The Rising of the Shield Hero – Light Novel 15 - Kugane Maruyama - E-Book

The Rising of the Shield Hero – Light Novel 15 E-Book

Kugane Maruyama

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Beschreibung

Nach den Ereignissen in Q'ten Lo kehrt Naofumi in sein Dorf zurück. Leider muss er feststellen, dass während seiner Abwesenheit die öffentliche Ordnung gelitten hat. Banditen und ein ominöser Rennfahrer treiben ihr Unwesen, und es gilt, ihnen so schnell wie möglich Einhalt zu gebieten. Zudem steht der Schildheld vor einer unfassbar schwierigen Aufgabe: Er muss bestimmen, wer am Kampf gegen den Phönix teilnehmen darf. Eine Entscheidung, die folgenschwere Auswirkungen hat …

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Seitenzahl: 310

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

 

Prolog: Das Banditenproblem

Kapitel 2: Territorialreform

Kapitel 3: Spirit Tortoise Shell

Kapitel 4: Auf Fitorias Geheiß

Kapitel 5: Der Rennfahrer

Kapitel 6: Der Liebesjäger

Kapitel 8: Das dritte Heldentreffen

Kapitel 9: Geschwisterstreit

Kapitel 11: Das Tagebuch des verschollenen Helden

Kapitel 12: Die letzte der sieben Sternwaffen

Kapitel 13: Die Nacht vor dem Kampf mit dem Phönix

Kapitel 14: Der Kampf gegen den Phönix

Kapitel 15: Das unverzeihliche Schillern

Epilog: Das Mädchen, das zum Schild wurde

Prolog: Das Banditenproblem

 

 

»Alle Mann, in eine Reihe!«

»Jawohl!«

Mein Name ist Naofumi Iwatani. Ich bin ein Japaner, der als Held des Schildes in eine andere Welt beschworen wurde. Natürlich war bereits so einiges passiert, aber gerade hatte ich nicht die Zeit für Details. Ich hatte gerade mit meinen Untergebenen gefrühstückt und gab ihnen nun Anweisungen, was sie als Nächstes tun sollten.

Nachdem wir uns um den Aufruhr in Q’ten Lo gekümmert hatten, waren wir zurück in das Dorf gereist, das ich verwaltete. Das alles kam mir so vor, als sei es vor einer Ewigkeit und zugleich erst gestern geschehen.

Die Unruhen waren zum Glück bewältigt, doch kurz darauf hatte es noch einen kleinen Aufstand in Schildwelt gegeben, der mir die lästige Aufgabe eingebracht hatte, meine Autorität als Held des Schildes zu demonstrieren. So hatte sich unsere Rückkehr eine ganze Weile hingezogen.

Aber dank all dieser Anstrengungen hatte sich auch einiges verbessert.

»Jeder soll seinen gewohnten Posten einnehmen und seine Arbeit verrichten, das ist alles!«

»Jawohl!«

Wie immer waren die Dorfbewohner voller Tatendrang.

»Wie sieht für heute der Plan aus, Herr Naofumi?«, fragte mich Raphtalia, ein Mädchen, das ich fast als meine eigene Tochter betrachtete. Sie war die offizielle Vertreterin des Dorfes und die neue Himmlische Kaiserin, also die Herrscherin von Q’ten Lo, jenem Reich, in das wir vor Kurzem eingefallen waren. Von einer Sklavin zur Herrscherin aufzusteigen war eine reife Leistung. Außerdem trug sie eine ganz besondere Waffe – ein Katana, auch Vasallenwaffe genannt. Wenn man sich ihren Werdegang so ansah, war sie vielleicht noch beeindruckender als ich.

Auch heute trug sie die Miko-Tracht, die als Beweis für unseren Sieg über Q’ten Lo diente. Sie war wirklich eine Augenweide.

»Mal nachdenken … Ah, du erinnerst dich ja bestimmt noch an den Tumult in Schildwelt gestern, oder? Ich hab überlegt, die Beute aus Q’ten Lo und Schildwelt zu sortieren.«

»Sollen wir dann heute allein trainieren?«

Das klang nach keiner schlechten Idee, ich hatte jedoch das Gefühl, etwas vergessen zu haben … Aber da kamen auch schon Ren, Itsuki und Rishia, die ebenfalls ihr Frühstück beendet hatten, auf uns zu.

»Hey, Naofumi …«, begrüßte mich Ren.

Er war der Held des Schwertes und aus einem anderen Japan als meinem hergerufen worden. Sein voller Name lautete Ren Amaki. Neben ihm stand Itsuki, der Held des Bogens, der ebenfalls aus einem anderen Japan stammte. Sein vollständiger Name war Itsuki Kawasumi.

Rishia, die nie von seiner Seite wich, war das personifizierte Gefühlschaos und wirkte oft viel mehr wie ein Hauptcharakter als ich.

»Eclair hat gesagt, dass Prinzessin Melty und sie etwas mit dir besprechen wollen«, fuhr Ren fort.

»Worum geht es denn?«

»Anscheinend gibt es in letzter Zeit ein paar Probleme mit Banditen.«

»Wirklich …?«

»Ja. Während du in Q’ten Lo warst, haben wir uns um den Handel gekümmert – so wie du es uns aufgetragen hast. Deshalb haben wir viele Informationen bekommen.«

»Jetzt, wo du’s erwähnst … Wir wurden auf unseren Handelsfahrten ziemlich oft von Banditen überfallen«, fügte Kiru hinzu, als wäre es ganz normaler Small Talk.

»Warum höre ich davon zum ersten Mal?«

»Weil wir sie bisher immer erfolgreich abwehren konnten. Und außerdem warst du doch sowieso beschäftigt, oder?«

»Hm …«

»Aber die Angriffe nehmen langsam überhand, deshalb wollen die beiden wissen, ob du nicht eine Idee hast.«

Der Handel florierte in letzter Zeit. Durch den erfolgreichen Verkauf der Materialien der Geisterschildkröte kam Melromarcs Wirtschaft allmählich in Schwung.

Vielleicht waren sie so nachlässig mit der Berichterstattung gewesen, weil ich nicht da gewesen war oder weil die Angriffe erst kürzlich bis zum Dorf vorgedrungen waren.

Das erinnerte mich an die zuversichtlichen Worte des gut gelaunten Accessoire-Händlers in Zeltoble. Er hatte erwähnt, dass mit dem Auftauchen der Geisterschildkröte die Welt sensibler auf die Wellen reagieren würde, und immer mehr Menschen bereit wären, tiefer in die Tasche zu greifen, um sich zu schützen. Diese Chance durften wir nicht verpassen.

Aber es war nur natürlich, dass mit dem Erfolg der Kaufleute auch die Zahl der Räuber zunahm, die es auf den Reichtum abgesehen hatten.

Die vier Säulen – die Abenteurergilde, die Händlervereinigung, der Ritterorden und die Kirche – unterstützten sich gegenseitig, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Doch während sie damit beschäftigt waren, taten sich Banditen und andere Abtrünnige zusammen, um ihre Habgier zu befriedigen, indem sie Händler und Dörfer überfielen.

Das war wohl zu viel für einfache Sklaven- und Accessoire-Händler. Sie hatten zwar Macht, waren aber letztlich nichts weiter als skrupellose Kaufleute, die nichts gegen die Unvernunft jener Menschen ausrichten konnten, die Gewalt anwendeten, um im Leben voranzukommen. Sie planten sicher etwas, aber wir konnten uns nicht darauf verlassen …

Kurzum, die Sicherheitslage in Melromarc hatte sich seit dem Auftauchen der Geierschildkröte verschlechtert.

»Dann müssen wir sie wohl alle auf einmal loswerden.«

»Aber wie?«

»Ich hätte da eine Idee.«

Noch am selben Tag fuhr ich mit Ren, Raphtalia und einigen anderen, die mir für die Verhandlung nützlich erschienen, zu einem Ort, der mir sofort eingefallen war – einem Bauernhof, auf dem Kriminelle resozialisiert werden sollten.

 

»Deshalb hab ich eine sehr, sehr wichtige Aufgabe für dich«, erklärte ich.

»A… Auf gar keinen Fall! Ich hab beschlossen, in mein Dorf zurückzukehren und ein guter Mensch zu werden, sobald ich meine Schuld beglichen habe!«

Der Kerl, den ich in meinen Plan einzubinden versuchte, war ein Bandit, dem ich schon öfter über den Weg gelaufen war, und der jetzt hier auf dem Hof unter Rens Führung arbeitete. Leider schien er seine früheren Missetaten wirklich zu bereuen und lehnte vehement ab.

»Glaubst du wirklich, du kannst einfach so ablehnen?«

»Es ist mir egal, was du sagst! Ich gebe hier mein Bestes, um wieder auf den rechten Weg zu kommen, also komm mir bitte nicht in die Quere!«

Wo er recht hat, hat er recht. Ich konnte ihn zwar verstehen, aber ich würde sicher nicht so einfach aufgeben.

»Jetzt hör mir doch wenigstens erst mal zu. Ich verlange nichts Absurdes von dir, und du gehst dabei auch nicht leer aus.«

Ehrlich gesagt hielt ich ziemlich viel von diesem Kerl, der sein Banditenleben nie aufgegeben hatte, egal wie oft er auch verprügelt worden war. Er hatte zwar viel Pech gehabt, aber er lebte noch, also musste er ziemlich zäh sein.

»Zunächst einmal erlaube ich dir, einen Klassenaufstieg durchzuführen und dein Level heben wir auch an.«

Seine Bestrafung bestand darin, dass sein Level auf null gesetzt worden war und er auf dem Feld arbeiten musste. Das bedeutete, er war gerade erst wieder bei Level 1. Damit hatte er keine Möglichkeit, sich zu wehren, und büßte als Sklave für seine Verbrechen. Und da ihn das Sklavensiegel töten würde, sollte er versuchen zu fliehen, hatte er keine andere Wahl, als zu schuften. Das machte den Umgang mit Kriminellen sehr viel angenehmer als in meiner Heimat.

»Ich weiß zwar nicht, woher du kommst, aber ich werde deiner Familie auch etwas Geld schicken. Immerhin wirst du dann einen offiziellen Posten einnehmen, da wird deine Familie bestimmt stolz sein.«

»Ugh …«

Er schien über meinen Vorschlag nachzudenken. Ein ehemaliger Bandit ohne Macht und Verbindungen hatte die Chance, vom Reich selbst belohnt zu werden. Natürlich würde er es sich da zweimal überlegen, weiterhin stur zu bleiben.

»Du tust damit etwas Gutes, also verspreche ich dir auch eine erhebliche Strafmilderung, wenn alles klappt.«

»Du siehst gerade selbst wie ein Schurke aus«, bemerkte Ren.

»Halt die Klappe! Das nennt man Verfahrensabsprache.«

»Ich glaub nicht, dass das das richtige Wort ist.«

»Dann ist er halt ein Undercoveragent.«

»Der soll ein Agent sein?«, fragte Ren misstrauisch.

»Ich kann trotzdem nicht …«, meldete sich der Bandit wieder zu Wort.

»Immer mit der Ruhe«, unterbrach ich ihn direkt. »Du hast bestimmt Hunger. Ich werde dir etwas ganz Besonderes zubereiten«, sagte ich und servierte ihm Katsudon1, wie es sich für ein japanisches Verhör gehörte. Die Zutaten dafür waren in dieser Welt kaum zu finden, also war es eher eine Imitation.

Schon bald konnte ich den Magen des Banditen knurren hören. Schwer schluckend starrte er auf das Essen vor ihm. So etwas Leckeres hatte er wohl noch nie gegessen.

»Keine Sorge, ist nicht vergiftet. Wenn du willst, kann einer meiner Sklaven probieren«, bot ich ihm an und gab Kiru ein wenig von dem Katsudon. Genau hierfür hatte ich sie mitgenommen.

»Das ist ja lecker! Kann ich noch mehr haben?«

»Warte noch ein bisschen. Wenn er nicht mitmacht, kannst du den Rest haben.«

»Lehn besser ab, du komischer, böser Mann.«

»Ki!«, warnte Raphi.

Na ja, das war wohl angemessen. Denn es war nicht hilfreich, ihn so zu provozieren, nur weil Kiru alles für sich haben wollte.

»N… Na gut! Schon gut, ich esse ja schon!«, kapitulierte der Bandit und machte sich über das Gericht her.

Puh, Glück gehabt …

»W… Was ist das denn?! Das ist viel zu lecker, ich kann gar nicht aufhören zu essen! Es schmeckt fast wie bei meiner Mama, ich glaub, ich heul gleich …«

Unter Tränen verschlang er den Rest, während Kiru ihn mit großen Hundeaugen neidisch beobachtete.

Ren hingegen sah mich recht vorwurfsvoll an, aber das interessierte mich kein Stück.

»Nun, es musst ja auch nicht unbedingt du sein. Ich erinnere mich auch noch an ein paar andere Gefährten von dir«, sagte ich bedeutungsvoll, nachdem er fertig war.

Jetzt, wo er gesättigt war und er sich beruhigt hatte, würde er sicher empfänglicher für mein Angebot sein. Nur noch ein letzter Stups in die richtige Richtung. Diese Art von Verhandlung machte wirklich Spaß. Vielleicht konnte ich so den ganzen Stress der letzten Zeit loswerden.

»Wenn du mir hilfst, kann ich dir noch mehr leckere Sachen kochen.«

Ich hatte unendlich viele Möglichkeiten, ihn dazu zu bringen, und wie ich vorhin bereits erwähnt hatte, gab es auch noch andere Leute, die den Job übernehmen konnten.

»Das klingt nicht schlecht, aber … Ich kann meine Kameraden nicht verra…«

»Filo.«

Nachdem Filo ihn vermöbelt hatte, war der Kerl ziemlich traumatisiert, was sie anging. Eigentlich war sie aber gerade gar nicht hier, sondern bei Melty, die sich um die Nachbarstadt kümmerte. Wirkung zeigte meine Drohung trotzdem.

»Ist ja gut! Wenn ich mitmache, lässt du mich frei, richtig?!«

Das ging aber schnell! Hatte der wirklich solche Angst vor Filo?

»Klar. Ist versprochen.«

Aber auch nur, wenn er den Job dann wirklich nicht mehr machen will.

»Naofumi …«, meldete sich Ren fassungslos zu Wort, als wolle er mich dafür tadeln.

»Was denn?! Uns fehlt die Zeit, jeden Banditen einzeln auszumerzen, oder? Es ist viel einfacher, sie direkt an der Wurzel zu packen.«

»Ähm …« Auch Raphtalia, die bisher geschwiegen hatte, wollte nun etwas sagen. »Du willst also jemanden, der sich bessern will, dazu bringen, wieder Böses zu tun?«

»Das ist doch nichts Böses«, erwiderte ich.

Mithilfe dieses Banditen werden wir den wahren Grund für den Anstieg der Kriminalität aufdecken und gleichzeitig die öffentliche Ordnung wiederherstellen. Wie viele Leute würden wohl auf die Idee kommen, dass ausgerechnet ein Held einen Banditen für seine Zwecke einspannte? Aber wenn Helden Licht in die Welt brachten, dann sollten sie sich auch um die Schatten kümmern, die daraus entstanden. Selbst wenn jemand Verdacht schöpfte, hatte ich nichts zu befürchten, denn inzwischen standen fast alle Helden unter meinem Kommando. Als ich so darüber nachdachte, fiel mir auf, wie weit ich es mittlerweile gebracht hatte.

»Zuerst musst du deine Kameraden zusammentrommeln, und dann könnt ihr nach und nach eure Macht ausbauen. Natürlich ohne meine Händler anzugreifen.«

»Wie sollen wir denn über die Runden kommen, ohne Händler auszurauben? Wir sind Banditen!«

»Ich hab dir ja nicht verboten, gar keine Händler zu überfallen. Tatsächlich gibt es sogar einige, die ihr ausrauben solltet.«

Es gab da eine gewisse Gruppe bösartiger Kaufleute, die nicht der Händlervereinigung angehörten, im Verborgenen agierten, alle möglichen Regeln brachen und Territorien verletzten. Während ich die Quelle des Banditenproblems untersucht hatte, war mir gesagt worden, dass diese Händler gemeinsame Sache mit Banditen machten und dass offenbar sowohl hinter den Banditen als auch hinter den Händlern Anti-Schild-Adelige steckten.

Tatsächlich kamen mir da schon ein paar Adlige in den Sinn, die mir missbilligenden Blicke zugeworfen hatten.

»Kümmere dich um die Händler, die sich nicht an die Regeln halten. Wenn du das tust, hast du meine Unterstützung.«

Ich war zuvor per Portal nach Zeltoble gereist und hatte meine Verhandlungen mit dem Accessoire-Händler abgeschlossen. Er war so begeistert gewesen, dass er sogar darauf bestanden hatte, mich zu seinem Nachfolger zu machen. Ich hatte wirklich keinen Schimmer, was in ihm vorging.

»Wie soll ich die denn auseinanderhalten?!«

»Keine Sorge, ich informiere dich über die Routen meiner Händler und der anderen, die du nicht überfallen sollst. Such einfach nach den übrigen Kutschen und nimm den bösen Händlern die ganze Ware ab.«

Dies war die Geburtsstunde jener rechtschaffener Räuber, die nur von den Bösen stahlen. Na ja, jedenfalls böse aus meiner Sicht.

Mit diesem Plan sollten wir die öffentliche Ordnung schnell wieder hergestellt bekommen.

»Und was machen wir dann mit der Ware?«

»Gute Frage. Ihr könntet sie zu mir bringen, aber ich möchte nur ungern damit in Verbindung gebracht werden. Verteil einfach die Hälfte unter deiner Banditentruppe und die andere an bedürftige Dörfer. Dann werdet ihr sicher nicht als Bösewichte angesehen. Und was den Staat angeht … Mich sehen sie auch nicht mehr als Bösewicht, also sollte das schon passen.«

»Das klingt nicht sehr heldenhaft …«

Sagt der Richtige! Hinter den Kulissen gab es doch immer einen Mächtigen, der die Fäden zog. Ich würde mich mit der Königin zusammentun und den ganzen Müll beseitigen, der sich versteckt hielt.

»Geht das wirklich klar?«

»Ich lasse die Helden patrouillieren, damit es so aussieht, als würden wir uns um die Banditen kümmern. Du kannst dich einfach als Anführer mit einem guten Riecher ausgeben. Wenn einer deiner Männer nicht gehorcht oder Ärger macht, lass ihn einfach eine unserer Kutschen überfallen, dann kümmern wir uns darum.«

»Die Bedingungen sind nicht schlecht, und ich kann ja sowieso nicht ablehnen … Ich bin dabei.«

»Dann haben wir einen Deal.«

»Du hast echt ’ne gruselige Persönlichkeit. Was Itsuki wohl dazu sagen wird, wenn er wieder der Alte ist.«

»Deshalb hab ich ihn ja auch im Dorf gelassen, damit er davon nichts mitbekommt. Du arbeitest zusammen mit Eclair an der Sicherheit, Ren, daher musstest du dabei sein.«

»Meinetwegen … Es ist nicht einfach, Geld zu verdienen …«

»Ich glaube nicht, dass es gerade darum geht«, fügte Raphtalia zweifelnd hinzu.

Alles in allem wurde so in Melromarc eine neue, mächtige Organisation gegründet – die »Rechtschaffenen Räuber«. Wenn das Land dadurch das Banditenproblem in den Griff bekam, wäre es umso besser, auch wenn es nun ein weiteres Geheimnis gab, von dem die Öffentlichkeit nichts erfahren durfte.

 

Nachdem ich die Verhandlungen abgeschlossen hatte, kehrten wir per Portal ins Dorf zurück. Ich musste mich mal wieder bei der Königin melden. Bei all dem, was in letzter Zeit passiert war, hatte ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Nachdenklich überflog ich die Seiten eines Geschäftsbuchs, in dem alle unsere Einnahmen aus dem Handel während unserer Abwesenheit aufgelistet waren.

»Wow …«

Kirus Verkäufe waren beeindruckend … Ich beschloss, sie zu loben und ging zu ihr.

Hm? Schaute mich der große Caterpilland, das Monster, das Kiru vor eine Kutsche gespannt hatte, etwa gerade an? Jedenfalls …

»Du hast anscheinend gute Arbeit geleistet, während ich nicht im Dorf war. Immer weiter so, Kiru.«

»Wirklich?«

»Du solltest aufpassen, wenn Herr Naofumi dich so plötzlich lobt«, warnte Raphtalia.

»Geht klar.«

Ein einfaches Kompliment genügte, um Raphtalia glauben zu lassen, dass ich etwas im Schilde führte. Das hatte ich mir wohl selbst eingebrockt …

»Ich hab dich nur gelobt, weil du gute Arbeit geleistet hast, mehr steckt nicht dahinter. Ich würde dich auch gerne irgendwie beloh…«

»Dann will ich, dass du mir etwas kochst!«, fiel Kiru mir direkt ins Wort. »Was noch Besseres als das von vorhin!«

Sie wollte also nur Essen von mir?! Die Chance ergriff Filo auch immer.

»Geht klar, dann mach ich dir vielleicht ein Dessert oder so.«

Ich dachte sofort an etwas Süßes, denn ich hatte zusammen mit Rato eine Mutation der Bio Plant gezüchtet, die man zu etwas Ähnlichem wie Honig verarbeiten konnte. Das wäre die perfekte Gelegenheit, unsere neue Kreation zu probieren. Und selbst wenn das mit dem Honig nicht klappen sollte, könnte ich einfach die hochwertigen Süßungsmittel verwenden, die wir von den Leuten aus Schildwelt bekommen hatten. Die schmeckten zwar ein wenig eigenartig, aber definitiv süß.

Mit leuchtenden Augen folgte Kiru mir in die Küche, und wie immer, wenn ich kochte, beäugten mich auch alle anderen Dorfbewohner auf die gleiche Art.

»Was für ein herrlicher Duft. Es riecht bereits jetzt schon lecker«, staunte Raphtalia.

»Was machst du mir?«, fragte Kiru.

»Schau einfach zu und sei still. Hm, ich muss die Hitze anpassen … So schwach wie möglich …«

Ich heizte eine Pfanne auf und bereitete einen Teig vor, indem ich Mehl mit Monstermilch mischte, die ich von einem Bauernhof in der anliegenden Stadt hatte, die Melty betreute. Dann trennte ich das Fett von der Milch und schlug noch etwas Sahne auf. Unter die mischte ich den Honig, um sie zu süßen, und legte noch ein paar Früchte bereit. Während ich kochte, wurden immer mehr Sklaven und sogar Monster von dem Geruch angezogen und versammelten sich um mich herum.

Das wird niemals reichen …

»Okay.«

Ich verteilte den Teig so dünn wie möglich in der Pfanne, briet ihn kurz an und wendete ihn einmal. Dann legte ich den Crêpe auf einen Teller, belegte ihn mit Obst und gab zum Schluss noch etwas Sahne darauf.

»Fertig!«

»Also hast du wirklich Crêpes gemacht«, murmelte Ren, als er das fertige Dessert sah.

»Ich hatte vor langer Zeit einen Minijob in einem Restaurant und weiß noch, wie man die Dinger macht.«

»Ein Minijob … Wie nostalgisch.«

»Hattest du auch einen?«, fragte ich Ren.

Immerhin hatte er ziemlich viel gezockt, also hatte er doch sicher jede Menge Geld für die In-Game-Käufe gebraucht. Entweder kostete es Geld, sich solche Spiele anzuschaffen, oder man verschaffte sich durch In-App-Käufe Vorteile. Es war sicher nicht einfach gewesen, die Kosten nur durch sein Taschengeld zu decken. Wenn man es wirklich ernst meinte, musste man sich auf jeden Fall einen Nebenjob suchen, um mehr Geld aufzutreiben.

»Nein, aber ich wollte immer einen haben.«

Ren war noch in der Highschool, also hatten ihm die Schule oder seine Eltern wahrscheinlich verboten zu jobben. Das war nicht ungewöhnlich. Mein kleiner Bruder war auch an einer Schule, an der Nebenjobs nicht geduldet wurden.

Und ich?

Ich jobbte schon seit der Highschool, einfach weil ich Geld verdienen wollte. Wofür ich das ausgab, konnte man sich sicher denken. Nachdem ich Ren gefragt hatte, gab ich ihm den ersten Crêpe. Als Japaner kannte er das Dessert und würde es wahrscheinlich am ehesten beurteilen können.

»Lecker. Etwas anders als in Japan, aber gar nicht mal schlecht.«

»Hey, jetzt sag doch mal, ist es wirklich so lecker?«, fragte Kiru mit neugierigen Augen.

»Sieh mal, das ist ein Gericht aus meiner Welt, ein Crêpe«, erklärte ich und gab Kiru den nächsten.

»Ein Crêpe? Noch nie gehört … Und das ist aus deiner Welt?«

Kiru schnupperte an dem Teig und nahm ihn in Augenschein. In letzter Zeit war sie immer häufiger in ihrer Hundeform, aber gerade stand sie als Subhumanoide vor mir. Obwohl die Verwandlung Magie verbrauchte, schien sie sich in ihrer Hundeform wohler zu fühlen, denn ihre Sinne waren schärfer und ihr Körper leichter.

Kiru nahm einen Bissen. »So was hab ich noch nie gegessen.« Beim Kauen wedelten ihr Schwanz und ihre Öhrchen ununterbrochen. »Wie lecker!«

»Freut mich.«

Nachdem Kiru so glücklich aussah, stießen immer mehr Dorfbewohner und Monster zu uns und wollten ebenfalls einen Crêpe probieren. Also fing ich an, immer mehr zuzubereiten.

»So lecker! Ich lieeeeeebe Crêpes!«, rief Kiru und rannte los.

»Fall nicht hin!«, warnte ich, doch noch im selben Moment stolperte sie auch schon.

»Hey, das kommt mir irgendwie bekannt vor«, merkte Ren an.

»Stimmt, mir auch.« Der Crêpe war ihr aus der Hand gerutscht und hatte sich überall auf dem Boden verteilt. »Ich glaube aber, bei mir war es Eiscreme.«

»Bei mir Shaved Ice. Ziemlich lange her, aber lief definitiv genauso ab.«

Anscheinend gab es auch in anderen Welten in der fernen Zukunft mit VRMMOs noch die gleichen Klischees.

Was würden wir nur ohne Kiru machen?

»Ugh … Nicht der Crêpe, neeeeein!!!« Kiru weinte und umklammerte ihren Kopf mit beiden Händen, während sie dem zerstörten Crêpe nachtrauerte.

Wenn sie so traurig war, könnte ich ja noch einen machen, aber … hatte ich noch genug Zutaten?

Es würde kaum noch für den Rest des Dorfes reichen.

Kiru war am Boden zerstört und starrte den zermatschten Crêpe schließlich schweigend an. Ein anderer Sklave wollte ihr aufhelfen, doch Kiru schien ihn nicht einmal zu bemerken. Und dann … fing sie an, den Crêpe zu essen?!

Aus irgendeinem Grund hatte sich Kiru in einen Hund verwandelt und leckte nun die Reste des Crêpes vom Boden auf.

»Kiru! Was machst du da?!«, schimpfte Raphtalia und eilte zu ihr. Auch die anderen Anwesenden waren überrascht und zeigten tuschelnd in ihre Richtung. »Du wirst noch krank!«

»Lass mich los! Den hat Bruder extra für mich gemacht, also werd ich ihn auch essen!«

»Nein, wirst du nicht! Er hat dir doch schon mal gesagt, dass du nichts vom Boden essen sollst!«

»Ich werd ihn aber trotzdem essen! Lass mich los! Ich will den Crêpe essen!!!«, heulte Kiru und wehrte sich gegen Raphtalia, die sie festhielt. Sie streckte eine Pfote nach dem Crêpe aus und zappelte wild.

Ähm … Hatte ich versehentlich was süchtig Machendes in den Teig getan? Ich werde Rato sagen müssen, dass wir den Honig nicht benutzen sollten.

»Jetzt beruhige dich! Du kannst meinen haben«, entschärfte Ren den Streit.

»Wirklich?«

»Klar.«

Ren gab Kiru seinen Crêpe und brachte die Situation so unter Kontrolle. Ich verstand zwar immer noch nicht, warum Kiru so ausgerastet war, aber Ren schien sich langsam im Dorf eingelebt zu haben. Kurze Zeit später drehte er sich verwirrt zu mir um und sagte: »Die Kinder haben dich echt gern, Naofumi ...«

»Ne, ich glaub, der Honig macht süchtig. Ich werde nicht noch mehr Crêpes machen.«

»Ich denke nicht, dass es daran liegt, also hör bitte nicht auf. Schau doch, wie sie dich alle ansehen … Bitte mach noch mehr«, bat mich Ren und sah verlegen zu den Sklaven, die wiederum alle zu mir blickten.

Ich dachte zwar immer noch an eine drogenähnliche Wirkung, aber sicher war ich mir nicht, also was soll’s.

»Das riecht ja gut …«

Angelockt vom Duft der Crêpes kamen Raphtalias Cousin und Wyndia herein.

Wyndia war die Hüterin von Gaelion, einem Drachen. Sie liebte Monster und war zusammen mit Rato für die Verwaltung der Monster im Dorf zuständig. Außerdem war sie selbst von einem Drachen aufgezogen worden, den Ren besiegt hatte. Sie und Ren waren zwar nicht die besten Freunde, aber anscheinend munterte sie ihn manchmal auf, wenn er anfing, pessimistisch zu werden.

Raphtalias Cousin war der Junge, der als Anführer von Q’ten Lo großgezogen worden war, dem Reich, das wir vor Kurzem erobert hatten. Er gehörte derselben Rasse an wie Raphtalia und sein Gesicht erinnerte mich an sie, als sie noch klein war. Deshalb nahmen wir ihn mit in unser Dorf und gaben die offizielle Erklärung, er sei hingerichtet worden.

Das Problem war nur, dass er die Sprache von Melromarc noch immer nicht richtig beherrschte, sodass er nur mit mir, Raphtalia, den anderen Helden und denen, die die Sprache der Subhumanoidenreiche verstanden, sprechen konnte.

Als er noch der Himmlischer Kaiser gewesen war, hatte er ein ziemlich dummes Gesetz erlassen, das schon fast an ein Tierschutzgesetz erinnerte. Aber gerade wegen dieses Gesetzes hatten wir Q’ten Lo viel schneller erobern können, als erwartet. Anscheinend waren die wahren Idioten sowieso die korrupten Politiker gewesen, die ihm unterstanden.

In Wahrheit hatte ein selbstsüchtiges Miststück namens Makina Q’ten Lo kontrolliert. Sie stammte aus Schildwelt, und wir konnten sie schließlich besiegen.

Kommen wir zurück zu Raphtalias Cousin, denn dieser war unglaublich vernarrt in eine bestimmte Art von Monstern: Filolials.

Nachdem er jedoch gelernt hatte, wie grausam Monster sein konnten, schämte er sich für sein Verhalten. Aber er war immer noch neugierig und zeigte großes Interesse an Raphi.

Vielleicht könnte ich sie benutzen, um ihn auf meine Seite zu bringen?

»Oha, wollt ihr auch was?«

»Gerne.«

Raphtalias Cousin nahm sich einen Crêpe und begann zu essen. Er ähnelte sehr der Raphtalia, die ich als Kind gefüttert hatte.

»Was soll der sanfte Blick?«, fragte mich Raphtalia, als wollte sie mir etwas vorwerfen.

Was hatte ich denn jetzt schon wieder getan?

»Er erinnert mich an dich, als du noch klein warst. Nenn es väterliche Nostalgie.«

»Ich glaube, der Grund gefällt mir nicht … Aber sag doch mal …«, wechselte sie das Thema und legte eine Hand auf die Schulter ihres Cousins. »Als ich Wyndia sah, kam mir etwas in den Sinn. Erinnerst du dich noch daran, wie mein Cousin heißt?«

Ihr Ton klang wie ein Verhör. Sie wollte darauf hinaus, dass ich Wyndia mal »Talprinzessin« genannt hatte. Damals hatte Raphtalia mich genauso angesehen wie gerade eben. Deshalb antwortete ich ehrlich: »Keine Ahnung.«

Ich wusste nur, dass er der ehemalige Himmlische Kaiser und Raphtalias Cousin war. Sein Name hatte mich schon damals nicht interessiert.

»Wenn du dich nicht bald vorstellst, gibt er dir noch einen komischen Spitznamen«, erklärte Raphtalia ihrem Cousin.

»Genau! Vielleicht nennt er dich dann auch Talprinzessin!«, fügte Wyndia verzweifelt hinzu.

»Herr Naofumi, wie nennst du ihn denn in Gedanken?«

»Raphtalias Cousin.«

»Genau das meine ich! Schnell! Wenn du dich nicht beeilst, bist du bald nur noch mein Cousin!«

»Ä… Ähm … Ich heiße … Ruftmila.«

Klang gar nicht unähnlich zu Raphtalia, aber die beiden kamen ja auch aus demselben Reich.

»Verstehe, dann nenn ich dich ab jetzt Ruft.«

Was war falsch daran, ihn einfach »Cousin« zu nennen?

»Sollten wir einen anderen Namen benutzen, wenn Leute aus Q’ten Lo in der Nähe sind?«

»Keine komischen Spitznamen«, wiederholte Raphtalia.

Sie traute mir kein bisschen.

»Raph«, meldete sich Raphi zu Wort, worauf ich ihr meinen allerbesten und damit letzten Crêpe reichte.

»Ah, da war noch was. Diese Frau und Gaelion wollten mit dem Schildhelden reden.«

Mit der Frau meinte Wyndia Ratotille, eine Alchemistin aus Faubrey, die viel über Monster wusste, und Gaelion war, wie bereits erwähnt, ein Drache.

»Gut, ich muss mich sowieso mit den beiden über die Verteilung der Vorräte beraten.«

Wahrscheinlich hatte sie ihre Forschungen über das einzigartige Ökosystem Q’ten Los abgeschlossen und einige Daten in ihrem Forschungslabor gesammelt.

»Dann gehe ich zu Eclair und erkläre ihr die Situation. Ruf mich, wenn was sein sollte«, erklärte Ren.

»Okay, geh bitte vorher zu Atla und den anderen und sag ihnen, dass ich zu beschäftigt bin und es heute nicht zum Training schaffe.«

Ich hatte alles Mögliche zu erledigen und keine Zeit für das tägliche Training, also wollte ich das jetzt schon klar machen.

»Verstanden. Aber, na ja … Atla kommt wahrscheinlich trotzdem angestürmt.«

»Kann sein … Provoziere sie einfach ein bisschen und sag ihr, dass sie die Schande vom letzten Mal mit noch mehr Training wettmachen soll.«

In Schildwelt hatte Atlas Gruppe einige Probleme bekommen, als sie auf die Illusionen des Feindes hereinfielen und praktisch nutzlos waren. Vor allem Atla hatte deshalb große Schuldgefühle und vertiefte sich so sehr ins Training, dass sie mir kaum noch auf die Pelle rückte.

»Ich wünschte, wir wären da gewesen.«

Rens Gruppe war zu dem Zeitpunkt schon unterwegs gewesen und wir hätten eh keine Zeit mehr gehabt, sie zurückzurufen. Es machte keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.

»Auf jeden Fall müssen wir uns Gegenmaßnahmen überlegen, damit so etwas nicht noch mal passiert. Dass du und Itsuki nicht da wart, war nicht das Problem.«

Es geht vielmehr darum, dass wir den Angreifer haben entkommen lassen. Abgesehen vom Schildhelden waren die anderen Helden auf sich allein gestellt nicht einfach zu besiegen.

»Dann werde ich mich jetzt auf den Weg zu Rato machen, bis dann«, verabschiedete ich mich und ging mit Ren, Wyndia und Ruft zu Ratos Labor.

1 Schnitzel auf Reis

Kapitel 1: Die Geburt der Raph-Spezies

 

 

»Hier bin ich«, begrüßte ich Rato, nachdem wir in ihrem unverändert zwielichtigen Labor angekommen waren, in dem irgendwelche merkwürdigen Monster in Kulturbehältern schwammen.

»Raph?«, winkte Raphi neugierig einem der Monster, und es winkte zurück.

»Kyua!«

Gaelion schien auch hier zu sein.

»Ah, Herr Graf. Ich habe viel zu berichten.«

»Was gibt’s?«

»Zunächst ein Fortschrittsbericht. Was die Lichtkirschbäume betrifft, so habe ich noch keinen Weg gefunden, sie umzupflanzen. Ich weiß nicht warum, aber sie sterben sofort, wenn man sie verpflanzt.«

»Verstehe.«

Ich wollte die wunderschönen Lichtkirschbäume zum Statussymbol des Dorfes machen, also hatte ich Rato gebeten, sich darum zu kümmern. Sie wuchsen nur in Q’ten Lo und hatten so viele nützliche Eigenschaften, dass ich es schade fand, sie nicht auch hier gedeihen zu lassen.

»Die Zusammenarbeit von Euch und den anderen Helden ist unerlässlich für die Kreuzung der Bio Plant …«, erklärte Rato.

Unter den Einstellungen der Bio Plant, hatte ich nach einigem Experimentieren einen Skill namens »Verbindung« gefunden. Wenn wir ihn richtig einsetzten, könnten wir das Sterben der Lichtkirschbäume vielleicht verhindern.

»Klar, soll ich es gleich mal probieren?«

»Wartet, es gibt noch ein paar andere Dinge. Danach könnt Ihr loslegen.«

»Hm? Was denn?«

»Wyndia, geh und bereite alles vor …«, befahl Rato.

»In Ordnung …«, erwiderte Wyndia und verließ sofort den Raum.

»Gut … Sie ist endlich weg«, meldete sich Gaelion.

»Warum sprichst du nur, wenn Wyndia weg ist?«, fragte Ruft und legte den Kopf schief.

»Behalte das für dich. Er hat seine Gründe. Erzähl Ren auch nichts davon«, sagte ich.

»Okay.«

»Wyndia würde sich sicher freuen, wenn du mit ihr redest …«, warf Raphtalia ein.

Sie und Ruft hatten keine Eltern, also verstanden sie wahrscheinlich, wie sich Wyndia fühlte.

Aber da Gaelion ihr Ziehvater war und er das für die richtige Entscheidung hielt, mischten wir uns nicht ein.

»Also, was ist los?«

»Ihr erinnert Euch doch noch daran, dass Drachenkaiser ihre Kraft und Weisheit steigern können, indem sie Drachenkaiser-Splitter aufnehmen, oder?«

»Ja.«

So viel konnte ich mir in etwa zusammenreimen. Sowohl aus den Ereignissen in Q’ten Lo als auch aus dem Vorfall mit dem Dämonendrachen, nachdem Gaelion zu uns gestoßen war.

»Um stärker zu werden, ist es unerlässlich, dass wir weitere Drachenkaiser besiegen und ihre Splitter an uns nehmen. Doch es gibt auch noch andere Informationen, die ich mit Euch teilen sollte.«

»Und zwar?«

»Das Wissen über den Klassenaufstieg, um die Levelgrenze von 100 zu überschreiten, befindet sich in einem der verlorenen Splitter. Zusammen mit vielen anderen nützlichen Informationen.«

Die Levelgrenze war ein Phänomen dieser Welt, das bei jedem, abgesehen von den Helden, auftrat.

Die anfängliche Level-Grenze der Bewohner dieser Welt lag bei 40 und konnte durch einen Klassenaufstieg auf 100 erhöht werden. Ich erinnerte mich vage daran, dass mir so etwas beim Kauf der Hakuko-Geschwister erklärt worden war. Einige der Subhumanoiden wie die Hakuko hatten eine Levelgrenze von 120. Wenn es einen Weg gab, diese Grenze zu durchbrechen, dann sollten wir dem auf jeden Fall nachgehen. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich dazu einen Hinweis bekommen würde.

»Ihr hattet so viel zu erledigen, dass uns die Zeit fehlte, darüber zu reden.«

»Das sind schon wichtige Informationen, aber war das alles, was du sagen wolltest?«

Um ehrlich zu sein, war mir das gar nicht mal so wichtig, da weder ich noch Raphtalia von der Levelgrenze betroffen waren. Ren, Itsuki und S’yne waren ebenfalls als Helden kategorisiert, also interessierte sie das auch nicht. Das Wissen, wie man die Levelgrenze durchbricht, könnte in der Zukunft wichtig sein, aber im Moment hatte es keine Priorität.

»Jetzt, wo der Filolial nicht mehr in der Nähe ist, werde ich das Siegel, das auf Eurem Schild liegt, etwas lockern.«

»Was?«

»Das Siegel der Filolial-Königin. Erinnert Ihr Euch nicht?«, fragte Gaelion verwirrt.

Ein Siegel …? Das hatte ich doch schon mal gesehen, als ich das Material des Dämonendrachen in meinen Schild eingespeist hatte … Meinte er das?

Aber … Bedeutete das etwa, dass ich deswegen keine Drachenschilde benutzen konnte? Dann hatte das Freischalten der Filolial-Serie, die Drachen-Serie versiegelt?! Diese verdammte …! Dabei hatte sie mich sogar um einen Gefallen gebeten. Wieso schränkte sie da meine Skills ein?

Wollte sie mich etwa für sich beanspruchen? War sie etwa ein dreckiger Hund, der sein Revier markierte, oder was?!

»Der Kernstein befindet sich im Schild, nicht wahr? Wenn Ihr das passende Level erreicht, sollte Euch der Großteil der Drachen-Reihe zur Verfügung stehen.«

»Ah, so funktioniert das also.«

Dann war mein Level damals einfach nicht hoch genug gewesen. Also war das mit den Drachen- und Filolial-Skills wie bei einem Videospiel, bei dem man sich für eins von beiden entscheiden musste …

In letzter Zeit fragte ich mich immer öfter, ob das hier doch nur ein Spiel war, aber das machte es nicht wirklich besser.

»Zeigt mir Euren Schild.«

»Na gut …«, erwiderte ich seufzend, bevor Gaelion etwas mit meinem Schild anstellte. Es fühlte sich an, als würde der ganze Schild flackern und Funken sprühen.

 

Ein Teil des Siegels wurde gelöst.

 

Bedingungen erfüllt für: Dragon Leather Shield

Bedingungen erfüllt für: Dragon Scale Shield

Bedingungen erfüllt für: Dragon Meat Shield

Bedingungen erfüllt für: Dragon User’s Shield

Bedingungen erfüllt für: Dragon User’s Shield II

Bedingungen erfüllt für: Water Dragon Shield

Bedingungen erfüllt für: Water Dragon Vassal Shield

 

Gut, die Werte schienen alle hoch zu sein, wie man es von einem Drachenschild erwartete. Die Fähigkeitsmultiplikatoren waren auch ziemlich beeindruckend. Die Freischaltbedingungen lagen alle ungefähr bei Level 50.

Da hast du aber echt was angestellt, Fitoria …

Hm? Der Dragon User's Shield hatte einen Drachenwachstumsmodifikator (klein). Mit weiteren Drachenkaiser-Splittern könnte ich also Gaelions Fähigkeiten verbessern.

»Ich kann auch den anderen Helden Drachenkaiser-Waffen geben. Deshalb ist es wichtig, noch mehr Splitter zu sammeln.«

»Das hättest du ruhig früher sagen können.«

»Der Dämonendrache hat mich aufgewühlt und es hat eine Weile gedauert, bis ich wieder klar denken konnte.«

So sehr hatte sich das auf ihn ausgewirkt?

»Ich beabsichtige, allen Helden den Segen des Drachenpuls zu gewähren.«

Die unmittelbare Herausforderung bestand darin, Ren und Itsuki Drachenpulsmagie erlernen zu lassen. Ich selbst hatte sie erst vor Kurzem gemeistert, und im besten Fall würden die beiden sie bis zum Kampf mit dem Phönix beherrschen.

»Ich kann meinen Segen auch dazu verwenden, um bei Klassenaufstiegen zu helfen.«

»Was das angeht …«, schloss sich Rato dem Gespräch an. »Die Monster im Dorf sind mittlerweile fast alle bei Level 40 angelangt. Ich hätte schon beim Reich um Erlaubnis bitten können, sie aufsteigen zu lassen, aber ich wollte vorher mit Euch darüber reden.«

»Wär mir schon lieber.«

»Die Monster sind unglaublich erpicht darauf, stärker zu werden, Herr Graf. Anscheinend wollen sie auch einen speziellen Klassenaufstieg, so wie ihn die anderen aus dem Dorf bekommen haben.«

»Den Segen der Filolial-Königin, oder?«, fragte ich sicherheitshalber.

»Ach, das mit der Strähne von Filo? Das zählt als Segen?«

Das dachte ich jedenfalls. Schließlich verfügten Filolials über allerlei nützliche Fähigkeiten.

»Ich verstehe nicht so ganz, wie das funktioniert, aber es hilft bei den Klassenaufstiegen.«

Auch wenn manche vielleicht nicht derselben Meinung waren.

»Zu den Bedingungen gehört, dass ein Held in der Nähe sein muss. Außerdem spielt die Kraft der Erde eine Rolle, sie schafft Potenzial«, verriet uns Gaelion.

Die Kraft der Erde … Mit anderen Worten: Erfahrungspunkte.

Wenn dem so wäre, würde sich das positiv auf die Statusmagie auswirken.

»Ein Klassenaufstieg bedeutet mehr Macht. Natürlich wird man stärker, wenn man den Segen eines Helden erhält, doch darauf möchte ich gar nicht hinaus.«

»Sondern?«

»Monster können nicht den Filolial-Segen erhalten. Ihr wisst doch bestimmt, wie das bei den Filolials ist, oder?«

»Hmm …«

Sie mussten sich nichts sehnlicher wünschen, als stärker zu werden. Das könnte schwierig werden …

Sadina, Atla und Fohl hatten bereits einen Klassenaufstieg mit Filo durchgeführt.

»Die Monster wollen stärker werden, um diese Welt zu beschützen. Sie wollen sogar gegen den Phoenix helfen.«

Hm … Ich hatte mich in letzter Zeit nicht so viel mit ihnen befasst, aber wollten sie wirklich alle so weit gehen?

»Manche von ihnen weinen sich sogar in den Schlaf, weil sie Euch so sehr vermissen, Herr Graf.«

»Was soll das denn?«

»Anfangs habt Ihr Euch noch jeden Morgen um sie gekümmert, sie haben Euch alle ins Herz geschlossen.«

»Das kann ich ihnen nicht verübeln … Herr Naofumi ist sehr gut darin, sich um andere zu kümmern«, fügte Raphtalia mit einem Seufzer hinzu.

Stimmt, Filo und sogar Monster wie Gaelion waren richtig anhänglich geworden. In Kizunas Welt hatte mich Ethnobalt auch schnell ins Herz geschlossen.

»Raph?«

»Hm?« Gaelion sah zu Raphi herunter.

Was war denn da los?

»Ist was?«

»Nein … Es ist nichts.«

»Dann kommen wir zurück zum Thema. Du willst mir also bei den Klassenaufstiegen helfen?«

»Richtig. Je früher, desto besser, wenn man bedenkt, was bald passieren könnte.«

»Klar.«