Wie das Schneeglöckchen zu seiner Farbe kam - Nikola Hahn - E-Book

Wie das Schneeglöckchen zu seiner Farbe kam E-Book

Nikola Hahn

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Beschreibung

Einer Sage nach zog der Schnee einst den weißen Mantel des Schneeglöckchens an … aber ist das wirklich wahr? Seit jeher steht die kleine Frühlingsblume als Sinnbild für Mut, Hoffnung und die Liebe, für Narrheit und Naivität. Aber nicht nur die Geschichte vom traurigen Schneeglöckchen, das nach Farbe sucht, und zwei weitere Märchen werden in diesem liebevoll illustrierten Buch erzählt: Die Autorin geht auch der faszinierenden Frage nach, was von den alten Überlieferungen bis heute 'wahr und wirklich' ist.

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Seitenzahl: 67

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Nikola Hahn

Wie das Schneeglöckchen zu seiner Farbe kam

Märchen – Bilder

Version 4, 8/2016

3. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2013

Die 1. Auflage erschien 2009 mit dem Untertitel Märchen meiner Mutter.

Neuausgabe/ illustriertes eBook

© 2013 Thoni Verlag, Rödermark

Titelgestaltung, Satz u. Layout: N. Hahn

www.thoni-verlag.com

ISBN 978-3-944177-25-0

Ein Qindie-Buch im Thoni Verlag

Das Qindie-Siegel steht für Qualität & Unabhängigkeit.

Weitere Informationen im Internet: qindie.de

Hinweis:

Für eine optimale Darstellung der Bildeffekte wählen Sie bitte die Hintergrundfarbe »Papier« oder weiß.

Dieses Buch ist in folgenden Ausgaben erhältlich:

»edition farbe«, illustriertes Paperback im Großformat (21,6 x 21,6 cm), ISBN 978-3-944177-26-7 »edition schwarzweiss«, illustriertes Paperback im Quadrat (17 x 17 cm), literarisches Malbuch für Kinder und Erwachsene, ISBN 978-3-944177-27-4eBook Schmuckausgabe, eine speziell für das elektronische Lesen gesetzte Version mit einer Auswahl an Abbildungen aus der »edition farbe«, ISBN 978-3-944177-25-0

Inhalt/Übersicht

Wie das Schneeglöckchen zu seiner Farbe kamDie Geschichte von der faulen und der fleißigen MausDie Geschichte vom Hirsch mit den kurzen Beinen

Anhang

Meiner Mutter – Ein Nachwort

Archetypus Schnee – Nachgefragt

Märchenreisen – Märchen reisen

Das Schneeglöckchen – Ein Märchen von H.C. Andersen

Warum der Schnee weiß ist – Eine Sage aus der Oberpfalz

Warum?– Fakten zur Fiktion

Biografien

Quellennachweis

Ein vollständiges und verlinktes Inhaltsverzeichnis befindet sich am Ende des Buches.

Barbara Schneider

1942–2004

in memoriam.

Für Thomas –

Danke.

Wie das Schneeglöckchen zu seiner Farbe kam

Vor langer, langer Zeit, als der Liebe Gott die Erde und alles, was auf ihr lebt, erschuf, gab er jedem Ding eine Farbe, damit die Welt nicht so traurig und eintönig sei. So wurden Sonne und Mond gelb, Himmel und Meer blau, die Rehe und Hasen hatten braune, die Mäuschen graue Felle.

Aber am schönsten sahen die vielen Blumen aus, die inmitten einer grünen Wiese in den herrlichsten Farben leuchteten.

Zufrieden betrachtete der Liebe Gott sein Werk.

»Und welche Farbe bekomme ich?«, hörte er jemanden schüchtern fragen.

Zu seinem Erstaunen bemerkte der Liebe Gott eine kleine Blume, die ein so unscheinbares Glockenkleid trug, dass er sie beim Farbenverteilen völlig übersehen hatte. Und jetzt war kein einziger Tropfen mehr übrig!

Nach kurzem Überlegen schlug der Liebe Gott dem Glockenblümchen vor, eine andere Blume zu bitten, ihm ein bisschen Farbe abzugeben. Glücklich über die schöne Idee, machte sich die kleine Blume auf den Weg.

Zuerst kam sie zur Sonnenblume, deren Blüte so golden strahlte wie die Sonne selbst. Die kleine Glockenblume musste sich ganz schön strecken, damit sie mit ihr reden konnte, denn die Sonnenblume war schrecklich groß.

»Liebe Sonnenblume, du bist so herrlich gelb – kannst du mir nicht ein wenig von deiner Farbe schenken?«, fragte das Blümchen lächelnd.

»Wo denkst du hin!«, antwortete die Sonnenblume verschnupft aus der Höhe. »Ich verschenke doch nicht einen Teil meiner Schönheit!«

Enttäuscht ging die kleine Glockenblume weiter und kam zur Rose. »Guten Tag, Rose. Ich habe noch nie ein solch schönes Rot gesehen wie du es trägst – könntest du mir vielleicht ein bisschen davon abgeben?«

»Was bildest du dir ein?«, schimpfte die Rose. »Mich, die edelste aller Blumen, so etwas zu fragen! Mach, dass du weiterkommst, du hässliches Geschöpf!«

Gesenkten Hauptes setzte die kleine Glockenblume ihre Wanderung fort, aber noch hatte sie nicht alle Hoffnung aufgegeben.

Als Nächstes traf sie das Vergissmeinnicht.

»Du leuchtest so blau wie der Himmel und das Meer!«, rief sie, und das Vergissmeinnicht freute sich sehr über das Lob.

Als das Blümchen darum bat, ihm ein wenig Farbe zu geben, wurde das Vergissmeinnicht verlegen.

»Aber ich habe doch selbst nicht viel.«

Das sah die kleine Glockenblume wohl ein, denn das Vergissmeinnicht war wirklich sehr klein.

Und so wanderte das Glockenblümchen weiter, von Blume zu Blume, den ganzen Tag lang, aber keine konnte oder wollte ihm etwas Farbe schenken.

Zuletzt kam die kleine Glockenblume zum Stiefmütterchen, und beim Anblick der bunten Farbenfülle, die dessen Blüte erstrahlen ließ, schöpfte sie wieder etwas Zuversicht.

»Du hast so viele Farben! Da würde es doch gar nicht auffallen, wenn du mir eine abgeben würdest, oder?«

Das Stiefmütterchen wurde bei diesen Worten sehr ärgerlich.

»Du dummes Ding!«, schalt es. »Siehst du nicht, dass jede Farbe einen Teil meines Leuchtens ausmacht? Gäbe ich dir etwas davon ab – ich wäre weniger schön!«

Nun war die kleine Glockenblume am Ende der großen Wiese angelangt, und es gab niemanden mehr, den sie noch um Farbe hätte bitten können. Erschöpft fiel sie ins Gras und weinte sich in den Schlaf.

Mitten in der Nacht wurde sie wach. Es war kalt geworden, und sie fror. Sie zitterte am ganzen Körper, und als sie daran dachte, wie unansehnlich sie war, musste sie wieder weinen.

»Lieber Gott«, rief sie verzweifelt. »Gibt es denn gar keine Farbe, die du mir schenken kannst?«

Die kleine Glockenblume hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, als eine dicke Schneeflocke vom Himmel fiel, die im Mondlicht silbern glänzte.

»Du hast die schönste Farbe, die ich je gesehen habe!«, sagte die kleine Blume und vergaß sogar für einen Moment die Kälte ringsum.

»Aber ich bin doch nur weiß«, entgegnete die Schneeflocke verlegen.

»Weiß wie die Wolken am Himmel und silbern wie die Sterne in der Nacht«, sagte die kleine Blume bewundernd. Leise fügte sie hinzu: »Und ich bin schrecklich hässlich und werde niemals eine Farbe haben.«

»Wenn dir Weiß so gut gefällt, kannst du so viel davon haben, wie du willst«, bot die Schneeflocke an und war stolz, dass ein anderes Wesen sie schön fand. Dann rief sie alle ihre Freunde herbei, und sie hüllten die kleine Blume und die große Wiese in eine funkelnde weiße Decke ein.

Am nächsten Morgen, als die Sonne am Horizont aufstieg, tanzte die kleine Glockenblume in ihrem neuen Kleid über die verschneite Wiese, bis sie zum Lieben Gott kam.

»Ich danke dir für die wunderschöne Farbe!«, rief sie glücklich und ein wenig außer Atem vom schnellen Laufen.

Der Liebe Gott lächelte, und es war das erste Mal, dass er das tat, seit er beschlossen hatte, die Welt zu erschaffen.

»Dein Kleid ist weiß wie der Schnee. Deshalb sollst du ab heute Schneeglöckchen heißen«, sagte er. »Und wenn der Schnee im Frühling geht, darfst du die erste Blume sein, die blüht.«

Und so ist es bis heute geblieben.

Die Geschichte von der faulen und der fleissigen Maus

Es waren einmal eine faule und eine fleißige Maus, die waren Freundinnen und beschlossen, gemeinsam in einen großen Garten zu ziehen, um zwei schöne Wohnungen zu graben.

Der Tag war schön, die Sonne schien, und sie machten sich frohgemut auf den Weg.

Sie folgten der Straße und kamen in ein Dorf. Durch einen steinernen Torbogen gelangten sie in eine verwinkelte Gasse, an deren Ende ein Haus stand, das mit einem hohen Zaun umgeben war.

Neugierig kletterten die beiden Freundinnen den Zaun empor und schauten in den Garten hinein. Es gab eine Wiese, viele Blumen und jede Menge Mäuseversteckmöglichkeiten und so beschlossen sie zu bleiben.

Es war Frühling, die Sonne schien, und sie machten sich gutgelaunt ans Werk. Zuerst suchten sie ein passendes Plätzchen für den Eingang, dann räumten sie ein bisschen Laub vom Vorjahr weg und fingen an zu graben.

Die faule Maus grub zwar langsamer als die fleißige Maus, aber dafür lehrte sie ihre Freundin, zwischendrin auch mal alle Viere gerade sein zu lassen und den Tag zu genießen.

Herrlich warm war es im Garten, und überall gab es Leckeres zu essen: Körner und Samen zuhauf!

Man konnte viel Spaß damit haben, den dicken getigerten Kater zu ärgern, der träge durch den Garten schlich, und außerdem war es nett, mit den Vögeln zu plaudern.