Um den Schweriner Außensee - Geschichten, Sagen und Wanderungen - Heinz Falkenberg - E-Book

Um den Schweriner Außensee - Geschichten, Sagen und Wanderungen E-Book

Heinz Falkenberg

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Beschreibung

Die Beiträge in diesem Buch enthalten Vorschläge für Wanderungen und Fahrten um den Schweriner Außensee. Dabei werden die besuchten Orte, ihre Geschichte, Sehenswürdigkeiten, Sagen und touristischen Möglichkeiten beschrieben. Im Anschluss wird die geografische und frühhistorische Entwicklung der Region um den Schweriner See wiedergegeben. Für Leser, die gerne in alten Geschichten kramen, machen die Autoren, beide Mitglieder im Kulturverein Sagenland Mecklenburg-Vorpommern e. V., auf die in den jeweils besuchten Ortschaften erzählten Sagen aufmerksam und weisen unter der Rubrik „Touristische Informationen“ auf die Sagensteine und ihre Geschichten hin. Besuchen Sie auf Ihren Wanderungen zu Fuß oder mit dem Fahrrad Hohen Viecheln, die Döperegion, Flessenow, Retgendorf, Rampe, den Paulsdamm, Wickendorf, Seehof, Hundorf, Lübstorf, Wiligrad, Gallentin, die Insel Lieps und Bad Kleinen. Oder unternehmen Sie eine Rundfahrt mit dem Auto.

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Impressum

Heinz Falkenberg, Gottfried Holzmüller

Um den Schweriner Außensee - Geschichten, Sagen und Wanderungen

ISBN 978-3-96521-010-3 (E-Book)

ISBN 978-3-96521-009-7 (Buch)

Titelbild, Satz und Gestaltung: Medienagentur Franta

© 2020 EDITION digital

Pekrul & Sohn GbR

Godern

Alte Dorfstraße 2 b

19065 Pinnow

Tel.: 03860 505788

E-Mail: [email protected]

Internet: https://www.edition-digital.de

Frau Gisela Völter, langjährige Übersetzerin und Ratgeberin, zum 90. Geburtstag.

Für Matthias und Michel

Vorwort

Schon wieder ein Wanderbuch wird mancher sagen. Ja und Nein. Es ist aber nicht schlechthin ein Wanderbuch, sondern gleichzeitig ein Geschichtsbuch, ein Naturkundebuch und ein Sagenbuch über eine der schönsten Regionen unseres mecklenburgischen Landes, über den Schweriner Außensee. Der geneigte Wanderer wird seine Kenntnisse erweitern und gleichzeitig seiner Fantasie freien Lauf lassen können. Er wird Neues entdecken und Altes bestätigt finden.

Die Beiträge in diesem Buch enthalten Vorschläge für Wanderungen und Fahrten um den Schweriner Außensee. Dabei werden die besuchten Orte, ihre Geschichte, Sehenswürdigkeiten, Sagen und touristischen Möglichkeiten beschrieben. Im Anschluss wird für die weither anreisenden Besucher die geografische und frühhistorische Entwicklung der Region um den Schweriner See wiedergegeben.

Beschaut man sich auf dem Titelblatt die Umrisse des Schweriner Außensees an, so könnte man mit einiger Fantasie von den Umrissen her ein großes Wesen, also einen Riesen erkennen: Der gesenkte Kopf im nördlichen Bereich, der massige Mittelteil und die Füße, die den Eindruck machen, als strebten sie vorwärts. Trotzdem erweckt das Wesen beim Betrachten nichts Unfreundliches, eher macht es den Eindruck eines großen gemütlichen Bären. Um Kindern diesen großen See nahe zu bringen, könnte man die Figur durchaus als „Schwerinibär“ bezeichnen.

Information: Für Leser, die gerne in alten Geschichten kramen, haben die Autoren, selbst Mitglieder im Kulturverein Sagenland Mecklenburg-Vorpommern e. V., versucht, auf die in den jeweiligen besuchten Ortschaften gefundenen Sagen aufmerksam zu machen. An den Orten, wo Sagen gefunden wurden, hat der Verein Tafeln mit erläuternden Texten aufgestellt, welche die jeweiligen Sagengeschichten wiedergeben. Und um die Besucher auf diese Tafeln hinzuweisen, steht daneben in den meisten Fällen ein mehr oder weniger großer Feldstein mit dem Petermännchen als Symbol des Vereins. In diesem vorliegenden Buch wird deshalb neben den Sagen und Geschichten unter der Rubrik „Touristische Informationen“ jeweils auf diese Sagensteine und ihre Geschichten hingewiesen.

Hohen Viecheln: Aufstellung eines Sagensteines mit Bürgermeister Glöde und dem Petermännchen in Hohen Viecheln, auf dem Stein das Petermännchen als Symbol des Kulturvereins Sagenland Mecklenburg-Vorpommern e. V. (Foto: Bullerjan)

Der Schweriner See

Zur allgemeinen Information sollen vorerst einige Angaben über den Schweriner See mitgeteilt werden:

Der lang gestreckte Schweriner See beeindruckt durch seine Größe und Lage. Immerhin zählt er mit einer Fläche von 63,4 Quadratkilometern, einer Gesamtlänge von 21 Kilometern, einer maximalen Breite von sechs Kilometern und einer Tiefe von bis zu 54 Metern zu den größten Seen Deutschlands. Der Wasserspiegel liegt 37,4 Meter über dem Meeresspiegel. Die letzte Eiszeit hat den See und seine Umgebung geprägt, ein Landschaftsbild, das geradezu zum Verweilen einlädt.

Durch seine lang gestreckte Nord-Süd-Lage galt er lange Zeit als Sperre für den Ost-West-Verkehr. Nur nordwärts im Bereich zwischen dem Nordende des Sees und der Ostsee waren früher derartige Durchgänge und Wege möglich. Im Mittel- und Südteil des Sees hinderten lange Zeit Sümpfe und dichte Wälder die Durchquerung und Nutzung des anliegenden Areals. Wer den See im Mittelteil durchqueren wollte, musste entweder einen mühsamen Umweg um den ganzen See machen oder sich mit einem Boot auf das andere Ufer bringen lassen. Erst 1842 veranlasste der Großherzog Paul Friedrich den Bau eines Dammes an seiner schmalsten Stelle, welcher nun beide Seeufer verbindet und damit eine sichere, kurze Verkehrsverbindung in östlicher Richtung schafft. Damit wurde auch der lang gestreckte See in den Außen- und Binnensee unterteilt. Seitdem trägt diese Verkehrsverbindung den Namen „Paulsdamm“. Unsere Aufmerksamkeit soll sich bei der Darstellung des Schweriner Seebereiches in den folgenden Ausführungen nun ausschließlich auf den größeren Außensee konzentrieren.

Auf dem Schweriner Außensee (Foto: Falkenberg)

1 Hohen Viecheln

Wegbeschreibung: Wir wollen unsere Reise um den Schweriner Außensee im Ort Hohen Viecheln beginnen. Natürlich ist dieser kleine Wanderführer so angelegt, dass man von jedem der erwähnten Orte die Tour aufnehmen kann. In der Reihenfolge der Ortschaften und Flurstücke sollen von Hohen Viecheln aus die Objekte Döperegion, Flessenow, Retgendorf, Rampe, Paulsdamm mit Ramper Moor, Wickendorf, Seehof, Hundorf, Lübstorf, Wiligrad, Gallentin, Insel Lieps und Bad Kleinen betrachtet werden. Alle diese Namen findet man zur Orientierung auf der folgenden Karte verzeichnet.

Bei dem Rundgang um den Schweriner Außensee beschriebene Orte

Das Dorf Hohen Viecheln

Das Dorf Hohen Viecheln bildet sozusagen die Krone des Schweriner Außensees, denn der Ort liegt genau am nördlichen Scheitelpunkt des Sees. Neben dem Hauptort Hohen Viecheln gehören heute die weiter nördlich gelegenen Ortsteile Moltow, Hädchenshof (1816 aus der Feldmark gegründet) und Neu Viecheln (1846 gegründet) zum Gemeindeareal. Die Gesamtfläche des Dorfes umfasst 1 825 Hektar. Hier leben zurzeit etwa 680 Menschen. Die Landesstraße L 031 führt über die Fritz-Reuter-Straße durch den Ort. Eine imposante Kirche im gotischen Baustil fällt sofort ins Auge. Durch seine Lage am Schweriner See inmitten weiter Ackerflächen, Wälder und Landschafts- und Naturschutzgebiete ist das Dorf für Touristen und andere Erholungssuchende sehr interessant.

Der Badestrand in Hohen Viecheln am Schweriner See (Foto: Falkenberg)

Zur Geschichte des Ortes

Funde aus der mittleren Steinzeit haben Hohen Viecheln bekanntgemacht. Ebenso bestätigen Funde aus der jüngeren Steinzeit und der Eisenzeit, dass diese Region schon früh bewohnt wurde. Aus der germanischen und slawischen Besiedlung des Ortes sind keine Funde erhalten geblieben. Auf die slawische Besiedlung der Region weist der heutige Ortsname hin. Der Name „Vichele“ bedeutet im ursprünglichen slawischen Sprachgebrauch etwa „Kleiner Ort abseits im Gebüsch, Gestrüpp“. Den Zusatz „Hohen“ zu Viecheln erhielt der Ort aber erst sehr viel später, um 1715.

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes als Vichele erfolgte im Jahr 1178: In einer Urkunde, die der damalige Bischof Berno ausstellen ließ, wurde der Pfarrer Simon (Symon) aus Vichele als Zeuge genannt. Somit bestand eine der ältesten Kirchengemeinden im Fürstentum Mecklenburg im jetzigen Hohen Viecheln. Mit der Einsetzung von Pribislav, einem Sohn Niklots, als erstem Fürsten im deutsch-sprachigen Mecklenburg, gehörte der Ort Vicheln zu seinem unmittelbaren Burgbezirk, dem Areal der Mecklenburg.

Spätere mecklenburgische Fürsten verliehen um 1240 Vicheln an ihren Vasallen Helmold von Plessen, welcher gleichzeitig Burghauptmann der Fürstenburg in Wismar wurde. Im Dorf bestand seit jeher als Familienbesitz ein Gutshof. Die Familie der Plessen ließ auch die imposante Kirche im Ort errichten. Annähernd 300 Jahre besaß die Adelsfamilie derer von Plessen das genannte Dorf.

Dann verkauften Nachkommen dieser Familie das Dorf 1507 an die Schweriner Herzöge Heinrich und Albrecht. Bis etwa 1840 blieb der Ort im herzoglichen Besitz, wobei der jeweilige Herzog bis 1918 auch Patron der Kirche im Dorf war. In dieser Zeit existierte hier ein domanialer Gutshof, der von einem Vogt verwaltet wurde.

Um das Jahr 1845 erhielt das Dorf Hohen Viecheln den Status einer selbstständigen Gemeinde und das herzogliche Gut wurde weitgehend in kleinere und mittlere Bauernstellen umgewandelt.

Zum Ende des 2. Weltkrieges trafen sich am 4. Mai 1945 bei Hohen Viecheln englische und sowjetische Armee-Einheiten und die letzten deutschen Wehrmachtseinheiten mussten hier am Ort kapitulieren. Nach der kurzen Besatzungszeit der Engländer gehörte Hohen Viecheln zur sowjetischen Besatzungszone. Durch die Bodenreform und die spätere Bildung einer LPG blieb Hohen Viecheln zu DDR-Zeiten weitgehend von der Landwirtschaft geprägt.

Sehenswürdigkeiten

Kirche: Mitten in Hohen Viecheln erhebt sich stattlich die dreischiffige Hallenkirche auf einer Anhöhe über dem Schweriner See. Besonders sehenswert im Ort ist sie dadurch, dass sie im hochgotischen Stil aus Backsteinen erbaut wurde. Im Gegensatz zu vielen Kirchen der umliegenden Dörfer besteht das zwischen den Jahren 1295 bis 1310 von der damaligen Plessenfamilie errichtete Gotteshaus nicht aus Feldsteinen und unterstreicht so die Bedeutung in der Region. Im Innern sind die Strebepfeiler, welche die Längsschiffe und Joche trennen, durch abwechselnd rot und grün glasierte Ziegel gekennzeichnet. Ihrer Größe und dem einheitlichen gotischen Baustil nach kann man die Viechelner Kirche im Lande Mecklenburg zu den architektonisch herausragenden Kirchenbauten zählen.

Die hochgotische Kirche in Hohen Viecheln (Foto Dunski)

An äußeren Mauerverzahnungen ist abzulesen, dass einst ein Turm geplant war, der aber nicht zur Ausführung kam. Von den sechs ursprünglich erhaltenen, alten Glocken hat sich nur die sogenannte Chorglocke, auch „Preesterklock“ genannt, erhalten, die im Jahr 1567 gegossen wurde und damit über 400 Jahre alt ist. Als Besonderheit gilt heute auch eine alte Turmuhr, die nur einen Zeiger besitzt und von Fachleuten als älteste Turmuhr Mecklenburgs gewertet wird.

Neben weiteren Heiligenbildnissen sind die geschnitzten Skulpturen des Ritters Helmold von Plessen (um 1310) sowie einer Madonna (um 1325) in der Kirche besonders beachtenswert. Das Bildnis des Ritters Helmold wird sogar als das zweitälteste profane Schnitzwerk im Mecklenburger Raum angesehen. An der südlichen Seitenwand steht ein Renaissancealtar mit einem imposanten Schnitzwerk, der um 1620 gefertigt wurde.

Die heutigen Einrichtungen mit Altar, Kanzel, Empore und Gestühl entstammen neueren neogotischen Umbaumaßnahmen aus den Jahren 1869/72. Ebenso ist die von Friedrich Wilhelm Winzer gefertigte Orgel in dieser Zeit aufgestellt worden. Eine Broschüre beschreibt ausführlich die Geschichte und Ausstattung der Kirche. Ein Ehrenmal vor der Kirche erinnert an die Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges.

Die Fischerei Prignitz am Schweriner See (Foto: Bullerjan)

Fischerei Prignitz: Fischerweg 4, Gebäude der Fischerei Prignitz am Schweriner See. Die Familie Prignitz hat seit über 300 Jahren die Fischereirechte in Hohen Viecheln inne. Vor etwa 300 Jahren rettete der Fischer Cordt Prignitz dem damaligen Herzog das Leben und erhielt dafür die Fischereirechte. Ein Sagenstein auf dem Fischereigelände berichtet über diese schöne Familiensage. Die Fischereibereiche der Familie am Schweriner See umfassen das ganze Nordende des Sees und reichen bis zum südlichen Ende der Insel Lieps, auch der kleinere Döpesee und der Wallensteingraben gehören zu deren Fanggebieten.

Einweihung des Sagensteins bei der Fischerei Prignitz, mit dem Fischer Tobias Prignitz und dem Autor Dr. Heinz Falkenberg (Foto: Falkenberg)

Geschichten und Sagen