Wer hat den Bären gesehen? - Uwe Kant - E-Book
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Wer hat den Bären gesehen? E-Book

Uwe Kant

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Beschreibung

„Hat vielleicht jemand den Bären gesehen? Der Bär ist mittelgroß. Also bärenmittelgroß. Oder mittelbärengroß. Man muss sich überlegen, wie man sich hier ausdrückt. Immerhin ist selbst ein kleingewachsener Bär viel größer als ein Eichhörnchen. Sagen wir einfach: Gesucht wird ein mittelgroßer Bär.“ Eigentlich hatte es der Bär in seinem Bärenhaus sehr gut. Den ganzen Tag konnte er im Schatten liegen und die seltsamen Menschen beobachten. Und der alte Bärenwärter, Herr Klappke, sorgte gut für ihn. Warum sich der Bär eines Tages auf den Weg in den Wald gemacht hat, das erzählt Uwe Kant manchmal wirklich komisch.

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Seitenzahl: 43

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Impressum

Uwe Kant

Wer hat den Bären gesehen?

ISBN 978-3-96521-888-8 (E-Book)

Das Buch erschien 1995 im Beltz Verlag, Weinheim und Basel.

Umschlaggestaltung: Ernst Franta

© 2023 EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de

Wer hat den Bären gesehen?

Hat vielleicht jemand von euch den Bären gesehen? Der Bär ist mittelgroß. Also, bärenmittelgroß.

Oder mittelbärengroß. Man muss sich überlegen, wie man sich hier ausdrückt. Immerhin ist selbst ein kleingewachsener Bär viel größer als ein Riese unter den Eichhörnchen.

Sagen wir einfach: Gesucht wird ein mittelgroßer Bär.

Der Bär hat braune Augen. Er geht sommers wie winters in einen ebenfalls braunen Pelz gekleidet. Wer einen Bären mit roten oder blauen Augen gesehen hat, gekleidet in einen lila, grünen oder karierten Pelz, dem gratulieren wir zu dem seltenen Anblick. Aber meinen Bären hat er nicht gesehen. Mein Bär sieht so aus, wie oben angegeben. Wie acht Zeilen höher.

Es kann gut sein, der braune Pelz schlägt Falten um den Bären. Wenn mein Bär sich etwas zu Herzen nimmt, dann isst er nämlich nicht mehr so richtig. Und es kann wirklich sein, dass er sich etwas zu Herzen genommen hat.

In diesem Fall sollten wir vielleicht sagen: Gesucht wird ein mittelgroßer dünner Bär.

Aber man weiß es nicht so genau. Man weiß es nicht. Wenn der Bär einen Grund zur Freude findet, dann hat er nämlich immer Appetit für drei oder vier. Und vielleicht hat er ja einen Grund zur Freude gefunden in der Fremde. Oder gleich hier um die Ecke.

In dem Fall müsste es heißen: Gesucht wird ein mittelgroßer dicker Bär.

Besondere Kennzeichen hat der gesuchte Bär nicht. Er trägt keinen goldenen Ring durch die Nase. Er hat keine Narbe vom Blinddarmschnitt am Bauch, denn die Bären kommen gleich ohne Blinddarm auf die Welt. Und er ist auch kein bisschen tätowiert. Die Tätowierer lieben es nicht, Bären zu tätowieren, weil sie so ein dickes Fell haben.

In der Stadt Buxtehude hat es sich vor Jahren zugetragen, dass ein Tätowierer einen Bären gebissen hat, aus Arger über das dicke Fell. Natürlich hat das dem Bären nicht wirklich wehgetan, aber es hat ihn doch sehr gekränkt. Bären kann man wahrhaftig ziemlich leicht kränken.

Besondere Kennzeichen hat der Bär also nicht. Aber er kann etwas Besonderes, was nicht alle Bären, nicht einmal alle Apothekerinnen und Schornsteinfegerlehrlinge können, wenn sie sich auch Mühe geben. Der gesuchte Bär, mittelgroß, braungewandet, dick oder dünn, kann Handstand, Kopfstand, Radschlagen und beiseitiges Ohrenwackeln. Allerdings macht er diese Sachen nicht immerzu. Wenn er Milch holen geht, Pilze sammelt oder Holz sägt zum Beispiel, tut er nichts dergleichen. Ohrenwackeln beim Pilzesammeln mag noch angehen, aber Radschlagen beim Holzsägen?

Gesucht wird ein mittelgroßer, braun gekleideter Bär ohne besondere Kennzeichen, welcher den Handstand, den Kopfstand und das Radschlagen beherrscht. Er frisst am liebsten Äpfel. Aber nur wenn er keinen Kummer hat. Wenn er Kummer hat, frisst er am liebsten überhaupt nichts.

Wer einem solchen Bären begegnet, wird hiermit herzlich gebeten, zweierlei zu tun. Erstens möchte er dem Bären schöne Grüße von mir bestellen, zweitens möchte er dem Bären sagen, der solle sich einmal wieder bei mir melden.

Ja, ja. Es ist doch mein Bär. Ich habe ihn mir doch ausgedacht. Und nun habe ich ihn ein bisschen aus den Augen verloren …

Es war einmal ein Bär, der lebte mitten in der großen Hauptstadt. Er hatte dort ein Bärenhaus und einen Bärenhof. Ringsherum war noch ein Bärengraben, eine Bärenhecke und auch ein Bärenzaun.

Der Bär lebte dort sehr ruhig und ungestört. Es konnte niemand einfach zu ihm hineingehen und ihm die Hand schütteln. Oder ihn um ein Autogramm bitten. Oder sich anschleichen und ihn in den hinteren Teil kneifen.

Ein kleiner alter Mann namens Herr Klappke sorgte für den Bären. Herr Klappke war der Bärenwärter. Das konnte man gleich an Herrn Klappkes Bärenwärterdienstmütze erkennen.

Diese Mütze hatte einen blanken schwarzen Schirm. Manchmal spiegelte sich darin der kleine silberne Bär, der vorne an der Mütze angenäht war.

Herr Klappke hielt Haus und Hof in Ordnung. Er sorgte auch dafür, dass der Bär keinen Bärenhunger litt.

Am liebsten mochte der Bär gelbe Äpfel. Aber Herr Klappke gab ihm auch Haferflocken, Kartoffeln und ganz nette Batzen Fleisch. Ein Mensch lebt nicht von Brot allein. Ein Bär kann nicht allein von Äpfeln leben. Davon hängt das Fell immer so herunter. Ja, die Menschen sollen schlank sein, wenn es geht, aber doch nicht die Bären.

Der Bär wohnte allein im Bärenhaus: Erst für das nächste Jahr war ihm eine Frau versprochen. Oder er war einer Frau versprochen. Aber Langeweile hatte er jetzt auch nicht. Den ganzen Tag über konnte er lauter verschiedene Menschen betrachten, die sich im Kreis herum über den Zaun lehnten. Und am nächsten Tag waren es wieder neue verschiedene Menschen. Und immer so weiter.

Es kamen elegante Franzosen, stolze Spanier, sparsame Schotten und Amerikaner mit Gartenzwergen unterm Arm. Die Amerikaner kauften sich immer erst Gartenzwerge in den Gartenzwerggeschäften der großen Hauptstadt, bevor sie den Bären besuchen gingen. Und ohne die Amerikaner hätte der Bär gar keine Gartenzwerge gekannt. Vor allem aber kamen die flotten Berliner, die hellen Sachsen und die schweigsamen Mecklenburger. Manche von ihnen hielten sogar Pudel- und Dackelhunde in die Höhe, so dass der Bär sie sich gut angucken konnte.