ADHS? Können wir! - Lukas Fehr - E-Book

ADHS? Können wir! E-Book

Lukas Fehr

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Beschreibung

Laut, wild, wunderbar – willkommen im Alltag mit ADHS. Wenn das Leben mit deinem Kind oft wie ein Drahtseilakt zwischen Liebe, Lärm und Loslassen ist, dann ist dieses Buch für dich. "ADHS? Können wir!" begleitet dich durch die Höhen und Tiefen des Familienalltags – mit fundiertem Wissen, ehrlicher Sprache und einem Herz für das, was jenseits von Diagnosen zählt. Was ist ADHS – und was ist es nicht? Wie bleibst du als Elternteil handlungsfähig und zugewandt? Welche Strukturen helfen – und welche darfst du getrost vergessen? Was bedeutet Selbstfürsorge, wenn man kaum zur Ruhe kommt? Wie fördern wir Selbstwert, statt nur zu korrigieren? Mit praxisnahen Checklisten, Mutmach-Geschichten, liebevoll gestalteten Vorlagen und einem klaren Ziel: ➡️ Den Blick weg vom Problem – hin zur Beziehung. ADHS ist herausfordernd – aber auch voller Leben, Kreativität und Entwicklung. Dieses Buch hilft dir, das zu sehen. Und zu sagen: "Ja. Das können wir."

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 93

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Lukas Fehr

ADHS? Können wir!

Der praxisnahe Familienratgeber für einen stärkenden Alltag

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Einleitung: Verstehen statt bewerten

Kapitel 1: Ich als Elternteil – Selbstfürsorge & Stärke

Kapitel 2: Das Kind im Alltag unterstützen

Kapitel 3: Schule & Lernen – zwischen Chaos und Chance

Kapitel 4: Zusammenleben in der Familie

Kapitel 5: Hilfe holen ist Stärke – Netzwerk aufbauen

Kapitel 6: Medikamente – ein transparenter Blick

Kapitel 7: Was wirklich zählt – Ressourcen statt Defizite

Anhang & Materialien

Impressum neobooks

Einleitung: Verstehen statt bewerten

Was ist ADHS – kurz & verständlich

Wenn Eltern zum ersten Mal hören, dass ihr Kind „vielleicht ADHS haben könnte“, fühlt sich das oft an wie eine plötzliche Wolke am Familienhimmel. Viele fragen sich: Ist das jetzt eine Krankheit? Habe ich etwas falsch gemacht? Und was bedeutet das für die Zukunft meines Kindes? Genau hier möchten wir dich abholen – mit Wissen, mit Klarheit und vor allem mit Mitgefühl.

ADHS – vier Buchstaben, viele Missverständnisse

ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Klingt kompliziert, oder? Aber eigentlich beschreibt es ein Phänomen, das im Kern drei Hauptbereiche betrifft:

Aufmerksamkeit – Kinder mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, sich längere Zeit auf eine Sache zu konzentrieren. Sie lassen sich leicht ablenken, verlieren den Faden oder beginnen etwas Neues, bevor sie das Alte beendet haben.

Impulsivität – Sie sagen oder tun Dinge, bevor sie darüber nachdenken. Das kann von „reinrufen, ohne sich zu melden“ bis zu „mit voller Wucht in einen Streit platzen“ reichen.

Hyperaktivität – Viele, aber nicht alle Kinder mit ADHS, haben einen großen inneren Bewegungsdrang. Sie zappeln, stehen auf, rutschen vom Stuhl, laufen herum – und das nicht aus böser Absicht.

Diese drei Bereiche treten in ganz unterschiedlichen Mischverhältnissen auf – dazu gleich mehr. Wichtig ist: ADHS ist keine Folge schlechter Erziehung, kein Modetrend und schon gar kein Zeichen von persönlichem Versagen.

ADHS ist ein neurobiologisches Thema – kein Erziehungsfehler

Wissenschaftlich betrachtet hat ADHS eine neurobiologische Grundlage. Das bedeutet: Die Gehirnchemie funktioniert bei betroffenen Kindern ein wenig anders. Insbesondere Botenstoffe wie Dopamin und Noradrenalin – die unter anderem für Motivation, Aufmerksamkeit und Handlungssteuerung zuständig sind – wirken anders als bei anderen Kindern.

Die Folge? Das Kind hat nicht einfach keine Lust oder macht absichtlich Ärger – sein Gehirn tut sich schlicht schwer damit, die Welt so zu filtern, wie es andere tun. Es bekommt zu viele Reize auf einmal und kann nicht gut sortieren, was gerade wichtig ist. Gleichzeitig fehlt oft das innere Stopp-Schild, das andere Kinder davor bewahrt, „einfach so“ loszuplatzen.

Eine Entwicklungssache

ADHS beginnt nicht „plötzlich“ – es zeigt sich meist schon im Vorschulalter und bleibt oft auch im Jugendalter und darüber hinaus bestehen. Das heißt aber nicht, dass es sich nicht verändert! Viele Kinder „wachsen nicht komplett heraus“, aber sie lernen Strategien, mit sich und ihren Bedürfnissen gut umzugehen. Dabei können Eltern eine riesige Hilfe sein – oder eben eine zusätzliche Belastung, wenn sie die Signale nicht richtig deuten.

Deshalb gilt: Verstehen ist der erste Schritt zu Entlastung.

Wenn du beginnst, dein Kind nicht durch die Brille von „zu viel“, „zu laut“ oder „zu unkonzentriert“ zu sehen, sondern als ein Kind mit einem besonderen neurologischen Muster, wird vieles leichter. Du wirst nicht nur anders reagieren – du wirst innerlich ruhiger, weil du weißt: Das Verhalten hat eine Ursache. Und es gibt Wege, damit umzugehen.

Kein Etikett – sondern ein Erklärungsmodell

Manche Eltern sagen: Ich will nicht, dass mein Kind eine „Schublade“ bekommt. Das ist verständlich – niemand möchte, dass sein Kind auf eine Diagnose reduziert wird. Aber: Eine Diagnose wie ADHS ist kein Etikett, sondern ein Erklärungsmodell. Es zeigt auf, warum ein Kind sich in bestimmten Situationen anders verhält als andere – und es öffnet Türen zu Hilfen, die wirklich greifen.

Ohne Erklärung bleiben oft nur Vorwürfe, Enttäuschung und Erschöpfung. Mit einem klaren Verständnis können Eltern gezielt unterstützen – und Kinder lernen, sich selbst besser zu verstehen.

Im nächsten Teil: Wir räumen mit den häufigsten Mythen auf, die sich hartnäckig um ADHS ranken – und zeigen, warum viele Vorstellungen einfach nicht stimmen.

Häufige Mythen und Vorurteile

Ob auf dem Spielplatz, im Elternabend oder in Gesprächen mit der Verwandtschaft – kaum ein Thema löst so viele Diskussionen aus wie ADHS. Das liegt nicht daran, dass sich alle so gut auskennen – sondern oft daran, dass Halbwissen, Medienbilder und Vorurteile den Ton angeben.

Deshalb ist es wichtig, mit ein paar hartnäckigen Mythen aufzuräumen – und sie durch Fakten zu ersetzen. Denn nur wer klar sieht, kann klug handeln.

❌ Mythos 1: „ADHS ist eine Modeerscheinung“

Dieser Satz taucht regelmäßig auf – gern begleitet von der Behauptung: „Früher gab's das nicht, da hat man halt ordentlich erzogen.“ Die Wahrheit ist: Symptome, die wir heute ADHS zuordnen, gab es schon immer. Sie hießen nur anders – „Zappelphilipp“, „Träumerle“, „Wildfang“ oder „unerzogenes Kind“.

Heute können wir besser unterscheiden: Was ist normale Kindlichkeit – und was ist eine echte Störung der Selbststeuerung?Dank wissenschaftlicher Forschung verstehen wir, dass ADHS eine biologische Grundlage hat. Keine Mode, keine Einbildung, sondern Realität – die in allen Altersgruppen und Kulturen vorkommt.

❌ Mythos 2: „Das liegt an der Erziehung“

Natürlich hat Erziehung Einfluss darauf, wie ein Kind sich entwickelt. Aber: Niemand kann mit Erziehung allein ADHS auslösen – oder heilen.Eltern von Kindern mit ADHS leisten oft Übermenschliches – während sie sich gleichzeitig anhören müssen, sie seien zu streng, zu locker, zu inkonsequent, zu hektisch, zu „modern“.

Die Wahrheit ist: Eltern können nicht die Ursache von ADHS sein. Aber sie können viel dazu beitragen, wie gut ihr Kind mit der Störung zurechtkommt – durch Struktur, Verständnis, Geduld und gezielte Förderung.

❌ Mythos 3: „Das ist nur bei Jungs so“

Es stimmt: Jungen mit ADHS fallen oft früher auf – weil sie häufig die „zappelige“ Variante zeigen. Doch Mädchen mit ADHS sind nicht seltener betroffen – sie zeigen es nur oft anders. Still, verträumt, unorganisiert, emotional durchlässig – das sind Merkmale, die bei Mädchen häufig übersehen oder als „Charakter“ abgetan werden.

Viele Mädchen bekommen ihre Diagnose erst spät – manchmal erst im Teenageralter oder darüber hinaus. Deshalb ist es wichtig, ADHS nicht nur mit Unruhe zu verbinden, sondern auch mit den stilleren Formen, die oft übersehen werden.

❌ Mythos 4: „Die Kinder brauchen nur mehr Disziplin“

Wenn es so einfach wäre, wären viele Familien entspannter. Tatsächlich reagieren Kinder mit ADHS auf Strenge oft mit noch mehr Widerstand – nicht aus Trotz, sondern weil sie sich überfordert fühlen. Ihr Nervensystem ist oft so angespannt, dass zusätzlicher Druck eher blockiert als aktiviert.

Natürlich sind klare Regeln wichtig – aber sie brauchen Verständnis, Wiederholung, Geduld und vor allem eine gute Beziehung. Kinder mit ADHS lernen nicht gut durch Drohungen – sie lernen durch positive Verstärkung und Begleitung.

❌ Mythos 5: „Die Medikamente machen Kinder ruhig und gefügig“

Viele Eltern schrecken vor Medikamenten zurück – aus Sorge, ihr Kind werde „stillgelegt“ oder verliere seine Persönlichkeit. Tatsächlich wirken gut eingestellte ADHS-Medikamente nicht sedierend, sondern helfen dem Gehirn, Reize besser zu filtern und Aufgaben gezielter anzugehen.

Das bedeutet nicht, dass Medikamente immer nötig sind – aber wenn sie zum Einsatz kommen, dann nicht, um das Kind „brav“ zu machen, sondern um seine Selbststeuerung zu unterstützen.

❌ Mythos 6: „ADHS ist nur eine Ausrede“

Kinder mit ADHS wissen oft, was richtig wäre – aber sie schaffen es nicht, es umzusetzen. Wer einem Kind mit ADHS sagt: „Du musst dich halt nur zusammenreißen!“, erwartet, dass es etwas kann, wozu ihm momentan die neurologischen Werkzeuge fehlen.

ADHS ist keine Ausrede – aber es ist auch kein Freibrief. Es bedeutet: Dieses Kind braucht mehr Unterstützung, gezieltere Führung und vor allem mehr Verständnis, um mit den Anforderungen seines Alltags klarzukommen.

Fazit dieses Abschnitts:Viele Meinungen über ADHS beruhen nicht auf Erfahrung oder Forschung, sondern auf Vorurteilen. Eltern sind gut beraten, sich nicht von Urteilen verunsichern zu lassen, sondern ihr eigenes Wissen aufzubauen – denn das ist der Schlüssel, um sicher, liebevoll und wirksam begleiten zu können.

Unterschiedliche Erscheinungsformen von ADHS

(… und warum kein Kind „typisch ADHS“ ist)

Wenn du ein Kind kennst, das ADHS hat, dann kennst du ein Kind mit ADHS. Nicht mehr, nicht weniger. Denn so vielfältig wie Kinder selbst, so verschieden zeigt sich auch die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung.

Es gibt nicht den einen „ADHS-Typ“, sondern mehrere Erscheinungsbilder – mit unterschiedlichen Schwerpunkten, Verhaltensmustern und Herausforderungen. Genau das macht es für Eltern (und auch für Lehrkräfte und Fachpersonen) manchmal so schwer, die Störung überhaupt zu erkennen.

Die drei Haupttypen von ADHS

Die Diagnosekriterien unterteilen ADHS in drei verschiedene Grundformen – wobei viele Kinder Merkmale aus mehreren Bereichen zeigen:

1️⃣ Der unaufmerksame Typ – oft übersehen

Typisch:

Träumt viel, wirkt abwesend

Beginnt Aufgaben, vergisst sie aber wieder

Verliert ständig Dinge (Schere, Hefte, Jacke, Schuhe…)

Hat Mühe, Anweisungen zu folgen

Scheint zuzuhören, aber bekommt nichts mit

Dieser Typ ist häufig bei Mädchen zu beobachten – weshalb er leider oft lange unentdeckt bleibt. Das Kind wirkt ruhig, „brav“, ein bisschen verträumt – niemand vermutet dahinter eine Aufmerksamkeitsstörung.

Was viele übersehen: Diese Kinder sind oft sehr sensibel, haben ein niedriges Selbstwertgefühl, weil sie merken, dass sie „nicht mitkommen“, und erleben sich im Alltag häufig als überfordert.

2️⃣ Der hyperaktive-impulsive Typ – der Klassiker

Typisch:

Klettert, rennt, steht ständig auf

Redet ununterbrochen, ruft dazwischen

Kann schlecht warten oder anstehen

Platzt mit Antworten heraus, bevor eine Frage zu Ende gestellt ist

Wechselt schnell von einem Thema zum nächsten

Dieser Typ fällt früh auf – im Kindergarten, auf dem Spielplatz, in der Schule. Eltern hören oft Sätze wie: „So ein Wirbelwind!“, „Er kann keine Minute stillsitzen!“ oder auch „Sie hat null Impulskontrolle.“

Diese Kinder sind oft spontan, kreativ, lebendig, aber sie ecken auch schnell an – in Gruppen, in der Schule, im Straßenverkehr. Sie haben häufig Probleme mit Regeln, geraten öfter in Konflikte und bekommen dadurch schneller ein „schwieriges“ Etikett.

3️⃣ Der kombinierte Typ – das häufigste Bild

Typisch:

Zeigt Merkmale aus beiden Bereichen: unaufmerksam und hyperaktiv/impulsiv

Ist einerseits verträumt, andererseits ungebremst

Hat Schwierigkeiten, Aufgaben zu strukturieren, ist schnell ablenkbar, gleichzeitig motorisch sehr aktiv

Erlebt oft „innere Unruhe“ – ein Getrieben-Sein, selbst wenn es nach außen gar nicht so wild wirkt

Dieser Mischtyp ist am häufigsten. Eltern beschreiben oft, dass ihr Kind in sich selbst „ein kleiner Widerspruch“ ist: es will etwas gut machen, scheitert aber an der Ausführung – oder es beginnt motiviert, gibt aber zu schnell auf.

💡 Wichtig: Kein Typ ist „schlimmer“ oder „leichter“ als der andere.

Auch der verträumte, stille Typ kann schwer belastend sein – für das Kind und für das Umfeld. Gerade weil diese Kinder nicht „stören“, erhalten sie oft weniger Unterstützung, obwohl sie große Schwierigkeiten im Alltag haben.

Ebenso bedeutet ein aktives, impulsives Verhalten nicht, dass ein Kind aggressiv oder „unerziehbar“ ist. Diese Kinder erleben ihre Umgebung nur sehr intensiv – und reagieren entsprechend stark.

ADHS ist nicht immer gleich sichtbar

In der Schule kann das Kind auffallen – zu laut, zu unruhig, zu impulsiv.

Zuhause wirkt es ganz anders – müde, reizbar, in sich gekehrt.

Bei anderen funktioniert es scheinbar prima – aber bricht später daheim emotional zusammen.

Solche Unterschiede führen oft dazu, dass Eltern sich unverstanden fühlen – oder dass Fachleute den Verdacht auf ADHS ablehnen mit Sätzen wie: „Bei mir klappt es doch!“

Doch ADHS ist keine „24/7-Störung“. Sie zeigt sich situativ unterschiedlich stark, abhängig von Stress, Struktur, Beziehung, Tagesform – und vor allem: vom Maß der Anforderungen.

ADHS ist auch nicht immer „laut“

Ein Kind, das unruhig auf dem Stuhl wippt, muss nicht zwingend ADHS haben – und ein Kind, das still malt, ist nicht automatisch „unauffällig“. Manchmal spielt sich der ganze Sturm im Inneren ab.