Vier Generationen - Viktor Kamerer - E-Book

Vier Generationen E-Book

Viktor Kamerer

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Beschreibung

Die Kamerers und Strohs ab dem 2.Weltkrieg bis heute und die Jonas` und Waltrichs die durch Heirat dazukamen Weihnachten 2021 war ein besonderes Fest für Irene und Viktor in Schwaigern, umgeben von Familie und Freude. Diane, Bernd, Lennox und Kalea hatten sich auf den Weg gemacht, um gemeinsam das Fest der Liebe zu feiern. In dem warmen, festlich geschmückten Heim, erfüllt von dem Duft gebackener Plätzchen und frisch geschnittener Tannenzweige, fand ein liebevolles Beisammensein statt. Unter dem funkelnden Licht des Weihnachtsbaumes wurden Geschichten erzählt, Lieder gesungen und Geschenke mit strahlenden Augen ausgepackt.

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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Viktor Kamerer ist Autor von über ein Dutzend Büchern, die er seit 2017 veröffentlicht. Er schreibt Thriller und Gesellschaftsromane, sowie psychologische Ratgeber. Zuletzt erschien „Zeit zu wachsen“.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Der zweite Weltkrieg

1

2

3

Die nahe Nachkriegszeit

1

Ein Schicksal in Sibirien

1

2

Kirgisien und Kasachstan

1

2

Ivan

1

2

3

Irina

1

Umzug nach Moldawien

1

2

Zwei Menschen die erwachsen wurden

1

2

Eine neue Familie entsteht

1

3

4

5

6

Umsiedlung

1

Die neue Heimat

1

2

Die dritte Generation wird groß

1

2

Der Lauf des Lebens

1

2

3

Weitere Geburten und andere Katastrophen

1

2

2024

1

2

3

Prolog

Viktor bewegte sich durch das Leben wie durch einen Nebel, in dem die Konturen seiner Emotionen verschwommen und unergründlich blieben. Sein Herz reagierte auf die Welt, doch er verstand nicht immer, warum. Ein Lächeln kam und ging, eine plötzliche Traurigkeit überfiel ihn, ohne dass er den Ursprung greifen konnte. Er lebte, fühlte, doch er hinterfragte nicht.

So wie ein Fluss seinem natürlichen Lauf folgt, bewegte sich Viktor durch die Tage, durch die Entscheidungen, ohne sich bewusst zu sein, dass er selbst es war, der steuerte – selbst wenn er es nicht bemerkte. Doch in jedem Menschen liegt ein Schatz verborgen, eine innere Karte, die hilft, den Weg zu finden. Es braucht Zeit, Einsicht und die Bereitschaft, sich selbst wirklich zu erkennen, um diese Karte zu lesen.

Vielleicht kam irgendwann der Moment, in dem Viktor innehielt, seine Gedanken musterte, seine Gefühle erkannte – ein Augenblick, in dem er nicht mehr nur getrieben wurde, sondern selbst bewusst seinen Kurs setzte. Die Reise zum eigenen Bewusstsein kann leise beginnen, aber sie verändert alles. Wo führte sie ihn hin?

Heute fühlt er alles an sich bewusst. Jedes Lächeln, jedes Wort und jede Entscheidung entspringt aus einer inneren Klarheit, die aus dem bewussten Erforschen seiner Gefühle resultiert. Er erkennt in jeder Emotion einen wertvollen Hinweis auf sein wahres Selbst und lässt sie zu. So werden seine Worte und Taten zu einer bewussten Manifestation seines inneren Erlebens, wodurch er authentisch und mitfühlend in der Welt agiert.

Diese neue Art des bewussten Fühlens hat Viktor nicht nur verändert, sondern ihm auch geholfen, tiefer mit sich selbst und seinen Mitmenschen in Kontakt zu treten. Jeder Dialog, jedes Lachen und jede kleine Geste entspringt nun einer fundierten Achtsamkeit – einer Verbindung zwischen Herz und Geist, die seinen Alltag bereichert. Es ist, als hätte er einen inneren Kompass gefunden, der ihn stets daran erinnert, dass echtes Leben in der bewussten Wahrnehmung der eigenen Emotionen liegt. Dieses erwachte Fühlen erlaubt es ihm, in jeder Situation in sich hineinzuhorchen und so zu einem Menschen zu werden, der nicht nur existiert, sondern wirklich lebt.

Der zweite Weltkrieg

1

Dieses Buch berichtet über die Familie Stroh und Kamerer. Eine Sippe, die lange und viel unterwegs war und es immer noch ist.

Beginnen wir im Jahre da der zweite Weltkrieg ausbrach.

Ludwig und Alwine Stroh, geborene Schwindt, erblickten das Licht der Welt in der Ukraine, Ludwig am 15. Dezember 1918 und Alwine am 3. Juni 1921. Ihre Geschichte beginnt in einer Zeit voller Umbrüche und Herausforderungen, doch ihre Namen tragen die Erinnerungen an eine vergangene Epoche.

Die Geschichte beginnt in einer der turbulentesten Zeiten des 20. Jahrhunderts – dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Ludwig und Alwine, beide in der Ukraine geboren, tragen ihre deutschen Wurzeln tief in sich. Während Ludwig in eine große Familie mit zahlreichen Geschwistern hineingeboren wurde, wuchs Alwine mit nur einer Schwester, Clara, auf. Der frühe Verlust ihres Vaters, der 1920 von den Russen verschleppt wurde und nie wieder zurückkehrte, sowie das tragische Unglück ihrer Mutter, die bei einem Sturz von einer Leiter ums Leben kam, machten ihr Leben nicht leicht.

Alwine fand schließlich bei ihrer Tante, Frau Hofmann, ein neues Zuhause. Doch das Leben dort war herausfordernd – als Neuankömmling musste sie sich in einer bereits bestehenden Familie behaupten, sich ihren Platz erkämpfen und hart arbeiten. Es klingt nach einer Geschichte von Stärke und Widerstandsfähigkeit, die den Charakter dieser Familie prägt.

2

Die Schatten des Krieges hatten längst die Heimat der Familie erreicht. Am 22. Juni 1941 begann mit dem Unternehmen Barbarossa der deutsche Angriff auf die Sowjetunion – und damit auch die Ukraine. Doch die Kriegswirren waren unbarmherzig: Nach der Rückeroberung der Ukraine durch die russischen Streitkräfte mussten Ludwig und viele andere Russlanddeutsche mit den sich zurückziehenden Deutschen das Land verlassen.

Ludwig fand sich in Ungarn wieder, wo er im Stab der Reichsarmee diente. Inmitten der Ungewissheit erreichte ihn eine Nachricht, die ihn tief berührte – seine Frau Alwine und ihre neugeborene Tochter Maria waren in Berlin. Ohne zu zögern nahm Ludwig sich Urlaub und begab sich auf die beschwerliche Reise in die Hauptstadt, um seine Familie wiederzusehen.

Während Ludwig sich auf den Weg machte, erkundete Alwine mit Freundinnen die Stadt. Sie besuchten eine Wohnung, von der es hieß, sie sei einst Hitlers Domizil gewesen – doch sie fanden sie völlig leer vor. Die Spuren des Krieges lagen überall in der Luft.

Als Ludwig schließlich vor Alwine und ihrer kleinen Tochter stand, überkam ihn eine Welle der Emotionen. Eine Träne rollte über sein Gesicht – die Strapazen der Reise und die Härten des Krieges verblassten für einen Moment, angesichts seiner Frau und seines Kindes. Alwine bemerkte Ludwigs Mantel, der von Geschossen durchlöchert war, und fragte besorgt nach. Doch Ludwig lächelte nur schwach und winkte ab – er war verfehlt worden. In Zeiten wie diesen war das Schicksal oft nur eine Frage von Zentimetern.

3

Die Kriegswirren rissen Familien auseinander, schufen neue Wege, aber auch unüberwindbare Hindernisse. Inmitten der eisigen Weiten Sibiriens erlebten Theodor und Olga ihr eigenes Schicksal. Olga brachte ihr erstes Kind zur Welt und gab ihm den Namen seines Vaters – eine Geste der Verbundenheit in Zeiten der Unsicherheit. Doch die Familie blieb nicht unberührt von den Entscheidungen der Mächtigen: Theodor Senior wurde 1941 von den Russen gefangen genommen, acht Jahre lang musste er in einem Arbeitslager leiden, das ihn für Deutschlands Krieg gegen zahlreiche Länder verantwortlich machte.

Seine Frau Olga wurde 1942 ebenfalls verschleppt – ihr Ziel war der ferne Osten, Wladiwostok. Dort wurde sie drei Jahre lang zur harten Arbeit gezwungen, musste Schiffe beladen, während ihre Gedanken sicherlich oft bei ihrer Familie waren. Doch nicht alle Mitglieder wurden in diesen Strudel des Krieges gerissen – Theodors Bruder blieb verschont, seine Blindheit bewahrte ihn vor dem Zugriff der Behörden.

Am Ende des Krieges tauchte eine seltene Chance auf: Ein amerikanischer Soldat, der Deutsch sprach, bot Ludwig die Möglichkeit, mit ihm nach Amerika zu gehen. Ein Neuanfang in einem fremden Land, eine Aussicht auf ein besseres Leben – aber was wäre ein Leben ohne Familie? Ludwig wusste nicht, wo Alwine und Maria waren, und das Risiko, sie zu verlieren, erschien ihm größer als die Ungewissheit einer neuen Zukunft.

So lehnte er das Angebot ab und wurde stattdessen von den Russen mitgenommen – seine Reise führte ihn nach Kirgisien. Das Schicksal hatte ihm eine andere Richtung aufgezwungen. Welche Herausforderungen warteten dort auf ihn? Was wurde aus Alwine und Maria?

Die nahe Nachkriegszeit

1

Die Geschichte nach dem Krieg, die Geschichte der Familie Stroh, der Familie meiner Mutter Irene, ging getrennt weiter. Denn Alwine wurde nach Sibirien in eine Goldgrube verschleppt wo sie arbeiten musste. Ludwig aber war in Kriegsgefangenschaft in Kirgisien.

In den schwindenden Lichtern des Tages, als die Goldgräber ihre Arbeit niederlegten, bemerkten sie das Fehlen einer ihrer Kameraden, Alwine. Die Schaufeln wurden beiseitegelegt, die Laternen ergriffen, und eine Suche begann. Sie riefen ihren Namen durch die Echos der Minenschächte, doch nur die Stille antwortete. Stunden vergingen, und die Sorge wuchs in den Herzen der Männer. Doch als die Hoffnung zu schwinden begann, hörten sie ein fröhliches Lachen aus der Tiefe der Mine. Dort fanden sie Alwine.

Diese Geschichte erzählte Alwine uns das eine oder andere Mal. Es war eine knifflige Situation, die auch anders ausgehen könnte. Aber Gott sei Dank war da alles gut gegangen.

Es war das Jahr 1945, und die Nachrichten von Hoffnung begann sich zu verbreiten, als Alwine eine Notiz am schwarzen Brett ihres Dorfes entdeckte. Die Notiz, geschrieben von ihrem Mann Ludwig, war ein Ruf über die Grenzen der zerrissenen Länder hinweg. Ludwig, lebte und suchte verzweifelt nach seiner Familie in Kirgisien. Doch sie waren in Sibirien.

Mit einem Herzen voller Hoffnung und einer Entschlossenheit, die nur eine Frau, die durch Kriegsjahre gegangen ist, kennen kann, packte Alwine ihre spärlichen Habseligkeiten zusammen. Sie hielt Marias Hand, ihr gemeinsames Kind, das die Wärme eines Vaters nur aus Erzählungen kannte. Sie verließen ihr provisorisches Zuhause, um eine Reise anzutreten, die ebenso gefährlich wie notwendig war. Die Reise von Sibirien nach Kirgisien war keine leichte Aufgabe; es war eine Reise durch unwegsames Gelände, geprägt von den Narben des Krieges und der Ungewissheit des Lebens.

Alwine und Maria reisten durch Dörfer und Städte, die ebenso von der Zeit gezeichnet waren wie sie selbst. Sie begegneten anderen Seelen, die nach dem Krieg nach Hause oder zu ihren Liebsten zurückkehrten. Jeder hatte eine Geschichte zu erzählen, und in jeder Geschichte lag ein Echo von Alwines eigener. Trotz der Hindernisse, die ihnen in den Weg gelegt wurden, blieb Alwines Glaube an die Wiedervereinigung mit Ludwig unerschütterlich. Dies war eine Generation, die noch zusammenhielt, was auch kommen mag.

Die Geschichte von Alwine und Ludwig spiegeln das menschliche Herz und den unerschütterlichen Geist in Zeiten größter Prüfungen wider. Es ist eine Geschichte von Verlust und Wiederfinden, von der Reise durch Dunkelheit zum Licht und von der unendlichen Kraft der Liebe, die selbst die weitesten Entfernungen überbrücken kann.

In den schwierigen Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg, als Armut und Entbehrung in Russland weit verbreitet waren, gab es viele Geschichten von Mut und Opferbereitschaft. Eine solche Geschichte ist die von Olga, der Mutter von Ivan, die in einem Akt der Verzweiflung und des Mitgefühls Weizen stahl, um einem bedürftigen Jungen zu helfen. Trotz der strengen Strafen, die auf Diebstahl standen, entschied sie sich, das Risiko einzugehen, um das Leid des Jungen zu lindern. Ihr selbstloser Akt führte dazu, dass sie für drei Jahre ins Gefängnis musste, ein schwerer Preis für eine Tat der Güte in einer Zeit, in der das Überleben täglich auf dem Spiel stand. Olgas Geschichte ist ein Beispiel für die vielen unerzählten Heldentaten, die in den dunklen Tagen nach dem Krieg stattfanden, als Menschen oft zwischen Moral und Gesetz wählen mussten.

Ein Schicksal in Sibirien

1

In der tiefen Stille Sibiriens, umgeben von der unberührten Natur Kanna’s, wurde am 22.01.1951 Ivan Kamerer geboren. Seine Kindheit war geprägt von der rauen Schönheit dieser abgelegenen Gegend, wo die Natur noch ungestüm und wild war. Eines Tages, als Ivan noch ein kleiner Junge war, erlebte er ein Abenteuer, das sich tief in sein Gedächtnis einprägen sollte. Während er über eine hohe Wiese lief, die von der sommerlichen Sonne erwärmt wurde, begegnete er unerwartet einem Wolf. Dieser Moment, in dem Mensch und Tier sich gegenüberstanden, war erfüllt von einer intensiven Stille, die nur das ferne Rauschen des Windes durchbrach. Beide, der Junge und der Wolf, schienen von der plötzlichen Nähe des anderen überrascht zu sein. Sie standen sich perplex gegenüber, jeder in der Erwartung, dass der andere den ersten Schritt machen würde. Doch nach einer Weile, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, entschied sich der Wolf, sich abzuwenden und in die schützende Dunkelheit des Waldes zurückzukehren. Dieser kurze, aber prägende Moment symbolisierte die ungeschriebene Vereinbarung zwischen Mensch und Natur, die in diesen weiten Landschaften Sibiriens herrschte. Für Ivan wurde diese Begegnung zu einer lebenslangen Erinnerung und einer Geschichte, die er noch viele Jahre später erzählen würde. Sie lehrte ihn den Respekt vor der Wildnis und ihren Geschöpfen, eine Lektion, die in der rauen Schönheit seiner Heimat von unschätzbarem Wert war.

In einer kleinen Stadt, in der die Zeiten hart waren, lebte Ivan mit den Geschwistern und seiner Mutter Olga. Ivans Cousinen, die Elerts und die beiden Hartmann-Mädchen, hatten es besonders schwer und mussten oft betteln, um über die Runden zu kommen. Olga, eine warmherzige und entschlossene Frau, konnte das Elend ihrer Verwandten nicht länger mit ansehen.

Eines Tages beschloss Olga, die Verantwortung zu übernehmen und die Elerts sowie die Hartmann-Mädchen bei sich aufzunehmen. Ihr kleines Haus war bald voller Leben und Lachen, obwohl die Herausforderungen groß waren. Olga kümmerte sich liebevoll um die Kinder, gab ihnen ein Zuhause und die Geborgenheit, die sie so dringend brauchten.

Mit der Zeit wuchsen die Kinder zu einer engen Gemeinschaft zusammen. Sie unterstützten sich gegenseitig und lernten, dass Familie nicht nur durch Blut, sondern auch durch Liebe und Fürsorge definiert wird. Olga wurde zur Mutterfigur für alle und ihre Stärke und Hingabe inspirierten die Kinder, selbst in schwierigen Zeiten niemals aufzugeben.

Die Geschichte von Olga und den Kindern wurde in der Stadt bekannt und viele bewunderten ihre Tapferkeit und ihr großes Herz. Sie zeigte, dass selbst in den dunkelsten Zeiten Hoffnung und Liebe gedeihen können, wenn man zusammenhält.

Theo, Ivans Vater, kehrte nach Jahren der russischen Gefangenschaft in den Urlaub in seine Heimat zurück. Er war erschöpft und gezeichnet von den harten Bedingungen, aber fest entschlossen, seine Familie wiederzusehen. Um seine Freiheit zu sichern, ließ er ein Dokument ausstellen, das seinen Tod bescheinigte. Mit diesem Trick konnte er den Fängen der Gefangenschaft entkommen und war nun offiziell ein toter und faktisch ein freier Mann.

Die Geschichte von Theo und seiner mutigen Flucht wurde in der Familie weitergegeben und erinnerte alle daran, dass Hoffnung und Einfallsreichtum selbst in den dunkelsten Zeiten einen Weg finden können.

In jener Zeit, als die Wunden des Krieges noch frisch waren, erhielten die Deutschen in Russland eine bedeutende Bescheinigung. Es wurde offiziell anerkannt, dass sie keine Schuld am Krieg trugen. Diese Anerkennung brachte eine Welle der Erleichterung und Hoffnung mit sich. Viele Deutsche, die in Russland lebten, fühlten sich endlich von der Last der Schuld befreit, die sie so lange getragen hatten. Diese Zeit markierte einen wichtigen Schritt in Richtung Versöhnung und Heilung, sowohl für die Deutschen als auch für die russische Bevölkerung.

Als Olga und Theo endlich wieder vereint waren, beschlossen sie, ein neues Kapitel in ihrem Leben zu beginnen. Sie wählten das malerische Dorf Kanna als ihren neuen Lebensmittelpunkt. Mit vereinten Kräften und viel Hingabe begannen sie, ein Haus zu bauen.

2

Im Jahr 1958 beschlossen die Kamerers, gemeinsam mit ihren Cousins und Cousinen nach Udalna zu ziehen. Dieser Umzug markierte einen neuen Anfang für die gesamte Familie. Sie packten ihre Habseligkeiten und machten sich auf den Weg in die neue Stadt, voller Hoffnung und Erwartungen. In Udalna angekommen, begannen sie, sich ein neues Leben aufzubauen, unterstützt von der engen Bindung und dem Zusammenhalt, der sie als Familie auszeichnete.

In einer kleinen Stadt namens Udalna, die für ihre malerischen Landschaften und unvorhersehbaren Wetterbedingungen bekannt ist, lebte Familie Kamerer, unter anderem der mutige Ivan und sein stämmiger, am 14.09.1914 geborener Vater Theodor. Eines Tages beschlossen sie und Ivans Schwester Nina, mit Theodors Motorrad in eine andere, nicht so weit entfernte, Stadt zu fahren. Sie huschten über die Plätze der Stadt, es war Sonntag. Theodor schob dabei sein Motorrad, welches ihm sehr wichtig war. Als sie später nach Hause fuhren, war das