2,99 €
Wozu existiert der menschliche Organismus? Was ist seine Aufgabe und was seine Bestimmung? Diese Fragen lassen sich nicht beantworten durch menschliche Selbstbezüge, sondern nur durch die Rahmenbedingungen der Natur. Die organische Welt im System Erde baut auf der gegenseitigen Förderung und Ergänzung durch Organismen auf. Der menschliche Organismus bildet hier keine Ausnahme. Wir Menschen existieren zwar durch Selbsterhaltung, aber nicht zur Selbsterhaltung. Sie ist nur ein Nebeneffekt. Der menschliche Organismus kann nicht existieren, wenn er seine individuelle Selbsterhaltung über die Erhaltung einer organischen Welt stellt, aus der er stammt. Seine kollektive Bestimmung kann nur in der funktionalen Erhaltung der organischen Welt liegen. Die einzige Chance zum menschlichen Überleben im System Erde besteht daher in einem organisierten Kollektiv, das sich der ökologischen Vernunft in diesem System möglichst annähert.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 229
Veröffentlichungsjahr: 2019
Alles fließt.
- Heraklit, Flusslehre
Vom
ORGAN
EINE ANLEITUNG
ZUR VERÄNDERUNG
DER MENSCHLICHEN
BEWUSSTSEINSFORM
S. VOLKOV
© 2019, SEMJON VOLKOV
VERLAG UND DRUCK: TREDITION GMBH,
HALENREIE 40-44, HAMBURG
978-3-7469-9770-4 (PAPERBACK)
978-3-7469-9771-1 (HARDCOVER)
978-3-7469-9772-8 (e-BOOK)
DAS WERK, EINSCHLIESSLICH SEINER TEILE, IST URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT. JEDE VERWERTUNG IST OHNE ZUSTIMMUNGDES VERLAGES UND DES AUTORS UNZULÄSSIG. DIES GILT INSBESONDERE FÜR DIE ELEKTRONISCHE ODER SONSTIGE VERVIELFÄLTIGUNG, ÜBERSETZUNG, VERBREITUNG UND ÖFFENTLICHE ZUGÄNGLICHMACHUNG.
INHALT:
Vorwort
DIE BASIS DER EXISTENZ
MENSCHLICHE EVOLUTION
THEORIE DER EFFEKTE
MIXTUM COMPOSITUM
KLIMATISCHE DIVERGENZ
DAS BEWUSSTSEIN BEIM ATEMZUG
MAX MUSTERMANN
DAS ENDE DER EINMALIGKEIT
DIE RETARDIERTE HIERARCHIE
DER WEG DER INTEGRATION
DIE IDEE DER IDEEN
Anhang
Vorwort
Die vorliegenden Texte haben nicht die Absicht den menschlichen Organismus in irgendeiner Form zu verbessern oder zum Besseren zu erziehen.
Wie sollte das konkret aussehen?
Humanismus, Aufklärung und Vernunft sind eine löbliche, aber endlose und schwierige Mission, die weder frei ist noch je frei sein wird von tiefer Frustration und herben Rückschlägen. Sie sind ein ständiger Kampf gegen schnelle Verführungen, gegen Dummheit, Hass und Gier, die immer leichter Gehör finden als Ausdauer, Geduld und Widerstand.
Ethik, Religion und Philosophie haben in den vergangenen Jahrhunderten menschlicher Geschichte immer wieder den Fehler begangen ihre Vorstellungen einer menschlichen Selbstbestimmung auf einen menschlichen Organismus zu projizieren, der noch in archaischen Mustern steckt.
Der menschliche Organismus stammt nicht aus höheren Sphären, sein Handeln nach Vorgaben einer natürlichen Vernunft wird begrenzt durch die ständige Frage seiner Identität. Der menschliche Organismus besteht weder aus edlen Materialen noch ist er zu Höherem geboren. Und seine Fähigkeit zum aufrechten Gang, zur detaillierten Sprache und zweckmäßigen Nutzung von Messer und Gabel machen ihn noch längst nicht zum vernünftigen Wesen.
Der menschliche Organismus ist Teil der organischen Welt, ein (mehr oder weniger) domestiziertes Tier, das durch seine antiquierte Sozialisation eine anti-holistische und daher völlig selbstbezogene Bewusstseinsform aufweist. Es ist eine Bewusstseinsform, die dem menschlichen Individuum die mentale Einbildung von Autonomie verschafft und es mit hartnäckiger Ignoranz an seine individuelle Identität fesselt.
Die Tragödie des menschlichen Organismus ist nicht, dass der singuläre menschliche Organismus seine Existenz als Individuum erlebt. Die Tragödie ist, dass ihn dieses Erlebnis zu einem kollektiven Fehlverhalten verleitet, das durchs ungebremste Wachstum seiner Produktion, seines Konsums und seiner Population zur zeitlich absehbaren Selbstselektion führt.
(Wenn die menschliche Zerstörung der eigenen Lebensgrundlagen im Anthropozän1 auch nicht zur kompletten Selbstselektion der Spezies führt, so führt sie doch zu Einschnitten in Produktion, Konsum und Reproduktion, die Begriffe menschlicher Ethik und Zivilisation erheblich verändern werden.)
Aber die Verantwortung gegenüber persönlichem Konsum und Reproduktion, die jedes menschliche Individuum graduell besitzt, wird ebenso blockiert von einer Bewusstseinsform, die noch im Dilemma ihrer Instinkte, Emotionen und Logik steckt, wie folglich die Macht zur kollektiven Verhaltensänderung.
Die archaischen Muster der menschlichen Natur sind äußerst widerspenstig und eigensinnig.
Die menschliche Psyche, so faszinierend wie rätselhaft, (und häufig genug erschreckend) bleibt unfassbar.
Es ist wie Blaise Pascal es ausdrückt:
„Der Mensch ist weder Engel noch Bestie, und sein Unglück ist, dass er um so bestialischer wird, je mehr er ein Engel sein will“.2
Jeder Versuch sich der menschlichen Psyche anzunähern ist ein ebenso gefährliches Unternehmen, wie dieses Unternehmen durch ganz bestimmte menschliche Erwartungen und Ideale in den meisten Fällen zum Scheitern verurteilt ist.
Wir können nicht umfassend und empirisch analysieren, was im Dunklen liegt, erhebliche individuelle Abweichungen zeigt, keine Eindeutigkeit zulässt und sich situativ verändert. Wir können bei der menschlichen Psyche immer nur von einer sichtbaren Oberfläche ausgehen: Dem Verhalten.
Allein die Beobachtung von individuellem Verhalten, lässt durch eine gehäufte Auffälligkeit an Ähnlichkeiten Rückschlüsse zu auf die allgemeine Bewusstseinsstruktur des menschlichen Organismus.
Unser Interesse in diesem Buch gilt somit stärker philosophischen als psychologischen oder soziologischen Möglichkeiten.
Der menschliche Organismus der Gegenwart hat sich nur allzu bequem eingerichtet in seinen Gewohnheiten und Selbstbezügen. Seine mentale Entwicklung ist längst noch nicht abgeschlossen. Aber sie ist an einem bedrohlichen Wendepunkt, der unseren Zivilisationen keine andere Wahl lässt als die gesellschaftlich-integrative Kollektivierung des Individuums zu erhöhen, statt den Rahmen seines falsch verstandenen Individualismus weiter auszudehnen.
Der menschliche Organismus, gefangen in seinen individuellen Interessen, muss endlich wieder aus seiner zivilisatorischen Komfortzone und Stagnation, benötigt, um seiner selbst Willen, alternative oder neue Perspektiven.
Die Veränderung seiner eigenen Lebensauffassung und -gestaltung ist durch die rasanten Veränderungen seiner ‚Umwelt‘ ebenso dringlich wie unvermeidlich.
Ein menschlicher Organismus, der die essentiellen Bedingungen seiner Spezies nüchtern betrachtet und daher weiss, dass die selbstgeschaffene Welt seiner Spezies zu ihrem Fortbestand massive Veränderungen benötigt, muss sich zuerst selbst verändern, bevor andere in der Lage sind seinem Beispiel zu folgen.
Aber das Individuum verändert sich nur durch den Einfluss des Kollektivs, das sich wiederum nur durch gegenseitige Einflüsse verändern kann.
Ein einzelner Mensch kann ohne dieses menschliche Kollektiv weder sich selbst noch andere verändern. Die Veränderung kollektiver Strukturen benötigt immer einen kollektiven Organismus: Die Gemeinschaft. Allein die kollektive Bedeutung von Ideen, die bereits unbewusst im Raum stehen, aber erst durch den Anstoß von Einzelnen ins Bewusstsein einer Mehrheit dringen und dort Übereinstimmung finden, führen zu gemeinsamer und nachhaltiger Veränderung.
Jedes konstruktive Umdenken oder jede konstruktive Veränderung menschlicher Denkart ist somit das reflexive Ergebnis einer mentalen Kettenreaktion, die stets das Zusammenleben einer menschliche Gemeinschaft verbessert, voranbringt oder veränderten Bedingungen anpasst.
Der menschliche Organismus der Gegenwart kann sich nur verändern, indem er Schritt für Schritt seine Geisteshaltung und folglich sein Verhalten ändert. Und dies grundlegend. Aber er kann seine Geisteshaltung nur dann grundlegend verändern, wenn er begreift, dass die Natur den äußersten Rahmen sämtlicher Zusammenhänge bildet.
Die Stoffkreisläufe im System Erde bilden ein autonomes Organ, dessen Gesetzmäßigkeiten für alle Organismen bindend und unveränderlich sind.
Der menschliche Organismus lässt sich auf organischer Ebene mittlerweile mühelos aufspalten in eine Ansammlung von Wasser und chemische Verbindungen, die sich mit der ‚Umwelt‘ ergänzen.
Aber der funktionale Aufbau dieser chemischen Verbindungen zum menschlichen Organismus führt nicht zu dessen effizienter Ergänzung mit der ‚Umwelt’ wie bei sämtlichen anderen Organismen.
Dass der menschliche Organismus sich mit der ‚Umwelt‘ nicht ergänzt, liegt allein an der selbstbezogene Bewusstseinsform einer individuellen Identität, die durch ihre energetische Ineffizienz in Produktion, Konsum und Reproduktion die gesamtorganischen und zugleich eigenen Grundlagen zerstört.
Wir können auch sagen: Da die menschliche Bewusstseinsform einer individuellen Identität nicht zu effizienter Ergänzung führt, kann sie zwangsläufig nur in eine menschliche Selbstselektion münden.
Dieses Buch bietet weder definitive Lösungsmodelle noch ist es ein dogmatisches Manifest. Es ist lediglich der Versuch zu zeigen, ‚Wo‘ der menschliche Organismus im System Erde gegenwärtig tatsächlich steht, ‚Was‘ seine Selbsterhaltung im Kern bedeutet und ‚wohin‘ die menschliche Reise auf diesen Hintergründen letztendlich geht.
DIE BASIS DER EXISTENZ
► GRUNDBEDINGUNGEN
Das Leben ist einfach. Es ist einfach nach rationalem und organisatorischem Ermessen.
Alles, was der menschliche Organismus zum Leben braucht sind vier Dinge: Sauerstoff, Wasser, Nahrung und Sonnenlicht. Sie sind fundamentale Platzhalter des menschlichen Organismus und dessen existentielle Grundbedingungen.
Die soziale Interaktion ist Teil menschlicher Grundbedingungen, ergibt sich aber bereits aus einem gemeinsamen Zwang (Gruppe, Gemeinschaft) zur erfolgreichen Interaktion mit einer ‚Umwelt‘, die Nahrung und Wasser bereitstellt.
Die Aufrechterhaltung der organischen Funktionen durch den Stoffwechsel stehen für den menschlichen Organismus an erster Stelle und sind unübertrefflich. Die systemimmanenten Quantitäten der freien Ressourcen Sauerstoff und Sonnenlicht hängen das Überleben des menschlichen Organismus somit ausschließlich an die regelmäßige Aufnahme von Flüssigkeit und Nahrung.
(Bisher gibt es zumindest keine Regierungen oder Konzerne, die ihrer jeweiligen Gemeinschaft menschlicher Organismen Steuern oder Abgaben auf den Konsum von Atemluft oder Sonnenlicht auferlegt.)
Auf organischer Ebene hat Existenz keine Definition. Leben und Überleben sind hier Synonyme.
Der Unterschied zwischen Leben und Überleben beruht einzig auf den Betrachtungen des menschlichen Individuums, dessen Wahrnehmung und Bewertung seiner existentieller Grundbedingungen.
Ein einzelner Organismus kann nach existentieller Gesetzmäßigkeit ohnehin nicht mehr als (über)leben und dieses (Über)Leben möglichst zeitlich ausdehnen. Ob dieser einzelne Organismus sich während seiner Existenz reproduziert, durch spezielle Ernährung oder körperliche Aktivität die Dauer seiner Existenz (möglicherweise) maximiert, ändert nichts an seiner Abhängigkeit von seinen existentiellen Grundbedingungen.
Die regelmäßige Aufnahme von Wasser und Nahrung sind die einzigen formalen Hindernisse, die dem (Über)Leben des menschlichen Organismus im Wege stehen. Mögen soziale und emotionale Interaktion für die Psyche, Reproduktion und Aufzucht menschlicher Organismen eine entscheidende Rolle spielen. Zur Aufrechterhaltung organischer Grundfunktionen benötigt es organische Substanzen.
Organische Existenz bedeutet immer Stoffwechsel, ganz gleich welche qualitative Wertigkeit wir einer xbelieben organischen Existenzform beimessen. Die existentiellen Qualitäten, die menschliche Vorstellungen aufs Fundament des Organischen bauen, sind keineswegs überflüssig, aber sekundär. Daher unterliegen begriffliche Einordnungen menschlicher Existenzformen in Leben, Überleben oder Vegetieren ganz dem subjektiven und individuellen Urteil menschlicher Organismen, ihren existentiellen Erfahrungen, Lebensumständen und Ansprüchen.
Ein menschlicher Organismus kann keine höhere Wirksamkeit erzielen als die Aufrechterhaltung seiner Existenz. Anders ausgedrückt: ein Mensch kann nicht mehr tun als zu existieren. Und er existiert, ganz konkret, durch seine organischen Funktionen. Die unabdingbare und spezifisch menschliche Frage des existentiellen ‚Wie?‘, die ein Ergebnis abstrakter Kognition oder kognitiver Separation von der organischen Welt ist, betrifft daher bereits Fragen der physiologischen Verfassung, der individuellen Psyche sowie der bestehenden ‚Umweltbedingungen‘.
Das Leben ist schwierig. Es ist schwierig nach emotionalem und organisatorischem Ermessen.
Die individuellen Umstände von Geburt, Erziehung, Kultur, Gesellschaft und ‚Umwelt‘ sind die äußeren Einflüsse, die dem menschlichen Organismus eine rationale Wahrnehmung seiner existentiellen Grundbedingungen erschweren.
Die Organisation moderner Dienstleistungsgesellschaften hat den Zugang zu existentiellen Grundbedingungen zwar drastisch erleichtert, aber dafür logischerweise die individuelle Wahrnehmung dieser Grundbedingungen erheblich getrübt oder verschoben. Wir sagen logischerweise, da sich die menschliche Mehrheit der Wohlstandsgesellschaft nicht an der existentiellen Basis, sondern den eigenen Ansprüchen misst.
Der menschlichen Organismus organisierter Gesellschaften, der physiologisch mit relativ geringen Widerständen existiert, krankt somit durch mediale Massenmanipulation an einer emotionalen Orientierungslosigkeit, die häufig in einem Dreieck aus Sensation, Abstumpfung und Angst steckt.
Man sollte meinen der menschliche Organismus unorganisierter Gesellschaften, den bereits der Zugang zu Trinkwasser und Nahrung vor teils erhebliche Schwierigkeiten stellt, sei näher an der existentiellen Basis. Man sollte meinen seine Wahrnehmung sei auf einer Stufe mit seinen existentiellen Grundbedingungen, die ihm keine Zeit für emotionale Orientierungslosigkeit lassen. Aber dem ist nicht so.
Die Erfahrung existentieller Grundbedingungen bedeutet noch längst keine bewusste Reflexion und Erkenntnis für die Zusammenhänge zwischen dem persönlichem Verhalten und seinen Konsequenzen.
Daher sind die individuelle Erfahrung von Hunger und Durst auch keine Indikatoren für Selbstbeschränkung, Entsagung oder Vernunft.
Das emotionale Motiv für das eigene Verhalten bleibt von den individuellen Erfahrungen ebenso unangetastet, wie folglich die rationale Einsicht in die Verantwortung für das eigene Verhalten. Dass diese Einsicht für Eigenverantwortung ‚insbesondere‘ beim menschlichen Organismus unorganisierter Gesellschaften, trotz den Erfahrungen von existentiellen Entbehrungen, nicht greift liegt wiederum an den archaischen Strukturen unorganisierter Gesellschaften.
Hier vermisst der menschliche Organismus weitgehend die zivilisatorischen Grundlagen und die soziologische Steuerung durch organisierte Gesellschaften. Seine emotionale Orientierungslosigkeit wird daher noch viel stärker geprägt von Sensation, Abstumpfung und Angst als beim menschlichen Organismus organisierter Gesellschaften.
Wir sprechen hier nicht von autarken Naturvölkern, (die es nicht mehr gibt.) Wir sprechen von unorganisierten Gesellschaften, in denen der menschliche Organismus zum einen erschwerten Umweltbedingungen ausgesetzt ist, zum anderen kein ausreichendes Sozialsystem vorfindet, das sein Überleben dauerhaft sichert.
Wir stellen also fest: ob das Leben für den menschlichen Organismus einfach oder schwierig ist, hängt von zwei Faktoren ab. Zum einen vom organisatorischen Zugang zu seinen fundamentalen Platzhaltern. Zum anderen von den Möglichkeiten der individuellen Wahrnehmung gegenüber diesen fundamentalen Platzhaltern.
Eben diese Möglichkeiten der individuellen Wahrnehmung gegenüber fundamentalen Platzhalter können nur wirksam werden auf dem Feld einer gesellschaftlichen Organisation, die dem menschlichen Organismus eine Erziehung zu gemeinsamen Grundlagen vermittelt und ihn zugleich beständig an seine existentiellen Grundbedingungen erinnert.
Unsere Zivilisationen benötigen keine Schulen nach einem Leistungssystem, das die eigenen Fundamente zerstört. Sie benötigen Schulen, in denen ökologische Kompetenz die gleiche zentrale Rolle einnimmt, wie die Bedeutung der Atmung in unserem Bewusstsein.
Was in unseren Industrienationen stattdessen geschieht ist Folgendes: wir erziehen den menschlichen Organismus zwar in einem hohen Maß zu Rationalität und fördern sein individuelles Potential. Aber wir betreiben an ihm eine emotionale Manipulation, die seine individuelle Wahrnehmung, zugunsten eines globalen Kapitalsystems, anhaltend von seinem Bewusstsein für die organischen Welt separiert.
Unsere Zivilisationen haben den menschlichen Organismus individualisiert und seine Reproduktionsrate gezügelt. Aber der nächste und entscheidende Schritt, der nur in der graduellen Verminderung oder Neuausrichtung seiner emotionalen Manipulation liegen kann, bleibt bisher aus.
Die individuelle Wahrnehmung des menschlichen Organismus bedarf endlich einer Annäherung an die Basis seiner Existenz.
Wir wissen, dass die allgemeine Wahrnehmung für unsere fundamentalen Platzhalter nur durch vorsichtige Erziehung und Kooperation gegensätzlicher Überzeugungen erreicht werden kann. Aber wir sehen vor allem die zeitliche Notwendigkeit für eine Verhaltensänderung des menschlichen Organismus, die nur stattfinden kann durch Annäherung seiner individuellen Wahrnehmung an die eigenen existentiellen Grundbedingungen.
Die politisch-ökonomische Hauptaufgabe des 21. Jahrhunderts besteht für unsere Gesellschaften in der Erziehung des menschlichen Organismus für einen pfleglichen Umgang mit Wasser, Nahrung und allen Arten seines täglichen Energieverbrauchs. Die individuelle Wahrnehmung für den messbaren Wert existentieller Platzhalter bedarf in sämtlichen Massengesellschaften einer öffentlichen Revision.
Die politischen, ökonomischen und medialen Botschaften individueller Freiheiten benötigen dringende Aufrufe zur Neuordnung von persönlichem Wasser-, Nahrungs- und Energieverbrauch.
Wir reden hier nicht mal von Bewusstsein, nur von Wahrnehmung. Das Bewusstsein für die kollektiven Bedingungen des menschlichen Organismus, dessen Zwang zu existentieller Kollektivierung und Reintegration in den organischen Gesamtkomplex … Sie alle stehen auf einem anderen Blatt.
Ihre Zeit wird noch kommen.
► VOM STOFFWECHSEL
Die Basis der menschlichen Existenz ist die evolutionäre Basis des Stoffwechsels. Uns Menschen wird diese Basis durch unseren organischen Aufbau biologisch diktiert.
Die Vorgänge im Stoffwechsel von Organismen und die Vorgänge der Stoffkreisläufe bestehen durch gegenseitige Ergänzung und sind unveränderlich.
Wir halten unsere Existenz für selbstverständlich. Sie ist es nicht. Sie ist so zerbrechlich wie ihre existentiellen Platzhalter, die sie erst ermöglichen.
Die existentiellen Grundbedingungen für den menschlichen Organismus sind fix und unabdingbar. Sie lassen keine Abweichungen gelten.
Sonnenlicht, Sauerstoff und Wasser sind Gesetzmäßigkeiten der organischen Welt. Sie waren vor dem menschlichen Organismus und haben die evolutionären Regeln für unsere Existenz festgelegt.
400 Millionen Jahre der Evolution haben im System Erde chemische Verbindungen zwischen Organismen und organischer und anorganischer Welt geschaffen, die sich nicht folgenlos ins Handwerk pfuschen lassen. Akuter Sauerstoffmangel, ein totaler Flüssigkeitsentzug von durchschnittlich 48 Stunden, ein kompletter Entzug von Nährstoffen über mehrere Wochen, ein langfristiger Mangel an Sonnenlicht … Bereits ein einziger dieser Faktoren bewirkt für den menschlichen Organismus den vorzeitigen Exitus.
Jede mögliche radikale Veränderung der ‚Umwelt‘, die uns einen einzigen der genannten Faktoren nur graduell entzieht, führt zu massiven Einschränkungen unserer Existenz.
Da wir in den existentiellen Bedingungen des menschlichen Organismus die natürlichen Bedingungen der Evolution erkennen, ist auch die Nutzung künstlicher Alternativen zur Selbsterhaltung für uns irrelevant.
Sauerstoff ist ein chemisches Element. Der Sauerstoff der Atmosphäre, entstanden durch Photosynthese, ist formal identisch mit Sauerstoff, der sich durch chemische Verfahren aus dem Luftgemisch der Atmosphäre destillieren oder aus chemischen Verbindungen herstellen lässt. Wasser ist eine chemische Verbindung. Es lässt sich ebenso im Labor herstellen, wie Nährstoffe. Eine mittlere UV-Strahlung, die Sonnenlicht simuliert, lässt sich künstlich erzeugen.
Somit lassen sich sämtliche Faktoren, die eine Selbsterhaltung des menschlichen Organismus bedingen, künstlich erzeugen.
Was sich aber nicht künstlich erzeugen lässt ist das Ökosystem, das sämtliche Organismen einbezieht und durch ihre Stoffflüsse3 das Regelwerk der Evolution bildet. Was für Bakterien das Substrat, für Pflanzen oder andere tierische Organismen das Biotop oder Habitat, ist für den menschlichen Organismus das Ökosystem als Gesamtkomplex, das für jeden Organismus ‚mehr‘ als die essentielle oder reduktionistische Summe seiner analysierten Teile enthält.
Ein Ökosystem mag mittels der menschlichen Adaption, der selbsterschaffenen Flexibilität und Mobilität des menschlichen Organismus durch ein anderes Ökosystem austauschbar sein. Wie immer ein x-beliebiges Ökosystem aber aussehen mag, der menschliche Organismus benötigt zum Überleben sowohl die Verbindung zum organischen, wie anorganischen Milieu einer jeweiligen ‚Umwelt.‘
Der menschliche Organismus ist zuallererst Körper. Dieser Körper bindet körpereigene Funktionen an Funktionen der organischen Welt. Er kann nicht existieren in einer künstlichen Welt oder in künstlichen Räumen. Seine Verbindung zur ‚Umwelt‘, durch die Bausteine seiner Biomasse verbindlich, kann nicht aufgekündigt werden ohne die fatale Konsequenz der Selbstselektion. Die organische Verbindung zwischen menschlichem Organismus und ‚Umwelt‘ steht synonym zur pränatalen Verbindung von DNA-Träger und DNA-Empfänger innerhalb der Stoffkreisläufe.
► ÜBERLEBEN
Wenn wir nach universellen Wahrheiten suchen, die für unsere menschliche Existenz unmittelbare Relevanz haben, können wir mit unsrer Suche nur beginnen in der direkten Interaktion von Organismen mit ihrer ‚Umwelt‘.
Die Basis jeder organischen Existenz liegt für sämtliche Organismen alleine in den Händen einer autodynamischen Evolution, die primär auf Zufall, erst sekundär auf Interaktion baut. Sie kann somit von keinem Organismus beeinflusst oder verändert werden, formuliert aber für sämtliche Organismen ganz bestimmte existentielle Grundbedingungen, die sich mit den organischen Kriterien anderer Organismen ergänzen und zwangsläufig zu gegenseitiger Selbsterhaltung führen.
Der Stoffwechsel von Organismen beschreibt nicht nur deren Abhängigkeit von der Umwelt, er verdeutlicht auch die essentielle Kooperation von Organismus und Umwelt. (Der evolutionäre Zyklus von Energie und folglich Substanzen, die sich in ständigen Prozessen der Transformation befinden, zeigt sich nicht nur in der Interaktion von anorganischer Material und organischer Existenz. Wir finden diesen Umwandlungsprozess von Energie mittels dem substanziellen Wirken von Größen und Kräften ebenso in weiten Teilen der Physik oder Chemie, die keine organischen Aspekte beinhalten. Da unser Interesse aber vordringlich der organischen Existenz gilt, beschränken wir unser Interesse hier auf die biochemische Reaktion, die fürs menschliche Überleben von zentraler Bedeutung ist.)
Die Kooperation zwischen anorganischer und organischer Welt findet statt durch die ständige Transformation von Organismen in und aus den Stoffkreisläufen. Ihre Entstehung, ihr jeweiliger Stoffwechsel, ihr Absterben oder Verschwinden nimmt erheblichen Einfluss auf die Stoffflüsse der Stoffkreisläufe und die Verteilung von Energie im System Erde.
Evolution ist somit nichts anderes als ein Energiekreislauf, der eine Umwandlung, Speicherung und Freisetzung von Energie durch organisches und anorganisches Material beschreibt. Ein chemisches Element, das durch komplexe, chemische Reaktionen als Organismus in die Stoffkreisläufe gelangt und dort zur Aufrechterhaltung biologischer Prozesse als chemische Verbindung mit anderen Verbindungen interagiert, wird durch Destruktion von Organismen wieder in sein chemisches Element zerlegt, recycelt und steht den Stoffkreisläufen erneut zur Verfügung.
Betrachten wir uns hier das Element Kohlenstoff und dessen globale Gesamtmenge von etwa 75 Millionen Gigatonnen4. Da die Erde ein geschlossenes System ist, ist auch die Gesamtmenge an Kohlenstoff unveränderlich, fließt aber nur zu geringem Teil durch die Speicher der Kohlenstoffkreisläufe. Um das Fließgleichgewicht5 zwischen den einzelnen Speichern zu gewährleisten, ist sein Hauptanteil eingelagert im Speicher der Litosphäre und steht für direkte chemische Reaktionen nicht zur Verfügung.
Was wir Ökosystem nennen und eine funktionale Interaktion von organischem und anorganischem Material steuert, besitzt also zugleich eine Selbstregulation, in der Organismen und organische Prozesse entscheidend auf die globalen Stoffkreisläufe einwirken.
Alles Organische, wie Anorganische hängt daher an diesen Stoffkreisläufen.
Was hier geschieht ist biologische Selbsterhaltung mittels einer reversiblen Energieumwandlung.
(Es gibt zwei Arten von Energien: Aktive und latente Energie. Wenn wir von aktiver Energie im System Erde sprechen, meinen wir das Sonnenlicht, dessen Energie unsere Ökosysteme durch pflanzliche und bakterielle Organismen umwandeln, speichern und zu physischem Wachstum führen. Reden wir dagegen von latenter Energie, dann von Energie, die im anorganischen Material der Ökosysteme enthalten ist: fossile Brennstoffe).
Die Funktion von Organismen liegt einerseits in der Speicherung, andererseits in der Umwandlung aktiver Energie mittels chemischer Substanzen. Hier kommen tierische und wiederum bakterielle Organismen ins Spiel, die durch biochemische Substanzen (Enzyme) die gespeicherte Energie pflanzlicher Organismen aufnehmen und zum Auf- oder Abbau vorhandener Biomasse umwandeln.
Produzenten, Konsumenten und Destruenten, aus denen Zellteilung und Zersetzung Aufbau und Abbau von Biomasse resultieren, sind nichts anderes als Überträger aktiver Energie, die durch physisches Wachstum und dessen Zerfall die Stoffkreisläufe der Ökosysteme erhalten.
Der menschliche Organismus ist der einzige Organismus im System Erde, der sich im Laufe seiner Evolution die latente Energie der Ökosysteme erschlossen hat. Er benötigt diese Energie nicht für seinen Stoffwechsel, sondern für Bedürfnisse, auf die er sich im Laufe seiner wachsenden Organisation in Staaten und Gesellschaften eigenständig konditioniert hat: Industrielle Produktion, Mobilität und Konsum sind die Eckpfeiler menschlicher Selbstorganisation.
Im Zuge dessen hat sich der menschliche Organismus binnen weniger Jahrhunderte sämtliche verfügbaren Quellen an latenter Energie im System Erde erschlossen. Die industrielle Revolution, die im 21. Jahrhundert in eine digitale Phase übergeht, ist in Wahrheit eine energetische Revolution.
Was dem menschlichen Organismus bei Umwandlung, Nutzung und Verbrauch dieser latenten Energie allerdings fehlt ist eine verhältnismäßige Effizienz.
Die Umwandlung latenter Energie, die der menschliche Organismus durch seine Technologie betreibt, entspricht nicht der evolutionären Effizienz der Ökosysteme. Folglich hat der menschliche Organismus durch die ineffiziente Nutzung latenter Energie die natürlichen Abläufe an aktiver Energie in den Stoffkreisläufen nachhaltig in Unordnung gebracht.
► AUSWIRKUNGEN
Die menschliche Ineffizienz bei Umwandlung, Transport und Nutzung latenter Energie führt zu nachweislich massiven Störungen im organischen Austausch aktiver Energie und somit zu massiven Störungen in den Stoffkreisläufen der Ökosysteme.
Dass dem menschlichen Organismus, trotz seiner Fähigkeit zu rationaler Organisation in komplexe Systeme, die Annäherung zur energetischen Effizienz der Evolution bisher nicht gelungen ist, hat zwei Ursachen: die erste Ursache ist die Vielschichtigkeit menschlicher Organisation in diverse Komplexe (Staaten, Gesellschaften, Konzerne) mit grundverschiedenen Möglichkeiten an individueller und somit kollektiver Progressivität.
Die zweite Ursache ist die direkte Folge der ersten.
Es ist die unterentwickelte Wahrnehmung des menschlichen Individuums für die Unterscheidung zwischen der tatsächlichen Basis und dem fiktivem Gestaltungsraum seiner eigenen Existenz.
Die Vielschichtigkeit menschlicher Organisation mit ihren uneinheitlichen Möglichkeiten verhindert bereits die fundamentale Kooperation zwischen Gesellschaften. Da durch Mangel kollektiver oder ‚geteilter Interessen‘ keine fundamentale Kooperation zwischen sämtlichen Gesellschaftssystemen stattfinden kann, findet auch der menschliche Organismus keine gemeinsame Grundlage, die seine energetische Ineffizienz beendet.
Es ist eine böse oder auch folgerichtige Ironie, dass die Vielschichtigkeit menschlicher Organisation, die dem menschlichen Organismus überhaupt erst eine individuelle Identität zur möglichst objektiven Wahrnehmung von Existenz verschafft hat, durch eben diese individuelle Identität, dessen möglichst objektive Wahrnehmung der existentiellen Basis verhindert.
Dass ausgerechnet der Glaube des menschlichen Organismus an seine individuelle Identität die manipulativen Botschaften enthält, die erst zur anwachsenden Vielschichtigkeit der Organisation führt, beweist nur umso mehr die reaktive Kraft dieser Ironie.
Was wir am menschlichen Organismus der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart beobachten ist eine individuelle Identität, die sich einer klaren Unterscheidung zwischen notwendiger Selbsterhaltung und künstlichem Bedürfnis beharrlich verweigert.
Der Beweis dieser Verweigerung findet sich in der Ineffizienz menschlicher Organisation, die im kollektiven Fehlverhalten gegen die ‚Umwelt‘ sichtbar wird.
Die Ineffizienz menschlicher Organisation, die mit den ersten Hochkulturen beginnt und mit der industriellen Revolution deutlich wird, hängt an der bisher unterentwickelten Wahrnehmung des menschlichen Individuums für die Grenzen zwischen notwendiger Selbsterhaltung und künstlichem Bedürfnis.
Der menschliche Organismus befindet sich gegenwärtig auf einer entscheidenden Zwischenstufe seiner Entwicklung. Er kann sich mittlerweile zwar auf komplexe Weise organisieren, aber noch längst nicht paritätisch kollektivieren. Folglich besitzt er auch noch nicht die Fähigkeit zur Integration ins evolutionäre Gesamtgebilde. Er muss sich noch entwickeln - genetisch, kognitiv und besonders emotional. Seine genetische Jugend und sein prähistorisches Erbe beschränken sein Denken und Handeln auf egoistische Muster. Daher ‚hängt‘ er noch an seiner individuellen Identität.
Ob überhaupt und durch welche Mittel es der menschliche Organismus schaffen kann die energetische Ineffizienz seiner Energieumwandlung zu überwinden und sich wieder dem evolutionären Gesamtgebilde anzunähern, ist eine Frage, die sich noch im 21. Jahrhundert entscheidet.
Sicher ist, dass der menschliche Organismus diese Ineffizienz nur dann überwinden kann, wenn er die Notwendigkeit seines Stoffwechsels nicht länger mit Bedürfnissen gleichsetzt, die immer weiter seine persönlichen Vorstellungen von individueller Identität manifestieren, statt sie zu verringern.
Die gegenwärtige Situation unserer menschlichen Organisation zeigt uns, nach wie vor, eine gegenseitige und gesteigerte Provokation individueller Identität. Sowohl durch das Individuum, wie durch seine kollektiven Identitätsträger. Das menschliche Individuum ist ebenso Empfänger einer manipulierten Identität, wie er seinerseits zu ihrem Sender wird.
Folglich bringt er diese individuelle Identität nicht nur wiederum in seine Organisation ein, sondern er gestaltet sie auch zum methodischen Programm seiner ökonomischen Ambitionen, womit er ihre manipulativen Kräfte erhöht und erneut auf die Gesamtheit seiner Spezies überträgt.
Die spezifischen Vorstellungen des menschlichen Individuums, durchs Ego manipuliert und zur Identität erklärt, ist das methodische Programm, das von der persönlichen Ineffizienz zur globalen Ineffizienz des menschlichen Organismus führt.
Welche Konsequenzen diese Störungen mit sich bringen, ersehen und erfahren wir mit Beginn des 21. Jahrhunderts. An erster Stelle durch die reaktive Seite der Ökosysteme und ihrer elementaren Symptome. Das Fieber im Körper des Planeten6, hervorgerufen durch die Ineffizienz des menschlichen Organismus, verläuft in klimatischen Extremen.
Der globale Organismus reagiert physiologisch wie jeder andere Organismus, dessen Homöostase durch Fieber in Ungleichgewicht gerät und somit dessen physiologische Selbstregulation und Leistungsfähigkeit einschränken.
Seine erhöhte Temperatur führt zu Hitzewellen, seine vermehrte Schweißbildung zu Überschwemmungen, sein Schüttelfrost zu Tornados.
Aber die Verschmutzung der Meere, Böden und Luft im System Erde erzeugt nicht nur Witterungsextreme. Sie erzeugt einen multidimensionalen Effekt, der weit über die offensichtlichen Ereignisse im Makrokosmos hinausgeht. Der planetarische Organismus analysiert die Infektionen seiner Ökosysteme, dekodiert die DNA des Erregers und bildet Antikörper.
Die fortschreitenden bakteriellen Resistenzen, die im Mikrokosmos einsetzen, sind Beweise für eine natürliche Grenze menschlicher Expansion und Ineffizienz, die ‚durch die Hintertür‘ entschlüsselt, evolutionär umgedreht und genetisch demontiert werden.
► ZWISCHEN ZELLE, ORGAN UND KÖRPER
Es ist ein häufiger Fehler zu denken die anorganische Welt, die sich unter der Erdkruste befindet, sei sekundär für die organischen Prozesse der Erdoberfläche. Gesteine, Minerale und Sedimente sind nach chemischer Definition unbelebt. Sie sind unbelebt in dem Sinne, dass sie keinen eigenen Stoffwechsel besitzen und ihr chemischer Aufbau keine Verbindungen von Kohlenstoff enthält. Aber dennoch sind sie kein totes Material. Sie sind Teil der organischen Voraussetzung zur belebten Existenz der Erdkruste, eine belebte Existenz, die wir bei näherer Betrachtung als organische Einheit erkennen.
Was wir im System Erde an Organismen in unzählige Arten und Gattungen, Stämme und Familien unterteilen, gehört in Wahrheit zu einem einzigen Organismus mit eigenem Stoffwechsel. Sonnenlicht, Substrate und Wasser schaffen hierbei mittels Stoffkreisläufen die organische Voraussetzung zu einer belebten Existenz, die sämtliche Organismen umfasst.
Die Verbindungen zwischen anorganischer und organischer Welt treffen sich hierbei im Lösungsmittel Wasser. Diese Verbindungen, die zwischen den Mineralstoffen der Anorganik und dem Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor und Sauerstoff der Organik stattfinden, bilden das molekulare Fundament der biochemischen Reaktion, die mittels der Ökosysteme die energetische Stabilität im geschlossenen System Erde erhält.
Diese Stabilität kommt hierbei zum Ausdruck durch eine Artenvielfalt, die ein Gleichgewicht an freier Energie anzeigt.
Ökosysteme bestehen aus dem dynamischen Zusammenwirken von Organismen und ihrer jeweiligen Substrate, die mittels biochemischer Substanzen diese freie Energie austauschen. Die gegenseitige Regulation der Organismen, die ein Gleichgewicht an freier Energie gewährleistet, entspricht organischer Funktionalität. Was jeder Mikrokosmos oder jede Zelle mit infiniter Komplexität leistet, erweitert der Makrokosmos oder jedes Ökosystem mit maximaler Effizienz.
Wie der menschliche Organismus seine Körperfunktionen selbstständig steuert, reguliert auch die Bioformation unsrer Erdoberfläche den globalen Stoffwechsel der Erde.
Voraussetzung für die erfolgreiche Aufrechterhaltung organischer Existenz ist hierbei eine organische Integration sämtlicher Organismen.
Ökosysteme sind Organe im planetarischen Körper der Natur. Wie einzelne Organe im singulären Organismus, so bilden bakterielle, botanische oder tierische Organismen die Zellen dieser Organe. Das funktionale Zusammenwirken dieser Zellen erhält ebenso das einzelne Organ, wie das Zusammenwirken sämtlicher Organe den planetarischen Körper.
Jede einzelne Zelle hängt ab von einem Verbund an Zellen, in dem gegenseitige Förderung und Ergänzung, zu einer organischen Einheit führen, die sowohl Selbsterhaltung wie Fremderhaltung bewirken.
Wir nennen diese gegenseitige Förderung und Ergänzung, die zu organischer Einheit führen hier das Komplement7.
Wir sehen daher die Selbsterhaltung des singulären Organismus als Resultat einer reziproken Kooperation8 mit anderen Organismen, die durch komplementäre Wirksamkeit zu organischer Gesamterhaltung führt.
Dieses komplementäre Prinzip, das eine organische Gesamterhaltung bewirkt, lässt sich beobachten in sämtlichen Teilbereichen der Ökosysteme, sowohl in ihrer Organisation wie in ihrer Regulation.
Wie der Mikrokosmos durch seine Mikroorganismen erst das energetische Fundament botanischer Organismen organisiert, baut der tierische Organismus seinen Makrokosmos primär aufs Fundament der Botanik, während dieser selbst organische Endprodukte bildet, die wiederum dem Mikrokosmos dienen und den Zirkel schließen.
Wir kommen zurück zum Körpervergleich: