Wenn du spürst, es geht nicht mehr - Julia Hollander - E-Book

Wenn du spürst, es geht nicht mehr E-Book

Julia Hollander

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Beschreibung

Frisch verheiratet, eine kleine Tochter, das Haus auf dem Lande und schwanger mit dem zweiten Kind - Julias Leben scheint perfekt.

Doch als das Baby auf die Welt kommt, ist alles anders als beim letzten Mal. Es gibt Komplikationen. Und als sie ihr Baby im Arm hält, spürt Julia vor allem eines: tiefe Angst.

Wenn du spürst, es geht nicht mehr ist die bewegende Geschichte eines Verlusts. Und die Geschichte einer Frau, die eine Entscheidung treffen musste - mit der Liebe, der Kraft und dem Mut einer Mutter.

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Seitenzahl: 416

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INHALT

CoverÜber das BuchÜber die AutorinTitelImpressumZitatEinleitungKapitel 1 – Eine schwere GeburtKapitel 2 – Das Kind im BrunnenKapitel 3 – AchterbahnfahrtKapitel 4 – HärtetestKapitel 5 – Die DiagnoseKapitel 6 – Taufen und TraumataKapitel 7 – Wege durchs DickichtKapitel 8 – TaniaKapitel 9 – GeburtstageNachwortDanksagung

Über das Buch

Frisch verheiratet, eine kleine Tochter, das Haus auf dem Lande und schwanger mit dem zweiten Kind – Julias Leben scheint perfekt. Doch als das Baby auf die Welt kommt, ist alles anders als beim letzten Mal. Es gibt Komplikationen. Und als sie ihr Baby im Arm hält, spürt Julia vor allem eines: tiefe Angst. Wenn du spürst, es geht nicht mehr ist die bewegende Geschichte eines Verlusts. Und die Geschichte einer Frau, die eine Entscheidung treffen musste – mit der Liebe, der Kraft und dem Mut einer Mutter.

Über die Autorin

Julia Hollander arbeitet und lebt gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Oxford.

JULIA HOLLANDER

Wenn du spürst, es geht nicht mehr

Eine Mutter und ihr schwerstbehindertes Kind. Die härteste Entscheidung ihres Lebens

Aus dem Englischen vonBrigitte Döbert

BASTEI ENTERTAINMENT

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Deutsche Erstausgabe

Für die Originalausgabe:

© by Julia Hollander 2008

Originalausgabe: »When the Bough Breaks«

Originalverlag: John Murray (Publishers).

An Hachette Livre UK Company

Autorin und der Originalverlag John Murray

danken für folgende Abdruckgenehmigungen. Auszüge aus:

You’re von Sylvia Plath (Sylvia Plath Collected Poems, Faber & Faber Ltd

© the Estate of Sylvia Plath (1981)); Baby, I Love You,

Text und Musik von Ronnie Shannon (1967),

© Fourteenth Hour Music Corp/Pundit Music Inc, USA,

reproduced by permission of EMI Songs Ltd,

London WC2HOQP.

Das Zitat von Khalil Gibran wurde von der bekannten Ausgabe

»Von den Kindern« des Propheten beim Walter-Verlag übernommen.

Das ist die gängigste Übersetzung!

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Angela Kuepper, München

Umschlaggestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.deunter Verwendung eines Motives © shutterstock/CHOKCHAI POOMICHAIYA

E-Book-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7325-3125-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Und eine Frau, die einen Säugling an der Brust hielt, sagte: »Sprich uns von den Kindern.«

Und er sagte:

»Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. Sie kommen durch euch, aber nicht von euch. Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.«

Khalil Gibran

EINLEITUNG

Drei Jahre nach den Ereignissen um Imogens Geburt fing ich an, sie aufzuschreiben. Ich hatte genug Abstand, um es auszuhalten, und das Bedürfnis, über das Geschehene nachzudenken, es zu ordnen. Für mich, für meine Familie und für Familien mit ähnlichen Erlebnissen. Ich wollte mit einigen Tabus aufräumen.

Aus der Zeit selbst hatte ich noch Fotoalben, meine Kalender mit den Verabredungen und Terminen, offizielle Dokumente, Briefe und mein »Tagebuch«, das ich seit meiner Teenagerzeit im Bedarfsfall führe. Der Bedarfsfall tritt ein, wenn mir verwirrende, wichtige Dinge passieren, und das Aufschreiben meiner Gefühle und Eindrücke hilft mir, sie zu verstehen.

Als ich diese Tagebücher (es waren drei dicke Hefte) öffnete, war ich von der Fülle an Einzelheiten überrascht. Meine Beschreibungen waren erstaunlich lebendig, und viele wirkten (im Rückblick) seltsam bedrohlich. Ich hätte sie gern als Basis für meine Erinnerungen verwendet, aber ich hätte sie dafür sehr stark überarbeiten müssen. Die Einträge waren fragmentarisch, voller Wiederholungen und so durch und durch persönlich, dass sie kein Außenstehender verstanden hätte. Und trotz des Umfangs dieser Aufzeichnungen fehlten wichtige Teile der Geschichte.

Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr fand ich, dass das Leben zu immens und auch zu chaotisch ist, um in ein Buch zu passen, vor allem, wenn dieses Leben so extrem ausfällt, wie ich es nach der Geburt meiner zweiten Tochter erlebt habe. Wie also konnte ich von meinen Erfahrungen berichten? Natürlich musste ich vieles weglassen, und ich hatte Angst, das Bild damit unzulässig zu verfälschen. Ich musste Dinge vereinfachen, von denen ich doch gerade zeigen wollte, wie kompliziert sie waren.

Ich habe diese Probleme sicher nicht vollständig gelöst, aber während des Schreibens habe ich Mittel und Wege gefunden, sie zu umgehen. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich mit meinen Worten und Erzählformen die Wahrheit nur eingeschränkt wiedergeben kann. Ich sehe diese Erinnerungen inzwischen als eine Version des Geschehens, die an einem bestimmten Zeitpunkt aufgeschrieben wurde. Wahrscheinlich werde ich sie später einmal lesen und überrascht sein, was ich geschrieben habe. Dann werde ich die Ereignisse vermutlich anders sehen als heute. Der Prozess des Schreibens hat sich auf mein Leben ausgewirkt, und zwar in einer Art, die mich überrascht hat. Ich hatte Angst davor, mich an bestimmte Dinge intensiv zu erinnern, die damit verbundenen Gefühle waren so schmerzhaft gewesen – aber als ich mich damit beschäftigte, war es halb so schlimm. Und umgekehrt bekamen Ereignisse große Bedeutung, die ich früher für nicht so wichtig gehalten hatte.

Nach drei Jahren waren viele Erinnerungen noch ganz frisch und leicht abrufbar. Andere waren tief ins Unterbewusstsein abgetaucht und fast vergessen. Ich wollte sie wiederbeleben, denn ich war davon überzeugt, dass sie früher oder später wieder hochkommen würden und mich ihre destruktive Wucht dann überrollen könnte. Es war besser, mich beizeiten mit ihnen zu konfrontieren. Und ich konfrontierte mich nicht nur mit ihnen, ich schickte sie als Buch hinaus in die Welt.

Aber was ist mit den anderen Personen, die auf den folgenden Seiten vorkommen, besonders mit meiner Tochter Elinor? Sie wird vielleicht gar nicht begeistert sein, dass ich meine Erinnerungen in aller Öffentlichkeit zum Besten gebe. Der Gedanke hat mich sehr beschäftigt, vielleicht fühlt sie sich von dem, was ich geschrieben habe, später einmal sehr beeinträchtigt, und ich will ihr nun wirklich nicht noch mehr Schmerz zumuten.

Dieses Dilemma dürfte zu den Hauptgründen gehören, warum so viele Eltern ihre Geschichte nicht erzählen. Mütter, die in einer ähnlichen Lage sind wie ich, schämen sich, haben Angst vor den Reaktionen und wollen vor allem anderen ihre Kinder schützen. Aber indem wir sie schützen, verstecken wir einen wichtigen Teil unserer selbst, und die Kinder spüren das. Meiner Erfahrung nach führt dieses innerfamiliäre Verschweigen zu Geheimniskrämerei und Ausflüchten, die letztlich schlimmere Folgen haben als die Wahrheit selbst. Ich habe mich daher dazu entschlossen, meine Version unseres Zusammenlebens in den Jahren 2002 und 2003 aufzuschreiben und Elinor damit zu konfrontieren. Sie kann es lesen, wenn sie alt genug ist. Ich habe, so offen wie es mir möglich ist, unsere Geschichte niedergeschrieben und hoffe, ich kann ihr damit zeigen, dass schmerzliche Erfahrungen nicht ein für alle Mal festgeschrieben sein müssen. Wie alles im Leben haben sie das Potenzial, dass sich daraus etwas völlig Neues entwickelt.

Eine Geschichte wie die meine wird selten erzählt, aber sie kommt nicht so selten vor. Während ich an diesem Buch schrieb, habe ich Kontakt zu Müttern aufgenommen, die Ähnliches erlebt haben und die ich sonst niemals kennengelernt hätte. Und dabei habe ich gemerkt, dass wir trotz ganz unterschiedlicher Lebensumstände sehr ähnliche Erinnerungen haben. Es war für beide Seiten eine große Erleichterung, die dunkelsten und beschämendsten Bereiche unserer gemeinsamen Vergangenheit zu teilen.

Wir haben auch viel gelacht. Und wenn ich mich danach wieder an den Rechner setzte, bekamen meine Worte größere Dringlichkeit: Es sind nicht nur meine Erfahrungen, sondern auch die ihren.

Julia Hollander

August 2007

KAPITEL 1

Eine schwere Geburt

Mittwoch, 19. Juni 2002. Die erste Wehe weckte mich kurz nach drei Uhr morgens, und ich freute mich. Zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin würde dieses Baby (es war mein zweites) nicht so groß sein. Bald schon könnte ich die Massagen mit den homöopathischen Ölen genießen, die im Geburtshaus angeboten wurden. Vielleicht würde ja sogar die Geburt selbst ein Genuss werden.

Ich kochte mir eine Tasse Tee, aber die Wehen wurden schnell stärker. Zeit, Jay zu wecken, damit er die Hebamme und Nadine anrief – unsere Nachbarin hatte versprochen, auf Elinor aufzupassen.

Im oberen Stockwerk angekommen, konnte ich mich kaum auf den Beinen halten und stützte mich am Bett ab. Unwillkürlich stöhnte ich und hangelte mich, sobald ich Jay geweckt hatte, vorsichtig wieder die steile Treppe in unserem Cottage hinunter, um außer Hörweite meiner schlafenden zweieinhalbjährigen Tochter zu kommen. Es fühlte sich ganz anders an als bei der ersten Geburt, der Schmerz saß tiefer und war viel heftiger. Jay sagte, im Geburtshaus sei nur eine Hilfskraft, die Hebamme selbst 40 Autominuten entfernt, doch sie würde sich melden. Als sie zurückrief, krümmte ich mich auf dem Boden unseres Wohnzimmers und war nicht in der Lage aufzustehen. Jay hielt mir den Hörer ans Ohr.

»Was ist das für ein Schmerz?«, wimmerte ich. »Warum hört er nicht auf?«

Die Hebamme verwies mich ans John Radcliffe Hospital in Oxford und legte auf.

Und nun? Ich war völlig verzweifelt, all meine Vorbereitungen erwiesen sich als unnütz. Ich musste das JR anrufen (wo war nur die Nummer?)! Während ich mir die gut 30 Kilometer lange Autofahrt mitten durchs Nichts vorstellte (was, wenn das Baby unterwegs käme?), bohrte sich ganz langsam eine rasiermesserscharfe, dünne Klinge in meinen Unterleib. Jay übernahm das Telefont mit dem JR und kam durch. Ich sollte dorthin gehen, es war ein großes Krankenhaus. Sie wollten mich sprechen. Ich verlagerte mein Gewicht so, dass ich den Hörer halten konnte. Die Stimme am anderen Ende ratterte eine Reihe von Fragen herunter, die überhaupt keinen Sinn ergaben. Wie viele Kinder ich hätte? Warum mich das Geburtshaus nicht aufnehmen könne? Warum die Hebamme 40 Minuten weit entfernt wohne? Wie lange ich für den Weg brauchen würde? Ich konnte mich nur mit Mühe konzentrieren, brauchte ich doch meine ganze Kraft, um es mit der Klinge aufzunehmen, die in meinem Unterleib wühlte. Meine Angst hatte sich zur Panik gesteigert, offenbar hatten sich alle gegen mich verschworen. Hörte ich mich wie eine Simulantin an, klang ich, als wäre ich hysterisch? Der Begriff Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom schoss mir durch den Kopf, vollkommen irrwitzig.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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