The Rising of the Shield Hero – Light Novel 05 - Kugane Maruyama - E-Book

The Rising of the Shield Hero – Light Novel 05 E-Book

Kugane Maruyama

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Beschreibung

Endlich wurden der König und Main für das bestraft, was sie Naofumi angetan haben. Da nun jeder die Wahrheit kennt, wird der Held des Schildes allerorts anständig behandelt. Nachdem er und seine Gefährten schließlich den Klassenaufstieg vollzogen haben, geht es für sie auf den Inselarchipel Cal Mira. Dort treffen sie auf einen geheimnisvollen Mann und eine junge Frau, die sich ihnen als L'Arc Berg und Therese vorstellen. Sie könnten starke Mitstreiter für die anstehende Welle sein, doch ist es schlau, ihnen so schnell schon zu vertrauen?

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Inhaltsverzeichnis

Prolog: Der Klassenaufstieg

Kapitel 1: Die Gefährten der Helden

Kapitel 2: Die Helden besprechen sich

Kapitel 3: Wie man stärker wird

Kapitel 4: Waffen kopieren

Kapitel 5: Der Grabbesuch

Kapitel 6: Der Cal-Mira-Archipel

Kapitel 7: Die Taverne

Kapitel 8: Karma

Kapitel 9: Die Tage auf Cal Mira

Kapitel 10: Der Unterwassertempel

Kapitel 11: Der Interdimensions-Wal

Kapitel 12: L’Arc Berg

Kapitel 13: Seelenheilwasser

Epilog: Das Problem vor uns

Extrakapitel: Spannen im Badehaus

Prolog: Der Klassenaufstieg

Ich befand mich gerade in der Kirche eines Königreichs namens Melromarc.

Im Zentrum des Gebäudes stand eine gewaltige Sanduhr, durch die roter Sand rieselte.

»Ich hab hier irgendwie jedes Mal … so ein beklemmendes Gefühl. Liegt das daran, dass hier alles so hochheilig ist?«

»Geht mir genauso, Herr Naofumi.«

»Der Sand ist aber schön fein …«

Ich heiße Naofumi Iwatani.

Eigentlich kam ich aus dem Japan der Gegenwart, war Otaku und Universitätsstudent.

Eines Tages, es musste wohl schlechtes Karma gewesen sein, ging ich aus einer Laune heraus in die Bücherei. Ich hatte dort ein Buch mit dem Titel Traktat der Waffen der vier Heiligen entdeckt und las darin … Da fand ich mich mit einem Mal in einer fremden Welt wieder, in die man mich als Helden heraufbeschworen hatte.

Ich erfuhr, dass diese Welt von einem Unglück heimgesucht wurde: Sogenannte Wellen drohten, alles zu vernichten.

Sie traten periodisch auf und brachten Unmengen von Monstern mit sich, die die Menschen attackierten. Und damit die Bewohner dieser Welt jene Wellen überstanden, wollten sie nun, dass ich für sie kämpfte.

Anfangs erschien es mir wie ein Traum, und ich war total aufgeregt, doch dann begegnete ich einer gewissen Frau … Später sollte sie öffentlich wie privat nur noch unter dem Namen Bitch gehandelt werden, doch eigentlich war sie die erste Prinzessin dieses Reichs. Sie lockte mich in eine Falle, ich wurde zu Unrecht verdächtigt – und fortan haftete an mir das Stigma, ein Vergewaltiger zu sein. Aus diesem Grund wurde ich in die Rolle des Unterdrückten gedrängt und fand keine Gefährten.

Davon war ich jedenfalls überzeugt. Die Wahrheit sah jedoch völlig anders aus.

Jedenfalls führte das alles dazu, dass ich verglichen mit den anderen drei beschworenen Helden entwicklungsmäßig stark ins Hintertreffen geriet – dazu aber später mehr.

Ich stand vor dem ungeheuerlichen Dilemma, dass ich zwar kämpfen musste, jedoch keinerlei Unterstützung bekam.

Ich strengte mich jedoch auf meine eigene Weise mächtig an und schaffte es irgendwie zu überleben.

Einer Gegnerin, der die anderen Helden nicht gewachsen waren, lieferte ich sogar einen guten Kampf … Dennoch wendete sich meine Lage nicht zum Besseren. Im Gegenteil: Es wurden nur noch weitere falsche Anschuldigungen gegen mich vorgebracht.

Dies war das Reich Melromarc, das mich beschworen hatte. Hier standen die Menschen an oberster Stelle, und es regierte eine Königin.

Die Thronfolge wurde über die Frauen der königlichen Familie geregelt. Und ausgerechnet in einem solchen Reich machte man jetzt Jagd auf mich, weil ich angeblich die erste Thronfolgerin Melty entführt hatte.

Melty war die kleine Schwester der Bitch. Sie war ein unerschrockenes Mädchen.

Ihre Mutter, die Königin, setzte großes Vertrauen in sie und hatte sie daher in der Erbrangfolge über die Bitch gestellt.

Da man mir derart gewaltsam die Schuld zuschieben wollte, machten wir uns schließlich auf den Weg zu Meltys Mutter, um sie um Hilfe zu ersuchen.

Auf diese Weise konnte schließlich meine Unschuld bewiesen werden.

Hinter der ganzen Angelegenheit hatte die Drei-Helden-Kirche gesteckt, die die Staatsreligion des Reichs stellte.

Von den vier Waffen, die die Helden symbolisierten, verehrte man dort lediglich drei. Der Besitzer der geächteten Waffe hingegen wurde als Feind angesehen.

Und wer war nun dieser Feind? Ich – der Held des Schildes!

Dass man mich ächtete, hatte in Wahrheit also religiöse Gründe, und die vermeintliche Vergewaltigung hatte gar nichts damit zu tun.

Melromarc bekriegte sich seit vielen Jahren mit einem benachbarten Subhumanoidenreich. Hier war die Ursache zu suchen …

Subhumanoiden waren den Menschen sehr ähnlich, hatten jedoch zum Beispiel die Ohren oder den Schwanz bestimmter Tiere. Ich sah zwar nicht so recht ein, was das mit mir zu tun haben sollte, aber anscheinend verehrten die Subhumanoiden den Schildhelden.

Jedenfalls hassten die Menschen mich so sehr, weil ich der religiöse Feind war.

Ich fragte mich fortwährend, wie ich unter diesen Umständen weitermachen sollte.

Letztendlich gelang es mir und meinen Gefährten aber, die Sache zu einem Abschluss zu bringen, indem wir den Rädelsführer ausschalteten. Er, das Oberhaupt der Drei-Helden-Kirche, war in erster Linie für die Diskriminierung des Schildhelden verantwortlich.

Im Kampf gegen den Kirchenvater wandte ich einen Skill namens »Blood Sacrifice« an, der in meinem Schild des Ingrimms aus der Curse Series schlummerte.

So konnte ich zwar unseren Gegner bezwingen, aber der Preis war hoch: Den Skill auszulösen, fügte mir selbst Wunden zu und mich traf der Fluch des Schildes, durch den meine Leistungsfähigkeit herabgesetzt wurde.

Immerhin konnte so meine Unschuld bewiesen werden, und ich hatte endlich den gleichen Stand wie die anderen Helden.

Soeben hatte die Königin beschlossen, dass in diesem Reich künftig die Vier-Helden-Kirche zur Staatsreligion erklärt werde.

»Also wirklich … Dein Verstand zeigt sich immer nur dann, wenn es darum geht, Herrn Iwatani Steine in den Weg zu legen, oder?«

»So sieht’s aus«, sagte ich.

Gerade quetschte die Königin Melromarcs den König aus – mittlerweile gemeinhin als Drecksack bekannt –, den sie in Eis eingeschlossen hatte.

Während ihrer Abwesenheit hatte er als ihr Stellvertreter gemacht, was immer er wollte, hatte mir Verbrechen angehängt und mich schikaniert. Als Strafe hierfür hatte sie ihm einen neuen Namen gegeben und ihm seine Funktion als ihr Repräsentant aberkannt.

»Uoooooooooooh!«

Ich sah mir den Drecksack an. Nur sein Kopf guckte noch aus dem Eis hervor.

Sein gepeinigtes Gesicht wandte er aber nicht seiner Bestraferin zu, sondern mir.

Die Freude, ihn so voller Widerwillen zu sehen … wollte sich irgendwie nicht einstellen.

Wieso musste ich mir das überhaupt ansehen?

Unwissentlich hatte sich der Drecksack an der Intrige um Meltys Entführung beteiligt. Und nun bestrafte ihn dafür die Königin, die das Land regierte, das mich gerufen hatte.

Mit dem Wirbel, den die Drei-Helden-Kirche verursacht hatte, hatte er offenbar nichts zu tun gehabt.

Lieber wäre mir gewesen, wenn er ins Exil geschickt worden wäre, aber wenn wir ihn aufs Geratewohl davonjagten, würde wohl auch nichts Vernünftiges dabei herauskommen. Auch seine Tochter, die Bitch, war verurteilt worden, und alle Privilegien ihrer Geburt waren ihr entzogen worden. Bitch war ihr neuer Name, und auf Abenteuern würde jeder den Namen Flittchen für sie verwenden müssen.

Es hieß zudem, sie habe sich nach Belieben aus der Schatzkammer bedient, um ihren Luxus zu finanzieren. Diese Schulden würde sie nun zurückzahlen müssen.

Die Königin schien, oberflächlich betrachtet, alles wunderbar im Griff zu haben.

Nun, da die Welt ihrem Untergang entgegensah, untersagte sie die Diskriminierung der Subhumanoiden – was in Melromarc vorher Programm gewesen war –, und bat den Helden des Schildes, eben noch Staatsfeind, um Kooperation. Sie hatte offenbar vor, ihrerseits mit Unterstützung nicht zu geizen.

Ihren Mund verbarg sie oft hinter einem Fächer, und sie kleidete sich sehr jugendlich … Sie war eine schöne Frau und wirkte nicht älter als Ende zwanzig. Man stutzte daher einen Moment, wenn man erfuhr, dass sie die Mutter der beiden Prinzessinnen war.

»Grrr!«

Der bis zum Hals vereiste König funkelte mich böse an. Geschah ihm nur recht, wenn er so einen Blödsinn anstellte. Erst hatte er mich auf eigene Faust beschworen, und dann hatte er mich nur schikaniert.

Aber es war wohl an der Zeit, zum nächsten Punkt auf der Tagesordnung überzugehen.

»Können wir’s erst mal dabei belassen? Ich würde gern schnell den Klassenaufstieg machen.«

Aber genug erzählt von der Lage im Reich und dem Hergang meiner Freisprechung. Wenden wir uns ganz den Schwierigkeiten zu, in denen ich aktuell steckte.

In dieser Welt gab es, so komisch das auch klingen mag, so etwas wie Erfahrungsstufen in einem Videospiel. Wenn man Monster besiegte, gab es Erfahrungspunkte. So stiegen zusammen mit dem Level die Fähigkeiten, und man wurde stärker. Und je stärker man wurde, desto mächtigere Monster konnte man besiegen.

Dies gefiel mir gut an dieser Welt: Wenn man sich nur genug Mühe gab, konnte man praktisch dabei zusehen, wie die eigenen Werte anstiegen.

Doch leider … gab es da ein Problem.

Ich war der Held des Schildes und konnte mit dem Schild, den ich seit meiner Beschwörung mit mir führte, keinen Gegner verletzen, selbst dann nicht, wenn ich damit auf ihn einschlug. Dafür hatte dieser legendäre Schild eine hohe Verteidigungskraft, und ich verdankte ihm auch alle möglichen Spezialfähigkeiten. Ich konnte jedoch keine Gegner besiegen, was effektiv hieß, dass ich allein überhaupt nicht kämpfen konnte. Deshalb hatte es mich anfangs auch in so große Nöte gestürzt, wegen meiner Ächtung keine Gefährten gewinnen zu können.

»Hm … Ihr habt wohl recht.«

»Ist es endlich vorbei?«, grummelte Raphtalia, ein wenig überdrüssig.

Raphtalia hatte ich mir in jener gefährtenlosen Zeit als Sklavin gekauft, um an Kampfkraft zu kommen.

Sie war einer der besagten Subhumanoiden, die in diesem Reich auf so viel Abscheu und Diskriminierung stießen.

Sie hatte die Ohren und den Schwanz eines Waschbären … Das war anscheinend eine der Unterarten der Subhumanoiden. Als ich sie mir zugelegt hatte, war sie noch ein kleines Kind gewesen, aber Subhumanoide wuchsen mit dem Hochleveln rasch heran, sodass sie Kämpfen besser gewachsen waren.

Deshalb hatte sie praktisch über Nacht das Äußere eines etwa achtzehnjährigen hübschen Mädchens erreicht.

Als die erste Welle über diese Welt hereingebrochen war, hatte sie ihr Heimatdorf und ihre Eltern verloren. Nun zog ich sie an ihrer Stelle auf. Ich konnte mich auf sie verlassen, als wäre sie mein eigenes Kind.

»Na ja, ich könnte wohl ewig zusehen, wie der Drecksack gefoltert wird«, sagte ich in Richtung des Vereisten, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.

»Aber Herr Naofumi!«

»Grrr … Schiiild …!«

»Du bist still!«

Nun hatten Drecksack und ich beide unser Fett weg.

Na, meinetwegen. Raphtalia war generell ziemlich ernsthaft. Mittlerweile lief das bei uns regelmäßig so ab: Wenn ich irgendetwas Komisches anstellen wollte, fungierte sie als mein Bremsklotz.

»Meister, wie lange noooch?«

»Ist gleich so weit.«

Das Mädchen, das mich gerade angesprochen hatte, hieß Filo.

Im Augenblick sah sie wie ein blondes, blauäugiges Mädchen aus, dem als besonderes Gimmick auf dem Kopf ein einzelner Idiotenzipfel wuchs. Auf dem Rücken hatte sie Flügel, was sie wie ein Engelsmädchen aussehen ließ.

Auch sie war im Großen und Ganzen eine verlässliche Gefährtin. Aber sie … Wie erklärt man das am besten?

»Was ist denn noooch?«

Eigentlich hatte ich sie mir als Haustier zugelegt. Ich hatte an einer Monsterei-Lotterie teilgenommen, und sie war mein Preis gewesen.

Aus jenem Ei war ein kleiner Filolial geschlüpft, eins der Vogelmonster, die auf dieser Welt die Kutschen zogen … Allerdings nahm deren Entwicklung anscheinend einen besonderen Verlauf, wenn ein Held sie aufzog. Auf diese Weise hatte sie die Fähigkeit erlangt, diese Engelsform anzunehmen.

Sah man sie so, mochte man sie für ein entzückendes, etwa zehnjähriges Mädchen halten. Ihre wahre Gestalt jedoch war die eines Vogelmonsters. Und zwar einer sogenannten Filolial-Königin.

Unter meinen Gefährtinnen hatte sie mittlerweile eine Schlüsselrolle als Angreiferin inne, aber … Sie war eben doch ein Vogel und daher eine ganz schöne Nervensäge. Wenn wir auf unseren Handelsfahrten im Freien übernachteten, riss sie einen zum Beispiel in aller Frühe aus dem Schlaf.

Während der jüngsten Verwicklungen war Prinzessin Melty mit uns gereist, und dabei hatten sie und Filo sich eng angefreundet. Filos Naturell war naiv, und manchmal hatte sie ein loses Mundwerk. Einen eigenen Charme hatte sie schon – wenn sie nicht gerade irgendwelchen Blödsinn redete.

»Du denkst wieder was Gemeines!«

»Kann schon sein.«

Dafür hatten sie beide ein feines Gespür: Wenn ich irgendetwas Freches dachte, merkten sie das in der Regel sofort.

Nun, so viel jedenfalls zu meinen Gefährtinnen.

Dass wir nun in der Kirche vor der Drachensanduhr standen, hing mit den Leveln zusammen, von denen ich bereits erzählt hatte.

Als einer der Helden konnte ich unbegrenzt hochleveln, aber bei den Bewohnern dieser Welt gab es ein Limit.

Raphtalia und Filo hatten beide Level 40 erreicht und waren damit an der Obergrenze. Um sie zu überwinden, mussten sie das Ritual des Klassenaufstiegs durchlaufen. Und hierfür brauchten wir die Drachensanduhr, die unter der Aufsicht der Krone stand. Anhand dieser Uhr ließ sich abschätzen, wie viel Zeit noch bis zur nächsten Welle sein würde, aber sie kam auch bei Klassenaufstiegen zum Einsatz.

Wir waren schon einmal mit der Absicht hergekommen, diesen Ritus durchzuführen, aber der Drecksack hatte sich uns in den Weg gestellt. Für mich war das kein Problem gewesen, aber für Raphtalia und Filo bedeutete es das Ende der Fahnenstange, wenn sie ihren Aufstieg nicht bekamen.

Nun, da die ganze Sache bereinigt war, hatten wir der Königin davon berichtet. Sie war erschienen, um sich die Umstände erklären zu lassen – den Drecksack im Schlepptau.

Der hatte sich natürlich nur herausgeredet. Erst als sie ihn bis zum Kinn in Eis gepackt hatte, hatte er gestanden.

Ich hatte mir das alles höhnisch mitangesehen. Komisch, das von sich selbst zu sagen – aber ich war nun mal charakterlich so verdorben. Und es stand mir wohl zu, ihn auszulachen, nachdem er mir die letzten Monate so sehr das Leben schwer gemacht hatte. Von außen betrachtet mochte ich deswegen natürlich grausam erscheinen.

»Ach, was ist eigentlich aus der Ordensschwester geworden?«

Sie hatte sich mir gegenüber mies verhalten und mich aufgeregt, aber diesmal hatte uns an ihrer Stelle ein Soldat empfangen.

»Als Untergebene des Heiligen Vaters war sie bei der Entscheidungsschlacht zugegen und wurde zusammen mit allen anderen verhaftet.«

Aha, sie hatten sie also weggesperrt? Geschah ihr recht!

»Und? Wie geht das jetzt mit dem Klassenaufstieg?«

»Nennt uns bitte zunächst die Personen, die den Klassenaufstieg machen sollen.«

Erst vor Kurzem hatte ich noch geglaubt, dass wir hier niemals das Ritual absolvieren würden. Ich wusste kaum, wie mir geschah.

Zu der Zeit … hatte ich erwogen, in eines der Subhumanoidenreiche zu gehen, entweder Schildwelt oder Schildfrieden.

Dann waren wir jedoch in die Entführungsgeschichte um Melty verwickelt worden, und letzten Endes konnten wir es nun anscheinend doch hier machen.

Ich wollte die Königin nicht länger warten lassen … und blickte auffordernd Raphtalia und Filo an.

»Iiich!« Filo hob die Hand. »Ich will als Erste!«

Ich schaute Raphtalia an: Sie nickte.

»Gut, dann lasse ich Filo zuerst aufsteigen.«

»Jippie!« Sie tapste vorwärts.

»Nimm nun bitte eine bequeme Haltung ein, berühre die Drachensanduhr und konzentriere dich.«

»So?«

Filo kehrte in ihre Monsterform zurück und legte bedächtig ihren Flügel an die Uhr. Wo sie das Glas berührte, liefen in alle Richtungen Wellen aus Licht durch den Sand. Es kam mir wie eine Halluzination vor.

»Und nun beginnt bitte mit der Zeremonie des Klassenaufstiegs.«

Auf Geheiß der Königin stellten sich Soldaten in einem Kreis um die Drachensanduhr auf und gossen eine Flüssigkeit in Rillen im Boden, die wohl ein magisches Zeichen darstellten.

»Nanu? Ich glaub, ich hör was …«

»Konzentriere dich.«

»Naaa gut.«

Langsam schloss Filo die Augen und breitete die Flügel aus.

Die Drachensanduhr begann schwach zu leuchten, und dann lief das Licht die magischen Rillen entlang.

Schließlich umfing es Filo, die in der Mitte stand.

»Und nun wähle deine eigene Zukunft.«

»Ah, jetzt kann ich irgendwas sehen …«, murmelte Filo, die Augen noch immer geschlossen.

In dem Moment sah ich vor mir ein Icon, das Filo im Miniaturformat zeigte, und dann bildeten sich Verästelungen … Ein Baum, um es in Gamer-Sprache zu sagen.

»Dieses Monster steht in Euren Diensten, nicht wahr? Dann wählt bitte Ihr, Herr Iwatani.«

Ich hatte ja bereits erzählt, dass Filo eigentlich ein Monster war. Wenn man ein Monster für sich arbeiten lassen wollte, bekam es ein magisches Muster aufgesprochen, ein sogenanntes Monstersiegel. Tat es daraufhin nicht, was der Besitzer befahl, so wurden ihm Schmerzen zugefügt, und es litt Qualen. Das Siegel verlieh einem die Macht über Leben und Tod. Und es sah ganz so aus, als hätte ich als Filos Besitzer ebenfalls die Entscheidungsgewalt über ihren Klassenaufstieg.

»Ach, so was kann man also auch machen?«

Vor meinen Augen erschienen verschiedene Entwicklungswege, die Filolials nehmen konnten. Aber die Wahl lag bei mir.

»Das ist etwas, was Filo selbst entscheiden sollte. Das kann ich ihr nicht einfach wegnehmen.«

Ich wählte »Ablehnen«. Dann fragte mich ein Pop-up, ob das Monster selbst entscheiden sollte, und ich klickte auf »Zustimmen«.

»Oh! Da sind jetzt ganz viele Sachen! Was nehm ich denn mal …«

Filo kniff die Augen zusammen und dachte fröhlich darüber nach, welchen Weg sie wählen wollte.

Ich hätte ihr das abnehmen können, aber hier ging es schließlich um Filos Leben, daher sollte die Entscheidung bei ihr liegen.

Genau. Raphtalia wollte ich dasselbe sagen.

»Raphtalia. Ich lass es dich auch so machen … Wenn die Wellen irgendwann vorbei sind, kehre ich in meine eigene Welt zurück. Darum solltest du selbst wählen, und zwar so, dass du hinterher gut durchs Leben kommst. In Ordnung?«

»Ich wäre aber mit jeder deiner Entscheidungen einverstanden, Herr Naofumi …«

»Es wäre nicht richtig.«

»Na gut.«

Raphtalia nickte, sah aber unzufrieden aus.

Wenn ich für sie entschied, dann bereute sie es vielleicht irgendwann. Das wäre das Schlimmste.

Ich vertraute ihr. Darum wollte ich ja gerade, dass sie so etwas selbst entschied.

Nun, wofür würde sich Filo wohl entscheiden?

Dann begann mit einem Mal jene Kammfeder auf ihrem Kopf zu leuchten, die in ihrer Menschengestalt die Form einer albernen Locke annahm.

»Hä?«

Das Strahlen wurde immer heller, und dann gab es plötzlich einen Lichtblitz.

Einen Moment lang war ich blind. Ich blinzelte mehrmals und blickte in Filos Richtung.

Äußerlich … sah ich keine große Veränderung. Nur die Kamm-feder wirkte ein klein wenig prächtiger. Irgendwie sah es aus, als … hätte sie eine Minikrone auf.

»Sie scheint ihren Klassenaufstieg unbeschadet überstanden zu haben.«

»Ja?«

Ich warf einen Blick auf Filos Statusanzeige. Und tatsächlich: Der Stern neben ihrem Level war verschwunden.

Er hatte darauf hingewiesen, dass sie die Obergrenze erreicht hatte. Dass er nun fort war, konnte nur eins bedeuten: Ihr Limit hatte sich nach oben verschoben.

Ich sah mir ihre Werte genauer an und stellte fest, dass sie sich im Durchschnitt nahezu verdoppelt hatten. Das passierte also beim Klassenaufstieg …

»Hm … Das ist aber ganz schön heftig, oder?«

Ihre Werte waren von Haus aus schon eher hoch gewesen. Aber nun war sie offenbar noch deutlich stärker geworden.

Versuchsweise verglich ich meine eigenen Werte mit ihren, und der Unterschied … Oha, fast alle ihre Werte waren höher als meine!

Und zwar höher als meine ursprünglichen, ehe der Fluch sie abgesenkt hatte.

Nur an Verteidigungskraft war ich ihr noch überlegen!

»Ähm … Ich konnte mir nichts aussuchen …«

Filo nahm wieder ihre Menschenform an und kam zu mir gelaufen. Ihre Stimme klang gepresst, als könnte sie jederzeit losweinen.

»Was war denn los?«

»Ich wollte lernen, wie man Gift spuckt, aber dann war plötzlich was Neues da und hat sich selbst ausgewählt!«

Filo hatte in der Vergangenheit gegen starke Monster gekämpft, die Gift benutzen konnten, und seither träumte sie davon, das auch zu lernen.

Mach dir nichts draus. Du kannst zwar kein Gift spucken, aber deine scharfe Zunge hast du ja noch.

»Es hat so ausgesehen, als würde deine Schmalzlocke leuchten.«

»Hmpf …«

»Filo, lass dich nicht entmutigen …« Raphtalia streichelte der enttäuschten Filo über den Kopf. »Wenn du stärker wirst, kannst du es ja vielleicht noch lernen, oder?«

»Echt? Dann streng ich mich richtig an!«

»So, jetzt du, Raphtalia.«

»O… Okay.«

Nun berührte auch sie die Sanduhr. Anschließend schütteten die Soldaten wieder ihre Flüssigkeit in die Rillen, und das magische Zeichen begann zu leuchten. Wie erwartet erschien ein Icon vor meinen Augen.

Nun … Dann wollte ich mal auf »Ablehnen« drücken …

Doch plötzlich teilte sich mit einem Mal Filos Kammfeder in der Mitte, und die eine Hälfte flog auf mich zu.

»Ah!! Was ist das denn?! Filo!«

»Das war ich nicht!«

Sie war es nicht gewesen?! Aber hatte dann etwa ihre Locke selbständig irgendetwas gemacht?!

Raphtalia blickte mich mit großen Augen an.

»Herr Naofumi?!«

Die Locke löste sich vor meinen Augen auf und es tauchte eine neue Option auf, die es gar nicht geben dürfte, und wählte sich automatisch aus.

»Ah?!«

Raphtalias spitzer Schrei hallte durch die Kirche.

Ein grelles Licht erfüllte den Saal und dichter Rauch stieg auf.

Das lief nun aber ein bisschen anders ab als bei Filo …

Als sich der Qualm verzogen hatte, sah ich Raphtalia: Sie hustete und blickte in meine Richtung.

»G… Geht’s dir gut?«

»J… Ja. Alles in Ordnung, aber …«

Was war denn nur passiert?

Voller Sorge rief ich Raphtalias Status auf.

Auch bei ihr war der Stern verschwunden, und alle Werte waren beinahe doppelt so hoch wie zuvor.

»Was ist passiert?«

»Das weiß ich auch nicht. Irgendwie wurde einfach automatisch etwas ausgewählt … Ich hatte erst ein ganz ungutes Gefühl, aber es scheint kein Problem zu geben.«

»Ach, nein? Na, dann ist es ja gut, aber … Was fällt ihr denn ein, sich einfach unseren Klassenaufstieg unter den Nagel zu reißen?«

»Von wem sprichst du?«

»Na, diese Locke auf Filos Kopf hat ihr doch Fitoria gegeben!«

»Hm … Das stimmt!«

Als wir wegen Meltys vermeintlicher Entführung auf der Flucht gewesen waren, war uns Fitoria begegnet, die superstarke legendäre Königin aller Filolials.

Sie hatte Filo im Kämpfen unterwiesen und ihr anschließend diese Strähne verpasst. Außerdem hatte sie meine Rüstung mit ihren Kräften gesegnet. Im Gegenzug war mir befohlen worden, mich den anderen Helden anzunähern.

Außerdem hatte sie mir noch gedroht, uns alle vier umzubringen, wenn ich mich nicht daran hielt …

»Wovon sprecht Ihr da?«

Hm? Aus irgendeinem Grund leuchteten die Augen der Königin.

Ich erzählte ihr, was sich damals ereignet hatte.

»Tatsächlich? Diese Königin der Filolials hätte ich auch gern kennengelernt …«

»Darum geht’s doch gerade gar nicht!«

Allem Anschein nach wusste die Königin über die Helden gut Bescheid, und Meltys Erzählungen zufolge hatte ihre Mutter mit ihr früher gern legendäre Orte aufgesucht.

War es etwa eins ihrer Hobbys, Nachforschungen zu Legenden zu betreiben?

Ihre Tochter Melty hatte ein außerordentliches Interesse an Filolials gezeigt. Ein klarer Fall: Wie die Mutter, so die Tochter.

Aber was ließ ich mich schon wieder von so etwas ablenken?

»Und wie ist bei euch beiden die Verfassung?«

»Ich fühle mich körperlich stärker als zuvor.«

»Ach ja? Das ist ja schon mal schön, aber …«

»Die Federn der Filolial-Großkönigin also … Ich verstehe zwar nicht so recht, was es damit auf sich hat …« In der Stimme der Königin schwang Bedauern mit. »Aber es soll durchaus gelegentlich möglich sein, bei einem Klassenaufstieg mit bestimmten Hilfsmitteln spezielle Veränderungen zu bewirken. Wahrscheinlich … Wir sollten einfach beten, dass es eine gute Bewandtnis damit hat.«

»Jepp …«

»Wie sehr haben sich Eure Fähigkeiten denn verbessert?«

»Alle Werte sind rund doppelt so hoch wie vor dem Aufstieg.«

»Doppelt so hoch?!«

Die Königin war sichtlich erschrocken. Dann war dies wohl keine gewöhnliche Steigerung. Folglich mussten diese Filolial-Königinnen-Federn als eine Art Medium fungiert haben. Ich freute mich natürlich, dass sich die Werte der Mädchen so sehr verbessert hatten.

»Eigentlich … ist es bereits als Erfolg zu verbuchen, wenn nur ein Status-Eintrag die anderthalbfache Steigerung erfährt. Eure Gefährten sind jedoch insgesamt stärker geworden, nicht wahr?«

Es gab alle möglichen Werte: HP, MP, SP, Angriffskraft, Verteidigungskraft, Gewandtheit, Stärke … Daneben gab es noch verschiedene kleinere Details, aber dies waren die Dinge, die ins Auge sprangen.

Ach ja: SP hatten Raphtalia und Filo nicht. Dieser Eintrag fand sich nur bei den Helden.

Als die Königin gesagt hatte, es erhöhe sich für gewöhnlich nur ein Wert, da hatte sie sicher diese Statuswerte gemeint. Dass sich zum Beispiel die Angriffskraft anderthalbfach erhöhte oder so.

»Wow, echt? Dann haben wir ja ganz schön profitiert!«

Die Mädchen guckten jedoch skeptisch.

Ich konnte schon nachvollziehen, wie sie sich fühlten. Games, in denen Klassenaufstiege vorkamen, verwendeten öfter so ein System. Das war auch eine nette Sache, da man selbst auswählen konnte.

»Na dann … Hängt euch mal rein.«

»Uh … Irgendwie bin ich jetzt traurig.«

»Ich auuuch.«

»Wollt Ihr den Aufstieg rückgängig machen?«, erkundigte sich die Königin.

Rückgängig machen? Wie jetzt?

»Das geht?«

»Eigentlich ist das als Strafe für Verbrecher gedacht, aber möglich wäre es durchaus.«

Ein Klassenaufstieg war also keine endgültige Angelegenheit?

Das ganze System schien mir den Klassenwechsel-Systemen in Onlinespielen recht ähnlich. Dort ließ sich so etwas jedoch in der Regel nicht umkehren.

»Durch einen Level-Reset lässt sich ein Klassenaufstieg annullieren. In dem Fall fangt Ihr wieder bei Level 1 an.«

»Ui … Das ist aber hart.«

Egal ob Raphtalia oder Filo, wenn eine der beiden zu diesem Zeitpunkt wieder auf Level 1 absänke, würde mich das vor ein Riesenproblem stellen. Allein im Hinblick auf die nächste Welle … Und wir wurden ohnehin ständig in irgendwelche albernen Kämpfe verwickelt.

Dies war also eine mögliche Strafe …

Einleuchtend … Diese Welt war so videospielmäßig, da überraschte es mich gar nicht, dass es eine solche Strafe gab.

Allerdings eine extrem unangenehme! Man rackerte sich ewig ab, um aufzusteigen, und war mit einem Schlag wieder bei null.

Nun … Was sollten wir tun?

»Ich will’s rückgängig machen! Ich will Gift spucken können!«

Kannst du doch schon, Filo. Lass gut sein.

»Ich glaub, das bringt nichts. Deine Kammfeder hat das doch verursacht. Da kommt am Ende bestimmt wieder dasselbe raus.«

»Uh …«

»Und was ist mit dir, Raphtalia?«

»Ich hatte ohnehin keine feste Vorstellung. Ich wollte nur so stark wie möglich werden. Insofern soll es mir recht sein.«

Nun, offenbar hatten ja beide viel mehr an Stärke gewonnen als bei einem gewöhnlichen Klassenaufstieg.

Auch Raphtalias Werte waren nun besser als meine.

»Okay … Wollen wir dann mal wieder?«

»Ja.«

»Uh … Ich wollte Giiift …«

»Du bist auch so schon giftig genug.«

»Pöh …«

Und so hatten wir unseren Klassenaufstieg mit einem lachenden und einem weinenden Auge hinter uns gebracht.

Wir ließen den Drecksack bei der Drachensanduhr und kehrten aufs Schloss zurück.

Kapitel 1: Die Gefährten der Helden

Als wir mit der Kutsche wieder beim Schloss ankamen, wurde im Saal bereits das Bankett vorbereitet.

»Mit dieser Feier sollen alle Helden, Ihr eingeschlossen, dafür gewürdigt werden, dass Ihr der aktuellen Verschwörung ein Ende bereitet habt.«

»Ah …«

Immerhin war nun meine Unschuld bewiesen, und es freute sicher auch alle, dass das Reich ein Problem weniger hatte. Und das wollten sie nun feiern.

Im Saal hatten sie prächtige Tafeln aufgereiht. Sie hatten noch größeren Aufwand betrieben als an jenem Abend, an dem Motoyasu und ich gegeneinander gekämpft hatten.

Nach so langer Zeit war endlich meine Unschuld bewiesen. Viel Zeit war ins Land gegangen.

Während ich diesen Gedanken nachhing, näherte sich ein Ritter der Königin und übergab ihr eine Mitteilung. Nachdem sie sie gelesen hatte, wirkte sie nachdenklich.

»Was ist?«

»Nun …«

Als ich sie fragend ansah, begann sie traurig zu erklären.

Vor dem Dinner war offenbar die Bitch in der Küche erschienen und hatte erklärt, sie wolle mir mein Essen bringen. Sie hatte wohl gesagt, es tue ihr leid, und darum wolle sie Buße tun, indem sie mich bediente. Dann hatte sie offenbar das Essen, das mir gebracht werden sollte, mit Gewalt an sich gerissen und war damit zum Saal marschiert.

Die Königin hatte sich aber schon gedacht, dass sie irgendetwas vorhatte, und sie daher überwachen lassen. Auch hatte sie im Vorhinein angeordnet, was geschehen solle, wenn die Bitch Schwierigkeiten machte.

Nun war die Sache offenbar auf sie selbst zurückgefallen.

Man hatte die Bitch das Essen, das für mich bestimmt war, an Ort und Stelle vorkosten lassen.

»Und? Was ist passiert?«

»Sie mussten sie ins Krankenhaus bringen.«

Dabei waren seit ihrer letzten Bestrafung erst wenige Stunden vergangen … War sie denn blöde?

Mein Schild verlieh mir ja Giftresistenz, daher wäre mir womöglich nichts passiert. Natürlich wollte ich trotzdem nicht sinnlos irgendwelche giftigen Substanzen zu mir nehmen.

Das Wort Einsicht war ihr völlig fremd.

Aber war dies nicht eindeutig ein versuchtes Attentat? Auf so etwas stand doch eigentlich die Todesstrafe!

»Und was erwartet sie dafür?«

»Oh, sie wird natürlich bestraft. Bis sie klein beigibt, wird sie nichts zu lachen haben.«

»Hm … Geht wohl nicht anders, wenn jemand keinerlei Reue zeigt.«

»Nur gut, dass wir diesen Anschlag im Vorfeld vereiteln konnten, Herr Iwatani. Endlich traut Ihr mir, und nun dies! Wärt Ihr zu Schaden gekommen, hätten wir wieder ganz von vorne beginnen können.«

»Na ja, ich hab fest damit gerechnet, dass sie so was macht. Schuldbewusst hat sie nicht ausgesehen.«

Die lernte einfach nicht aus ihren Fehlern … Solche Rachsucht verdiente schon Anerkennung. Wenn ich auch nicht wusste, was genau sie überhaupt so aufgestachelt hatte.

Ich hätte auch wütend sein können, aber ich wollte die Königin lieber für ihre Voraussicht schätzen.

»Bewacht sie jetzt aber mal ordentlich! Wenn uns irgendwas zustößt, ist unser Deal nämlich auf jeden Fall geplatzt.«

Die Königin war uns beigesprungen, daher hatte ich beschlossen, ihr dieses eine Mal Glauben zu schenken. Sie sollte aber bloß nicht mein Vertrauen missbrauchen!

»Ja, das werden wir zu verhindern wissen. Herr Iwatani, ich kann Euch gar nicht sagen, wie wichtig Ihr für das Reich Melromarc seid!«

Der Königin zufolge wurden der Drecksack und die Bitch rund um die Uhr von mehreren Personen überwacht.

»Und der Drecksack wird auch bewacht, während er im Eis steckt?«

»Natürlich. Sobald sich Drecksack und Bitch erneut so töricht verhalten, werde ich davon erfahren.«

»Na gut.«

Anschließend hieß die Königin die gar nicht wenigen erschienenen Gäste willkommen und gab eine große Erklärung ab.

»Ich, Mirelia Q. Melromarc, danke all jenen von ganzem Herzen, die keine Mühen gescheut haben, um die jüngsten Wirren aufzulösen. Darum wollen wir nun alle gemeinsam ein Festmahl abhalten!«

Die Gäste im Saal spendeten tosenden Beifall. Dieses Bankett war mit dem vorigen nicht zu vergleichen.

»Ui …« Filos Augen funkelten, und ihr Blick wurde von all den aufgetragenen Speisen angezogen.

Auf dieser Party gab es offenbar ein Büfett und Bewirtung zugleich.

Die bedeutenden Gäste wurden wie in einem Edelrestaurant bewirtet. Wem das nicht reichte, durfte sich zu den anderen ans Büfett gesellen.

Man führte uns zu einem Tisch, und die Speisen, die gebracht wurden, ließen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Es erschien mir unwirklich, dass ich beim letzten Mal irgendwo am Rand gesessen und lustlos auf irgendetwas herumgekaut hatte.

»Wenn wir das hier aufgegessen haben, können wir zum Büfett rübergehen und da auch noch mitessen.«

»Echt?!«

»So haben die sich das gedacht. Du darfst so viel essen, wie du willst. Bleib aber in deiner Menschenform.«

»Mach ich!«

Sobald wir das gute Essen aufgegessen hatten, hüpfte Filo zum Büfett hinüber, um noch mehr zu probieren.

Menge ging bei ihr wohl über Qualität? Typisch Filo. Andererseits machte sie sich schon manchmal etwas aus dem Geschmack.

Das ließ mich an die Raphtalia von früher denken. Unwillkürlich blickte ich in ihre Richtung.

»W… Was denn?«, fragte sie verlegen, nachdem ich sie eine Weile angestarrt hatte.

»Du hast doch bestimmt auch noch Hunger. Kannst dir ruhig noch was holen.«

»Ich ess doch gar nicht mehr so viel!«

»Das ist nicht gesund. Wir haben tagelang hart gekämpft, da braucht man reichlich Nährstoffe!«

Sie seufzte schwer. Was hatte sie denn?

»Du … Was für Mädchen magst du eigentlich, Herr Naofumi?«

»Was?«

Das kam ja wieder unvermittelt. Aber mir fiel kein Mädchen ein, das ich besonders anziehend fand … Vielmehr wollte ich über das Thema gar nicht nachdenken, weil mir dabei nur wieder die Bitch einfiel.

»Ähm … In deiner Heimatwelt, wartet da ein Mädchen auf dich?«

»Wie kommst du darauf? Warum sollte jemand auf mich warten?«

Hielt sie das für den einzig möglichen Grund dafür, dass ich wieder nach Hause wollte? Was dachte sie sich nur? Ich wollte einfach nur heim, weil ich diese Welt hasste. Hier wurde ich verleumdet. Zum Kämpfen gezwungen, obwohl ich damit nichts am Hut hatte. Und Ritter, die eigentlich auf meiner Seite sein sollten, feuerten ihre Magie auf mich ab. Nie und nimmer würde ich mich an so einem Ort dauerhaft niederlassen.

Abermals ließ Raphtalia einen tiefen Seufzer hören.

»Ich weiß nicht, wo das Problem liegt. Ich werde heimkehren, weil ich es will. Das ist schon alles.«

Wenn wir die ganze Sache hinter uns hatten, würde ich zweifellos in meine eigene Welt zurückkehren. Dafür einen Grund wissen zu wollen, das war doch …

In dem Moment fiel mir plötzlich wieder etwas ein: Anfangs hatte ich tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, für immer hier zu bleiben.

Ich wollte erst so verzweifelt wieder nach Hause, seit … ich von der Bitch so getäuscht worden war.

Das war nun wirklich keine neue Erkenntnis. Ich musste mir jedoch nur alles wieder ins Gedächtnis rufen, und sofort wurde mein Heimweh stärker.

»Werter Held des Schildes!«

»Hm?«

Ich blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Da kamen alte Bekannte auf mich zu: meine freiwilligen Helfer.

Vor der letzten Welle hatten diese Soldaten mich ersucht, an meiner Seite kämpfen zu dürfen.

»Wie schön, dass wir Euch wohlbehalten antreffen!«

»Und bei euch scheint ja soweit auch alles in Ordnung zu sein … Da bin ich froh.«

»Ja!«

Mein Gesprächspartner nickte ausgesprochen glücklich.

Sogar seine Wangen hatten sich gerötet … Vielleicht war der Junge ja ein Anhänger der Vier-Helden-Kirche oder der Schild-Kirche.

»Wenn sich mal wieder die Gelegenheit bietet …«

»Ja!«, riefen sie.

Während wir uns noch unterhielten, kamen auch die anderen Helden herein.

Zuerst kam der Held des Schwertes, Ren Amaki, mit seinen Gefährten.

Er war ein Junge, der immer ganz cool tat. Er trug gern schwarze Sachen.

Auf den ersten Blick wirkte er einfach wie ein cooler Schwertmeister oder so. Sechzehn Jahre alt war er und somit der jüngste unter den Helden.

Er plauderte kurz mit seinen Mitstreitern, dann suchte er einen Platz für sich allein … Er schien ein eher distanziertes Verhältnis zu seinem Gefolge zu haben.

Der nächste war der Held des Bogens, Itsuki Kawasumi.

Ich hatte den Eindruck, er hielt sich für einen edlen Helden auf einer Queste, die Welt zu verbessern. Ziemlich peinlicher Typ.

Seine Macht als Bogenheld nutzte er, um den Streiter für das Recht zu spielen. Sein Gerechtigkeitsempfinden war doppelt so stark wie das aller anderen.

Er sah jünger aus als Ren, war aber schon siebzehn. Er hatte natürlich gewelltes Haar und wirkte mit seinem freundlichen Blick anziehend auf die Leute … Nahm ich zumindest an.

In meinen Augen war er der Typ ein leidender, Klavier spielender Jüngling.

Sein Gerechtigkeitssinn war jedoch so stark, dass er einem nicht richtig zuhörte. Sein Charakter wollte nicht so recht zu seinem Äußeren passen …

Viel mehr wusste ich nicht über ihn.

Motoyasu war offenbar nicht gekommen. Ob er im Krankenhaus war, um nach der Bitch zu sehen?

Nun, er fehlte heute jedenfalls. Er war der Held der Lanze – Motoyasu Kitamura. Wie alt war er noch gewesen? Einundzwanzig?

Die Bitch war eine seiner Gefährtinnen, und ehe meine Unschuld bewiesen war, hatte er gemacht, was er wollte.

Er sah von uns vieren am besten aus, auch wenn es mich ein wenig schmerzte, das zugeben zu müssen.

Er war ein Charmeur und scharte liebend gern Mädchen um sich.

Auch er hörte sich nie an, was man zu sagen hatte. Als ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt gewesen war, hatte er das ohne jeden Argwohn so hingenommen, obwohl es wirklich hanebüchene Vorwürfe gewesen waren. Er hatte mich einfach als Verbrecher abgestempelt und war mir durchs ganze Reich nachgelaufen.

Auf seine Gefährten hörte er, hinterfragte aber grundsätzlich nichts von dem, was sie ihm erzählten. Insofern war er schon auch ein Idiot.

Deshalb hatte er auch bis zum allerletzten Moment nicht durchschaut, was die wahrhaft bösen Kräfte im Reich waren.

Jeder der drei Helden stammte aus einem anderen Japan, und sie alle hatten begeistert ein Game gezockt, das viel Ähnlichkeit mit dieser Welt hatte.

Von ihren Eigenheiten hatte schon das erwähnte Buch aus der Bücherei berichtet: das Traktat der Waffen der vier Heiligen.

Der Schwertheld spielte die Hauptrolle, den treuherzigen Lanzenhelden an seiner Seite, und der Bogenheld war ein Botschafter der Gerechtigkeit.

In einer Geschichte mochte so etwas ja klasse sein, aber in Wirklichkeit waren sie schon ganz schön unangenehm. Woran das wohl lag?

»Kommt Motoyasu nicht?«, fragte ich die Königin.

»Nein. Er macht sich Sorgen ums Befinden meiner Tochter und ist ins Krankenhaus gegangen. Ich lasse gerade nach ihm schicken – dessentwegen, was noch folgt.«

»Ach so?«

Dann ließ sie uns stehen, um Ren und Itsuki zu begrüßen.

Das Schmausen ging noch eine Weile weiter, und es wurden auch Tänze und Lieder vorgeführt.

Nur, wie soll ich es sagen …? Es war schon alles prachtvoll, aber mir fiel auf, dass sich die Gästeliste ganz anders zusammensetzte als beim letzten Bankett. Es waren unerwartet wenige Adlige zugegen, dafür jedoch umso mehr Abenteurer und Soldaten.

Außerdem war vielen anzumerken, dass sie aus anderen Reichen stammten. Gelegentlich warfen sie flüchtige Blicke in meine Richtung.

Schließlich führte die Königin Ren und Itsuki zu mir und trat auf die Bühne.

»Was wird das? Was ist hier los?«

»Die Königin will, dass wir alle zusammenkommen.«

»Ja, was hat es damit wohl auf sich?«, fragte Itsuki. »Motoyasu ist ja auch gar nicht hier …«

»Sie meinte, der sei im Krankenhaus, um nach der Giftmöderin zu sehen.«

»Giftmörderin?!«

»Ihr wisst schon: sie!«

»Ah … Dann stimmt die Geschichte wohl?«

»Hat die Königin sie tatsächlich Gift zu sich nehmen lassen?«

»Ich hab’s selbst mitgekriegt. Die haben ihr einfach nur von dem gegeben, was sie selbst mitgebracht hat.«

»Verstehe …«

Dann wandte sich die Königin uns zu und sagte würdevoll: »Alsdann, werte Helden. Ich hoffe, unser Bankett war zu Eurer Zufriedenheit?«

»Nicht übel.«

»Ja, so spürt man, dass man etwas erreicht hat.«

»Ich bin vor allem erleichtert, dass meine Unschuld bewiesen ist.«

»Ja, das ist das Allerwichtigste.«

In der Tat. Erneut kam mir der Gedanke, dass sich all die Mühsal nun endlich bezahlt machte.

Die Königin nickte einige Male, dann klappte sie plötzlich ihren Fächer zu.

»Kürzlich haben Angehörige unseres Reichs Probleme verur-sacht und den Helden beträchtliche Ärgernisse aufgebürdet. Hierfür würden wir gern ein wenig Wiedergutmachung leisten.«

Was sagte sie da? Wiedergutmachung?

»Schon bald kommt es auf dem Cal-Mira-Archipel in den Küstengewässern unseres Reichs … zu einer Aktivierung. Wir hoffen, dass die werten Helden aus freien Stücken teilnehmen werden.«

Was für eine Insel? Und was meinte sie mit Aktivierung?

»Wirklich?!«, rief Ren aus.

»Was soll das sein?«

»Es gibt tatsächlich ein Bonus-Areal?!«, sagte Itsuki.

Beide traten sichtlich aufgeregt nach vorn.

»Wieso? Was ist denn da?«

Ich wusste doch nicht so gut Bescheid über diese Welt! Wollten sie mir nicht endlich erklären, was hier los war?

»Da Herr Iwatani über die Aktivierung nicht informiert zu sein scheint, werde ich es erklären: Aufgrund dieses Phänomens, das alle zehn Jahre auftritt, lassen sich in der Region vermehrt Erfahrungspunkte sammeln.«