos. Deine Eltern werden sich sicher freuen, dass du endlich wieder zu Hause bist. Unser Terminkalender war die letzten zwei Wochen ziemlich voll und deine Mutter hat mich ständig angemailt, um nach dir zu fragen.«

»Erinnere mich bloß nicht daran.« Sie macht einen Schmollmund. »Unser Grundstück ist mittlerweile zu einem Hochsicherheitstrakt geworden. Meterhoher Zaun, blickdichte Hecken und jetzt auch noch neue Fenster. Papa hat mir vorhin gerade Bilder geschickt.«

»Sie wollen nur dein Bestes.«

»Trotzdem komme ich mir manchmal wie eine Gefangene vor.«

»Du wolltest den Erfolg. Vergiss das nicht, Schätzchen.« Ich presse die Lippen aufeinander. »Alles hat seine Nachteile. Andererseits, wer kann mit neunzehn Jahren schon von sich behaupten, seit zwölf Wochen die Albumcharts anzuführen?«

Sie seufzt. »Du hast ja recht. Trotzdem würde ich das gern ab und zu vergessen.«

»Nun sind wir ja erst mal wieder zu Hause.«

»So gut wie.«

Ich nicke. »Die Promo-Tour ist prima gelaufen. Jetzt ist erst mal Entspannung angesagt. Und die Verträge fürs neue Album kannst du auch nächste Woche noch unterschreiben.«

»Verrückt, jetzt schon vom nächsten Album zu sprechen, wo das hier doch gerade erst erschienen ist.«

»So ist das Business, Baby.« Ich stütze mich auf mein Kinn. »Aber wenn es dir zu schnell geht, dann ...«

»Nein nein«, fällt sie mir ins Wort, »ich will das, Alicia. Du weißt, dass die Musik mein Leben ist.«

Gerade als sie erneut in den Burger beißen will, öffnet sich die Eingangstür. Eine seltsame Nervosität packt mich, die sich schon im nächsten Augenblick bestätigt.

Lautes Kichern, aufgeregte Stimmen.

Mädchen. Junge Männer. Blitzende Smartphones.

Bob und Chris springen in die Höhe und bauen sich vor Celine auf.

»Celiiiiiine! Nur ein Foto«, ruft eine hysterische junge Frau.

Stimmenwirrwarr. Blitzlichtgewitter.

»Scheiße Mann, wie haben die das herausgefunden?«, murmele ich, während ich mich mit Celine hinter Bob und Chris stelle.

Celines Blick wandert zum Tresen, doch die Bedienung ist nicht zu sehen.

»Instagram«, fluche ich wütend. »Sie muss das Selfie gepostet und dich markiert haben.«

»Das sind zu viele«, flüstert mir Celine zu. »Das sind einfach zu viele. Ich kann unmöglich alle ...« Noch bevor sie den Satz beendet hat, stürmt die nächste Menschentraube hinein.

Bob legt die Arme schützend um uns und begleitet uns durch die Masse nach draußen, während Chris mit entschlossenen Schritten vorausgeht.

Immer wieder stellt sich uns jemand mit dem Handy in den Weg. Eine Hand berührt meinen Oberarm, jemand fährt Celine mit den Fingern durchs Haar.

»Aus dem Weg«, brüllt Chris.

Nur ein Foto!

Immer wieder derselbe Satz, der aus verschiedenen Richtungen zu uns dringt.

Es ist nicht die erste Situation dieser Art, doch so kurz vor der Heimat fühlt es sich irgendwie seltsam an.

Celine und ich lassen uns von den Männern durch die Massen führen. Hin und wieder wirft sie jemandem ein flüchtiges Lächeln zu. Es ist typisch für sie, dass sie selbst in Stressmomenten noch um Freundlichkeit bemüht ist. Mich hingegen packt die blanke Wut.

Merken diese Leute denn nicht, dass sie gerade dabei sind, ein Mädchen zu bedrängen? Ein Mädchen, das vielleicht auf dem Papier erwachsen ist, doch im Herzen noch immer ein Kind?

Ich möchte sie anbrüllen, dass sie verschwinden und uns durchlassen sollen, doch das Blitzen der Handys nimmt mit jedem Schritt zu.

Schultern, die unsere berühren. Fingerspitzen, die unsere Wangen streifen.

Als wir den Ausgang erreicht haben und in die frische Abendluft hinaustreten, fühlt es sich wie das dumpfe Aufwachen an. Wie das Ende eines konfusen Traums.

»Kommt!« Bob packt Celine am Arm. »Der Van steht da vorn.«

Unsere Schritte werden größer, der Atem schneller. Rufe folgen uns. Grelle Lichter blitzen hinter uns auf.

Nichts wie weg von hier. Der Tag war lang genug.

Kapitel 2

Julien

Das zweistöckige Backsteinhaus liegt etwas abseits der schmalen Dorfstraße, die direkt zum Meer herunterführt. Eine sanfte Ostseebrise schleicht sich durch das offene Autofenster. Was für ein angenehmer Kontrast zur lärmenden Großstadt.

Ich steige aus dem Wagen und spiele für einen Moment mit dem Gedanken, hinunter zum Strand zu fahren und ein paar Bahnen in der Ostsee zu ziehen. Morgens hat man sicherlich die besten Chancen, dort ein wenig allein zu sein. Doch schon wenig später verwerfe ich den Gedanken wieder. Die Mission, die mich hergeführt hat, ist zu wichtig, um mich jetzt von Urlaubssehnsucht überwältigen zu lassen.

Ich nehme die Sonnenbrille ab und betrachte die etwas altmodische Fassade des Hauses. Und ausgerechnet hier soll die Managerin von Celine Hofer wohnen?

Hinter dem weißen Gartenzaun blühen diverse Blumen wild durcheinander. Keine Struktur, einfach nur buntes Chaos, das mich für einen kurzen Moment zum Lächeln bringt.

Ich atme tief durch, während ich mich der Haustür nähere und klingele.

Nichts passiert.

Ich schaue auf meine Armbanduhr. Kurz nach neun. Ob sie außer Haus unterwegs ist?

Als ich ein zweites Mal klingeln will, taucht ein Schatten hinter dem dicken Türglas auf.

Sie scheint jemand anderen erwartet zu haben, denn reflexartig bindet sie ihren Bademantel zu, als sie mich sieht. Nur flüchtig kann ich sehen, dass sie ein lavendelfarbenes Negligé trägt.

»Oh.« Ich schiebe die Sonnenbrille in mein Haar. »Habe ich Sie etwa geweckt?«

Sie streicht sich mit schmalen Augen eine Strähne aus dem Gesicht, doch ihre langen, kaffeebraunen Locken scheinen an diesem Morgen kein Interesse daran zu haben, irgendeine Struktur anzunehmen.

»Kenne ich Sie?«, brummt sie müde, während sie den Gürtel des Bademantels etwas straffer zieht.

»Ich bin Julien Berger«, ich reiche ihr die Hand, »wir haben gestern miteinander telefoniert.«

»Ach, Sie sind das.« Sie erwidert irritiert meinen Handschlag. »Alicia Nessler. Freut mich.«

»Sie sagten, dass Sie heute den ganzen Tag im Büro sein würden und gaben mir«, ich schaue erneut die Fassade hinauf, »genau diese Adresse. Arbeiten Sie von zu Hause aus?«

»Sozusagen.« Sie reibt sich die Augen. »Ehrlich gesagt hätte ich nicht erwartet, dass Sie noch vor dem Aufstehen hier auftauchen würden.« Sie pustet sich eine besonders widerspenstige Locke aus der Stirn. »Wir sind erst heute Nacht nach Hause gekommen.«

»Wir?«

»Na ja, ich war mit Celine auf Promo-Tour für ihr neues Album.«

»Celine. Ja natürlich.« Ich lächele. »Sie wohnt auch hier in der Nähe, richtig?«

Sie nickt verschlafen. »Wir wohnen beide am Rand von Wismar. Aber das ist ja kein Geheimnis, es ist nur ... Moment mal, warum fragen Sie mich das eigentlich alles?«

»Bin nur neugierig.« Ich schiebe die Hände in meine Hosentaschen, während ich sie schweigend betrachte. Die Tatsache, dass sie anscheinend gar kein Problem damit hat, im Bademantel vor mir zu stehen, macht sie umso interessanter. Auch ohne Make-Up und richtige Klamotten – oder gerade deshalb? – sieht sie einfach hinreißend aus. Eine Naturschönheit, die in sich ruht und der es offensichtlich egal ist, wie sie auf andere wirkt.

*

Alicia

Das wissende Lächeln, mit dem er mich betrachtet, verwirrt mich. Das kurze, rostbraune Haar und der Zehn-Tage-Bart geben ihm etwas Verwegenes, seine dunkelblauen Augen jedoch strahlen eine Wärme aus, die nicht so recht zu seinem selbstbewussten Grinsen passt.

Er ist vermutlich drei, höchstens fünf Jahre älter als ich. Anfang dreißig vielleicht?

Seine Augen scheinen mich regelrecht zu durchleuchten, trotzdem versuche ich, gelassen zu bleiben.

»Sie sagten, Sie arbeiten für Valerie Sandler?« Ich hebe die Augenbrauen.

Er nickt. »Genau genommen bin ich für Valerie das, was Sie für Celine sind. Ich bin ihr Manager.« Er lächelt. »So etwas wie der Fels in der Brandung, der sich um alles kümmert.«

Fels in der Brandung? Was für ein dämlicher Vergleich. Ich spiele mit dem Gedanken, ihn unter irgendeinem Vorwand wieder wegzuschicken. Andererseits sollte man es sich vermutlich nicht mit der rechten Hand der berühmtesten Sängerin Deutschlands verscherzen.

»Das ist schön.« Ich mühe mir ein Lächeln ab. »Und warum genau wollten Sie mich unbedingt persönlich sprechen?«

Er kommt einen Schritt näher. »Wollen wir das nicht vielleicht besser drinnen besprechen?«

»Natürlich.« Ich halte ihm die Tür auf. »Bitte entschuldigen Sie mein Outfit, aber wenn Sie es sich so lange in meinem Büro bequem machen wollen, gehe ich kurz nach oben und ziehe mich um.«

Ich gehe den Flur entlang und halte ihm die Tür des Arbeitszimmers auf.

»Machen Sie sich wegen mir keine Umstände.« Er nimmt auf der Ledercouch Platz. »Für unser Gespräch brauchen Sie kein anderes Outfit.«

Ich sehne mich danach, einfach nach oben zu gehen und noch zwei, drei Stunden Schlaf nachzuholen. Was, wenn ich ihn einfach abwimmele? Zwei Wochen nonstop unterwegs, da habe ich doch ein Anrecht auf wenigstens acht Stunden Schlaf am Stück. Oder?

Reiß dich zusammen, Alicia. Dieser Mann arbeitet für Valerie Sandler. Was auch immer er will, du solltest wenigstens Interesse vortäuschen.

Seufzend lasse ich mich auf den Ledersessel hinter meinem Schreibtisch fallen.

»Also schön.« Ich lehne mich erwartungsvoll zurück. »Wie kann ich Ihnen helfen, Herr ...«

»Wollen Sie mich nicht Julien nennen?« Er lächelt höflich. »Siezerei ist in unserer Branche doch eher hinderlich, oder?«

»Also schön, Julien, wie kann ich dir helfen?«

»Vielleicht bin ich ja derjenige, der dir helfen kann. Besser gesagt, dir und Celine.

---ENDE DER LESEPROBE---