The Rising of the Shield Hero – Light Novel 16 - Kugane Maruyama - E-Book

The Rising of the Shield Hero – Light Novel 16 E-Book

Kugane Maruyama

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Beschreibung

Naofumi und seine Gefährten begeben sich nach Faubrey, um dort weitere Sternhelden zu treffen. Als sie den Thronsaal des Schlosses betreten, erwartet sie allerdings nur einer: Takt, der Held der Peitsche. Schnell wird klar, dass dieser keine guten Absichten hegt. Und als schließlich auch noch herauskommt, dass er für Atlas Tod verantwortlich ist, kann Naofumi seine Wut nicht mehr zügeln und geht auf Takt los. Doch dann passiert etwas, das eigentlich unmöglich sein sollte …!

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Seitenzahl: 336

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Prolog: Begräbnis

Kapitel 1: Der Meeresboden

Kapitel 2: Das Fest

Kapitel 3: Das Genie

Kapitel 4: Geraubte Kraft

Kapitel 5: Die Geister

Kapitel 6: Der Stabheld

Kapitel 7: Der König der Weisheit

Kapitel 8: X

Kapitel 9: Fenrir Force

Kapitel 10: Ein ganz normaler Mensch und der stärkste Sternheld

Kapitel 11: Ich, der Held des Schildes, befehle dir …

Kapitel 12: Hinrichtungen

Epilog: Die Vorhut der Wellen

Prolog: Begräbnis

»An all die tapferen Helden, die in dieser Schlacht ihr Leben geopfert haben … Wir salutieren vor euch.«

Wir hielten vor dem Schloss des Landes, in dem der Phönix versiegelt gewesen war, ein großes Staatsbegräbnis ab. Alle, die im Kampf gefallen waren, geleiteten wir ehrenvoll zur letzten Ruhe.

Unter den Verstorbenen waren auch einige Bewohner meines Dorfs. Anfangs hatte ich sie nur als gehorsame Bauern für den Kampf rekrutiert, doch jetzt wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass sie alle überlebt hätten. Mittlerweile dachte ich sogar darüber nach, sie nicht mehr an den Wellen-Kämpfen teilnehmen zu lassen. Denn wenn das hieße, immer wieder dieses Gefühl durchmachen zu müssen, könnte ich sie nicht mehr in die Schlacht schicken.

Ich stellte mich schweigend vor Atlas Sarg. Zusammen mit Raphtalia legte ich sanft ein paar Blumen hinein. Fohl schloss sich uns still an.

Aus irgendeinem Grund legte auch Drecksack Blumen hinein. Seine Miene war düster und er sagte weder zu Fohl noch zu sonst jemandem etwas. Ich verstand seine Gefühle in gewissem Maß.

Als ich mich mit Atla in den Armen in das Zelt der Heiler zurückgezogen hatte, hatte Drecksack direkt davor gestanden. Er hatte nichts ausrichten können, also was wollte er jetzt hier?!

Ihn hier und jetzt zur Rede zu stellen, würde aber ja auch nichts bringen. Ich durfte meine Wut nicht an ihm auslassen … Ich war genauso machtlos gewesen. Außerdem wusste ich, dass ihn keine Schuld traf. Einige Zeugen hatten bestätigt, dass er an der Seite der Königin gewesen war, als der Lichtblitz den Phönix durchbohrt hatte. Er hätte sowieso keinen Grund gehabt, so etwas zu tun. Wenn Atla nicht gewesen wäre, hätte die Explosion auch ihn mitgerissen.

»Ich werde weiter gegen die Wellen kämpfen …«, verkündete Fohl. »Wenn ich jetzt aufgebe, werden nur noch mehr sterben.«

»Verstehe …«

Das war von ihm zu erwarten gewesen. An seiner Stelle würde ich wahrscheinlich dasselbe tun. Zum Wohle aller und in Gedenken an Atla.

»Leute …« Kiru legte weinend eine Blume in Atlas Sarg. »Ich werde auch kämpfen!«

»Aber das ist doch …«, setzte ich an, doch sie unterbrach mich augenblicklich.

»Du hast es uns doch schon die ganze Zeit gesagt!«, sprach sie mit feuriger Entschlossenheit in den Augen. »Du hast gesagt, dass das kein Spiel ist und wir jederzeit sterben können! Wir wussten das besser als jeder andere, und trotzdem haben wir gekämpft! Also sag uns jetzt nicht, dass es zu gefährlich ist – damit haben wir uns schon abgefunden!«

»Raph!«, schloss sich Raphi ihr an.

»Da hast du’s«, meinte Fohl. »Alle im Dorf haben sich dazu entschlossen, für dich zu kämpfen … Schildbruder. Du kannst uns nicht mehr davon abhalten. Also leg dich besser ins Zeug.«

»Geht klar …«

Trotzdem wollte ich nicht noch mehr sinnlose Opfer. Jedes Mal, wenn ich an Atla dachte, schrie mein Herz vor Schmerz. Was konnte ich tun, um es den anderen einfacher zu machen? Darüber hatte ich noch nie nachgedacht.

»…« Raphtalia stand regungslos vor Atlas Sarg.

Atla hatte mir gesagt, dass Raphtalia mich lieben würde. Dieser Gedanke war mir auch schon oft gekommen, aber ich hatte mich jedes Mal entschieden, nicht weiter darüber nachzudenken. Ich redete mir immer wieder selbst ein, dass sie ihre Pflichten über alles andere stellte. Das musste ich tun, um meiner Furcht zu entkommen, die aus meinem Misstrauen gegenüber Frauen entsprang.

Atla hatte selbst gesagt, dass jeder von uns am nächsten Tag sterben könnte … Sollte ich dann nicht die Zeit nutzen, um auf die Gefühle der Personen zu antworten, die mir offen zeigten, dass ich ihnen etwas bedeutete? Damit ich später nichts bereute?

Was hatte ich für Atla getan? Ja, ich hatte sie von ihrer Krankheit befreit, aber gab es sonst noch etwas? Ich hätte sie viel glücklicher machen können. Erdrückende Reue überkam mich und sie wollte einfach nicht verschwinden.

Nach der Beerdigung redete ich mit der Königin.

»Ich möchte Euch meinen Dank aussprechen, dass Ihr trotz der hohen Verluste den Phönix zu Fall gebracht habt.«

»Genug der Vorrede. Habt ihr den Mistkerl ausfindig machen können, der dafür verantwortlich ist?«

»Nein, leider ist uns das noch nicht gelungen.«

»Und was ist mit den Sternhelden? Die sind die verdächtigsten Kandidaten.«

»Es tut mir wirklich leid …«

Der Versuch, meine Trauer abzuschütteln, schürte meinen Hass gegenüber dem Schuldigen nur noch mehr. Dies war jedoch der einzige Weg, um nicht vor Kummer wahnsinnig zu werden.

»Du bist völlig nutzlos!« So langsam kochte ich vor Wut. Ich verstand zwar, dass die Königin keine Schuld traf, aber ich konnte diesen Zorn einfach nicht unterdrücken.

»Euer Anliegen ist natürlich wichtig, doch ich wollte mich zunächst erkundigen, was Ihr von der Angelegenheit mit der nächsten heiligen Bestie haltet?«

»Was soll das heißen?«, fragte ich genervt, woraufhin die Königin ein leises »Oh« ausstieß.

»Habt Ihr es noch nicht von den anderen Helden gehört?«, fragte sie, und ich überprüfte sofort die Sanduhr in der Ecke meines Sichtfeldes.

Wieso war sie auf einmal rot?

»Sollte als Nächstes nicht der Kirin dran sein?«

»Wir haben einen Bericht erhalten, dass einige Stunden nach Eurem Sieg über den Phönix der Kirin in der Nähe von Faubrey aufgetaucht ist. Er wurde jedoch sofort von einer Gruppe der Siebensternhelden herausgefordert und vernichtet.«

»Was?!«

Es überraschte mich, dass sie ihn offenbar ohne Probleme hatten besiegen können, obwohl er so plötzlich aufgetaucht war. Einige Fragen schossen mir durch den Kopf. Wieso waren zwischen den Ereignissen nur ein paar Stunden vergangen? Zwischen dem Auftauchen der Geisterschildkröte und dem Phönix waren es doch ganze drei Monate gewesen! Und sollte nach dem Kirin nicht erst das Siegel des Drachen gebrochen werden? Die Tatsache, dass sich die rote Sanduhr bewegte, bedeutete entweder, dass der Drache noch versiegelt war, oder dass er schon besiegt worden war.

»Das muss ich erst mit Ren und den anderen Helden besprechen«, sagte ich und rief nach Ren, der kurz darauf angerannt kam.

»Was gibt’s?«, fragte er.

»Was für ein Monster ist der Kirin?«

»Er besteht aus mehreren Monstern, so wie beim Phönix.«

Ein Kirin … Nach seiner Aussage ein Glück verheißendes Fabelwesen, das aus zwei Bestien namens Ki und Rin bestand. In meiner Welt galt er als ein Wesen, das die Ankunft eines weisen Herrschers ankündigte. Vielleicht war er deshalb in der Nähe von Faubrey versiegelt gewesen. Doch er war wirklich schon besiegt …?

»Wie sieht die Strategie gegen ihn aus?«

»Ich weiß zwar ein paar Dinge, aber aufgrund früherer Geschichten denke ich nicht, dass die Informationen so zuverlässig sind. Außerdem wurde er anscheinend sowieso schon besiegt.«

Da hatte er recht …

»Hm …«

»Ich kenne mich zwar mit allerlei Legenden aus, doch solche Überlieferungen gibt es meines Wissens nach in Faubrey nicht … Es scheint mir wahrscheinlich, dass die Gruppe einfach zufällig zur Stelle war und sich um die Bedrohung gekümmert hat.«

»Mehr Informationen haben wir nicht?«

Soweit ich das beurteilen konnte, war es doch quasi das Hobby der Königin, nach Legenden zu suchen, oder? Wie konnte sie da nichts über den Kirin wissen? Vielleicht verbarg Faubrey auch absichtlich Informationen vor uns. Das war durchaus möglich, immerhin war das Land auf dem Blut und den Leichen von Helden wie uns erbaut worden.

Oder möglicherweise hatte jemand wie Makina, die nur an sich selbst dachte, die Legende über den Kirin aus den Geschichtsbüchern getilgt, um sich einen Vorteil zu verschaffen.

»Faubrey hat eine lange und ereignisreiche Geschichte, daher können wir nicht ausschließen, dass die Legende über die Jahre in Vergessenheit geraten ist. Ihr könntet es in der großen Nationalbibliothek versuchen. Dort forschen viele über die vier heiligen Bestien.«

Die Nationalbibliothek? Ich glaube, Melty hatte mal erwähnt, dass sie viel aus Büchern über die Bestien gelernt hatte. Waren das welche von dort gewesen?

In Faubrey gab es anscheinend einige Sternhelden, allerdings war es schwer, mit ihnen in Kontakt zu kommen.

Ein mysteriöses Monster hatte sich in Schildwelt als Sternheld ausgegeben, was eigentlich die gesamte Welt in Unruhe hätte versetzen müssen. Wenn es jedoch wirklich aktive Sternhelden gab, bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass einer von ihnen unser Übeltäter war. Ich wandte mich wieder an Ren: »Und was ist mit dem Drachen?«

»Soweit wir wissen, wurde nur der Kirin besiegt. Es gibt keine Berichte, dass der Drache aufgetaucht ist«, antwortete stattdessen die Königin.

Was in aller Welt war hier los? Ich konnte kein Muster erkennen. Aber im Moment mussten wir uns um die Person kümmern, die sich in unseren Kampf mit dem Phönix eingemischt hatte.

»Gibt es ein Portal nach Faubrey?«, fragte ich Ren, obwohl ich wusste, wie die Antwort lauten würde.

»Sorry … Ich hab leider keins.«

»Ich auch nicht.«

»Und ich erst recht nicht!«

Auch Itsuki und Motoyasu antworteten, und Raphtalia musste ich gar nicht erst fragen. Selbst wenn wir S’ynes Vassallenwaffe hatten, wollte ich nicht, dass sie sich übernahm.

»So oder so müssen wir die Person, die all das verursacht hat, zur Verantwortung ziehen. Außerdem werden wir den Siebensternhelden, die sich die ganze Zeit nicht blicken lassen, gehörig die Leviten lesen!«

»Ich würde Euch ja nur zu gern zustimmen, aber … Ich denke, es wäre besser, wenn Ihr Euch eine Weile in unserem Stützpunkt in Melromarc ausruhen würdet, Herr Iwatani.«

»Sie hat recht, Naofumi. Einer von uns anderen Helden wird losziehen und das Portal vorbereiten.«

»Aber … ich kann mich doch nicht einfach zurücklehnen und entspannen, während der Schuldige immer noch da draußen rumläuft!« Ich werde diesen Bastard mit eigenen Händen umbringen.

Ren packte mich an der Schulter und Raphtalia wandte sich mit traurigem Blick an mich: »Herr Naofumi, bitte beruhige dich.«

»Naofumi, ich bitte dich … Geh zurück ins Dorf und entspanne ein wenig«, stimmte Ren ihr zu.

»Aber …!«

»Bitte … Es ist schwer für uns, dich so zu sehen.«

Als ich das hörte, sah ich mich um. Alle schienen sich Sorgen um mich zu machen. Meine Gefühle aufgrund von Atlas Tod hielten mich davon ab, erneut zu widersprechen.

»In Ordnung …«

Und so kehrten wir vorerst ins Dorf zurück.

»Okay, Naofumi, du solltest dich jetzt ausruhen. Überlass alles andere erst mal uns. Falls wir irgendwelche Fortschritte machen oder Feinde auftauchen, werden wir dich sofort rufen.«

»Ich hab’s schon beim ersten Mal verstanden.«

»Na dann … Wen sollen wir als Vertreter nach Faubrey schicken? Die Vertreter jedes Landes werden sich in Melromarc zu einer Versammlung treffen. Wenn möglich sollten wir uns mit dem von Faubrey vertraut machen«, grübelte Ren und ging einige Kandidaten durch.

»Soll ich gehen?«, fragte Itsuki.

»Nein, dein Fluch wurde noch nicht vollständig aufgehoben. Du kannst Rishia nicht zurücklassen und für die lange Reise nach Faubrey wird es einiges an Ausdauer brauchen.«

»Dann werde ich mich dieser Aufgabe annehmen!«, meldete sich Motoyasu freiwillig. »Mit meinen geschwinden Filolials ist mir nichts unmöglich …!«

Alle hatten mir gesagt, dass ich mich ausruhen sollte. Also war ich gerade auf dem Weg zu meinem Haus, als plötzlich Ruft, Raphtalias Cousin, auf mich zukam.

»H… Hey, Sch… Schildbruder …«, stotterte er und sah mich vorsichtig an. »Ä… Ähm … Also …«

Er wollte wahrscheinlich wissen, was passiert und wie die Schlacht ausgegangen war.

»Tut mir leid … Frag Shildina nach den Details, okay?«

»I… In Ordnung … Tut mir leid.«

»Wofür entschuldigst du dich? Du hast nichts Falsches gemacht.«

»Das stimmt schon, aber … Ich wollte dich eigentlich aufmuntern, als ich dich so traurig herumlaufen sah, doch ich konnte dir kein bisschen helfen …«

»Mach dir deswegen keine Sorgen … Etwas für mich zu tun endet meistens sowieso nicht so gut.«

Ihn so etwas sagen zu hören, tat weh. Hatte ich … Hatte ich die anderen auch schon immer so belastet?

»Herr Naofumi …«

»Raph …«

»Ich komm schon klar, das Haus ist gleich da vorne. Raphtalia, könntest du den anderen im Dorf erklären, was passiert ist?«

»Aber …«

»Sag ihnen, sie sollen nichts Unüberlegtes tun und an einem sicheren Ort bleiben.«

»Verstanden …«

Ich ging in mein Zimmer und ließ mich aufs Bett fallen. Ich hasste es, meine Zeit so zu verschwenden, und so langsam spürte ich, wie mich meine Gefühle überwältigten. Ganz allein in meinem Zimmer versank ich in tiefe Trauer. In mir tobten gleichzeitig ein brennendes Verlangen nach Rache und schreckliche Verlustgefühle.

Nach einer Weile hörte ich ein Klopfen an der Tür. Filo und Melty waren gekommen, um mich zu besuchen. Dann hatte wohl jemand die Königin zurück ins Schloss gebracht und Melty hierher.

»Ich bin wieder da, Meister!«

»Was macht ihr denn hier …?«

Es war ein seltener Anblick, die beiden hier zu sehen.

»Willkommen zurück, Naofumi … Raphtalia und Filo haben mir erzählt, was passiert ist.«

»Und? Bist du hier, um mich auszulachen, weil ich es vermasselt hab?«

Ich dachte nicht wirklich, dass sie so verdorben war, aber mir fiel gerade nichts anderes ein, was ich hätte sagen können.

»Das würde ich niemals tun! Manche Dinge sollte man nicht einmal laut aussprechen«, schimpfte sie. »Denkst du nicht, dass das …«

»Ja, du hast recht …«, unterbrach ich sie. »Entschuldige, das hätte ich nicht sagen sollen …«

»Dir geht es doch gut, oder, Naofumi?«

»Mel, Meister geht es irgendwie gar nicht gut!«

»Doch, doch. Es ist nur so, dass mich alle nerven, dass ich mich ausruhen soll.«

Filo schien das auch nicht so ganz zu verstehen.

Eigentlich sollte ich so schnell wie möglich herausfinden, wer das getan hatte, und dafür sorgen, dass er oder sie nie wieder dazu in der Lage wäre! Ich konnte an nichts anderes denken.

»Können wir uns hier etwas ausruhen, bis Raphtalia vorbeikommt?«

»Wieso das denn?«

»Weil ich mir Sorgen mache, dass du etwas Unüberlegtes tust.«

»Wenn der Kerl, der uns im Kampf gegen den Phönix dazwischengefunkt hat, plötzlich hier auftauchen würde, könnte das passieren. Aber ansonsten bin ich nicht in der Stimmung für so etwas.«

»Am Ende wirst du es aber trotzdem tun! Ach, na ja … Ich bin jedenfalls froh, dass es dir besser geht, als ich angenommen hatte.«

In diesem Moment kam mir eine Frage in den Sinn: »Sag mal, Melty. Hast du jemals einen wichtigen Untergebenen oder einen engen Freund in einem Krieg oder so etwas verloren …?«

Meltys Miene wurde ernst und sie schüttelte den Kopf. »Nein, noch nie … Trotzdem werde ich mich allem mit Entschlossenheit stellen, als Mitglied der königlichen Familie und als Repräsentantin des Landes. Wenn zum Beispiel Filo im Kampf sterben würde, weiß ich nicht, ob ich das ertragen könnte. Das weiß ich erst, wenn es so weit ist.«

»Och … Aber ich werd doch gar nicht sterben.«

»Ja, das werde ich auch nicht zulassen. Ich werde dich um jeden Preis retten, selbst wenn es mich das Leben kostet.«

Selbst wenn es sie das Leben kostete …

»Aber wenn du deswegen dein Leben opferst, wird es Filo sein, die darunter leidet.«

»Das ist mir klar. Deshalb werde ich auch immer nach dem optimalen Weg suchen, damit wir beide überleben können«, antwortete Melty und nickte. »Naofumi, ich werde nicht noch mehr sagen, weil jegliche Ermutigung zurzeit wahrscheinlich kontraproduktiv ist, aber … Schau nach vorn und mach weiter. Das ist schon alles.«

»Ja, ich weiß. Ich muss Atlas letzten Wunsch erfüllen«, erklärte ich und sah Melty direkt in die Augen. »Melty, bist du in mich verliebt?«

»Was?! W… Woher kommt das denn jetzt?!«, fragte sie zugleich misstrauisch und überrascht.

»Meister?«, wunderte sich Filo.

»Und du, Filo?«

»Ähm, na ja, ich lieb dich wirklich ganz doll, Meister!«

»Ach so, und wie sehr genau?«

»Hmmm … Ich lieb dich so sehr, dass ich immer an deiner Seite sein möchte!«

»Filo! So was darfst du nicht sagen! Naofumi wird noch wütend!«

»Okay. Na, dann komm her, Filo.«

Allein könnte ich vor lauter Reue und Wut sowieso nicht schlafen. Neben Filo zu liegen, könnte mich vielleicht ablenken.

»Was?!«

»Yaaaaay! Kommeeeee!«

Kurz bevor die vor Freude strahlende Filo ins Bett hüpfen konnte, hielt Melty sie aus irgendeinem Grund auf.

»Warte doch mal, Filo!«

»Hm?«

»Was hast du denn, Melty? Oh, willst du Filo etwa nicht mit mir allein lassen? Wie wäre es dann, wenn du dich mit uns ausruhst?«

»Wa…Wa… Warum sollte ich das tun?! Vergiss es!«

»Verstehe, wenn dir das so gegen den Strich geht, kann man nichts machen.«

Ich hatte nicht vor, sie zu irgendetwas zu zwingen.

»Ähm … A… Also …«

»Mein Fehler.«

»N… Na ja … So meinte ich das gar nicht!«

Melty verhielt sich auf einmal ganz komisch. Was war denn mit ihr los?

»Menno … Du willst also wirklich nicht, Mel?«

»Sei still und komm wieder her, Filo! Irgendetwas stimmt nicht mit Naofumi! Lass uns einfach Raphtalia holen. Wir können nicht noch länger warten«, meinte Melty und zog Filo mit sich aus dem Zimmer.

»Waaaaas?«, hörte ich Filo noch enttäuscht rufen.

Was soll denn mit mir nicht stimmen? Ich hielt mich nur an Atlas Worte … Um niemals wieder etwas zu bereuen …

Nach einer Weile kam jemand durch die Tür.

»Ä… Ähm …« Es war Imiya mit einer Mahlzeit. »Hier, bitte … Ich dachte mir, du bist vielleicht hungrig.«

»Oh, wie nett«, bedankte ich mich, nahm ihr das Essen ab und stellte es auf den Tisch.

»N… Na dann, mach ich mich mal wieder auf den Weg.

»Imiya.«

»J… Ja?! W… Was ist?«

»Gibt es jemanden, den du liebst?«

»Ähm … Also …«

Imiya, die aufgrund meiner Frage rot angelaufen war, schaute nervös zu Boden und spielte mit ihren Händen. Bedeutete das etwa …? Hä? War sie etwa in mich verliebt?

Na ja, sie war immerhin auf fast dieselbe Weise wie Raphtalia zu mir gekommen, also war das wohl verständlich.

»I… Ich … Ich bin …«

»Na gut, ich verstehe schon, Imiya.«

»Was denn?«

»Ich werde deinen Gefühlen antworten.«

Ein paar Sekunden lang herrschte Stille, dann schrie Imiya plötzlich überrascht: »Was?!«, und fiel dabei fast nach hinten um.

»Schrei doch nicht so laut.«

»M… Mein Herz ist nicht bereit dafür … Außerdem bin ich schmutzig.«

Wovon redete sie da? Ich nahm sie genau in Augenschein, aber sie sah nicht annährend so schmutzig aus, wie Raphtalia es gewesen war, als ich sie damals gekauft hatte. Ein einziger Blick reichte, um zu erkennen, dass sie sauber war.

Vielleicht war es nicht richtig von mir, die beiden zu vergleichen, aber Raphtalia sah damals aus, als hätte sie sich seit Tagen nicht mehr gewaschen. Imiya war kein bisschen schmutzig.

»Das stört mich nicht.«

»O… Oh … Na gut …«

Imiya zitterte ein wenig, wies mich aber nicht zurück. Ängstlich setzte sie sich genau wie Filo aufs Bett. Übertrieb sie nicht ein wenig? Normalerweise begann man doch mit einer Konversation oder ein, zwei Dates. Wie auch immer … Ich werde sie ein wenig streicheln und sie dann warnen, dass sie grundsätzlich zu viele Schritte übersprang.

Als ich mich zu ihr aufs Bett setzte, stieß sie einen kleinen nervösen Schrei aus und zitterte noch heftiger. Sie war viel zu angespannt, also tätschelte ich sanft ihre Wange. Hm? Sie kochte ja förmlich. Doch kurz nachdem ich sie berührt hatte, sprang sie blitzschnell auf.

»A… Ah?! I…I… Ich … Ich kann das doch nicht! Tut mir leid!«, entschuldigte sie sich und rannte eilig davon.

Das war ja fast wie bei Melty.

Auf dem Weg nach draußen traf sie auf Kiru, wechselte ein paar Worte mit ihr und lief dann weiter. Kiru kam sofort zu mir gerannt.

»Schildbruder! Imiya hat gesagt, dass du dich komisch verhältst! Was ist los?«

»Ich hab sie nur gefragt, ob es jemanden gibt, für den sie Gefühle hat und es sah aus, als würde sie was für mich empfinden, also wollte ich auf ihre Gefühle antworten.«

»Mit dir stimmt was nicht, Schildbruder! Wuff, wuff!«, fing Kiru laut an zu bellen.

»Hey, jetzt hör schon auf! Mach nicht so einen Lärm! Was stimmt denn nicht mit mir?«

Der musste ich eine Lektion erteilen. Als sie weglaufen wollte, hielt ich sie an beiden Armen fest.

»Was soll das?! Lass mich los! Ich dachte, du hättest kein Interesse an Frauen!«

»Tja, ich hab meine Meinung geändert. Sag doch, Kiru, was hältst du von mir?«

»Ich hab dich zwar lieb, aber nicht so, wie du gerade drauf bist! Was hast du vor?«

Wie so oft hatte sich Kiru in ihre Hundegestalt verwandelt und bellte mich an.

»Du verstehst das falsch. Es war Imiya, die sich plötzlich aufs Bett gesetzt hat und irgendetwas starten wollte, okay? Ich habe sie nur an der Wange berührt, da ist sie auch schon weggerannt.«

»Also wirst du mich nicht anfallen?«

»Natürlich nicht.«

Was dachte sie denn, was ich bin? Die Personifizierung der Lust?

»Schildbruder … Erschreck Imiya doch nicht so … Du bringst sie nur auf falsche Gedanken …«

»Was soll das denn heißen? Ich wollte sie nur warnen, dass sie zu viele Schritte überspringt.«

»Du solltest dich wirklich etwas beruhigen. Sie war überzeugt, dass du etwas mit ihr anfangen wolltest.«

»Ach so … Na gut, ich hab’s vermasselt. Ich werde mich später bei ihr entschuldigen.«

»Ich denke nicht, dass du dir deswegen Sorgen machen musst.«

Nicht?

»Was ist los, Bruder? Die Prinzessin hat sich beschwert, dass du dich seltsam verhältst«, rief Fohl, der auf einmal in der Tür stand.

»Ah, Fohl, ist Raphtalia bei dir?«

»Sie ist gerade irgendwo unterwegs. Aber sie ist auch irgendwie … komisch … Nein, vielleicht sind wir ja die Seltsamen …«, dachte er laut nach. Er schien auch mitzubekommen, dass etwas nicht stimmte.

»Schildbruder ist aber wirklich komisch, Fohl.«

»Wir haben viel hinter uns … Warte einfach ein bisschen ab, dann ist er bald wieder der Alte.«

»Aber …«, widersprach Kiru und die beiden unterhielten sich eine Weile.

Fohl war Atlas großer Bruder …

»Fohl, sag mal …«

»Ja?«

»Was hältst du von mir?«

»Hm? Woher kommt das denn plötzlich?«, fragte er mich verwirrt.

»Ich wollte dich einfach fragen.«

»Du bist derjenige, den Atla liebte, also kann ich mich selbst nach allem, was passiert ist, nicht dazu durchringen, dich zu hassen. Ich werde dich für sie unterstützen.«

Für sie … Verstehe.

Ich stellte mich hinter Fohl und berührte ihn leicht. Hm, er roch ein wenig wie Atla … So kam es mir jedenfalls vor.

»Woah!«, schrie Fohl panisch auf und ging sofort auf Abstand. »W… Was sollte das denn?!«

»Was meinst du?«

Er ähnelte Atla. Vielleicht konnte ich das wiedergutmachen, was ich mit ihr nicht geschafft hatte.

»Du lässt das schön sein! Warte einen Moment!«

»Ah! Was machst du da, Fohl?«

Fohl packte sich Kiru über die Schulter und rannte mit kreidebleichem Gesicht aus dem Raum.

Nach einer Weile betrat Sadina mein Zimmer, eine Flasche Alkohol in der Hand.

»Kleiner Naofumi?«

»Was gibt’s …?«

»Fohl hat mir alles erzählt! Also nimm einen Schluck und lass den Kopf nicht hängen.«

»Tut mir leid, aber ich werde doch nicht betrunken.«

»Ah, stimmt, da war ja was …«

Sadina versuchte vermutlich, mich auf ihre Weise aufzuheitern. Die Idee, jemanden mit einem Drink abzulenken, war wohl universell. Wenn ich mich betrinken könnte, hätte ich wohl auch tatsächlich Lust auf etwas Alkohol gehabt.

»Vielleicht können wir uns dann ja anders amüsieren?«

»Stimmt … Mit Filo hätte ich ein Nickerchen gemacht, Imiya ist auf falsche Ideen gekommen, aber du, Sadina … Du warst schon immer sehr direkt darin zu äußern, was du willst. Also stört es mich nicht unbedingt, ein paar Schritte zu überspringen.«

Atla wollte, dass ich auf die Gefühle derer antwortete, die mich liebten. Dann sollte ich mich definitiv mit Sadina befassen, die schon seit Ewigkeiten was von mir wollte.

»Kleiner Naofumi?«

»Sadina, liebst du mich?«

»Oje, das fragst du mich so frei heraus? Nun, ich liebe dich, Naofumi. Oh, wie peinlich!«, antwortete Sadina mit gespielter Schüchternheit und zappelte dabei aufgeregt.

»Verstehe … Dann zieh dich aus und leg dich dort hin.«

»Kleiner Naofumi?«

Sadina setzte sich zwar aufs Bett, doch sie legte verwirrt den Kopf schief. Ich zog meine Hose aus, schob Sadinas Lendentuch beiseite und …

»Halt! Hör sofort damit auf, kleiner Naofumi!«, wehrte sie sich und schob mich sachte von sich weg. »Sag mal, was genau wolltest du gerade tun?«

»Na, genau das, was du schon die ganze Zeit willst, oder etwa nicht?«

»Hinsetzen und zuhören, Naofumi!«

»Wenn ich auf dem Boden sitze, können wir aber gar nichts machen.«

»Setz dich einfach hin!«

Hä? Sadina hatte plötzlich unglaublich miese Laune.

»Zunächst einmal hast du gerade einfach jegliche Stimmung und Vorspiel ignoriert und bist direkt zur Sache gekommen. Weißt du denn nicht, wie das normalerweise abläuft?«

»Doch, na klar.«

Ich hatte schon einen Haufen Eroge1 und so was gespielt, also wusste ich so einiges. Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass ich viel mehr wusste als Sadina. Auch wenn das nichts war, worauf ich wirklich stolz sein konnte.

»Und trotzdem hast du versucht, mich flachzulegen, als wären wir hier in einem ganz anderen Laden. Das würde Raphtalia ganz und gar nicht gefallen.«

»Kann sein, ja … Aber Atla hat gesagt, ich soll auf die Gefühle anderer antworten.«

Mit einem verzweifelten Ausdruck rieb sich Sadina die Schläfen.

»Alle lieben dich, Naofumi, weißt du? Aber es ist ganz und gar nicht richtig, wie du das hier angehst.«

»Ach so …?«

Es war lange her, dass Sadina in einem so ernsthaften Ton mit mir gesprochen hatte. Jetzt, da ich mich ein wenig beruhigt hatte, fiel mir auf, dass ich mittlerweile einen Punkt erreicht hatte, an dem sogar Sadina mich zurechtwies.

»Wenn du mit mir Spaß haben willst oder von mir getröstet werden willst, werde ich da als Frau natürlich nicht Nein sagen«, fing sie an zu erklären. Ich hasste es, bemitleidet zu werden, und ich wollte nicht getröstet werden. »Aber gerade versuchst du nichts anderes, als emotionslosen Sex zu haben. Du hast sogar Fohl in Verlegenheit gebracht, verdammt noch mal! Verstehst du, was ich meine?«

»Das war, weil Fohl gesagt hat, er würde für Atla an meiner Seite sein. Deshalb wollte ich das wiedergutmachen, was ich bei Atla nicht konnte …«

»Jetzt reiß dich endlich zusammen, kleiner Naofumi! Und was euch da draußen angeht, hört auf, uns zu belauschen!«

Ich schaute zum Fenster und entdeckte die Köpfe von Shildina, S’yne und Ruft. Die drei kratzten sich verlegen am Kopf und schafften es nicht, mir in die Augen zu sehen.

»Das ist unsere Chance!«, rief Shildina. »Wenn du sie nicht ergreifst, Schwester, dann werde ich die Lücke in Naofumis Herz füllen!«

»Das kannst du dir abschminken! Raphtalia wird dich umbringen, das sollte dir klar sein. Außerdem ist Ruft sowieso viel zu jung, um das alles zu hören. Wir wollen nicht, dass er irgendwelche falschen Ideen bekommt. Dass er Raphtalia so ähnelt, ist schon gefährlich genug.«

»Schade …«

»Welche Ideen denn?«

Ich hatte keine Ahnung, was mit den anderen los war. Erst wollten sie etwas von mir, aber im nächsten Moment gaben sie mir einen Korb. Als ich Sadina direkt fragte, stellte sie mir eine strenge Gegenfrage.

»Kleiner Naofumi. Im Moment willst du das doch nur für mich tun, oder? Erkennst du denn nicht das Problem damit?«

»Ist das denn falsch? Also bei Fohl kann ich’s ja verstehen, aber …«

War es etwa nicht das, was Atla von mir wollte? So langsam verstand ich es wohl …

»Hör mal …«, versuchte Sadina, mich zur Vernunft zu bringen. Sie hielt mich an beiden Schultern, übte sanften Druck auf mich aus und lächelte dabei freundlich. In dieser Hinsicht ähnelte sie Raphtalia. Die beiden waren zwar nicht blutsverwandt, aber ich verstand, warum Raphtalia sie als Schwester betrachtete. »Der Prozess ist wichtig. Natürlich will ich mit dir schlafen und Spaß haben, aber gerade würdest du auch mit mir ins Bett hüpfen, obwohl du gar keine Lust darauf hast, hab ich nicht recht? Also nur mir zuliebe?«

»Genau …«

»Aber wenn ich dann am Ende schwanger bin, bist du es, der die Sache bereuen würde.«

»Ich würde … die Verantwortung übernehmen. Das wäre immer noch besser, als gar nichts zu tun, so wie bei Atla.«

»Eine ehrliche Antwort … Nur leider denke ich nicht, dass Atla das so gewollt hätte. Also beruhige dich.«

Sadinas Worte ließen mich ein wenig zur Ruhe kommen. Unfähig, den Übeltäter ausfindig zu machen, hatte ich mich von meiner Trauer mitreißen lassen und mich in dem Versuch verloren, nichts mehr zu tun, dass ich bereuen könnte. Selbstsüchtig hatte ich entschieden, dass Sadina das auch wollen würde.

Ja, Sadina war schließlich eine eigenständig denkende Person. Im Gegensatz zu mir würde sie sich wahrscheinlich lieber auf Intimität vorbereiten. Vor allem musste sie es aber auch wollen. Natürlich war mir klar, dass Zwang falsch war. Deshalb hatte ich sie ja auch vorher gefragt. Weil ich mich jedoch so merkwürdig verhalten hatte, schoss sie mich ab. Aber was sollte ich denn dann tun?

»Ich weiß ja, dass du Verantwortung übernehmen würdest, aber wenn ich dich das jetzt machen ließe, bin ich mir sicher, dass du es bereuen würdest. Deshalb muss ich dich zurückweisen und auch alle anderen Frauen hier im Dorf davon abhalten.«

»Echt jetzt?«, protestierte Shildina, doch Sadina warf ihr sofort einen ungewöhnlich mahnenden Blick zu, woraufhin ihre Schwester sofort nachgab.

»Na gut …«, gab ich mich geschlagen.

»Ich werde den anderen Frauen Bescheid geben, also denk noch ein wenig darüber nach. Tut mir leid, wenn ich dir die falschen Signale gesendet habe.«

Ich wusste nichts zu erwidern. Ihre Standpauke hatte mich noch mehr verwirrt als ihr sonstiges Verhalten. Mir war jedoch schmerzlich klar geworden, dass ich nicht gut genug für sie war. Sie hatte mich in Hinblick auf meine Zukunft gewarnt. Damit ich den Menschen, die mir etwas bedeuteten, nichts antat, musste ich Abstand wahren. Hätte Atla mich auch so ausgeschimpft?

Sadinas Worte waren umso grausamer für mich, da ich gerade sehr litt, weil ich etwas bereute. Ich hätte Atla so viel mehr Freude bringen können.

Ich dachte, es wäre besser, etwas zu tun und es später zu bereuen, als nichts zu tun und das zu bereuen. Lag ich falsch?

»Kleiner Naofumi, mir ist klar, dass es im Moment wahrscheinlich unmöglich ist, dich aufzumuntern, aber wenn du es schaffst, dich zu erholen …« Sadina stand vom Bett auf und lächelte mich an. »Wenn du dann immer noch denselben Wunsch hast, bin ich mir sicher, dass ich, Raphtalia und auch alle anderen im Dorf – sogar Fohl – auf deine Gefühle antworten werden.«

Ihr Lächeln ließ ihre wütende und strenge Miene von eben wie Einbildung wirken. Ich hatte sie immer nur als attraktive ältere Frau mit scharfem Blick gesehen. Doch nun wirkte sie auf eine ganz andere Art anziehend.

»Eben weil ich dich so sehr liebe, kann ich nicht zulassen, dass du so etwas tust.« Sadina tätschelte mir sanft die Wange und verließ dann mein Zimmer.

Ich wusste nicht so recht, wo ich nun angelangt war … Verantwortung … Entschlossenheit … Diese Worte kreisten wie wild in meinem Kopf herum. Was sollte ich jetzt nur tun?

Was würde ich tun, nachdem ich den Übeltäter zur Rechenschaft gezogen, die Wellen besiegt und der Welt Frieden gebracht hatte? Ich hatte immer noch nicht die Absicht, hier begraben zu werden – an dieser Ansicht hatte sich nichts geändert. Vielleicht hatte mich Sadina deswegen gewarnt.

Wenn ich mich halbherzig dem Vergnügen hingeben und jemanden schwängern würde, ohne an die Zukunft zu denken, könnte das niemals gut ausgehen. Außerdem wollte ich gar keine Kinder.

Sadina wollte mir zeigen, dass sie und die anderen aus dem Dorf nicht nur daran interessiert waren, das Kind eines Helden auszutragen. Sie weigerte sich, mich wie irgendeinen Zuchthengst zu behandeln. Die Art, wie sehr sie sich um mich sorgte, ging mir direkt ins Herz, und das wiederum machte mich traurig. Ich war vorhin durcheinander gewesen. Fohl würde sich niemals auf diese Art für einen Mann interessieren und Atla könnte ich auch nie ersetzen.

»Sie hat recht …«

Sie alle setzten ihr Vertrauen in mich und ich wollte diesem gerecht werden. Doch das hieß auch, die Verantwortung für ihre Leben zu übernehmen. Was also würde mit ihnen passieren, wenn ich in meine Welt zurückkehrte? Das vermochte ich nicht zu sagen, doch es könnte den Abschied bedeuten.

In mir kämpften der Wunsch, in meine Welt zurückzukehren, und der Wunsch, hier bei allen zu bleiben und auf ihre Gefühle einzugehen, miteinander.

»Da bin ich wieder, Herr Naofumi …«

»Willkommen zurück, Raphtalia.«

»Ich hab gehört, was passiert ist, während ich weg war.«

»Verstehe … Da hab ich echt was angestellt. Tut mir leid.«

»Schon gut, Herr Naofumi … Lass uns jetzt nicht darüber nachdenken.«

»In Ordnung …«

Ich fand keine Antworten auf meine Fragen und die Nacht verstrich voller Qualen.

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Kapitel 1: Der Meeresboden

Am nächsten Tag durchlief ich meine tägliche Routine, fütterte die Monster, machte Frühstück für alle und verkündete dann schließlich: »Ich werde mich von nun an ernsthaft ums Hochleveln bemühen.«

Genauer betrachtet hatte es an meiner eigenen Schwäche gelegen, dass ich der Explosion des Phönix nicht allein hatte standhalten können. Natürlich hatte ich nie vorgehabt, das Leveln aufzugeben, nur hatte ich mich in letzter Zeit mehr damit befasst, mich um andere Dinge zu kümmern. Und diese Nachlässigkeit hatte zum Verlust von Atla geführt.

Nein, nicht nur Atla.

Die Selbstzerstörung des Phönix und die darauffolgenden Angriffe der wiederbelebten Vögel hatten eine beträchtliche Zahl von Opfern gefordert.

»Herr Naofumi …«, murmelte Raphtalia und sah mich an.

Ich hoffte, dass mir die anderen zumindest das erlauben würden.

»Ren, Itsuki, habt ihr eine Idee, wo ich gerade am besten leveln könnte?«, fragte ich.

Ich erwartete zwar nicht allzu viel von ihrem Gamer-Wissen, aber fragen schadete ja nicht. Motoyasu war derzeit unterwegs nach Faubrey. Ich hatte ihm aber etwas Essen übrig gelassen, für den Fall, dass er mit einem Portalskill zurückkam.

»Gute Frage …«

»Da gäbe es entweder die fiesen Monster tief in den Bergen oder du könntest in der Gegend von Q’ten Lo auf die Jagd gehen und stetig hochleveln. Mehr kommt mir nicht in den Sinn.«

»Kleiner Naofumi«, meldete sich Sadina zu Wort und hob die Hand. »Das Meer ist ein perfekter Ort, um Erfahrungspunkte zu sammeln. Warum gehst du nicht erst einmal mit deiner großen Schwester auf die Jagd?«

Das »erst einmal« betonte sie besonders.

»Mit Naofumi jagen gehen? Da will ich auch mit!«, schloss sich Shildina der Unterhaltung an, was Sadina mit einem freudigen »Klar!« beantwortete.

»Sadina?«, fragte Raphtalia leicht besorgt.

»Ach, mach dir keine Sorgen. So wie er gerade drauf ist, werde ich nichts versuchen. Aber wenn es dir dadurch besser geht, kannst du auch mitkommen, Raphtalia. Das wäre uns sogar eine große Hilfe.«

»Dann werde ich das machen.«

Nach meiner Meinung wurde hier wohl nicht gefragt, aber na gut, von mir aus. Ich machte mich daran, die Unterwasserausrüstung aus dem Lager zu holen. Den Bubble Shield hatte ich auch noch.

»Ich will auch …«, begann S’yne und ihr Gehilfe beendete den Satz: »Meine Meisterin möchte auch mit … sollte jedoch nicht nass werden …« Die beiden schienen sich kurz zu streiten. S’yne wollte anscheinend unbedingt mitkommen, nur war sie nicht so wirklich für einen Unterwasserkampf geeignet.

»Also schön … Dann eben anders.« Mit diesen Worten begann S’yne ein Stofftier für den Unterwassereinsatz zu nähen. Dabei hatte sie doch schon die Sadina-Puppe. Warum brauchte sie noch eine zusätzlich?

»Meisterin benötigt mehr Materialien. Könntet Ihr ihr helfen?«, fragte mich ihr Gehilfe.

»Ah, klar … Sag einfach, was ihr braucht. Du bekommst von mir die Erlaubnis und du holst alles, was du willst.«

»Verstanden.«

Wenn S’yne unbedingt mitkommen wollte, würde ich sie nicht aufhalten.

»Und ich …?«

»Nein, Ruft, du bleibst hier. Das ist viel zu gefährlich für dich.«

»Okay … Aber ich will auch stark werden! Ich bin zwar noch nicht lange hier, aber das ist mein Wunsch.«

»Du wirst doch schon jeden Tag stärker, Ruft«, erwiderte Sadina und streichelte ihm lächelnd über den Kopf. Ihm schien das jedoch ein wenig peinlich zu sein.

»Was ist mit dir, Raphi?«

»Raph! Raph, raph.«

Raphi zeigte deutlich, dass sie diesmal nicht mitkommen würde und verschränkte die Arme. Dann machte sie eine Bewegung, als würde sie eine Spitzhacke schwingen und zeigte auf etwas.

»Du hast also schon etwas anderes zu erledigen?«

»Raph!«

Wohl richtig geraten. Nun, wenn dem so war, ließ sich da nichts machen.

»Dann ist es entschieden!«

Wir unterhielten uns noch ein wenig, als plötzlich Melty auf Filo angeritten kam.

»Naofumi, wie geht es dir?«

»So richtig kann ich das nicht sagen …«

»Unverändert also.«

Es war offensichtlich, dass sie sich vor mir in Acht nahm. Benahm ich mich wirklich so verdächtig? Anscheinend schon …

»Und? Was willst du hier?«

»Es gibt da etwas, wofür ich deine Zustimmung bräuchte«, meinte sie und räusperte sich. »Ich würde gerne zusammen mit der Nachbarstadt ein Dorffest veranstalten, um den Sieg über den Phönix zu feiern.«

»Wow!«, reagierte Filo beeindruckt auf Meltys Vorschlag.

»Es gab zwar viele Verluste, aber die Tatsache, dass wir diese gewaltige Bedrohung für die Menschheit besiegt haben, indem wir uns mit den vier Helden zusammengeschlossen haben, ist noch viel unglaublicher. So ein Fest wird die Moral stärken.«

»Ein Fest trotz der ganzen Opfer?«

Das fühlte sich nicht richtig an. Melty schien sich jedoch nicht geschlagen zu geben und antwortete: »Gerade wegen der Opfer sollten wir dieses Fest abhalten. Sieh es als eine Art Gedenkfeier, bei der wir diejenigen ehren, die ihr Leben gelassen haben, damit wir heute hier sein können.«

Ein Fest, weil wir eine große Gefahr überwunden haben. Damals, als eine der Wellen überwunden worden war, hatte es auch ein Fest gegeben. Dann war das wahrscheinlich so etwas Ähnliches. So lief das wohl in dieser Welt. Die Leute wollten sich amüsieren, solange sie noch konnten.

»Und warum brauchst du meine Erlaubnis? Lass die Leute doch einfach feiern.«

»Bist du dir sicher? Wir könnten einen ordentlichen Gewinn erzielen. Hier, das sind meine Schätzungen. Könnte uns doch für eine Weile finanzieren, denkst du nicht auch?«

Die Summe, die Melty mir zeigte, war absurd.

»So viel? Woher?«

»Wir könnten verschiedene Veranstaltungen organisieren und sogar etwas Glücksspiel betreiben.«

Glücksspiel? Keine schlechte Idee.

»Ist das nicht gefährlich?«

»Keine Sorge. Der Plan ist es, neben dem Kolosseum auch ein Filolial-Rennen zu veranstalten und in deinem Stall gibt es eine ganze Menge blitzschnelle Vögel.«

Filolials also … Motoyasu wird wahrscheinlich hin und wieder per Portal zurückkommen, da werde ich ihn bei Gelegenheit ausfragen.

»Wir haben auch ein paar Herausforderungen von Gruppierungen erhalten. Das wird zweifellos eine Menge Geld abwerfen.«

»Hm … Verstehe. Dann mach, was du willst.«

Melty sah mich einen Moment schweigend an, als würde sie über etwas nachdenken. Doch dann, als hätte sie einen Entschluss gefasst, wechselte sie das Thema: »Wir planen auch noch einen Auftritt von Filo.«

»Einen Auftritt?«

»Ja, bevor du nach Schildwelt aufgebrochen bist, bin ich mit Filo oft losgezogen, um ihr Level zu erhöhen, erinnerst du dich? Unterwegs hat sie in allen möglichen Tavernen gesungen und die Leute haben sogar damit angefangen, sie das Himmlische Goldkehlchen zu nennen.«

»He he«, lachte Filo stolz und plusterte sich auf.

Damals mit Motoyasu war es auch schon so gewesen, sie liebte es wirklich zu singen. Filo war ein wahres Naturtalent, was das Singen betraf. Sie hatte eine engelsgleiche Stimme, tanzte gerne und war in ihrer menschlichen Form zudem wunderschön.

Irgendwie … war sie das perfekte Idol.

Eigentlich dachte ich, sie würde es wegen ihres Traumas hassen, so zur Schau gestellt zu werden, aber anscheinend hatte sie das überwunden.

»Sie hat schon einige Fans. Als Filo neulich in einer Taverne in der Stadt gesungen hat, passten kaum noch Leute in den Raum.«

»Dann ist sie ja schon ein Idol.«

»Mittlerweile kommen viele in die Stadt, nur um Filo singen zu hören. Wir haben auch eine ganze Menge Anfragen von Malern bekommen, für die sie Modell stehen soll. Was meinst du? Damit könnten wir auch ein ordentliches Sümmchen verdienen.«

»Das überrascht mich jetzt ehrlich gesagt. Ich dachte, du hättest was dagegen, mit Filo Geld zu machen.«

»Na ja …«, sie wollte etwas sagen, hielt aber inne.

»Herr Naofumi«, sagte Raphtalia.

»Ja, ja, ich weiß.«

Es war zu offensichtlich, dass alle immer noch viel zu viel Rücksicht auf mich nahmen. Es wäre schön, wenn sie das lassen würden.

»Wenn Filo kein Problem damit hat, dann macht ruhig.« Mehr konnte ich gerade nicht erwidern.

Filo reckte eine Feder ihres Flügels in die Höhe, als wäre diese ein Zeigefinger und sprach dann: »Okay, wenn du mir zuschaust, Meister, werde ich mein Allerbestes geben!«

»Aha … Geht klar.«