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Tägliche Schlagzeilen über Islamisten, den jüdischen Staat oder Auswüchse des Christentums in unseren Medien. Ist das das Kreuz der Religionen? Wo finden wir eine Erklärung dafür? Religion - eine fremde Welt? Warum spielt sie so spektakulär in unseren Alltag hinein? Was will Religion überhaupt?
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Seitenzahl: 97
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Seit wann gibt es Religionen?
Seit wann gibt es den Glauben an einen Gott?
Die abrahamitische Religion
Abraham
Ehefrau Sara schläft mit dem Pharao
Das war knapp
Die Heiratspolitik
Aus Palästina nach Babylon
Produkt des Exils: Eine neue Religion
Die Religion wird niedergeschrieben
Die literarische Leistung: Neuinterpretation
Literarische Blütezeit
Bezeichnung der neuen Religion
Die politische Wende in Babylon
Von Babylon nach Jerusalem (ab 520 v.Chr
.)
Die Erzählungen stehen im Alten Testament
Zwei Geschichtsbilder
Die Geschichte der abrahamitischen Religion
Eine Erscheinung Gottes
Kein Zweifel an Gottes Existenz
Die Zukunftsvision der abrahamitische Religion
Das heilige Land
Die Gesetze
Moses
Das Duplikat der Gebote
Die Steintafeln
Kein Polytheismus
Verbot von Mischehen
Der Name des einzigen Gottes
Das Volk Gottes
Religionswelt Mesopotamien
Die literarische Überlieferung
Biblische Schriften gibt es erst nach 587 v.Chr
Wem gehört das Alte Testament?
Der Mythos
Entmythologisierung - Entmythisierung
Geht es ohne Mythos?
Beispiel Sintflut
Welcher Gott rettete Noah?
Der glanzvolle Salomo
Salomo baut einen Tempel
Der Niedergang der abrahamitischen Religion
Das geschichtliche Umfeld vor dem Exil
Das geschichtliche Umfeld nach dem Exil
Der bedrohte Gottesstaat
Griechentum und Gottesstaat
Die Makkabäer
Der Kampf gegen die Römer
Das Ende des Priesterstaates
Das Judentum
Mit der Mischna entsteht das Judentum
Definition Judentum
Das Spezifische des Judentums
Die Anhänger des Judentums
Das Christentum
Die Herausbildung des Christentums
Johannes der Täufer und Jesus
Das Anwachsen der Jesus-Bewegung
Das Urchristentum
Die Evangelien
Jesus Geburtsort
Reden – Vergleiche - Wunder
Lessing übt Kritik an den Evangelien
Die Verbreitung der Botschaft Jesus
Die abrahamitische Religion und das Urchristentum
Der dreifache Gott des Christentums
Auf den Müll mit dem Alten Testament?
Marcion
Die Kirche Marcions
Die Schriften der Christen
Das Neue Testament
Der Glaube entwickelt eine Struktur
Die Kirche beginnt
Das geschichtliche Umfeld
Der Islam
Die Person des Religionsstifters
Eine Bewegung entsteht
Beten – Geben – Ramadan - Haddsch
Der KORAN
Der heilige Krieg
Der Felsendom in Jerusalem
Die islamische Religionsspaltung
Das goldene Zeitalter
Sonstiges
Grafische Darstellung der Religionsentwicklung
Die Religionen im Nebeneinander
Lessings Allegorie der Ringe
Exklusivität der Zeitrechnung
Keine Annäherung in Sicht
Das Bild auf dem Einband
Der Glaube an überirdische Mächte ist so alt wie die Menschheit selbst. Diese Form von Religion, Götterglaube im Allgemeinen, sowie Religionen aus dem afrikanischen und dem asiatischen Raum sind nicht Gegenstand dieses Buches. In der vorliegenden Darstellung geht es um die monotheistischen Religionen, die sich als Nachfolger der abrahamitischen Religion entwickelt haben: Christentum,Judentum,Islam.
Das Buch beschreibt die Geschichte des Monotheismus. Diese beginnt im fünften vorchristlichen Jahrhundert.
Er beginnt mit Abraham, einem Nomaden aus Ur in Babylon (im heutigen Irak).
Die Tora berichtet, dass diesem Abraham in Harran (im Norden von Mesopotamien) Gott erschienen ist, der ihn auffordert, seine Heimat zu verlassen und in das Land Kanaan zu ziehen. Ihm wird versprochen, dass seine Nachkommen ein großes und mächtiges Volk bilden werden. Im Gegenzug darf Abraham nur diesen einen Gott anbeten und keine anderen Götter anerkennen.
Der Pakt (die Bibel nennt es 'Bund') ist geschlossen.
Abraham handelt nach Gottes Anweisung und reist vom Zweistromland nach Palästina. Unglücklicher Weise herrscht dort gerade Hungersnot. So wandert er mit seiner Familie weiter bis Ägypten.
Derartige wandernde Aramäer, die mit ihrer Familie und ihrer Herde auf der Suche nach Weideplätzen unterwegs waren, gab es unzählige. Doch der biblische Abraham gilt als von Gott auserwählt. Ihm ist das Land für das spätere Volk Gottes versprochen.
Es fällt in diesem Bericht auf, dass das Alte Testament keine Angaben macht, welcher Zeit dieser Abraham zuzuordnen ist. Es fehlt die übliche Zeitangabe für Lebensdaten, wie etwa 'es geschah im Jahr x unter der Regierung des Königs y im Land z'.
Das Fehlen zeitlicher Zuordnung charakterisiert Abraham als eine Symbolfigur und nicht als historische Person.
Abrahams Frau hieß Sara. Sie machte sich keine Sorgen in der Fremde zu leben. Sie vertraute ihrer Weiblichkeit. Bisher hatte noch kein Mann ihrer Anziehungskraft widerstehen können, wenn sie es nur wollte. Das wusste sie nun einzusetzen. Kontakte zum Königshof wurden geknüpft. Alles ging ganz schnell. Aus Angst um sein Leben hatte Abraham seine Ehefrau Sara als seine Schwester ausgegeben. Sara wusste den Schleier zu handhaben wie keine Andere, so dass er mehr zeigte, als er verhüllte. In den Grundregeln der Kosmetik kannte sie sich aus. Der Tanz war ihre Leidenschaft. Sie hatte auf Anhieb Erfolg beim Pharao, dem mächtigen Herrscher Ägyptens. Hinter ihr schlossen sich die Türen der Verschwiegenheit. Sexuelle Details wurden damals noch nicht in Worten oder Bildern ausgebreitet. 'You tube' und Co. waren noch nicht erfunden. Die Effektivität des Geschehens konnte man am materiellen Lohn ablesen.
Und Sara war sehr erfolgreich!
Als königliche Gegenleistung verließ Sara die pharaonische Residenz mit ganzen Herden von Schafen, Ziegen, Rindern und Kamelen samt zugehörigen Hirten. Und für den Ehemann Abraham kam noch eine ägyptische Sklavin hinzu. Er konnte damals noch nicht ahnen, wozu die eines Tages noch wichtig werden wird. Das ägyptische Abenteuer war ein wirtschaftlicher Erfolg.
Mit Prostitution in ein neues Leben!
Gesättigt und zufrieden konnten beide aus Ägypten fortziehen. Abraham kehrte in das Heilige Land zurück. Über Nacht war er ein reicher Mann geworden – dank Sara. Das Geld reichte sogar, in Kanaan etwas Grundbesitz zu erwerben.
Das Leben ging dahin. Abraham war alt geworden, und mit Nachkommen hatte es nicht geklappt. Wo sollen die zahlreichen Nachfahren herkommen, die Gott versprochen hatte? Sara wusste Rat. Sie stimmte zu, dass ihr Mann mit seiner ägyptischen Magd Hagar schläft. Und das war erfolgreich. Hagar bringt einen Sohn zur Welt. Sie nennen ihn Ismael. Im Islam gilt dieser Sohn Ihrahims/Abrahams als Urahn aller Moslems.
Doch auch für Abrahams Frau Sara sollte sich das Blatt noch wenden. Eines Tages sind Fremde im Haus zu Besuch. Abraham erkennt, dass es Gott selbst ist. Die Bibel gebraucht dafür das Wort 'Engel'. Obwohl Sara zu diesem Zeitpunkt schon 90 Jahre alt ist, wird sie schwanger. Nun bringt auch sie einen Sohn zur Welt und nennt ihn Isaak. Ohne diese Wendung wäre es wohl mit der angekündigten großen Nachkommenschaft nichts geworden.
Die Bibel erzählt das Werden des abrahamitischen Gottesvolkes als eine genealogische Abfolge, eine Familiengeschichte. Isaak bekommt einen Sohn, Jakob. Dieser Enkel Abrahams ringt eines Nachts mit Gott/Engel. Jakob bleibt standhaft und gibt nicht auf. Dafür bekommt er einen neuen Namen: Israel. Dieser schafft es dann in der vierten Generation zu zwölf Söhnen. Aus diesen entwickeln sich die 12 Stämme des Volkes Israel.
Der Urahn des Gottesvolkes, Abraham, sucht für seinen Sohn Isaak eine Frau. Er beauftragt mit der Brautschau seinen Verwalter, und nimmt ihm den heiligen Schwur ab: Versprich mir beim Herrn, dem Gott des Himmels und der Erde, dass du für meinen Sohn Isaak keine Frau auswählst, die hier aus dem Land Kanaan stammt. Gib mir dein Wort, dass du in meine Heimat gehst und ihm eine Frau aus meiner Verwandtschaft suchst.
Der Brautwerber zieht nach Mesopotamien und findet Rebecca, die auch bereit ist, mit ihm nach Palästina zu ziehen.
In der nächsten Generation wiederholt sich die gleiche Brautschau in Mesopotamien. Isaaks Sohn Jakob holt sich seine Frau aus Mesopotamien, genauer gesagt deren zwei.
Durch einen Trick in der Hochzeitsnacht wird ihm eine andere Ehefrau angedreht. Die Bibel berichtet: Laban hatte zwei Töchter, die ältere hieß Lea, die jüngere Rahel. Lea hatte glanzlose Augen, Rahel aber war ausnehmend schön. Jakob liebte Rahel und so sagte er: Gib mir Rahel, deine jüngere Tochter, zur Frau. Ich will dafür sieben Jahre bei dir arbeiten. Nach Ablauf der sieben Arbeitsjahre wendet der Schwiegervater einen Trick an. In der Hochzeitsnacht legt er die ältere Tochter Lea ins Ehebett, und Jakob vollzieht mit ihr die Ehe.
Der Schwindel fliegt auf und hat zur Folge, das der willige Jakob noch einmal sieben Jahre für die andere Tochter bei seinem Schwiegervater arbeitet. Schlafen darf Jakob nun mit beiden Frauen und auch deren Mägden. Offenbar Zufriedenheit überall. Der Vater hat beide Töchter verheiratet, und die Jugend ist auf ihre Weise glücklich. In den darauf folgenden Jahren erblicken insgesamt zwölf Söhne von den vier Frauen das Licht der Welt. Das geschah in Mesopotamien, nicht etwa in Kanaan. Die Urväter der sogenannten zwölf Stämme Israels sind von Geburt Babylonier!
Die geografische Abhängigkeit der Familie Abrahams von Mesopotamien fällt auf. Was drückt sich in der erzählten Heiratspolitik aus? Hier schimmert der historische Kern für die Erzählungen durch: Die Menschen, die das Land Palästina nach und nach besetzen, kommen aus Mesopotamien. Doch es sind nicht irgendwelche Fremden, sondern die Nachfahren der einst im Jahre 587 v.Chr. aus Jerusalem Deportierten.
Das Volk Gottes, von dem die Bibel erzählt, hatte im Land Kanaan in zwei Staaten gelebt. Israel hieß der Nordstaat, Juda der Südstaat. Beide Reiche fanden ein kriegerisches Ende.
Israel mit seiner Hauptstadt Samaria wurde im Jahr 721 v.Chr. durch die Assyrer vernichtet. Einem Teil der Bevölkerung gelang es, nach dem Süden in den Staat Juda zu fliehen. Eine erhebliche Anzahl der Einwohner Israels wurde von den Siegern verschleppt und im assyrischen Staatsgebiet angesiedelt. Die Deportierten gingen im Völkergemisch Assyriens auf.
Der babylonische König Nebukadnezar hat den Staat Juda mit seiner Hauptstadt Jerusalem im Jahr 597 v.Chr. erobert, weil dieser mit der feindlichen Großmacht Ägypten paktierte.In einer ersten Strafaktion wurde ein Teil der Bevölkerung nach Mesopotamien deportiert. Diese Maßnahme erwies sich als nicht ausreichend. Die Armee der Babylonier zog 587 v.Chr. ein zweites Mal gegen Jerusalem. Die Stadt wurde nun verwüstet und der Staat Juda vernichtet. Die herrschende Oberschicht und ein Großteil der Bevölkerung wurden in die Gefangenschaft nach Babylon abtransportiert.
Die Bibel macht unterschiedliche Angaben über die Zahl der Deportierten. Nach Jeremia 52,28 sind es 4.600 Judäer. Laut 2.Könige 24,12 sind es 10.000 Deportierte. Zu den genannten Zahlen kommen jeweils die Familienangehörigen hinzu; denn gezählt wurden nur die 'Familienoberhäupter'.
Die Deportierten müssen sich in die Gegebenheiten eines Lebens im fremden Land fügen. Mehr noch: Die Judäer übernehmen den hohen Kulturstand Babyloniens. Im Laufe der Zeit entsteht eine eigene Bildungselite. Aus den Nachfahren von einst verschleppten judäischen Kriegsgefangenen ist in Mesopotamien eine neue Generation hervorgegangen. Diese entwickelt im babylonischen Völkergemisch eine neue Religion. Es gilt strenger Monotheismus. Das 'Seherische' (Kriterium von Religion) ist die Vision, einen Gottesstaat zu gründen. Der Ort soll Jerusalem sein, das Land aus dem die Vorfahren verschleppt wurden.
Die 'Erzählungen der Großmutter' werden für die neue Religion verarbeitet. Es wird aufgeschrieben. Die späteren biblischen Schriften sind eine Synthese zwischen den religiösen Traditionen in Babylon und dem Gottesbild der Judäer. So wird eine Literatur hervorgebracht, die eine Mischung aus Althergebrachtem und der babylonischen Weltanschauung, vorwiegend der Religion des Zarathustra, darstellt. Das Geschriebene wird später zu den Schriften Tanach/=Altes Testament zusammengefasst.
Das babylonische Exil ist in literarischer Hinsicht eine sehr produktive Zeit. Hier wird von den gebildeten Judäern die hebräische Quadratschrift entwickelt. Sie stammt aus der Zeit des Exils und wird zur Schriftsprache für die gottesdienstlichen Lesungen.
Im Unterschied zu dieser kultischen Schriftsprache blieb das
Aramäisch die Umgangssprache der Judäer.