Abenteuer vom "Ja" zu Gott - Kel Steiner - E-Book

Abenteuer vom "Ja" zu Gott E-Book

Kel Steiner

0,0
12,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Der junge Sohn eines Bauern aus Neuseeland findet sich in aufregenden und manchmal beängstigenden Situationen in entlegenen Dschungeln und Städten Asiens wieder. Seine verschiedenen Reisen führen ihn in die Slums und Rotlichtviertel der Megastädte Asiens, auf abgeschiedene Inseln im Pazifik und die modernsten Städte der Welt. Er beschreibt den Nervenkitzel und die Aufregung Gottes Stimme zu hören, das Wunder, verlorene Stämme zu Christus zu führen und die Nationen zu Jüngern zu machen. Kels Geschichte zeigt, wie das Leben eines modernen Missionars aussieht – sowohl die Freude als auch die Herausforderungen von Jüngerschaft im 21. Jahrhundert.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 360

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Dieses Buch ist in der Hoffnung geschrieben, dass es die neue Generation inspiriert und herausfordert, für eine Sache zu leben, die größer ist als sie selbst.

Abenteuer vom „Ja“ zu Gott

Kel Steiner

mit Andrew Kooman

Mit Vorwort von Loren Cunningham

Gründer von Jugend mit einer Mission

© 2025 Kel Steiner, mit Andrew Kooman

Titel der englischen Originalausgabe: © 2014 Adventures in Saying Yes to God

Coverdesign von: Helen DeanSatz & Layout von: Priscilla Golling

Übersetzt von: Priscilla Golling

Lektorat & Korrektorat von: Andrea Großmann und Felix HurrDruck und Distribution im Auftrag der Autoren:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

ISBN Paperback978-3-384-60489-7

ISBN e-Book978-3-384-60490-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte sind die Autoren verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autoren, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

Alle Bibelzitate, sofern nicht anders angegeben, aus Neues Leben. Die Bibel © der deutschen Ausgabe 2002 / 2006 / 2017 SCM R. Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Max-Eyth-Str. 41, 71088 Holzgerlingen.

Um Kel als Referent auf deine Konferenz, in deine Gemeinde oder Ausbildungsstätte einzuladen, erreichst du ihn unter: [email protected]

Einleitung: Ich sagte… Ja

1 | Der Wuh-Stamm

2 | Licht scheint in der Finsternis

3 | Brennender Glaube

Geschichten, die meine Welt veränderten

Entscheidungstag

4 | Olympische Spiele oder Mission?

5 | Asien-Rundreise

6 | Eine ganz neue Welt

Sich an eine neue Lebensweise gewöhnen

7 | Das 1x1 der Evangelisation

Von persönlicher Evangelisation bis Predigen vor Gruppen

8 | Gut Ding will Weile haben

Gelächter im Regen

9 | Thailand und Samai

Samais blühender Dienst heute

10 | Auf nach Malaysia!

Das Evangelium für alle Menschen

Eine Lektion über Wut

11 | Das Versorgungswunder

Gott vertrauen lernen, dass er für mich sorgen wird

Auf halber Strecke

Auch in kleinen Dingen treu sein lernen

12 | JMEM-Pionierarbeit auf den Philippinen

Die Stadt Baguio

Frau Brady und das pinke Haus

13 | Göttliche Unterbrechung

Wanderung tief im Dschungel

14 | Der Stamm auf dem Plateau

15 | Der Wuh-Stamm – die Fortsetzung

16 | Der gute Gott

17 | Enttarnung der Lügen der Wunderheiler

18 | Berg Pinatubo

19 | Der Gott aller Umstände

Pastor Condoli

20 | Noch mehr Wunderbares in Indonesien

21 | Die Bestätigung meiner Berufung

22 | Mikronesien

Die Spiele

23 | Wenn aus Kurzzeiteinsatz Langzeitmission wird

Saipan

24 | Eine Hai-Geschichte

25 | Pionierarbeit auf Saipan

Plagen biblischen Ausmaßes

Hühner

26 | Der Steinfisch

27 | Die Rückkehr auf die Philippinen

28 | Der Kindergarten und die Vorschule von Nagtahan

Kirche unter der Brücke

29 | Malakas-Straße und Smokey Mountain

30 | Särge zu verkaufen

Aus der Asche in eine strahlende Zukunft

31 | Nicht ohne Preis

32 | Pascual

Unfassbare Tragik

33 | Zeit für Liebe

34 | Familie verändert den Dienst

35 | Der Ruf nach Europa

Norwegen

36 | Unterwegs

Restenas

37| Restenas auf Vordermann bringen

Noch mehr gute Neuigkeiten

Schluss: Ja sagen

ANHANG

1 | Übergabegebet

2 | Aufruf zur Mission

3 | Prinzipien wirksamer Fürbitte von Joy Dawson

Danksagungen

Wo fängt man an, wenn man so vielen wundervollen Menschen so vieles verdankt, deren Leben einen maßgeblich geprägt haben und auf vielerlei Weise zum Inhalt und zur Fertigstellung dieses Buches beigetragen haben?

Danke an…

… meine Eltern, June und Bert Steiner, für eine wunderbare Kindheit.

… Alex und Wynn Laskey, dass sie den Samen der Mission im Kindergottesdienst in Welcome Bay, Neuseeland in mein junges Herz gesät haben.

… Ross und Margaret Tooley, die mir so viel über Evangelisation beigebracht haben.

… Loren und Darlene Cunningham, für die Gründung von Jugend mit einer Mission, für ihr Vorbild und ihre Anleitung zum Leben mit Jesus und damit für das Anbieten einer spannenden Aufgabe, in der man Gott dienen kann.

… Andy Elliot für das Transkribieren des Erstentwurfes.

… Susan Allan, Melanie Hurlbut, Sean Sanborn und meinen Sohn John-Michael und meine Tochter Karissa Steiner fürs Redigieren.

… Helen Dean für das Umschlag-Design, Entwürfe und Layout.

… Andrew Kooman für seine meisterhaften Schreibkünste.

…Priscilla Golling für die Übersetzung ins Deutsche.

…Andrea Großmann und Felix Hurr fürs Redigieren der deutschen Übersetzung.

… meine wundervolle Frau und meine drei Kinder, die mit mir bis in die entlegensten Winkel der Erde gereist sind.

Vorwort von Loren Cunningham

Gott hat dich für Abenteuer erschaffen! Und er hat die Welt in solch einer erstaunlichen Vielfalt geschaffen, dass sich dein Abenteuer garantiert von dem jeder anderen Person auf Erden unterscheiden wird. Abenteuer bedeutet so viel mehr als unerwartete Begegnungen und ungeplante Routen – es bedeutet Lernen, Risiken eingehen und Entschlossenheit. Es bedeutet, niemals aufzugeben. Wenn du Gottes Plan für dein Leben annimmst, wirst du eine Welt betreten, von der du noch nicht wusstest, dass es sie gibt. Und auch wenn du es vielleicht noch nicht weißt – das ist die Welt, die du möchtest. Die Erfüllung von Gottes Plan für dein Leben ist die Welt, für die du geboren wurdest.

Ob dein Abenteuer die Buchhaltung ist oder auf den schlammigen Bergpfaden im Dschungel stattfindet, wo du einheimischen Stämmen begegnest und nicht weißt, wie du reagieren sollst – Kel Steiner hat Tipps für dich!

Kel ist der Typ Mensch, der draußen im Dschungel unterwegs sein möchte. Er will an einem Ort sein, der ihn herausfordert. Wenn du seine Geschichten liest – ganz unabhängig davon, zu welchem Abenteuer Gott dich beruft – wirst du universelle Prinzipien kennenlernen. Wenn du die Prinzipien aus diesem Buch anwendest, erlaubst du Gott damit, dir auf ganz individuelle Weise seine Treue und sein Versprechen an dich zu zeigen.

Aber zunächst musst du dich auf Gottes Willen einlassen – dich für Gottes Abenteuer entscheiden. Wenn du das tust, wirst du merken, dass, wie es in 2. Chronik 16,9 steht, der Herr nach denen Ausschau hält, deren Herzen ganz ihm gehören, damit er für dich stark sein kann. Das ist ein wichtiges Grundprinzip in Kels Buch. Als ich es gelesen habe, konnte ich nur „Wow“ sagen. Es war wie eine Reise in die Vergangenheit, bei der man sehen kann, wie Dinge aus der Vergangenheit in der Gegenwart Bedeutung haben und auch in Zukunft weiterhin Bedeutung haben werden.

Verkauf dich nicht unter Wert. Lebe kein langweiliges und bedeutungsloses Leben. Gib dich nicht mit dem Gewöhnlichen zufrieden, indem du mit Gott in das Abenteuer startest, das er für dich vorbereitet hat.

Loren Cunningham

Gründer von Jugend mit einer Mission

Vorwort von John Dawson

Was für ein Abenteuer. Was für ein Leben. Was für ein erfrischendes und ermutigendes Buch. Ich konnte es nicht weglegen. Kels faszinierende Geschichte wird dich wieder ins Träumen bringen. Es gibt göttliche Bestrebungen, die in den Herzen vieler Gläubiger fast in Vergessenheit geraten sind. Wenn du einen Leitfaden für eine bessere und fröhlichere Zukunft suchst, ist dieses Buch ein guter Anfang.

John Dawson

Ehemaliger Präsident, Jugend mit einer Mission

Vorwort von Tom Hallas

Dieses Buch hätte schon vor langer Zeit geschrieben werden sollen. Die Zeit hat jedoch gezeigt, wie echt die Geschichten sind. Kel Steiner dokumentiert ein Leben des Gehorsams gegenüber der leisen, sanften Stimme Gottes und welche Folgen solch ein Lebensstil auf lange Sicht haben kann. Seine Geschichten sind bemerkenswert und aktuell. Es wird dich ermutigen, herausfordern und segnen.

Tom Hallas

Direktor der Asien-Pazifik-Region, Jugend mit einer Mission

Einleitung: Ich sagte… Ja

I

ch hätte nein sagen können, das stimmt. Das können wir alle. Das tun wir alle. Wir sagen nein aus Angst vor Unsicherheit, denn wenn wir Ja zu Gott sagen, müssen wir Dinge loslassen – unsere Pläne und manchmal die Träume, die wir für unser Leben haben.

Ich hätte nein sagen können, habe ich aber nicht.

Obwohl ich nicht oft darüber nachdenke, bin ich mir bewusst, dass das spannende Abenteuer meines Lebens ganz anders hätte verlaufen können. Ich bin mir auch bewusst, dass Gott die Dinge anders hätte tun können. Er hätte mein junges Herz auf hundert Arten und Weisen erobern können, doch alles, was es brauchte, waren Geschichten. Geschichten von Männern, die die Welt bereisten, alles Bekannte hinter sich ließen, große Risiken für Gott eingingen und sagenhafte Abenteuer erlebten.

Gott hätte mich, als ich jung war, auch auf andere Art und Weise für die Mission begeistern können, doch er tat es durch die Geschichten bedeutender Missionare. Hudson Taylor. C. T. Studd. William Carey. Diese Männer waren die Helden meiner Kindheit; sie standen mir als herausragende Persönlichkeiten vor Augen. Das waren Männer, deren Leben ich nachzueifern versuchte – Männer, die die Welt einfach dadurch veränderten, dass sie dem Ruf Gottes gehorsam folgten.

Gottes Einladung an mich, Missionar zu werden, veränderte meine Lebensgeschichte in eine Geschichte, die jegliches Hoffen und Träumen von Abenteuern, die ich mir in meiner Jugend ausmalte, bei weitem übertraf. Diese Geschichte möchte ich dir erzählen. Betrachte sie als meine Art zu sagen, dass Gott immer noch auf wunderbare und geheimnisvolle Weise wirkt. Aufgrund seiner großen Liebe für die Welt ruft Gott gewöhnliche Menschen wie dich und mich in seinen Dienst.

Ich muss ehrlich mit dir sein (oder dich oder möglicherweise auch deine Eltern vielleicht sogar vorwarnen): Ich schreibe dieses Buch, weil ich davon überzeugt bin, dass Gott einen großartigen Plan für dich hat. Ich bin überzeugt, dass Gott dich in ein Abenteuer ruft, das so viel größer ist als all deine Pläne, die du für dein Leben hast. Woher weiß ich, dass das stimmt? Weil es meine eigene Erfahrung und die Erfahrung unzähliger anderer ist, die das Risiko eingegangen sind, „Ja, Gott!“ zu sagen.

Dieses Buch ist ein Bericht über mein Leben in der Mission, über das, was passiert ist, als ich Gott mein „Ja“ gegeben habe.

1 | Der Wuh-Stamm

I

ch hatte die Worte noch genau im Gedächtnis, obwohl es schon einige Tage her war, seitdem ich sie gehört hatte. Es erschien unreal, dass ich sie überhaupt gehört hatte. Aber je tiefer wir in den Dschungel wanderten, desto lauter hallten sie in meinem Kopf wider. „Jones an Zentrale, Sie werden nicht glauben, was ich gerade entdeckt habe.“ Die Stimme des Piloten war mir noch gut in Erinnerung. Tage zuvor war sie wie durch ein Wunder über das Radio gekommen – voller Rauschen, kratzig, aber dennoch deutlich hörbar. War das, was ich hörte, echt?

Ich sollte es bald herausfinden. Ivan, der direkt hinter mir lief, hatte keinen Zweifel. Auch die beiden philippinischen Mädchen, die dicht hinter uns liefen, nicht. Carmen und Angie gingen mit einer Entschlossenheit voran, wie ich sie noch nie gesehen hatte, ohne jegliche Anzeichen von Müdigkeit – genau wie sie es versprochen hatten. Gemeinsam wagten wir uns tiefer in den Wald. Mit jedem Schritt ließen wir die Zivilisation und die uns bekannte Welt ein Stück weiter hinter uns und wanderten tiefer in den feuchten Regenwald hinein. Sie folgten mir.

Neuseeland schien wie eine weit entfernte Erinnerung. Wie völlig anders dieses Leben doch war als das, was ich mir als Junge vorgestellt hatte! Meine Nostalgie wurde abrupt durch das Geräusch eines amerikanischen Militärflugzeuges unterbrochen, das über uns flog.

„Ein F-5E Tiger!“, rief Ivan als unsere kleine Gruppe die Köpfe hob und durch die Bäume spähte. „Ich würde dieses Geräusch überall wiedererkennen!“

Bevor wir es erspähen konnten, war es schon weg. Das dröhnende Geräusch des Jets klang wie ein riesiges Stück Papier, das am Himmel zerfetzt wird.

„Das ist sicherlich ein Militärflugzeug, das die Gegend noch weiter erkundet“, sagte ich und wandte meinen Blick wieder auf den vor uns liegenden Dschungel. Eines der Mädchen fragte: „Was denkst du, wie weit wir heute noch laufen? Es wird bald dunkel.“

„Guter Punkt“, antwortete ich. „Es könnte gefährlich werden, hier draußen zu übernachten. Wer weiß, was für Tiere nachts im Dschungel umherstreunen auf der Suche nach etwas zu fressen!“

„Das ist meine geringste Sorge“, erwiderte Ivan grinsend.

„Ich mache mir mehr Gedanken darüber, was passiert, wenn ein einheimischer Stamm auf uns stößt und nicht so begeistert davon ist, dass wir unerlaubt auf seinem Land übernachten.“

„Wir laufen noch etwas weiter“, sagte ich, „wenigstens noch eine Stunde.“ Ich zog die Landkarte aus meiner Hosentasche und faltete die zerfledderten Seiten auf. „Der Offizier, der uns am Rand des Dschungels abgesetzt hat, hat gesagt, dass wir unweit von hier auf ein Dorf stoßen sollten.“

Wir setzten unseren Marsch müde und erschöpft fort. Mein Rücken schmerzte von dem Gewicht meines Rucksacks, der zum Bersten mit Essen und medizinischer Ausstattung gefüllt war. Meine Beine brannten von dem steilen Marsch. Wie viele Stunden waren wir schon der Hitze des Dschungels ausgesetzt? Doch die Worte des Piloten trieben mich weiter an und motivierten mich, den geheimnisvollen Stamm zu finden, von dem wir vermuteten, dass er hoch oben auf dem Bergrücken lebte. Wir waren auf der Suche nach einem Stamm, den außer diesem Piloten vielleicht noch niemand gesehen hatte.

Ich konnte nicht genau sagen, wie lange es her war, dass das Flugzeug über uns geflogen war. Wir kamen an eine Stelle, wo der Pfad an der Seite des Berges entlangführte. Vor uns lag ein steiler Hang und gegenüber der Felswand erstreckte sich üppiger Dschungel. Ich blieb abrupt stehen. Ivan rempelte mich an.

„Kel, warum halten wir an?“ Ich presste meinen Finger auf die Lippen und er hörte auf zu reden.

Wir befanden uns am Fuße eines steilen Hangs und auf der Spitze des Berges stand ein Mann. Er war nackt bis auf eine Bedeckung aus Pflanzen, die um seine Lenden gewickelt war. Quer über die Brust trug er einen Gurt, der eine Reihe an Pfeilen auf seinem Rücken befestigte, die gut 30cm über seinem Kopf herausragten. In seiner rechten Hand hielt er einen Bogen, der über einen halben Meter größer als er selbst war.

Wir vier standen eng beieinander. Wir schauten zu dem Krieger auf und er schaute auf uns herunter. Eine lange Zeit verging, in der man nichts weiter hören konnte als das Summen der Insekten im Dschungel… und das Pochen unserer Herzen in unseren Kehlen, Ohren, zwischen unseren Schläfen und in unserer Brust. Wollte er uns etwas Böses?

„Du musst etwas sagen“, flüsterte eines der Mädchen und durchbrach die Stille.

„Du kennst die Bergsprachen, nicht ich“, flüsterte ich eindringlich zurück, während ich meinen Blick weiter fest auf den Mann richtete.

„Er ist nicht an uns interessiert, sondern an dir, Kel.“

Ich schaute den Berg hinauf und sah, dass sie Recht hatte. Der Blick des Kriegers war direkt auf mich gerichtet. Da ich an der Spitze unserer kleinen Gruppe stand, nahm er an, dass ich der Anführer war. Er war an niemandem sonst interessiert. Und der Rest unserer Reise zu dem vergessenen Stamm – wenn nicht sogar unsere Leben – hingen davon ab, was ich zu diesem Mann sagen würde, der über uns mit gezücktem Bogen stand.

Doch in diesem Moment wollte mir beim besten Willen nichts einfallen, was ich sagen könnte.

2 | Licht scheint in der Finsternis

E

s war stockfinster, daran erinnere ich mich am deutlichsten. Der Geruch von Heu lag in der Luft. Die Wärme der Körper meiner Geschwister erfüllte die Mitte der Scheune – wir waren alle in den engen Raum gezwängt ohne jegliche Bewegungsfreiheit. Der kleine Luftspalt in der Mitte der Scheune war erfüllt vom Geräusch unseres Atems. Und dann konnte man das „Ffwt ffwt“ eines Streichholzes hören, das plötzlich aufflammte.

„Schnell, Kel, die Kerze!“ Ich konnte sehen, wie mein Bruder Les die Worte in der unheimlichen Dunkelheit aussprach, während das Streichholz schnell abbrannte. „Beeilung!“ Ich zog die Kerze aus meiner Hosentasche und hielt den Docht ans brennende Streichholz. Die kleine Flamme nährte sich bedrohlich Les‘ Fingern und ich konnte die Dringlichkeit in seinen sonst ruhigen Augen sehen. Der Docht fing Feuer und Les wedelte schnell, bis das Streichholz ausging.

„Vorsichtig!“, mahnte Ray. „Das Heu!“

Überall um uns herum waren Heuballen gestapelt – von den Außenwänden der Scheune bis in die Mitte. Wenn die Ballen einstürzten, würden sie nach innen fallen und uns erdrücken, da wir in der Mitte der Scheune zusammengekauert saßen. Sie würden uns lebendig begraben. Eine unvorsichtige Bewegung mit dem Streichholz oder der Kerze und die ganze Scheune würde in Flammen aufgehen und wir wären im Flammenmeer gefangen.

„Also, warum treffen wir uns heute?“, fragte ich meinen älteren Bruder Les.

Wir vier, Les (14), Ray (12), Herb (8) und ich (6) saßen in einem engen Kreis, Knie an die Brust gedrückt, als Les mir die Kerze abnahm und nah an sein Gesicht hielt. Er sprach fast im Flüsterton. Wir lehnten uns alle gen Licht.

„Heute erzähle ich euch unsere Familiengeschichte und wie wir nach Neuseeland gekommen sind.“

Ich lächelte Ray an und wir lehnten uns alle näher an Les heran.

„Jede Geschichte beginnt irgendwo und unsere fing an wie viele andere. Zwei Menschen verliebten sich und heirateten.“

„Bitte keine Liebesgeschichte!“, seufzte Herb.

Les ignorierte die Beschwerde und fuhr fort. „Vielleicht wisst ihr, dass Papas Familie aus der Schweiz über den Ozean nach Neuseeland kam als er ein kleiner Junge war, gerade mal sieben Jahre alt. Aber wusstet ihr, dass wir acht richtig Glück haben, dass wir heute am Leben sind?“

„Wäre Papa fast gestorben?“, fragte Herb, der plötzlich an Les‘ Geschichte interessiert war.

„Nein“, sagte Ray. „Komm schon, Les, erfinde keine Geschichten.“

„Tu ich nicht“, versicherte Les.

„Wenn du wieder die gleiche Geschichte erzählst, wie Papa von klein an auf dem Land arbeiten musste und jeden Morgen um 5:30 Uhr aufstehen musste, um die Kühe zum Melken zu holen, dann kannst du gleich wieder aufhören. Die kennen wir schon.“, protestierte Ray.

„Tu ich nicht.“

„Papa hat uns schon tausend Mal erzählt, dass er jeden Tag einhundertzwanzig Kühe melken und dann nach Hause eilen musste, um sich umzuziehen, das Frühstück hinunterzuschlingen und pünktlich in der Schule zu sein.“ Ray lehnte sich zurück gegen einen Heuballen.

Die Weltwirtschaftskrise war weit und breit zu spüren. Auf der ganzen Welt kam die Wirtschaft zum Erliegen, so auch in Neuseeland. Familien konnten es sich selten leisten, Arbeiter anzustellen, sodass jedes Familienmitglied mit anpacken musste, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Geschichte hatten wir alle schon gehört. Papa musste die Schule mit 14 verlassen, um in der Landwirtschaft der Familie mitzuarbeiten, damit sie über die Runden kamen. Das wusste ich schon. Ich wusste auch, dass mein Papa den Hof ohne Traktor bewirtschaften musste, da die noch nicht erfunden worden waren. Stattdessen musste er die schweren Milchkannen mit Pferden aus dem Melkschuppen an einen Stand am Rand der staubigen Schotterstraße ziehen. Von dort wurden sie dann abgeholt und zu einem Betrieb gebracht, wo sie zu Butter, Käse und Milchpulver weiterverarbeitet wurden.

„Ihr wisst, dass Papa hart gearbeitet hat“, sagte Les, „aber wusstet ihr auch, dass er nach all den Jahren, die er mit Opa in der Landwirtschaft gearbeitet hat, niemals auch nur einen Penny dafür bekommen hat?“ Jetzt lehnte sich Les zurück ins Heu. Er hielt die Kerze nah an seine Brust, sodass Ray, Herb und ich von Dunkelheit umgeben waren. In der Dunkelheit blinzelnd fuhr Les schmunzelnd fort.

„Und wusstet ihr, dass der katholische Priester Mama und Papa mit einem Fluch belegt hat, weil Papa sich geweigert hat, seine Verlobung aufzulösen?“

Leise, überraschte Atemzüge von uns dreien erfüllten unsere kleine Höhle und die Kerze flackerte vom plötzlichen Einatmen.

„Er musste sehr lange arbeiten, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Eines Tages fiel ihm eine Frau in der Nähe auf. Als Papa Opa erzählte, dass er Mama heiraten wollte, war Opa dagegen.“

„Warum?“, fragte ich.

„Weil Mama Protestantin war“, antwortete Les.

„Was ist eine Protestantin?“, fragte Herb. „Das klingt nicht gut.“

Les lachte. „Es ist nichts Schlimmes. Es ist eine Art von Christ, der in eine bestimmte Kirche geht.“

„Hm, was ist daran falsch?“, fragte Herb.

„Nichts“, versicherte Les. „Das ist eigentlich eine gute Sache. Nur waren Opa und seine Familie katholisch und kamen aus einer anderen Kirche. Herb, damals haben sich Protestanten und Katholiken nicht vertragen. Opa sagte: ‚Wenn du sie heiratest, wollen wir nichts mehr mit dir zu tun haben!‘ Die Familie ließ sogar den Priester kommen, um Papa davon zu überzeugen, dass er Mama nicht heiratet, aber er hatte seine Entscheidung schon gefällt. Er liebte Mama und konnte es sich nicht vorstellen, irgendjemand anderes zu heiraten. Beim dritten und letzten Besuch des Priesters sagte er zu Papa: ‚Wenn du dieses Mädchen heiratest, wird sie unfruchtbar sein.‘“

„Was heißt unfruchtbar?“, fragte ich.

„Es bedeutet, dass man keine Kinder haben kann“, erklärte Ray.

„Aber hat sie doch!“ kicherte Les.

„Uns acht Kinder!“

Wir lachten alle. Les beugte sich vor und hielt die Kerze nah an unsere Gesichter. Er schaute uns einen nach dem anderen ernst an.

„Papa hat mit sechsundzwanzig geheiratet. Seit er vierzehn Jahre alt war, hatte er in der Landwirtschaft mitgearbeitet. Opa weigerte sich, ihm den Lohn auszuzahlen, den er all die Jahre auf der Farm erarbeitet hatte – über zehn Jahre Arbeit – und Papa hat nicht einen Cent für all seine harte Arbeit gesehen!“

Für einen Moment saßen wir schweigend da und dachten darüber nach.

„Ist das der Grund, warum wir arm sind?“, fragte Ray.

„Das ist der Grund, warum wir arm sind“, sagte Les.

„Wie kommt es dann, dass Papa diese Missionare auf unser Land gelassen hat?“, fragte ich überrascht. Wieso erlaubte Papa nach dieser Geschichte einem gläubigen Ehepaar, ihren Wohnwagen auf unserem Ackerland zu parken? Das Ehepaar aus Neuseeland waren reisende Pfingstmissionare, die oft vom Feuer Gottes sprachen. Alan Fawcett war Prediger und er und seine Frau Gladys hatten begonnen, uns jede Woche in unserem Haus die Bibel zu lehren.

„Was ist denn daran komisch?“, fragte Les.

„Nun ja, denkst du nicht, dass Papa nichts mehr mit Religion zu tun haben will, wenn Opa ihn so schlecht behandelt hat?“, fragte Ray.

Les zuckte mit den Schultern. „Warum? Wünschst du dir, dass sie nicht hier wären?“

„Nein“, grübelte ich. „Ich bin froh, dass er sie eingeladen hat. Es ist schön, Besuch zu haben und ich bin froh, dass die Frau vom Prediger Akkordeon spielt.“

„Wie der Prediger gesagt hat, Licht scheint in der Dunkelheit.“ Mit diesen Worten blies Les die Kerze aus und kicherte während wir anderen in der plötzlichen Dunkelheit aufschrieen. Wir konnten nicht das Geringste sehen. Wir tappten alle im Dunkeln, während wir uns langsam einen Weg durch den winzigen Tunnel aus Heuballen zurück ins Freie bahnten, um unsere Aufgaben für den Tag auf unserer Farm zu erledigen.

3 | Brennender Glaube

N

ur ein einziger Funke von Les‘ Streichholz hätte unsere Scheune in Brand setzen können. Vielleicht war es ein Wunder, dass wir vor den Flammen verschont blieben, wenn wir Kinder uns dort heimlich in der Dunkelheit trafen. Stattdessen wurde durch Gottes Gnade mein dreizehnjähriges Herz entfacht. Das Missionarsehepaar, das zu Besuch war und auf unserer Farm lebte, zeigte mir Gottes Liebe. Ihre Lehre, ihr Bibellesen und die eingängigen Lobpreislieder, die sie sangen, entfachte Glauben in meinem Herzen. Und die spannenden Geschichten, die sie erzählten, ließen diesen Glauben lichterloh brennen.

Als mein Vater eine Milchfarm in Welcome Bay kaufte – einer Region, die vor allem für den Anbau von Kiwi und Zitrusfrüchten und Apfelplantagen bekannt ist – verließen wir unsere Farm in Hinuera und zogen nach Tauranga. Wir bezogen unser neues Zuhause und meine Eltern meldeten uns in einer überkonfessionellen Sonntagsschule an, die von Alec und Wynn Laskey geleitet wurde (diese beiden wurden später meine geistlichen Eltern). Dort gingen vor allem Bauernkinder wie wir hin. Mein erster Besuch in der Sonntagsschule war eine schöne Überraschung. „Ich freue mich, euch alle kennenzulernen“, begrüßte uns eine freundliche Stimme. Ich hatte diese Stimme noch nie zuvor gehört, aber ich werde sie bis an mein Lebensende nicht vergessen. Ich drehte mich um und sah eine Frau, die uns anlächelte. „Ich bin Frau Laskey und das ist mein Mann, Herr Laskey“, sagte sie und zeigte auf einen großen Mann mit Schnauzer, der einen braunen Anzug trug. „Kommt, nehmt doch Platz“, sagte sie und deutete auf Kinder, die im Halbkreis vor einer Bühne saßen. Als ich mich im Raum umsah, erkannte ich etliche Kinder aus der Schule wieder. Unter der Woche stapelten wir uns jeden Morgen in einen kleinen grünen Bus, den man meiner Meinung nach besser als aufgeblasenes grünes Insekt hätte beschreiben können, um zur Schule zu fahren. Der Busfahrer war ein starker Kontrast zu den ordentlich angezogenen und lächelnden Laskeys. Er war ein kleiner, runder Mann, der über dem Lenkrad kauerte und Tabak kaute. Die Laskeys waren groß und würdevoll, warmherzig und höflich. Wir saßen alle makellos in unseren besten Sonntagskleidern dort.

Nachdem die Vorstellung vorbei und der Unterricht beendet war, sangen wir alle gemeinsam. Den restlichen Morgen verbrachten wir dann in unseren jeweiligen Altersgruppen und lernten biblische Geschichten. Bevor wir entlassen wurden, holte Herr Laskey zu unser aller Überraschung ein riesiges Bonbonglas voller Süßigkeiten heraus. Wir durften alle reingreifen und uns eine Sache aussuchen. Was für ein Abschluss der Sonntagsschule! Wir waren vom ersten Tag an begeistert.

Geschichten, die meine Welt veränderten

Ich erinnere mich nicht mehr, was Herr Laskey an diesem ersten Sonntag lehrte, aber ich erinnere mich genau an die fröhlichen Gesichter meiner Geschwister. Noch nie hatten wir uns so schnell von Fremden willkommen und geliebt gefühlt. Die Gesichter der Laskeys strahlten Wärme wie von der Sonne aus und über all die Jahre, die wir die Sonntagsschule besuchten, lehrten sie uns über Jesus. Ihre wunderbare Art und Weise, wie sie ihr Leben lebten und miteinander und uns allen umgingen, war ein wunderbares Beispiel von Frömmigkeit. Ihre Beziehung zu Jesus zog uns an.

„Jesus liebt euch, jeden von euch“, sagten die Laskeys oft. Durch Worte wie diese und die Freundlichkeit, mit der sie uns Sonntag für Sonntag begegneten, wurde mein junges Herz von der Liebe Gottes ergriffen.

Über einhundert Kinder nahmen teil und jede Woche bekamen wir neue Bibelverse zum Auswendiglernen auf. Ich lernte die Verse jede Woche auswendig und am Ende des Jahres klebten Dutzende Aufkleber als Beweis neben meinem Namen.

„Kel, du hast das mit den Bibelversen lernen dieses Jahr sehr gut gemacht.“ Frau Laskey stand vor der ganzen Gruppe von einhundert Kindern während des Sonntagsschuljubiläums. Zu diesem Anlass war der Saal mit Eltern gefüllt. Wir hatten uns alle seit Wochen darauf gefreut. Zum ersten Mal würde ich einen Preis gewinnen. Ich konnte es kaum erwarten, dass mein Name aufgerufen wurde.

Als ich endlich aufgerufen wurde, lief ich strahlend nach vorne. Herr Laskey überreichte mir ein Buch. „Hier, das ist für dich. Es ist die Geschichte eines großen Mannes des Glaubens, der die Welt durch seine Liebe und seinen Gehorsam gegenüber Gott verändert hat.“ Er zwinkerte mir zu und meine Augen begannen zu leuchten. „Vorsicht, es ist eine Abenteuergeschichte.“

Mit diesem Buch voller Geschichten von Pionieren in der Mission wurde meine Fantasie und Liebe für Abenteuer befeuert. Jedes Jahr wurden bei der Preisverleihung der Sonntagsschule viele weitere Bücher als Preise überreicht.

Ich segelte mit Hudson Taylor übers Meer und schaute ihm zu, wie er sein Leben für die Arbeit in China riskierte. Ich las mit Erstaunen von William Carey, der sich selbst Hindi beibrachte und dann Jahre in Indien verbrachte und die gesamte Bibel in diese komplexe Sprache übersetzte. Ungläubig las ich davon, wie ein schreckliches Feuer all die jahrelange Arbeit vernichtete, noch bevor sie gedruckt werden konnte. Nachdem er alles verloren hatte, fing er wieder von vorne an und übersetzte alles noch einmal. Und dann gab es da noch C. T. Studd, der als Pionier nach Afrika ging, seinen Reichtum und Ruhm in England zurückließ, um das Evangelium zu predigen.

Die Geschichten dieser Männer erschienen so aufregend, so erfüllend – ihre dem Tod trotzende Arbeit, die Opfer, die sie brachten, die Abenteuer, die sie erlebten und die Seelen, die gerettet wurden. Es schien, als würde der Dienst für Gott Menschen in die aufregendsten und wildesten Abenteuer katapultieren. Ich sehnte mich danach, etwas für Gott zu tun, das Menschen half, aus geistlicher Finsternis befreit zu werden.

Mit einer beflügelten Fantasie kehrte ich unter der Woche auf die Farm zurück. Während ich zwischen die Heuballen sprang und durch die Felder rannte, stellte ich mir vor, in entfernten Teilen der Welt Abenteuer zu erleben.

Entscheidungstag

Ich ging weiterhin zur Sonntagsschule, lernte Bibelverse auswendig und las Abenteuergeschichten aus der Mission. Trotz dessen bekannte ich meinen Glauben erst im Alter von dreizehn Jahren öffentlich. Muri Thompson, ein Maori-Evangelist, veranstaltete Treffen in der Memory Hall in Tauranga. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, was ein öffentliches Bekenntnis war, aber nachdem ich ihn predigen gehört hatte, fand ich mich vorne im Saal auf den Knien. Mein Herz brannte in meiner Brust. Nach seiner Predigt wusste ich, dass ich ein Sünder war. Ich wollte, dass Gott sich um mein Leben kümmert.

Als ich am Altar meine Augen schloss, tauchte das Bild einer Schriftrolle vor meinem inneren Auge auf. ‚Was ist das?‘, fragte ich mich verblüfft, als ich es sah. Ich öffnete meine Augen und schaute die anderen Menschen um mich herum an, die auch nach vorne gekommen waren. Jeder kniete und erlebte Gott auf individuelle Weise.

Nachdem ich den Raum überprüft hatte, ob noch jemand das sah, was ich sah, schloss ich meine Augen wieder. Und wieder tauchte die Schriftrolle vor meinem inneren Auge auf. Oben auf der Rolle stand in großen Buchstaben geschrieben: Eltern anlügen. Mir rutschte das Herz in die Hose. Warum waren die Buchstaben so groß? Ich fühlte mich schrecklich und wusste, ohne jemanden fragen zu müssen, dass diese Worte eine Sünde in meinem eigenen Leben offenlegten. Ich öffnete meine Augen und sah mich um. Niemand schaute mich an. Das war eine Angelegenheit allein zwischen Gott und mir und ich wusste, dass ich meine Sünde bekennen musste.

„Gott, es tut mir leid, dass ich meine Eltern angelogen habe“, murmelte ich mit geschlossenen Augen. Augenblicklich wurde die Schriftrolle aufgerollt und verschwand. Was für eine Erleichterung! Doch es gab noch eine. Die Schriftrolle rollte sich auf und oben erschien das Wort „Stehlen“ ebenso groß und fett wie die Worte auf der ersten Schriftrolle. Wieder rutschte mir das Herz in die Hose. Ich fühlte mich schwach und schämte mich für meine Sünde.

„Gott, diese Sünde tut mir auch leid“, sagte ich wahrhaftig überführt. Als ich es Gott bekannte, rollte sich diese Schriftrolle ebenfalls auf, woraufhin eine weitere erschien. Die Sünde in meinem Leben tauchte weiter auf einzelnen Schriftrollen mit großen Buchstaben auf. Ich bekannte die verschiedenen Sünden, die auf diesen Schriftrollen standen, bis keine mehr übrig waren.

Ich weiß nicht genau, wie lange ich dort vorne saß und zusah, wie diese Schriftrollen auf- und wieder zurollten. Doch als die letzte verschwand, war ich endlich mit Gott im Reinen. Was für eine Freiheit ich spürte! Wie ein Vogel, der plötzlich an der Tür eines weit geöffneten Käfigs sitzt, konnte meine Seele nicht mehr zurückgehalten werden und wurde freigelassen. Sie konnte fliegen, immer höher und höher. Ich hatte das Gefühl, frei zu sein wie dieser Vogel im Käfig und die Sünden meiner Kindheit waren beseitigt. Mit dieser Freiheit kam mir ein Bibelvers in den Sinn, an den ich mich bis heute erinnere: „Lass dich nicht wieder von den Sünden deiner Jugend versklaven.“ Dieser Tag war für mich das öffentliche Bekenntnis meines Glaubens.

Durch diese prägende Erfahrung und die kontinuierliche Lehre der Laskeys in der Sonntagsschule wurde die Berufung zur Mission wie ein Same in mein Herz gesät. Er wurde gewässert und wuchs, indem ich Bibelverse auswendig lernte und vor allem, wenn ich Geschichten von Missionaren las. Dieser Keim reifte in meinem Herzen, bis ich das Erwachsenenalter erreichte. Bald sollte ich ein aufregendes, lebenslanges Abenteuer antreten und Gott auf der ganzen Welt dienen.

4 | Olympische Spiele oder Mission?

W

ie jeden Morgen klingelte der Wecker, doch egal wie oft ich ihn schon gehört hatte, der schrille, hohe Ton ließ mein Herz rasen. 4:00 Uhr zeigten die roten Zahlen an. „Wie kommt es, dass der Morgen immer so schnell und früh kommt?“, stöhnte ich, als ich meine Beine über die Bettkante hängen ließ. Obwohl ich nichts mehr wollte, als ein paar mehr Stunden Schlaf, zwang ich mich aufzustehen.

Meine nackten Füße berührten den kalten Boden und ich zog mich schnell an. Während ich in der Kälte rumhüpfte, spürte ich denselben leichten Schmerz in meinem Schienbein, den ich vor ein paar Tagen zum ersten Mal bemerkt hatte. Ich trainierte seit Monaten und schuftete nebenher wie ein Tier, um Geld zu verdienen und für eine eigene Farm anzusparen.

„Du kannst es schaffen, Kel“, sprach ich mir selbst Mut zu, während ich in die Küche lief und eine Schüssel Müsli holte. „Olympiasieger müssen hart trainieren.“

Ich hatte einen weiteren langen Tag vor mir. Ich ging den Tagesablauf in meinem Kopf durch. Zuerst musste ich sehr früh ins Auktionshaus kommen, um bei den Vorbereitungen der heutigen Auktion zu helfen. Es war eine gutbezahlte Stelle, die ich kurz nach der Schule gefunden hatte und die mir bereits eine ordentliche Summe zum Kauf der Kiwi-Farm eingebracht hatte, die ich im Blick hatte. Dann werde ich dort bis 17:00 Uhr arbeiten. Ein langer Zwölf-Stunden-Tag. Dann werde ich mich auf den Weg zur Laufbahn machen.

Noch mehr als ich davon träumte, meine eigene Farm zu besitzen, träumte ich davon, an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Ich hatte entschieden, dass die Welt nicht einfach so an mir vorüberziehen würde, wie es bei so vielen anderen zu sein schien. Auf der weiterführenden Schule war ich zur Leichtathletik gekommen, genoss die Herausforderung, meinen Körper an seine Grenzen zu bringen und das Hochgefühl eines Rennens. Nach der weiterführenden Schule begann ich, für die halbe Meile zu trainieren.

Als ich mein Frühstück beendet hatte, lief ich zur Tür heraus. Ein aufflammender Schmerz schoss mein Bein hoch. „Das Training hat seinen Preis“, sagte ich leise. „Wenn du Sieger sein willst, musst du dich weiter anstrengen.“

Zu der Zeit liefen die weltweit besten Läufer die halbe Meile in ungefähr einer Minute und fünfzig Sekunden. Ich lief konstant unter zwei Minuten, aber um noch ein paar Sekunden abzuziehen und eine Weltklassezeit zu erreichen, brauchte man nicht nur außergewöhnliches Talent, sondern auch die Entschlossenheit, stundenlange harte Trainingseinheiten durchzustehen. Das Training fürchtete ich nicht, ich stellte mir eher die Frage nach dem außergewöhnlichen Naturtalent! Ich war einundzwanzig Jahre alt und alles schien möglich, selbst der Traum, mein Land bei den Olympischen Spielen zu vertreten. Ich war gewillt, alles Erforderliche zu tun und die nötigen Opfer zu bringen, um meinen Traum zu verwirklichen.

„Du siehst müde aus, Kel“, sagte Erik, mein Chef, zu mir, als ich gerade rechtzeitig zur Arbeit kam. „Trainierst du noch?“

„Klar doch“, antwortete ich stolz.

„Wie viele Stunden hast du gestern trainiert?“

„Wie immer. Drei!“

„Drei Stunden laufen? Wenn ich das tun müsste, würde ich tot umfallen. Du wirst dich noch kaputt machen“, erwiderte er.

So wie jeden Tag arbeitete ich hart, ging auf die Laufbahn und absolvierte meine Trainingsstunden bevor ich nach Hause ging. Wie immer war ich unfassbar müde. Nach dem Abendessen war ich völlig erschöpft. Als ich unter die Bettdecke kroch und mich rüber beugte, um das Licht neben meinem Bett auszumachen, sah ich dasselbe, das mir jeden Abend ein schlechtes Gewissen bereitete: die Bibel, die auf meinem Nachttisch Staub fing.

„Gott“, sagte ich jämmerlich – ein Ritual so beständig wie mein Training nach der Arbeit – „du weißt, dass ich dich liebe. Es tut mir leid, dass ich heute Abend wieder nicht in deinem Wort lese. Ich bin einfach so müde.“

Ich legte meine Hand auf den Lichtschalter, doch konnte ich Gott nicht länger ausblenden. Mein Leben war zu voll und ich wusste es. „Herr“, betete ich, „du weißt, wie sehr ich gern ein erfolgreicher Sportler wäre. Wenn du nicht möchtest, dass ich diese Richtung einschlage, dann setze dem Ganzen bitte ein Ende.“

Ich fühlte mich nicht völlig von meiner Schuld befreit, aber ich konnte das Licht ausschalten und schlafen. Ich schmunzelte in der Dunkelheit. Morgen konnte ich ausschlafen. Ich musste erst um 5:30 Uhr zur Arbeit aufstehen!

Am nächsten Morgen wachte ich mit neuer Energie und Schwung auf. Ich brachte den Arbeitstag hinter mich und kehrte dann mit Eifer zur Laufbahn zurück, um zu trainieren. Und genau an diesem Tag beantwortete Gott mein Gebet. Ich brach mir ein Bein.

Als ich Runden lief, wurde der Schmerz in meinem Schienbein immer stärker. Ich beschloss, einfach die Zähne zusammenzubeißen und weiterzumachen. Nur wenige Schritte später wurden die Schmerzen jedoch zu stark. Humpelnd kam ich zum Stehen und hinkte zu meinem Auto. Mir war klar, ich musste einen Arzt aufsuchen.

„Also, es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche möchtest du zuerst hören?“, fragte mich der Arzt nach dem Röntgen.

„Sie können auch gleich mit der schlechten Nachricht rausrücken, Herr Doktor“, sagte ich.

„Nun, die schlechte Nachricht ist, dass dein Bein gebrochen ist.“„Und die gute Nachricht?“, fragte ich leise.

„Es ist nicht so schlimm. Du bekommst einen Verband und dann kannst du schon bald wieder weiter trainieren.“

Er sollte Recht behalten: Innerhalb von drei Wochen war mein Bein verheilt und ich war bereit, wieder anzufangen. Mit der Erlaubnis vom Arzt war ich bald wieder auf der Laufbahn, um meinen Traum von den Olympischen Spielen weiterzuverfolgen. Das Training lief gut und ein paar Monate lang genoss ich meinen geschäftigen Alltag aus Arbeit und Lauftraining. Trotz meiner guten Vorsätze, Zeit mit Gott zu verbringen, fand ich die Zeit nicht. Stattdessen starrte mich meine eingestaubte Bibel jeden Abend an, wenn ich ins Bett fiel und das Licht ausmachen wollte.

Meine Genesung verlief so schnell, dass ich mir einredete, dass der Bruch ein verrückter Unfall war, ein kleiner Rückschlag für meinen sportlichen Traum. Das Training sollte jedoch nicht sehr lange anhalten. Zur Überraschung meines Arztes – ganz zu schweigen von meiner eigenen – saß ich nur kurz darauf wieder in seiner Praxis. Es war an einem kühlen Nachmittag nach der Arbeit – die beste Art von Nachmittag zum Laufen – als ich mir das Bein ein zweites Mal brach.

„Du bist einfach ein Pechvogel, Kel“, meinte der Arzt, als er das Röntgenbild ins Licht hielt. „Offensichtlich ist der Knochen wieder an derselben Stelle gebrochen, was ziemlich merkwürdig ist.“

„Warum ist das merkwürdig?“, fragte ich und konnte die Enttäuschung in meiner Stimme nicht verbergen.

„Wenn ein Knochen verheilt, ist die Bruchstelle normalerweise dicker und stärker danach. Wenn der Knochen also ein weiteres Mal bricht, dann also in der Regel an einer anderen Stelle.“ Er zeigte mir das Röntgenbild und hielt es ins Licht. „Schau, hier, diese Linie hier zeigt, dass du deinen Knochen an derselben Stelle gebrochen hast.“

„Was bedeutet das jetzt?“, fragte ich.

„Nun ja, das heißt, dass du dich dieses Mal länger schonen musst. Ich werde etwas Blut abnehmen und Gewebeproben nehmen und ein paar Tests machen, um herauszufinden, was die Ursache dafür ist.“

Völlig entmutigt ging ich mit einer Gipsschiene am Bein nach Hause. Ich konnte mich ganz gut bewegen, aber sollte das Bein für eine Weile nicht belasten. Nach vier Wochen Schonung hatte ich wieder einen Arzttermin.

„Gute Nachrichten, Kel. Das Bein sieht gut aus“, verkündete er.

„Super.“

„Du willst wahrscheinlich wissen, wann du wieder trainieren kannst“, meinte er.

„Sie können meine Gedanken lesen“, gab ich zu.

„Erinnerst du dich an die Tests, die ich gemacht habe?“, fragte er.

„Wie kann ich die vergessen“, lachte ich. „Ich kam mir vor wie ein Nadelkissen bei den ganzen Stichen.“

„Es gab keine Auffälligkeiten. Deshalb gebe ich dir die Erlaubnis wieder zu trainieren, aber bitte sei vorsichtig. Ich denke, du solltest für dein weiteres Training im Watt laufen.“

Also machte ich mich auf ins Watt und begann wieder zu trainieren. Beim Laufen gegen die Strömung kehrte meine Kraft schnell zurück. Als sich mein Bein wieder stark genug anfühlte, nahm ich meinen normalen Trainingsplan wieder auf.

Aller guten Dinge sind drei, wie es so schön heißt! Eines Sonntagmorgens früh, noch vor Sonnenaufgang, brach ich mein Bein wieder bei einem langen 37 km-Lauf. Ich musste zurück zu meinem Haus humpeln und krümmte mich auf dem gesamten Weg vor Schmerz. Ich weiß nicht, ob ich mich mehr schämte oder wütend war, wieder zum Arzt zu gehen.

„Ok, Kel, jetzt wird es langsam ernst. Kein Laufen mehr.“

Er gipste mein Bein bis zur Hüfte ein und ich konnte mich sechs Wochen lang nicht bewegen.

Endlich lenkte ich ein und verstand, dass Gott mein halbherziges Gebet beantwortete. Er wollte, dass ich meine Sportkarriere aufgab.

„Gott, ich verstehe. Ich habe dir die Wahl gegeben, mich aufzuhalten und du hast es getan. Jetzt höre ich auf.“ Ich staubte meine Bibel ab und schlug das Buch auf, das ich lieben gelernt und seit langem vermisst hatte. „Es tut mir leid, dass ich so ein Dickkopf bin, Herr“, gestand ich. „Ich wollte einfach nicht glauben, dass meine Verletzungen ein Zeichen von dir waren, einen anderen Weg einzuschlagen. Ich wollte wirklich sehen, wie schnell ich laufen kann und ob ich das Zeug zum Olympischen Athleten habe!“

Etwas in meinem Herzen wurde wieder entfacht. Ich spürte, dass ich in meinem Leben vor die ganze Welt treten würde. Nur eben nicht als Läufer für Neuseeland.

Meine Bestimmung als Missionar wurde zwischen meinen eigenen Träumen wieder hervorgeholt. In dieser Zeit, in der ich mich nicht bewegen konnte, vertiefte ich mich in Gottes Wort. „Ich wünschte, ich hätte dir von Anfang an gehorcht, Gott“, betete ich, bevor mein Gips abkam. „Aber ich bin dankbar für diese wertvolle Lektion und dass ich eine zweite Chance bekomme.“

Kurz nachdem mein Bein zum dritten Mal verheilt war, kündigte ich meinen Job, hängte mein Training an den Nagel und schrieb mich am Faith Bible College ein, einem Ausbildungszentrum für Kurzzeiteinsätze in Tauranga. Ich realisierte, dass ich nichts mit meinem Leben angefangen hatte, das wirklich einen Wert hatte oder von Bedeutung war. Ich hatte einfach Geld verdient und lief Rennen. Also hörte ich auf, Rennen zu laufen und fing an, auf den Wegen der Gebote Gottes zu gehen. Schon bald nach der Bibelschule entschied ich mich ein für alle Mal für ein Leben als Missionar und was noch wichtiger war, ich verstand, dass dies das Leben war, was Gott für mich vorgesehen hatte.

5 | Asien-Rundreise

D

ie Bibelschule gefiel mir gut und schon bald wollte ich das, was ich über den Dienst lernte, auf dem Missionsfeld in die Praxis umsetzen. Es war das Jahr 1970 und ein Leben voller Abenteuer lag vor uns. Am Ende unseres Kurses besuchte ein Missionar unsere Schule, um uns eine Missionsorganisation vorzustellen, die junge Menschen auf Kurzzeiteinsätze entsendet.

„Wer möchte Gott erleben und seinen Glauben leben, wie ihr es noch nie zuvor erlebt habt?“ Die Frage ließ mich innehalten. Ross Tooley, ein Gastmissionar, kam ans Faith Bible College, um uns auf eine Reise mit Jugend mit einer Mission (JMEM) einzuladen. „Diese vierzehnmonatige Reise wird euer Leben verändern!“

Blitzschnell hob ich meine Hand. Ich sah mich um. Mein Freund Mike Shelling hob ebenfalls die Hand. Aus ganz Neuseeland entschieden sich schließlich elf von uns dafür.

Für eine kurze Schulungszeit kamen wir alle nach Auckland, bevor wir in das vierzehnmonatige Abenteuer nach Asien aufbrachen. Während dieser Zeit lehrten Ross und Margaret Tooley und Barry und Kay Austin uns viele Prinzipien über Evangelisation. Ross lud eine Gastsprecherin ein, die über Gebet sprach und wie ein aktives Gebetsleben der Schlüssel zu einem dynamischen Glaubensleben im Dienst ist. Joy Dawsons Lehre haute uns um (siehe Anhang: Prinzipien wirksamer Fürbitte von Joy Dawson).

„Wie viele von euch glauben, dass Gott tatsächlich Gebete erhört?“, fragte sie.

Wir hoben alle die Hände.

„Sehr gut, das ist schon mal ein guter Anfang“, sagte Joy. „Gebet ist absolut unverzichtbar für jeden Christen im Dienst, sei es hier oder auf dem Missionsfeld. Ich wurde eingeladen, um euch ein paar spannende Prinzipien näherzubringen, die Gott mir zum Thema Fürbitte gezeigt hat.“