Wen Amors Pfeil trifft - Toni Waidacher - E-Book

Wen Amors Pfeil trifft E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer Sebastian Trenker hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen. Der gute Hirte von St. Johann hatte wieder einmal das Glück zweier junger Menschen gerettet. Die Missverständnisse, die es zwischen Miriam und Dennis gegeben hatte, waren beseitigt. In diesem Bewusstsein verließ Pfarrer Trenker die Bergklinik. Er war zufrieden. Auf seinem Weg zurück in den Ort kam Sebastian auf die Idee, noch einmal bei ›Miriams und Sandras Lounge‹ vorbeizuschauen. Marko Herbst, der Biker aus Hannover, saß nach wie vor an der Theke. Sandra stand auf der anderen Seite. Als Sebastian den kleinen Gastraum betrat, musterte sie ihn erwartungsvoll. »Grüaß euch«, grüßte der Bergpfarrer und lächelte. Er stellte sich neben Marko an den Tresen. Er nickte Miriams Schwester zu. »Bist du so gut und gibst mir eine Tasse Kaffee, Sandra?«, fragte er. »Natürlich«, erwiderte sie. »Vorher aber würd' ich gern hören, dass zwischen Miriam und Dennis wieder alles gut ist.« »Ja, so ist es«, versetzte Sebastian lächelnd.

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Der Bergpfarrer Extra – 13 –

Wen Amors Pfeil trifft

… auf den wartet manche Prüfung!

Toni Waidacher

Der gute Hirte von St. Johann hatte wieder einmal das Glück zweier junger Menschen gerettet. Die Missverständnisse, die es zwischen Miriam und Dennis gegeben hatte, waren beseitigt. In diesem Bewusstsein verließ Pfarrer Trenker die Bergklinik. Er war zufrieden.

Auf seinem Weg zurück in den Ort kam Sebastian auf die Idee, noch einmal bei ›Miriams und Sandras Lounge‹ vorbeizuschauen.

Marko Herbst, der Biker aus Hannover, saß nach wie vor an der Theke.

Sandra stand auf der anderen Seite. Als Sebastian den kleinen Gastraum betrat, musterte sie ihn erwartungsvoll.

»Grüaß euch«, grüßte der Bergpfarrer und lächelte. Er stellte sich neben Marko an den Tresen. Er nickte Miriams Schwester zu. »Bist du so gut und gibst mir eine Tasse Kaffee, Sandra?«, fragte er.

»Natürlich«, erwiderte sie. »Vorher aber würd’ ich gern hören, dass zwischen Miriam und Dennis wieder alles gut ist.«

»Ja, so ist es«, versetzte Sebastian lächelnd. »Die beiden sind wieder ein Herz und eine Seele. Ich hab’ selten so glückliche Menschen gesehen.«

Sandra Dippold atmete auf. »Gott sei Dank. Es hätt’ mir bis in die Seele wehgetan, wenn sich die beiden nimmer vertragen hätten.« Nach diesem Bekenntnis begab sich Sandra in die Küche, um für den Pfarrer eine Tasse Kaffee zu holen.

»Die Sandra ist weniger glücklich«, sagte Marko leise, sodass seine Worte in der Küche nicht zu vernehmen waren.

Sebastian sah ihn fragend an.

»Der Kerl heißt Alexander …« Marko brach ab, weil Sandra in den Gastraum zurückkehrte.

Sie schien jedoch zu spüren, dass ihre Person das Thema der beiden gewesen war, denn sie sagte: »Darf ich etwa net hören, was gesprochen wird?« Sie schaute von einem zum anderen.

»Es ist nix gesagt worden, was du net hören dürftest, Madel«, antwortete Sebastian. »Der Marko meint, dass du net ganz so glücklich bist.«

Sandras Miene überschattete sich für einen Moment. Sie stellte den Kaffee hin und winkte ab: »Das bildet er sich nur ein, Hochwürden. Bei mir ist alles gut. Und im Augenblick bin ich sogar sehr, sehr glücklich, weil sich zwischen meiner Schwester und dem Dennis wieder alles eingerenkt hat. Einige Zeit hat es ja anders ausgeschaut. Da hat’s den Anschein gehabt, als hätte der Dennis das Interesse an der Miri verloren. Und Miriam war schon dabei, die Konsequenzen zu ziehen.«

»Alles hat sich zum Guten gewendet, Dennis ist gesund, alle Missverständnisse sind geklärt«, sagte Sebastian. »Freud’ und Leid wechseln oftmals schnell«, philosophierte er. »Umgekehrt gilt natürlich das gleiche.« Er schaute Marko an. »Ihr Urlaub wird bald zu Ende gehen.«

Der Biker nickte. »Leider. Ich schätze aber, dass dies nicht mein letzter Urlaub im Wachnertal gewesen ist. Dieser Flecken Erde hat es mir angetan.« Er schoss Sandra einen schnellen Blick zu. »Und es ist nicht nur die Landschaft, die mich so sehr fasziniert.«

Sebastian, der Sandra gut im Blick hatte, glaubte, bei ihr eine leichte Verlegenheit feststellen zu können. Und ihm entging nicht Markos hintergründiges Lächeln. »Ja«, sagte Sebastian schmunzelnd, »bei uns hier ist die Welt noch in Ordnung. Wenn auch bei uns net immer alles glatt und reibungslos läuft, aber im Großen und Ganzen dürfen wir uns net beklagen.«

Jetzt kam Cornelia, Sandras Cousine, herein. Sie war für die verletzte Miriam als Bedienung eingesprungen. »Drei Halbe Helles, zwei große Radler und zwei Cola«, gab sie eine Bestellung auf. »Außerdem drei Haferl Kaffee und drei kleine Wasser.«

Sandra Dippold wiederholte die Bestellung und machte sich an die Arbeit.

Cornelia lächelte dem Pfarrer zu. »Der ganze Ort spricht über Ihre Heldentat, Hochwürden«, sagte sie und meinte die nicht ganz ungefährliche Aktion, als Miriam und Marko auf der Kachlachklamm in einen Frühjahrsschneesturm geraten waren und gerettet werden mussten.

»Alles halb so wild, Conny«, versetzte Sebastian. »Außerdem waren daran noch andere Retter beteiligt. Wie geht’s denn dir so, Madel?«

»Mir geht’s gut, Hochwürden. Im nächsten Jahr werden Benjamin und ich heiraten. Er ist im Moment noch hoch droben im Norden, in Bremen, stationiert, hat sich aber schon beim Gebirgsjägerbataillon in Mittenwald beworben. Ich hoff’ sehr, dass er bald eine Zusage erhält. Dann wär’ er in der Nähe, was unserer Beziehung auf keinen Fall schaden würd’.«

Sebastian hatte etwas Milch und Zucker in seinen Kaffee gerührt, nun trank er einen kleinen Schluck. »Das würd’ mich für euch freuen«, erklärte er dann. »Ist er schon Feldwebel, der Benny?«

»Vorige Woche ist er befördert worden«, antwortete Cornelia stolz.

»Dann bestell’ ihm meinen Glückwunsch«, bat Sebastian und trank wieder einen Schluck.

»Danke, ich werd’s ihm ausrichten«, versicherte Cornelia lächelnd und begab sich wieder nach draußen.

»Von welchem Alexander war eben die Rede?«, erkundigte sich Sebastian mit leiser Stimme bei Marko.

»Sein Familienname ist Renz.«

»Aber der ist doch mit der Katharina Donhauser zusammen«, murmelte Sebastian leicht irritiert.

»Ja, und genau das ist das Problem«, kommentierte Marko knapp.

»Ich verstehe«, murmelte der Bergpfarrer, und nun kam auch schon wieder Sandra aus der Küche, ein Tablett mit den drei Haferln Kaffee in den Händen. Wieder huschte ihr prüfender Blick zwischen Sebastian und Marko hin und her.

Sebastian sagte: »So, ich hab von den positiven Entwicklungen berichtet, jetzt geh ich wieder. Was bekommst du für den Kaffee?«

»Ich werd’ doch von Ihnen für den Kaffee nix verlangen, Hochwürden«, wehrte Sandra ab.

»Aber …«

»Ich bitt’ Sie«, ließ Sandra keinen Einwand zu. »Es wär’ ja noch schöner, Sie sind herzlich eingeladen.«

»Dann sag’ ich herzlichen Dank, Sandra. In den nächsten Tagen wird dir die Miriam kaum helfen können hier in eurem Wirtshäusl. Aber in der Conny hast du ja eine tüchtige Hilfe. Dann mach’ ich mich jetzt auf den Weg nach Haus’«, sagte er und schaute Marko an. »Ehe Sie wieder heimfahren, können S’ ja noch einmal im Pfarrhaus vorbeischauen, um auf Wiedersehen zu sagen.«

»Das werd’ ich ganz gewiss tun, Herr Pfarrer.«

»Pfüat euch!«, verabschiedete Sebastian sich dann und verließ das Lokal.

»Auf Wiedersehen, Hochwürden!«, rief ihm draußen Cornelia zu.

»Servus, Conny, bestell’ deinen Eltern die besten Grüße von mir.«

»Wird erledigt«, versicherte Cornelia.

*

Zurück im Pfarrhaus empfing Sophie Tappert den Pfarrer: »Wenn ich Ihren zufriedenen Gesichtsausdruck seh’, Hochwürden, dann bin ich mir sicher, dass zwischen der Miriam und dem Dennis wieder gut ist.«

»Ja, die beiden schweben auf rosaroten Wolken. Sandra hingegen scheint ein Problem zu haben. Der Marko hat angedeutet, dass sie wegen dem Renz-Alexander ziemlich unglücklich sein soll.«

Sophie stutzte. »Alexander ist doch mit der Katharina verbandelt. Der wird doch net gleichzeitig der Sandra schöne Augen machen?«

»Ich weiß net, was da los ist«, murmelte Sebastian. »Aber Sandra muss sich dem Marko Herbst anvertraut haben, denn er scheint ihr Problem zu kennen. Vielleicht hören S’ sich mal ein bissel um, Frau Tappert.«

»Mach ich, Hochwürden«, versprach die Haushälterin. »Ich muss nachher eh in den Supermarkt. Wenn man was Neues hören will, dann ist der Herrnbacher die erste Adresse, wo man’s erfährt. Ich kann mir aber net vorstellen, dass der Alexander bei Sandra irgendwas versucht. Dazu ist er zu anständig. Ich unterhalt’ mich hin und wieder mit Katharinas Mutter, und die erzählt mir jedes Mal, dass der Alex ihre Tochter regelrecht auf Händen trägt.«

»Irgendetwas ist jedenfalls zwischen der Sandra und dem Alexander«, mutmaßte Sebastian. »Andernfalls hätte Marko net so eine seltsame Andeutung von sich gegeben. Wir haben leider net miteinander reden können, weil Sandra fast ständig dabei war. Katharina und Sandra kennen sich gut, sie sind doch schon zusammen in die Schule gegangen.«

»Das ist leicht möglich«, sagte Sophie. »Die beiden müssten ungefähr Mitte zwanzig sein.«

Sebastian ging in sein Arbeitszimmer, schloss die Tür hinter sich und setzte sich an den Schreibtisch. Nachdem der Computer hochgefahren war, sichtete er seine neuen Mails. Eine kam von Lukas Berger, der als seine rechte Hand auf ›Hubertusbrunn‹ fungierte.

Lukas teilte mit, dass am übernächsten Montag eine Schulklasse aus Kiel ankommen würde, und sich für Anfang Juni eine Klasse aus Frankfurt sowie eine weitere aus Wien angemeldet hatten.

Lukas war erst vor zwei Wochen auf das Jagdschloss zurückgekehrt. Den Winter über, wenn keine Schüler oder Jugendgruppen zu betreuen waren, kehrte er nach Ulm zurück, von wo er stammte, und arbeitete bei den Eltern eines Schulfreundes, die eine Spedition betrieben, als Fahrer. Die Beziehung mit Charlotte ›Lotte‹ Brenner, aus Waldeck, die vor längerer Zeit ein Praktikum auf Schloss Hubertusbrunn abgeleistet hatte, war vor einiger Zeit in die Brüche gegangen. Danach hatte Lukas geschworen, sich nie wieder zu verlieben, nachdem vorher auch schon seine Verlobung mit Marcella Fontana geplatzt war.

Lukas war ein tüchtiger und zuverlässiger Bursche, und der Bergpfarrer war froh, dass er ihn den Sommer über hatte, wenn sich die Schulklassen und Jugendgruppen auf Hubertusbrunn gewissermaßen die Türklinke in die Hand gaben.

Es klopfte an der Tür und Sophie Tappert schaute herein. »Ich geh’ dann mal, Hochwürden. Brauchen S’ irgendetwas?«

Sebastian drehte sich mitsamt dem Bürostuhl der Tür zu. »Nein, danke, ich brauch’ nix. Der Lukas hat mir mitgeteilt, dass sich für Anfang Juni zwei Klassen aus Frankfurt und Wien angemeldet haben.«

»Das Interesse an Ihrem Jugendprojekt wird immer größer. Die Mundpropaganda macht viel aus, denk’ ich.« Die Haushälterin lächelte verschmitzt. »Wahrscheinlich ist Hubertusbrunn schon in halb Europa ein Geheimtipp, Hochwürden. Wenn’ so weitergeht, dann müssen S’ anbauen.«

Sebastian zuckte lächelnd mit den Schultern und machte dann die Geste des Geldzählens.

»Tja, das liebe Geld«, seufzte Sophie. Sie lachte. »Aber für drei Mahlzeiten täglich reicht’s. Wir haben ein Dach über’m Kopf und erfreuen uns bester Gesundheit. Wir dürfen net klagen.« Sophie verließ das Pfarrhaus.

Sebastian widmete sich wieder dem Computer. Er merkte gar nicht, wie die Zeit verging. Irgendwann aber vernahm er Geräusche an der Haustür und im Flur, und dann erklang auch schon Sophie Tapperts Stimme: »Da bin ich wieder, Hochwürden.«

Sebastian erhob sich und ging in die Küche, wo die Haushälterin zwei Taschen mit ihren Einkäufen auf dem Tisch abgestellt hatte. »Na, haben S’ was in Erfahrung gebracht?« Es war nicht die Neugier, die ihn fragen ließ. Es war immer gut zu wissen, was sich in St. Johann tat. Sollten sich nämlich Probleme, gleich welcher Art, abzeichnen, hatte er schon zig Mal durch frühzeitiges Eingreifen viel Kummer und Leid verhindert. Er wartete nicht, bis das Kind in den Brunnen gefallen war, er handelte …

»Und ob«, antwortete Sophie. »Ich hab’ Cornelia Dippolds Mutter getroffen …«

Sebastian nickte, Sandras Cousine, Cornelia, war er ja heute schon begegnet.

»Sandra hat sich schon vor einiger Zeit mal der Conny anvertraut, Hochwürden. Sie ist in den Alexander verliebt. Bis vor zwei Jahren etwa soll er oft im Lokal der Schwestern gewesen sein, und hat dort auf Teufel komm’ raus mit der Sandra geflirtet. Aber dann hat er sich in Katharina Donhauser verliebt und ist seitdem der Lounge der Dippold-Schwestern ferngeblieben.«

»Das heißt also, dass er nix mehr von der Sandra will«, stellte Sebastian fest. »Sie aber trauert immer noch der glücklichen Zeit nach.«

»Ja. Der Conny hat sie gebeichtet, dass es ihr sehr zusetzt«, sagte Sophie. »Sie hat den Alexander nämlich sehr gern gemocht und war sehr enttäuscht, als doch nix daraus wurde. Ob sie den Burschen immer noch liebt, oder ob nur ihr Stolz verletzt ist, weiß Cornelia auch net so genau. Aber die unglückliche Geschicht’ macht der Sandra immer noch zu schaffen.«

»Es ist net gut, einer unerfüllten Liebe nachzuhängen«, murmelte Sebastian. »Daran kann ein Mensch, der sensibel ist, zerbrechen.«

»Alexander und Katharina sind seit fast zwei Jahren ein Paar«, sagte Sophie. »Und wenn Sandra in der ganzen Zeit net drüber hinweggekommen ist, dass Alexander einer Anderen den Vorzug gegeben hat, dann muss sie sehr sensibel sein.«

»Hat ihr Alexander vielleicht wieder Hoffnungen gemacht?«, fragte der Bergpfarrer.

»Das weiß ich net, Hochwürden. Diese Frage wird Ihnen nur der Alexander oder die Sandra beantworten können.«

»Natürlich. Danke, Frau Tappert.« Nachdenklich gestimmt kehrte Sebastian in sein Arbeitszimmer zurück.

*

Alexander Renz war ein Mann von neunundzwanzig Jahren, dunkelhaarig und eins fünfundachtzig groß. Er verfügte über eine kräftige Figur, ohne jedoch dick zu wirken.

Als er an diesem Abend in ›Miriams und Sandras Lounge‹ erschien, war das Erstaunen bei Sandra groß. Sie starrte ihn mit großen Augen ungläubig an und vergaß vor Überraschung sogar, seinen Gruß zu erwidern. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals hinauf, und ihre Kehle war wie zugeschnürt.

Er schwang sich auf einen der Barhocker und stieß hervor: »Gib mir bitte ein Bier, Sandra.«

Jetzt fand Sandra ihre Sprache wieder. »Grüaß di, Alex. Dich hab’ ich ja schon eine ganze Ewigkeit nimmer bei uns gesehen. Hast du dich vielleicht verirrt?« Sie musterte ihn fragend.

»Es ist nix!«, stieß er unwirsch hervor. »Bitte, gib’ mir ein Bier. Und schenk’ mir einen Obstler ein! Einen Doppelten!«

Conny kam herein. »Ich brauch’ drei Bier und zwei Weizen, Sandra, zwei Viertel Zweigelt und drei große Wasser …« Jetzt erkannte sie den Burschen, der an der Theke hockte. »Da schau an, der Alex. Was ist denn mit dir los? Du machst ja ein Gesicht als hätt’s dir die Petersilie verhagelt. Hast’ etwa Ärger mit deiner Kathi?«

Er presste die Lippen zusammen und nickte. »Ja.«

»Und deshalb willst du dich bei mir betrinken?«, hakte Sandra ein und ihre Stimme klang ziemlich spitz. »Das ist doch hoffentlich net dein Ernst. Ich schätz’ mal, dass du die Strecke an den See net gelaufen, sondern mit dem Auto gefahren bist. Willst du nachher betrunken zurückfahren?«

»Das geht dich nix an, Sandra«, brummte Alexander. »Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Aber ich kann mir ja eine andere Kneipe suchen …« Er rutschte vom Barhocker und wollte sich abwenden.

»Du kriegst dein Bier und deinen Schnaps«, sagte Sandra schnell. »Du musst mir aber versprechen, dass du dich hinterher net ans Steuer setzt.«

Alexander nickte und setzte sich wieder.

Sandra schenkte das Bier und den Doppelten ein und stellte beides vor ihm hin.

Alexander kippte den Obstler in einem Zug herunter, japste und schüttelte sich.

»Sich ekeln, aber das Zeug dennoch reinsaufen!«, rief Conny. »Was ist denn geschehen, weil du dich partout betrinken möchtest?«

»Sie will nach Mallorca auswandern!«, knurrte Alexander. »Sie hat ein paar Sendungen angeschaut, in denen Mallorca-Auswanderer vorgestellt worden sind, und jetzt ist sie davon überzeugt, dass wir auf der Insel unser Glück finden werden.« Er tat einen tiefen Zug von seinem Bier und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen.

»Von wem redest du?«, fragte Conny. »Doch wohl net von deiner Katharina … «

»Doch! Von wem sonst?«

Sandra, die am Zapfhahn stand, zeigte sich betroffen und fassungslos. »Sie will nach Mallorca?«, entfuhr es ihr. »Was will sie denn dort?«

»Sie ist wie besessen«, versetzte Alexander. »Sie redet nur noch vom Auswandern.«