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Sichern Sie sich jetzt die erschütternde Autobiografie des MG-Schützen Heinrich Severloh, die sich weltweit bereits mehr als 60.000 mal verkauft hat! D-Day, 6. Juni 1944. Mit 7.000 Schiffen und 13.000 Flugzeugen starten die Alliierten die größte Landeoperation der Menschheitsgeschichte. Strandabschnitt Omaha Beach: Der MG-Schütze Heinrich "Hein" Severloh befindet sich im Widerstandsnest 62 – das WN 62 –, als 34.000 GIs vor ihm am Strand landen. Neun Stunden lang feuert Severloh unentwegt auf die Angreifer. Mehr als 2.000 von ihnen finden im wütenden Abwehrfeuer den Tod. Schonungslos und ergreifend schildert Hein Severloh die dramatischen Stunden! Severloh, der junge Landwirtssohn aus der Lüneburger Heide, überlebt die Feuerwalze auf ebenso schreckliche wie abenteuerliche Weise – doch soll sie sein ganzes Leben nachhaltig prägen. Mit diesem Buch und einer Vielzahl internationaler Presse- und Fernsehpublikationen wurde Hein Severloh für immer in der Kriegsgeschichte verewigt. Bis zur Veröffentlichung seiner Biografie hatten die Amerikaner nie den Namen des Mannes erfahren, der ganz erheblich dazu beigetragen hatte, dass ihre Landung am “Omaha Beach” zu einem derart furchtbaren Debakel wurde. In Zusammenarbeit mit dem international bekannten D-Day-Experten Helmut Konrad von Keusgen entstand nicht nur ein äußerst spannender Tatsachenbericht mit präzisen Ortsangaben, sondern es wurde ein zusätzlicher Blickwinkel geschaffen, der die Geschehnisse jenes dramatischen Tages in einem deutlich klareren Licht erscheinen lässt. Erschütternd berichtet Severloh von der ungeschminkten Wahrheit, räumt kompromisslos mit falschen Wertvorstellungen und Ideologien auf und stellt bisher vorherrschende offizielle Darstellungen ernsthaft infrage. Das dürfen Sie von diesem Buch erwarten: - 80 Originalfotos und detaillierte Karten liefern einmalige Einblicke in das Invasionsgeschehen - Erleben Sie die ganze Geschichte Hein Severlohs inkl. Nachruf - Helmut Konrad von Keusgens Expertise und seine exakten Darstellungen lassen Sie in jedes Detail eintauchen Profitieren Sie von einmaligen Einblicken in Hein Severlohs Kriegsdienst und Leben. Sichern Sie sich dieses lange vergriffene Stück Zeitgeschichte.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Erinnerungen an Omaha BeachNormandie, 6. Juni 1944
Hein Severloh
Text: Helmut Konrad von Keusgen
Heinrich Severloh 1942 als 20-jähriger Rekrut
Foto: Kollektion Heinrich Severloh
und im Jahr 2002 im Alter von 79 Jahren.
Foto: Helmut Konrad von Keusgen
Heinrich (Hein) Severloh, wurde am 23. Juni 1923 in Metzingen, Landkreis Celle, in der Lüneburger Heide, geboren. Seine Eltern waren der Landwirt, Bürgermeister und Ortsbauernführer Heinrich Severloh und Frieda Severloh, geborene Gries. Er war das zweite von drei Kindern, der älteste Sohn und der 11. Nachfahre seiner Familie mit dem Vornamen Heinrich. Er entstammte der alten niedersächsischen Familie Severloh (nach der Ortschaft Severloh in der Süd-Heide benannt), deren Wurzeln bis weit vor den Dreißigjährigen Krieg zurückreichen.
Von 1928 bis 1937 besuchte Heinrich Severloh die Volksschule, bis 1940 die Berufsschule und in den Wintern 1940/41 und 1941/42 die Landwirtschaftsschule in Celle. Vom 11. bis 14. Lebensjahr war er Mitglied im Jungvolk. Im Juli 1942 wurde er im Alter von 19 Jahren zum Militär eingezogen, kam zuerst nach Rußland, Ende 1943 nach Frankreich und erlebte in der Normandie den ersten Tag der Invasion.
1949 heiratete Heinrich Severloh Elisabeth Schliephake aus Rautheim bei Braunschweig. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne und zwei Töchter hervor. 1953 übernahm er den väterlichen Hof, gab diesen 1971 an seinen ältesten Sohn Heinrich ab und war danach noch bis 1989 als selbständiger Versicherungskaufmann tätig.
Bei diesem Buch handelt es sich um eine überarbeitete Neuauflage des gleichnamigen Titels aus dem Jahr 2014.
Auf Wunsch des Autors obliegt diese Neuauflage mit ihrem Originaltext den Regeln der alten deutschen Rechtschreibung.
Ihre Zufriedenheit ist unser Ziel!
Liebe Leser, liebe Leserinnen,
zunächst möchten wir uns herzlich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie dieses Buch erworben haben. Wir sind ein kleines Familienunternehmen aus Duisburg und freuen uns riesig über jeden einzelnen Verkauf!
Mit unserem Label EK-2 Militär möchten wir militärische und militärgeschichtliche Themen sichtbarer machen und Leserinnen und Leser begeistern.
Vor allem aber möchten wir, dass jedes unserer Bücher Ihnen ein einzigartiges und erfreuliches Leseerlebnis bietet. Daher liegt uns Ihre Meinung ganz besonders am Herzen!
Wir freuen uns über Ihr Feedback zu unserem Buch. Haben Sie Anmerkungen? Kritik? Bitte lassen Sie es uns wissen. Ihre Rückmeldung ist wertvoll für uns, damit wir in Zukunft noch bessere Bücher für Sie machen können.
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Jill & Heiko von EK-2 Publishing
Oberleutnant Bernhard Frerking – Normandie 1944
Foto: Kollektion Reinhard Frerking
Kameraden-GrabBernhard Frerking / Karl KleinpaßSoldatenfriedhof La Cambe / Normandie
Gewidmet Oberleutnant Bernhard Frerking,meinen gefallenen Kameradenund den vor dem WN 62 gefallenen Amerikanern
Foto: Helmut Konrad von Keusgen
Anläßlich der ersten von vier Reisen in die Normandie während unserer Arbeiten an diesem Buch mit dem Autoren und D-Day-Experten Helmut Konrad Freiherr von Keusgen auf dem US-Soldatenfriedhof in Colleville – nur 400 Meter vom ehemaligen WN 62 entfernt.
Niemand kann sich vorstellen, wie schrecklich einem zumute ist, wenn ein Viertel dieser 9.386 Kreuze das eigene Gewissen belasten…
Foto: Élodie Keusgen
Karten
Die Normandie mit den fünf Landeabschnitten der Alliierten
Omaha Beach mit 15 deutschen Widerstandsnestern (WN)
Widerstandsnest 62
Vorwort
Der weite Weg zum WN 62
In der Hölle von Omaha
Gefangenschaft
Alte Kameraden
Helden sind out
Publicity
Nachwort
Danksagungen
Nachruf
Weiteres
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Impressum
Karten
Die Normandie mit den fünf Landeabschnitten der Alliierten
Omaha Beach mit 15 deutschen Widerstandsnestern (WN)
Karten: Helmut Konrad von Keusgen
Widerstandsnest 62
…eines von 15 Widerstandsnestern in der 6 Kilometer langen Bucht mit den amerikanischen ”Omaha”-Sektoren ”Dog”, ”Easy” und ”Fox”. Es war am 6. Juni 1944 besetzt mit 28 Soldaten der 3. Kompanie des Grenadier-Regiments 726 der 716. Infanterie-Division (das Regiment unterstand jedoch der Befehlsgewalt der 352. Division). Diese 3. Kompanie war auf die Widerstandsnester 59 bis 64 verteilt; der Kompaniegefechtsstand befand sich im 1.340 Meter rückwärtig gelegenen WN 63. Am 6. Juni 1944 befanden sich außerdem noch 13 Soldaten der 1. Batterie der I. Abteilung des Artillerie-Regiments 352 der 352. Infanterie-Division auf der Artillerie-Beobachtungsstelle im WN 62. (Die 1. Batterie lag 4,5 Kilometer rückwärtig, im Hinterland, bei Houtteville.)
Erklärungen zum Plan (links)
Topographische Verhältnisse
1 Durchschnittlich 1,5 Meter hohe, steile Böschung, die den Vorstrand vom Strand trennt.
2 6 bis 8 Meter breiter Saum aus überwiegend handflächengroßen Kieselsteinen.
Strandhindernisse
3 Elemente C (”Belgische Tore”)
4 Auflauframpen (”Rollböcke”), mit groben Stahlsägen und Minen bestückt.
5 Holzpfähle bzw. Baumstämme, an der Spitze mit einer Mine versehen.
6 Sternförmige Eisenhindernisse (”Tschechenigel”)
7 Minen
8 Minenschneise, um an den Strand gelangen zu können.
9 Minenzaun mit Stolperdrahtzündung.
Technische Anlagen
10 Kieszertrümmerungsanlage zur Zerkleinerung der großen Kiesel für die Betonherstellung.
11 Förderband für den Transport des Kiessplitts von der Anlage zur Feldbahn.
12 Schmalspurgleise für eine Feldbahn, die Sand und Kiessplitt zu den Baustellen auf dem benachbarten WN 61 transportierte.
13 Deutz-Dieselmotor zum Antrieb des Förderbandes.
14 Stacheldrahtumzäunung
15 Innerer Stacheldrahtzaun
16 Mit Wasser gefüllter, 1,7 Meter tiefer und 4 Meter breiter Panzerabwehrgraben mit aufgeschüttetem Erdwall.
17 Zulaufkanal für das Wasser im Panzerabwehrgraben.
18 Ehemalige Strandvilla; wurde als Wachstube, Quartier und Küche der 3. Kompanie des Grenadier-Regiments 726 genutzt.
19 Baugrube mit Erdaushub für eine geplante neue Wachstube.
20 Zirka 1,70 Meter tiefe Schützen- bzw. Laufgräben.
21 Betonplattformen, auf denen die beiden tschechischen 7,65-cm-Feldkanonen standen, bevor sie in die neuen Kasematten verlegt wurden.
22 Mannschaftsbunker bzw. Quartier für 20 Soldaten.
23 Ehemalige Standplätze einer halbunterirdischen Mannschaftsunterkunft und einer Holzbaracke, die bis zur Fertigstellung des neuen Mannschaftsbunkers als Quartiere dienten.
24 Bunker für ein Funk- sowie ein Lichtsprechgerät zur Kommunikation mit den Stützpunkten WN 61 und WN 63 .
25 Beobachtungsbunker sowie Feuerleitstelle für den Vorgeschobenen Beobachter des Artillerie-Regiments 352 und für die 4,5 Kilometer im Hinterland, bei Houtteville, stationierte 1. Batterie (Batteriechef: Oberleutnant Bernhard Frerking, † am 6. Juni auf WN 62; Feuerleitoffizier: Leutnant Grass, seit dem 6. Juni vermißt; Fernmelder: Wachtmeister Ewald Fack, † am 6. Juni nahe Mandeville).
26 Fernmeldebunker für die Feuerleitstelle des Artillerie-Regiments 352 (Unteroffizier Beermann, seit 6. Juni vermißt; Gefreiter Kurt Wernecke, am 6. nahe WN 62 verwundet; Grenadier Herbert Schulz, am 6. Juni auf WN 62 verwundet, † am 7. Juni; zwei namentlich nicht bekannte Funker).
27 Ehemalige Strandvilla, die von sechs Marine-Soldaten mit einem Funkgerät als Marine-Beobachtungsstelle für die Strandaufsicht genutzt wurde.
28 Munitionsbunker
Verteidigungspositionen und Waffen
29 Latrinen
30 Obere Kasematte für eine tschechische 7,65-cm-Feldkanone Modell 1917.
31 Untere Kasematte für eine 7,65-cm-Feldkanone (wie vorstehend).
32 Betonierte Ringstellung mit einer 5-cm-Kampfwagenkanone.
33 Offene Feldstellung mit einer 5-cm-Panzerabwehrkanone (mit 4 Kanonieren einer Panzerabwehrkompanie des Infanterie-Regiments 352, deren Schicksal unbekannt ist).
34 Doppel-Tobruk-Stand für ein Maschinengewehr auf einer Drehlafette und einen 5-cm-Granatwerfer (beide Waffen waren am 6. Juni noch nicht installiert).
35 Tobruk-Stand für 5-cm-Granatwerfer
36 Tobruk-Stand für 5-cm-Granatwerfer
37 Tobruk-Stand für Maschinengewehr Modell 1942 auf einer Drehlafette (mit einem Telefon).
38 Offene Erdstellung für ein Maschinengewehr Modell 1934.
39 Offene Erdstellung für ein Zwillings-MG Modell 1934 zur Fliegerabwehr (mit Telefon).
40 Offene Erdstellung für ein wassergekühltes polnisches Maschinengewehr Modell 1917 auf einer Drehlafette.
41 Überdachter Erdbunker für ein wassergekühltes polnisches Maschinengewehr Modell 1917 auf einer Drehlafette sowie Betätigungshebel für zwei Festungsflammenwerfer.
42 Offene Feldstellung für ein Maschinengewehr Modell 1942 (Gefreiter Heinrich Severloh).
43 Festungsflammenwerfer
44 Standplatz des Monuments der I. US-Infanterie-Division
45 Standplatz des Monuments der 5. Engineer Special Brigade
Vorwort
Der 6. Juni 1944, dieser eine Tag der großen Invasion der Alliierten in der Normandie, hat mein ganzes späteres Leben geprägt. Als junger Landwirtssohn wurde ich eingezogen und nach ersten schrecklichen Kriegserfahrungen in Rußland in die Normandie geschickt. Die Invasion begann 17 Tage vor meinem 21. Geburtstag. Damals habe ich viele Sachverhalte und Zusammenhänge noch gar nicht oder nur unzureichend gekannt oder verstanden. Viele Kenntnisse und Erkenntnisse über die ich heute berichten kann, bekam ich erst sehr viel später.
Meine Autobiographie soll durchaus keine Rechtfertigung sein, vielmehr möchte ich nur ehrlich über die Ereignisse, die meine Person und mein Leben geprägt haben, berichten. Ich mußte damals gegen meinen Willen Soldat werden – wie viele andere auch – und mit diesem Umstand verband sich die Tatsache, daß ich zwangsläufig gewaltsam mein Leben verteidigen mußte. Ein persönliches Feindbild kannte ich nicht, doch ich kämpfte instinktiv und mit aller Kraft ums Überleben, als ich angegriffen wurde – wie es jede Kreatur auf dieser Welt tut. Als nach dem Krieg zuerst ein Artikel über die Invasion in der Normandie in einer Illustrierten erschien, wurde auch mein Name erwähnt. Danach begann etwas zu eskalieren, an dessen Ende ich zu einer Bekanntheit gelangte, deren Ursache ich mir trauriger nicht vorstellen kann…
Inzwischen wurden seit dem ersten Erscheinen dieses Buchs, im Oktober 2000, bereits drei komplette Auflagen verkauft. Aber seitdem haben sich wieder etliche Dinge zugetragen, die in Bezug zum 6. Juni 1944 und meinem Leben stehen. Aus diesem Grund habe ich bis zur vierten Auflage noch weitere Texte und Bildmaterial hinzugefügt, die meine Geschichte bis heute ergänzen – aber es wird somit das letzte Mal gewesen sein, denn seit Ende 2004 habe ich mich, im Alter von 81 Jahren, von allem gänzlich zurückgezogen.
Mit diesem Buch konnte ich, wie ich mit großer Freude festgestellt habe, einiges bewegen – besonders viele Herzen der Leser, selbst die meiner ehemaligen ”Feinde”. Die äußerst positive Resonanz auf meine große Beichte ist für mich überwältigend. So etwas hatte ich nicht erwartet, und mehr kann man auch nicht erwarten. Ich danke allen meinen Lesern und wünsche ihnen und der Nachwelt einen endlich dauerhaften Frieden und Verständnis unter den Völkern dieser Welt.
Heinrich Severloh, Februar 2005
Der weite Weg zum WN 62
“Es geht los!”
Mein Batteriechef, Oberleutnant Bernhard Frerking, war in meine kleine Dachkammer auf dem ländlichen Anwesen der Familie Legrand bei Houtteville getreten und hatte mich geweckt.
“Kommen Sie, Severloh! Ich bin telefonisch benachrichtigt worden, es geht los! Drohende Gefahr…!”
Dieses war die höchste Alarmstufe. Ich sprang aus dem Bett und zog mich so schnell an, wie ich konnte. Als ich auf meine Armbanduhr sah, zeigte sie genau Mitternacht. In diesem Moment brach der 6. Juni des Jahres 1944 an.
Der in den letzten Tagen ständig von dichten Wolken verhangene Himmel war aufgerissen, und das fahle Licht des Vollmondes erhellte die knorrige, urwüchsige Landschaft der Normandie. Die kühle Nacht war angefüllt mit dem dumpfem, beängstigenden Dröhnen der Bomber der Alliierten, die weiter westlich, von See her, ins Inland flogen. Ich war ganz ruhig und rief bei der “Protze” (wie wir den Trupp mit den Zugwagen der Geschütze unserer Batterie nannten) auf dem Nachbargehöft an; sie sollten sofort für den Chef unserer 1. Batterie, dessen “Bursche” ich war, einen Kutschwagen schicken, weil wir nun schnell an die viereinhalb Kilometer entfernte Küste und zur Artillerie-Beobachtungsstelle im WN 62 fahren mußten. Da ich als MG-Schütze eingeteilt war und für mich ein Maschinengewehr in der B-Stelle bereit stand, mußte ich Oberleutnant Frerking dorthin begleiten. Ich war gern mit ihm zusammen, weil wir uns sehr gut verstanden. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis das Charrette bei uns eintraf (einer dieser landestypischen, großen, zweirädrigen Wagen mit einem Klappdach, vor die ein Pferd oder Esel gespannt wurde).
Im Dunkeln fuhren nur wir beide dann über Surrain, um östlich an St. Laurent vorbei, von oben her, und auf dem mehr als fünfzig Meter hohen, schrägen Küstenabhang direkt zum WN 62 zu gelangen. Uns war bewußt, daß die Invasion nun kommen würde, lange genug war sie erwartet worden und zu vieles hatte in der letzten Zeit darauf hingedeutet. Erst eine Woche zuvor war etwas Merkwürdiges geschehen:
Oberleutnant Frerking hatte auf dem Anwesen, in dem wir einquartiert waren, ein Schlafzimmer und einen Wohnraum zur Verfügung, den er oft als Casino bezeichnete. In diesem Wohnraum befand sich immer eine Kassette, für die nur der Oberleutnant selbst einen Schlüssel besaß.
Am Dienstag, den 30. Mai, erhielt ich von meinem Chef den Auftrag, in seinen Wohnraum zu gehen und wichtige Papiere zu bewachen, die offen auf dem Tisch lagen. Er hatte, als er plötzlich und eilig fort mußte, gesagt: “Severloh, passen sie auf die Papiere auf, die noch auf dem Tisch liegen. Ich habe jetzt keine Zeit mehr, sie noch in die Kassette einzuschließen.”
Auf dem Tisch in Frerking’s Wohnraum fand ich dann diese Papiere, deren oberstes Blatt einen auffälligen Stempel trug: Streng geheim! Auf dem Papier stand geschrieben: Schiffsansammlungen in südenglischen Häfen!
Nur zwei Tage später, am Donnerstag, den 1. Juni, lag wieder und ganz offensichtlich eine neue Meldung auf dem Tisch, wieder mit dem Stempel Streng geheim! versehen. Diesmal hieß es im Text: Die Schiffe in den englischen Häfen werden beladen!
Mir war klar, daß Frerking mich auf diese Weise warnen wollte…
Am Tag darauf wurden sämtliche Soldaten unserer Einheit zur Protzenstellung nach Mandeville befohlen, selbst alle Kanoniere (außer den Geschützwachen). Dort hielt dann unser Abteilungskommandeur, Major Werner Pluskat, eine Ansprache. Er sprach von Pflichterfüllung und gebrauchte die üblichen motivierenden Redewendungen, jedoch ließen seine Worte einen bald bevorstehenden Angriff deutlich ahnen. Üblicherweise endeten derartige Reden immer mit der Floskel “…bis zum letzten Blutstropfen…” (womit man den Soldaten klarmachen wollte, daß nicht aufgegeben werden sollte), doch Pluskat fand für das Ende seiner Rede neue, bisher nie gehörte Worte: “Ein stinkender Leichnam rettet sein Vaterland nicht mehr.”
Major Werner Pluskat, Kommandeur der I. Abteilung des Artillerieregiments 352 der 352. Infanterie-Division.
Foto: Heinrich Severloh
Ich war hellhörig geworden… Dann kündigte Oberleutnant Frerking auch noch am selben Tag beim Küchenchef für den bevorstehenden Sonntag ein kleines Batteriefest an und befahl, ein Rind zu besorgen. Am Sonntag sollten wir dann alle soviel essen, wie wir wollten, und zu den außergewöhnlich großen Fleischportionen gab es Rotkohl und Kartoffeln. Es wurde alles aufgegessen. Da schon lange eine Ahnung in mir aufgestiegen war, erschien mir dieses Festessen wie eine Henkersmahlzeit. Schon Ende April, nachdem am 27. des Monats eine Urlaubssperre verhängt worden war, hatte ich diese Ahnung und es meiner Schwester in einem kurzen Brief anläßlich ihres Geburtstags mitgeteilt.
Es war durchaus nicht so, daß die unmittelbar bevorstehende Landeoffensive der Alliierten der deutschen Seite unbekannt gewesen wäre, wie man meinem Brief an meine Schwester vom 28. April 1944 (fünf Wochen vor der Invasion) bereits entnehmen konnte:
Foto: Heinrich Severloh
Mein liebes Schwesterchen! Zu Deinem Geburtstag wünsche ich Dir nur das Allerbeste. Möge es bei Deiner nächsten Geburtstagsfeier schon etwas ruhiger und Arthur ganz Zuhause sein. Hoffentlich kann er Dich nochmal an diesem Tage besuchen und ist nicht schon auf der Reise ins Ungewisse. Für mein Patenkind habe ich nur erst ein ganz kleines Teilchen bekommen können. Ich werde aber noch versuchen.
Urlaubssperre ist auch seit gestern. Es wird hier was geben. Bis dahin grüßt Dich und alle im Haus
Euer Heinrich
Nun lenkte ich unser kleines Gespann auf dem uns mittlerweile vertrauten Weg durch die Nacht, und man hörte von überall das zunehmende Dröhnen der feindlichen Bomber. Eine unheimliche, bedrohliche Stimmung, jedoch war ich immer noch nicht nervös oder beunruhigt, vielmehr dachte ich darüber nach, wie es dazu gekommen war, daß ich in dieser kühlen Nacht und in diesem Moment auf einem kleinen französischen Kutschwagen saß und meinen Chef die Steilküste entlang zu unserer Beobachtungsstelle im WN 62 fuhr…
Am 23. Juli 1942 war ich im Alter von 19 Jahren eingezogen worden. Ich hatte mich, da ich mit Marine und Luftwaffe nichts anfangen konnte, für den Dienst im Heer entschieden und war zur Leichten Artillerie-Ersatzabteilung 19 in die Scharnhorst-Kaserne nach Hannover-Bothfeld gekommen. Meine Erkennungsmarke trug die Nummer 2295. In Hannover mußte ich zuerst eine kurze Grund- und Reiterausbildung absolvieren.
Mein erstes Foto als 19-jähriger Artillerie-Soldat und meine Erkennungsmarke.
Fotos: Heinrich Severloh
Wir hatten in unserer Einheit auch noch eine ganze Menge Polen und Oberschlesier, die als Volksdeutsche bezeichnet wurden, jedoch kein einziges Wort deutsch sprechen konnten. Sie waren aber ordentliche Kerle und gute Kameraden. Daß man denen nun gerade eine Vaterlandsbegeisterung für Deutschland abverlangen wollte, war ein glattes Unding. Als wir (3 Deutsche und 15 Polen) eines Tages umhermarschierten, kam der Befehl zum Singen: “Ein Lied!”
Da ich vorn als Größter der sogenannte Flügelmann war, rief ich das Lied aus: “Die blauen Dragoner!”
Dann fingen wir drei Deutsche an zu singen, aber die fünfzehn anderen schwiegen; sie waren noch nicht einmal in der Lage, auf deutsch “guten Tag” zu sagen. Nun kam von unserem Wachtmeister der Befehl: “Hinlegen!”
Wir drei vorn warfen uns hin. Die Polen aber versuchten nun, über uns hinweg zu steigen. Sie verstanden zuerst nicht, warum wir da plötzlich lagen. Dann begriffen sie und warfen sich auch hin. In diesem Moment aber rief der Wachtmeister: “Aufstehen! Ein Lied!”
So sprangen wir drei wieder auf, marschierten los und begannen wieder Die blauen Dragoner zu singen, aber die Polen blieben liegen…
Während unserer Reiterausbildung kam der Befehl: “Aufsitzen!”
Dann versuchten wir drei, die den Befehl verstanden, auf die Pferde zu kommen. Als wir aufgesessen waren, hatten die Polen erst begriffen, was überhaupt gemeint war und begannen nun auch, auf ihre Pferde zu klettern. Als der erste halb oben war, hieß es aber wieder: “Absitzen!”
So stiegen wir ab, während die anderen noch bemüht waren, aufzusitzen. Man hatte versäumt, den Leuten die wichtigsten deutschen Worte und Begriffe beizubringen. Trotz der häufigen Situationskomik fand ich das eigentlich tragisch. Die Polen taten mir wirklich leid.
Am 2. August 1942 mußte ich mit einem Marschbataillon mit der Eisenbahn nach Goslar am Harz fahren und wurde dort mit etwa 200 Mann in einem Saal des Hotels Hubertushof einquartiert. Nachdem in den nächsten Tagen in Goslar mehrere Bataillone gesammelt worden waren, wurden wir mit der Bahn nach Nordfrankreich gefahren und kamen am 9. August in St. Aubin bei Calais an. Dort wurde ich der 3. Batterie des Artillerie-Regiments 321 der 321. Infanterie-Division zugeteilt. Eigentlich begann nun erst unsere richtige Ausbildung. Doch bereits zwei Tage später meldete ich mich mit rheumatischen Beschwerden, die ich auf der Fahrt bekommen hatte, im Divisionslazarett im Ort Champagne. Ich wurde jedoch bereits zehn Tage später wieder zu meiner Batterie zurückgeschickt. Im Schnellverfahren erhielt ich dann eine Ausbildung zum Einzel- beziehungsweise Meldereiter.
Am 27. November brachen wir auf, um uns zum Verladebahnhof nach Abbeville zu begeben und bezogen zwischendurch ein Quartier in Le Titre. In Abbeville wurden wir am 2. Dezember verladen, und unsere Fahrt ging in Richtung Rußland. Am 12. Dezember mußten wir bei Kuwno in Polen aussteigen, um die Pferde zu bewegen, die während des gesamten Transports seit zehn Tagen dicht an dicht in den Waggons gestanden hatten. Das Land war bereits verschneit und es war eiskalt. Wir ahnten den gefürchteten russischen Winter…
Zwischenhalt bei Kuwno. Menschen und Pferde mußten sich nach zehn langen Tagen Fahrt unbedingt wieder einmal bewegen – nun im Schnee.
Foto: Bernhard Frerking
Zwei Tage später setzten wir die Fahrt fort, und nach weiteren acht Tagen wurden wir in Bedlitza in Rußland ausgeladen. Am nächsten Tag begannen wir unseren Marsch zum Bestimmungsort, der im Mittelabschnitt der Ost-Front lag. Ein grauer Himmel hatte die Sonne verhangen und wir quälten uns über eine schier endlose, flache Schneewüste. Der Schnee lag einen Meter hoch, manche Verwehungen erreichten Höhen von vier bis fünf Meter. Unentwegt ging leichter Schneefall nieder, und uns gefror der Atem im Gesicht. Am Abend hatten wir unter größten Strapazen rund fünfzig Kilometer zurückgelegt. Am nächsten Tag ging es genauso schrecklich weiter. Es war Heiligabend, und wir zogen durch einen erbarmungslosen Winter mit minus 30° Celsius. Als wir wieder einmal anhielten, um den Weg von einer Verwehung freizuschaufeln, hatte irgend jemand von unseren rund 150 Mann eine Tanne abgesägt, und wir stellten einige Hindenburg-Lichter (Talglichter) in den Schnee. Dann setzten wir uns rundherum und sangen Weihnachtslieder. Uns war zum Heulen zumute.
Am 26. erreichten wir endlich unsere Stellung bei Slobotka. Es wurde eine kleine Weihnachtsfeier veranstaltet, doch eine festliche Stimmung kam nicht auf. Die Temperatur war bis auf minus 38° gefallen. Wir verbrachten die eisige Nacht im Schuppen eines Kolchosenhauses, der kein Dach mehr hatte. Dennoch waren wir froh, daß wir wenigstens von Wänden umgeben waren, die etwas den schneidenden Wind abhielten. Ich hatte mich mit einer dicken Wolldecke zugedeckt, doch feiner, glitzernder Schnee rieselte unentwegt auf uns herab.
Unser mühsamer Marsch mit den schweren Haubitzen durch die Hölle des russischen Winters war eine schreckliche Qual.
Foto: Bernhard Frerking
Am 2. Januar 1943 wurde unsere Batterie nach Mamonowo verlegt, fünf Kilometer von Slobotka entfernt; und am 28. noch tiefer in die Schneehölle, nach Usochi nahe Bol Scheltuchi. Als erst 19-jähriger Fahrer mußte ich dann mit einem Gespann (einem Beobachtungswagen oder -schlitten) bis in direkte Frontnähe fahren. Von weitem hörte sich der Donner der Kanonen an der Front wie dumpfes Brodeln an. Aber schlimmer war noch, daß fast jeden Tag Verpflegung für unsere Soldaten sowie Heu und Stroh für die Pferde vom nächsten Bahnhof zu unserer Stellung transportiert werden mußte. Jeder Weg war immer 40 Kilometer lang, und so mußten wir pro Tag 80 Kilometer durch eine Schnee- und Eishölle von inzwischen minus 48° zurücklegen. Da durch die teilweise mannshoch verschneite Landschaft lediglich ein schmaler Knüppeldamm führte, konnte man nicht neben dem Schlitten hergehen, sondern mußte die ganze Zeit auf ihm sitzenbleiben und hatte somit kaum Gelegenheit, sich zu bewegen. Wenn die Pferde im Schnee steckenblieben, mußten wir sie gewaltsam mit festen Peitschenschlägen antreiben. Die Tiere schrieen vor Angst, Schmerz und Erschöpfung und hatten häufig größte Mühe, überhaupt vorwärts zu kommen. Nach jeder Fahrt wurden die Pferde dann vom Veterinär erschossen – sie waren nach diesem strapaziösen Weg völlig fertig. (Derartiges täglich erleben zu müssen, war für mich als Landwirtssohn außergewöhnlich grausam, da ich eine besonders gute Beziehung zu diesen Tieren habe.)
Pferdeschlittenfahrt bei minus 48° Celsius – täglich 80 Kilometer…
Foto: Bernhard Frerking
Wenn wir dann abends wieder zurückkamen, hatte man uns eine mäßig warme Suppe bereitgestellt – immer die gleiche.