Alpengold 168 - Dunja Wild - E-Book

Alpengold 168 E-Book

Dunja Wild

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Für die hübsche Tauber-Christine wird ein Liebesmärchen wahr, als sie sich Hals über Kopf in Markus Messmer verliebt, der nach vielen Jahren in der Fremde wieder ins Thierseetal zurückgekehrt ist. An seiner Seite hat sie das Gefühl, alles meistern zu können. Bald sprechen die beiden von Heirat - trotz aller Gerüchte, die um die Gründe für Markus' plötzliche Heimkehr kreisen. Der fesche Bursch soll nämlich gekommen sein, um sich sein Erbe - den stattlichen Reitmüller-Hof - zurückzuholen, heißt es. Um endlich Rache zu nehmen an seinem Stiefbruder Hias, der ihn vor Jahren betrogen hat ... Christine schenkt dem Gerede keinen Glauben - und vertraut ihrem Liebsten, der sich diesbezüglich jedoch in Schweigen hüllt. Doch dann kommt von einer vermeintlichen "Versöhnungstour" der Brüder nur einer heil aus den Bergen zurück ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 110

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Der gestohlene Hof

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf / Bastei Verlag

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-8387-5752-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Der gestohlene Hof

Kam Markus zurück, um Rache zu nehmen?

Von Dunja Wild

Für die hübsche Tauber-Christine wird ein Liebesmärchen wahr, als sie sich Hals über Kopf in Markus Messmer verliebt, der nach vielen Jahren in der Fremde wieder ins Thierseetal zurückgekehrt ist. An seiner Seite hat sie das Gefühl, alles meistern zu können. Bald sprechen die beiden von Heirat – trotz aller Gerüchte, die um die Gründe für Markus’ plötzliche Heimkehr kreisen. Der fesche Bursch soll nämlich gekommen sein, um sich sein Erbe – den stattlichen Reitmüller-Hof – zurückzuholen, heißt es. Um endlich Rache zu nehmen an seinem Stiefbruder Hias, der ihn vor Jahren betrogen hat …

Christine schenkt dem Gerede keinen Glauben – und vertraut ihrem Liebsten, der sich diesbezüglich jedoch in Schweigen hüllt. Doch dann kommt von einer vermeintlichen »Versöhnungstour« der Brüder nur einer heil aus den Bergen zurück …

Christine Tauber war gerade mit dem Abwasch beschäftigt, als sie ein Auto kommen hörte. Neugierig beugte sie sich über das Spülbecken und lugte durchs Küchenfenster.

Der Wagen, der durch die Wiesen auf ihr kleines Haus zukam, war nicht irgendein Wagen. Er war der größte Jeep, der im Thierseetal herumfuhr. Signalrot, blitzender Chrom, Doppelscheinwerfer auf dem Dach.

O nein!, dachte Christine erschrocken. Der Reitmüller-Hias.

Die Fahrertür öffnete sich, und ein stämmiger Mann stieg aus. Sein rotblondes Haar stand wie Borsten von dem kugelrunden Kopf ab.

Breitbeinig, mit dem Bauch voraus, kam der Bauer über den Hof auf ihre Haustür zu, so, als wollte er in den Kampf ziehen. Das Bild passte, denn der Erbe des größten Hofes in der Gegend kämpfte schon seit einiger Zeit erfolglos um Christines Aufmerksamkeit.

Die junge Frau trocknete sich rasch die Hände ab, pustete sich energisch eine Strähne aus der Stirn und band die Schürze ab. Dann verließ sie mit hoch erhobenem Kinn die Küche.

»Grüß dich.« Hias schenkte ihr sein charmantestes Lächeln, das bei der blonden Erzieherin jedoch nicht die erhoffte Wirkung erzielte. Als er den kühlen Ausdruck in Christines Augen wahrnahm, wechselte er blitzschnell die Taktik. Sichtlich zögerlich reichte er ihr seine fleischige Hand, deren weiße Haut mit Sommersprossen gesprenkelt war.

»Entschuldige, dass ich so einfach bei dir hereinplatze«, begann er mit verlegener Miene, »aber ich wollte dir nur etwas bringen.« Abwartend sah er sie an. Als sie weiterhin schwieg, fuhr er eilfertig fort: »Ich dachte, ich bringe dir den Scheck persönlich zu Hause vorbei, da du in der Kita ja bestimmt sehr beschäftigt bist.«

»Scheck?« Christine blinzelte verblüfft.

»Na ja …« Hias warf sich mit gönnerhaftem Lächeln in die Brust. »Eine bescheidene Spende für das bevorstehende Kindergartenfest ist doch sicher immer willkommen, gell?« Seine wasserhellen Augen zwinkerten ihr mit verschwörerischem Blick zu.

Christine räusperte sich und zwang sich endlich zu einem Lächeln.

»Das ist ja eine Überraschung!«, brachte sie hervor.

Hias zeigte auf die Sitzgruppe vor ihrem Haus. »Darf ich?«

Was sollte sie darauf antworten? Jemanden, der dem Kindergarten öfter Gutes zukommen ließ, wies man nicht ab.

»Ich habe zwar nur wenig Zeit, aber …« Wieder brachte sie ein höfliches Lächeln zustande. »Was möchtest du trinken? Wasser, ein Glas Saft oder …«

»Ein Glasl Wein wäre net schlecht«, gab Hias seine Bestellung auf und ließ sich auch schon auf die Holzbank fallen, die unter seinem Gewicht ächzte.

Christine ging ins Haus. Ihre Hände bebten vor Wut über diesen Überfall, während sie zwei Gläser, die Weinfalsche sowie eine Wasserflasche auf ein Tablett stellte. Als sie wieder ins Freie trat, lehnte Hias entspannt an der Holzwand, die kurzen Beine von sich gestreckt.

»Schön hast du’s hier. Wie lange lebst du jetzt schon bei uns?«

»Ein halbes Jahr«, antwortete sie. Dabei schenkte sie ihm Wein und sich Wasser ein.

Der Großbauer, der noch andere Liegenschaften im Tal besaß, sah sie ernst an. Ja, sogar mit dem Anflug von Vorwurf in den hellen Augen, wie ihr schien.

»In dieser Zeit waren wir beiden noch net einmal miteinander essen.«

Sie reckte das Kinn. »Stimmt.«

»Du willst net, gell?« Sein Gesicht bekam einen lauernden Ausdruck, und in diesem Moment konnte sie sich gut vorstellen, dass an dem Gerücht, der Reitmüller-Hias könne sehr unangenehm werden, durchaus etwas Wahres sein könnte.

Sie setzte sich ihm gegenüber.

»Hias«, begann sie in dem geduldigen Ton, in dem sie zu bockigen Kindern sprach. »Ich hab dir bereits gesagt, dass ich keine Beziehung möchte. Nach der letzten will ich erst einmal allein bleiben.«

Da lachte der junge Mann hörbar belustigt auf. »Wenn man miteinander essen geht, hat man doch net gleich eine Beziehung.«

Da hatte er recht, das musste sie zugeben. Aber Hias war dafür bekannt, ein Schürzenjäger zu sein. Und die jungen Frauen im Tal schienen sich um ihn zu reißen, was Christine überhaupt nicht verstand. Viele von ihnen mochten sich an Hias’ Seite ein schönes sorgenfreies Leben vorstellen.

»Dank dir für die Spende.« Sie zeigte auf den Briefumschlag, der neben seinem Weinglas lag. »Aber besser wäre es gewesen, du hättest sie bei der Gemeinde abgegeben. Ich bin dafür net zuständig. Solche großzügigen Unterstützungen freuen den Gemeinderat.«

Hias lachte selbstsicher. »Der Gemeinderat und der Bürgermeister kennen mich. Bei denen muss ich mich net einschmeicheln.«

Und bei mir kannst du es nicht, hätte sie am liebsten geantwortet. Doch so unhöflich wollte sie nun auch nicht sein.

»Schön wohnst du hier«, wechselte er das Thema, nachdem er drei Schlucke hintereinander getrunken hatte. Dann breitete er die Arme aus, als wollte er das gesamte Gelände darin aufnehmen. »Das ist eines der idyllischsten Fleckchen hier in Hinterthiersee.«

Das Häuschen lag in einer Senke inmitten einer Wiese. Rechts von ihm ragte der Pendling auf, der Hausberg des Tales, in der Ferne war der Kleine Kaiser zu sehen. Die laue Luft trug den süßen Duft der ersten Mahd zu den beiden hinüber. Vögel zwitscherten, der Wildbach plätscherte vor sich hin. Nur der Habicht, der am gläsernen Himmel auf der Suche nach Beute seine Kreise zog, störte das friedliche Bild.

»Ich wollte dem alten Brandler dieses Häuschen früher mal abkaufen«, erzählte Hias mit überheblicher Miene. »Dann habe ich es wieder vergessen, aber wenn ich jetzt sehe, welche Lage das Grundstück hat, sollte ich noch mal über diese Idee nachdenken.« Mit breitem Lächeln sah er Christine an. »Natürlich könntest du weiterhin hier wohnen bleiben. Sogar zu einer geringeren Miete als jetzt«, fügte er in großspurigen Ton hinzu.

Oje!, dachte Christine entsetzt. Die Vorstellung, Hias könnte ihr zukünftiger Vermieter werden, gefiel ihr ganz und gar nicht.

Am liebsten hätte sie den Bauer aufgefordert zu gehen. Doch dann hörte sie die Mütter in der Kita sagen: »Hias ist ein Geschenk für uns. Seine großzügigen Spenden für unsere Kleinen …«

Sie seufzte innerlich auf. Wollte sie etwa daran schuld sein, wenn der Reitmüller zukünftig diese großzügigen Zuwendungen einstellen würde? Darauf gab es nur ein eindeutiges Nein als Antwort.

»Ja, es ist sehr schön hier«, sagte sie tonlos.

Sie fühlte sich hin und her gerissen. Obwohl er für sie einer der unsympathischsten Männer in Thiersee und Hinterthiersee war, tat er ihr auch leid. Vor zwei Jahren hatte er seine Frau und seine kleine Tochter bei einem Unfall verloren. Vielleicht mochte dieses Schicksal seine unsympathischen Charakterzüge noch verstärkt haben.

Sie lächelte ihn flüchtig an, bevor sie an ihrem Wasser nippte. Dieser kurze Augenblick hatte jedoch gereicht, um zu bemerken, mit wie viel Wohlgefallen ihr Gast sie musterte.

Christine war es gewohnt, dass ihr die Männer auf der Straße nachsahen, aber Hias hungriger Augenausdruck bereitete ihr Unbehagen.

Sie stand auf, drehte ihren Stuhl so, dass sie dem Großbauern nicht mehr ins Gesicht sehen musste. Stattdessen gab sie vor, die Landschaft zu betrachten. Mit hämmerndem Herzen, denn das Schweigen zwischen ihnen wurde ihr immer unangenehmer. Es barg Gefahr in sich. Oder bildete sie sich das nur ein?

»Was hältst du davon, wenn ich dich morgen Abend zum Essen ausführe?«, fragte Hias, während er das Glas auf seinem runden Handteller drehte, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. Wie ein Habicht visierte er seine Beute an. Das bemerkte sie aus dem Augenwinkel.

Sie spürte, wie ihr heiß wurde.

»Jetzt zier dich doch net so!«, sprach er in ungeduldigem Ton weiter. »Außerdem werde ich dich immer wieder fragen«, fügte er mit breitem Grinsen hinzu. »Weißt du, was der Schlüssel zum Erfolg ist? Immer am Ball zu bleiben.«

Seine Selbstsicherheit verschlug ihr die Sprache. Jedoch nur kurz. Dann drehte sie sich zu ihm um.

»Das mag für geschäftliche Belange gelten, aber net für zwischenmenschliche.« Entschlossen stand sie auf. »Entschuldige, Hias, aber ich sagte ja schon, ich hab keine Zeit. Wenn du jetzt …«

Obwohl sie weit von ihm weg saß, atmete sie den aufdringlichen Duft seines Aftershaves sein, als er sich abrupt erhob. Im Stehen trank er in einem Zug sein Glas aus. Das Lächeln, mit dem er sie danach ansah, wirkte gezwungen.

»Schade, ich weiß net, was ich dir getan haben könnte, dass du so ablehnend bist.«

Sie erhob sich ebenfalls. »Ich habe doch schon gesagt, dass ich nach meiner letzten Beziehung erst einmal meine Unabhängigkeit genießen möchte. Für einen Mann ist zurzeit kein Platz in meinem Leben. Das beinhaltet auch, dass ich gar net erst mit Männern ausgehen möchte.«

»Dann liegt es also net an mir als Person?« Er machte einen Schritt auf sie zu, blieb dicht vor ihr stehen.

Christine musste all ihren Willen aufbieten, um nicht zurückzuweichen.

»Die Frau, die mich einmal bekommt, wird es net schlecht haben. An einem so schönen Sommertag wie heute, zum Beispiel, würde ich mit ihr nach München oder Kitzbühel zum Shoppen fahren.« Er zwinkerte ihr zu. »Wie würde dir das gefallen?«

Sie schluckte nervös. Hias Reitmüller war auf Brautschau. Und hatte sie als Opfer auserkoren!

»Ich sehne mich net nach der Stadt. Hast du schon vergessen? Ich bin gebürtige Innsbruckerin und froh, hier in dem kleinen Dorf zu leben.«

»Dann eben ein Törn mit meiner Segeljacht über den Chiemsee«, fuhr Hias unbeirrt fort. »Oder ein Picknick im Grünen oder eine Runde Schwimmen in meinem Pool. Vor ein paar Monaten habe ich mein Haus komplett umgestalten lassen. Wenn man eine neue Familie gründen will, muss man als Witwer etwas dafür tun, dass sich die neue Frau wohlfühlt.«

Sie mied seinen intensiven Blick, unter dem ihr immer unbehaglicher zumute wurde. Das Gespräch bewegte sich in eine Richtung, die ihr mehr als unangenehm war. Noch nie war es ihr passiert, dass ihr ein Mann, den sie kaum kannte, derart ungeschminkt verkündet hatte, was er von ihr wollte.

Sie zwang sich zu einem verbindlichen Lächeln. »Hias, du hast es wirklich net nötig, dich an einer Frau festzubeißen. Wie ich weiß, laufen dir alle Madeln im Tal nach. Ich bin die Falsche, glaub mir das bitte! Und jetzt …« Sie tippte mit dem Zeigefinger auf ihre Armbanduhr. »Ich muss jetzt wirklich weitermachen.«

Zwei, drei Sekunden lang verengten sich die wasserhellen Augen zu schmalen Schlitzen. Dann räusperte sich der Landwirt bedeutungsvoll und meinte leichthin: »Aber ich darf doch bestimmt wieder mal bei dir vorbeikommen, oder?«

»Wenn du dir keine falschen Hoffnungen machst«, antwortete sie schon fast kraftlos.

»Dann sag ich mal bis irgendwann.« Er deutete eine Verbeugung an und ging breitbeinig zu seinem Jeep zurück.

Christine atmete erleichtert auf.

»Ich rufe dich wegen des bevorstehenden Kindergartenfestes noch an«, rief er ihr aus dem Autofenster zu. »Vielleicht kann ich mit Lichterketten oder Stereoanlagen aushelfen, die bei meinen Hoffesten zum Einsatz kommen.«

Dieser Typ gibt nicht auf, schoss es ihr wütend durch den Kopf.

Sie hob die Hand zum Abschied und ging ins Haus.

Fürs Erste war sie nur froh, dass sie ihn endlich los war.

***

Zwei Tage später, an einem Samstag, fuhr ein ziemlich verschmutzter und verbeulter Geländewagen durch Thiersee. Am Steuer saß ein Mann Ende zwanzig, braunes Haar, bernsteinfarbene, warm blickende Augen und ein schmales intelligentes Gesicht. Dieser Mann hieß Markus Messmer.

Wie schön es hier immer noch ist!, dachte Markus mit dem Anflug von Wehmut im Herzen. Er hatte es ganz vergessen in den Jahren, die er in Deutschland verbracht hatte.

Links von ihm lag der Thiersee wie ein grünes Tuch inmitten blühender Wiesen. Auf dem Kirchturm blinkte ihm wie ein Willkommensgruß der goldene Wetterhahn entgegen. Wieder einmal gestand er sich ein, dass der kleine Ort am Fuße des Pendling jedem Neuankömmling auf Anhieb ein Gefühl der Geborgenheit vermittelte.

Markus hatte das Fahrerfenster geöffnet und atmete tief die nach frisch geschlagenem Holz und Wiesenblumen duftende Luft ein. Dabei lächelte er versonnen vor sich hin. Anders als in Frankfurt war die Luft hier sehr viel seidiger, und der Himmel über ihm schien viel weiter zu sein als in der Stadt.

Wie lange war er nicht mehr hier gewesen? Acht Jahre. Bis vor Kurzem hätte er sich auch nicht vorstellen können, noch einmal hierhin zurückzukehren. Warum auch? Mit diesem Tal verband ihn nichts mehr. Außerdem waren die Wunden immer noch nicht ganz verheilt.