Wild Heat (Wilding Pack Wolves, Buch 3) - Alisa Woods - E-Book

Wild Heat (Wilding Pack Wolves, Buch 3) E-Book

Alisa Woods

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Beschreibung

Das Polizeirevier ist kein Ort für Shifter… das weiß Kaden nur allzu gut.

Kaden Grants Beschützerinstinkt macht ihn zu einem ausgezeichneten Polizisten, aber er ist sehr darauf bedacht, dass weder die Shifter-Gangs, mit denen er sich herumschlägt, noch seine Kollegen von seiner Vergangenheit erfahren. Nur holt ihn diese schließlich doch ein, als die Lieblingskünstlerin des Bürgermeisters ins Fadenkreuz der Wolfshasser gerät und in Schutzhaft soll. Kaden setzt alles daran, diesen Auftrag zu bekommen, denn bei jedem anderen Polizisten wären die Überlebenschancen dieses Mädchens gleich Null. Doch ihre wilde Seite droht, sein lang vergrabenes Geheimnis hervorzubringen…

Terra Wilding muss untertauchen, denn nach einer Reihe willkürlicher Bombenanschläge ist der Wolfsjäger nun speziell hinter ihr her – alles nur, weil ihre Fotografien selbst in den dunkelsten Ecken Seattles noch Licht finden. Terra kann ihre kleine Schwester Cassie und den Rest ihres Rudels nur beschützen, indem sie sich in einer Wohnung des Zeugenschutzprogramms versteckt, die sich eher wie ein Käfig anfühlt. Wenn nur der menschliche Polizist, der sie bewachen soll, nicht so heiß wäre…

Als Terra sich für ein Treffen mit einem geheimnisvollen Kunstsammler davonschleicht und sich erneut in Gefahr bringt, kann Kaden nicht länger so tun, als hätte sein unbändiges Verlangen, sie zu beschützen, nur mit seinem Job zu tun. Nein, da ist eine nicht zu leugnende Hitze zwischen ihnen, die droht, sie beide zu verbrennen. Kaden will Terra um jeden Preis beschützen, aber kann er die Wildeste der Wildings zähmen, bevor sie doch noch in die Fänge des Wolfsjägers gerät?

WILD HEAT ist ein eigenständiges und in sich abgeschlossenes Buch, das dritte in der „Wilding Pack Wolves“-Reihe. Alle Bücher dieser Serie sind eigenständige Geschichten, aber für die Hintergründe und maximales Lesevergnügen empfiehlt es sich, sie in der richtigen Reihenfolge zu lesen und zunächst mit der „River Pack Wolves“-Trilogie zu beginnen.

Alle Teile der "Wilding Pack Wolves"-Reihe:

Wilding Pack Wolves 1 - Wild Game

Wilding Pack Wolves 2 - Wild Love

Wilding Pack Wolves 3 - Wild Heat

Wilding Pack Wolves 4 - Wild One

Wilding Pack Wolves 5 - Wild Fire

Wilding Pack Wolves 6 - Wild Magic

"River Pack Wolves" Trilogie:

River Pack Wolves 1 - Jaxson

River Pack Wolves 2 - Jace

River Pack Wolves 3 – Jared

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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WILD HEAT

Wilding Pack Wolves 3

ALISA WOODS

Text copyright © 2016 by Alisa Woods

All rights reserved.

Kein Teil dieser Publikation darf ohne die Erlaubnis des Herausgebers reproduziert, in einem Datenspeichersystem hinterlegt oder in jeglicher Art und Form weitergegeben werden, elektronisch oder mechanisch, inklusive Fotokopien, Aufnahmen oder Sonstigem.

English Copyright 2016 by Alisa Woods

2020 Deutsche Übersetzung von Michael Drecker und Carolin Frenser

Herausgeber: Michael Drecker, Stühmeyerstr. 54, 44787 Bochum, Deutschland

Cover by Steven Novak

* * *

Das Polizeirevier ist kein Ort für Shifter… das weiß Kaden nur allzu gut. Kaden Grants Beschützerinstinkt macht ihn zu einem ausgezeichneten Polizisten, aber er ist sehr darauf bedacht, dass weder die Shifter-Gangs, mit denen er sich herumschlägt, noch seine Kollegen von seiner Vergangenheit erfahren. Nur holt ihn diese schließlich doch ein, als die Lieblingskünstlerin des Bürgermeisters ins Fadenkreuz der Wolfshasser gerät und in Schutzhaft soll. Kaden setzt alles daran, diesen Auftrag zu bekommen, denn bei jedem anderen Polizisten wären die Überlebenschancen dieses Mädchens gleich Null. Doch ihre wilde Seite droht, sein lang vergrabenes Geheimnis hervorzubringen…

Terra Wilding muss untertauchen, denn nach einer Reihe willkürlicher Bombenanschläge ist der Wolfsjäger nun speziell hinter ihr her – alles nur, weil ihre Fotografien selbst in den dunkelsten Ecken Seattles noch Licht finden. Terra kann ihre kleine Schwester Cassie und den Rest ihres Rudels nur beschützen, indem sie sich in einer Wohnung des Zeugenschutzprogramms versteckt, die sich eher wie ein Käfig anfühlt. Wenn nur der menschliche Polizist, der sie bewachen soll, nicht so heiß wäre…

Als Terra sich für ein Treffen mit einem geheimnisvollen Kunstsammler davonschleicht und sich erneut in Gefahr bringt, kann Kaden nicht länger so tun, als hätte sein unbändiges Verlangen, sie zu beschützen, nur mit seinem Job zu tun. Nein, da ist eine nicht zu leugnende Hitze zwischen ihnen, die droht, sie beide zu verbrennen. Kaden will Terra um jeden Preis beschützen, aber kann er die Wildeste der Wildings zähmen, bevor sie doch noch in die Fänge des Wolfsjägers gerät?

KapitelEins

Terra Wildings Zimmer war in dämonisches Licht getaucht.

Eigentlich war es nur das Dunkelkammerlicht, das alles in seinen blutroten Schein tränkte, aber es passte irgendwie zu der düsteren und gedrückten Stimmung, die Terra ergriffen hatte. Terras brandneues Vergrößerungsgerät war eben erst angeliefert worden und es juckte ihr in den Fingern, es auszuprobieren, aber alles, womit sie gerade arbeiten konnte, waren alte Aufnahmen. Alte Filmrollen. Fotos, die sie schon vor Monaten gemacht hatte, wenn es nicht sogar noch länger her war. Ihre letzte Galerieausstellung lag bereits acht Wochen zurück und selbst ihre Fotografien dort hatte sie bereits Monate davor aufgenommen. Es war schon so lange her, dass sie Seattle mit all seinen Einwohnern, Gebäuden und schmutzigen Ecken durchkämmt hatte, um ihre Kunst mit einem Stückchen Leben zu füttern. Einen winzigen Funken Güte, den sie hervorbringen konnte, um ihrer Heimatstadt zu sagen: Sieh nur, es ist nicht alles verloren, nicht einmal in deinen Tagen des Hasses.

Doch bei all diesen Überfällen auf Shifter, die sich in letzter Zeit zugetragen hatten, fragte sie sich, ob das immer noch zutraf.

Sie schwenkte das Fotopapier durch die Entwicklerflüssigkeit, bis die Bilder aus der roten Dunkelheit heraus zum Vorschein kamen. Aber es waren keine Überraschungen dabei. Keine neuen Blickwinkel oder Perspektiven, egal wie sehr sie ihre alten Aufnahmen auch durchforstete oder zurechtschnitt. Sie benutzte ihre Zange, um den Fotoabzug aus der Entwicklerlösung zu nehmen und ins Stoppbad gleiten zu lassen. Sie brauchte einfach neues Material – und das würde sie bestimmt nicht hier im abgelegenen Familienanwesen des River-Rudels mitten in den Bergen bekommen, weit entfernt vom Herzschlag der Stadt.

Nur war ihre Stadt nicht mehr sicher für sie.

Sie beförderte den Abzug ins Fixierbad, spülte ihn dann ein letztes Mal ab und hängte den neu entwickelten Schnappschuss an ihrer Wäscheleine auf. Ein schwerer Seufzer entfuhr ihr, als sie ihren Blick über die Fotos wandern ließ, die ihre Wand bedeckten – in vier Reihen mit je zwanzig Bildern belegten sie zwei der vier Wände mit komplett wertloser Kunst. Das Fenster an der dritten Wand war gleich nach Terras Ankunft mit lichtundurchlässigem Material verhangen worden – zwei Rollläden, ein schweres Paar Vorhänge und schwarzes Klebeband an den Rändern. Die vierte Wand wurde von einem massiven Himmelbett und einigen Kunstwerken eingenommen, die Terra nicht abnehmen konnte, weil dies ihre Gastgeber gekränkt hätte. Eigentlich waren sie gar nicht so übel – die Gemälde, nicht die Gastgeber, denn die waren sowieso wunderbar. Die Bilder waren realistische Malereien der imposanten Berge, die das geheime Anwesen umgaben, aber sie entsprachen nicht ganz ihrem Stil. Und so störten sie sie tagtäglich, wie ein kratzendes Etikett, das in ihrem Oberteil zurückgeblieben war.

Sie seufzte erneut, als sie wieder auf ihr eigenes Werk blickte, und gab den Versuch auf, irgendetwas Bedeutungsvolles darin zu finden. Stattdessen schaltete sie das große Licht im Zimmer ein, zog ihren Skizzenblock aus dem Nachttisch und rollte sich auf dem Bett zusammen.

Während ihrer endlosen Gefangenschaft im Berganwesen hatte ihr Bedürfnis, etwas Neues zu schaffen, sie wieder zu ihrer ursprünglichen Leidenschaft geführt – dem Zeichnen. Aber das, was mit Kohlestrichen auf ihrem Skizzenblock entstand, war sogar noch düsterer als die Dinge, die sie mit ihrem Kameraobjektiv einfing – Bomben, Körperteile, von Explosionen zerfetzte Shifter und zerrissenes Metall, Autos und Gebäude, alles von der Hassgruppe zerstört, die es auf das Wilding-Rudel abgesehen hatte. Die Bombenleger waren zwar nicht speziell hinter ihr her, aber sie war aufgrund ihrer Galerieausstellungen und den Artikeln in der Artist Today eines der bekannteren Mitglieder ihres Rudels. Der Wolfsjäger hatte ihre ganze Familie in seinem Doxing-Video als Shifter geoutet und ihre Namen und Adressen preisgegeben, und jetzt waren sämtliche Shifter-Hasser in ihrer Stadt wie versessen darauf, ihre dunklen psychischen Probleme mit Shifter-Blut und Chaos zu verarbeiten.

Sie würde niemals den Hass und die Gewalt verstehen, aber dunkle psychische Probleme verstand sie nur zu gut. Die Dunkelheit der Welt hatte sie schon immer heimgesucht, sie umhüllt und damit gedroht, sie zu ertränken… und nun wurde es mit steigender Anzahl dieser hasserfüllten Menschen immer schwieriger, das Licht zu finden, das die Dunkelheit zurückdrängte.

Sie seufzte erneut. Sie war schon viel zu lange eingesperrt.

Terra schloss die Augen und versuchte, sich die sanfte Unschuld ihrer kleinen Schwester Cassie vorzustellen. Seit ihre Mutter gestorben war, war sie eine beständige Lichtquelle in Terras Leben gewesen. Auch Cassie war eine Vollzeitbewohnerin im geheimen Berganwesen und sogar Terras Zwillingsbruder, Trent, riss sich immer häufiger von seiner hektischen Arbeit in seinem Softwareunternehmen los, um ihnen Besuche abzustatten. Ihr Vater dagegen hielt sich immer noch in seinem Anwesen in Bellevue auf und verschloss wie üblich vor allem die Augen. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal die Nachrichten über die Bombenanschläge mitbekommen. Terra flüchtete sich oft in ihre Kunstwelt, aber ihr Vater war ein wahrer Meister darin, die Realität zu verdrängen – als ihre Mutter gestorben war, hatte er sich zum Planeten Donnie Wilding begeben und war nie zurückgekehrt.

Terra rieb sich die Augen und massierte die Anspannung aus ihren Schultern. Es hatte keinen Sinn, sich den Kopf über Dinge zu zerbrechen, die sich niemals ändern würden. Ein Klopfen an der Tür hielt sie davon ab, sich wieder ihrer Zeichnung von Cassie zu widmen.

„Herein!“, rief Terra.

Ihr Cousin Noah öffnete die Tür. Er hatte ungefähr ihr Alter, hatte mit seinen einundzwanzig Jahren aber schon eine Menge durchgemacht – viel mehr als Terra. Allein ihn in der Nähe zu haben, erinnerte sie daran. In letzter Zeit hatte er fast seine ganze Energie darauf verwendet, die Bombenanschläge zu stoppen… einschließlich des Anschlags, der gerade an diesem Morgen passiert war.

Trotzdem überraschten sie sein finsterer Blick und der gestresste, verunsicherte Ausdruck in seinem Gesicht. „Terra, da ist jemand für dich an der Tür.“

„Ja?“ Sie schaute zurück auf ihre Zeichnung. „Ich hab gerade wirklich keine Lust, Noah.“

„Du musst runterkommen.“

Sie sah auf.

In seiner Miene lag eine dermaßen ernste Dringlichkeit, dass es sie unerwartet frösteln ließ.

„Es ist etwas passiert“, sagte er.

Oh Gott, nicht schon wieder. Terra spürte die Dunkelheit näher rücken, wie eine nasse Wolldecke, die sie zu ersticken drohte. Manchmal konnte sie das in der Welt entfachte Böse so deutlich spüren, als wäre es eine tatsächliche physische Kraft, die auf ihren Körper drückte.

„Na gut.“ Sie öffnete die Schublade ihres Nachttischs und legte ihren Block und den Kohlestift zurück.

Noah wartete an der Tür, offenbar um sie zu begleiten und dafür zu sorgen, dass sie seiner Aufforderung auch wirklich nachkam.

Terra strich ihr schwarzes T-Shirt glatt – es war mit Entwicklerlösung beschmutzt. „Ich hoffe, es ist nicht die Königin von England.“

„Ist es nicht.“ Noah lächelte nicht einmal.

Sie runzelte die Stirn, während sie sich in der Tür an ihm vorbeischob und er ihr in den Flur folgte. Das River-Anwesen war riesig, also hatten sie zumindest ein wenig Zeit, während sie sich durch die langen Korridore zu ihrem Ziel aufmachten, wo immer das auch sein mochte – doch es sah so aus, als wären sie in Richtung Eingangstür unterwegs.

„Was ist los?“, fragte sie.

„Es gibt ein neues Video vom Wolfsjäger.“ Noah kniff die Lippen zusammen und zögerte, fortzufahren.

„Und?“ Das Gefühl der Dunkelheit schnürte ihr die Brust zu. Sie konnte ihre Präsenz in den Worten spüren, die Noah nicht aussprechen wollte.

„Und er hat dich ins Visier genommen, Terra.“ Es schien, als müsste er die Worte regelrecht herauszwingen.

Terra blieb wie angewurzelt stehen und stützte sich an der blütenweißen Wand ab. „Mich?“ Das erste Video des Wolfsjägers hatte sie alle geoutet. Danach hatte er in einer Reihe blindwütiger Videos seinem Hass auf Shifter freien Lauf gelassen – praktisch ein filmisches Manifest für seine Anhänger. Und diese hatten infolgedessen ihren Onkel ermordet – Arthur Wilding, einen der fünf Wilding-Brüder, die die Rudelfamilien anführten – und sogar Anschläge auf seine Tochter Nova verübt. Daraufhin war ihr Cousin Noah aus Afghanistan zurückgekehrt, um zu helfen, und hatte dafür fast mit seinem Leben bezahlt. Eine nach der anderen wurde jede der Familien ins Visier genommen, ausspioniert, gejagt…

Und jetzt war sie an der Reihe.

Der Boden unter ihren Füßen schien zu schwanken.

„Terra, alles wird gut.“ Die Hand ihres Cousins landete auf der bloßen Haut ihres Unterarms und half ihr, aufrecht stehen zu bleiben.

„Nein, wird es nicht.“ Sie streifte seine Hand ab und er wich zurück. Den einzigen Panzer, den sie gegen die überwältigende Dunkelheit hatte – gegen den Hass und den Terror, die wie eine Waffe auf ihre Familie gerichtet waren – war ein tiefer Brunnen der Wut. Sie zog diesen Panzer an und drängte sich an Noah vorbei, um weiter den Flur hinunterzulaufen. „Na los, lass uns gehen.“

Ihre Wut hatte eine geradezu belebende Wirkung auf sie. Wie konnte es dieser Wolfsjäger nur wagen, sie und ihre Familie zu bedrohen? Sie eilte zur Vorderseite des Hauses und auf das, was sie dort erwarten mochte, zu. Während Noah sich bemühte, sie einzuholen, wurden ihre Schritte größer und ihre schweren schwarzen Stiefel hämmerten über den glänzenden Holzboden des Flurs und die Treppenstufen zur Eingangstür herab. Aber was sie unten sah, war nicht annähernd das, was sie erwartet hatte.

Die Polizei war da.

Shifter und Polizisten passten kein Stück zusammen. Punkt. In den Augen der Wolfshasser, und zweifellos auch denen der Polizeibehörden, waren Shifter in erster Linie Verbrecher – oder zumindest potentielle Verbrecher. Selbst ein Großteil der zivilen Bevölkerung glaubte das insgeheim. Angeblich neigte ihre Wolfsnatur zur Gewalt… dabei waren es die Menschen, die Leute in die Luft sprengten. Und die Polizei, die wegschaute. Was niemand von ihnen je verstehen würde, war, dass das Tier der beste Teil eines jeden Shifters war.

Terra stemmte die Hände in die Hüften und ließ einen prüfenden Blick über den massigen Polizisten wandern, der den Türrahmen ausfüllte. Er war groß, breit und auf eine Art muskulös, die – zumindest bei einem Menschen – bedeutete, dass er viel Zeit im Fitnessstudio verbrachte und seinem Körper huldigte. Dennoch musste sie zugeben, dass das Ergebnis durchaus etwas Anbetungswürdiges an sich hatte. Seine ordentliche schwarze Uniform passte genau über seinen ausdefinierten Bizeps, seinen flachen Bauch und die muskulösen Oberschenkel. Es war die Art von perfektem männlichem Körper, die regelrecht um ihre Kamera bettelte, und ihr Künstlerauge erfasste unwillkürlich die Details, die ihn zu einem atemberaubenden Fotomodel machen würden – das tiefe Saphirblau seiner Augen, das raue Mitternachtsschwarz seiner kurzrasierten Haare, seine Körperspannung und die lässige und doch kraftvolle Haltung, wie er sich der versammelten Shifter-Meute gegenüberstellte. Doch so umwerfend sein Erscheinungsbild auch sein mochte, er war immer noch ein Polizist – also im Prinzip all das, was sie an der Menschheit verabscheute. Dieses makellose männliche Exemplar war nichts, was sie zeichnen oder fotografieren würde – es war der Feind, der an die Türschwelle ihrer Familie gekommen war.

Die Kälte in seinem starren Blick unterstrich diese Auffassung noch.

„Was soll das?“, fragte sie und zog verächtlich die Oberlippe hoch.

„Das ist Officer Kaden Grant, von der Polizei“, sagte Jaxson River, der Anführer des River-Rudels, der die Riverwise-Sicherheitsfirma leitete und dessen Familie das Berganwesen gehörte. Jaxson war durch und durch ein Alpha und eine Zeitlang hatte Terra geglaubt, er könnte der Eine für sie sein – ein Mann, stark genug, um ihr Partner zu werden. Gerade nachdem er Cassie aus den Händen dieser Verbrecher gerettet hatte, von denen sie im Auftrag der Regierung entführt worden war, war Terra sich sicher gewesen, dass Jaxson der Mann sein würde, der endlich ihre persönliche Dunkelheit durchbrechen konnte.

Aber sie hatte sich geirrt.

Sich mit Jaxson zu paaren wäre ihr Ende gewesen – sie wäre von dem Fluch getötet worden, von dem er besessen gewesen war. Terra hatte schon immer gewusst, dass der Tod sie verfolgte. Sie vermutete, dass es plötzlich passieren würde, wie der Autounfall, der ihr ihre Mutter genommen hatte. Wie ein unerwarteter magischer Fluch, der den Mann belegte, in dem sie ihren zukünftigen Partner gesehen hatte. Oder wie dieser Officer Grant, der in der Tür stand und sehr stark nach jemandem aussah, der sie in ihr Verderben führen würde.

Jaxson sprach sie jetzt direkt an. „Hat Noah dir von dem Video erzählt?“, fragte er sie.

Noah nickte.

Terra sagte: „Hört sich fast so an, als hätte mein letztes Stündlein geschlagen.“

„Terra… nein.“ Jaxson kam näher und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wir lassen nicht zu, dass dir etwas passiert. Oder sonst irgendwem. Aber in diesem letzten Video…“

Jaxson sah zu dem Polizisten, der sie kühl musterte.

Sie verengte die Augen. Was zur Hölle sollte das?

Officer Grant räusperte sich und begegnete ihrem Blick. „Der Wolfsjäger hat heute Morgen ein weiteres Video veröffentlicht, Ma‘am.“ Seine Stimme war tief und rau. „Diese Adresse hier wurde als Ihr aktueller Wohnsitz angegeben. Und angesichts der jüngsten WildLove-Bombenanschläge hat der Bürgermeister die Polizeibehörde beauftragt, Sie in Schutzhaft zu nehmen. Laut ihm sind Sie, ich zitiere: ‘Eine angesehene Künstlerin, ein Juwel unserer Stadt.‘“ Grant schenkte ihr ein kaum erkennbares Lächeln. „Was offenbar bedeutet, dass Sie Personenschutz verdient haben.“

Terra wich zurück und warf Grant erneut einen verächtlichen Blick zu. Dann wandte sie sich an Jaxson. „Personenschutz?“

„Das Berganwesen ist nicht mehr sicher. Besonders nicht für dich.“ Jaxsons Blick war todernst und ein neues Rinnsal eisiger Angst sickerte durch Terras Brust und in ihren Magen, der sich fest zusammenzog.

Sie drehte sich wieder zu Officer Grant um. „Moment mal… in dem Video wurde gesagt, dass ich hier bin? Das heißt also, dass das geheime Familienanwesen enttarnt wurde. Wegen mir.“

„Das hat nichts mit dir zu tun“, beharrte ihr Cousin Noah. „Dieser Verrückte hat dich zwar erwähnt, aber er ist hinter allen Shiftern her. Ich weiß nicht, wie er von dem Anwesen erfahren hat, aber in den letzten drei Monaten sind hier so viele Leute ein und aus gegangen, eigentlich ist es ein Wunder, dass es so lange unentdeckt geblieben ist.“

Anfangs hatte Terra nicht hierher kommen wollen – für sie war das Anwesen halb Gefängnis und halb Zuflucht – aber wenigstens waren hier Shifter. Ihresgleichen. Sie und Cassie waren hier sicher. Und jetzt wollte der Bürgermeister, dass die Polizei sie bewachte – deren Personal wahrscheinlich zur Hälfte diesen geheimen Wolfshassern angehörte.

Das war ihr Todesurteil.

„Wir alle werden das Berganwesen verlassen, Terra.“ Jaxson sah Officer Grant finster an. „Aber niemand kann dich zwingen, mit diesem Arschloch mitzugehen. Irgendwie werden wir schon für jeden einen Platz finden – bei Freunden, Shifter-Familien… wir schaffen das.“

Terra runzelte die Stirn. Es lebten nahezu fünfzig Shifter im Familienanwesen der Rivers, seit dieser Wahnsinn angefangen hatte – Wilding- und River-Rudel, Wölfe, an denen die Regierung Versuche durchgeführt hatte, ganz zu schweigen von Mama River selbst. „Wirklich, Jaxson?“, fragte Terra. „Mal ehrlich, wie willst du für all diese Leute Plätze finden?“

Jaxsons Kiefer arbeitete und sie konnte sehen, dass ihm das Ausmaß des Problems bewusst war. Mehr als zwei Dutzend Shifter waren bereits von den Neuigkeiten an der Haustür angelockt worden und wahrscheinlich verbreitete sich die Kunde davon wie ein Lauffeuer durch den Rest des Berganwesens. Selbst Mama River, die Patriarchin des River-Rudels und Inhaberin des Anwesens, sah mit wachsamen Augen von der Küchentür aus zu.

„Ma‘am.“ Officer Grants tiefe Stimme riss sie aus ihren Überlegungen. „Ich verspreche, dass wir Ihnen einen sicheren Ort anbieten können⁠—“

Ein Tumult unter den Shiftern hinter ihnen schnitt ihm das Wort ab. Es war ihr Bruder Trent, der sich einen Weg durch die Menge bahnte.

„Was zur Hölle geht hier vor sich?“, schrie Trent über die Köpfe hinweg, während er sich nach vorne durchdrängelte. „Terra, wieso ist die Polizei wegen dir hier?“ Wütend starrte er Officer Grant an, der immer noch auf der Türschwelle stand, aber nicht hereinkam.

„Ich bin nicht hergekommen, um sie festzunehmen—“ Die Stimme von Officer Grant wurde eine Spur lauter.

Terra beachtete ihn nicht und sprach direkt zu ihrem Bruder. „Es gibt ein neues Video. Der Wolfsjäger ist jetzt hinter mir her.“ Allein die Worte laut auszusprechen, führte dazu, dass sie sich wieder benebelt fühlte. Sie griff nach dem Treppenpfosten. Jaxsons Hand stützte sie, so wie Noahs es zuvor getan hatte. Sie schob ihn weg, aber dann kam Trent an ihre Seite, um seinen Platz einzunehmen.

„Schon gut, Terra.“ Ihr Bruder versuchte, sie zu beruhigen, aber das war zwecklos.

„Nichts ist gut!“, knurrte sie ihm ins Gesicht. Ihre Wölfin begehrte zornig auf und war bereit, die nächste Person mit ihren Krallen zu bearbeiten, die ihr sagte, dass alles gut werden würde, wenn offensichtlich war, dass nichts gut war. Und nie wieder werden würde.

Dann sah sie eine kleine, dunkelhaarige Gestalt, die sich durch die Menge schlängelte, indem sie sich Trents freigeschaufelten Weg zunutze machte. Cassie. Ihr langes, schwarzes Haar tanzte um ihre dünnen Schultern und ihre tiefen, dunklen Augen, wie die ihrer Mutter, sahen mit einer Mischung aus Angst und Traurigkeit zu Terra auf, als sie an ihrer Seite ankam.

Oh Gott. Sie durfte auf keinen Fall vor Cassie die Nerven verlieren. Durfte der Dunkelheit nicht nachgeben, nicht jetzt. Terra schob Trent zur Seite, kniete sich zu ihrer Schwester und schlang die Arme um ihren schmalen Körper. Ihr kleines Schwesterchen war erst zwölf und hatte kaum angefangen, richtig zu leben. Sie war noch so winzig und schmiegte sich in diesem Augenblick zitternd in Terras Arme. Das Mädchen war schon einmal in Gefangenschaft geraten, als man sie direkt auf der Straße vor ihrer Schule entführt hatte. Was auch immer hinter Terra her war – und diesmal fühlte es sich zweifellos so an, als würde der Tod sie endlich zu fassen bekommen – musste sie, komme was wolle, von ihrer kleinen Schwester fernhalten.

Und in diesem Moment wurde ihr klar: Sie würde Cassie verlassen müssen. Egal, wie sehr es ihr das Herz zerreißen würde.

„Keine Sorge, mein Schatz“, sagte Terra, während sie Cassie noch fester an sich drückte. „Es wird alles wieder gut, das verspreche ich dir.“

Doch die Augen ihrer Schwester waren immer noch weit und panisch aufgerissen, als Terra zurückwich. „Warum ist der Wolfsjäger hinter dir her?“, fragte sie und Angst schwang in ihrer süßen Stimme mit.

Terra schloss kurz die Augen, öffnete sie dann wieder und sagte: „Ich weiß es nicht, Kleines. Manche Menschen auf dieser Welt sind einfach böse.“ Ihre Kehle schnürte sich zu. Sie richtete sich wieder auf, hielt Cassies Schultern jedoch weiterhin fest. „Das River-Rudel wird sich ab jetzt um dich kümmern.“

Cassies Augen wurden noch runder. „Aber ich will bei dir bleiben.“

Oh Gott… ein Messer in ihrem Herzen wäre weniger schmerzhaft gewesen.

Jaxson kam ihr zur Hilfe und schob sich sofort an Cassies Seite. „Du musst dir keine Sorgen machen, Cass. Wir werden ein neues Zuhause für dich finden, das sogar noch besser ist, als das Berganwesen.“

Terra versuchte, ihre Dankbarkeit mit einem wortlosen Blick auszudrücken – denn im Augenblick traute sie sich kaum zu, sprechen zu können.

„Terra.“ Trent schüttelte den Kopf und sie wusste, was er dachte: Dass sie zusammenbleiben sollten. Aber die Leute aus Jaxsons Sicherheitsfirma hatten militärische Erfahrung und Trent war ein Softwareentwickler. Auf gar keinen Fall würde sie Cassie in die Obhut ihres Bruders übergeben.

„Ihr tut, was auch immer Jaxson euch sagt“, wies sie Trent energisch an. Wenn er ihr in dieser Sache Widerstand leistete, dann würde sie die Krallen ausfahren. Doch Cassie zuliebe ließ sie ihre Stimme wieder weicher werden. „Bringt sie an einen sicheren Ort, Trent. Irgendwo weit weg von mir. Ich bin jetzt die Zielscheibe…“ Sie musste sich erneut räuspern. Alle Gesichter waren auf sie gerichtet, also sprach sie direkt zur versammelten Menge. „Ihr alle müsst euch in Sicherheit bringen. Sofort.“

Trent presste die Lippen zusammen, erhob aber glücklicherweise keine Einwände.

„Okay, alle herhören“, sagte Jaxson mit fester Stimme und übernahm wie üblich das Kommando. Gott sei Dank. „Wir müssen ungefähr fünfzig Shifter an sichere Orte umsiedeln, und zwar so schnell wie möglich. Das wird kein einfaches Unterfangen werden. Jeder von euch muss Ruhe bewahren und mithelfen.“

„Ich werde nirgendwo hingehen“, ergriff Mama River von der Küchentür aus das Wort. „Das hier ist mein Zuhause.“

Terra konnte nicht anders, als zu lächeln, und das half, die Tränen zu vertreiben, die gedroht hatten, ihr aus den Augen zu treten. Mama Rivers trotzige Reaktion, ungeachtet der Tatsache, dass ihr Sohn das Alphatier des Rudels war, war einfach genau das, was sie gerade hören musste. Sie hatte Mama River mehr ins Herz geschlossen, als sie zugeben wollte. Terra hatte keine Mutter mehr gehabt, seit sie noch kleiner als Cassie gewesen war, und Mama River schien für jeden wie eine Mutter zu sein, der durch ihre Haustür kam. Wenn ihr eigener Vater seine Elternrolle auch nur halb so gut erfüllt hätte, wie Mama River es tat, dann hätte Terra vielleicht nicht ihre ganze Jugend über als Cassies Ersatzmutter herhalten müssen.

Nicht, dass sie auch nur einen einzigen Moment davon bereute.

Jaxson sah leicht genervt, aber nicht wirklich überrascht aus. „Na gut, jeder außer meiner Mutter wird eine neue Unterkunft finden müssen. Und ich werde vier Freiwillige brauchen, die hierbleiben wollen und Mama River und das Anwesen beschützen – für den Fall, dass der Wolfsjäger sich dazu entschließt, hier aufzutauchen.“

Jede Hand im Raum schoss in die Luft. Terra war nicht im Geringsten überrascht.

„Ich sagte vier“, brummte Jaxson. „Mehr Leute sind nur ein unnötiges Sicherheitsrisiko und das will ich auf keinen Fall eingehen.“ Er sah auf Cassie hinab, die ebenfalls ihre Hand erhoben hatte. „Das gilt auch für dich, Kurze. Aber bevor wir dich hier wegbringen – wie wäre es, wenn du und Mama River mir helfen würdet, die Personen auszuwählen, die hierbleiben sollen?“

Cassie stimmte ihrer bedeutungsvollen Aufgabe mit einem Nicken zu, begab sich in die Menschenmenge und prüfte gewissenhaft jedes Gesicht. Ein Schwall von Stolz, Dankbarkeit und einem Haufen anderer Gefühle durchströmte Terra und drohte, ihr die Fassung zu rauben. Jaxson war vergeben und würde niemals ihr gehören – aber er war die Sorte von Alpha, die zu ihr gepasst hätte, wenn das Schicksal nicht gegen die beiden gewesen wäre. Oder besser gesagt, gegen sie.

Sie machte sich keine Illusionen darüber, wem von ihnen der Tod nachstellte.

Aus einem Impuls heraus schlang Terra die Arme um Jaxson und umarmte ihn kurz, bevor sie ihn wieder losließ. „Danke“, sagte sie leise, dann wandte sie sich dem massigen Polizeibeamten an der Tür zu. Seine Miene war unergründlich, aber irgendetwas verbarg sich hinter diesen tiefblauen Augen – etwas Glühendes, das ihre Wölfin neugierig aufsitzen ließ. Natürlich gab es auch in der Menschenwelt Alphas – Terra wusste das, auch wenn sie lediglich mit Menschen verkehrte, wenn sie hinter ihrer Kamera war. Das bedeutete aber nicht, dass ihre Wölfin so auf einen von ihnen anspringen sollte.

Es mussten all diese Emotionen sein, die auf sie einstürzten und ihre Nerven verrücktspielen ließen.

Sie ging auf Officer Grant zu und starrte wütend in seine versteinerte Miene. „Ich komme mit Ihnen.“

Trent tauchte an ihrer Seite auf. „Terra, was zur Hölle tust du da? Du kannst der Polizei nicht trauen.“

Jaxson starrte Grant ebenfalls finster an. „Sie sollten vermutlich wissen, dass wir noch einen weiteren WildLove-Bombenleger in unserer Obhut haben. Wie wäre es, wenn Sie ihn anstatt Terra mitnehmen?“

„Ich kann einen Streifenwagen schicken, um ihn abholen zu lassen“, sagte Officer Grant kühl. „Aber mir wurde der Fall von Miss Wilding zugewiesen.“

Jaxson wandte sich wieder an sie. „Wir können einen anderen Ort für dich finden, Terra. Du musst nicht mit diesem Typen mitgehen. Mir ist egal, was der Bürgermeister sagt.“

„Wenn die Polizei mich in Schutzhaft nimmt“, sagte sie mit ruhiger Stimme, „dann wird der Wolfsjäger bei ihnen nach mir suchen. Und ich bin diejenige, hinter der er her ist. Ich bin sicher, dass die Polizei gut auf mich aufpassen wird. Lass den Wolfsjäger ruhig seine Zeit mit der Suche nach mir vergeuden, während du alle anderen anderswo unterbringst.“

Trent knirschte mit den Zähnen. „Das ergibt überhaupt keinen Sinn.“

Sie warf ihm einen entschlossenen Blick zu. „Ich brauche meine Ausrüstung, Trent. Nur die Kameras. Sie sind in meinem Zimmer.“

Die Augen ihres Bruders blitzten auf, aber lediglich vor Wut und nicht vor Streitlust – er würde nicht versuchen, sie jetzt aufzuhalten, ihr aber vermutlich später die Hölle heiß machen. Auch Jaxson blickte sie finster an. Nur Officer Grant schien leicht zustimmend den Kopf zu neigen, aber das konnte sie sich auch nur eingebildet haben.

Unwirsch deutete sie dem Polizisten, seinen massiven Körper aus dem Türeingang zu bewegen, dann stapfte sie an ihm vorbei in die frühe Nachmittagssonne hinaus. Sein schwarzweißer Polizeiwagen war direkt vor dem Haus geparkt.

Das war‘s. So würde es enden. Der Tod ihrer Mutter war tragisch und sinnlos gewesen – ein Unfall auf der Autobahn. Wenigstens würde Terras Tod einen Sinn haben. Sie würde Cassie etwas Zeit verschaffen, um zu fliehen. Weit weg von ihr. In Sicherheit.

Und Terra würde jeden Augenblick, der ihr noch blieb, ohne Reue leben.

KapitelZwei

Kaden sah dabei zu, wie Terra ihre Kameras aus seinem Wagen hievte – drei riesige schwarze Taschen voll.

Nach einer angespannten und stillen Fahrt aus den Bergen jenseits von Seattle, hatten sie endlich die Zeugenschutzunterkunft der Polizeibehörde erreicht. Die Wohnung war nicht viel mehr als ein schäbiger Betonwürfel, aber sie befand sich in einer relativ freundlichen und abgelegenen Wohngegend, weit entfernt von jeglichen Gangterritorien. Doch am entscheidendsten war, dass die Polizei schon seit Jahren beinahe durchgehend gefährdete Kriminelle in diesem Gebäude unterbrachte – Leute, die Kronzeugen oder Teil eines Zeugenschutzprogramms waren – ohne dass je jemand entdeckt worden war oder es sonstige Zwischenfälle gegeben hätte. Es war der perfekte Ort, um jemanden für eine Weile zu verstecken. Nur war Terra Wilding keine gewöhnliche Zeugin oder Verbrecherin.

„Lassen Sie mich Ihnen dabei helfen“, sagte Kaden und griff nach ihren Taschen, bevor sie außer Reichweite war.

Terra warf ihm einen dermaßen finsteren Blick zu, dass er fast befürchtete, sie würde ihm an die Gurgel springen, sollte er ihre Taschen berühren. Dann kehrte sie ihm den Rücken zu und marschierte zur Eingangstür.

So war sie schon die ganze Fahrt über gewesen – zornige Blicke, kaum unterdrücktes Knurren, das er nichtsdestotrotz hören konnte, und genug nervöse Energie in ihrem dünnen kleinen Körper, um eine Kleinstadt zu beleuchten. Sie behandelte ihn genauso, wie jeder andere Shifter einen Menschen behandelte, nämlich wie Dreck. Was hatte er sich nur dabei gedacht, diesen Auftrag anzunehmen?

Ach, ja – er hatte nicht gewollt, dass seine Abteilung die Sache vermasselte.

Shifter waren miese Dreckskerle… zumindest größtenteils. Schon in seiner Jugend hatte Kaden mehr abgefucktes Shifter-Verhalten mitbekommen, als ihm lieb gewesen war, doch das war nichts gegen die heftige Brutalität, die er als Streifenpolizist in den Gebieten der Shifter-Banden erlebte. Hätte dieser Wolfsjäger nur die Gangs ins Visier genommen, hätten Kaden und der Rest seines Reviers eine Party für ihn geschmissen.

Aber dieses Mädchen war anders.

Sie war ein armes, reiches Kind, das ohne Mutter aufgewachsen war und sich zu einer berühmten Künstlerin gemausert hatte… und genau solche Menschen musste Seattles Polizeibehörde unbedingt beschützen.

Ganz abgesehen davon war sie verdammt heiß, mit ihrem dunklen T-Shirt, das sich an ihre Brust schmiegte, den hautengen Leggings, die ihre endlos langen Beine betonten, und dem silberfarbenen Schmuck, der an ihren Handgelenken baumelte. Dieses rabenschwarze Haar fiel ihr wild über die Schultern und obwohl ihre dunklen, kohlefarbenen Augen ihn die meiste Zeit wütend anstarrten, stand außer Frage, dass dahinter ein blitzgescheiter Verstand arbeitete.

Außerdem hatte sie einen Hintern, bei dem er einfach nicht aufhören konnte, ihn heimlich anzustarren.

Er hatte vergessen, wie scharf Shifter-Frauen sein konnten… und wie sehr sie sein Blut in Wallung brachten. Besonders die temperamentvollen.

Er tippte den Code für das elektronische Türschloss ein und hatte kaum die Haustür geöffnet, als sie sich schon an ihm vorbeidrängte. Kaden atmete tief durch, zählte im Kopf bis drei und stieß die Luft langsam wieder aus, während er Terra folgte. Egal wie sie ihn auch behandelte, er würde trotzdem seinen verfluchten Job machen und sie beschützen.

Sobald sie im Inneren des Apartments waren, streifte sie darin herum, als würde sie den Ort auskundschaften. Aber es gab nicht viel zu sehen. Die Wohnung war klein und spärlich möbliert – nur eine winzige Couch, ein alter Fernseher und ein Esstisch aus Glas, an dem gerade mal zwei Leute frühstücken konnten. Aber sie hatte eine komplett ausgestattete Küche und zwei Schlaf- und ein Badezimmer – genug für eine oder mehrere Personen in Schutzhaft, die dort mit ihren Bewachern unterkommen mussten. Denn das war er, genau genommen – ihr Bewacher. Oder zumindest hatte er sich dafür gemeldet. Denn seine ausgiebige Arbeit mit den Shifter-Gangs dieser Stadt hatte ihm überhaupt erst die Möglichkeit eröffnet, die Kontaktperson in diesem Fall zu sein. Das und die Tatsache, dass er sich nachdrücklich für den Posten beworben hatte, da er wusste, dass die anderen drei Bewerber, die am ehesten für den Job in Frage kamen, es vermasseln würden.

Und wahrscheinlich dafür sorgen würden, dass dieses Mädchen umkam.

„Hinten gibt es zwei Schlafzimmer“, rief Kaden, als Terra mit ihren dicken schwarzen Stiefeln über den abgenutzten, beigefarbenen Teppich in diese Richtung stampfte. „Suchen Sie sich gerne das Zimmer aus, das Ihnen besser gefällt.“

Sie verschwand hinter der Ecke und Laute der Abscheu drangen durch den Flur an sein Ohr. Auch einige gedämpfte Flüche waren dabei.

Kaden stand unbeholfen in der Mitte des kleinen Wohnzimmers und fragte sich, wo er überhaupt bei ihr ansetzen sollte. Sie schien aufrichtig sauer zu sein und er konnte nicht sagen, ob es an ihm lag, dem Wolfsjäger, oder einfach am traurigen Zustand der Wohnung. Vielleicht kamen auch alle drei Dinge zusammen. Kaden hatte seine Hausaufgaben gemacht, daher wusste er einiges über sie. Terra Wilding, aufstrebende Nachwuchskünstlerin, war die Tochter von Donnie Wilding, einem ortsansässigen Unternehmer, der eine erfolgreiche Dotcom-Firma gegründet hatte. Ihre Familie schwamm praktisch im Geld, was Terra zu sowas wie einer Prinzessin von Seattle machte. Dass er sie aus diesem Luxusanwesen in den Bergen und hinunter zum Boden der Gesellschaft geschleppt hatte, auf dem normale Menschen lebten, musste eine schwierige Umstellung für sie sein.

Er grinste, als sie im Schlafzimmer herumpolterte, aber das Grinsen starb schnell wieder. Denn in Wahrheit sagte ihm die Tatsache, dass sie Geld hatte, nichts über das Mädchen hinter diesen dunklen Augen. Er konnte erkennen, dass unter ihrer Oberfläche sehr viel vor sich ging.

Und diese Augen entwickelten bereits eine anziehende Wirkung auf ihn.

Doch dem nachzugeben wäre alles andere als klug. Denn mit seiner Schutzbefohlenen etwas anzufangen, stand absolut nicht zur Debatte, und das nicht nur, weil es jegliche ethische Grenzen überschreiten würde.

Sie war eine Wölfin. Und das konnte sehr gefährlich für ihn werden.

Er räusperte sich. „Solange Sie hierbleiben, sind Sie in Sicherheit“, rief er von seinem Platz im Wohnzimmer aus, an dem er immer noch verharrte. Er konnte ihr die Regeln genauso gut erklären, während sie noch den ersten Schock verdaute. „Aber wir müssen Ihre Anwesenheit hier so geheim wie möglich halten. Das heißt, keine Telefongespräche, keine ungenehmigten E-Mails, kein Verlassen der Wohnung ohne mich. Unsere Mahlzeiten werden vorbeigebracht und wahrscheinlich können Sie einmal die Woche aus der Wohnung, wenn wir die Erlaubnis und Unterstützung für einen Ausflug bekommen sollten.“

Sie kam aus dem Schlafzimmer und durch den Flur zurückgestapft, hatte aber immer noch diese drei wuchtigen schwarzen Kamerataschen über ihren Schultern hängen.

Sie eilte an ihm vorbei und steuerte die Haustür an. „Ich werde nicht hierbleiben.“

Was? Kaden hastete ihr nach und konnte sie gerade noch einfangen, bevor sie die Tür aufreißen konnte. „Wie bitte?“

Sie wirbelte zu ihm herum und starrte ihn verbittert an. Sie war nicht gerade klein – eigentlich war sie sogar relativ groß, schlank, aber dennoch mit den charakteristischen Shifter-Muskeln und an genau den richtigen Stellen kurvig, so wie Shifter-Frauen eben waren. Doch Kaden war größer als die meisten Männer, geschweige denn Frauen.

Er baute sich vor ihr auf.

„Sie können mich hier nicht gegen meinen Willen festhalten!“, fauchte sie.

Er hob die Hände. „Ich dachte, Sie hätten dem hier zugestimmt. Habe ich was verpasst?“

Wütend funkelte sie ihn an. „Ich habe das Anwesen des River-Rudels verlassen, damit meine Familie ohne mich untertauchen kann. Denn ich bin diejenige, die jetzt alle in Gefahr bringt. Ich bin diejenige, hinter der der Wolfsjäger her ist. Ich musste mich von meiner Familie distanzieren und Sie waren nur eine günstige Gelegenheit, um ausreichend Abstand zwischen sie und mich zu bringen.“

Was redete sie da? Er runzelte die Stirn. „Ihnen ist schon klar, dass Sie in ernsthafter Gefahr schweben?“

Sie schnaubte verächtlich und es hätte süß geklungen, wenn sie ihm nicht diesen Blick zugeworfen hätte, als würde sie ihn am liebsten in den Boden stampfen. „Als ob Sie mich beschützen könnten.“

Hitze stieg ihm ins Gesicht. „Ja, das war zumindest der Plan.“

„Sie wollen mich beschützen?“, schleuderte sie ihm entgegen. „Dann fangen Sie den Wolfsjäger!“

Das brachte seine Nackenhaare dazu, sich aufzustellen. „Unser Revier tut alles, was es kann, um diesen Wahnsinnigen ausfindig zu machen.“

„Wirklich?“, fragte sie, wobei sie sich zurücklehnte und die Arme verschränkte. Sie sah so aus, als versuchte sie zu entscheiden, ob er einfach nur dämlich war oder sie schlicht anlog. „Bis jetzt habt ihr nämlich rein gar nichts getan. Tun Sie nicht so, als hätten Sie etwas für Shifter übrig. Das haben Sie nicht. Sie machen das hier nur, weil Ihr Chef es Ihnen befohlen hat. Und weil der Bürgermeister schlecht dastehen würde, wenn jemand aus der Artist Today in seiner Stadt umgebracht wird. Die ganze Zeit über war es ihm scheißegal, dass diese Wolfhasser und ihr Anführer meine Familie und andere Shifter gejagt haben. Und sie haben sie mit Autobomben hochgejagt, Herrgott nochmal!“

Kaden hielt den Mund, aber ihre Worte setzten ihm zu. Denn er wusste, dass an all dem etwas dran war. Deshalb hatte er sich überhaupt erst als ihr Bewacher beworben.

„Nun, ich nehme meinen Beruf sehr ernst. Und ich habe die feste Absicht, Sie zu beschützen.“

Sie schüttelte den Kopf, als wäre er bemitleidenswert. „Hören Sie, ich verstehe das. Sie sind bloß ein Kerl, der seinen Job macht. Das ist nicht Ihre Schuld. Aber ich werde nicht hier rumsitzen und mich mit dieser Farce abfinden. Ich habe bereits einen Onkel verloren. Sogar meine kleine Schwester wurde schon einmal entführt. Ich werde weder sie noch den Rest meiner Familie irgendwelchen weiteren Risiken aussetzen. Also, wenn der Wolfsjäger mich will – lassen Sie ihn kommen und mich holen!“

Sie legte ihre Hand auf den Türgriff, als würde sie aus der Wohnung stürmen wollen.

Dieses Mädchen schien einen ausgeprägten Todeswunsch zu haben. Kaden packte ihr Handgelenk und zerrte ihre Hand vom Türknauf weg.

Terra knurrte und ging auf ihn los – plötzlich waren ihre Krallen ausgefahren und flogen auf sein Gesicht zu. Er bekam ihr anderes Handgelenk zu fassen und hielt so ihre Hände von seinem Gesicht fern… und von allem anderen, das sie mit diesen rasiermesserscharfen Klauen zerfetzen könnte. Dann schob er sie langsam mit dem Rücken an die Wand und drückte ihre Hände dagegen. Mit großen Augen und offenbar erstaunt von seiner Kraft wehrte sie sich gegen ihn, aber es wurde schnell klar, dass sie ihm nicht einmal mit ihren Shifter-Muskeln gewachsen war.

„Regel Nummer eins, solange Sie hier sind“, sagte er ruhig, während er sie immer noch gegen die Wand presste, „denken Sie nicht einmal daran, mir mit diesen Dingern zu drohen.“ Er richtete seinen Blick auf ihre Klauen.

Ihr Gesicht verzog sich vor Frust und Überraschung. Erneut versuchte sie, sich loszureißen, schaffte es aber nicht. Dann ließ eine dämmernde Erkenntnis ein Stirnrunzeln auf ihrer Miene erscheinen – Shifter-Frauen waren verdammt stark und sie waren sich dessen durchaus bewusst. Er war zwar groß und kräftig, aber ein normaler Mensch hätte nicht in der Lage sein sollen, sie derart in Schach zu halten.

Rasch ließ er sie los und trat einen Schritt zurück, bevor sie diesem Gedanken weiter nachgehen konnte.

Langsam senkte sie ihre Hände wieder, musterte ihn aber misstrauisch.

Verdammt, hoffentlich hatte er die Sache nicht schon vermasselt.

„Ich hätte aus Ihrem Griff shiften können“, sagte sie und beobachtete ihn prüfend.

„Sie hätten mir das Gesicht zerfetzen können“, gab er zurück. „Und für solche Verunstaltungen werde ich nicht gut genug bezahlt. Außerdem ist die Krankenversicherung der Polizeibehörde nicht so besonders.“

Sie warf einen Blick zur Tür und sah dann wieder zu ihm. „Sie können mich hier nicht festhalten.“

Und schon befasste sie sich wieder damit, gehen zu wollen. Er unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung, damit sie ihm nicht ansah, wie froh er über den Themenwechsel war. „Nein, kann ich nicht. Aber es wäre ziemlich dumm von Ihnen, durch diese Tür zu gehen. Ich bin Ihre beste Chance darauf, am Leben zu bleiben.“

Sie musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen, wofür sie sich ausgiebig Zeit nahm und ihren heißen Blick bei seinen Stiefeln angefangen hoch über seinen Körper gleiten ließ. Mit aller Macht bemühte er sich, dass seine körperliche Reaktion sich nicht auf seinem Gesicht widerspiegelte, aber es wühlte ihn innerlich verdammt auf, so von ihr angesehen zu werden. Er musste all sein Training und seine Erfahrungen im Umgang mit instabilen, zornigen Straßen-Shiftern aufwenden. Irgendwie war es einfacher, bei den Dreckskerlen die Ruhe zu bewahren, als bei diesem dünnen, kleinen Mädchen. Dieser Frau, korrigierte er sich. Sie war eindeutig eine ausgewachsene Shifterin, auch wenn sie erst einundzwanzig war. Und sie ging ihm viel zu einfach unter die Haut. Wenn er sie wirklich beschützen wollte, durfte er das nicht zulassen.

Als ihr Blick schließlich wieder zu seinem Gesicht wanderte, war ihre Miene weicher, offener. Ihre Augen waren rund geworden und die dunkle, tiefgründige Iris darin hatte sich geweitet. Großer Gott, sie war so hübsch, und als sie ihn auf diese beseelte Weise ansah… konnte er mehr als nachvollziehen, warum sie der Liebling des Bürgermeisters und der übrigen vornehmen Gesellschaft war, in der sie verkehrte.

Er wartete darauf, dass sie etwas sagte, entschlossen, möglichst ruhig zu bleiben und ihr entgegenzukommen. Denn sie hatte recht – sie konnte jederzeit durch diese Tür gehen und er hatte keine wirkliche Handhabe, sie hierzubehalten. Doch ihre Überlebenschancen standen mit ihm in dieser sicheren Unterkunft wesentlich besser als irgendwo anders in der Stadt.

Sie schürzte einen Moment die Lippen, dann sagte sie: „Ich brauche meine Ausrüstung. Mein Dunkelkammerzubehör. Ich kann mich in dem kleineren Zimmer einrichten.“

Erleichterung durchströmte ihn. „Ich werde mich darum kümmern, dass Ihre Ausrüstung hergebracht wird. Und ich werde alles tun, was ich kann, damit Sie sich hier wohlfühlen. Ich gehe davon aus, dass Sie eine Weile hier sein werden.“

„Das bezweifle ich“, sagte sie leise. Ihr Blick war auf seine Brust geheftet, aber sie schaute ihn nicht wirklich an. Ihre Augen hatten ihren Glanz verloren und die plötzliche Verletzlichkeit in ihrem weit entfernten, betrübten Blick weckte in ihm das Bedürfnis, die Hände auszustrecken und sie zu umarmen.

Was nicht passieren durfte.

Reiß dich zusammen, Kaden. „Es sollte kein Problem sein, Ihr Zimmer Ihren Anforderungen entsprechend umzugestalten. Ich werde sobald wie möglich damit anfangen.“ Er streckte die Hand aus, um eine ihrer Kamerataschen zu nehmen. „Warum lassen Sie mich Ihnen nicht erst einmal dabei helfen?“

Er wartete mit ausgestreckter Hand, dass Terra von sich aus die Kluft zwischen ihnen überwand und auf sein Angebot einging.

Ganze fünf Sekunden lang sah sie blinzelnd zu Boden und schwieg.

Er wartete. Blieb geduldig. In ihrem Inneren spielte sich eine Art Krieg ab, den er nicht wirklich verstand, aber verstehen wollte. Noch etwas, das gefährlich für ihn werden konnte.

Schließlich nahm sie einen der Riemen von ihrer Schulter und ließ die Kameratasche in seine ausgestreckte Hand fallen. Dann drehte sie sich ohne ein Wort um und ging in das hintere Schlafzimmer zurück. Er sah ihr nach, wie sie um die Ecke verschwand, und entschied sich dafür, ihr einen Moment zu geben, bevor er ihr folgen würde.

Außerdem musste er sich selbst erst wieder sammeln.

Er hatte sich für diesen Einsatz beworben, weil er sichergehen wollte, dass dieses Mädchen wirklich am Leben blieb. Und jetzt, da er sie kennengelernt hatte, konnte er verstehen, warum der Bürgermeister, obwohl er selbst ein Mensch war, Schutzgewahrsam für sie angeordnet hatte. Es wäre unverzeihlich, wenn die Stadt jemanden wie sie verlor. Kaden verstand nichts von Kunst, doch er konnte bereits etwas Besonderes in dieser Künstlerin sehen. Und allein das Betrachten einiger ihrer Werke während seiner Recherche hatte dazu geführt, dass er etwas sah, was er in dieser Stadt schon immer gesucht, aber nie wirklich gefunden hatte – die guten Dinge. Die Dinge, von denen er glauben wollte, dass sie existierten. Die er beschützen wollte.

Aber wenn Terra Wilding herausfand, wer er wirklich war, wären all seine Bemühungen zum Scheitern verurteilt.

Einschließlich seiner Fähigkeit, sie zu beschützen.

KapitelDrei

Weniger als vierundzwanzig Stunden später war Terra kurz davor, durchzudrehen.

Sie ging in ihrem winzigen Schlafzimmer auf und ab, aber auch das half nicht. Sie hatte den Raum in eine Dunkelkammer umgewandelt, die spärlichen Möbel im Haus dreimal umgeräumt und es geschafft, etwa sieben Unterhaltungen mit ihrem sehr heißen Bodyguard und Gefängniswärter Officer Kaden Grant aus dem Weg zu gehen. Er schien der Ansicht zu sein, dass sein Job Small Talk beinhalten sollte, aber das war wirklich das Letzte, was sie im Moment ertragen konnte. Und jedes Mal, wenn sie ihn dabei erwischte, wie er sie mit diesen strahlend blauen Augen ansah, begann ihre Wölfin zu hecheln… was einfach nur verrückt war!

Er war ein Mensch.

Sie war noch nie zuvor mit einem Menschen zusammen gewesen und jetzt war bestimmt nicht der richtige Zeitpunkt, damit anzufangen… egal wie sehr ihr Körper sich nach einer Ablenkung sehnte oder wie sehnsüchtig ihre Wölfin nach ihm lechzte.

---ENDE DER LESEPROBE---