Zuflucht - Christoph Elias Wild - E-Book

Zuflucht E-Book

Christoph Elias Wild

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Beschreibung

Zwei Geschichten von Angst, Flucht und Hoffnung. Zuflucht: Eine Kreatur erwacht unter Schmerzen in einem Labor und weiß nicht, was sie ist, warum sie existiert oder warum sie gefangen gehalten wird. Ihr gelingt die Flucht und sie begibt sich auf eine Reise, in der sie lernen muss, dass das Leben sowohl Gefahren als auch Chancen bietet. Die Rache der Themis: Mike Young ist ein verbitterter Gefängniswärter. Während einer Revolte wird er schwer verletzt und erwacht in seiner Anstalt als Gefangener, doch nichts ist so, wie Mike Young es kennt. Seine persönliche Nemesis verfolgt ihn immer wieder durch die Gänge der verlassenen Anstalt. Wege und Türen erscheinen und verschwinden auf wundersame Weise und der Anstaltsleiter stellt Mike Young vor die Herausforderung, sich selbst seiner Verantwortung bewusst zu werden. Der Wärter muss erkennen, dass er nicht nur um das Überleben kämpft, sondern um seine geistige Gesundheit.

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Seitenzahl: 142

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Zuflucht 

Die Rache der Themis 

Bonus 

Der nächtliche Besuch 

 

 

 

 

 

 

Zuflucht

Eine Novelle

von Christoph Elias Wild

 

 

 

„How can you just proceed

You little callous fuck.

You just walk the streets,

like a not knowing breed”

Soilwork - Light the Torch

 

I.

 

Sie erwachte und das erste, was sie je in ihrem Leben spürte, war Schmerz und Angst.  Grelles Licht blendete sie, Lärm und Kälte ließen sie zittern.  Die Kreatur fürchtete sich, versuchte sich zu befreien, doch sie war fixiert.  Jede Bewegung ließ die Kreatur vor Schmerzen zusammenzucken. Verzweifelt versuchte sie ihre Gliedmaßen zu bewegen, aber sie entdeckte, dass an ihren Armen, ihren Beinen und ihrem Kopf Drähte verbunden waren. Sie versuchte zu schlucken, doch ein Schlauch steckte in ihrem Mund.  Er ragte tief bis in ihr Innerstes und entließ eine stopfende Masse in ihre Eingeweide. Wo bin ich? Was bin ich? Vorsichtig drehte die Kreatur ihren Kopf, versuchte sich umzusehen. Doch das Licht tat ihr weh. Ein helles, weißes Licht. Kalt. Steril. Sie war hoffnungslos gefangen und verfiel in Apathie.  Die Zeit schien endlos zu vergehen und die Kreatur starrte in das über ihr befindliche Licht.  Auch nach langem Warten wurde es nicht angenehmer, aber es schien dennoch    erstrebenswert.  Die Kreatur wollte das Licht berühren, es fassen, dahinter verschwinden und diese Existenz   der Gefangenschaft hinter sich lassen. Ein Geräusch.  Sie hörte es unter all dem schrillen Lärm. Ein Gleiten oder Schleifen. Etwas schweres. Zumindest klang es schwer.  Sie lernte die Geräusche kennen, von denen eines besonders aufdringlich und monoton war. Es war im immer gleich bleibenden Abstand zu hören.

 

Piep.

Piep.

Piep.

Ich habe Schmerzen. Dachte sie. Wann darf ich endlich weg? Wieder dieses Geräusch. Etwas schweres kratzte über hartes.  Neue Geräusche.  Stampfend wurden sie immer lauter und die Kreatur wusste, was das bedeutete: Es kommt näher! Das Licht wurde dunkel. Ein großer Körper schob sich davor und die Kreatur konnte sich vom blendenden Licht erholen. Der Körper war lebendig. Das spürte sie.  Kalt starrte er herunter. Eine Öffnung ging immer wieder auf und zu.  Dabei entstanden wieder Geräusche, wie ein Brummen mit Melodie. Im Gegensatz zu dem Poltern und dem Piepen schien dieses Brummen eine Bedeutung zu haben, aber die Kreatur wusste nicht welche. Sie gab sich Mühe, die für zusammenhangslosen Geräusche zu verstehen, sie zu fassen, aber es gelang ihr nicht.  Und das machte ihr Angst. Die Öffnung ging wieder auf und zu. Das Brummen wurde klarer, verständlicher. „Lerne!“ War das Eine, was die Kreatur  verstand.  „Worte!“ Das Andere. Waren das Worte? Dieses melodische Brummen mit Bedeutung? Die Kreatur wusste es nicht sicher, aber sie dachte daran, dass dieser Körper, der so groß vor ihr erschienen war und sich mit ihr beschäftigte, etwas Gutes vorhaben musste. Ein weiterer Körper erschien.  Er wirkte wie ein massiger Klotz mit fünf in Gliedern aufgeteilten Fortsätzen, die sich unabhängig voneinander bewegten. Der massige Körper ballte sich zusammen und nur noch ein einziger Fortsatz blieb auf die Kreatur gerichtet.  Er kam immer näher.  Unsanft berührte er die Kreatur und stieß immer tiefer hinein. Mit all den Drähten fixiert, blieb der Kreatur nichts anderes übrig als den neuen Schmerz zu   ertragen.  Bis er wieder so schnell verschwand, wie er kam. Wieder das Brummen.  Die Kreatur verstand neue Worte.   „Noch nicht so weit!“  „Hoffentlich kein Fehler!“  „Schlimmstenfalls entsorgen!“ Die letzten Worte machten ihr Angst, auch wenn sie nicht wusste, weshalb. Was bedeutete Entsorgen?  Warum klang das so gefährlich? Warum durfte sie nicht gehen? Sie wollte den Körper fragen, wer sie war und warum sie an diesem Ort festgehalten wurde. Ein Quietschen drang aus ihrem Körper. Es wurde von dem Schlauch in ihrem Mund gedämpft, doch es kam laut genug heraus, dass der andere Körper mit neuen Worten reagierte. „Hoffentlich kein Schreier, sonst kann ich es nicht verkaufen! Dann muss es definitiv  entsorgt werden!“ Wieder verstand sie nicht, was sie da hörte, doch es freute sie, dass ihre Geräusche eine Reaktion hervorbrachten und so quietschte sie weiter. Plötzlich verschwand der Körper vor dem Licht wieder und die Kreatur wurde abermals geblendet.  Durch den plötzlichen Reiz erstarrt, hörte  sie auf zu quietschen und blieb regungslos liegen.  Nur ein leichtes Zittern deutete darauf hin, dass sie noch lebte. Das Stampfen entfernte sich, dann kam wieder das schleifende Geräusch und die Kreatur wusste, dass sie nun alleine war. Sie verstand immer noch nicht, wo oder was sie war.  Aber sie wusste, dass sie fliehen musste. Vorsichtig bewegte sie ihre Gliedmaßen und spürte den vertrauten Schmerz, den die in ihr angebrachten Spitzen verursachten.  Sie hielt inne. Dachte über ihre Möglichkeiten nach. Und riss sich mit einem Ruck los. Das eintönige Geräusch veränderte sich.  Aus dem gleichmäßigen Piep-Piep-Piep wurde ein lang gezogenes Pieeeeeeeeeeeeeeeeep. Sie packte den Schlauch, der bis tief in ihr Innerstes reichte und zog ihn heraus.  Ein neues Gefühl überkam sie. Sie musste würgen, konnte nicht mehr atmen, doch es gelang ihr, den Schlauch zu entfernen. Sie setzte sich auf und blickte sich um. Das große kalte Licht über ihr war die einzige Lichtquelle. Die Wände waren dunkel und  mit kalten Steinen bedeckt.  Sie lag auf einer Platte, die mit einem weichen Stoff bezogen wurde und sich weit über dem  Boden befand.

Die Drähte, die sie entfernt hatte, führten zu kalt aussehenden Kisten, auf denen abwechselnd Bilder liefen.  Das durchgehende Pieeeeeep war noch immer zu hören, aber die Kreatur störte sich nicht daran. Vorsichtig, noch sehr wacklig, ging sie zum Rand der Platte und blickte herunter.  Ein Sturz wäre gefährlich, doch sie hatte keine Ahnung, wie sehr.  Sollte sie hier in die Tiefe stürzen, könnte sie entweder leicht verletzt werden oder nicht mehr da sein. Das wusste sie nicht. Sie kannte sich und ihren Körper nicht.  Aus diesem Grund suchte sie nach etwas, was ihr helfen würde. Ziellos wanderte sie auf der Platte umher,  blickte um sich herum und suchte nach einer Fluchtmöglichkeit.  Sie nahm die Kabel und Drähte genauer unter die Lupe und untersuchte letztlich den Schlauch, der ihr solche Schmerzen verursacht hat. Er war an der Decke befestigt und führte von dort aus zu einem merkwürdig aussehenden Container.  Sie hatte Angst vor diesem Schlauch, aber mehr noch fürchtete sie die Rückkehr des großen Körpers und seine zornige Stimme. Tapsend folgte sie dem Schlauch bis zum Rand der Platte und blickte ihm nach in die Tiefe. Die Kreatur begann zu zittern. Ich muss aber da runter! Dachte sie.

Sie umgriff den Schlauch und begann vorsichtig den Abstieg. Gefährlich schwankte das provisorische Seil, als es durch ihr Gewicht in Schwingung versetzt wurde.  Langsam rutschte sie hinab, stoppte aber immer wieder, um die gefährlichen Schwankungen auszuharren.  Sie macht einen Fehler und blickte nach unten.  Gut die Hälfte hat sie bereits zurückgelegt, aber der Anblick der unter sich befindlichen Tiefe ließ sie erneut vor Angst erstarren.    Sie blickte sich wieder um.                                                                                                                           Offensichtlich war sie allein im Zimmer. Die piependen Geräte und ein statisches Summen waren das einzige, was den Raum ausfüllte. Sie kletterte weiter und erreichte schließlich den Boden.  Sie ließ sich ein kleines Stück fallen und landete schwer atmend auf dem Fußboden, wo sie zuerst liegenblieb und an die Decke starrte. Nun, wo das große Licht nicht mehr alles dominierend über ihr hing, konnte die Kreatur sehen, dass sich an der Decke noch weitere Lichtquellen befanden.                                In länglichen, kalt aussehenden Kästen waren leuchtende Röhren verbaut, die immer wieder aus und wieder an gingen, womit sie die hektische Atmosphäre dieses Ortes unterstrichen.  Zum ersten Mal seit ihrem Erwachen nahm die Kreatur einen Geruch wahr.  Zuerst war sie verwirrt, da sie nicht wusste, was ein Geruch überhaupt war, aber schnell erkannte sie die Besonderheit der Sinne. Ohne zu wissen, was sie waren, oder für was sie gebraucht wurden.                Der Geruch, den sie nun aufnahm war warnend, beinahe giftig.  Es roch unnatürlich und scharf, aber auch leicht süß.  Sie folgte dem Geruch und war dabei wieder vorsichtig und misstrauisch.  Die Quelle des Geruchs befand sich soweit über ihr, dass die Kreatur nicht sehen konnte, was genau es war, aber sie konnte erkennen, dass sich oben ein mit Flüssigkeit gefüllter Behälter befand, in dem etwas leblos herumtrieb.   Wieder begann die Kreatur zu zittern und sie umarmte sich selbst.    Nachdem sie sich auf diese Weise wieder beruhigt hatte, tapste sie weiter durch den Raum    und suchte nach einer Möglichkeit zur Flucht.

Sie entdeckte merkwürdige Stäbe, deren Spitzen mit Farben gefüllt waren und mit denen sie auf den Boden, auf den Wänden und überall Striche hinzeichnen konnte. Sie entdeckte diese Stäbe für sich und bemalte alles, was sie erreichen konnte, mit Strichen, Kreisen und Vierecken.

Dabei wählte sie helle und freundliche Farben. Die Kreatur begann sogar, kleinere Bilder zu  malen.  Ein Strich mit Kreis hier, ein Viereck mit Strichen dort. Sie gab den kleinen Teil der Welt wieder, den sie kannte, und verschönerte ihn mit bunten Farben.

Da war jemand!

Gerade als sie um eine Ecke blicken wollte, sah sie neben sich eine Figur, die genau so groß war wie sie selbst.  Schnell versteckte sich die Kreatur hinter einem großen Gebilde mit Rädern, die an einer langen Stange montiert waren und auf deren Spitze eine große Fläche befestigt war.                                                                               Zitternd harrte die Kreatur hinter ihrem Versteck aus.  Die Zeit verging, ohne dass sie angegriffen wurde, also fasste sie ihren Mut und blickte aus ihrem Versteck hinaus.  Auch das andere Wesen hatte sich versteckt und blickte hinter seinem Versteck hervor.  Es zitterte genauso wie die Kreatur.    Nach einem langen Moment des Ausharrens beschloss die Kreatur, den Fremden zu     begrüßen.                                                                                                                                                           Langsam verließ sie ihre Deckung und näherte sich dem Fremden, der nun auch sein      Versteck verlassen hatte und auf sie zu lief, ohne sich zu bewegen.  Vorsichtig  kam die Kreatur dem Fremden näher und streckte ihm eines ihrer Gliedmaßen entgegen. Auch der Fremde ließ seine Gliedmaßen nach vorne wandern und so berührten sie sich.  Er fühlte sich glatt und kalt an. Sofort zog die Kreatur ihre eigenen Gliedmaßen zurück und der Fremde tat es ihr gleich.  Instinktiv umarmte sich die Kreatur selbst, um sich zu beruhigen, so tat es auch der Fremde.  Die Kreatur winkte und der Fremde winkte zurück. Das Einzige, was der Fremde nicht tat, war gemeinsam mit der Kreatur zu quietschen, auch    wenn er so wie sie eine Öffnung an seinem Kopf dazu weit aufmachte.  Der Kreatur kam eine Idee.  Sie tapste zurück zum Gebilde mit den Rädern und mit der Stange, an der sie einen der bunten Stäbe zurückgelassen hatte.  Sie malte sich einen Punkt auf ihre Hand und ging mit mehr Mut als vorher zurück zu dem Fremden. Sie fand ihre Vermutung bestätigt als sie sah, dass der Fremde nun auch einen Punkt auf der Hand hatte. Genau an derselben Stelle, die die Kreatur bei sich selbst markiert hatte. Sie hatte sich selber entdeckt und wurde sich ihrer eigenen Existenz bewusst.

II.

 

Zwar verstand die Kreatur nicht, wie dieses glatte Ding, das sie selbst zeigte, funktionierte, aber sie nutzte die Gelegenheit, um sich selbst anzusehen.                                       Ihre Haut war weich und in einem dunklen Grau.    Sie wirkte als wäre sie aus einem Textil geschaffen und ließ die Kreatur trotz ihres     vorhandenen Selbstbewusstseins künstlich erscheinen.  Ihre Hände waren nicht direkt Hände, aber aus den Enden ihrer Arme wuchsen vier lange Glieder, die sie unabhängig voneinander bewegen konnte.  Sie lief auf zwei Beinen, die wie textile Säulen wirkten, aber der Kreatur einen stabilen Stand ermöglichten.   Neugierig tastete sie ihren Kopf ab. Oberhalb der Öffnung, die ihr Mund war, befand sich      ein stählernes Konstrukt mit drei Schlitzen, durch die sie Gerüche aufnehmen und atmen     konnte.  Eine Gläserne Linse in der Mitte dieses Konstrukts musste ihr Auge sein, denn wann immer sie ihre Glieder davor bewegte, sah sie diese und konnte stellenweise gar nichts mehr erkennen.   

Das metallene Konstrukt auf ihrem Kopf lief nach oben hin spitz zu und war fest an der Kreatur befestigt.  Es war ein Teil ihres Körpers, den sie auch bei Berührung spürte.  Was bin ich? Diese Frage dominierte noch immer ihre Gedanken, aber wenigstens war sie der Lösung nun etwas näher gekommen.  Allerdings gab es da immer noch den Riesen, der ihr Angst machte und vor dem sie zu entkommen versuchte. Tapsend bewegte sie sich weiter durch den Raum, erforschte jeden Winkel und entdeckte schließlich zumindest einen Notfallplan, falls kein anderer Ausweg existieren sollte.                                                                                                                                   Unter einem kalt wirkenden Konstrukt, in das unentwegt eine klare Flüssigkeit tropfte, befand sich ein mit schmalen Gittern versehenes Loch, das in die Tiefe führte und aus dem ein fremder Geruch zur Kreatur drang.  Sie starrte hinunter und konnte nach einiger Zeit auch die kleinsten Details in der Dunkelheit erkennen.    Ein surrendes Geräusch kam von ihrem  gläsernen Auge, das die Kreatur erschreckte und    sie wieder sich selbst umarmen ließ.  Dieses Geräusch brachte sie aber schnell mit ihrer Fähigkeit zusammen Details in der Dunkelheit oder der Ferne auszumachen, sofern sie lang genug hinstarrte.  Ihr Auge surrte und sie konnte dann die Details entdecken, die ihr sonst verborgen blieb.  So entdeckte sie in der Tiefe des Lochs zum Beispiel einen schmalen Weg, der gerade einmal für sie groß genug war, in dem sich aber ein Rinnsal aus Flüssigkeit befand, der ungesund roch.  Da wollte die Kreatur nicht hinein, außer es ließe sich nicht vermeiden.                                             Sie tapste weiter und gelangte an ein großes Konstrukt, das nicht ganz bis zum Boden ragte und einen kleinen Spalt offen ließ, durch den stampfende Geräusche und ein schwacher Lichtschein fiel.  Sie blickte hindurch. Große, hart aufstampfende, Geschöpfe polterten auf der anderen Seite durch einen beleuchteten Gang. Sie konnte nur die unteren Teile sehen.  Die Füße sahen alle unterschiedlich, aber dennoch ähnlich aus.                                                                      Manchmal lagen die Unterschiede im Detail.  Wenn zum Beispiel alle Füße hell, nach oben ihn offen und im Inneren mit einem Stück Stoff geschützt waren, dann war der Unterschied nur in einem Strich oder einer markanten Macke zu sehen.  Andere Füße wiederrum waren schwarz, glatt und glänzend.  Während wiederrum andere Füße schrecklich unpraktisch aussahen, da sie am hinteren Ende mit einem großen Stab nach oben gedrückt wurden. Verwirrt verließ die Kreatur seinen Beobachtungsposten und betrachtete die Konstruktion an sich.  Sie war aus einem weichen Material, zumindest weicher als das Ding, was ihr ihr eigenes Aussehen gezeigt hatte, aber immer noch zu hart, als dass sie einfach hätte hindurchbrechen können. In der Mitte befand sich ein Griff und instinktiv wusste die Kreatur, dass dieser Griff das Konstrukt öffnete. Wahrscheinlich über die an der Seite montierten Vorrichtungen, die das Konstrukt bei Bedarf aufschwingen ließ. Und noch etwas bemerkte die Kreatur.  Am Boden, in einem perfekten Halbkreis befand sich eine Macke, die vom Konstrukt ausging und sich bis in den Raum hinein ragte, dabei aber nie weiter reichte, als die Konstruktion breit war. Sie erinnerte sich an das Schleifende Geräusch und dachte sich, dass sie hier den Ursprung gefunden hatte. Wenn sie einfach warten würde, bis der Riese wieder hineinkam, könnte sie durch das offene Konstrukt nach draußen gelangen und entkommen. Und dann? Dann sollte die Kreatur nach anderen suchen, die so aussehen, wie sie selbst und gemeinsam sollten sie einen Ort ohne Schmerzen finden.  Einen Ort, an dem sie in Frieden leben können. Wieder das stampfende Geräusch. Es näherte sich dem Konstrukt von der anderen Seite.                                                                                                                                              Schnell versteckte sich die Kreatur hinter einer Kiste und wartete, ob sich ihre Vermutungen bestätigen würden. Vor dem Konstrukt waren Geräusche zu hören. Wieder diese Worte, die die Kreatur zwar nicht verstand, aber inzwischen wenigstens einzuordnen wusste. „Der Neue könnte ein Quietscher sein!“ „Das ist nicht gut! Quietscher verkaufen sich sehr schlecht. Eltern wollen keinen                               Krach im Kinderzimmer!“  „Glaubst du, das weiß ich nicht? Irgendwas läuft in letzter Zeit immer schief. Zuerst dieses  aggressive Exemplar von letzter Woche und nun ein Quietscher! Wir können die Nachfrage  kaum befriedigen!“ Die Konstruktion schwang nach innen und tatsächlich kam hierbei das bekannte Geräusch zustande, dieses verräterische Schleifen. Der Riese betrat das Zimmer.  Seine Füße waren weiß, so auch seine Beine und auch ein Teil seines Oberkörpers, der an ihm herabhing wie ein Umhang. Doch die Kreatur wusste, dass dieses rein wirkende Wesen nichts Gutes mit ihr im Schilde führte und so stapfte sie hinter dem Rücken des Riesens durch die Öffnung und verschwand nach draußen.   Sie befand sich in einem Gang, der in beide Richtungen führte, doch es blieb keine Zeit, um    lange über den richtigen Weg nachzudenken, denn der Riese schrie hinter der Kreatur    bereits zornig auf.  Erschrocken stapfte sie davon und versuchte zu rennen.     „Haltet es auf! Es darf nicht entkommen!“                                                                        Was die Worte bedeuteten, verstand die Kreatur nicht, doch ihren Sinn konnte sie sich erschließen.  Zumal sich nun alle Füße in ihre Richtung bewegten. Sie wich einem Fuß, der gerade auf sie treten wollte, aus und flüchtete unter einen Hocker, der in dem Gang stand.     „Nicht ihr Idioten“ schrie der Riese „wir brauchen es lebend!“ Der Hocker wurde weggezogen und die Kreatur blickte in die Augen eines gewaltigen Riesen mit massigen Körper und merkwürdigen Gläsern vor den Augen. Er schnaufte wütend als er sich hinabbeugte, um nach ihr zu greifen, doch sie konnte durch seine Beine fliehen und tapste nun so schnell sie konnte den Gang entlang.    Dabei schlug sie Haken, um den Füssen und den nach ihr greifenden Händen auszuweichen.  Eine weitere Vorrichtung, die Kreatur hatte gehört, wie die Riesen sie Tür nannten, öffnete   sich zu ihrer Rechten. Schnell tapste sie hinein und hörte die Riesen hinter sich noch lauter    schreien, dass „die blöde Kuh gefälligst die Tür zu machen sollte!“