Wild Games - In deinen starken Armen - Jessica Clare - E-Book

Wild Games - In deinen starken Armen E-Book

Jessica Clare

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Beschreibung

Zara Pritchard, einst gefeiertes Eislauftalent, will mit der Teilnahme an der Show Ice Dancing with the Stars ihre Karriere wieder in Schwung bringen. Ty Randall gilt selbst unter Martial Arts-Kämpfern als unbeherrschter Draufgänger und muss laut seiner Berater dringend sein Image aufpolieren. Doch warum ausgerechnet mit der Teilnahme an einer Eistanz-Show? Und wie soll man konzentriert trainieren, wenn ständig die Funken fliegen?

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Seitenzahl: 250

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Inhalt

CoverInhaltÜber das BuchÜber die AutorinTitelImpressum123456789101112131415

Über das Buch

Zara Pritchard, einst gefeiertes Eislauftalent, will mit der Teilnahme an der Show Ice Dancing with the Stars ihre Karriere wieder in Schwung bringen. Ty Randall gilt selbst unter Martial Arts-Kämpfern als unbeherrschter Draufgänger und muss laut seiner Berater dringend sein Image aufpolieren. Doch warum ausgerechnet mit der Teilnahme an einer Eistanz-Show? Und wie soll man konzentriert trainieren, wenn ständig die Funken fliegen?

Über die Autorin

Jessica Clare lebt mit ihrem Mann in Texas. Ihre freie Zeit verbringt sie mit Schreiben, Lesen, Schreiben, Videospielen und noch mehr Schreiben. Sie veröffentlicht Bücher in den unterschiedlichsten Genres unter drei verschiedenen Namen. Als Jessica Clare schreibt sie erotische Liebesgeschichten. Ihre Serie Perfect Passion erschien auf den Bestseller-Listen der New York Times und der USA Today.

Mehr Information unter: www.jillmyles.com

Aus dem amerikanischen Englisch von Angela Koonen

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Deutsche Erstausgabe

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2013 by Jill Myles

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Ice Games«

Published in agreement with the author,

c/o Baror International, Inc.,

Armonk, New York, USA

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titelillustration: © www.buersosued.de

Umschlaggestaltung: www.buerosued.de

eBook-Produktion: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-7325-6111-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

1

»Eistanzen? Willst du mich verarschen?« – Ty Randall, MMA-Kämpfer, alias »Ty der MMA-Beißer«, zu seinem Manager

Ich hasse Familientreffen. Obwohl sie sich eigentlich nicht ausstehen können, sind alle nett zueinander, und das bloß, weil sie verwandt miteinander sind. Und ich muss stundenlang dabeisitzen und zuhören, wie lang und breit über das Wetter geredet wird, obwohl ich genau weiß, dass alle nur darauf warten, endlich die Sprache auf diesen einen, furchtbar peinlichen und längst vergangenen Vorfall bringen zu können.

So ist die Eiskunstlauf-Community, eine große Familie: Eigentlich mag man sich nicht, kann sich aber auch nicht aus dem Weg gehen. Und dieses Sieben-Uhr-Meeting in den JNO-Studios mit einer Reihe berühmter Eiskunstläufer kam definitiv einem Familientreffen gleich. Wie aufs Stichwort rumorte es in meinem Magen. Denn in dieser Familie war ich das schwarze Schaf.

»Hier entlang, Miss Pritchard«, sagte die Assistentin an meiner Seite und führte mich zum Ende eines langen Tisches, an dem die anderen Eiskunstläufer bereits saßen. Ich war die Letzte. Pech. Mein Juju legte bereits einen schlechten Start hin. Ich trank einen Schluck von meinem mitgebrachten Iced Latte und versuchte, mich lässig zu geben, obwohl ich insgeheim die anderen taxierte. Ich ließ mich auf meinen Stuhl fallen – den letzten rechts, auch das brachte Unglück, aber ich war nicht in der Position, mich zu beschweren. Ganz bestimmt würde ich keinen anderen Platz verlangen, die Zeiten, in denen ich noch Ansprüche stellen konnte, waren vorbei. Jetzt konnte ich von Glück reden, wenn ich ein paar Krümel vom Kuchen abbekam.

Die anderen waren in Businesskleidung oder Designerklamotten erschienen. Über den Dresscode des heutigen Meetings hatte mich keiner im Vorfeld aufgeklärt. Nach dem Anruf gestern hatte ich geglaubt, es handele sich um ein schnelles Infotreffen, mehr nicht. Na toll. Ich trug einen Hoodie, ein Tanktop und Leggings, weil … na ja, weil ich das immer trug. Die Haare hatte ich mir kurzerhand zum Pferdeschwanz gebunden, und geschminkt war ich auch nicht. Alle anderen sahen aus, als wollten sie zu einer Party nach Hollywood.

Vor Unbehagen schwitzte ich, aber ich tat, als kümmerte mich das alles gar nicht, und trank aus purem Trotz den nächsten Schluck Latte laut schlürfend, während ich die Anwesenden weiter musterte. Fünf Eiskunstläufer, und sie lächelten mich alle sehr breit und sehr künstlich an.

»Zara, schön zu sehen, dass es dir wieder besser geht«, rief Emma Rawley, die mir am Tischende gegenübersaß. »Kommst du gerade vom Eis?«

In Gedanken ging ich ihre Erfolge durch. Zweimal Olympia, eine Bronzemedaille. Einmal Erste bei den nationalen Meisterschaften. Sie war technisch gut, aber uninspiriert. Ich schlürfte meinen Latte. »Nein.«

Neben ihr saß Tatiana Bezrukov, eine russische Meisterin, die so viele Titel wie sonst niemand gewonnen hatte. Schweigend blickte sie mich an. Tatiana war noch nie besonders redselig gewesen. Sie ließ quasi ihre Erfolge für sich sprechen. Ich war überrascht, dass eine Berühmtheit wie sie sich dazu hatte überreden lassen, bei dieser Sendung mitzumachen. In ihrer Heimat war sie eine große Nummer.

Die drei Männer waren Serge Volodin, Toby Bell und Jon Jon Miller. Auch sie waren sehr gute Läufer und allgemein bekannt. Bekannt war ich auch, aber leider nur im schlechten Sinne.

Toll.

Jon Jon saß neben mir. Er lehnte sich in meine Richtung und hielt sich nicht lange mit höflichen Floskeln auf: »Also, nur damit du es weißt, die Produktion sieht es nicht gern, wenn man während des Auftritts vom Eis geht. Wie ich höre, ist das deine große Schwäche.«

Ich zeigte ihm den Mittelfinger.

»Ja, so kennt man dich.« Jon Jon zwinkerte mir zu. »Schön zu sehen, dass sich Zara Pritchard nicht sehr verändert hat.«

Blödmann.

Die anderen kicherten, außer Emma, die unglücklich die Stirn runzelte und mich dann anstrahlte, was sogar aufrichtig wirkte. »Es ist wirklich klasse, dich dabeizuhaben, Zara. Es heißt, du bist aktuell in Ohio tätig?« Sie zog die Brauen hoch, um mich zu einer Antwort zu ermuntern.

»Als Trainerin.« Ich hoffte, sie würde es dabei bewenden lassen.

»Jemand, den man kennt?«, wollte Toby wissen.

»Nö.«

Er bedachte mich mit einem unergründlichen Blick. »Also ein aufstrebendes Talent?«

Könnte man so sagen. Die meisten Kinder, die ich auf der Schlittschuhbahn im Einkaufszentrum unterrichtete, waren zwischen vier und sechs Jahre alt. Irgendwann würden die sicher aufstreben.

Ich nahm einen Schluck aus meinem Becher und gab mich geheimnisvoll. Sollten sie doch neugierig sein. Niemand brauchte zu wissen, wie tief Zara Pritchard gesunken war. Niemand außer mir. Das hier war die Chance, meinen Ruf reinzuwaschen.

Ehe sie mir noch mehr Fragen stellen konnten, betraten vier Männer und eine Frau den Besprechungsraum. Sie trugen ebenfalls Businesskleidung, und sofort standen alle Eiskunstläufer auf und strafften ihre Haltung. Man konnte praktisch zusehen, wie sie ihr Performance-Gesicht aufsetzten. Das waren offenbar die Leute, die ich beeindrucken musste. Ich verbarg meinen Becher unter dem Tisch und stand ebenfalls auf. Hätte ich den bloß nicht mitgebracht. Was die Eiskunstläufer von mir dachten, war mir egal. Aber die Produzenten waren wichtig. Sie waren diejenigen, die mich herbestellt hatten, und sie konnten mich auch wieder mit einem Tritt in die Vergessenheit befördern.

Ein großes Hallo setzte ein. Die Anzugträger begrüßten die Eiskunstläufer, schüttelten Hände und plauderten. Es war klar, hier kannte jeder jeden, außer mir. Was mich nicht überraschte. Die zweite Staffel von Ice Dancing with the Stars stand an. Die erste war für den Sender ein hübscher Erfolg gewesen, deswegen ging man nun in die zweite Runde.

Ein Produzent kam zu mir und streckte die Hand aus. »Zara Pritchard. Ich erinnere mich an Sie. Es ist schön, Sie dabeizuhaben.«

In einem Manöver, von dem ich hoffte, dass es nicht allzu ungeschickt wirkte, nahm ich den Latte in die Linke, trocknete mir die Rechte kurz an meinem Hoodie und schüttelte ihm dann die Hand. »Danke, Sir. Ich bin ganz begeistert über die Chance. Ich werde Sie nicht enttäuschen. Sie werden es nicht bereuen.«

Er nickte. »Natürlich.«

»Seit Ihrem Anruf habe ich hart trainiert«, erzählte ich prompt. »Meinen dreifachen Axel und Toeloops, damit ich bei der Sendung mithalten kann. Ich bin es gewohnt, mindestens fünfzehn Stunden am Tag zu arbeiten, also was immer gewünscht wird, ich kann das. Sie brauchen es nur zu sagen, dann mache ich es. Ich bin auch sehr vielseitig. Egal welche Art von Kür Sie brauchen …«

An der Stelle wanderte sein Blick ins Leere, und ich erkannte, dass ich übers Ziel hinausschoss. Aber ich war auf das Engagement nun mal dringend angewiesen. Und wie es schien, konnte ich nicht aufhören zu quatschen, obwohl Jon Jon mir einen mitleidigen Blick zuwarf.

»Ich habe auch viele Ideen für Choreografien«, sprudelte ich weiter. Mein nervöses Gequassel war nicht zu stoppen. »Das war eine meiner Besonderheiten, als ich noch an Wettkämpfen teilnahm. Mit meinen Choreografien konnte ich immer punkten. Nicht dass meine Technik nicht auch großartig gewesen wäre. Doch, das war sie. Aber richtig stolz war ich auf meine Kreativität, und daher …«

»Wer ist das?« Eine Kollegin meines Gesprächspartners unterbrach mich und trat neben ihn. Sie musterte mich einmal kühl von oben bis unten.

Der Mann riss dankbar seine Hand zurück und legte sie auf meine Schulter. »Das ist Zara Pritchard. Sie springt für Svetlana ein, die wegen ihrer Schwangerschaft absagen musste.«

Ja! Danke, Svetlana, dass du dich hast schwängern lassen. Dafür sollte ich ihr Blumen schicken. Ich strahlte die Produzentin an.

»Sie ist schrecklich jung«, meinte sie nach einer neuerlichen Musterung stirnrunzelnd.

»Ach, das sieht nur so aus«, erklärte ich hastig und deutete auf meinen straffen Pferdeschwanz. »Das liegt an der Frisur. Die macht mein Gesicht runder, als es eigentlich ist. Alle sagen immer, ich sehe aus wie vierzehn, aber in Wirklichkeit bin ich fünfundzwanzig. Ständig muss ich meinen Ausweis zeigen. Ich …«

Sie rümpfte die Nase. »Es hieß, Sie seien Olympiateilnehmerin.«

»Bin ich. Oder war es.« Oh Gott, Jon Jons Gesichtsausdruck ging von Entsetzen in Mitleid über. Bitte, bitte, jetzt bloß nicht von der Vergangenheit anfangen … »Das war 2002. Salt Lake City. Ich war vierzehn und …«

Sie riss die Augen auf. »Sie sind nach einem Sturz vom Eis gegangen. Ich erinnere mich.«

Oh Gott, ich muss mich übergeben. »Das war ein Fehler«, plapperte ich weiter. »Ich war noch ein Kind, und ich stand unter Schock. Mir war nicht klar, was für einen Fehler ich da beging. Das würde ich heute nicht mehr tun, also, wenn ich noch mal von vorne anfangen könnte. Aber das kann keiner, nicht wahr?« Ich lachte schrill. »Das ist quasi die oberste Regel beim Eiskunstlauf. Man geht nicht während der Kür vom Eis. Aber ich hab’s getan. Also ja, ich … äh, würde es nicht wieder tun.«

Bitte, Boden tu dich auf und verschluck mich.

Sie blickte mich streng an. »Ja, das würde ich Ihnen raten.«

»Natürlich. Absolut. Sie können auf mich zählen. Ich …«

Sie wandte sich mitten im Satz ab. Autsch. »Beginnen wir mit dem Meeting, ja?«

Jeder kehrte an seinen Platz zurück, und keiner der Eiskunstläufer wollte in meine Richtung sehen. Meine Wangen glühten, aber ich zwang mich, zu meinem Stuhl zu gehen. Schließlich hatte ich mir geschworen, nie wieder wegzurennen. Ich hatte aus meinen Fehlern gelernt.

Mit dreizehn Jahren hatte ich die nationalen Meisterschaften gewonnen und war mit vierzehn in Salt Lake City bei den Olympischen Spielen angetreten. Ich war die Favoritin der USA und in sämtlichen Sportillustrierten und Eiskunstlaufzeitschriften abgebildet. Meine Trainer verhandelten mit etlichen Sportartikelherstellern wegen Werbeverträgen, die unterschrieben werden sollten, sobald ich eine Medaille gewonnen hatte. Ich war ein Ausnahmetalent. Ich war jung, niedlich, und alle liebten mich. Die Medaille war mir so gut wie sicher. Ich trat als Favoritin an.

Aber ich war auch höllisch eingebildet. Ich war mir absolut sicher, die Konkurrenz weit hinter mir zu lassen, und nachdem ich das Kurzprogramm fehlerfrei absolviert hatte, hielt ich mich für unbesiegbar. Ich ließ mich sogar dazu hinreißen, eine Trainingsstunde zu schwänzen.

Aber dann war der Zustand des Eises beschissen, und ich hatte das Pech, als Erste zu laufen. Als Erste laufen, auf noch unberührtem Eis, das ist furchtbar. Das mochte ich nicht. Ich hatte Pech auf ganzer Linie. Statt des dreifachen Toeloops sprang ich nur einen doppelten. Und wurde wütend auf mich selbst. Warum bewegte ich mich falsch? Warum? Warum passte ich nicht auf?

Und dann setzte ich zu meiner Doppelaxel-Sitzpirouette an, die ich normalerweise spielend schaffte. Nur dass ich diesmal das Timing vermasselte und vor der Jury auf meinem arroganten Hintern landete.

Da saß ich gedemütigt auf dem Eis, während die Musik weiterspielte. Eiskunstläufer sind tough, sie stehen wieder auf und machen weiter, absolvieren das Programm so gut sie können. Halten den Kopf hoch und bringen es mit Würde zu Ende.

Aber ich war erst vierzehn, und meine Medaillenträume waren gerade zerplatzt. Und deshalb stand ich auf und stürmte vom Eis.

Die Leute waren sprachlos. Niemand läuft einfach so raus. Niemand. Sie buhten mich aus.

Daraufhin zeigte ich allen den Mittelfinger, selbstgerecht und gedemütigt.

Natürlich hatte ich damit alles nur noch schlimmer gemacht.

Die Olympiafavoritin war soeben sang- und klanglos ausgeschieden.

Damit war ich überall in den Schlagzeilen. ZARA PRITCHARD EIN REINFALL. Samt Foto, wie ich mit erhobenem Mittelfinger davonrauschte. Meine Trainer waren entsetzt. Meine Eltern auch. Mein Team war am Boden zerstört. Ich hatte jeden Einzelnen von ihnen blamiert. Und das Schlimmste von allem? Meine Karriere war ruiniert. Mein Trainerteam feuerte mich. Die unterschriftsreifen Werbeverträge wurden zurückgezogen. An Zara Pritchard, der unübertroffenen Verliererin, war niemand interessiert. Keiner wollte mehr etwas mit mir zu tun haben. Ein paar Jahre lang kämpfte ich noch um Anerkennung, aber man ließ mich allenfalls noch als Maskottchen übers Eis laufen (immer von Kopf bis Fuß verkleidet) oder Privatstunden geben. Ich kam kaum über die Runden.

Und nun stand ich da, gut zehn Jahre später, und bekam eine zweite Chance, weil Svetlana zu schwanger für einen Wettkampf war. Und ich war entschlossen, es diesmal nicht zu vermasseln, verdammt.

Zara Pritchard hatte aus ihren Fehlern gelernt.

»So«, sagte die Produzentin und übernahm den Vorsitz am Tisch, wo sie durch einen Packen Notizen blätterte. »Wir sind alle mit dem Konzept der Sendung vertraut, ja?«

Ich nicht. Ich hatte mir die vorhergehende Staffel nicht angesehen, weil meine Erzfeindin Penelope Marks in der Jury saß. Sie hatte damals die Goldmedaille gewonnen, die ich hätte bekommen sollen. Ich hasste Penelope. HASSTE. SIE. Aber ich hätte mich wohl mehr mit der Sendung befassen sollen. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, um Fragen zu stellen.

»Wir werden sechs Wochen lang drehen, da wir nur im Sommerprogramm sind.« Sie fuhr ruhig fort. »Das bedeutet für Sie, sechs Auftritte mit Ihrem Partner, vorausgesetzt, Sie bleiben sechs Wochen im Spiel. Ab morgen haben Sie zwei Wochen Zeit, um miteinander zu trainieren. Dann starten wir mit den Liveshows. Zur Erinnerung: Wenn Sie es bis ins Finale schaffen, bekommen Sie automatisch einen Fünfzigtausend-Dollar-Bonus. Der Sieger gewinnt hunderttausend, ebenso der Prominente. Der spendet seinen Gewinn natürlich einem guten Zweck.« Sie schenkte uns allen ein eisiges Lächeln. »Sie dürfen das auch gerne tun, wenn Sie möchten.«

Hundert Riesen weggeben? Auf keinen Fall. Damit wäre ich für Jahre versorgt.

»Kostüme werden gestellt. Informieren Sie das Produktionsteam zu Beginn der Woche, was Sie sich ausgesucht haben, und für den Rest wird dann gesorgt. Das Gleiche gilt für die Musik, damit wir die entsprechenden Rechte einholen können. Sie wollen nicht in letzter Minute aus dem Programm genommen werden.« Sie warf Serge einen bedeutsamen Blick zu.

Hu, da hatte jemand schon schlechte Erfahrungen gemacht.

»Ihnen werden die gleichen Choreografen zugeteilt wie im vergangenen Jahr.«

Choreografen zugeteilt? Das dämpfte meine Begeisterung ein bisschen. Ich liebte es, mich in der Choreografie künstlerisch auszudrücken. Es machte nur halb so viel Spaß, wenn jemand anderer die Kür gestaltete. Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. Ich sagte nichts dazu.

»Die Stars für diese Staffel stehen bereits fest. Nicht jeder von Ihnen wird über die Wahl des Partners erfreut sein, das ist mir klar. Aber wir haben versucht, allen gegenüber fair zu sein. Falls Sie nicht zufrieden sind, setzen wir darauf, dass Sie professionell bleiben und das Beste daraus machen. Als Eiskunstläufer haben Sie dafür zu sorgen, dass Ihr Partner eine gute Figur macht. Das heißt, der Choreograf wird Übungen wählen, die einem viel niedrigeren Niveau entsprechen, als Sie es gewohnt sind. Wir erwarten, dass Sie sich entsprechend anpassen.

Zeitpläne erhalten Sie von der Ihnen zugewiesenen Produktionsassistentin. Zur Erinnerung: Da wir mit einem knappen Zeitrahmen arbeiten, haben sich alle Parteien bereiterklärt, in den von uns gestellten Unterkünften zu wohnen. Es gab da im letzten Jahr ein Problem mit Alkohol und verpassten Trainingseinheiten.«

Wieder warf sie einen scharfen Blick in die Runde. »Das wird dieses Jahr hoffentlich nicht der Fall sein. Ich weise noch einmal darauf hin, dass unsere Kameraleute alles filmen. Sie werden während der nächsten acht Wochen praktisch keine Privatsphäre haben. Auch hier vertraue ich darauf, dass es nicht zu Problemen kommt.«

Sie blätterte in Ihren Notizen. »Sie werden am späten Nachmittag Ihren Partner zum ersten Mal treffen. Danach können Sie loslegen. Irgendwelche Fragen?«

Ich hob die Hand.

Alle Augen richteten sich auf mich. »Ja?«, sagte sie kühl.

»Sie sprechen von Eistanz, aber ich bin Eiskunstläuferin. Heißt das, es wird keine Sprünge und Wurffiguren geben? Die sind beim Eistanz nicht zugelassen.«

Emma sah mich mit großen Augen an und schüttelte unauffällig den Kopf.

Oh-oh. Ich plapperte schon wieder. »Ich meine, das geht natürlich auch. Ich bin absolut einverstanden. War bloß neugierig, weil die Regeln beim Eistanz anders sind als beim normalen Paarlauf, und die Schlittschuhe sind anders. Eistänzer haben andere Zacken an den Kufen und …«

»Das ist nur ein Name«, erklärte die Produzentin in einem derart kühlen Tonfall, dass es mich nicht gewundert hätte, Eiswürfel aus ihrem Mund purzeln zu sehen. »Sie werden normalen Eiskunstlauf vorführen. Der Name soll nur gut klingen. Also: Hat noch jemand eine andere Frage?«

Ich hatte Tausende, aber selbst ich wusste, dass ich jetzt besser die Klappe hielt.

Die Produzentin lächelte. »Gut. Willkommen bei der zweiten Staffel von Ice Dancing with the Stars.«

2

»Ich fasse es nicht, dass mein Manager mich für diesen Eistanz-Mist verpflichtet hat. Da kann ich ja gleich meine Männlichkeit abgeben. Eistanz. Echt jetzt? Ich werde mich von morgens bis abends volllaufen lassen.« – Ty Randall, Vorabinterview

Die »Unterkünfte« waren interessant. Ein Fahrer setzte uns eine Stunde außerhalb von L.A. vor einer Reihe von einstöckigen Häusern ab. Jedem war eine Nummer mitgeteilt worden. Meines war das Haus Nr. 6. Es war klein, aber immer noch größer als das meiner Eltern in Kentucky, und es war voll möbliert. Trendige Deko, schwarz-weiß-geflieste Böden, kitschige Teppiche und ulkige Lampen – alles kein Problem, immerhin wohnte ich umsonst hier.

Meinen Koffer ließ ich erst mal an der Tür stehen, um die Räume zu erkunden. Die Küche war topmodern ausgestattet, und man hatte uns mit gesunden Lebensmitteln eingedeckt: frisches Gemüse, Biomüsli, Haferflocken, Obst und so weiter. Gut. Bevor man uns zum Drehort geflogen hatte, hatte ich einen Fragebogen mit meinen Essenswünschen ausgefüllt, und es war tatsächlich alles da.

Dann entdeckte ich den zweiten Kühlschrank, vermutlich für meinen Partner. Ich öffnete ihn und spähte neugierig hinein.

Die Fächer waren gefüllt mit Bier. Oh Mann. Corona, Red Stripe, Guinness, Rolling Rock – alle möglichen Marken. Ich zog die Brauen zusammen. War der Typ ein Säufer? Mir war wichtig, dass wir gut abschnitten. Ich wollte bei der nächsten Staffel wieder dabei sein, verdammt. Außerdem ein Stapel Fertiggerichte. Ich zog die vorderste Packung heraus. Pizzabrötchen? Hot Dogs?

Das ging gar nicht. Sofort zückte ich das Handy und rief die Assistentin an, die sich um mich zu kümmern hatte.

»Hallo Zara. Was kann ich für Sie tun?« Melody klang eifrig.

»Der andere Kühlschrank. Da ist nur Mist drin.«

Ich hörte sie in ihren Unterlagen blättern. »Mist? Ich bin mir nicht sicher, was …«

»Bier, Melody. Er ist bis oben hin voll mit Bier und Pizzabrötchen. Wie soll ich mit jemandem eislaufen, der sich mit Bier und Pizzabrötchen vollstopft?«

»Nun ja, Sie haben jeder einen Fragebogen ausgefüllt«, sagte sie unsicher. »Ihr Partner hat diese Dinge angefordert …«

»Holen Sie das raus. Ich werde mich mit meinem Partner hinsetzen und es ihm in Ruhe erklären, wenn er kommt. Aber das Zeug muss weg.«

»Das kann ich nicht tun, Zara«, sagte Melody. »Es tut mir leid. Meine Anweisung lautet, den Kühlschrank mit den erbetenen Sachen zu füllen.«

Ich runzelte die Stirn, dann kam mir eine Idee. »Keine Sorge. Mir fällt schon was ein.« Ich legte auf, ehe sie fragen konnte, was. Die nächsten fünf Minuten verbrachte ich damit, das Gerät von der Wand wegzurücken. Als der Spalt dahinter groß genug war, um hineinzugreifen, zog ich den Stecker raus.

Mal sehen, wie meinem Star warmes Bier und verdorbene Pizzabrötchen schmeckten. Wenn nichts anderes da war, würde er wohl gesunde Sachen essen müssen.

Zufrieden mit der Lösung holte ich meinen Koffer und ging zu den Schlafzimmern. Sie waren nicht gekennzeichnet, aber eins war deutlich kleiner. Das musste wohl für mich bestimmt sein. Sehnsüchtig blickte ich in das größere. Es hatte eine Fensterwand, die auf einen Garten mit Rasen und Bäumen hinausging. Hübsch. Mein Zimmer hatte gar kein Fenster. Ich war ja auch bloß die kleine Eiskunstläuferin. Wie auch immer. Erst mal packte ich aus. Als Letztes meine Schlittschuhe, die ich liebevoll streichelte, ehe ich ihnen einen Ehrenplatz am Haken an der Wand gab. Schlittschuhe durften jenseits der Eisfläche den Boden nicht berühren. Das bedeutete sonst schlechtes Juju, und auf mein Juju gab ich Acht.

Apropos Eisfläche. Ich verließ mein Zimmer und ging in die Küche, wo es eine Glasschiebetür gab. Von dort führte ein gepflasterter Weg zu einem großen, modernen Schuppen, der doppelt so groß war wie das Haus. Ich zog die Glastür auf, trat nach draußen und blickte die Häuserreihe entlang. Zu jedem Haus gehörte so ein Schuppen. Das musste unsere Eishalle sein. Clever. Wir brauchten uns das Eis nicht mit den anderen Paaren zu teilen. Ich war froh, aber auch verblüfft, in welche Unkosten der Sender sich gestürzt hatte. Das musste eine Stange Geld gekostet haben. Die Einschaltquoten waren wohl doch besser gewesen, als ich gedacht hatte. Beschwingt lief ich den Weg hinunter und spähte in den Schuppen.

Die Eisfläche war klein, aber brauchbar. Eine Wand war verspiegelt, und es war eine Ballettstange daran angebracht. Am hinteren Ende gab es einen Umkleideraum und an der Seite eine Stereoanlage. Nichts Tolles, aber zweckdienlich. Mir gefiel das. Zwei Monate lang würde ich eine Eishalle für mich allein haben. Himmlisch.

Ich musste es nur mit meinem Bier saufenden Partner aushalten, ansonsten war ich im Paradies.

Um 15 Uhr kalifornischer Zeit klingelte mein Handy, und ich erwachte gähnend aus meinem Nickerchen. Ich hatte noch Jetlag und war deshalb todmüde, obwohl es später Nachmittag war. »Hallo?«

»Hier Melody. Ich rufe an, um Sie daran zu erinnern, dass die Stars in einer halben Stunde eintreffen. Bitte machen Sie sich bereit, Ihren Partner zu begrüßen. Es werden Kamerateams dabei sein, um die Reaktionen zu filmen.«

»Verstanden. Danke.«

Ich legte ein bisschen Make-up auf und band mir die Haare zu einem Knoten, um präsentabel auszusehen, ohne übereifrig zu erscheinen. Es ärgerte mich, dass ich bei dem Meeting so nachlässig gekleidet gewesen war. Aber wenn ich mich jetzt aufdonnerte, würden die anderen bloß höhnisch grinsen, weil es so offensichtlich wäre, und ich wollte nicht schon wieder auffallen. Trotzdem benutzte ich ein bisschen Lippenstift, denn das machte sich vor der Kamera gut. Und Mascara. Ich hatte große dunkle Augen, da brauchte es nicht viel, um sie zu betonen.

Die Hände in den Taschen meines Hoodies vergraben ging ich nach draußen, um mich zusammen mit den anderen auf den Weg zum Clubhaus am Ende der Straße zu machen. Dort sollten wir uns einfinden.

Überall waren Kameras und Leute von der Crew. Ein Kameramann löste sich aus der Gruppe und kam zu mir. »Zara«, sagte er und winkte mich auf die Seite. »Machen wir schnell ein Interview.«

Interview? Sehr ungern. Aber es musste wohl sein. Ich setzte mein schönstes Lächeln auf und zuckte die Achseln. »Ich bin dabei.«

»Okay, toll. Erzählen Sie uns doch, wie es ist, bei Ice Dancing with the Stars mitzumachen. Bitte wiederholen Sie die Frage in der Antwort und sprechen Sie möglichst in vollständigen Sätzen, das macht es einfacher für das Produktionsteam.«

Oh. Okay. »In der Sendung dabei zu sein ist eine großartige Chance für mich«, sagte ich, und das war kein hohles Gerede.

Er gab mir einen Wink, weiterzusprechen.

Oh. Da animierte mich mal jemand zum Reden? Normalerweise warteten alle ungeduldig darauf, dass ich die Klappe hielt. »Tja, also, ich bin supernervös«, erklärte ich und wippte ein bisschen auf den Fußballen, um es zu verdeutlichen. »Ich war noch nie im Fernsehen, und es ist eine Weile her, seit ich in professionellem Rahmen Schlittschuh gelaufen bin. Das ist also eine große Sache für mich.«

»Aber Sie waren damals bei Olympia, ja?«, unterbrach er.

»Oh ja.« Ich verzog das Gesicht. »Das sollten wir aber vermutlich nicht ansprechen.«

»Haben Sie Erfahrung im Paarlauf?«

»Im Paarlauf habe ich noch keine Erfahrung. Und Paarlauf ist auch ein bisschen anders als Eistanz. Beim Paarlauf müssen die Partner gemeinsam bestimmte Elemente des Eiskunstlaufs vorführen, Tanzen dagegen ist, nun ja, Tanzen.« Ich ging nicht darauf ein, dass wir nicht einmal Eistanz aufführten, sondern eine abgeänderte Form des Paarlaufs. »Wir halten permanent Kontakt zum Partner, das heißt, wir müssen beide im Takt der Musik sein, da sind also zwei Paar Schlittschuhe, die dem Rhythmus folgen müssen, nicht nur eines. Das erfordert viel mehr Aufmerksamkeit, denn man ist nur so stark wie der Partner.«

»Sprechen wir über Partner. Sind Sie aufgeregt, weil Sie gleich Ihren Partner kennenlernen?«

»Aufgeregt? Ich bin mir nicht sicher, ob das der richtige Ausdruck ist. Nervös, ja. Aber aufgeregt, da bin ich mir nicht sicher. Ich will vor allem endlich anfangen.« Unfähig, meine gespannte Erwartung zu verbergen, wippte ich wieder auf den Fußballen. »Wahrscheinlich sagen alle, sie sind hier, um Spaß zu haben, aber verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin hier, um zu gewinnen. Ich bin extrem ehrgeizig und neige dazu, mich stark auf Dinge zu fokussieren. Also habe ich vor, von früh bis spät zu trainieren, damit wir richtig gut werden und es bis ins Finale schaffen. Ich werde mich nicht mit dem zweiten Platz zufriedengeben. Nicht für mich und nicht für meinen Partner.«

»Klasse, danke, Zara.«

»Gerne. Wenn Sie wieder ein Interview brauchen, sagen Sie einfach Bescheid. Jederzeit gern.« Wenn es sein musste, würde ich Leuten den Hintern küssen, nur um auch in der nächsten Staffel dabei zu sein.

Er ging zu seinen Kollegen und ich weiter zu meinen Konkurrenten. Emma strahlte mich an. »Na, freust du dich schon auf deinen Star?«

Mann, alle fuhren voll auf die Star-Sache ab. »Irgendwie schon. Ich hoffe, er kann Schlittschuh laufen.«

Emma schien in der Hinsicht nicht besorgt zu sein. »Das können sie alle. Das ist ein Auswahlkriterium. Sie müssen körperlich fit sein und sich auf Schlittschuhen bewegen können, das wird getestet. Und sie müssen halbwegs interessant für das Publikum sein.« Sie grinste schwach. »Aber deren Vorstellung von Können unterscheidet sich ein bisschen von unserer, also erwarte nicht zu viel.«

»Nicht viel erwarten, okay.«

»Ich freue mich wirklich, dass du mitmachst, Zara«, sagte sie leise. »Das habe ich ernst gemeint. Ich fand die Kritik an dir immer ungerecht. Schließlich wollte doch jeder von uns schon mal nach einem Patzer vom Eis laufen, oder?«

»Ja, aber nur ich war so blöd, es auch zu tun.« Ich zuckte die Achseln. »Und ich habe auf schmerzliche Weise gelernt, warum die anderen es nicht tun.«

»Also, ich finde, du solltest nicht den Rest deines Lebens für etwas bestraft werden, das du vor zehn Jahren getan hast. Aber wie auch immer, ich bin froh, dass du hier bist. Svettie wollte schon ewig ein Baby, da ist es doch schön, dass sie jetzt schwanger ist und du eine zweite Chance bekommst. Jetzt müssen wir nur noch hoffen, dass dein Partner kein Loser ist.«

Emma war wirklich freundlich. Das tat mir gut. »Wie werden die Partner denn ausgesucht?«

Sie schaute die ganze Zeit zur Straße, wahrscheinlich, um die Ankunft der Stars sofort mitzukriegen. »Ach, es wird so getan, als wäre es reiner Zufall, wer mit wem läuft, aber das ist es natürlich nicht. Es wird danach entschieden, wer Erfolg haben soll.«

Das verblüffte mich. »Du meinst, der Wettbewerb ist manipuliert?«

Sie lachte. »Das ist eine Fernsehsendung. Natürlich ist es manipuliert. Alles wird auf optimale Unterhaltung zugeschnitten, weißt du. Dich zum Beispiel haben sie ausgesucht, weil sie nicht nur eine gute Eiskunstläuferin brauchen, sondern auch Drama. Du hast das Potenzial für Drama. Deshalb mögen sie auch Serge.« Sie deutete mit dem Kinn zu den anderen, die sich gerade miteinander unterhielten. »Jede Wette, dass er eine sexy Partnerin bekommt, weil er im letzten Jahr mit seiner Partnerin im Bett war. Das ging durch die ganze Boulevardpresse. Ich schätze, sie wollen, dass er das dieses Jahr wieder tut.«

»Und du? Was für einen Partner hattest du letztes Mal?«

»Einen Serienvater. Ein älterer Typ, sehr süß. Wenn ich wieder einen älteren bekomme, dann ist das wohl meine demografische Gruppe. Das Zielpublikum soll sich wohlfühlen.« Emma zuckte die Achseln, aber es schien ihr nichts auszumachen.

»Und Tatiana?«

»Tati ist …« Sie verstummte, dann sah sie mich an. »Das werden wir gleich sehen. Da fahren die ersten Limos vor. Komm.«

Die Eiskunstläufer setzten sich in Bewegung. Das Filmteam lief los, und ich folgte Emma, während einige schwarze Wagen herankamen. Der erste Chauffeur stieg aus, wie aus dem Ei gepellt in dunkler Uniform und Mütze. Er zupfte seine weißen Handschuhe zurecht, um noch mehr Eindruck zu schinden, dann öffnete er die hintere Wagentür.

Eine Frau stieg aus, eine große, schlanke Schönheit in einem weißen, rückenfreien Hosenanzug, übergroßer Designersonnenbrille und grellrotem Lippenstift. Ich erkannte sie sofort: Annamarie Evans, die in den letzten fünf Jahren die Titel sämtlicher Modemagazine geziert hatte, bis sie von einem vollbusigeren, jüngeren Model verdrängt worden war. Das passierte in ihrer Branche oft, und wahrscheinlich versuchte sie jetzt, wieder ins Rampenlicht zu kommen.

Die Kameras jedenfalls liebten sie. Sie lächelte und nickte, warf ihre schönen Haare zurück und trat dann graziös auf ein Kreidekreuz, das eigens für sie auf den Asphalt gemalt worden war.

Das war dann wohl Serges Partnerin. Sie war umwerfend.

Der nächste Wagen brachte einen mir ebenfalls bekannten Prominenten: Michael Michaels. Seine schwarzen Haare waren zu einem Iro gestylt, die Ohren mit Stacheln gepierct, sein Hals tätowiert, und er trug ein schwarzes T-Shirt, bei dem die Armlöcher bis zum ebenfalls stacheligen Hosenbund aufgerissen waren, dazu enge Lederjeans und große, mit Schnallen überladene Stiefel. Er sah unglaublich dünn und blass aus. Seine CD lag bei mir zu Hause im Auto.