Under One Roof – Liebe unter einem Dach - Ali Hazelwood - E-Book
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Under One Roof – Liebe unter einem Dach E-Book

Ali Hazelwood

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Beschreibung

Neues von Ali Hazelwood, der internationalen Bestsellerautorin: eine unwiderstehlich heiße, lustige, feministische Story über eine junge Wissenschaftlerin und ihren Kampf um die Karriere – und die Liebe … 

Mara, Sadie und Hannah sind beste Freundinnen – und als Naturwissenschaftlerinnen leidvoll darin erprobt, sich in männlich besetzten Domänen zu behaupten. Eines wissen sie genau: In Fragen der Wissenschaft – ebenso wie der Liebe – sind es stets die Gegensätze, die die heftigsten Reaktionen hervorrufen.

Insofern sollte gerade eine Umweltingenieurin wie Mara vernünftig genug sein, niemals mit der männlichen Verkörperung all dessen, was sie nicht ausstehen kann, in ein Haus zu ziehen. Dennoch findet sie sich mit dem Mitbewohner aus der Hölle unter einem Dach: dem unausstehlichen Liam, Konzernanwalt und Klimazerstörungs-Lobbyist der übelsten Sorte. Obwohl er nicht nur mithilfe des Thermostats für eisige Verhältnisse in ihrer Zwangs-WG sorgt, gerät Mara schon bald in Gefahr, sich die Finger an ihrem (nervtötend heißen) Erzfeind zu verbrennen. Unkalkulierbar emotionale Folgeschäden nicht ausgeschlossen … 

Die Geschichten von Sadie und Hannah sind in den Storys »Stuck With You – An wem die Liebe hängen bleibt« und »Below Zero – Die unerwarteten Abgründe der Liebe« zu finden.

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Über das Buch

Neues von Ali Hazelwood, der internationalen Bestsellerautorin: eine unwiderstehlich heiße, lustige, feministische Story über eine junge Wissenschaftlerin und ihren Kampf um die Karriere – und die Liebe … Mara, Sadie und Hannah sind beste Freundinnen – und als Naturwissenschaftlerinnen leidvoll darin erprobt, sich in männlich besetzten Domänen zu behaupten. Eines wissen sie genau: In Fragen der Wissenschaft – ebenso wie der Liebe – sind es stets die Gegensätze, die die heftigsten Reaktionen hervorrufen. Insofern sollte gerade eine Umweltingenieurin wie Mara vernünftig genug sein, niemals mit der männlichen Verkörperung all dessen, was sie nicht ausstehen kann, in ein Haus zu ziehen. Dennoch findet sie sich mit dem Mitbewohner aus der Hölle unter einem Dach: dem unausstehlichen Liam, Konzernanwalt und Klimazerstörungs-Lobbyist der übelsten Sorte. Obwohl er nicht nur mithilfe des Thermostats für eisige Verhältnisse in ihrer Zwangs-WG sorgt, gerät Mara schon bald in Gefahr, sich die Finger an ihrem (nervtötend heißen) Erzfeind zu verbrennen. Unkalkulierbar emotionale Folgeschäden nicht ausgeschlossen …  Die Geschichten von Sadie und Hannah sind in den Storys »Stuck With You – An wem die Liebe hängen bleibt« und »Below Zero – Die unerwarteten Abgründe der Liebe« zu finden, jetzt vorbestellbar.   Mit einer Leseprobe von Ali Hazelwoods neuem Roman »Das irrationale Vorkommnis der Liebe« – Die deutsche Ausgabe von »Love on the Brain«

Über Ali Hazelwood

Ali Hazelwood hat unendlich viel veröffentlicht (falls man all ihre Artikel über Hirnforschung mitzählt, die allerdings niemand außer ein paar Wissenschaftlern kennt und die, leider, oft kein Happy End haben). In Italien geboren, hat Ali in Deutschland und Japan gelebt, bevor sie in die USA ging, um in Neurobiologie zu promovieren. Vor Kurzem wurde sie zur Professorin berufen, was niemanden mehr schockiert als sie selbst. Ihr erster Roman »Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe« wurde bei TikTok zum Sensationserfolg und ist ein internationaler Bestseller. Zuletzt erschien von ihr bei Rütten & Loening »Das irrationale Vorkommnis der Liebe«. Mehr unter: www.AliHazelwood.com; Instagram: @AliHazelwood  

Anna Julia Strüh übersetzte ihr erstes Buch mit fünfzehn, Autorinnen wie Lily Lindon, Ali Hazelwood, Stephanie Thornton u. a. folgten. Sie lebt in Leipzig und überträgt auch Lyrik, etwa von Rupi Kaur.

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Ali Hazelwood

Under One Roof – Liebe unter einem Dach

Aus dem Amerikanischen von Anna Julia Strüh

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Informationen zum Buch

Newsletter

Widmung

Prolog — Gegenwart

Kapitel 1 — Sechs Monate zuvor

Kapitel 2 — Fünf Monate und zwei Wochen zuvor

Kapitel 3 — Fünf Monate und eine Woche zuvor

Kapitel 4 — Vier Monate und drei Wochen zuvor

Kapitel 5 — Vier Monate und zwei Wochen zuvor

Kapitel 6 — Vier Monate zuvor

Kapitel 7 — Drei Monate zuvor

Kapitel 8 — Einen Monat und zwei Wochen zuvor

Kapitel 9 — Einen Monat zuvor

Kapitel 10 — Drei Wochen zuvor

Kapitel 11 — Zwei Wochen zuvor

Kapitel 12 — Eine Woche zuvor

Kapitel 13

Epilog — Sechs Monate später

Impressum

Wer von diesem E-Book begeistert ist, liest auch ...

Für Becca, die einfach die Beste ist und das beste Stichwort hatte

Prolog

Gegenwart

Beim Anblick des dreckigen Geschirrs in der Spüle gelange ich zu einer schmerzhaften Erkenntnis: Es hat mich übel erwischt.

Nein, eigentlich stimmt das nicht. Ich wusste auch schon vorher, dass es mich übel erwischt hat. Aber wenn ich es nicht gewusst hätte, wäre das der eindeutige Beweis: dass ich nicht einmal einen kurzen Blick auf ein Nudelsieb und zwölf dreckige Gabeln werfen kann, ohne Liams dunkle Augen vor mir zu sehen, wenn er mit verschränkten Armen an der Küchentheke lehnt, und seine strenge, dabei spöttische Stimme zu hören: »Ist das eine postmoderne Kunstinstallation? Oder haben wir einfach kein Spülmittel mehr?«

Und das, nachdem ich spät nach Hause gekommen bin und dabei nicht umhinkam, zur Kenntnis zu nehmen, dass er das Licht auf der Terrasse für mich angelassen hatte. Das … oh, das versetzt meinem Herzen einen Schluckauf, einen ebenso wunderbaren wie qualvollen. Was außerdem Herzschluckauf auslöst: Ich denke daran, das Licht auszuschalten, als ich reingehe. Was mir gar nicht ähnlich sieht – womöglich ein Beweis, dass der Chia-Samen-Brei, den er mir zum Frühstück macht, wenn ich morgens spät dran bin, mein Gehirn tatsächlich besser arbeiten lässt.

Es ist gut, dass ich beschlossen habe auszuziehen. Besser so. Dieser Herzschluckauf ist auf Dauer nicht tragbar, weder in kardiovaskulärer Hinsicht noch was meine geistige Gesundheit angeht. Zwar bin ich ein blutiger Anfänger in der Kunst des Schmachtens, aber ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass es alles andere als ein kluger Move ist, mit einem Typen zusammenzuwohnen, den man früher mal gehasst, in den man sich dann aber irgendwie Hals über Kopf verliebt hat. Vertraut mir, ich habe einen Doktor.

(Zwar in einem vollkommen anderen Fachgebiet, aber egal.)

Doch das Schmachten hat auch sein Gutes: Es ist ein konstanter Quell nervöser Energie. Es lässt mich beim Anblick dreckigen Geschirrs denken, dass es doch Spaß machen müsste, die Küche aufzuräumen. Als Liam hereinkommt, folge ich gerade dem unerwarteten Drang, die Spülmaschine einzuräumen. Ich blicke auf, sehe ihn im Türrahmen stehen und befehle meinem Herzen, keinen Schluckauf zu bekommen. Natürlich lässt es sich davon nicht abbringen – als Zugabe macht es noch einen Salto.

Mein Herz ist ein Arschloch.

»Wahrscheinlich fragst du dich, ob mich ein Einbrecher mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen hat, den Abwasch zu erledigen.« Ich lächle Liam strahlend an, ohne wirklich mit einer Reaktion zu rechnen, denn – er ist Liam. Seinen Gesichtsausdruck zu lesen ist so gut wie unmöglich, doch ich versuche schon lange nicht mehr, klare Hinweise bei ihm zu erkennen, ich fühle sie einfach. Seine Belustigung ist schön und warm, und ich will darin baden. Ich will ihn dazu bringen, den Kopf zu schütteln, auf diese unverkennbare Art »Mara« zu sagen und gegen seinen Willen zu lachen. Ich will mich auf die Zehenspitzen stellen, ihm die verirrte dunkle Strähne aus der Stirn streichen und mich an seine Brust schmiegen, um den frischen, herrlichen Duft seiner Haut einzuatmen.

Doch ich bezweifle, dass er irgendetwas davon will. Also wende ich mich ab und spüle eine Müslischüssel, die sich unter dem Nudelsieb versteckt hat.

»Ich dachte eher, dein Bewusstsein würde von den parasitären Sporen gesteuert, die wir in dieser Doku gesehen haben.« Seine Stimme klingt voll und tief. Sie wird mir so sehr fehlen.

»Das waren Seepocken – ich wusste doch, dass du mittendrin eingeschlafen bist.« Er antwortet nicht. Was völlig in Ordnung ist, denn – Liam. Ein Mann weniger Worte. »Du kennst doch unseren kleinen Nachbarshund, oder? Diese Französische Bulldogge? Er ist wohl bei einem Spaziergang abgehauen, denn er kam gerade mitten auf der Straße auf mich zugerannt. Mit loser Leine und so.« Als ich nach einem Geschirrtuch greife, stößt meine Hand gegen Liam. Nun steht er direkt hinter mir. »Ups. Sorry. Jedenfalls habe ich ihn nach Hause getragen, und er war so süß …«

Abrupt halte ich inne. Denn auf einmal steht Liam nicht nur hinter mir, ich werde gegen die Spüle gedrängt, die Kante der Arbeitsplatte drückt gegen meine Hüfte, und direkt hinter mir ragt eine Wand aus purer Hitze auf.

O mein Gott.

Ist er … Ist er gestolpert? Bestimmt ist er gestolpert. Das ist ein Versehen.

»Liam?«

»Ist das okay, Mara?«, fragt er, zieht sich jedoch nicht zurück. Er bleibt, wo er ist, seine Brust an meinen Rücken gepresst, die Hände zu beiden Seiten meiner Hüften auf die Arbeitsplatte gestützt, und … Träume ich? Ist das ein von Herzschluckauf ausgelöstes kardiovaskuläres Ereignis? Wandelt mein Gehirn meine schändlichsten nächtlichen Phantasien auf einmal in Halluzinationen um?

»Liam?«, keuche ich atemlos, als er sein Gesicht in meinen Haaren vergräbt. Direkt über meiner Schläfe, mit der Nase und vielleicht auch dem Mund, was mir wie Absicht vorkommt. Überhaupt nicht wie ein Versehen. Ist er …? Nein. Nein, sicher nicht.

Doch dann legen sich seine Hände auf meinen Bauch, und in diesem Moment wird mir klar, dass es diesmal anders ist. Das fühlt sich nicht an wie all die flüchtigen Berührungen im Flur, wenn sein Arm im Vorbeigehen den meinen gestreift hat, von denen ich seit Monaten besessen bin. Das fühlt sich nicht an wie jenes eine Mal, als ich über mein Computerkabel gestolpert und fast auf seinem Schoß gelandet bin, und auch nicht wie jener Moment, als er zärtlich mein Handgelenk hielt, um zu sehen, wie schlimm ich meinen Daumen an der Herdplatte verbrannt hatte. Das fühlt sich … »Liam?«

»Schhh.« Ich spüre seine Lippen an meiner Schläfe, warm und beruhigend. »Es ist alles gut, Mara.«

Meinen Bauch durchströmt eine feuchte Wärme.

Kapitel 1

Sechs Monate zuvor

»Ganz im Ernst, unter einem Dach leben ist die irreführendste und am meisten Harmonie vorgaukelnde Bezeichnung, die ich je gehört habe. Fehlerhafte Stromkabel? Missbrauch von Heizanlagen? Verdacht auf Brandstiftung? So was gibt es doch nicht bei zwei Leuten, die einigermaßen friedlich nebeneinanderher leben. Wisst ihr, woran ich bei unter einem Dach denken muss? Bazookas. Flammenwerfer. Sirenen, die in der Ferne heulen. Denn nichts setzt ein Dach größerer Gefahr aus als zwei Feinde, die die kostbaren Habseligkeiten des jeweils anderen abfackeln. Du willst eine Explosion herbeiführen? Das erreichst du nicht, indem du nett zu deinem Mitbewohner bist. Wenn du allerdings ein Streichholz über seiner mit Benzin getränkten, selbst gemachten Steppdecke anzündest …«

»Miss?«, unterbricht der Uber-Fahrer meine prä-apokalyptischen Phantasien mit schuldbewusstem Gesicht. »Nur zu Ihrer Information, in etwa fünf Minuten sind wir da.«

Zum Dank lächle ich ihm entschuldigend zu und richte den Blick dann wieder auf mein Handy. Die Gesichter meiner beiden besten Freundinnen nehmen das gesamte Display ein. Ganz klein oben in der Ecke bin ich zu sehen: noch grimmiger als üblich (na ja, verständlich), noch blasser als üblich (ist das überhaupt möglich?) noch rothaariger als üblich (das muss an irgendeinem Filter liegen, oder?).

»Das ist eine absolut nachvollziehbare Argumentation, Mara«, sagt Sadie, leicht irritiert, »und ich möchte dich ermutigen, deine, ähm, durchaus berechtigte Beschwerde an Madame Merriam-Webster oder Monsieur Duden zu senden, oder wer immer für solche Sachen zuständig ist, aber … ich hab dich eigentlich nur gefragt, wie die Beerdigung war.«

»Genau, Mara … wie war … Beerdigung?« Die Soundqualität an Hannahs Ende der Leitung ist grauenhaft, was jedoch nichts Neues ist.

So läuft es wohl, wenn man seine besten Freundinnen im Promotionsstudium kennenlernt: In einem Moment bist du noch überglücklich, hältst dein brandneues Diplom für Ingenieurwesen in Händen und kicherst dich durch die fünfte Runde Midori Sours. Im nächsten bist du in Tränen aufgelöst, weil ihr alle getrennte Wege gehen müsst. FaceTime wird so lebensnotwendig wie Sauerstoff. Und all das ohne neongrüne Cocktails. Deine irren Monologe finden nicht mehr in eurer gemeinsamen Wohnung statt, sondern auf dem Rücksitz eines Uber, auf dem Weg zu einer mehr als seltsamen Unterhaltung.

Das ist es, was ich am Erwachsenenleben am allermeisten hasse: Irgendwann muss man anfangen, sich wie eine Erwachsene zu benehmen. Sadie entwirft schicke ökologisch nachhaltige Gebäude in New York. Hannah friert sich in einer Forschungsstation der NASA in Norwegen den Arsch ab. Und ich …

Ich bin hier. Gerade nach Washington, D. C., gezogen, um meinen Traumjob anzutreten: Wissenschaftlerin bei der Environmental Protection Agency, der Umweltschutzbehörde. Auf dem Papier bin ich außer mir vor Freude. Aber Papier gerät so schnell in Flammen. Ebenso schnell wie ein Dach.

»Helenas Beerdigung war … interessant.« Ich lehne mich zurück. »Das ist wohl das Gute daran, wenn man weiß, dass man stirbt. Du kannst die Leute ein bisschen ärgern. Ihnen sagen, dein Geist werde ihre Nachfahren noch jahrhundertelang heimsuchen, sollten sie nicht Karma Chameleon laufen lassen, während dein Sarg in die Erde hinabgelassen wird.«

»Ich bin einfach froh, dass ihr in ihren letzten Tagen bei ihr sein konntet«, sagt Sadie.

Ich lächle wehmütig. »Sie war bis zum Schluss echt unmöglich. Bei unserer letzten Partie Schach hat sie geschummelt. Als hätte sie nicht sowieso gegen mich gewonnen.« Ich vermisse sie. So, so sehr. Helena Harding, meine Betreuerin und Mentorin der letzten acht Jahre, war meine Familie, wie es meine kalten, distanzierten Blutsverwandten niemals sein könnten – oder wollten. Aber sie war leider auch schon alt, hatte starke Schmerzen und war, wie sie es gern ausdrückte, »begierig darauf, sich größeren Projekten zuzuwenden«.

»Es war so lieb von ihr, dir ihr Haus in Washington zu vererben«, sagt Hannah. Anscheinend hat sie sich zu einem anderen Fjord begeben, denn ich kann sie tatsächlich verstehen. »Jetzt hast du eine feste Bleibe, was auch immer passieren mag.«

Das ist wahr. Alles davon ist wahr, und ich bin ihr unendlich dankbar. Helenas Geschenk war ebenso großzügig wie unerwartet und mit Abstand das Netteste, was je jemand für mich getan hat. Doch das Testament wurde vor einer Woche verlesen, und es gibt da etwas, das ich meinen Freundinnen noch nicht erzählt habe. Etwas, das direkt mit meiner Tirade über unter einem Dach zusammenhängt. »Wo wir gerade dabei sind …«

»Oh-oh.« Auf beiden Gesichtern zeigt sich ein Stirnrunzeln. »Was ist passiert?«

»Es ist … kompliziert.«

»Ich liebe kompliziert«, erwidert Sadie. »Ist es auch dramatisch? Moment, ich hole schnell Taschentücher.«

»Bin mir noch nicht ganz sicher.« Ich atme tief durch, um mich zu beruhigen. »Also, das Haus, das Helena mir vererbt hat, es … gehört nicht wirklich ihr.«

»Was?« Sadie bricht die Taschentuchmission ab und starrt mich verblüfft an.

»Na ja, es gehörte ihr schon. Aber nur zum Teil. Nur zur … Hälfte.«

»Und wem gehört die andere Hälfte?« Auf Hannah ist Verlass, wenn es darum geht, zum Kern des Problems vorzustoßen.

»Ursprünglich Helenas Bruder, der allerdings gestorben ist und es seinen Kindern hinterlassen hat. Dann hat der jüngste Sohn die anderen ausgekauft, und jetzt ist er der alleinige Eigentümer. Also, zusammen mit mir.« Ich räuspere mich. »Sein Name ist Liam. Liam Harding. Er ist Anwalt, Anfang dreißig. Und er wohnt zurzeit in dem Haus. Allein.«

Sadie macht große Augen. »Heilige Scheiße. Wusste Helena davon?«

»Ich habe keine Ahnung. Man sollte es annehmen, aber die Hardings sind so eine eigenartige Familie.« Ich zucke die Achseln. »Alter Geldadel. Wie die Vanderbilts. Oder die Kennedys. Worüber denken reiche Leute überhaupt den lieben langen Tag nach?«

»Monokel wahrscheinlich«, meint Hannah.

Ich nicke. »Oder Kunsthecken.«

»Kokain.«

»Poloturniere.«

»Manschetten.«

»Moment«, unterbricht uns Sadie. »Was hat Liam Vanderbilt Kennedy Harding auf der Beerdigung dazu gesagt?«

»Sehr gute Frage, aber: Er war nicht da.«

»Er war nicht bei der Beerdigung seiner Tante?«

»Er hat anscheinend kaum Kontakt zu seiner Familie. Großes Drama, nehme ich an.« Nachdenklich tippe ich mir ans Kinn. »Vielleicht sind sie weniger wie die Vanderbilts und mehr wie die Kardashians?«

»Heißt das, er weiß gar nicht, dass dir die Hälfte des Hauses gehört?«

»Jemand hat mir seine Nummer gegeben, und ich habe ihm gesagt, dass ich demnächst vorbeikomme.« Ich lege eine Pause ein, bevor ich hinzufüge: »Per Textnachricht. Wir haben noch nicht geredet.« Noch eine Pause. »Und er hat nicht wirklich … geantwortet.«

»Das gefällt mir nicht«, sagen Sadie und Hannah gleichzeitig. Zu jedem anderen Zeitpunkt würde ich über ihre Gedankenübertragung lachen, aber es gibt noch etwas, das ich ihnen nicht erzählt habe. Etwas, das ihnen noch viel weniger gefallen wird.

»Fun Fact über Liam Harding: Ihr wisst doch, wie Helena war, quasi die Oprah der Umweltwissenschaft.« Ich kaue nervös auf der Unterlippe. »Und sie hat immer Witze darüber gemacht, dass ihre Familie größtenteils aus liberalen Akademikern besteht, die die Welt vor den großen bösen Schurkenkonzernen retten wollen.«

»Ja, und?«

»Ihr Neffe ist Firmenanwalt bei FGP Corp.« Allein die Worte auszusprechen hinterlässt einen so widerlichen Nachgeschmack, dass ich mir am liebsten den Mund spülen würde. Und Zahnseide benutzen. Mein Zahnarzt wäre begeistert.

»FGP Corp? Diese Leute, die immer noch auf fossile Brennstoffe setzen?« Eine tiefe Falte erscheint zwischen Sadies Augenbrauen. »Diese Öllobbyisten? DER große böse Schurkenkonzern schlechthin?«

»Jepp.«

»O mein Gott. Weiß er, dass du Umweltwissenschaftlerin bist?«

»Na ja, ich habe ihm meinen Namen gesagt. Und mein LinkedIn-Profil ist nur eine Google-Suche entfernt. Meint ihr, dass reiche Leute LinkedIn benutzen?«

»Niemand benutzt mehr LinkedIn, Mara.« Sadie reibt sich die Schläfe. »Himmel, das ist echt übel.«

»So schlimm ist es auch wieder nicht.«

»Du kannst dich auf keinen Fall allein mit ihm treffen.«

»Ach komm, mir wird schon nichts passieren.«

»Er wird dich umbringen. Du wirst ihn umbringen. Ihr werdet euch gegenseitig umbringen.«

»Ich … vielleicht?« Ich schließe die Augen und lasse mich zurücksinken. Schon seit zweiundsiebzig Stunden kämpfe ich gegen die in mir aufsteigende Panik an – mit mäßigem Erfolg. Ich darf jetzt nicht nachlassen. »Er ist der letzte Mensch, mit dem ich mir ein Haus teilen möchte, das könnt ihr mir glauben. Aber Helena hat mir die Hälfte dieses Hauses hinterlassen, und ich brauche es ziemlich dringend. Ich muss eine Milliarde Dollar Studiengebühren zurückzahlen, und Washington ist verdammt teuer. Vielleicht kann ich wenigstens eine Weile dort wohnen. Mir die Miete sparen. Das wäre eine finanziell vernünftige Entscheidung, oder?«

Sadie schlägt die Hände vors Gesicht, während Hannah kämpferisch einwirft: »Mara, bis vor ungefähr zehn Minuten warst du noch an der Uni. Du bewegst dich dicht über der Armutsgrenze. Lass nicht zu, dass er dich aus deinem Haus rauswirft.«

»Vielleicht hat er ja gar nichts dagegen. Es überrascht mich sowieso, dass er dort wohnt. Versteht mich nicht falsch, das Haus ist schön, aber …« Ich verstumme, als ich an all die Bilder denke, all die Stunden, die ich auf Google Street View verbracht und zu begreifen versucht habe, dass Helena so viel an mir lag, dass sie mir ein Haus hinterlassen hat. Es ist ein wirklich schönes Haus. Aber eher das Heim einer Familie. Nichts, was ich von einem Staranwalt erwarten würde, der wahrscheinlich das gesamte Bruttoinlandsprodukt eines europäischen Landes als Stundenlohn verdient. »Wohnen einflussreiche Anwälte nicht in Luxus-Penthouse-Apartments mit goldenen Toiletten und Weinkellern und Statuen von sich selbst? Soweit ich weiß, verbringt er kaum Zeit in dem Haus. Also werde ich einfach ehrlich zu ihm sein. Ihm meine Situation erklären. Ich bin sicher, wir finden eine Lösung, die …«

»Da sind wir«, informiert mich der Fahrer mit einem Lächeln, das ich etwas schwächlich erwidere.

»Wenn du uns nicht innerhalb einer halben Stunde schreibst«, sagt Hannah todernst, »gehe ich davon aus, dass Big-Oil-Liam dich in seinem Keller gefangen hält, und rufe die Polizei.«

»Mach dir um mich keine Sorgen. Schon vergessen, dass ich in unserem dritten Jahr einen Kickboxing-Kurs gemacht habe? Und diesem Typen beim Erdbeerfest, der deinen Kuchen klauen wollte, ordentlich in den Hintern getreten habe?«

»Das war ein achtjähriger Junge, Mara. Und du hast ihm nicht in den Hintern getreten – du hast ihm deinen eigenen Kuchen und einen Kuss auf die Stirn gegeben. Eine Textnachricht in dreißig Minuten, sonst rufe ich die Polizei.«

Ich starre sie grimmig an. »Sofern du in der Zwischenzeit nicht von einem Eisbären gefressen wurdest.«

»Sadie ist in New York, und sie hat die DC-Polizei auf Kurzwahl.«

»Jepp.« Sadie nickt. »Hab sie schon bereit.«

Als ich aus dem Auto steige, beschleicht mich eine Nervosität, die immer weiter zunimmt, je näher ich dem Haus komme – ein großer Klumpen Angst, der sich unter meinem Brustbein festsetzt. Auf halbem Weg bleibe ich stehen und atme tief durch. Daran sind allein Hannah und Sadie schuld, ihre völlig unbegründete Sorge ist ansteckend. Mir wird nichts passieren. Alles wird gut. Liam Harding und ich werden ein nettes, ruhiges Gespräch führen und eine Lösung finden, die für uns beide …

Meine Sorgen verfliegen, als ich den herbstlichen Garten vor mir bemerke.

Es ist einfach nur ein Haus. Groß, aber ohne kunstvoll geschnittene Hecken oder Rokokopavillons oder diese grusligen Gartenzwerge. Nur ein gepflegter Rasen mit einer landschaftlich gestalteten Ecke hier und da, ein paar Bäume und eine große, mit bequem aussehenden Möbeln ausgestattete Terrasse. Im spätnachmittäglichen Sonnenlicht lassen die roten Ziegel das Haus sehr gemütlich und heimelig erscheinen. Und beinahe jeder Quadratzentimeter der Wiese ist mit warmgelben Ginkgoblättern bedeckt.

Ich atme den Duft von Gras, Borke und Sonnenschein tief ein, und als meine Lunge voll ist, stoße ich ein leises Lachen aus. Wie leicht könnte ich mich in diesen Ort verlieben. Ist es möglich, dass ich es bereits getan habe? Meine erste Liebe auf den ersten Blick?