Aaron der Rufer II - Helmut Lauschke - E-Book

Aaron der Rufer II E-Book

Helmut Lauschke

0,0
8,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Darya. Ich stehe zwischen zerrissenen Zeiten, Schreck und Trauer schütteln mich vor dem großen Loch in der Mauer, das über drei Etagen in den Abgrund riss. Da dröhnt Verzweiflung aus der verrußten Höhle, die leer ganz ohne Menschen über Stadt und Straße starrt, es schreit aus der Dunkelheit heraus, dass es da kein Leben gibt. Nun hat das Loch die Böden und Decke weggeschluckt, dass von einem Zimmer nichts mehr zu sehen ist. Alles ist schwarz und so auch das große Nichts hinter der Wand. Wer nennt den Namen von dem zerschossenen Land, in dem der schwarze Ruß alles ist, was hängenbleibt? Das Andere, was gestern noch Inhalt und Leben war, liegt zerschlagen und zertrümmert zu Bergen auf der Straße. Nazar. Es sind Vernichtungsschläge mit dem Stempel der Endgültigkeit, wo Gedanken und Einsatz von Hoffnung und Tat vergeblich sind. Deshalb wird es immer schwerer, auszusprechen, was vor einem liegt mit den Löchern der Vernichtung des glühenden Wahns, wenn an Menschen und Kinder gedacht wird, die es erschlug und im Mord der größten Grausamkeit als flammende Fackeln aus den Stockwerken geschleudert werden und im Aufschlag in Stücke brechen und zur Unkenntlichkeit verbrennen. Aleks. Bedenkt, der Frieden ist verspielt, zertreten und verloren, Dörfer und Städte sind verwüstet. Völker brechen auseinander. Was uns blüht im Druck der Gewalt, wir werden es sehen, die meisten aus dem Volke werden nicht alt, denn der Hunger wird plagen und wir werden fragen, wer es sein soll, der uns das Wasser säubert und die Nahrung gegen das Verhungern gibt. Vladyslav. Ja, Geduld und Toleranz sind vonnöten, denn die Sinnlosigkeit liegt im Töten, dass es ein Verbrechen bleibt, was Menschen in den Kessel des Hasses treibt. Schon der Vorsatz zum Unrecht verdient die Strafe, die umso härter auszufallen hat, je grausamer das Verbrechen ist und je größer sich der Schmerz bemisst. Das Wort der Vernunft soll des Mannes Stärke sein und nicht die Faust der rohen Gewalt einem Schwächeren gegenüber.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 84

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Helmut Lauschke

Aaron der Rufer II

Hoffnung auf ein Leben - Gegen die Vernichtungswillkür

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog

Morgens vor den Trümmerbergen

Raketeneinschlag in einen Wohnblock

Auf der Flucht

Vor dem Tor einer großen Halle

Zwei Verletzte werden ins Lazarett gebracht

Doktor Georgios, Chirurg am Feldlazarett

Vladyslav und Tarek im Gespräch vor dem Tor

Menschen, denen der Fluchtweg über die Brücke versperrt ist, kommen zurück

Streitgespräch unter Männern auf der andern Seite der Brücke

Am Lagertor in der frühen Morgendämmerung

Sarah und Denis nicht weit vom Lagertor

Am hellen Tag: Im Lager wimmelt es von Menschen

Der Gang über die Brücke

Hinter der Brücke

Sonnenaufgang über dem Platz in der Fremde

Epilog

Impressum neobooks

Prolog

Hoffnung auf ein Leben – Gegen die Vernichtungswillkür

Weil ihr nicht auf meine Worte gehört habt, deshalb hole ich jetzt sämtliche Völkerschaften des Nordens herbei und meinen Knecht Nebukadnezar, den König von Babel, und führe sie heran gegen dieses Land und gegen seine Bewohner und gegen alle Völker ringsum. Ich übergebe sie dem Bann und mache sie zum Entsetzen, zum Spott und zur Schande für alle Zeit. Und ich bereite jedem Laut der Freude und der Fröhlichkeit bei ihnen ein Ende, dem Jubel des Bräutigams wie dem der Braut, dem Geräusch der Handmühlen und dem Licht der Lampen. Das ganze Land wird zur Öde und Wüste werden, und sie werden als Knechte unter den Völkern dienen siebzig Jahre lang. Aber wenn die siebzig Jahre vorüber sind, dann werde ich den König von Babel und dieses Volk heimsuchen wegen ihrer Sünde und das Land der Chaldäer und werde ewige Wüste daraus machen. Und ich bringe über dieses Land alle meine Worte, die ich über es ausgesprochen habe, alles, was im Buche geschrieben ist. (Jeremia 25, 8-13)

Von den Gipfelkämmen gleiten die Sorgen ums Dasein herab mit den existenziellen Engen und Zwängen und den Risiken der Strangulation, wenn die Schnürungen bis zur keuchenden Atmung angezogen werden. Die Versuche gibt’s, die Gräben des Elends zu überspringen, was schwerer wird, weil diese Gräben breiter und tiefer werden, dass die Absturzgefahr vor den Augen liegt.

So dehnt sich der absolute Geist über die Weiten und zieht sich im nächsten Augenblick zusammen. Dinge bewegen sich in und durch die “Leere” hindurch, die dem menschlichen Auge verborgen sind. Das ist die große Welt der Schöpfung, die sich vom Verstand nicht enger machen lässt. So trennt sich das Große vom Kleinen und steigt in die Unendlichkeit auf.

Die Kopplung gilt der Zeitlichkeit, um dem Menschen die Gestalt zu geben und innerlich mit den großen Werten zu füllen, weil er durch Würde und Sittlichkeit die Schöpfung beaufsichtigen und pflegen soll und durch sein Denken und Tun ein bedeutsamer Teil dieser Schöpfung ist. Möge ihm das geistige Auge weit geöffnet werden, dass er die zu tragende Verantwortung erkennt.

Morgens vor den Trümmerbergen

Darya. Ich stehe zwischen zerrissenen Zeiten, Schreck und Trauer schütteln mich vor dem großen Loch in der Mauer, das über drei Etagen in den Abgrund riss. Da dröhnt Verzweiflung aus der verrußten Höhle, die leer ganz ohne Menschen über Stadt und Straße starrt, es schreit aus der Dunkelheit heraus, dass es da kein Leben gibt.

Was sich noch kreuzt, ist Tod über und Tod unter Tod, es gibt nur die Schwärze ohne einen Flecken rot. Ausgebrannt ist diese Welt, die bis in die Nacht vor Stunden kurz vor Mitternacht noch das Zuhause mit der warmen Mahlzeit und dem Bett zum Schlafen war, es war die kleine Welt des Vertrauten mit ihren Ecken und den Böden mit den Gerüchen von Seife und Wachs.

Nun hat das Loch die Böden und Decke weggeschluckt, dass von einem Zimmer nichts mehr zu sehen ist. Alles ist schwarz und so auch das große Nichts hinter der Wand. Wer nennt den Namen von dem zerschossenen Land, in dem nun der schwarze Ruß alles ist, was hängenbleibt? Das Andere, was gestern noch Inhalt und Leben war, liegt zerschlagen und zertrümmert zu Bergen auf der Straße.

Aleks. Da ist doch kein Leben, wenn Brandgerüche drüber schweben und an Böden und Mauerresten die Todesgerüche kleben. Die Erinnerung ist frisch, denn gestern saß ich dort oben noch am kleinen Küchentisch zu einer Tasse Kräutertee, den die Frau der Hochetage mit einem Stück Kuchen servierte, was beides köstlich schmeckte wie zur alten Friedenszeit.

Darya. Nun siehst du, von dem, was gestern war, ist nichts mehr da, in der Nacht schlug ein der rücksichtslose Zerstörungswahn. Selbst von der guten Frau ist nichts zu sehn, sie ging auf im Brand zu größeren Höhn, die Im Atem des Lebens nicht zu erreichen sind. Nun ist alles schwarz und leer, wo das Fenster in der Wand noch stand, es war gestern bis zur Nacht, als der Teufel tobte in seiner Macht.

Iryna. Ich stehe zwischen verworfenen Zeiten, wo sich die Gerüche des Brandes mit dem des Todes kreuzen. Es ist ein verrußter Ort der letzten Verzweiflung vom Ausmaß, was die Zeitgrenze als längst Vergangenes missachtet, dem jegliche Achtung vor der Wahrheit und Größe zerschlagen und stattdessen vom Abscheu der teuflischen Zerstörungswut zerrissen und verbrannt in die Sinn- und Zeitlosigkeit starrt.

Nazar. Es sind Vernichtungsschläge mit dem Stempel der Endgültigkeit, wo Gedanken und Einsatz von Hoffnung und Tat vergeblich sind. Deshalb wird es immer schwerer, auszusprechen, was vor einem liegt mit den Löchern der Vernichtung des glühenden Wahns, wenn an Menschen und Kinder gedacht wird, die es erschlug und im Mord der größten Grausamkeit als flammende Fackeln aus den Stockwerken geschleudert werden und im Aufschlag in Stücke brechen und zur Unkenntlichkeit verbrennen.

Aleks. Die Heimat wird zerbombt und zerschossen, dass man sich fragt, ob es hier Menschen gegeben hat, die bis oben in den Wohnblöcken lebten und aus den Fenstern schauten und ihren Kindern nach- und zuwinkten, wenn sie zur Schule gingen und gegen Mittag aus der Schule zurückkehrten. Es scheint schier unvorstellbar, dass es gestern noch ein Leben gab, an dem Menschen aus den Häusern kamen und Kinder in den Höfen spielten und aus geöffneten Fenstern riefen, dass es für eine oder zwei Wochen keine Schule gibt, weil eine Granate dort eingeschlagen sei.

Darya. So liegt die Stadt in Trümmern, und keiner hätte es gedacht, dass die Politik so böse sein kann, die Wohnblöcke zerbombt und auf solch hinterhältige Weise nach dem Leben unschuldiger Menschen trachtet und sie auf offener Straße und auf Plätzen schlägt und erschießt.

Aleks. Dabei sagte der russische Präsident noch wenige Tage vor dem russischen Einfall, dass Ukrainer und Russen eins sind. So ist es wieder die Kain-und Abel-Geschichte, wenn der eine Bruder, der sich als der stärkere empfindet, den anderen Bruder als den schwächeren tötet und vernichtet.

Darya. Und das im 21. Jahrhundert. Das gibt doch überhaupt keinen Sinn und schlägt der Moral auf die brutalste Weise gegen alle Vernunft ins Gesicht. Dabei leben viele Ukrainer in Russland und viele Russen in der Ukraine, denn die familiären Bande zwischen beiden Völkern sind besonders eng.

Artem. Was im Allgemeinen fehlt, das sind Wahrhaftigkeit und Ehre. Da können wir noch lange lamentieren, wir müssen uns wehren, die Russen werden uns das Leben voll Bitterkeit quittieren. Was uns bleibt, das ist das zerstörte Land mit all den Toten, die Städte sind zerbombt und bis auf den Grund zertrümmert, harte Zeiten kommen auf uns zu, ich sehe das Elend und die Not.

Aleks. Bedenkt, der Frieden ist verspielt, zertreten und verloren, Dörfer und Städte sind verwüstet, doch Kinder werden neu geboren. Völker brechen auseinander. Was uns blüht im Druck der Gewalt, wir werden es sehen, die meisten aus dem Volke werden nicht alt, denn der Hunger wird plagen und wir werden fragen, wer es sein soll, der uns das Wasser säubert und die Nahrung gegen das Verhungern gibt.

Wir werden es sehen , auch wenn wire s nicht sehen wollen, doch keiner kann sich vor dem andern verstecken in Gräben und Stollen, was uns erwartet mit dem Elend in der Erbärmlichkeit der Not, schon höre ich die Schreie nach sauberem Wasser und dem Brot. Drum geht zu den Trümmerbergen und räumt die Wege bis zur Magerkeit, es wird lange dauern mit den schlaflosen Nächten bis herab zur Verlorenheit, denn es ist der Atem des Lebenden, der räumen und ordnen will durch die langen Stunden des Erschöpftseins hindurch zur letzten Stille.

Iryna. Das Sehen wird das Weitere lehren, da kommt keiner zu kurz, ermahnt jene, die da lauthals klagen und in Überlängen wimmern, dass sie die Zeit, wie sie ist mit ihren Ängsten und Schrecken, nun auch nicht ändern und ungeschehen machen können.

Darya. Seht Herr, ich bin schwanger, bringe ein Kind in die zertrümmerte Welt mit dem wenigen Geld, das fürs Essen kaum reicht, von der Kleidung zu schweigen, da ließen sich noch größere Probleme zeigen. Euch frage ich, wo führt das hin, wenn das Loch in der Wand groß ist und ich hier unten vor dem Nichts mit den Füßen vor dem Rand steh, wo mir der Abgrund die Verlorenheit entgegen röhrt, wenn ein Fuß nur ein bisschen weiter nach vorn rutscht und ich in der körperlichen Erbärmlichkeit in die Tiefe stürze. Dabei trage ich das neue Leben in mir, das dann ungeboren mich in die Tiefen der Verlorenheit dieser Zeit begleitet.

Artem. Was ich dir sagen kann, ist die traurige Nachricht, dass uns die Trümmerberge von der Heimat trennen, wir sind abgeschnitten von den Wurzeln unserer Herkunft, sind Waisen zu dem, was uns in die Welt brachte und erzog.

Darya. Wer kennt die Menschen, wie sie sind und das hier vor den Trümmerbergen mit der Not und jene Menschen, die es nicht mehr gibt? Die Not drückt und lastet schwer, es wird mir bange, je länger ich vor den Trümmern steh.

Artem. Was du siehst, ich seh es auch, ist doch nicht alles, viel mehr ist’s, was sich in Kellern noch verbirgt und unter eingestürzten Wänden begraben liegt. Es sind die Wunden der zerschossenen Moral, dass auseinanderbricht, in Brocken und Stücke zerfällt, was seit Menschengedenken zusammengehört.

Darya. Wie sollen die Stücke zusammengesetzt, die Riesenlöcher in den Häusern geschlossen werden, dass ein Ganzes daraus wird und das Leben wieder den Sinn und seine Ordnung bekommt?

Artem.