Wild Games - In einer heißen Nacht - Jessica Clare - E-Book

Wild Games - In einer heißen Nacht E-Book

Jessica Clare

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Beschreibung

Undercover bei einer Reality-Show mitmachen oder den Job verlieren - Journalistin Abby hat die Qual der Wahl. Zähneknirschend erklärt sie sich bereit, beim Fernsehen hinter den Kulissen zu recherchieren. Kurz darauf findet sie sich in einem knappen Bikini auf einer einsamen Insel wieder, umgeben von lauter durchgeknallten Kandidaten. Einer davon ist besonders nervig: Der arrogante Dean droht Abby in den Wahnsinn zu treiben - spätestens, als er sie vor laufender Kamera heiß küsst ...

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Seitenzahl: 254

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Inhalt

Cover

Über die Autorin

Titel

Impressum

1

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Über die Autorin

Jessica Clare lebt mit ihrem Mann in Texas. Ihre freie Zeit verbringt sie mit Schreiben, Lesen, Schreiben, Videospielen und noch mehr Schreiben. Sie veröffentlicht Bücher in den unterschiedlichsten Genres unter drei verschiedenen Namen. Als Jessica Clare schreibt sie erotische Liebesgeschichten. Ihre Serie Perfect Passion erschien auf den Bestseller-Listen der New York Times, der USA Today und des Spiegel.

Mehr Information unter: www.jillmyles.com

Aus dem amerikanischen Englisch vonAngela Koonen

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Deutsche Erstausgabe

Für die Originalausgabe:Copyright © 2011 by Jill MylesTitel der amerikanischen Originalausgabe: »Wicked Games«Published in agreement with the author,c/o Baror International, Inc.,Armonk, New York, USA

Für die deutschsprachige Ausgabe:Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, KölnTextredaktion: Antonia ZaunerTitelillustration: © www.buerosued.deUmschlaggestaltung: www.buerosued.de

eBook-Erstellung: Olders DTP.company, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-5629-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

1

Ich freue mich auf den Wettbewerb. Gegen die Kräfte der Natur anzutreten … und gegen die Mitspieler. Ob ich mit den Frauen flirten werde? Wenn es mich dem Sieg näher bringt, ja, aber ich bin nicht unbedingt darauf aus, eine kennenzulernen. Ich bin darauf aus zu gewinnen. – Vorabinterview mit Dean Woodall

In den vier Jahren, die ich bei der Media Week schon arbeitete, hatte ich meine Chefin noch nie freundlich erlebt. Ich dachte immer, dass sie allenfalls mal lächelt, wenn sie Kündigungsbriefe unterschreibt. Und als ich ihr Büro betrat und auf einmal so viele von ihren weißen Zähnen sah, war mir das gleich ein bisschen unheimlich.

»Hallo Abigail«, flötete sie. »Wie nett, Sie mal wiederzusehen.« Sie führte mich am Ellbogen in den Raum und schloss die Tür.

Noch so ein ominöses Zeichen: mein kompletter Vorname. Meine Freunde nennen mich Abby. Meine Chefin? Sie nannte mich nur Abby, wenn … tja, wenn ich so darüber nachdenke, hatte sie mich noch nie Abby genannt.

In ihrem Büro saß ein Besucher, ein Mann, der den breitkrempigen Hut eines Abenteurers in der Hand hielt. Er trug ein abgenutztes Safarihemd und grinste mich an, sodass mich noch mehr weiße Zähne anblitzten.

So viele Zähne. Ich war eindeutig in Schwierigkeiten.

»Hi«, grüßte ich. Nicht sehr originell, aber ich wusste nicht, was ich sonst hätte sagen sollen. Dann ließ ich mich auf einen freien Sessel fallen und wischte mir die feuchten Handflächen an der Jeans ab. »Worum geht’s?«

Jeannie begab sich hinter den Schreibtisch, ihre Absätze klapperten auf dem Fliesenboden. Elegant ließ sie sich nieder und schwang mit dem Sessel herum, um mich mit vor sich gefalteten Händen anzublicken. »Abigail, ich habe Sie kommen lassen, weil … wir vielleicht eine interessante Aufgabe für Sie haben«, sagte sie nach einem schnellen Blick zu dem Besucher. »Wie viel haben Sie derzeit zu tun?«

Ach du Schreck. Wenn die Chefin eine »interessante« Aufgabe für mich hatte, dann stand mir was bevor. Dennoch lächelte ich und tat überlastet. »Ich habe zwei redaktionelle Beiträge in Arbeit und die beiden Doppelseiten für den Modeartikel nächste Woche …«

Sie winkte ab. »Ach, dieses Zeug? Gott sei Dank. Dann können wir Sie an etwas Wichtigeres setzen. Mr. Matlock wird mit Ihnen zusammen an der Aufgabe arbeiten.«

Der Besucher sah zu mir herüber, und ich hätte schwören können, er checkte meine Beine ab. »Sie wäre gut, denke ich. Scheint ausreichend in Form zu sein, jung und halbwegs attraktiv.«

»Halbwegs? Sie Schmeichler«, warf ich spontan ein. »Ich wette, das sagen Sie zu allen Frauen.«

Zu meiner Erleichterung lachte er. »Und sie hat Persönlichkeit. Noch besser.«

Wieso war meine äußere Erscheinung überhaupt ein Kriterium für die Aufgabe? Ich schrieb Buchrezensionen für eine Illustrierte. Ich warf meiner Chefin einen verwirrten Blick zu. »Von was für einer Aufgabe reden wir hier?«

Matlock neigte sich zu mir und grinste, als würde er mir ein Geheimnis verraten. »Ich bin Jim Matlock.«

Offenbar sollte mir der Name etwas sagen. Ich kramte in meinem Gedächtnis.

Als sich auf meinem Gesicht immer noch keinerlei Erkennen abzeichnete, wirkte er gekränkt. Er schaute Jeannie an und lehnte sich wieder zurück.

»Jim Matlock«, wiederholte Jeannie betont. »Von Endurance Island. Er ist der Produktionsleiter.«

»Von der Gameshow?« Ich war überrascht. »Wirklich?« Ich hatte ein, zwei Folgen der ersten Staffel gesehen – da ging es um schöne Menschen am Strand, die durch bunte Reifen sprangen und Käfer essen mussten, um einen Haufen Geld zu gewinnen. Eigentlich nicht mein Ding, aber das eine oder andere hatte ich über die Sendung gehört, hauptsächlich über das letztjährige Finale, das als totaler Reinfall galt. Nicht dass ich das in seiner Gegenwart erwähnen durfte. Ich entschied mich für etwas Taktvolles. »Soweit ich weiß, drehen Sie demnächst die zweite Staffel.«

»Auf den Cookinseln«, bestätigte er und schaltete das Megawattlächeln wieder ein. »Ich fürchte, der Sender ist ein wenig besorgt wegen der Einschaltquoten. Darum probieren wir ein paar andere Strategien, um die zweite Staffel mitreißender zu gestalten.«

»Ah ja?«, sagte ich höflich. Und was hatte das mit mir zu tun? »Und ich soll für Sie eine wohlwollende Kritik schreiben?«, riet ich, obwohl das kaum wahrscheinlich war. Die Staffel war für den Herbst vorgesehen, und jetzt war es gerade mal Frühling, also viel zu früh für eine Kritik. Und eine Lobhudelei vorab? Jeannie wusste, wie sehr ich so etwas verabscheute – ich war bekannt für vernichtende Buchrezensionen und nicht für begeisterte. Man nannte mich nicht umsonst Abby die Bücher-Bitch.

»Sie sollen für uns schreiben, wenn auch keine Kritik«, begann Matlock langsam.

Jeannie kam auf den Punkt. »Jim hat in letzter Minute eine Absage von einer prominenten Mitspielerin erhalten, und der Drehbeginn ist in drei Tagen. Die Muttergesellschaft des Senders – Sie wissen, Darling, der gehört unser Magazin – hat entschieden, einen Insider in die Sendung einzuschleusen, um einen exklusiven Erfahrungsbericht aus erster Hand zu veröffentlichen.«

»Können Sie rennen? Und schwimmen?«, fragte Matlock mich.

Ein nervöses Flattern meldete sich in meinem Magen. »Ich möchte eigentlich nicht ins Fernsehen.« Bloß nicht. Zu sehen, wie man mich in derselben Zeitschrift verspottete und beschimpfte, in der ich jede Woche andere verspottete und beschimpfte? Nein danke.

»Damit verbunden ist ein attraktiver Buchvertrag«, fügte Jeannie hinzu. »Mit garantierten Werbeaktionen in allen großen Medien.«

»Und eine Sondersendung«, sagte Matlock.

Ein Buchvertrag? Daran hatte ich zu kauen. Der würde viel Geld einbringen. Viel. Schamlos viel. Geld und Schamlosigkeit gingen immer Hand in Hand. Ich sah Jeannie an, und ihre schmale Kinnpartie drückte eine Entschlossenheit aus, die mir sagte, dass ich im Falle einer Weigerung bei der Media Week nicht mehr viele Aufgaben bekommen würde, wenn überhaupt. Feuern konnte sie mich nicht, aber mit der Zeit ganz bequem rausekeln.

Mal überlegen … Ruhm und Reichtum nach sechs Wochen Inselkoller und Käferdiät? Oder kein Ruhm, kein Reichtum und eine stocksaure Chefin?

Ich schluckte schwer. »Wieso gerade ich? Warum nicht Roger? Oder Tim?« Beide sahen gut aus, waren jung, sportlich und schwul. Tim war mein bester Freund und fotogen wie nur was. Ich nicht so sehr. Ich war so unauffällig wie weiße Raufasertapete, und so wollte ich auch bleiben.

»Wir brauchen einen weiblichen Kandidaten«, erklärte Matlock ohne Zögern. »Wir haben eine Frau verloren, und die Teams müssen gleich besetzt sein. Wenn sie jung und halbwegs attraktiv ist, kommt uns das entgegen.«

Da gab unser Personal schon weniger her. Die gute alte Mabel, die die Kreuzworträtsel machte, und Gertie, die die TV-Programm-Seiten erstellte, wären vermutlich keine gute Wahl. Wer sonst noch in Frage kam, hatte kleine Kinder zu Hause. Also war ich die einzige Kandidatin. Das ständige »halbwegs« ging mir allerdings auf die Nerven. Meine Güte, das klang wie: Zur Not nehmen wir die. »Ah-haaa.«

»Das Angebot sieht so aus, Abigail«, erklärte Jeannie rundheraus. »Sie gehen auf die Insel, machen bei der Gameshow mit und schweigen über den Deal wie ein Grab. Sie werden Termine mit Produktionsassistenten wahrnehmen, durch die Sie ein tägliches Videotagebuch führen können, exklusiv für die Media Week. Sie bleiben in der Gameshow, bis Sie rausgewählt werden, und wenn Sie zurückkommen, machen Sie ganz brav die Pressetour, verfassen Artikel, die uns einen exklusiven Insider-Einblick geben, und dann schreiben Sie Ihr Buch. Das verschafft der Media Week Aufmerksamkeit und kostenlose Werbung, und Matlocks Show wird Auftrieb bekommen. So will das Mutterunternehmen es haben. Sie verstehen?«

Ich verstand. Offenbar war alles schon beschlossene Sache gewesen, noch bevor ich das Büro betreten hatte. Beim nächsten Blick zu Matlock sah ich ihn schon wieder meine Figur begutachten und kämpfte gegen den Impuls an, schützend die Arme zu verschränken. »Ich bin, äh, nicht hundertprozentig mit der Show vertraut. Wie lange wäre ich weg?«

»Sechs Wochen, wenn Sie bis zum Ende bleiben. Alle vier Tage wird jemand rausgewählt. Der Wettkampf beginnt mit vierundzwanzig Leuten, es gibt insgesamt fünfzehn Ausscheidungsrunden. Nach sieben Gruppenausscheidungen gehen wir für zehn Tage in die Einzelausscheidung, und zwei kommen in den Endkampf um die zwei Millionen Dollar.«

Heilige Scheiße. Zwei Millionen Dollar im Topf – mir wurde schwindlig. »Kann ich die auch gewinnen?«

»Das ist möglich. Sie müssten allerdings richtig gut sein.« Er deutete ein Lächeln an und wirkte damit reichlich arrogant.

Interessant. Die würden mir die zwei Millionen tatsächlich geben? Mit einem Mal war ich viel motivierter. »Was, wenn ich als Erste rausgewählt werde?«

»Werden Sie nicht«, sagte er mit dem gleichen herablassenden Lächeln. »Davon abgesehen spielen Sie nach den Regeln. Sollten Sie früh ausscheiden, können Sie in der Loser Lodge den Fans einen Blick hinter die Kulissen vermitteln.«

Sechs Wochen auf einer tropischen Insel und ein Buchvertrag. Ich blickte zu Jeannie und sah ihre stumme Drohung. Insel oder Teufelschefin. Kokosnusshölle oder Redaktionshölle. Zwei Monate lang täglich Sand im Badeanzug oder lebenslänglich Stress mit Jeannie.

Ich zuckte die Achseln. »Dann versuchen wir’s mal«, sagte ich zu Matlock.

»Bravo«, triumphierte er, und Jeannie lächelte selbstgefällig.

Yeah, toll. Ich kam in die Glotze.

Die nächsten zwei Tage waren turbulent, aber die Kollegen standen parat, um zu helfen. Ich musste delegieren und erklären (was bei meinen wöchentlichen Artikeln zu beachten war), eine Katze in Pflege geben (Tim opferte sich), die Miete im Voraus bezahlen (damit ich nach meiner Rückkehr nicht ohne Wohnung dastand) und viele ärztliche Untersuchungen und Impfungen über mich ergehen lassen. Gerade als ich eine Verschnaufpause gebraucht hätte – und am liebsten vor allem geflüchtet wäre–, wurde ich in ein Flugzeug nach Neuseeland verfrachtet. Eine der Produktionsassistentinnen drückte mir fortwährend etwas in die Hand, stellte mir tausend Fragen und gab mir jede Menge Einverständnis- und Verzichtserklärungen zu unterschreiben. Kein Detail meiner Person war heilig – angefangen beim Datum meiner letzten Periode über meine Blutgruppe bis zur Badeanzuggröße und der Frage, ob ich vor dem Dreh ein Waxing meiner Bikinizone brauchte.

Ich gebe zu, das mit dem Waxing versetzte mich leicht in Panik. Wie viel gedachten die denn im Fernsehen zu zeigen? Aber ich ließ mich enthaaren, denn die Alternative wäre schlimmer gewesen.

Doch es kam nur noch schlimmer. Jedes Mal, wenn ich mich zu einem Zugeständnis durchgerungen hatte, verlangte die Assistentin drei weitere. Im Flugzeug überrumpelte sie mich schließlich mit einem weiteren Detail. »Und das ist Ihre Kleidung für die nächsten sechs Wochen.«

Der Rucksack war wirklich sehr klein. Entmutigt nahm ich ihn auf den Schoß und wühlte darin. Lauter weiches Lycra. Badeanzüge. Und ein oder zwei T-Shirts. Nichts, um sich warm zu halten oder zu bedecken. Zu großzügig! »Toll, danke.« Meine Begeisterung war klar zu hören.

»Sie müssen sich umziehen, bevor wir von Bord gehen«, zwitscherte sie strahlend und führte mich zum Waschraum. »Legen Sie alles ab, und ziehen Sie etwas von den bereitgestellten Sachen an. Wir haben Sponsoren, und die wollen ihre Logos an Ihnen sehen.«

Das konnte ich nachvollziehen, egal wie sehr es mich nervte. Aber, yay, Waschraum. Doch kurz darauf musste ich feststellen, dass die Show auch eine Lektion in Genügsamkeit werden würde.

Das T-Shirt, das ich hervorzog, war leuchtend pink mit meinem Namen – ABBY – in weißen Großbuchstaben auf Brust und Rücken. Vermutlich damit die Zuschauer uns leichter auseinanderhalten konnten. Hübsch. Ich schnitt eine Grimasse, warf es beiseite und griff ein weiteres Mal in den Rucksack. Ein Bikini zum Binden in demselben Pink. Hintendrauf prangte mein Name. Tja, der würde nicht viel zum Einsatz kommen, trotz meiner frisch (und schmerzhaft) gewachsten Bikinizone. Ich warf ihn zu dem T-Shirt.

Die weitere Ausstattung bestand aus einem etwas anders geschnittenen Bikini, einem Tankini in demselben hässlichen Pink, einem Paar Wasserschuhe und einem Paar Sneaker. Mehr nicht.

Die paar Sachen sollte ich sechs Wochen lang tragen. Das war ein Scherz, oder?

2

Abby wer? – Dean Woodall, 1. Tag

Die Augenbinden erfüllten ihren Zweck voll und ganz – ich hatte noch kein einziges Gesicht gesehen. Nur hören und riechen konnte ich die Menschen um mich herum. Der schwache Duft von Rasierwasser, Deo und dem pudrig-blumigen Parfüm einer Frau hing mir noch in der Nase, als das Flugzeug landete. Mit verbundenen Augen wurden wir hinausgeführt und auf ein Boot gebracht. Mit brummendem Motor trug es uns übers Wasser, die Wellen schlugen gegen den Rumpf. Ich saß mit meinem Rucksack auf dem Schoß auf einer Bank längs der Bootswand und spürte rechts und links zwei fremde Beine an meinen Oberschenkeln.

Am Bug baute man irgendetwas auf. Kurz darauf wurde der Motor gedrosselt, und der Wind strich mir sanft durch die Haare, ein Zeichen, dass wir auf der Stelle trieben. Ich hörte ein Mikrofon knacken und das Aufnahmeteam leise miteinander reden.

»Sind wir bereit?«, fragte eine vertraute Stimme mit übertriebener Sprachmelodie. Ich überlegte, wem sie gehörte, aber ohne das Gesicht des Sprechers kam ich nicht drauf.

»Bereit in«, intonierte jemand, »drei … zwei … eins …«

»Willkommen«, dröhnte der Moderator so laut, dass ich auf meinem Platz zusammenschreckte. Ja, ich war nervös. »Willkommen bei Endurance Island! Wir liegen vor den berühmten Cookinseln, wo es viele einsame Buchten und Sandstrände gibt. Hier werdet ihr sechs Wochen lang leben, vorausgesetzt, ihr steht alle Herausforderungen durch, die Endurance Island für euch bereithält. Wer ist bereit für Endurance Island?«

Schweigen war die Antwort. Jemand hüstelte.

»Schnitt, Schnitt«, rief der Moderator verärgert. »Ihr sollt antworten, wenn ich euch was frage. Und zwar begeistert! Menschenskinder!«

Eine tapfere Seele links von mir meldete sich zu Wort, eine Frau. »Ich dachte, wir sollen nicht reden, bis wir auf der Insel sind.«

»Wenn ich dich was frage, antwortest du, klar?« Der Mann klang unfreundlich.

Gemurmel ging durch unsere Reihen, und nach kurzer Einweisung versuchten wir es erneut. Sobald der Moderator sein »Wer ist bereit für Endurance Island?« geträllert hatte, schrien und jubelten wir wie irre.

Ich hoffte inständig, dass die Kamera in dem Moment nicht auf mich gerichtet war, andernfalls hatten sie jetzt meinen widerwilligen Gesichtsausdruck im Kasten.

»Ich bin Chip Brubaker, Star der beliebten Familien-Sitcom Too Full Of A House!«

Aha. Daher kannte ich die Stimme also. Vor meinem inneren Auge tauchte das Bild eines dünnen, langbeinigen Blonden auf, und ich lächelte schief. Mr. Brubakers schreckliche, von einem Ghostwriter geschriebene Memoiren hatte ich verrissen und daraufhin einen bösen Brief von ihm bekommen.

Die nächsten sechzig Tage versprachen spaßig zu werden.

»Gleich bekommt ihr eure erste Aufgabe«, rief Chip wahnsinnig gut gelaunt.

Meine Sitznachbarn richteten sich gespannt auf.

»Wenn ich sage los, nehmt ihr die Augenbinden ab und schnappt euch einen von den Luxusgegenständen auf dem Tisch in der Mitte des Bootes. Jeder darf sich nur einen nehmen. Dann schwimmt ihr sofort an Land – wer den Strand als Erster erreicht und den Gong schlägt, gewinnt einen Zusatzpreis. Sind alle bereit?«

Scheiße! Nein, ich nicht. Ich hatte noch meine Sneaker an und das T-Shirt …

»Runter mit den Augenbinden! Los! Endurance Island hat begonnen!«

Ich riss mir zugleich mit den anderen die Binde herunter und sprang von der Bank auf. Jemand rammte mir einen Ellbogen ins Gesicht, denn alle rempelten, um zur Bootsmitte zu gelangen, wo der Tisch aufgestellt war.

Ich lag einen halben Schritt hinter den anderen zurück. In meinem Drang aufzuholen stolperte ich blindlings vorwärts und rutschte auf einer Augenbinde aus, sodass ich gegen die Drängler vor mir prallte.

Der Tisch kippte um, alles polterte zu Boden, und das Jagdfieber steigerte sich noch, während meine Konkurrenten mich beschimpften. »Du blöde Kuh!«, schrie mich ein älterer Typ an.

»Hey, verpiss dich!«, schrie ich zurück, dann fiel mir ein, dass ich vor laufender Kamera keine Schimpfwörter benutzen sollte. Ups. Ich drängte mich zwischen andere, die mich darauf hin und her stießen wie beim schönsten Slamdance. Als mir jemand auf die Schnürsenkel trat, ging ich zu Boden und knallte mit den Handflächen auf Hartplastik.

Etwas rollte gegen meinen Schuh. Ich griff danach – ohne wirklich darauf zu achten, denn am Heck des Bootes war gerade jemand ins Wasser gesprungen und schwamm Richtung Ufer. Ich stopfte die schwere Blechdose in meinen Rucksack, schlang ihn mir über die Schultern und rannte mit den anderen zum Heck.

Ich war als Dritte im Wasser, ein Mann und eine Frau schwammen mit hektischen Armbewegungen vor mir. Ich rückte meinen Rucksack zurecht und tauchte, um unter Wasser voranzuschnellen.

Jemand über mir benutzte meine Schulter, um sich kräftig daran abzustoßen.

Fast hätte ich Wasser in die Lunge gesaugt. Hastig tauchte ich auf, um dem Arschloch, das mich praktisch als Sprungbrett benutzt hatte, die Meinung zu geigen. Ich sah nur einen blauen Fleck im Wasser, dann war er auf und davon, mit gleichmäßigen, kraftvollen Schwimmzügen in unmöglichem Tempo. Dunkelblau, dachte ich, wischte mir Salzwasser aus den Augen und holte tief Luft. Das würde ich mir merken. Obwohl Brustschwimmen nicht meine Stärke war, gelang es mir, locker und ruhig zu bleiben, während ich auf das Ufer zuhielt.

»Hilfe!«, kreischte eine Frau neben mir, und im nächsten Moment versuchte sie, sich an meinen Rucksack zu klammern. »Hilf mir, ich ertrinke!«

Mit ihrem wilden Gefuchtel zog sie mich mit unter Wasser. Lass den Quatsch, wollte ich brüllen. Allerdings, so dachte ich mir, machte es keinen guten Eindruck, wenn ich so eine blöde Zicke gleich am ersten Tag ertrinken ließ. Daher griff ich ihr unter die Arme und schleppte sie ab. Es war nicht allzu weit, doch den hellen Sandstrand wogte schon eine Flut von Leuten hinauf, allen voran ein dunkelblauer Fleck.

Na schön. Auf den Zusatzpreis war ich sowieso nicht scharf gewesen.

Kurz darauf kam ich mit der fuchtelnden Blonden ins Seichte, wo wir auf dem sandigen Meeresboden laufen konnten. Ich half ihr weiter vorwärts, doch ein schneller Blick über die Schulter offenbarte, dass wir zu den Letzten gehörten.

Als wäre ihr gerade klar geworden, dass sie mich nicht mehr brauchte, schubste sie mich empört weg. »Hau ab, du Versagerin! Noch länger helfe ich dir nicht!«

Verblüfft sperrte ich den Mund auf und schluckte nun doch Wasser, als sie mir einen Schwall ins Gesicht spritzte. Vor lauter Husten konnte ich die zwei Dutzend Menschen am Strand, die uns beobachteten, nicht darüber aufklären, dass sie die armselige Versagerin war, die sich von mir an Land hatte schleppen lassen.

So sah mein großartiges Entree bei diesem Spiel aus: Abgekämpft schleppte ich mich als Allerletzte aufs Trockene und hustete mir die Lunge aus dem Leib. Entzückend.

Als ich mich fallen ließ, kam eine Frau angestapft und trat mir dabei Sand in die Augen. »O mein Gott«, kreischte sie mit deutlichem Südstaatenakzent. »He Leute, ich glaube, sie legt es auf ärztliche Hilfe an.«

»Mir geht’s gut«, widersprach ich hustend, aber ich hatte einen guten Liter des südlichen Pazifiks in die Lunge bekommen, und der wollte wieder aus mir raus.

»Sie hat nur ein bisschen Wasser geschluckt«, sagte eine arrogante männliche Stimme. »Da muss sie jetzt durch. Wir sind alle hier, um an einem sportlichen Wettkampf teilzunehmen …«

»Ich weiß«, fiel ihm die Südstaatlerin ins Wort. »Offenbar ist sie nicht sportlich. Hast du ihre Oberschenkel gesehen?«

Würgend zog ich mir das nasse T-Shirt bis zu den Knien. Sie waren nicht dick! Sie waren … normale Oberschenkel einer normal gebauten Frau. Keine gebräunten, formschönen Storchenbeine, wie Shanna sie hatte.

»Vielleicht hat sie vor der Gameshow extra zugenommen«, meinte eine mit Bostoner Akzent.

Alle Blicke schwenkten wieder zu mir.

Wir waren noch keine zehn Minuten auf der Insel, und ich wollte mich schon vor Scham verstecken. Da ich noch immer hustete, tat ich das Nächstliegende und zeigte allen meinen ausgestreckten Mittelfinger.

»Doch, es geht ihr gut«, sagte ein Mann sarkastisch.

Bestimmt der Typ in Dunkelblau. Jede Wette.

Danach wurde ich nicht mehr beachtet, und man scharte sich um einen großen, bronzebraunen Adonis. Er trug ein T-Shirt – in Dunkelblau – mit dem Namen DEAN auf der nassen Brust und schüttelte den anderen Kerlen die Hand.

Mein Erzfeind.

»Gut gemacht«, lobten ihn die anderen und klopften ihm auf die Schulter, als hätte er den Weltfrieden herbeigeführt und nicht bloß beim Wettschwimmen den ersten Platz belegt. Natürlich verriet sein blasiertes, weiß blitzendes Grinsen, dass er es gewohnt war, mit Komplimenten überhäuft zu werden.

Ich fand Dean auf den ersten Blick unausstehlich. Der konnte mich mal.

Es war mir egal, dass er zufällig ein absolut heißer Typ war und genau in mein Beuteschema passte. Groß, muskulös, sonnengebräunt, dunkle Haare, blaue Augen. Dean konnte alle diese Merkmale vorweisen und hatte dazu noch ein gut geschnittenes Gesicht und ein freches Grinsen, bei dem von den anderen Frauen bereits einige dahinschmolzen.

Er hielt eine Axt in der Hand und drehte und wendete sie geübt – offenbar der besagte Zusatzpreis. Die Kameraleute waren auch schon am Strand und verteilten sich in einigem Abstand, während alle durcheinanderliefen und sich unbeholfen miteinander bekannt machten.

Ich wurde dabei kaum beachtet und nutzte die Gelegenheit, um in Augenschein zu nehmen, was ich von dem Tisch auf dem Boot ergattert hatte. Aus meinem klitschnassen Rucksack holte ich die schwere Blechdose hervor, die sich beim Schwimmen wie eine Bowlingkugel auf meinem Rücken angefühlt hatte.

Erdnussbutter. Eine sehr große, sehr schwere Dose grober Erdnussbutter. Ich freute mich wie ein Kind und ließ sie wieder im Rucksack verschwinden. Lecker und nahrhaft. Eine schöne Geheimwaffe in der Hinterhand. Verstohlen blickte ich über die Schulter und stellte fest, dass Adonis mich dabei beobachtet hatte. Für sein selbstgefälliges Schmunzeln hatte ich nur einen bösen Blick übrig.

Er war mir zuwider. Fünf Minuten auf der Insel, und ich wusste schon, wen ich als Ersten rauswählen würde.

Kurz darauf watete Chip an den Strand und setzte für die Kameras sein schönstes Hollywood-Lächeln auf. Er deutete zu einer langen Reihe von bunten Kreisen, dort sollten wir uns aufstellen. Wir suchten uns jeder einen aus – rosa für die Frauen und hellblau für die Männer. Sobald wir alle nass, sandig und zerzaust einen Platz eingenommen hatten, richteten sich die Kameras auf uns, und Chip begann zu sprechen.

»Nachdem ihr alle Gelegenheit hattet, euch kennenzulernen, werden wir jetzt die Teams bilden.«

Von den Kandidaten stieg Jubel auf. Ich klatschte träge und wartete, was er noch zu sagen hatte.

»Wir machen es wie in der Schule. Wer hat den Zusatzpreis gewonnen?« Chip reckte den Hals und spähte an uns entlang, als wäre durch die bewundernden Blicke der anderen nicht offensichtlich, dass Adonis, Pardon, Dean ihn hatte. »Dean? Kannst du bitte nach vorn kommen?«

Der sonnengebräunte Gott setzte sich in Bewegung, wobei er uns Übrigen ein rasches Grinsen zuwarf, und stellte sich neben den Moderator. Der legte einen Arm um Deans Schultern. »Dean, da du den Preis gewonnen hast, möchte ich, dass du diese Tafeln an deine Mitspieler verteilst.« Während Dean gehorchte, moderierte Chip weiter. »Jeder soll seinen Beruf auf die Tafel schreiben und sie auf Brusthöhe vor sich halten. Die Jungs werden ihre Partnerin wählen und nicht andersherum.«

»Partnerin?«, fragte Dean, und Chip sah ihn ein wenig missbilligend an. Vermutlich sollten wir den Moderator nicht unterbrechen.

»Partnerin«, wiederholte Chip etwas lauter und redete über Deans Kopf hinweg weiter. »Wir teilen euch in Zweierteams auf. Ein Mann, eine Frau.«

Was sollte das werden? Sieben Bräute für sieben Brüder?

Die anderen schrieben mit Kreide auf ihre Tafeln, und meine war noch leer. Was sollte ich hinschreiben? Journalistin? Autorin? O Mann, gab es einen Beruf, der noch unsportlicher klang? Nach kurzer Selbstprüfung entschied ich mich für Buchrezensentin und drehte meine Tafel um. Neugierig spähte ich die Reihe entlang.

Auf den anderen Tafeln stand: Ex-Soldatin, Schauspielerin, Bikini-Model, Studentin, Jugendcampbetreuerin, Playmate, Stunt-Double und Assistenzärztin. Eine kleine Frau hatte »Turnerin« und eine weitere »Mehresbiologin« geschrieben. Ich hätte zehn Mäuse gewettet, dass sie sich mit ihren dicken Silikonbrüsten unmöglich unter Wasser halten konnte.

Meine spezielle Freundin, die ich zum Ufer geschleppt hatte, um dann von ihr verarscht zu werden, war »angehendes Model«.

Die Männer zogen Nummern und bekamen die entsprechenden Flaggen dazu, mit denen sie sich aufstellten. Zu meiner tiefen Befriedigung hatte der liebe Dean die Nummer elf gezogen, was ihm sichtlich nicht in den Kram passte. Er zog ein saures Gesicht, das mich entzückte.

Der erste Mann wählte – ein Kerl mit tätowierter Brust und einem Ring in der Nase. Ich tippte auf die Turnerin (Traumfrau und Sportskanone in einem).

»Ich nehme das Playboy-Bunny«, verkündete er und lächelte breit.

Das Bunny – mein zweiter Erzfeind namens Shanna – kicherte und hüpfte zu ihm. Die Ex-Soldatin – Ginger – schnaubte ungläubig. Da musste ich ihr recht geben. Wer hätte gedacht, dass die Frau mit den großen Plastiktitten und dem Südstaatenakzent bei einem Survival-Wettbewerb einer Turnerin und einem Stunt-Double vorgezogen würde?

Der nächste Mann nahm die »Mehresbiologin«. Das hier artete allmählich in eine Parodie aus. Attraktivität war offenbar das wichtigste Kriterium.

Anschließend wurden, wie zunächst von mir vermutet, Ex-Soldatin Ginger, die Turnerin Vera und Stunt-Double Alys gewählt, und ihre jeweiligen Partner wirkten alle erleichtert über die Wahl der anderen. Bald war Dean an der Reihe, und übrig waren nur noch ich und Heidi am anderen Ende der Reihe, die ihre Tafel mit »angehendes Model« hochhielt und allen ein sonniges Lächeln schenkte.

O Mist.

Allmählich schwante mir, dass ich als Letzte gewählt werden würde – von dem einzigen Typ, der die Ausnahme von der durch die Produzenten aufgestellten Regel darstellte, denn er war weder jung noch »halbwegs« attraktiv. Er war älter als alle anderen, hatte eine angegraute Lockenmähne und einen langen Bikerbart, der ihm bis über die Brust hing, sodass sein Name auf dem T-Shirt verdeckt war.

Bei seinem Anblick verließ mich die Kraft, und ich sah zu Dean zurück, der offenbar eine Entscheidungskrise durchmachte. Er musterte Heidi, dann mich, dann wieder Heidi und schien im Geiste seine Optionen durchzugehen.

O Gott. Zu Dean wollte ich auf keinen Fall.

Sicher, der Bikertyp sah aus, als würde er keine Woche durchhalten, aber er war mir allemal lieber als ein arroganter Wichser. Nicht dass ich es mir aussuchen konnte.

Dean seufzte schwer, legte die Hände an seine ach so schlanken Hüften und sah zu Moderator Chip. Also hatte er seine Entscheidung getroffen. Sein Blick hatte lange und kritisch auf Heidi geruht, wobei sie ihm zugezwinkert und ihr glutvollstes Lächeln aufgesetzt hatte. Und als er mich betrachtete, stand ich mit verschränkten Armen da und starrte ihn finster an.

»Ich nehme die Wütende. Abby.« Er klang nicht besonders begeistert.

Ich gebe zu, ich war ein kleines bisschen verblüfft. Heidi auch.

»Bist du sicher?«, fragte Chip, als könnte auch er es nicht glauben.

»Meine Güte, danke, Chip«, rief ich honigsüß und stieg von meiner Matte.

»Vollkommen sicher«, antwortete Dean, der seinen frechen Tonfall gerade wiederfand, und ich schenkte ihm mein schönstes, falschestes, modelhaftestes Lächeln und ging zu ihm hinüber. Während Heidi noch an ihrem Platz stand, gab ich mir Mühe, über die Wahl zufrieden zu erscheinen. Mit dem Rucksack über der Schulter schlenderte ich durch den Sand – na ja, mit meinen nassen, schweren Sneakern stolperte ich eher voran.

Dean guckte gequält, während ich zu ihm ging, und Heidi, unterwegs zu dem alten Biker, war wohl verwirrt, weil jemand zugunsten eines Trampels namens Abby auf ihre Attraktivität verzichtete.

»Willkommen bei Endurance Island«, rief Chip erneut, eine Phrase, die mir jetzt schon auf die Nerven ging. »Die Wegbeschreibung zu eurem Lagerplatz ist an eure Fahne geheftet. Begebt euch dorthin, und dann sehen wir euch bei der nächsten Herausforderung!«

Dean wandte sich mir zu und empfing mich mit seinem schiefen Lächeln, das zweifellos darauf ausgerichtet war, Herzen zum Klopfen und Höschen zum Fallen zu bringen. »Dann verbringen wir also die nächsten Tage zusammen.«

»Toll«, sagte ich in einem Tonfall, der das Gegenteil ausdrückte. »Und willst du mir verraten, wieso du mich Heidi vorgezogen hast?«

Er sah kurz zu ihr, dann schwenkte sein desinteressierter Blick zu mir zurück. »Sie kann ums Verrecken nicht schwimmen.«

Ha. Ich muss zugeben, das verschlug mir kurz die Sprache.

»Und außerdem«, sagte er, während er unsere Flagge (mit der Glückszahl Elf) aus dem Sand zog, »bist du die mit der Erdnussbutter. Und die ist jetzt unsere Erdnussbutter.«

Ganz offensichtlich war die Erdnussbutter ein größerer Wettbewerbsvorteil als ich.

3

Wisst ihr, es ist komisch. Alle anderen Mädchen auf der Insel sehen aus, als würden sie liebend gern ein paar Tage allein mit mir verbringen. Abby dagegen guckt mich an, als würde sie mir gern mit meiner Axt eins überziehen. Die seltsamste Braut, die mir je untergekommen ist. Kann aber ordentlich schwimmen. Hoffen wir, dass sie bei den Aufgaben nicht total versagt. – Dean Woodall, 2. Tag

Wir redeten nicht, während wir über die Insel wanderten. Mir fiel nichts Höfliches ein (und er hatte vermutlich dasselbe Problem), also stapften wir schweigend durch Sand und Gebüsch. Wir kamen an ein paar anderen Lagerplätzen vorbei – unserer befand sich am anderen Ende der Insel, weil wir die Nummer elf zugeteilt bekommen hatten. Die Schiffbrüchigen, die gerade Zahlen gezogen hatten, wurden auf einem Boot zu einer nahegelegenen anderen Insel gebracht.

Ein Kameramann begleitete uns, wir sahen ihn ab und zu zwischen Bäumen hervorblitzen. Da man uns angewiesen hatte, die Kameras zu ignorieren, gab ich mir Mühe, genau das zu tun. Allmählich nahm ich den Mann in der Umgebung kaum noch wahr, obwohl er ständig ein paar Schritte voraus in den Weg sprang und uns filmte.

»Ich sehe das Lager«, verkündete Dean schließlich. Ich reckte den Kopf. Eine rote Flagge mit einer leuchtenden Elf flatterte ein Stück abseits vom Strand. Als wir dort ankamen, runzelte ich die Stirn. Endurance Island würde tatsächlich einiges Durchhaltevermögen erfordern. Die Flagge steckte im Sand, und das Einzige, was noch auf ein Lager hindeutete, waren der schmiedeeiserne Topf und die Tüte Reis daneben.

Dean war angesichts dieser Lage genauso perplex wie ich. »Unser trautes Heim, nehme ich an.« Er sah über die Schulter zu mir.

Ich biss mir auf die Lippe, sonst hätte ich vor Frust laut geschrien.

»Da gab es für die Staffel wohl eine Budgetkürzung«, witzelte ich. »Deshalb gibt’s kein Vier-Sterne-Resort mehr.«