Vertraulich - Nancy Salchow - E-Book

Vertraulich E-Book

Nancy Salchow

0,0
2,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wie anonym kannst du bleiben, wenn sich die Liebe einmischt? Von ihrem Ehemann betrogen, von ihrer besten Freundin als Langweilerin belächelt – Mona hat genug von ihrem alten Leben und nimmt ihre Scheidung als Neuanfang. Nie wieder will sie sich verwundbar machen, nie wieder in emotionale Abhängigkeit von einem Mann begeben. Da trifft es sich umso besser, dass sich in der Begegnung mit einem attraktiven Tätowierer unerwartet die Chance auf den ersten One-Night-Stand ihres Lebens ergibt. Als Mona klar wird, dass die verheißungsvolle Nacht keine einmalige Sache ist, sondern der Beginn einer leidenschaftlichen Affäre, stellt sie eine Bedingung auf: Sie will sich nur dann weiterhin mit ihm treffen, wenn sie einander versprechen, Fremde zu bleiben. Keine Namen, keine Details, keine Verpflichtungen. Dass der geheimnisvolle Fremde Jannis heißt und das Angebot einer anonymen Affäre vor allem deshalb annimmt, weil er als alleinerziehender Vater eines kleinen Sohnes ohnehin keine Zeit für eine ernsthafte Beziehung hätte, ahnt sie dabei nicht. Fasziniert von der prickelnden Leidenschaft, die durch die Anonymität noch aufregender wird, lassen sich die beiden auf das größte Abenteuer ihres Lebens ein – und ahnen dabei nicht, dass ihnen die Dämonen ihrer Vergangenheit bereits dicht auf den Fersen sind. Dieses Buch enthält sehr eindeutige und leidenschaftliche Szenen. Es handelt sich um einen eigenständigen und abgeschlossenen Roman.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Epilog

Impressum

Nancy Salchow

______________________

Vertraulich

Anonyme Sehnsucht

Roman

Über das Buch

Wie anonym kannst du bleiben, wenn sich die Liebe einmischt?

Von ihrem Ehemann betrogen, von ihrer besten Freundin als Langweilerin belächelt – Mona hat genug von ihrem alten Leben und nimmt ihre Scheidung als Neuanfang.

Nie wieder will sie sich verwundbar machen, nie wieder in emotionale Abhängigkeit von einem Mann begeben.

Da trifft es sich umso besser, dass sich in der Begegnung mit einem attraktiven Tätowierer unerwartet die Chance auf den ersten One-Night-Stand ihres Lebens ergibt.

Als Mona klar wird, dass die verheißungsvolle Nacht keine einmalige Sache ist, sondern der Beginn einer leidenschaftlichen Affäre, stellt sie eine Bedingung auf: Sie will sich nur dann weiterhin mit ihm treffen, wenn sie einander versprechen, Fremde zu bleiben. Keine Namen, keine Details, keine Verpflichtungen.

Dass der geheimnisvolle Fremde Jannis heißt und das Angebot einer anonymen Affäre vor allem deshalb annimmt, weil er als alleinerziehender Vater eines kleinen Sohnes ohnehin keine Zeit für eine ernsthafte Beziehung hätte, ahnt sie dabei nicht.

Fasziniert von der prickelnden Leidenschaft, die durch die Anonymität noch aufregender wird, lassen sich die beiden auf das größte Abenteuer ihres Lebens ein – und ahnen dabei nicht, dass ihnen die Dämonen ihrer Vergangenheit bereits dicht auf den Fersen sind.

Dieses Buch enthält sehr eindeutige und leidenschaftliche Szenen. Es handelt sich um einen eigenständigen und abgeschlossenen Roman.

Prolog

Wie schön sie ist.

Die leicht geöffneten Lippen, die nur darauf zu warten scheinen, dass ich sie küsse, nur um schon im nächsten Moment Platz für ein freches Grinsen zu machen.

Ich werde einfach nicht schlau aus dieser Frau.

Dreh dich um, du Idiot. Dreh dich um und lass sie einfach stehen. Wer weiß, was wirklich der Grund für ihren Wunsch nach Anonymität ist?

Doch alles in mir schreit danach, diesen Augenblick mit beiden Händen zu packen.

„Verstehe ich das richtig?“ Ich trete einen Schritt näher. „Du hast weder vor, mir deinen Namen zu nennen, noch willst du sonst irgendetwas von dir preisgeben?“

„Du weißt immerhin, wo ich ein Tattoo habe.“ Sie zwinkert mir übermütig zu. „Das ist doch schon mal was.“

Für den Bruchteil von Sekunden spiele ich mit dem Gedanken, einfach umzukehren und diese kurze Begegnung so schnell wie möglich zu vergessen. Doch schon wenig später wird mir klar, dass ein wenig Unverbindlichkeit vielleicht genau das ist, was ich hier und jetzt brauche.

Der Strand ist um diese Uhrzeit menschenleer, die Sonne fast gänzlich versunken.

Eine merkwürdige Stimmung legt sich über uns, beinahe schon romantisch. Und doch ist nichts, wie es scheint.

Sie krempelt ihre Hosenbeine ein Stück weiter bis zu den Knien hoch und läuft noch tiefer ins Wasser hinein.

Auf halber Strecke dreht sie sich zu mir um. „Willst du da draußen etwa Wurzeln schlagen?“ Übermütig wirft sie eine Handvoll Wasser in meine Richtung.

Ich zögere nur kurz, dann ziehe ich instinktiv meine Jeans aus und lasse sie gedankenverloren in den Sand fallen.

Nur wenige Schritte, dann habe ich sie erreicht.

Als ich direkt vor ihr stehe, weiß ich, dass es kein Zurück gibt.

Wie von selbst wandert meine Hand an ihre Wange, während sich meine Lippen ihren nähern.

Sie lässt es dankbar zu.

Der Kuss ist intensiv und leidenschaftlich, ihre Zunge fordernd und suchend. Wie wunderschön sie ist, wie weich ihr sinnlicher Mund.

Ungeduldig lasse ich meine Finger an ihrer Hüfte hinabgleiten.

Wie lange ist es her, dass ich einer Frau auf diese Weise nahegekommen bin?

Als sie die Arme um mich legt, spüre ich ihren Körper warm an mir, während sich hartnäckig die Erregung in mir regt.

Ob sie recht hat? Ob es wirklich die Anonymität ist, die uns jede Hemmung nimmt?

Das Rauschen der Wellen scheint den Moment unterstreichen zu wollen, fast so, als würde es ein Geheimnis mit uns teilen, während sich meine letzten Zweifel langsam in der Dunkelheit verlieren.

Kapitel 1

Mona

„Ich bin daaa!“ Mit einer übervollen Einkaufstüte im Arm trete ich die Haustür hinter mir zu und schleppe mich in die Küche. „Im Kofferraum ist noch eine Stiege Milch und eine Kiste Wasser“, rufe ich. „Magst du die reintragen?“

Er antwortet nicht. Sicher läuft gerade irgendein Fußballspiel im Fernsehen, das seine ungeteilte Aufmerksamkeit fordert.

„Im Laden war heute die Hölle los.“ Ich stelle die Tüte auf den Tisch. „Ständig hat jemand irgendwelche dämlichen Fragen gestellt. Haben Sie auch Bockwurst? Führen Sie auch Tampons für die stärkeren Tage? Zum Feierabend habe ich ‚Das hier ist ein Souvenirshop‘ schon im Schlaf aufgesagt. Und ständig kam jemand barfuß direkt vom Strand rein und hat keimige Fußabdrücke hinterlassen. Gott sei Dank war Kemi da. Sie hat spontan angeboten, die letzten zwei Stunden zu übernehmen. So konnte ich noch schnell zum Baumarkt und die Gartenerde abholen.“

Ich öffne die Kühlschranktür, greife nach der Wasserflasche und nehme einen großen Schluck.

Noch immer kein Wort von ihm. Irritiert gehe ich ins Wohnzimmer.

„Vince?“

Doch der Fernseher ist aus.

Ich versuche, mich zu erinnern. Hat er etwas von Überstunden erzählt? Nein, das hätte ich mir gemerkt. Außerdem macht die Bank freitags schon gegen eins zu.

Im letzten Moment, kurz bevor ich das Zimmer wieder verlassen will, sehe ich, dass die Tür zum Schlafzimmer einen Spalt weit offensteht.

„Bist du da drin?“, rufe ich fröhlich. „Sag deiner Geliebten, sie soll sich schnell was überziehen, ich komme jetzt rein.“

Gutgelaunt schiebe ich die Tür auf, bleibe jedoch schon im nächsten Augenblick wie erstarrt stehen.

Ich brauche eine Weile, um zu begreifen, was ich sehe.

Sein nackter Oberkörper, bevor er sich hastig ein Shirt überzieht. Ein schwarzer Spitzenslip, der in Blitzgeschwindigkeit an schlanken Beinen hochgezogen wird. Lange, goldblonde Locken auf nackten Schultern. Schweißperlen im Ansatz seines dunkelbraunen Haars.

„Das mit der Geliebten sollte eigentlich“, ich schlucke, „ein Scherz sein.“

„Es ist nicht das, wonach es aussieht“, stammelt er aufgebracht, ohne mich anzusehen. Panisch sucht er nach seinen Jeans und stolpert fast, als er hineinsteigen will.

„Es ist nicht das, wonach es aussieht?“ Ich spüre förmlich, wie mir jegliche Farbe aus dem Gesicht entweicht. „Hätte nie gedacht, dass ich diesen Satz selbst einmal zu hören bekommen würde. So was“, ich fahre mir desorientiert mit den Fingern durchs Haar, „passiert doch sonst immer nur anderen.“

„Ruf mich an“, flüstert ihm die Blondine zu, noch beim Herausstürmen nach ihrem Rock greifend.

Wortlos huscht sie an mir vorbei – und mit ihr eine Wolke aus billigem Parfüm. Dann ist sie weg. So schnell, als hätte ich mir das alles nur eingebildet.

Noch immer unfähig, mich zu regen, stehe ich wie angewurzelt in der offenen Tür und starre auf das zerwühlte Bett.

„Du hast gehört, was sie gesagt hat“, sage ich mit mechanischer Stimme. „Sie wartet auf deinen Anruf. Du solltest also besser keine Zeit verlieren. Ihr habt sicher viel zu bereden.“

Ich bin nicht in der Lage, ihn anzuschauen. Stattdessen gehe ich mit langsamen Schritten zum Fenster und schaue hinaus auf die Einfahrt.

Alles scheint wie immer.

Mein Wagen neben seinem. Die Klappleiter, die im Rasen neben dem Apfelbaum liegt. Die akkurat gepflegte Hecke, die unsere kleine heile Welt umschließt.

Ich möchte weinen, schreien, irgendetwas tun, doch ich fühle mich wie blind und taub. Fast so, als hätte ich insgeheim mein ganzes Leben lang auf diesen Moment gewartet.

„Es tut mir leid, dass du es auf diese Weise erfahren musstest.“ Seine Stimme hinter mir klingt wie die eines Fremden.

Ich drehe mich nicht zu ihm um.

„Aber ich wollte sowieso mit dir reden.“ Er kommt näher, bis er direkt hinter mir stehenbleibt.

Mein Schweigen hält an.

„Mona, bitte.“ Er legt die Hand von hinten auf meine Schulter. „Sieh mich an, wenn ich mit dir rede. Es ist wichtig, okay?“

„Ich kann dich auch hören, ohne dich anzusehen. Ob ich zuhöre, ist allerdings eine andere Frage.“

Ich bin überrascht, wie rau meine Stimme klingt. Abgebrüht und ohne jede Regung.

Ist es so etwas wie der letzte Überlebensinstinkt? Nur keine Schwäche zeigen, bevor man dann im ersten einsamen Moment zusammenbricht?

„Ich wollte dir wirklich nicht wehtun“, sagt er nach kurzem Zögern, „aber das hier, das war … das ist unausweichlich.“

„Unausweichlich“, wiederhole ich monoton, als wiederholte ich das Wort einer fremden Sprache.

„Komm schon, Mona.“ Nun steht er direkt neben mir und betrachtet mich von der Seite. „So, wie es jetzt ist, so konnte es einfach nicht weitergehen, das weißt du doch selbst.“

„Ach ja? Weiß ich das?“

„Das mit uns, das war einfach zu …“, er sucht nach den richtigen Worten, „zu vorhersehbar. Du weißt alles über mich, ich weiß alles über dich. Wir halten keinerlei Geheimnisse mehr füreinander bereit. Nichts in unserem Leben ist noch eine wirkliche Überraschung.“ Er knöpft seine Hose zu. „Ich habe mich einfach nach etwas Neuem gesehnt, nach ein bisschen Abwechslung. Und wenn du ehrlich bist, geht es dir genauso. Du bist nur zu verkopft, um dir das auch einzugestehen.“

Die lähmende Fassungslosigkeit weicht langsam einer unbändigen Wut.

„Du hast recht.“ Endlich bin ich in der Lage, ihn anzuschauen. „Wir wissen wirklich alles übereinander. Und ja, wir haben – oder besser gesagt hatten – nie Geheimnisse voreinander. Aber im Gegensatz zu dir“, ich werde lauter, „habe ich das bisher für etwas Gutes gehalten.“

„Ich weiß, das ist alles sehr schwer für dich.“

„Rede nicht mit mir, als wäre ich ein Kleinkind!“, fauche ich.

„Das tue ich doch gar nicht. Alles, was ich versuche, dir zu sagen, ist, dass das hier nicht das Ende für uns bedeuten muss.“ Er legt die Hände an meine Schultern. „Veronika ist nur ein netter Zeitvertreib, ein klein wenig Ablenkung im trüben Alltag. Aber sie ist niemand, den ich dauerhaft an meiner Seite haben möchte. Trotz allem bist du meine Ehefrau, Mona. Die Frau, die einfach am besten zu mir passt.“

„Ich bin deine Ehefrau?“ Aufgebracht reiße ich mich aus seinem Griff. „Das fällt dir aber ziemlich früh ein.“

„Du verstehst nicht, was ich meine.“

„Ach nein? Vielleicht will ich diese kranke Sache auch gar nicht verstehen, Vince. Vielleicht will ich einfach nur, dass du verschwindest.“

„Du weißt, dass es das Haus meiner Eltern ist, oder?“

„Oh, ich vergaß.“ Meine Schläfen pochen. „Keine Sorge. Ich werde noch heute hier verschwinden.“ Reflexartig ziehe ich einen der Koffer unterm Bett hervor und beginne, meinen Kleiderschrank zu plündern.

„Nun warte doch mal!“ Er packt mich am Arm. „Was tust du denn da? Willst du jetzt wirklich verschwinden, ohne dass wir darüber geredet haben?“

„Wonach sieht es denn aus?“

„Ich habe das mit dem Haus meiner Eltern doch nur gesagt, weil ich wollte, dass du weißt, dass ich nicht gehen werde. Und dass auch du nicht gehen musst, Mona. Das alles kann eine Chance für uns sein, eine einmalige Möglichkeit. Erkennst du das denn nicht?“ Ist das etwa ein Lächeln in seinem Gesicht? „Endlich haben wir die Chance, eine Ehe zu führen, die uns beide glücklich macht. Wir sollten das Ganze einfach ein bisschen lockerer sehen. Jeder von uns kann tun, was ihm Spaß macht. Es gibt nur eine Regel – nachts schlafen wir immer nebeneinander in unserem Ehebett ein. So, wie es sich eben für ein Ehepaar gehört. Wir sollten nur einfach aufhören, in alten Mustern zu denken. Du wärst überrascht, wenn ich dir erzählen würde, wie viele meiner Freunde eine offene Beziehung führen. So ungewöhnlich ist das gar nicht.“

Jedes seiner armseligen Argumente macht mich nur noch wütender. Ist das wirklich noch derselbe Mann, der mir vor vier Jahren ewige Treue geschworen hat? Derselbe Mann, der beteuert hat, niemanden jemals so sehr lieben zu können wie mich?

„Tut mir leid, wenn meine Vorstellung einer Beziehung aus der Mode ist.“ Ich leere meine Unterwäscheschublade. „Aber ich habe nicht vor, mein Bett mit einem Betrüger zu teilen.“

„Du verstehst es immer noch nicht, oder?“ Er setzt sich aufs Bett. „Ein Betrug ist es doch nur, wenn du nichts davon weißt. Und der einzige Grund, warum ich dir bisher nichts von meinen Affären erzählt habe …“

„Moment mal, hast du gerade Affären gesagt? Heißt das, diese Schlampe war nicht die Einzige?“

„Das spielt doch jetzt keine Rolle mehr.“ Er redet sich in Rage wie ein Makler, der mir eine überteuerte Wohnung verkaufen will. „Ich habe dir nur nichts von all diesen Dingen erzählt, weil ich wusste, dass es dir schwerfallen würde, damit umzugehen. Aber wenn du es wirklich willst, dann können wir das schaffen. Und wenn du deine verstaubten Prinzipien erst einmal über Bord geworfen hast, wirst du sehen, dass ich recht habe.“ Er atmet tief ein. „An meiner Seite wird immer ein Platz für dich frei sein, Mona. Das, was du bist, kann keine andere sein.“

„Oh, wie überaus großzügig von dir, dass du mir weiterhin einen Platz in deinem Leben freihalten willst.“ Ich stopfe einen BH in den Koffer. „Das ist wirklich nett. Noch netter wäre es gewesen, wenn du mir schon vor unserer Hochzeit gesagt hättest, wie sehr deine Vorstellung von einer Ehe von meiner abweicht.“

„Damals war ich noch ein anderer Mensch. Und ich war zu verliebt, um über etwas anderes nachzudenken.“

„Schön zu hören, dass du verliebt warst.“

„Sag mal, verstehst du wirklich nicht, was ich versuche, dir zu sagen, oder willst du es nicht verstehen?“

„Ich verstehe ganz genau, was du vorhast“, fauche ich ihn an, „aber meine verstaubten Prinzipien, wie du gerade so schön erkannt hast, verhindern es leider, dass ich bei dieser Sache mitmache.“

Wütend schlage ich den Koffer zu und ziehe ihn zur Tür. „Den Rest hole ich später ab.“

„Willst du jetzt wirklich einfach so gehen?“, ruft er mir nach. „Soll es das jetzt echt gewesen sein?“ In seiner Stimme schwingt Erstaunen mit.

„Du hast recht.“ Ich bleibe stehen. „Eine Kleinigkeit habe ich tatsächlich vergessen.“

Ich hebe das Kinn und gehe entschlossen auf ihn zu.

Mit erwartungsvollem Blick steht er auf.

Direkt vor ihm stehend lasse ich meinen Finger langsam an seinem Hals hinabgleiten. Behutsam beuge ich mich für einen letzten Kuss vor. Ein Kuss, den er wie ein Ertrinkender erwidert. Schmerzlich vertraut und gleichzeitig so fremd, dass es wehtut.

Noch während meine Lippen auf seinen liegen, folge ich jedoch einem anderen Instinkt und ramme mein Knie mit ganzer Entschlossenheit in die empfindlichste Stelle seines Körpers. Die Stelle, die uns das Ende unserer Ehe eingebrockt hat.

Kapitel 2

Mona

Ein Jahr später

„Auf die Scheidung!“ Isabell hebt ihr Prosecco-Glas und schlägt es klirrend an meines. „Feiern wir eine neue Ära, in der dir nie wieder ein Fehlgriff wie dieser unterlaufen wird. Von jetzt an wirst du nur noch reiche Anwälte, knackige Bodybuilder oder sexy Reitlehrer daten.“

„Das ist doch mal eine Ansage.“ Ich nehme einen großen Schluck. „Aber fürs Erste bin ich einfach nur froh, Vincent endlich auch offiziell los zu sein.“

„Das war schon lange überfällig.“ Isabell wirft ihr pechschwarzes Haar mit einer flüchtigen Handbewegung zur Seite. Wie ein langes Tuch fällt es schwer auf ihre Schultern, was ihr zusammen mit den Smokey Eyes und den geschwungenen Wimpern einen besonders dramatischen Look verleiht. Das freizügige Dekolleté ihres weinroten Kleides unterstreicht die Dramatik zusätzlich auf eine Weise, die mich einmal mehr an meinem eigenen Outfit zweifeln lässt.

Nervös zupfe ich an meinem schwarzen Top, das in Schnitt und Raffiniertheit Isabells Kleid zwar in nichts nachsteht, trotzdem fühle ich mich darin irgendwie verkleidet.

Im Wandspiegel unseres Separees nehme ich flüchtig meine eigenen Umrisse wahr.

Streng genommen machen mich die vollen Lippen, die schmalen Konturen meines Gesichts und das schulterlange goldbraune Haar zu einer attraktiven Frau. Warum nur bin ich nach der gescheiterten Ehe mit einem Egoisten nicht mehr in der Lage, das selbst zu erkennen?

„Dafür, dass du deine Freiheit zurückhast, siehst du aber ganz schön deprimiert aus.“ Isabell betrachtet mich prüfend über den Rand ihres Glases.

„Das täuscht. Ich bin froh, dieses Kapitel endlich auch offiziell abschließen zu können.“

„Komm schon, Mona. Das hier ist das coolste Lokal der Insel.“ Sie schiebt sich ein Lachsröllchen in den Mund. „Ein bisschen mehr Begeisterung wäre also schon angebracht, wenn ich uns so einen guten Tisch besorge.“

„Aber ich bin begeistert.“ Ich kämpfe mir ein Lächeln ab. „Die letzten Monate mit all dem Scheidungsstress haben mich nur einfach ein bisschen müde gemacht, das ist alles.“

„Von mir aus sei müde. Aber ab morgen solltest du dein neues Leben dann mit ganz viel Tatendrang und Frauenpower anpacken.“ Sie beugt sich über den Tisch und legt ihre Hände verschwörerisch auf meine. „Du bist 27, Mona. Du hast dein ganzes Leben noch vor dir.“

Ich versuche, mich von ihrem Optimismus anstecken zu lassen, doch so sehr ich mich auch anstrenge, meine Gedanken wandern immer wieder zu Vincent und dem rothaarigen Vamp in den nuttigen Overknee-Stiefeln, den ich gerade erst gestern in seinen neuen BMW habe einsteigen sehen.

„Was ist?“ Sie mustert mich prüfend. „Du denkst doch wohl nicht immer noch an diesen Kerl, oder?“

„Nein nein“, antworte ich etwas zu schnell. „Ich … ich habe ihn nur gestern zufällig auf dem Supermarktparkplatz gesehen.“

„Ach, deshalb bist du so schlecht gelaunt.“ Sie lässt die Schultern sinken und macht einen Schmollmund. „Lass mich raten, er war nicht allein.“

„Und wenn schon.“ Ich versuche, so gleichgültig wie möglich zu klingen. „Ist ja nicht so, dass ich ihn gern zurückhätte.“

„Ach nein?“ Sie hebt die Augenbrauen.

„Glaubst du das wirklich von mir?“ Ich schaue sie entgeistert an. „Dass ich ihn nach all den Affären wirklich zurücknehmen würde?“

„Ich versuche nur zu verstehen, warum du so mies gelaunt bist.“

„Na ja, es tut nur einfach weh zu sehen, wie leicht es ihm fällt, einfach weiterzumachen, als wäre nichts geschehen, während ich noch nicht mal ein Outfit für einen einfachen Mädelsabend aussuchen kann, ohne über den Sinn des Lebens zu grübeln.“ Ich atme seufzend aus. „Manchmal wünschte ich mir, ich wäre ein wenig abgebrühter. Ein bisschen gleichgültiger. So wie er. Das würde vieles leichter machen.“

„Tja, dafür hast du ja mich.“ Sie lehnt sich mit selbstsicherem Grinsen zurück und verschränkt die Hände hinter dem Kopf. „Ich mache selbst aus der allergrößten Langweilerin eine selbstbewusste Powerfrau.“

„Moment mal.“ Ich schiebe mein Glas zur Seite. „Hast du mich gerade eine Langweilerin genannt?“

Ich kann dem Blut förmlich dabei zusehen, wie es in ihre Wangen schießt. Peinlich berührt sucht sie nach den richtigen Worten. „So habe ich das nicht gemeint, Süße.“

„Ach nein? Wie hast du es dann gemeint?“

„Na ja, ich …“ Nervös stochert sie mit der Gabel in ihrem Reis herum.

„Sag schon, Isa, die Langweilerin ist ganz Ohr.“

Sie atmet tief ein. „Also schön.“ Entschlossen legt sie das Besteck zur Seite. „Du willst wirklich, dass ich ehrlich bin?“

„Ja, das wäre zur Abwechslung ganz nett. Von Lügen und Verarschungen hatte ich in meiner Ehe genug, da brauche ich nicht auch noch eine verlogene Freundin.“

„Also schön.“ Sie räuspert sich. „Du darfst das wirklich nicht falsch verstehen, Mona.“ Sie macht sich gerade. „Ich bin wirklich auf deiner Seite und finde es absolut richtig, dass du Vincent zum Teufel gejagt hast. Aber auch wenn ich es nicht richtig finde, dass er dich mit anderen Frauen betrogen hat, so kann ich doch zumindest ansatzweise verstehen, was er gemeint hat, als er dir gesagt hat, dass ihm das Eheleben zu langweilig geworden ist.“

„Du bist also auch der Meinung, dass eine Ehe zwangsläufig Langeweile bedeutet?“

„Die Ehe allgemein nicht, nein. Aber euer Eheleben“, sie schluckt, „das hatte in den letzten Jahren schon ein bisschen Routine bekommen, findest du nicht?“

„Man merkt wirklich, dass du noch nie länger als ein paar Monate mit einem Typen zusammen warst, Isa. Dann wüsstest du nämlich, dass sich die Routine irgendwann in jede Beziehung schleicht, selbst wenn man nicht verheiratet ist. Vincent und ich waren fünfeinhalb Jahre zusammen, vier davon verheiratet. Natürlich gibt es da mit der Zeit einen gewissen Alltag. Niemand ist daran schuld, so was passiert eben. Und bisher habe ich das auch nie für etwas Negatives gehalten.“

„Ach komm schon, Mona, du weißt doch ganz genau, was ich meine.“

„Nein, tut mir leid, das weiß ich nicht.“ Ich verschränke die Arme vor der Brust. „Aber ich bin mir sicher, du wirst mich gleich aufklären.“

„Vincent und du, ihr wart einfach zu verschieden. Während er es geliebt hat, am Wochenende auch mal einen draufzumachen, hast du die Abende lieber auf der Couch verbracht.“

„Du kennst Vincent eben nicht so gut wie ich. Klar war er früher mehr auf Partys. Aber im Laufe der Jahre ist ihm eben auch die Lust darauf vergangen. Er hat unsere Filmabende zu Hause genauso sehr geliebt wie ich.“

„Und wenn er sich dir zuliebe nur der Langeweile angepasst hat? Was, wenn er sich eingeredet hat, dasselbe wie du zu wollen und irgendwann gemerkt hat, dass er sich nur etwas vormacht?“

„Sag mal, spinne ich oder ergreifst du gerade Partei für meinen untreuen Ehemann?“

„Das hört sich nur so an, aber glaube mir“, sie legt die Hand an meinen Oberarm, „ich stehe voll und ganz hinter dir. Ich will dir einfach nur die Augen dafür öffnen, das Leben endlich wieder mehr zu genießen.

---ENDE DER LESEPROBE---