Angst bewältigen - aus spiritueller Sicht - Anton Weiß - E-Book

Angst bewältigen - aus spiritueller Sicht E-Book

Anton Weiß

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Beschreibung

Die Angst ist eine Grundbefindlichkeit des menschlichen Lebens. Die Einsicht, dass alle Ängste auf eine Urangst – dem drohenden Verlust des Ichs – zurückgeführt werden können, kann dazu beitragen, den Tod des Ichs auszuhalten, um somit zur Befreiung von der Angst zu gelangen.

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Anton Weiß

Angst bewältigen - aus spiritueller Sicht

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Hinführung

I. Persönliches

II. Allgemeines

III. Einzelne Ängste

A. Angst vor materiellen Verlusten

B. Psychische Ängste

C. Geistige Ängste

IV. Kern des Problems: das Ich

V. Leben ohne Angst

Literatur:

Impressum neobooks

Hinführung

Wenn Sie zu diesem Buch greifen, haben Sie Erfahrung mit Ängsten und wollen etwas darüber wissen, wie man mit der Angst umgehen und sie vielleicht sogar besiegen kann. Dabei stellt sich als erstes die Frage, ob alle Ängste auf eine Grundangst reduziert werden können oder ob es viele verschiedene Ängste gibt, die auch jeweils verschieden angegangen werden müssen. Lassen Sie sich von mir auf einem Weg führen, den ich selbst gegangen bin, denken Sie kritisch mit und vergleichen Sie mit Ihren Erfahrungen und überlegen Sie, inwieweit meine Darlegungen auch für Sie gelten können. Wir Menschen sind sehr verschieden, so dass das, was für den einen richtig, für den anderen falsch sein kann. Andererseits sind wir aber alle Menschen und haben damit eine Grundstruktur und gerade in Hinblick auf die Angst kann man wohl sagen, dass es zu der Grundstruktur des Menschen gehört, Angst zu haben. Es gibt ein wichtiges Buch von Fritz Riemann: Grundformen der Angst, das ich jedem empfehlen möchte.

I. Persönliches

Wenn ich mich an meine Jugendzeit zurück erinnere, dann ist mir im Gedächtnis geblieben, dass ich als junger Mensch Angst eigentlich nicht kannte. Die einzige Form war eine Kellerangst. So wie andere eine Spinnenangst oder Mäuseangst haben, so hatte ich eben Kellerangst, was mich aber nicht sonderlich beunruhigte. Die wichtigen Ängste wie die Angst zu versagen oder die Angst, ins Leben zu treten, wie ich sie an anderen erlebte, lernte ich kaum kennen. Natürlich kannte ich das mulmige Gefühl vor Schulaufgaben, ob ich genügend vorbereitet wäre und bei der Herausgabe, was meine Note wäre. Aber diese Ängste erlebte ich nicht als bedrohlich, sondern sie gehörten für mich zum Leben. Ich hatte wenig Verständnis für Menschen, die sich mit Ängsten der verschiedensten Art herumschlugen, auch noch, als ich Religionslehrer geworden war. Ich lernte die Angst, das Leben nicht zu bewältigen oder auch die Angst zu versagen nicht kennen. Erst durch die Behandlung dieses Themas im Religionsunterricht – es war Lehrstoff in der 11. Klasse des Gymnasiums - merkte ich, wie wichtig für die jungen Menschen dieses Thema war. Ich besprach die vier Grundformen der Angst, die Fritz Riemann am Beispiel der Gestirne Sonne und Erde verdeutlicht: Den vier Grundkräften – der Rotation der Erde um sich selbst, der Revolution als der Drehung der Erde um die Sonne, und der Schwerkraft und Fliehkraft – entsprechen nach Riemann im menschlichen Leben jeweils vier Forderungen, die immer als Gegenstück die entsprechenden Ängste hervorrufen: Die Angst vor der Selbsthingabe, die als Ich-Verlust und Abhängigkeit erlebt wird, die Angst vor der Selbstwerdung, als Ungeborgenheit und Isolierung erlebt, die Angst vor der Wandlung, als Vergänglichkeit und Unsicherheit erlebt und die Angst vor der Notwendigkeit, als Endgültigkeit und Unfreiheit erlebt. Mir hatte das alles sehr eingeleuchtet, aber es blieb doch nur eine intellektuelle Auseinandersetzung, der die Betroffenheit von diesen Ängsten fehlte. Ich konnte mir gut vorstellen, dass es Menschen gibt, für die diese Ängste lebendige Wirklichkeit waren, aber mir selbst fehlte der Bezug dazu.

Ich glaubte, alle Ängste auf eine Grundangst zurückführen zu können, auf die Angst vor dem Tod. Es ist eine allgemein bestätigte Tatsache, dass in unserer westlichen Gesellschaft der Tod verdrängt wird. Unser Leben ist darauf ausgerichtet, die Zeit voll auszunützen, um möglichst viel erleben zu können. Da wir Gott und den Glauben an ein jenseitiges Weiterleben nach dem Tod aus unserem Bewusstsein verbannt haben, bleibt uns nur diese eine Lebenszeit, die man bis ins letzte auskosten muss. Das erklärt die Hektik unserer Zeit, die Jagd nach Vergnügen und die Weigerung, Schmerz, Leid und Tod als etwas Positives sehen zu können. Der Tod vernichtet alles, was uns das Leben wert macht. Durch den Verlust der Religion, die den Menschen an ein jenseitiges Leben glauben ließ, hat er nur noch ein einziges Leben. Und dieses eine Leben muss ihm alles bieten, er muss es bis ins Letzte auskosten. „Sie leben nur einmal, da sollten Sie sich an Genuss gönnen, was Sie nur kriegen können“ lautet ein Werbespruch (Lasch S. 23). Er trifft den Lebensnerv des modernen Menschen.

Ist es da ein Wunder, wenn wir den Tod fürchten, Angst vor ihm haben und diese Angst verdrängen, weil sie uns am Auskosten des Lebens hindern und lähmen würde?

In der existenzialistischen Psychotherapie – ich beziehe mich dabei auf Irvin Yalom – wird der Tod als die letzte Wurzel aller Ängste verstanden. Ich bin heute nicht mehr so überzeugt, dass die Angst vor dem Tod wirklich die Angst ist, die hinter allen anderen Ängsten steht.

Dennoch bin auch ich überzeugt, dass es eine allen Ängsten zugrunde liegende Urangst gibt.

Wie gesagt, ich lernte Angst eigentlich nicht kennen, litt aber zunehmend unter Kreuzschmerzen. Da ich von der psychischen Ursache vieler körperlicher Beschwerden überzeugt bin, beobachtete ich mich genau, um der Ursache für die Kreuzschmerzen auf den Grund zu kommen. Zunehmend wurde mir klar, dass sie die Folge einer Verkrampfung, einer Abschnürung waren.

Irgendwann entdeckte ich, dass ich nicht Angst hatte, sondern Angst war. Mein ganzes Sein bestand aus Angst. Jeder Lebensvollzug war von Angst begleitet. Ich war immer in Hab-Acht-Stellung, etwas nicht richtig gemacht, mich falsch verhalten, etwas Falsches gesagt zu haben .So wie der Fisch, hätte er Bewusstsein, sicher nicht erkennen könnte, dass er im Wasser schwimmt, da er gar nichts anderes kennt, so lebte ich die Angst, ohne mir dessen bewusst zu sein. Ich spürte aber die dadurch hervorgerufene Abschnürung in der Körpermitte und eine unglaubliche Verkrampfung, die mir oft das Durchatmen schwer machte. Dieses Gefühl des sich Abschnürens begriff ich als den Versuch, mich nicht zu verlieren. Ich hatte Angst, mich zu verlieren, meinen Halt zu verlieren. Es gelang mir schon in meiner Jugend nicht, mich flach mit dem Rücken aufs Bett zu legen und mich völlig zu entspannen, mich fallen zu lassen. Ich merkte, dass ich unfähig war, loszulassen. Es war immer eine Anspannung vorhanden. Ich brachte es damals aber nicht mit Angst in Zusammenhang. Jetzt begriff ich, dass es die Angst war, ins Bodenlose zu fallen. Wenn ich mich nicht halte, nicht festhalte, dann falle ich ins Leere. Diese Angst, ins Leere zu fallen, schnürte mich in der Körpermitte dermaßen ab, dass ich glaubte, auseinanderbrechen zu müssen. Wie wenn eine übergroße Faust mich in der Mitte fest umklammert hielt. Angst hängt ja mit eng zusammen. Diese Umklammerung erfuhr ich als Verengung, die mich vom Strom des Lebens abgeschnürte. Die Lebensenergie konnte durch diese Verengung nicht mehr zu mir durchkommen. Meine intensive Beschäftigung mit dem Werk von C. G. Jung machte mir allmählich klar, dass ich mich durch mein einseitiges Stehen im Ich-Bewusstsein von der unbewussten Energie abschottete.

Und dann die Erkenntnis: Das, was mich abschnürt, bin ich selbst. Ich bin es, der mich mit eiserner Faust vom Strom des Lebens abschnürt, und zwar in einer Tiefe, in die ich überhaupt nicht vordringen kann. Das zu erleben, treibt einen in die absolute Panik, in die Angst hoch 1000. Das führte mich ja zu der Erkenntnis, dass ich mich selbst gar nicht aus mir befreien kann, dass ich dieser Abschnürung nicht beikommen und rückgängig machen kann. Aber wenn ich es bin und ich es doch nicht kann, wer kann es dann, wer kann in diese Tiefe vordringen? Wenn es eine Möglichkeit gibt, dann muss es so sein, dass ich in meinem Menschsein mehr bin als in meinem Ich-Sein, dass mein Menschsein fähig ist, mein Ich-Sein zu transzendieren. Ich bin es selbst, aber in einer Tiefe, die mehr ist als ich, die die Tiefe meines Ichs noch übersteigt und dahinter liegt. Diesen Glauben muss man haben. Ob es ein religiöser Glaube sein muss oder ein Glaube an den Sinn des Menschseins, an den Sinn des Lebens, der Natur oder wie auch immer, vermag ich nicht zu sagen. Bei mir war es der religiöse Glaube, der Glaube, dass diese andere Seite meines Menschseins Gott ist. Es gibt im indischen Denken Formulierungen wie: Ich bin er, was ausdrückt, dass ich und Gott identisch sind. Als Christ braucht man da sehr lange, bis man das verstehen kann, weil wir Gott so weit von uns wegschieben, dass es ganz ungeheuerlich erscheint, sich mit Gott zu identifizieren. Aber es gibt auch im jüdischen Denken diese Auffassung: Ani hu, was nichts anderes bedeutet, als: Ich bin er.

Ich hatte als junger Mensch einen Traum: Ich sah aus einem See ein Ungeheuer aufsteigen, genau so wie man sich die Nessie von Loch Ness vorstellt. Der riesige Drache kam auf mich zu und in meiner großen Angst flüchtete ich mich auf einen Baum. Dort saß ich nun und starrte gebannt auf das Näherkommen des Ungeheuers; ich stand der unausweichlichen Tatsache gegenüber, dass es mich verschlingen wird. Es kam näher und näher, und indem ich es voller Angst – aber dennoch – anblickte, wurde es plötzlich ganz klein und ich gewann es lieb und ich vereinigte mich mit ihm in der Astgabel des Baumes, in der ich saß. Mir war damals schon klar, dass dies ein wegweisender Traum war. Er machte mir viele Dinge klar, u. a. dass man sich der Bedrohung stellen muss. Man muss sich der Angst und dem, was sie auslöst, stellen. Davonlaufen verstärkt nur die Angst und hält einen gebannt. Nur eine intensive Auseinandersetzung mit ihr kann einen aus der Angst herausführen.

Ich habe immer gespürt, dass sich der Mensch in seiner Tiefe weigert ins Leben einzutreten und habe alles versucht, ihn sozusagen zu gewinnen – vergeblich. Es ist mir mit meinem kleinen Verstand und Willen nicht möglich gewesen, diesen mächtigen inneren Widerstand zu besiegen oder zu gewinnen; ich würde deshalb von einem kleinen Ich und einem großen Ich reden. M. Wais bezeichnet es als das Alltags-Ich und den Hüter der Schwelle. Das große Ich – der Hüter der Schwelle, der ich aber auch bin, - weigert sich, ins Leben einzutreten, und genau das muss geschehen. Es bin ich, und dennoch habe ich keinen Ansatzpunkt, dieses große Ich aus den Angeln zu heben, und alles Bemühen und alle Versuche meines kleinen Ichs aus Verstand und Wille sind zum Scheitern verurteilt. Die Verweigerung dieses tief inneren Ichs – ich vermeide es, es als den inneren Menschen zu bezeichnen, denn der wird immer als wünschenswert angesehen – bedeutet eine Abschnürung gegenüber dem Leben, den Lebenskräften, letztlich gegen das Unbewusste. Und Abschnürung hat immer mit Angst - Enge - zu tun. Und diese Enge kann so eng werden, dass kaum noch Lebensenergie hindurchkommt, und dann befindet man sich in der Depression, die eine unerhörte Kraftlosigkeit, ein Fehlen jeglicher Energie darstellt. Man hat sich so sehr von der aus der Tiefe strömenden Lebenskraft abgeschnürt, dass man nun keine mehr zur Verfügung hat. Ich kenne niemand weit und breit, der das so sehen kann, außer C. G. Jung. Für mich ist das, was ich sage, eine existentielle Erfahrung, mit Hilfe von C. G. Jung habe ich sie verstehen gelernt und versuche es, anderen zu vermitteln.

II. Allgemeines

Eigentlich ist es verwunderlich, dass der moderne Mensch von so vielen Ängsten geplagt ist. Denn er hat geglaubt, die Ängste durch die Naturwissenschaft gebannt zu haben. Die Erklärungen der Naturwissenschaft haben dem Menschen die Ängste früherer Generationen genommen: Die Angst vor Blitz, Donner und Dämonen. Bis vor kurzem haben die meisten geglaubt, dass die Naturwissenschaft uns auch die Angst vor den Naturgewalten genommen hat, vor dem Meer durch den Bau gewaltiger Schiffe und hoher Deiche und vor Erdbeben und Stürmen durch sichere Häuser. Mir scheint, die Tsunami-Katastrophe, bei der 230 000 Menschen ums Leben gekommen sind, hat bei vielen Menschen diesen Glauben erschüttert. Die Wissenschaft galt als die Heilbringerin des rationalen Menschen, der nicht mehr an Gott glaubte. Nimmt der Gläubige vor seinen Ängsten bei Gott seine Zuflucht, so tut es der moderne atheistisch geprägte Mensch bei der Naturwissenschaft. Viele neue Bedrohungen und Ängste sind aber erst durch die Naturwissenschaft entstanden: die Bedrohung durch die Atombombe, die Bedrohung durch Gen-Manipulationen, durch die Klimaveränderung etc.

Eigentlich sollte durch die Naturwissenschaft die große Befreiung über den Menschen kommen, dabei ist er in neue Abhängigkeiten geraten. Man wagt es nicht mehr, Entscheidungen zu treffen, ohne dass sie wissenschaftlich abgesichert sind. Es muss erst eindeutig der wissenschaftliche Beweis erbracht sein – was viele Jahre dauern kann –, bevor man es wagt, eine Entscheidung zu treffen.

Wir sind abhängig geworden von Experten: Eltern, die ihre Kinder richtig erziehen wollen, wagen dies nicht, ohne sich Rat von Experten zu holen, sie haben Angst, ohne diesem Fachwissen falsch zu handeln. Wer sich richtig ernähren will, wer richtig Sport oder Fitness betreiben will, zieht Experten zu Rate; wir wagen es nicht mehr, uns auf unseren gesunden Menschenverstand zu verlassen. Die Angst und das Misstrauen sind so groß, dass wir nur, wenn es wissenschaftlich abgesichert ist, eine Entscheidung zu treffen wagen. Lange Zeit war ungewiss, ob gewaltverherrlichende Videospiele dem jungen Menschen wirklich psychischen Schaden zufügen können und dementsprechend war auch das Verhalten von Eltern und Erziehern unsicher; sie wussten nicht, wie sie sich verhalten sollten. Jetzt haben Studien eindeutig den Zusammenhang belegt. Wir haben grundsätzlich Angst vor Entscheidungen, aus Furcht, die falsche zu treffen. Wir haben kein Vertrauen in uns selbst, weil wir den Bezug zu uns selbst verloren haben, wir erwarten von außen, dass uns jemand sagt, wie wir uns verhalten sollen. Im Grunde haben wir Angst vor dem Leben, Angst davor, Entscheidungen zu treffen. Denn Entscheidungen können immer auch falsch sein, und davor haben wir Angst. Dass es nicht weniger falsch ist, sich der Entscheidungen zu enthalten - denn keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung -, ist uns dabei kaum bewusst.

Die Unterscheidung zwischen Angst und Furcht ist sinnvoll, wenn man Angst als irrationale Größe ansieht und bei Furcht einen konkreten Grund angeben kann. Der Mensch versucht Angst in Furcht umzuwandeln, da er dann besser damit umgehen kann. Angst wird rationalisiert: So ist es leichter, mit der Angst vor einer Prüfung umzugehen als mit der Angst zu versagen. Mir scheint aber, dass die konkreten Anlässe für Ängste nur die Auslöser für viel tiefere Ängste sind. Am deutlichsten wurde mir das bei der Angst vor BSE. Die tatsächliche Gefährdung für den einzelnen stand in keinem Verhältnis zu den fast panischen Ängsten, durch den Verzehr von Rindfleisch zu erkranken. Ich kann es nicht anders sehen denn als Ausdruck einer ständig im Hintergrund lauernden Angst, die nur einen geringen Anlass braucht, um zu Tage zu treten.

Ängste sind so lange mächtig, solange ich mich ihnen nicht stelle. Ich muss fragen: Wovor habe ich eigentlich angst, wenn ich z. B. einen Vortrag halten oder Klavier vorspielen soll? Gut, ich habe Angst davor, dass ich beim Vortrag oder Klavierspiel stecken bleibe, nicht mehr weiterweiß, dass alles wie weggewischt ist, mein Geist leer ist. Welche Folgen habe ich zu fürchten? Ich fühle mich blamiert, weil ich das nicht leisten konnte, was man von mir erwartet hat. Ich wollte also die Erwartung der anderen zufrieden stellen. Warum? Weil ich glänzen wollte, weil ich zeigen wollte, wie gut ich etwas kann, d. h. der Blick war auf mich gerichtet, ich wollte im Mittelpunkt stehen, um anerkannt und gelobt zu werden. Wäre es mir darum gegangen, die Menschen durch meinen Vortrag oder Vorspiel zu erfreuen, wäre mein Blick auf die anderen gerichtet gewesen, dann wäre die Angst geringer und dadurch die Leistung größer. Denn man kann es ja, nur durch die Angst vor Versagen leistet man viel weniger als man tatsächlich kann.