Anwendungsmöglichkeiten der Motopädagogik bei Kindern und Jugendlichen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung - Marc Debus - E-Book

Anwendungsmöglichkeiten der Motopädagogik bei Kindern und Jugendlichen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung E-Book

Marc Debus

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Beschreibung

Motopädagogik mit Menschen, die den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung aufzeigen, ihre historischen Wurzeln und die Möglichkeiten der Ausgestaltung in Unterricht und Freizeit. Im Buch wird die geschichtliche Entwicklung der Sport- und Motopädagogik aufgezeigt, sowie Anwendungsmöglichkeiten in Schule und Freizeit beschrieben.

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Inhaltsverzeichnis

II. Geschichtliche Einführung in die Arbeit der Motopädagogik

2.4.3. Die Entwicklungen im Bereich der Motopädagogik in Deutschland

III. Erläuterung des Fachgebietes Motopädagogik

3.1. Definition des Begriffs „Motopädagogik“

3.2. Das Fachgebiet der Motopädagogik

IV Theoretische Grundlagen menschlicher Bewegung

4.1. Anmerkungen zum Begriff Bewegung

4.2. Die menschlichen Bewegungsorgane

4.2.1 Das Nervensystem und seine Bedeutung im Zusammenhang mit menschlicher Bewegung

4.2.2. Sinnesempfindung (Wahrnehmung) im Zusammenhang mitmenschlicher Bewegung

4.3. Arten, Formen und Merkmale von Bewegung

4.3.1. Die Bedeutung von Bewegung für die kindliche Entwicklung

4.3.2. Die Entwicklungsstufen der Motorik

4.3.2.1. Die neuromotorische Phase

4.3.2.2. Die sensomotorische Phase

4.3.2.3. Die psychomotorische Phase

4.3.2.4. Die soziomotorische Phase

4.4. Bedingungen für die motorische Entwicklung des Menschen

4.4.1. Die Bedeutung der Hirnreifeprozesse für die motorische Entwicklung

4.4.2. Die Zusammenhänge von Motorik und Intelligenzentwicklung

4.4.3. Die Bedeutung der Wahrnehmung für die motorische Entwicklung

4.4.4. Die Bedeutung der Umweltbedingungen für die motorische Entwicklung

4.4.5. Motorik und Emotionalität

V Geistigbehinderte und ihre motorischen Auffälligkeiten

5.1. Zur Definition des Begriffs geistig behindert

5.2. Bewegungsstörungen bei geistig Behinderten

5.2.1. Endogen bedingte Bewegungsstörungen bei geistig Behinderten

5.2.2. Exogen bedingte Bewegungsstörungen bei geistig Behinderten

VI Motodiagnostik als Grundlage einer Bewegungsförderung

6.1. Entwicklungsfrühdiagnostik

6.1.1. Funktionelle Entwicklungsdiagnostik nach Hellbrügge:

6.1.2. Der Denver - Entwicklungstest:

6.1.3. Doman - Delcato Entwicklungsprofil:

6.1.4. Das sensomotorische Entwicklungsgitter:

6.1.5. Das psychosoziale Entwicklungsgitter:

6.2. Diagnostische Testverfahren bei älteren Kindern

6.2.1. Checkliste motorischer Verhaltensweisen (CMV):

6.2.2. Der Körperkoordinationstest für Kinder (KTK):

6.2.3. Trampolin-Körperkoordinationstest (TKT):

VII Allgemeine Inhalte und Zielsetzung der Motopädagogik

7.1. Psychomotorische Kompetenzbereiche

7.1.1. Die Körper - Ich - Kompetenz

7.1.2. Die motorische Handlungskompetenz

7.1.3. Die soziale Handlungskompetenz

7.2. Allgemeine Lernzielbestimmung der Motopädagogik

7.3. Methodik und Didaktik der Motopädagogikbei geistig Behinderten

VIII Anwendungsgebiete der Motopädagogik bei geistig Behinderten

8.1. Rhythmisch- musikalische Therapie bei geistig behinderten Kindern und Jugendlichen

8.1.1. Lernziele der Rhythmisch- musikalischen Therapie

8.1.2. Die ryhthmische Gymnastik

8.1.3. Die Orff- Musiktherapie von Gertrud Orff

8.1.3.1. Möglichkeiten der Orff Musiktherapie

8.1.4. Bewegungs- und Tanztherapie

8.1.4.1. Die therapeutische Vorgehensweise

8.2. Phantomimische Therapie mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen

8.2.1. Pantomimische Grundübungen

8.2.2. Lernprozesse der pantomimischen Therapie

8.3. Sportförderunterricht (Schulsonderturnen) mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen

8.3.1. Ziele des Sportförderunterrichtes

8.3.2. Vestibuläre Stimulierungen im Sportförderunterricht

8.3.3. Bestandsaufnahme und Erweiterung grob- und feinmotorischer Grunderfahrungen

8.3.4. Übungsvariation zur Steigerung motorischer Fähigkeiten

8.3.5. Wahrnehmungsmotorische Grunderfahrungen

3.5.1. Farbendifferenzierung:

3.5.2. Formendifferenzierung:

3.5.3. Größendifferenzierung:

3.5.4. Mengendifferenzierung:

8.3.6. Das Turnen im Sportförderunterricht

8.3.7. Das Trampolin als Übungsgerät im Sportförderunterricht

8.3.8. Leichtathletik im Sportförderunterricht

8.3.9. Spiele im Sportförderunterricht

8.3.10. Schlussfolgerung zum Sportförderunterricht

8.4. Schwimmen mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen

8.4.1. Die Wassergewöhnung

8.4.2. Bewegungsaufgaben im Wasser

8.4.3. Fortbewegung im Wasser

8.5. Akrobatik als bewegungsfördernde Maßnahme bei geistig behinderten Kindern und Jugendlichen

8.5.1. Spielerische Akrobatik und ihre pädagogische Bedeutung

8.6. Der Clown und seine Bedeutung für geistig behinderte Kinder und Jugendliche

6.1. Clownspiele zur Handlungsaktivierung geistig Behinderter

8.6.2. Auswirkungen des Lachens auf den geistigen Behinderten

8.6.3. Entdecken des komischen in der Bewegung

8.6.4. Kinder in der Rolle des Clowns

8.7. Skifahren mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen

8.7.1. Trockenskigymnastik

8.7.2. Methodischer Aufbau des Skiunterrichts

8.8. Voltigieren mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen

8.8.1. Die Hippotherapie

8.8.2. Behindertenreiten

8.8.3. Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren

8.9. Rollschuhlaufen mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen

8.9.1. Voraussetzungen für einen Rollschuh- Lehrgang

8.9.2. Gewöhnung an das Gerät

8.9.3. Allgemeine Lernziele des Rollschuh- Lehrgangs

IV Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis:

Anwendungsmöglichkeiten der Motopädagogik bei Kindern und Jugendlichen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung

Marc Debus

Schreibstark-Verlag 2020

Saalburgstr. 30

61267 Neu-Anspach

I. Einleitung

Während meines Studiums, an der Justus-Liebig-Universität in Gießen, wurde in mehreren Seminaren über die Bedeutung der Motopädagogik diskutiert. Ich stellte fest, dass die Erziehung durch Bewegung in vielen Gebieten einen maßgeblichen Einfluss hat. Diese Konzeption, die vor allem bei behinderten Kindern angewandt wird, beschäftigt sich mit den verschiedenen Qualitäten, welche die Bewegung für ein Kind darstellt und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten, dies vorteilhaft für die Gesamtkörperentwicklung des Kindes zu nutzen.

In den verschiedenen Disziplinen der Bewegungsförderung geht es nicht darum, die Kinder zu Leistungen sportlicher Art zu befähigen, sondern körperliche, geistige und soziale Schwierigkeiten positiv zu beeinflussen.

Bei der näheren Beschäftigung mit diesem Thema fiel insbesondere auf, dass die Auswahl an fachspezifischer Literatur zur Problematik der Bewegungsförderung mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen eher gering ist. Außerdem gibt es sehr wenige Beispiele, auf welche Art und Weise man diese Bewegungsförderung durchführen kann.

Diese Arbeit beschäftigt sich nun mit den verschiedenen Anwendungsgebieten, d.h. den verschiedenen Ausführungsmöglichkeiten, einer Bewegungsförderung mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen.

Das Fachgebiet der Motopädagogik beschäftigt sich allerdings nicht mit völlig neuen Ansätzen, weil verschiedene Pädagogen bereits wesentlich früher die Bedeutung der sportlichen Betätigung und Bewegung für die gesamte Persönlichkeitsentwicklung erkannten.

Aus diesem Grund ist es nötig einen geschichtlichen Überblick zu geben, der die Ansätze dieser Pädagogen berücksichtigt und die Entwicklung der Leibeserziehung in Deutschland beschreibt. Weitergehend beschäftigt sich diese Arbeit damit, was Motopädagogik ist. Ebenso sollen dem Leser die Grundlagen der biologischen Bewegungsfunktion und die Faktoren, die menschliche Bewegung bedingen, nähergebracht werden, bevor darauf eingegangen wird, welche Störungen durch eine geistige Behinderung in diesen Bereichen auftreten können.

Als nächstes werden die Voraussetzungen und die Ziele einer motopädagogischen Bewegungsförderung aufgezeigt bevor schließlich die verschiedensten Gebiete, auf denen dies geschehen kann erläutert werden

Ich bemühe mich in dieser Arbeit nicht nur die in der Schule üblichen Maßnahmen zur Bewegungsförderung anzuführen, sondern auch Bereiche zu nennen, die in die Freizeitgestaltung des Behinderten, oder das Arbeiten in einer Arbeitsgruppe fallen.

II. Geschichtliche Einführung in die Arbeit der Motopädagogik

Um die Geschichte der Motopädagogik aufzuzeigen, reicht es nicht aus, das relativ junge Fachgebiet isoliert zu betrachten. Trotz der Tatsache, dass viele Sportpädagogen das Fachgebiet der Motopädagogik während seiner Entstehung wegen fehlender wissenschaftlicher Fundierungen kritisierten, sind die Wurzeln beider Fachrichtungen die gleichen. Im Rückblick stellt man fest, dass viele grundlegende Ansichten sowie deren Umsetzung in der Praxis schon viel früher von Sportpädagogen berücksichtigt worden sind.

2.1. Die Periode von 1792 bis 1842

Unter dem Einfluss der Aufklärungspädagogik, die im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts eine bis dahin lediglich dem Adel vorbehaltene Standesbildung ablöste, „entstanden Erziehungseinrichtungen, die neue Bildungswege eröffneten. Es entstanden Fach- und Realschulen, Industrieschulen und sogenannte Philanthropine“ (vgl. Mester, 1962, S. 37). Das erste Philanthropinum wurde 1774 von Johann Bernhard Basedow in Dessau gegründet. Charakteristika dieser Schulen waren die Ablehnung kirchlicher Bindungen und das Eintreten für Spiel, kindertümlichen Unterrichts, sowie die Anwendung des Anschauungsprinzips. In den Philantropinen kam die Aufklärungspädagogik am reinsten zum Tragen. Johannes Christoph Friedrich Guthsmuts, als Begründer des deutschen Schulturnens und Pädagoge an einem Philanthropinum, aber auch andere bekannte Erzieher wie z. B. Pestalozzi, Arndt, Schleiermacher und Fröbel forderten die Integration von körperlichen Übungen in die Gesamterziehung. Zur Verwirklichung der Ideen dieser Männer, eine umfassende Menschenerziehung durch die Einbeziehung der Leibesübungen in schulischen Einrichtungen zu realisieren, kam es jedoch nur vorübergehend und in Einzelfällen ( siehe auch: Karlsbader Beschlüsse von 1819 : Verbot der Burschenschaften, Bücher und Zeitschriftenzensur, Entlassungen, Vorgehen gegen Arndt und Schleiermacher) (vgl. ebenda).

Dem geschichtlichen Werdegang der körperintegrativen Pädagogik vorgreifend, sei jedoch an dieser Stelle schon betont, dass die Erziehungsvorstellungen dieser Männer gegenwärtig auf die Neugestaltung der Leibeserziehung einen stärkeren Einfluss ausüben als die speziell im 19. Jahrhundert entwickelte Schulpädagogik.

Die Erziehungsideologie der Aufklärungsepoche, die von einer verlorengegangenen und damit von einer wiederherzustellenden Harmonie zwischen Körper und Geist ausgeht, sei nun anhand der damaligen Forderungen Guthsmuts als Hauptvertreter der Philanthropen (Menschenfreunde) vorgestellt. Grundlegendes ist in seinem im Jahre 1793 erschienen Werk „Gymnastik für die Jugend“ (Den Begriff Gymnastik haben die Philanthropen aus dem griechischen Gymnasium abgeleitet, das in Griechenland ursprünglich den Ort bezeichnete, an dem man nackt Leibesübungen betrieb) zu finden.

Hierin propagandiert er eine geistig-pädagogische Ordnung im Erziehungsaufbau, die unter der Polarität von Natur und Kultur steht. Zum einen wird die Natur als Kraftquelle gedeutet, die im Menschen selbst angelegt und fähig ist, der überfeinerten Kultur entgegen zu wirken. Neben dieser Konzeption gibt es eine zweite Erscheinungsform der Natur, nämlich die natürliche Landschaft. Zur Schulung der Kräfte braucht der Mensch - und vor allem die Kinder - einen mit Widerständen ausgefüllten Raum, in dem die körperlichen Kräfte geübt werden können (vgl. Mester 1962, S. 39).

Hier bietet sich die natürliche Landschaft an: „Die auf diesem Platz vorhandenen Hindernisse wie Bäche und Bäume, sowie die der Natur angepassten künstlich hergestellten Vorrichtungen, wie Gräben, Kletterstangen und Strickleitern sollen in den natürlichen Grundtätigkeiten wie Laufen, Springen, Klettern, Balancieren zur Auseinandersetzung herausfordern. Das konsequente Üben, immer schneller zu laufen, einen immer breiteren Graben zu überspringen, bedeutet persönliche Kraft - und Leistungssteigerung, und es ist nur natürlich, dass als Methode gesellschaftliche Nacheiferung gewählt wird. Die Ehrliebe ist eine der stärksten Triebfedern, dem Geist und Körper des Knaben und Jünglings in Aktion zu setzen; wir müssen daher in die übende und abhärtende Gymnastik etwas Rühmliches legen.“ (Guthsmuts zit. in Moldenhauer, 1928, S. 87).

Trotzdem wird jeder Zwang abgelehnt. Alles in allem sei die Gymnastik „Arbeit im Gewand jugendlicher Freude“ (Guthsmuts, zit. in Moldenhauer, 1928, S. 38).

Ein weiterer bedeutsamer Pädagoge und Bildungsreformer der Aufklärung war Johann Heinrich Pestalozzi (1746 bis 1827). Während Guthsmuts für das Gelingen seiner Erziehungsvorstellungen die Atmosphäre einer gesicherten bürgerlichen Existenz voraussetzte, begab sich Pestalozzi als Erster in die ungesicherten Bezirke der untersten Volksschichten. Denn die untersten Volksschichten waren es, die im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung als billige Arbeitskräfte zu ungebildeten und ausgebeuteten Individuen zu verkommen drohten. Hierzu Pestalozzi: „ Nein, der Sohn der Elenden, der Verlorenen, Unglücklichen ist nicht da, bloß um ein Rad zu treiben, dessen Gang einen stolzen Bürger emporhebt! Nein! Dafür ist er nicht da! Missbrauch der Menschen, wie empört sich mein Herz!“ (Pestalozzi zit. in Blättner, 1973, S. 115).

Um diesem Missbrauch entgegenzuwirken, versuchte Pestalozzi die Armen zur Armut, zur Meisterung ihrer Lage, zu erziehen. Als Ausweg aus der Misere der Ausbeutung in den Fabriken setzte Pestalozzi auf die Vermittlung von Elementarkenntnissen und Fertigkeiten des Landbaus und des Baumwollspinnens. Diese pädagogischen Pläne verwirklichte er ab 1774 auf seinem Bauernhof in Birr in der Schweiz. In erster Linie wurde dort circa 50 Kindern eine ganzheitliche Erziehung im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe vermittelt (vgl. ebenda).

„Nur das, was den Menschen in der Gemeinkraft der Menschennatur, d.h. als Herz, Hand und Geist ergreift, nur das ist für ihn wahrhaft und naturgemäß bildend.“ (Pestalozzi, zit.

---ENDE DER LESEPROBE---