Was vom Menschen übrig bleibt - Rachel Moran - E-Book

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Rachel Moran

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Beschreibung

Die irische Autorin Rachel Moran tritt an gegen das Prostitutionsestablishment. Ihr brillanter und international hochgelobter Bericht, der nun erstmalig in deutscher Sprache vorliegt, entlarvt die romantisierenden Vorstellungen von der "selbstbestimmten Hure". Er wendet sich gegen eine Scheinliberalität in der Prostitutionsgesetzgebung, die es unmöglich macht, Frauen vor dem Weg in ein ausbeuterisches "Gewerbe" effektiv zu schützen. Moran weiß aus eigenem Erleben, wovon sie spricht. Als obdachlose Heranwachsende geriet sie in den Strudel der Prostitution und konnte sich erst sieben Jahre später aus eigener Kraft daraus befreien. Als Überlebende ist sie dieser Parallelwelt entkommen und liefert uns in ihrem Buch nun Innenansichten einer zerstörerischen Lebensweise. Mit den sensiblen Einsichten einer Betroffenen und der virtuosen Sprachmächtigkeit der geschulten Journalistin führt sie in die Gesetzmäßigkeiten einer Tabuzone ein, aus der keine Frau unbeschadet zurückkehrt. Moran befragt nicht nur ihren eigenen Weg in die Prostitution und ihre Erfahrungen als Prostituierte. Sie nimmt dieses Feld als Ganzes in den Blick, seine offenen und verdeckten Mechanismen der Abwertung und der Gewalt. Ihr Bericht macht deutlich: Der Handel mit Frauenkörpern ist ein Verstoß gegen die Menschenwürde und eine Form des sexuellen Missbrauchs. Und: Die öffentliche Debatte über Prostitution wird in Zukunft anders geführt werden müssen.

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Rachel Moran

Was vom Menschen übrig bleibt. Die Wahrheit über Prostitution

Tectum Verlag Marburg, 2015 ISBN 978-3-8288-6177-0

Aus dem Englischen übertragen von Maria Heydel. Mit einem Vorwort von Sabine Constabel. Lektorat: Volker Manz

© Rachel Moran 2013 Diese Übersetzung von Paid For wird gemäß Vereinbarung mit Gill & Macmillan, 10 Hume Avenue, Park West, Dublin 12, Irland veröffentlicht.

(Dieser Titel ist zugleich als gedrucktes Buch unter der ISBN 978-3-8288-3458-3 im Tectum Verlag erschienen.)

Umschlag: Porträt Rachel Moran © VIP Magazine Besuchen Sie uns im Internet www.tectum-verlag.de

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Dieses Buch ist meinen Eltern gewidmet, die ihr Bestes gegeben haben, sowie meiner Tante Margaret, ohne die ich nicht das Leben haben würde, das ich heute habe.

Danksagungen

Ich möchte meiner Familie danken, die mir während des Verfassens dieses Buchs eine beständige Stütze war, insbesondere mein Sohn. Indem er mich überzeugte, es unter meinem echten Namen zu veröffentlichen, erwies er sich mehr als Mann als viele, die Jahrzehnte älter sind als er. Ich danke meinen Freunden, die wissen, wer gemeint ist, und ich danke Fergal Tobin, Nicki Howard und dem gesamten Team von Gill & Macmillan dafür, dass sie von Anfang an an dieses Buch geglaubt haben, und weil es eine Freude war, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Ebenso danke ich Deirdre O’Neill, die mit mir an den früheren Entwürfen des Buchs gearbeitet hat, und Alison Walsh, die die späteren Entwürfe mit mir überarbeitet hat.

Ganz besonders danke ich allen Prostitutionsüberlebenden, die ich sowohl in Irland als auch in anderen Ländern kennenlernen durfte, dafür, dass sie für mich da waren und mich einsehen ließen, dass sie es immer sein werden. Ich danke Sarah Benson für die Wärme ihrer Freundschaft sowie Nusha Yonkova und Denise Charlton für die Energie und das Engagement, das sie der Kampagne Turn Off The Red Light widmen. Ich danke Theo Dorgan und seiner Partnerin Paula Meehan für ihre Hilfsbereitschaft und Ermutigungen. Ich danke meiner Tante Theresa aus unzähligen Gründen, unter anderem weil ich mir ansonsten etwas anhören könnte!

Zu guter Letzt geht mein besonderer Dank an Kathleen Barry und ihre eigenen Bücher über Prostitution. Sie waren für mich ein Schlüssel zum Verständnis der Mechanismen hinter dem, was mir widerfahren ist. Ich danke ihr außerdem für ihre Liebenswürdigkeit und Orientierungshilfe und dafür, dass sie mich jede Zeile hindurch angespornt hat.

Vorwort

von Sabine Constabel

Weltweit werden geschätzte 14 Millionen Menschen prostituiert. Die meisten davon sind Frauen. Angesichts dieser großen Zahl müssten die Buchhandlungen von Berichten über deren Lebensrealität überquellen. Das Gegenteil ist der Fall. Es gibt kaum eine Lebenswirklichkeit, über die so wenig bekannt ist, über die so beharrlich geschwiegen wird, wie über die der Prostitution.

Rachel Moran bricht dieses Schweigen.

Zum einen, weil dies ein Teil ihrer eigenen Heilung ist, zum anderen, um denen eine Stimme zu geben, die noch in der Prostitution gefangen sind. »Vor meinem geistigen Auge sehe ich die Metapher eines brennenden Gebäudes. Ich weiß, wenn man selbst das Glück hat aus einem brennenden Gebäude zu entkommen, dann ist es nur richtig, andere zu alarmieren, dass in diesem Haus ein Feuer tobt. So besteht für die, die noch in seinem Inneren festsitzen, eine gewisse Hoffnung.«

Zeitgleich mit dem Erscheinen dieses Buchs in Deutschland wird gerade über die Novellierung des Prostitutionsgesetzes beraten. Unter anderem auch darüber, ob es vertretbar und wünschenswert ist, 18-jährige Teenager vor der Prostitution zu schützen, oder ob ein »Arbeitsverbot« für die unter 21-Jährigen nicht doch ein unzulässiger Eingriff in die verfassungsmäßig geschützte Berufsfreiheit wäre. Doch während engagierte Polizeibeamte das ProstG (Prostitutionsgesetz) schon mal als »Zuhälterschutzgesetz« bezeichnen und bessere rechtliche Instrumente zum Schutz der prostituierten Frauen fordern, betreiben so einige staatlich bezuschusste »Beratungsstellen für Prostituierte« Einstiegs- statt Ausstiegsberatung und kooperieren mit dem Bundesverband der Bordellbetreiber, die sich »Unternehmer in der Erotikindustrie« nennen.

Eine milliardenschwere Prostitutionslobby hat in Deutschland dafür gesorgt, dass in der Öffentlichkeit ein Bild von Prostitution entstanden ist, das mit der Realität nicht das Geringste zu tun hat. So werden prostituierte Frauen inzwischen auch in den Medien als »Sexarbeiterinnen« bezeichnet, ist von »Freiheit« und »Selbstbestimmung« die Rede – aber kaum davon, wie die Lebensrealität von Frauen in der Prostitution tatsächlich aussieht.

Als Sozialarbeiterin in der Beratung und Betreuung von prostituierten Frauen und Mädchen in Stuttgart habe ich in den letzten 24 Jahren zigtausende Gespräche mit Prostituierten geführt. Junge Frauen, die nur ungläubig den Kopf schütteln, wenn ich ihnen sage, dass viele Menschen denken, Prostitution wäre ein »ganz normaler Beruf«. Viele der Frauen begleite ich seit Jahren, manche von ihnen seit Jahrzehnten. Die Situation als prostituierte Frau war noch nie einfach. Immer schon fanden vor allem die Frauen in die Prostitution, die bereits Erfahrungen mit sexueller Gewalt hatten, in der Kindheit oder als Erwachsene. Begriffe wie »freiwillig« und »selbstbestimmt« passten noch nie zu dieser Tätigkeit. In den letzten Jahren aber hat sich die Lage massiv zugespitzt. Heute ist etwa jede dritte prostituierte Frau unter 21 Jahre alt. Das sind allein in Deutschland über 100.000 Mädchen! Fast alle kommen aus den ärmsten Regionen Osteuropas, aus Bulgarien, Rumänien und Ungarn. Viele wissen nichts über Sexualität. Für so manche ist der Freier der erste Mann. Diese jungen Frauen wissen nichts über Infektionsrisiken, nichts darüber, wie man sich vor diesen oder vor gefährlichen Praktiken schützen kann.

Für die Zuhälter und Zuhälterinnen ist es ein Leichtes, sich das Vertrauen dieser unerfahrenen, viel zu jungen und oft emotional verwaisten Mädchen zu erschleichen. Sie greifen sie sich aus Kinderheimen, holen sie aus den ärmsten Dörfern, versprechen ihnen Liebe – und werfen sie dann auf den Prostitutionsmarkt. Die Sexkäufer verlangen nach immer jüngeren Frauen, weil sie mit den Hilflosesten für wenig Geld machen können, was den größten Profit bringt.

Diese jungen Frauen werden durch die vielen Vergewaltigungen – denn als nichts anderes empfinden sie ihre Prostitution – innerhalb kürzester Zeit physisch und psychisch zerstört.

Prostitution ist in Deutschland seit 1927 eine legale, seit 1964 eine steuerpflichtige Tätigkeit und seit der Verabschiedung des Prostitutionsgesetzes im Jahr 2002 ist Prostitution auch nicht mehr »sittenwidrig« und gilt als »ganz normaler Beruf«. Mit der fatalen Konsequenz, dass die komplette Legalisierung der Prostitutionsindustrie zu einer steigenden Nachfrage, zur Vergrößerung des Markts und zur Zunahme des Menschenhandels in Deutschland geführt hat.

Damit ist eines der liberalsten Prostitutionsgesetze der Welt in der Praxis gescheitert. Nicht die soziale und rechtliche Situation der prostituierten Frauen und Mädchen hat sich verbessert, sondern die der Bordellbetreiber und sonstigen Profiteure im System Prostitution. Doch verloren haben nicht nur die Prostituierten, sondern alle Frauen und Männer. Denn die gesellschaftliche Akzeptanz der Prostitution steht im diametralen Gegensatz zur Gleichberechtigung der Geschlechter. Sie zerstört nicht nur Frauen, die in der Prostitution arbeiten, sondern auch die Freier und deren Beziehungen zu ihren Freundinnen, Ehefrauen und Kolleginnen. Der Freier sieht alle Frauen mit dem Freier-Blick an.

Die Juristin Prof. Dr. Rahel Gugel schreibt in ihrer Arbeit zum »Spannungsverhältnis zwischen Prostitutionsgesetz und Art. 3 II Grundgesetz«: »Die faktischen Auswirkungen des ProstG normalisieren (...) nicht nur gesamtgesellschaftlich das sexistische und geschlechtshierarchische Frauenbild in Prostitution und Sexindustrie. Vielmehr stützen und zementieren sie auch allgemein eine diskriminierende geschlechtshierarchische Einstellung von Männern gegenüber Frauen in der Bundesrepublik.«

Am Beispiel ihrer eigenen biografischen Erfahrungen setzt sich Rachel Moran kritisch mit den Mythen rund um die Prostitution auseinander. Sie stellt das von der Prostitutionslobby propagierte Bild der »glücklichen Hure« ihrem eigenen Erleben gegenüber. Sie zeigt anschaulich, wie wenig die Mythen mit der Realität gemein haben. Und sie erklärt, warum diese Mythen nicht nur von der Prostitutionslobby, sondern auch von manchen Frauen in der Prostitution selbst verbreitet werden.

Rachel Moran nennt Prostitution »ein mentales und emotionales Massaker« und bringt damit auf den Punkt, was die jungen osteuropäischen Frauen in der Prostitution ausdrücken wollen, wenn sie mir immer wieder sagen: »Ich ganz kaputt«.

Viele Aussteigerinnen berichten, wie sie, als sie noch in der Prostitution lebten, ihre Realität verleugnen mussten. Aus purem Selbstschutz, weil es sonst nicht möglich gewesen wäre, auch nur den nächsten Tag zu überstehen. Auch später, nachdem sie sich befreit hatten, finden die meisten keine Worte, um auszudrücken, wie sie einst in die dunkle Welt der Prostitution abgleiten konnten, auf welche Weise sich mit der Zeit ihr inneres Wertesystem verändert hat und wie sie den Missbrauch des eigenen Körpers bagatellisieren mussten.

Viele der Frauen kämpfen auch nach der Prostitution mit einer tiefen Verzweiflung und Depression. Denn ein Leben in der Prostitution hinterlässt Wunden. Auch solche, die die Zeit nicht heilt.

Rachel Moran hat in jeder Sparte der Sexindustrie gearbeitet. Auch darin ähnelt sie den Frauen, die mir begegnen. Erst wird im Bordell gearbeitet, dann auf der Straße, in Clubs oder »Modellwohnungen«. Je nachdem, wo am meisten Geld zu verdienen ist, oder wohin ihre Zuhälter sie schicken. Moran entlarvt die angeblichen Vorteile von Bordellen für prostituierte Frauen als fade Illusion. Weder haben die Frauen in Bordellen mehr Kontrolle, noch sind sie bei der Indoor-Prostitution in irgendeiner Weise geschützter. Zu oft ist das Gegenteil der Fall, denn in Bordellen sind die Frauen ihren Zuhältern, wie auch den Freiern, in einem sehr viel größeren Ausmaß ausgeliefert als auf der Straße. Die Unterscheidung von der »gefährlichen und entwürdigenden Straßenprostitution« versus der »selbstbestimmten und geschützten Bordellprostitution« hat neben den rein kommerziellen auch ideologische Gründe, denn auch sie festigt den Mythos der freien und selbstbestimmten Prostituierten.

Doch letztlich ist es egal, ob die Frauen auf der Straße oder in den Häusern zur Ware gemacht werden. Immer wieder höre ich Sätze wie: »Ich bin hier gestorben«, »Ich werde nie wieder lachen können« oder »Gib mir normale Arbeit«.

Mitten in unserer Gesellschaft besteht ein Sklavinnenmarkt, der an Grausamkeit nicht mehr zu überbieten ist. Internationale Studien belegen, dass ein Großteil von prostituierten Frauen Symptome von PTBS (posttraumatische Belastungsstörung) zeigen, die vergleichbar sind mit denen von Kriegsveteranen, Vergewaltigten und Flüchtlingen oder KZ-Überlebenden.

Deshalb floriert in den Bordellen der Drogenhandel. Viele der Frauen, die nicht an illegale Drogen kommen, versorgen sich mit Psychopharmaka, um ihre Depressionen zu bekämpfen. Und ihren Ekel und ihre Angst vor den Freiern.

Rachel Morans Analyse und Auseinandersetzung mit der Lebenswelt Prostitution sollte auch zum Standardwerk in der Ausbildung von professionellen Helfern und Helferinnen werden. Damit die nächste Generation von Sozialarbeiterinnen sich nicht mehr von der Prostitutionslobby an der Nase herumführen lässt und glaubt, wenn sie die prostituierte Frau »Sexarbeiterin« nennt, die Zuhälter »Manager« und die Bordellbesitzer »Unternehmer im Erotikgewerbe«, würde die Gewalt aus der Prostitution verschwinden. Ganz einfach deshalb, weil Gewalt nicht ein Randphänomen der Prostitution ist, sondern ihr Kern. Und vor allem, weil sich die meisten der Frauen nicht nach einer »Entstigmatisierung« oder gar »Berufsanerkennung« ihrer Tätigkeit sehnen, sondern ganz einfach nach einem Ausstieg aus der Prostitution – und nach einem Leben in Freiheit.

Inhaltsverzeichnis
Danksagungen
Vorwort
Kapitel 1
Die erste Frage
Kapitel 2
Eine Kindheit im sozialen Abseits
Kapitel 3
Die Krankheit meiner Mutter
Kapitel 4
Gefangen im Dreieck aus Krankheit, Sucht und Armut
Kapitel 5
Obdachlosigkeit
Kapitel 6
Der erste Tag
Kapitel 7
Abtauchen in die Prostitution
Kapitel 8
Die Ebenen der Negativität
Kapitel 9
Das Wechselspiel seelischer Zerrüttung
Kapitel 10
Mythos Edelprostituierte
Kapitel 11
Scham, Nötigung und Missbrauch: Charakterzüge der Prostitution
Kapitel 12
Prostitution ist nicht von Gewalt zu trennen
Kapitel 13
Überlebensstrategien
Kapitel 14
Dissoziation und die Abspaltung vom eigenen Selbst
Kapitel 15
Der Mythos von der glücklichen Hure
Kapitel 16
Der Mythos vom sexuellen Vergnügen der Prostituierten
Kapitel 17
Der Mythos von der Kontrolle der Prostituierten
Kapitel 18
Was durch Prostitution verloren geht
Kapitel 19
Das falsche Bild von der Prostitution
Kapitel 20
Legalisierung und Entkriminalisierung
Kapitel 21
Die Normalisierung der Prostitution
Kapitel 22
Meine Integration in die Gesellschaft
Kapitel 23
Depression und Suizid
Kapitel 24
Beschädigte Beziehungen und beschädigte Sexualität
Kapitel 25
Nachbeben
Kapitel 26
Die letzte Frage
Epilog
Nachwort

ERSTER TEIL

Kapitel 1

Die erste Frage

Den Akt des Anprangerns oder der Schuldzuweisung macht allein das Wissen schwierig, dass jeder Mensch seine ganz eigene Geschichte mit sich bringt. Je mehr wir darüber wissen, desto leichter wird es zu verstehen, warum sie getan haben, was sie getan haben.

RICHARD HOLLOWAY,GODLESS MORALITY

Mit diesem Buch halten Sie keine typischen Memoiren in der Hand. Das ist nicht seine Absicht. Als ich dieses Buch über Prostitution schrieb, konzentrierte ich mich nicht ausschließlich auf meine eigenen Erfahrungen, denn das Thema geht sowohl über mich selbst hinaus als auch über den Platz, den ich darin einnehme. Sieben Jahre im Prostitutionsmilieu haben mich zu der Überzeugung gebracht, dass Prostitution eine kollektive und nicht etwa eine rein individuelle Erfahrung ist. Deswegen schreibe ich dieses Buch auf eine Weise, die abwechselnd persönliche und universale Perspektiven einnimmt. Wir Frauen hatten weit mehr gemeinsam als Kunden und Geheimnisse allein. Wir hatten eine Erfahrung gemeinsam, deren Züge doch so allgemein waren, dass sich irgendwann ein Muster vor meinen Augen abzeichnete, das dem Prinzip Prostitution als Schema zugrunde liegt. Das Bild, das sich ergibt, ist entsetzlich abstoßend.

Glamourösen und sensationellen Darstellungen von Prostitution zolle ich weder Respekt noch biete ich ihnen Raum. Sie geben kein wahrheitsgemäßes Bild der Prostitution ab. Sie sind nicht einmal Karikaturen. Die könnten sie auch gar nicht sein, denn eine Karikatur ist nichts weiter als die aufgeblasene Wahrheit. In diesem Fall weist Glamour nicht die geringste Ähnlichkeit mit der Wahrheit auf. Meine Einschätzung von Prostitution und meine Meinungen darüber beziehe ich aus den Jahren, in denen ich ihr ausgesetzt war, aus allem, was ich in dieser Zeit gesehen, gehört, gefühlt, erlebt oder irgendwie sonst erfahren habe. Glamouröses gab es da nichts. Nicht einmal einen Funken davon. Für keine von uns.

Da ist immer wieder diese erste Frage, die einer heute oder ehemals prostituierten Frau gestellt wird. Die Frage ist immer die gleiche. Die Leute wollen wissen: »Wie sind Sie da hineingeraten?« Ich glaube, es ist die erste Frage, weil menschliche Wesen ein Bedürfnis nach dem Trost haben, der von linearen Verläufen ausgeht. Gleichzeitig ist sie schwer zu beantworten, weil das Leben eines Menschen eben nicht entlang derartiger Linien verläuft. Ein weiteres Problem mit dieser Frage besteht darin, dass sie im Verlauf einer Unterhaltung nicht vollständig beantwortet werden kann, und schon gar nicht in einem einzigen Satz, wenn ein einziger Satz auch genügt, um sie zu stellen. Es ist einfach zu komplex, als dass es sich zusammenfassen ließe, ohne etwas Wesentliches der Antwort einzubüßen. In Wahrheit gibt es nicht den einen, allumfassenden Grund, sondern ein Geflecht aus Gründen. Jeder Teil davon, jeder flimmernde Faden ist in gleicher Weise bedeutend in der Gesamtbilanz der Faktoren, die in die Prostitution führen.

Das Ziel dieses Buchs besteht darin, etwas Schlechtes zu nehmen und zu versuchen, es in etwas Gutes zu verwandeln. »Etwas Gutes« bedeutet hier, diejenigen Personen an Erkenntnissen und Einsichten teilhaben zu lassen, die ein Bewusstsein für das Thema erlangen wollen, die Prostitution aber nie selbst erlebt haben oder erleben werden. Das hat etwas Gutes an sich, ich spüre das. Es liegt etwas Gutes darin, Prostitution als das zu entlarven, was es wirklich ist. Weil Erleuchtung in dem Moment entsteht, wenn Licht in dunkle Orte gebracht wird. Weil es Aufrichtigkeit erfordert, die wahren Konturen einer Sache offenzulegen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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