50 Calls of Karli - Befreiter Frust - Günter Leitenbauer - E-Book

50 Calls of Karli - Befreiter Frust E-Book

Günter Leitenbauer

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Beschreibung

Wer mir auf Facebook folgt, kennt die Geschichten über meinen besten Freund Karli, die ich seit 2018 in unregelmäßigen Abständen poste. Ich glaube sogar, die meisten amüsieren sich tatsächlich darüber. Jedenfalls ist es nur so erklärbar, dass mehrfach der Wunsch an mich herangetragen wurde, diese Geschichten zu sammeln und in Buchform herauszugeben. Ich habe das stets abgelehnt oder verschoben, weil ich das meinem Karli einfach nicht antun will. Aber meine Kinder studieren jetzt, und ich bin alt und brauche das Geld. Sorry, Karli! Natürlich heißt Karli in Wahrheit nicht Karli. So gemein bin ich auch wieder nicht. Ich habe einfach einen Namen genommen, der weit verbreitet ist, um die Spur zu Karl-Heinz S. zu verwischen. Außerdem sagt sowieso niemand "Karl-Heinz" zu ihm, alle nennen ihn seit unserer gemeinsamen Schulzeit immer nur "Karli", sogar seine besseren Hälften. Karli hatte über die Jahre nämlich verschiedene bessere Hälften, lediglich seine schlechtere Hälfte blieb immer gleich, und von der lest ihr in diesem Werk, denn mit ihr (grammatikalisches Geschlecht, nicht physisches!) bin ich ja befreundet.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort des Autors

Danksagung

Ratgeber

Frauenlauf

Politische Korrektheit

Wörtlich genommen

Samsunghandy

Paris-Urlaub

Ausgenüchtert

Qualwahlkrampf

Wahlsonntag

Welttag des Händewaschens

Wird Licht müde?

Karli ist sauer

Psychotherapie

Heimwerkerprofis

Weihnachten mit Karli

Herdentrieb

Gedankenlesen

Langhaarschneider

Zweifel

Traumjob

Autobiographie

FFP17

Urlaub

Rückrufaktion!

Mindestabstand

Grillparty

Familienaufstellung

Marie-Juana

Abgeblasen und ausgeraucht

Homeschooling

Lungen- und Hirnfunktion

Damen- und Herrenartikel

Verspäteter Lockdown

Maskenpflicht

Selbstgerechtigkeit in der ländlichen Idylle

Ausgesperrt

Bierpartei

Rauchwaren

Das Flatulenzfiasko

Zwei Millionen Dosen

Registrierungspflicht

Epidemiegesetz

Massentest

Kurzrede zur Lage der Nation

Das Virus ist weiblich

Ist das Virus doch männlich?

Autorengespräch

Semmelkauf beim Diskonter

Weltfaulpelztag

Das 15-Minuten-Spiel

Schneebläser

Unfallmeldung

Weihnachtspackerei

Zahlenspielereien

Chatprotokolle

Schwangerschaftstest

Coronaparty

Ich mag Lockdowns voll!

Schraube locker

Lockdown-„Öffnung“

Bürgermeisterimpfungen

Mutationsmissverständnisse

Gendern

Impfschäden

Pariserblau

Nadelstiche

Trennungsschmerzen

Nationalrat Karli

Lang ist das Leiden

3 G

Innen

Entsorgungsproblem

Virol

Traumjob

Zeitsprung

Apostolischer Impfschaden

Dodge Ram

Anrufbeantworter

Rasenmäherservice

Liturgisches Fiasko

Carolina

Gechippt

Nein!

Badeurlaub

4 G

Geschmacklosigkeit

Auswandertag

Katzentest

Booster

Cyber-Lockdown

Ortswandertag

Testergebnis

Fußball oder Krimi?

Talstation

Wohnungstausch

Totimpfstoff

Bibelauslegung

2 G

Silvester

Neujahr

Chili con Carne brennt mehrmals

Impfüberlegungen

Links und Rechts

Befruchtungsangebot

Valentinstag

Pharisäertum

Beate Uhse

Singultus

Chefkoch

Faschingsdienstag

Barbara Karlich

Haustausch

Dachschaden

Treibstoffpreise

Ratschenkinder

Regelbeschwerden

Security-Check

Strandliegendesaster

Vatertag

Spritpreise

Bundespräsidentenkandidat

Sahara

Karli gründet eine Partei

Verbrennerverbot

Sonnenuhr

Pogo

Unverträglichkeit

Retourkutsche

Karli ist im Urlaub

Karli hat Probleme im Urlaub

Karli is back!

Wo ein Rauch ist…

Liebesgeschichten und Heiratssachen

Vegane Laibchen

Empfängnisprobleme

Menopause

Alcatraz

Blindleistung

Elektroinstallation

Katers Rache

King Charles

Im Partizip, ja!

Tatort Elefantenrunde

Laticia

Fitnessuhr

Klimabonus

Fußball WM

Weltmännertag

Jahreswechsel

Nierensteinzertrümmerung

Klimakleber

Erste Hilfe

Diagnoseassistent

Mammutgrillen

Vermehlung

Faschingsball

Bargelddiebstahl

Schrittzähler

Tag der Arbeit

Prüfung geschafft!

GV

Italienische Küche

Sprachlos

Allergie

Paketdienste haben es auch nicht immer einfach!

Zahlungsmodalitäten

Angina

Öffentlicher Verkehr

Konzertkarten

Bargeld

Männer sind wie wilde Tiere

Heike(l)

Nie zu viele Worte machen!

Heike ruft an

Dialektik

Verzweiflung

Zahnärzte sind Sadisten

Schultüte

Zu eng

Wertigkeiten

Weltthementage

Sturmwarnung

Nobelpreis

Blasphemie

Fitnesswahn

Hundstage

M80

Nachbetrachtung

Weitere Bücher des Autors

Vorwort des Autors

Wer mir auf Facebook folgt, kennt die Geschichten über meinen besten Freund Karli, die ich seit 2018 in unregelmäßigen Abständen poste. Ich glaube sogar, die meisten amüsieren sich tatsächlich darüber. Jedenfalls ist es nur so erklärbar, dass mehrfach der Wunsch an mich herangetragen wurde, diese Geschichten zu sammeln und in Buchform herauszugeben. Ich habe das stets abgelehnt oder verschoben, weil ich das meinem Karli einfach nicht antun will. Aber meine Kinder studieren jetzt, und ich bin alt und brauche das Geld. Sorry, Karli!

Natürlich heißt Karli in Wahrheit nicht Karli. So gemein bin ich auch wieder nicht. Ich habe einfach einen Namen genommen, der weit verbreitet ist, um die Spur zu Karl-Heinz S. zu verwischen. Außerdem sagt sowieso niemand „Karl-Heinz“ zu ihm, alle nennen ihn seit unserer gemeinsamen Schulzeit immer nur „Karli“, sogar seine besseren Hälften. Karli hatte über die Jahre nämlich verschiedene bessere Hälften, lediglich seine schlechtere Hälfte blieb immer gleich, und von der lest ihr in diesem Werk, denn mit ihr (grammatikalisches Geschlecht, nicht physisches!) bin ich ja befreundet.

„Sind diese Geschichten alle wahr?“, werde ich oft gefragt, um darauf meistens kryptisch zu antworten, dass die Wahrheit – wie die Schönheit – ja stets erst im Auge des Betrachters entstehe. Anders formuliert: Wenn ihr sie glaubt, sind sie für euch wahr! Wenn nicht: Seid so nett und gesteht mir dann zumindest zu, dass sie gut erfunden sind, bitte!

Die Geschichten selbst beginnen fast immer mit „Karli ruft an.“ Warum ist das so? Nun, weil Karli anruft. Oft zu sehr unchristlichen Zeiten. Und meistens braucht er irgendetwas: Einen Rat, meine Hilfe oder ein Taxi. Manchmal auch nur Beistand oder ein Wunder. Und dazu sind Freunde schließlich da: Um sie anzurufen, wenn man etwas braucht.

„Wie kommt man auf diesen Titel?“ – die Frage erwarte ich, und daher beantworte ich sie gleich hier, noch bevor sie gestellt werden kann. Das gestattet mir, die scheinheilige Spreu vom lesenden Weizen zu unterscheiden. Wer das Buch gelesen hat, wird diese Frage nämlich nicht mehr stellen. Zur Sache: Telefonate mit Karli sind auf eine bestimmte Art und Weise der blanke Masochismus. Da liegt es nahe, diesen Titel zu wählen, auch wenn es am Ende mehr als 50 Geschichten geworden sind. Um solche Details kümmern sich ohnehin nur Kleingeister; der Genius ist über derart profane Belanglosigkeiten erhaben. Übrigens hat der Titel einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Vorteil: Ich kann bis zum guten Ende zwei Fortsetzungen auflegen, falls sich dieses Buch gut verkaufen sollte. Geht man nach meinen bisherigen Verkaufszahlen, dann bleibt es also beim ersten Band. Außer ich schaffe es, dass das Buch mit einem richtig guten Cliffhanger endet.

Natürlich finden sich in diesem Buch – speziell aus den Jahren 2020 bis 2022 – etliche Geschichten, die mit der Covid-Pandemie zu tun haben. Das war damals eben das zentrale Thema, auch zwischen Karli und mir. Immerhin hielt es uns monatelang von unserem geliebten Stammtisch fern. Auch andere Vorkommnisse aus dieser Zeit, wie eine Nationalratswahl, die Fußball WM oder die Bundespräsidentenwahl finden natürlich ihren Niederschlag.

Dieses Buch auf eine politisch korrekte Art und Weise zu schreiben, daran bin ich übrigens kläglich gescheitert. Ich bin somit sehr klug, denn gescheitert ist der Superlativ von gescheit, sagt der Karli immer. Ich befürchte zudem, dass das Buch nicht wichtig genug ist, um auf dem Index librorum prohibitorum der katholischen Kirche oder diverser abstinenter, feministischer oder woker1 Gruppen zu landen, aber ich lasse mich da gerne überraschen. Wobei ich ja eigentlich gar nicht so schlimm bin, wie ich möglicherweise herüberkomme.

Spaß beiseite: Nehmt mich und das Buch auf keinen Fall ernst! Es handelt nämlich nicht vom Ernst, sondern vom Karli. Und der hat es nicht so mit dem Ernst.

Günter Leitenbauer, Jänner 2024

1 Ich mag das Wort „woke“ nicht. Ich schlafe für mein Leben gerne!

Danksagung

Doris Rettenegger, die freundlicherweise wieder einmal das Korrekturlesen übernommen hat, danke ich herzlich für die vielen Hinweise auf Fehler. Was täte ich ohne dich? Wenn trotzdem noch Fehler enthalten sind, liegt das ausschließlich in meinem Bereich.

Meiner Familie danke ich dafür, dass sie mich aushalten. Es ist nicht immer einfach mit mir, das dürft ihr mir ruhig glauben.

Zu guter Letzt danke ich den Sumerern für die Erfindung der Schrift. Zumindest glaubt man, dass sie im fruchtbaren Halbmond Mesopotamiens erfunden worden ist. Vielleicht war es aber auch jemand anderes. Egal wer sie erfand – ohne sie wäre dieses Buch nicht möglich gewesen.

„Ein Problem, das sich mit Hammer, Salzsäure oder Klebeband nicht lösen lässt, ist ein Frauenproblem!“

Karli (* ca. 1965)

Karli schaut beim Wirt auf meinen Bauch: „Gü, hast du Leichtgewichtsstörungen?“ Manchmal mag ich ihn nicht.

Ratgeber

(2018)

Karli ruft an.

„Du Gü … (hust, hust) … ich kann heute nicht zum Stammtisch … (hust, hust) … krank.“

Und legt gleich wieder auf, bevor ich ihn noch fragen kann, welch‘ tödliche Seuche ihn denn ereilt habe.

Es ist nämlich Freitag; Stammtisch wäre angesagt, aber dieses wöchentliche Zusammentreffen zwecks Erfahrungsaustausch muss heute leider entfallen. Eine Epidemie hat zugeschlagen, fast alle Teilnehmer sind erkrankt, vor allem auch mein bester Freund, der Karli. Es ist eine Schande! Ein Mann wie ein Baum, und dann streckt ihn so ein kleines Ding mit viraler Brutalität aufs Krankenlager nieder. Grippaler Infekt, meinte der Arzt, der wegen der Epidemie auch nicht stammtischlern kommen kann; aber nicht, weil er selbst die Seuche hat, nein, der macht jetzt Hausbesuche in einer Zahl wie sonst nur der Bürgermeister kurz vor der Gemeinderatswahl.

Ich will mich aber sowieso nicht anstecken, weshalb ich den Karli auch nicht besuche (bester Freund, ja schon, aber eine Männergrippe heilt vor Publikum grundsätzlich langsamer, also helfe ich ihm damit sogar), sondern ihm eine Whatsapp-Nachricht schicke. Karli hasst übrigens die Kommunikation über Textmessages, weil ich ihm immer seine Rechtschreibfehler auszubessern pflege:

„He, Alter! Sag mal, welche Seuche hast du denn aufgegabelt? Und vor allem: bei wem?“

Keine zwei Sekunden später rocken auf meinem Handy AC/DC ihr „Highway to Hell“, das ist Karlis ganz persönlicher Klingelton, den er sich mit allen anderen teilen muss, weil ich zu faul bin, da für jeden etwas anderes einzustellen. Mit Ausnahme meiner Exfrau. Die hat einen eigenen: „Sound of Silence“, weil ich da nicht immer abhebe, obwohl wir ein durchaus freundschaftliches Auskommen haben – vielleicht auch, weil ich nicht immer abhebe.

„Servus .. (hust) … Du, ja, grippaler Infekt hat der Gerwald gesagt.“

Der Gerwald ist unser Arzt. Seine Kinder heißen Siegfried, Welf und Hagen, nur bei der Tochter hat seine Frau das „Brunhilde“ verweigert, die heißt Sieglinde. Ist aber kein Rechter, der Gerwald, nur ein fanatischer Fan von allem, was mit den alten Germanen zu tun hat, vor allem auch der Nibelungensaga. Auf seinem Tennisschläger steht „Balmung“ und als es noch die Pockenimpfung gab, hat er den Leuten immer eine Rune eingeritzt. Ich mag seinen Humor!

„Lass die eingeflochtenen Huster, ich glaube es dir auch so. Du hast die Grippe? Ausgerechnet du? Dachte, du hättest letztens einen Ratgeber gelesen, wie man das Immunsystem aufbaut und unterstützt? Hast ja so geschwärmt von den Aurorabedln.“

„Aronia. Ja, die Wunderbeeren schlagen bei mir anscheinend nicht an.“

„Ja, ja, die Ratgeber. Haben halt meist nur esoterischen Charakter.“

„Was sagst? Red‘ lauter! I bin eh so derrisch mit der Gripp!“ (Das musste ich im Dialekt transkribieren, so wie wir halt normalerweise reden. Weil ich aber will, dass meine Geschichten von möglichst vielen Leuten gelesen werden, vermeide ich den Dialekt sonst lieber.) „Aber zumindest verkaufen sich diese Bücher, im Gegensatz zu deinen. Hast schon herausgefunden, wer die zwei waren, die in den letzten Monaten deinen Roman gelesen haben?“

Autsch! Ich schmücke ihn mit einem Wort, das ich nicht transkribieren kann beziehungsweise hier nicht schreiben will, sonst müsste ich dieses Buch mit FSK18 kennzeichnen. Er lacht und fährt fort:

„Wusstest du, dass jedes dritte verkaufte Buch heutzutage schon ein Ratgeber ist?“

Nein, wusste ich nicht. Bringt mich aber auf eine Idee, die keinen Aufschub bezüglich der Realisierung duldet.

„Du, Karli, ich muss jetzt auflegen. Hab‘ da noch was Dringendes zu erledigen. Schau, dass du deine Riechkolbenpest bald wieder los wirst, du schuldest mir noch elf Bier vom letzten Mal.“

„Das waren echt elf?“

Woher soll ich das noch wissen, ich hatte auch mindestens acht. Aber dass er seine Brieftasche vergessen hatte, das weiß ich noch. Und dass es maximal sechs sein können, beim siebten ist Karli noch jedes Mal umgefallen. Also elf. Die Grenze der Glaubwürdigkeit.

„Ja, oder zwölf, aber so genau nehme ich das unter Freunden nicht.“

Ich lege auf, bevor er die Sache weiter vertieft und sich vielleicht doch noch daran erinnert.

Ratgeber! Verkaufen sich wie warme Semmeln, und ich schreibe Romane! Die verkaufen sich wie Schwimmreifen in der Sahara. Das muss sich ändern!

Ich setze mich mit einem Blatt Papier und einem Stift auf die Couch und denke nach, über welches Thema mit einer „Unique Selling Proposition“ ich einen Ratgeber verfassen könnte. Mir fällt und fällt einfach keines ein. Ich hole mir ein Stammtischersatzbier, denke nach, hole mir noch eines, denke nach. Dann hole ich mir eines und … hole noch eines, und lasse eine Runde Nachdenken aus, bevor ich mir noch eines hole und den Rhythmus endgültig von „holen – denken“ auf „holen – holen – denken“ ändere. Das hat sich bewährt. Der Schreibblockadenanapäst des Lyrikers quasi.

Als ich am nächsten Morgen mit furchtbaren Kopfschmerzen auf der Couch erwache, ist der Notizzettel immer noch weiß wie eine sitzengelassene Braut, aber ich weiß jetzt, welchen Ratgeber ich schreibe. Es kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel, der – unter Schmerzen, wegen des Katers – mitten in die Zirbeldrüse eingeschlagen haben dürfte, während mein Rhythmus sich von „holen – holen – denken“ zu „holen – holen – schlafen“ weiterentwickelt hatte. Ich gehe zum PC, öffne das Textverarbeitungsprogramm und lege mit der Überschrift los. Den Buchtitel weiß ich noch nicht, aber das kommt irgendwann ganz von selbst. Zuerst mal das erste Kapitel schreiben:

„13 Ideen, die ich noch nie hatte“

Und dann notiere ich, Zeilenabstand 1,5, Schriftgröße 24:

1. …………………………………..

2. …………………………………..

3. …………………………………..

Und so weiter. Ein Buch zum Selbstausfüllen quasi. Wo jeder sein eigener Autor sein darf. Woraus sich schon das zweite Kapitel ergibt:

„13 Dinge, über die ich schreiben möchte“

1. …………………………………..

2. …………………………………..

3. …………………………………..

Und jetzt weiß ich auch schon den Titel des Buchs: „13 – ein personalisierter Ratgeber!“

Das Buch hat jetzt siebenundzwanzig Kapitel, die ich hier natürlich noch nicht alle verraten will, sonst kommt mir bei diesem Bestseller noch jemand zuvor. Aber „13 Leute, die ich lieber nicht treffe“ und „13 Bahnhofstoiletten, bei denen man lieber umdisponiert und sich schnäuzt“ sind auch dabei. Kosten wird das Büchlein mit etwas über 30 Seiten dann natürlich 13,- EUR. Ich bin froh, das Buch nicht "7" genannt zu haben! Und wenn diesen Ratgeber niemand kauft, dann schreibe ich halt wieder Romane.

Politische Korrektheit

(2018)

Karli ruft an, als ich mir gerade „Eine Frage der Ehre“ ansehe. Toller Film, aber wenn Karli anruft, bin ich natürlich für ihn da wie die Marines an der Mauer zu Kuba für ihr Vaterland.

„Du Gü…“

„Krankenhaus oder Polizeiposten, Private Karli?“

„Klar rufe ich privat an. Und es ist schlimmer. Susanne ist wieder bei mir eingezogen.“

„Karli, das können wir unmöglich am Telefon erörtern. Das schreit nach einer Einsatzbesprechung. Konferenzraum 0,8 um Achtzehnhundert! Volle Bewaffnung.“

„Hä?“

„Kirchenwirt um sechs! Und nimm dein Geld mit!“

***

"Kennst du den?", hebt Karli an, als wir gerade gut beim ersten Vitamindrink sitzen, "Treffen sich zwei Blondinen…"

"Halt!", brülle ich, dass der Huber Gustl am Nebentisch in erschrockener Ergriffenheit seine gerade halb ergriffene Halbe vor Schreck zu drei Vierteln verschüttet. Wie viel sind drei Viertel von einer Halben? Das ergibt einen Doppelbruch, oder? Wir klären das ein andermal.

"Was?", brüllt der Karli zurück. Jetzt ist auch der zweite Versuch am Nebentisch gescheitert, und das Bier breitet sich in einer Pfütze aus, deren östliche Ausläufer langsam die Tischkante erreichen und dem semikomatösen Gustl demnächst in den Schritt tropfen werden.

"Du kannst keine solchen Witze mehr erzählen, die sind frauenfeindlich. Sowas geht gar nimmer!", bringe ich mein in einer lehrreichen Diskussion mit einer Internet-Feministin erworbenes Wissen ins Gespräch ein.

"Ahso? Na gut, dann halt den: Treffen sich zwei Polizisten..."

"Nein, das geht auch nicht. Außerdem müsstest du das geschlechtsneutral formulieren und 'Polizisten und Polizistinnen' sagen!"

"Dann ist aber der Witz kaputt, weil der funktioniert nur mit männlichen Polizisten, die eine Frau aufhalten, verstehst?"

"Um Gottes Willen!" Ich bin erschüttert. "Der wäre dann ja sowohl männerfeindlich als auch frauenfeindlich. Sexistische Witze gehen heutzutage einfach nicht mehr durch, Karli!"

"Das verstehe ich nicht. Darf man keine Witze mehr über Männer machen?"

"Doch, aber nur, wenn sie nicht nur deshalb lustig sind, weil die Protagonisten Männer sind. Das wäre dann insofern sexistisch, weil man implizit wieder den Geschlechterunterschied thematisiert."

"Hmm, okay, Männerwitze ohne Männer... Treffen sich zwei Transen ..."

Irgendwie versteht der Karli mich nicht. Ich erkläre ihm, dass sowas schon gleich gar nicht geht. Ob er nicht einen Witz habe, in dem weder Männer noch Frauen, noch Homosexuelle und so weiter vorkommen? Er denkt kurz nach, Karli ist eine Witzfabrik, müsst ihr wissen.

"Also gut. Zwei Beamte unterhalten sich bei der Arbeit. Was auch schon der Witz war. Endlich konnte ich einen fertig erzählen." Er grinst wie ein Honigkuchenpferd.

"Geht auch nicht. Berufsgruppen darf man auch nicht diffamieren."

"Diffamieren kenn ich nicht, aber lustig machen darf man sich auch nicht? Nichtmal über Beamte?"

"Nein. Maximal über Politiker, und das ist selten witzig."

"Apropos Politiker. Treffen sich drei Nutten..."

"Das heißt Liebesarbeiterinnen mit Bordsteinhintergrund und geht auch nicht. Weißt keinen anderen?"

"Hmm. Doch. Pass auf! Drei Schnecken sitzen auf dem Bahngleis. Pass auf, da kommt ein Zug! Knack! Wo? Knack! Da! Knack!"

Ich muss mir das Lachen verkneifen, als ich Karli erkläre, dass man Witze, bei denen Tiere zu Schaden kommen auch nur dann erzählen sollte, wenn weder die Maggie Entenfellner noch sonst irgendeine Vierpföterin oder Veganerin anwesend ist. Wobei wir fast bei eigentlichen Thema angekommen sind, denn seine Susanne ist militante Veganerin. Sie ist quasi der Colonel Nathan R. Jessep der Veganerinnen – nur falls Sie den Film auch kennen sollten. Ich vermeide das Thema aber lieber und lasse ihn reden.

"Wieso sagst immer -in am Ende? Sind Veganer nicht so problematisch?" Problematisch? Das hat er neu im Wortschatz. Er ist stolz darauf, das merkt man ihm regelrecht an.

"Nein, doch, aber die sind mitgemeint, wenn ich die weibliche Form verwende. Das nennt man 'generischen Feminin', weißt? Ist modern, den zu verwenden. Da schaust dann gleich wie eine intellektuelle Feministin aus."

"Ah, okay. Also Treffen sich zwei Steuerhinterzieherinnen ..."

"Karli! Der ist ja schon wieder sexistisch!"

"Nein, weil Steuerhinterzieher sind ja mitgemeint! Aber ich erzähl dir Trottel jetzt eh keinen Witz mehr. Da vergeht einem ja jeder Humor mit dir! Worüber darf man sich denn überhaupt noch lustig machen?"

"Über sich selbst?"

"Aber nur, wenn man es politisch korrekt formuliert, oder?"

"Ähm, ja, denke schon."

"Dann sage ich dir jetzt eines. Wer meine Witze nicht verträgt, ist selber schuld, dass er eine humorlose Menschenfeindin ist, oder dass sie ein humorloser Trottel ist, oder umgekehrt – oder wie auch immer. Mir kommt das schon alles durcheinander. Mitzi, bringst mir noch ein Bier, meine Hübsche?"

Die Mitzi grinst ihn an. "Was hat das jetzt mit meiner Arbeit als Kellnerin zu tun, dass ich hübsch bin, du Chauvinist?"

Und das war dem Karli dann doch zu viel. Er hat sich den Gustl geschnappt und ist abgerauscht. Im Sinne des Wortes.

Treffen sich zwei Besoffene ...

Samsunghandy

(2019)

Karli ruft an. Allerdings nicht von seinem Handy. Seltsam.

„Du Gü…“

„Krankenhaus oder Polizeiposten?“

„Ersteres. Kannst du kommen und mir ein Handy mitbringen?“

„Klar. Ich besorge dir ein Wertkartenhandy, okay? Irgendwelche Wünsche?“

„KEIN SAMSUNG!“

Das ist eigenartig, aber aufgrund der Berichte von explodierenden Mobiltelefonen dieser Marke vermutlich irgendwie nur eine Vorsichtsmaßnahme. Ich besorge also eines aus dem Diskontmarkt und mache mich auf den Weg ins Krankenhaus. Den Weg auf die Unfallstation kenne ich ja schon. Wenn du mit Karli befreundet bist, grüßen dich nach einiger Zeit dort alle sowieso schon wie einen lieben Kollegen.

***

"Meine Güte, um Himmels Willen, Alter, wie schaust du denn aus?", bin ich das erste Mal seit der Goldenen Schallplatte für Gabaliers Debütalbum so richtig entsetzt. Karli schaut aus, als wäre er unter eine Pistenraupe gekommen. Und zwar nicht im Tiefschnee sondern auf der rennfertig präparierten Streif.

"Frag nicht!", murmelt er unverständlich, was ich erst beim dritten Mal verstehe. Um die Geschichte aber nicht allzu lang werden zu lassen, erspare ich euch die diversen Nachfragen und transkribiere auch seine von vielen „m“ durchsetzten Dialoge in ein verständliches Deutsch.

"Mensch, wie lange kennen wir uns? Natürlich frage ich. Glaubst du, es ist mir egal, wenn du ausschaust, als hätte der junge Sylvester Stallone dich als Sparringspartner missbraucht?" Ich mache mir wirklich Sorgen um ihn. Er schuldet mir noch einen Hunderter vom letzten Stammtisch, den ich ihm borgen musste, weil er mit der Kellnerin gewettet hatte, dass er eine halbe Bier länger als sie am ausgetreckten Arm hochhalten kann. Wette nie mit einem Profi, wenn es um ihren Beruf geht!

Mittlerweile sind wir in den Garten des Krankenhauses gegangen, weil Karli unbedingt rauchen möchte. Es besteht also noch Hoffnung für meinen Hunderter.

"So weit daneben liegst du da eh nicht, mit dem Stallone." Es dauerte geschlagene zwei Zigaretten, bis er mir das verständlich gemacht hatte. Karli raucht ja selten, aber im Moment raucht er mit geschlossenem Mund, die Tschick passen perfekt durch die Zahnlücke vorne, und den Rauch bläst er bei den Ohren raus. Links etwas mehr als rechts. Da drinnen dürfte einiges kaputtgegangen sein, aber dafür kenne ich jetzt jemanden, der mit den Ohren Rauchringe machen kann. Auch nicht schlecht! Männerohrringe!

"Na, dann erzähl mal. Ich hab' diese Woche eh nichts mehr vor."

"Du weißt ja, dass ich mir so ein neues Samsunghandy gekauft habe, oder?"

Ich habe mal gehört, man lernt, undeutlich sprechende Menschen mit der Zeit besser zu verstehen. Also rein akustisch, sonst verstehe ich den Karli eher nicht so oft, und ich kenne ihn wirklich gut. Ich glaube beinahe, da ist etwas dran. Den letzten Satz hatte ich immerhin schon beim zweiten Versuch aus den Bruchstücken rekonstruiert.

"Sag bloß! Ist das Ding in deinem Gesicht explodiert? Da habe ich ja was gelesen, dass eines sogar einen Typen gekillt hat, in den USA. Der sah danach aber nicht so wild aus wie du."

"Nein, nein. Das Handy war nicht schuld. Na ja, irgendwie schon, aber nicht wegen der Explodiererei."

"Was war dann? Und was hat die Kraterlandschaft zwischen deinen Ohren jetzt wirklich mit dem Handy zu tun?"

"Nun, das Handy hatte einen Code."

"Ja?"

"Und den hat die Susanne rausgefunden."

Ich bin jetzt doch etwas überrascht. Seine Freundin hat keine fünfzig Kilo, wie sollte die ein gestandenes Mannsbild wie den Karli so vermöbeln, dass er jetzt aussieht wie ein verdorbenes Gulasch nach der Darmentleerung? Das "Warum" - ja, dafür gäb's sicher Gründe. Aber das "Wie"? Ich schaue ihn fragend an.

"Hat die Susanne das getan?"

"Nein und irgendwie doch. Nein. Ja, also ..."

Schon wieder zwei Zigaretten. Ich muss meine Theorie bezüglich des Verstehens gut bekannter Personen noch einmal einer eingehenderen Prüfung unterziehen.

"Was jetzt? Hat sie oder nicht? Und wenn ja, warum? Und wenn nein, warum nicht?"

"Also im Handy, da waren ein paar SMS."

"Dazu hättest auch ein altes Nokia nehmen können, du Retro!"

"Zwischen mir und ihrer Freundin. Also irgendwie aber eher zwischen mir und meiner Freundin. So ein wenig ... schweinische halt. Aber ich schwöre, es waren nur SMS!"

Alles andere als "nur SMS" hätten mich bei ihm auch überrascht. Keine Frau, die ihre sieben Zwetschken beieinander hat, würde sich mit Karli auf ein Pantscherl einlassen. Das tut ja nichtmal mehr seine Susanne.

"Ah, und wer hat dann dein Gesicht endlich so hinbekommen, dass es jetzt wirklich zu dir passt?", lache ich.

"Du kannst so mitfühlend sein! Der Mann ihrer Freundin. Der ist Kickboxer. Hat vorgestern an meiner Türe geläutet und mir sein Handy vor das Gesicht gehalten, auf das ihm die Susanne meine SMS weitergeleitet hatte."

"War's wenigstens auch ein Samsunghandy?"

"Du bist so ein Arsch!"

"War's eines?"

"Halt die Klappe! Ja, war es. Und dann habe ich Angst bekommen. Der Typ ist mindestens zwei Meter groß, wiegt sicher 125 Kilogramm und hält mir mit seiner Godzillapranke das Handy keine zwei Zentimeter vor das Gesicht. Den möchte ich sehen, der da keine Angst bekommt! Der hatte Hände wie Traktorsitze, war tätowiert, als hätte er auf der Bildzeitung geschlafen und intelligent, als hätte er sie gelesen auch noch!"

"Und der hat dann die Restaurationsarbeiten in deinem Gesicht vorgenommen?"

"Nein. Der hat mich nur mit etwa 130 Dezibel gewarnt. Seine Frau sagte mir mal, der könnte in Wahrheit eh keiner Fliege was zu Leide tun, wäre sanft wie ein Osterlamm, aber ich war trotzdem erleichtert, als er wieder ging und bin dann eine rauchen gegangen."

Jetzt sind meine Zigaretten aus. Das mit dem Verstehen ... ich weiß nicht.

"Und weiter?"

"Na ja, als ich also so dastand, auf dem Balkon, ist mein Samsunghandy beim Laden im Wohnzimmer explodiert, ich habe mich erschrocken und bin über das Geländer gefallen, aus dem ersten Stock genau auf den Wagen des Mannes meiner Freundin, der gerade einsteigen wollte. Windschutzscheibe kaputt. Und da hat er dann durchgedreht."

Jetzt ist mir alles klar. Frau, okay – aber Auto? Beim Auto sind wir Männer eben heikel. Osterlamm hin oder her.

Paris-Urlaub

(2019)

Karli ruft an.

"Du Gü, ich höre jetzt echt mit dem Rauchen auf!"

Bei Karli schockt mich ja normalerweise kaum noch etwas, aber jetzt hat er mich auf dem falschen Fuß erwischt.

"Was? Spinnst du? Das kannst du nicht machen, dann bleibe ich ja alleine übrig!", werfe ich indigniert ein.

"Nein, doch, nach dem letzten Urlaub in Paris habe ich mich dazu entschlossen."

Paris? Da war doch was ... Notre Dame? Brand? Nein, nicht einmal Karli würde ... Nein! Ich weigere mich, da eine Verbindung herzustellen. Obwohl … wir reden hier von Karli.

"Wieso? Was war dort?"

"Also erstens sind die Tschick dort horrend teuer. Zweitens kannst kaum welche kaufen, weil die Froschschenkel-Gourmands dich nicht verstehen. Und drittens ..."

"Was drittens?"

"Wusstest du, dass man dort fast nirgends rauchen darf? Die verbieten, glaube ich, sogar den Weihrauch in der Kirche."

Karli geht in Kirchen? Ich dachte, seit seiner Hochzeit, oder spätestens seit der Scheidung, wäre er allergisch auf alles, was irgendwie mit Unterordnung unter eine höhere Macht zu tun hat. Und seit dem Exzess mit dem Handy letztens hat ihn ja auch die Susanne zum gefühlt dreiundvierzigsten Male verlassen. Nicht, dass sie nicht zurückkommen würde, der Hoffnung geben wir uns beide nicht hin, aber aktuell ist mein bester Freund solo. Und was macht er also? Fährt in die Stadt der Liebe. Aber warum um Himmels Willen geht er dort nicht ins Pigalle, sondern in eine Kirche? Ich mache mir ernsthafte Sorgen um ihn.

"Was machst du in einer Kirche?"

"Ansehen halt. Mit meiner neuen Flamme ... äh wollte sagen, mit meiner neuen Freundin. Ich bin quasi in Liebe entbrannt ... äh ..."

Der hat es heute irgendwie mit diesen brennenden Gedankenbildern. Ich werde da etwas bohren müssen.