Totgeglaubt - Claudia Rossbacher - kostenlos E-Book

Totgeglaubt E-Book

Claudia Rossbacher

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Beschreibung

Beschauliches Graz? Idyllische Steiermark? Das Böse ist bekanntlich immer und überall. Davon wusste schon die steirische Popgruppe EAV ein Lied zu singen. Und das gilt erst recht, wenn an die 200 Krimiautoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Graz einfallen, um dort die CRIMINALE 2017 zu veranstalten. Doch damit nicht genug. Ihre literarisch-kriminellen Spuren führen weiter durch die Steiermark, zu jenen Tatorten, die in spannenden Kurzkrimis verewigt wurden: In »Totgeglaubt« kommt erstens alles anders und zweitens als man denkt.

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Seitenzahl: 49

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Claudia Rossbacher

Totgeglaubt

Kurzkrimi

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

 

© 2017 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage 2017

 

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: Simone Hölsch, U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © dudlajzov / fotolia.com

ISBN 978-3-7349-9458-6

Inhalt

Totgeglaubt

Interview mit Claudia Rossbacher

Vita

Leseprobe: Steirerpakt

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Claudia Rossbacher im Gmeiner-Verlag

Totgeglaubt

Claudia Rossbacher

Das Wetter spielte verrückt. Selbst hier heroben auf 1.000 Meter Seehöhe hatte es an die 30 Grad im Schatten. Und das bereits Anfang Juni. August lüpfte seinen Strohhut und fächelte sich Luft zu. Mit dem Handrücken fuhr er sich über die schweißnasse Stirn. Seufzend legte er den Hut beiseite. Es half alles nichts. Er musste tun, was zu tun war. Sein Werk vollenden. Aber nicht jetzt sofort.

Noch saß er im Schatten seiner überdachten Terrasse und ließ sich die hochverdiente Schilchermischung schmecken. Sein Blick schweifte über die blühende Wiese hinüber zum dicht bewaldeten Rosenkogel und wieder zurück. Die Grillen zirpten lautstark, die Kohlweißlinge tanzten von Blüte zu Blüte – wie die Bienen, die emsig an ihm vorbeischwirrten, um ihre fette Pollenbeute in den nahen Stöcken abzuliefern – seinen Bienenstöcken.

Wenn es draußen finster war, wollte er aufbrechen. Soweit es in einer sternenklaren Vollmondnacht überhaupt finster wurde. Das Mondlicht würde ihm gute Dienste leisten. Laut Kalender sollte der Erdtrabant von 20.25 Uhr bis 5.18 Uhr die bevorstehende Nacht erhellen. Dann war es auch um einige Grad kühler, und niemand würde ihm unterwegs mehr begegnen. Keine hitzegeplagten Ausflügler auf der Suche nach Abkühlung im Wald, Stärkung bei einem Backhendl oder einer Brettljause und erfrischenden Getränken. Ausgezeichnete Buschenschänken und Wirtshäuser gab es entlang der Wanderwege des Reinischkogels sowie im gesamten Schilcherland ja genug.

Am meisten nervte August, dass ihm die Autos dieser Eindringlinge – größtenteils Grazer oder Gupferl1 – im Schneckentempo, dafür mitten auf der Straße entgegenkamen. Sie drängten ihn einfach über den Fahrbahnrand hinweg aufs Bankett. Nur wenn er mit dem Traktor unterwegs war, zollten sie ihm den nötigen Respekt, fuhren rechts ran oder hielten sogar an, um eine Kollision mit dem größeren, stärkeren Fahrzeug zu vermeiden.

Noch schlimmer war, dass die ortsfremde Horde überall ihren Müll hinterließ und vom Hochsommer bis tief in den Herbst hinein hemmungslos die Früchte des Waldes plünderte – allen voran Schwarzbeeren, Steinpilze und Eierschwammerln – und in ihrer Gier und Unwissenheit so manchen nachhaltigen Schaden an Pflanzen und Pilzgeflechten anrichtete. Als ob es nicht gereicht hätte, dass sie die Schilcher-Weinbestände drastisch reduzierten. Die Fässer und Tanks der Winzer waren ohnehin schon bedenklich leer getrunken. Woran freilich auch August nicht ganz unschuldig war. Doch der war schließlich hier geboren und aufgewachsen, hatte den Schilcher bereits mit der Muttermilch eingesogen und verfügte demnach über ein Geburtsrecht auf die reschen rosafarbenen bis hellroten Tropfen der nahen Schilcher Weinstraße.

Dass die Ausflügler und ihre Brut die Tiere des Waldes mit unnötiger Schreierei und ihren freilaufenden Hunden aufschreckten, störte August ebenfalls gewaltig. Einmal hatte er einen Köter, der einem trächtigen Reh hinterhergehetzt war, kurzerhand abgeschossen. Der Hundehalter hatte den Jäger angezeigt, war vor Gericht jedoch abgeblitzt. Dennoch fehlte es dem Mann weiterhin an Einsicht. Eigentlich hätte er ihn gleich mit abknallen sollen, dachte August. Aber das war eine andere Geschichte. Jetzt galt es erst einmal, sich von der aktuellen schwererwiegenden Bürde zu befreien. Oder vielmehr von dem, was davon noch übrig war.

Die Leiche hatte er bei dieser Hitze unverzüglich aufgebrochen, wie er es üblicherweise mit dem Wild tat, das er erlegte. Noch ehe die Totenstarre eingesetzt hatte, hatte er sie in die Kühlzelle im Schuppen gebracht. Wo sonst das Wildfleisch reifte, hing sie nun ab. Nicht, dass er vorhatte, sie zu verzehren. Um Gottes willen, nein! Er war ja kein Kannibale, sondern hatte eher aus Gewohnheit gehandelt. Vor allem aber, um keinen Verwesungsgeruch zu verbreiten. Zwar erwartete August an diesem Tag keinen Besuch, doch womöglich verirrte sich ein Spaziergänger hierher, was selten, aber eben doch vorkam. Oder ein Bekannter, der mit ihm plaudern beziehungsweise Waldhonig kaufen wollte.

*

Inzwischen saß August bei seiner zweiten Schilchermischung. Dazu hatte er sich ein Verhackert-Brot geschmiert, das er sich nun munden ließ. Sein Blick fiel aufs Dach seines Hauses. An sich war die Photovoltaikanlage, die dort neuerdings Ökostrom erzeugte, eine feine Sache. Nicht nur, weil die Leiche im Schuppen bei konstanten sechs Grad gekühlt wurde. Das eigene kleine Solarkraftwerk sparte einiges an Energiekosten ein und senkte gleichzeitig den CO2-Ausstoß. Der Wassermann-Wirt hatte auf seiner Bioalm schon seit Jahren eine solche Anlage in Betrieb und war davon schwer begeistert. Erst unlängst hatte sich August einen sogenannten E-Checker von der Energie Steiermark kommen lassen. Wenige Tage später war dieser in einem Elektroauto bei ihm aufgetaucht, um die möglichen »Energieeffizienzmaßnahmen« vor Ort auszuloten. So kompliziert das klang, so einfach war der Ratschlag des Profis, der ihm empfahl, die alte Waschmaschine, den Geschirrspüler und den Kühlschrank auszutauschen. Nicht nur, dass die neue Generation von Haushaltsgeräten und Heizsystemen wesentlich weniger Energie verbrauchte, es gab auch noch einen Bonus bei der Neuanschaffung. Dieses Angebot konnte sich ein vernünftiger Mensch doch gar nicht entgehen lassen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte August noch nichts Böses geahnt. Im Gegenteil. Der Herr E-Checker hatte ihn ausgesprochen kompetent beraten, ihn auch noch eingehend über Photovoltaikanlagen informiert, den ungefähren Energieertrag berechnet und Förderungsmöglichkeiten erläutert, sodass sich August schließlich für eine solche Anlage zur Stromerzeugung entschied. Zudem empfahl er ihm einen Drittanbieter für die fachgerechte Installation der Anlage, dem August schließlich den Auftrag erteilte. Von da an nahm das Schicksal seinen Lauf.

*