Auf dem goldenen Trail: Western - Horst Weymar Hübner - E-Book

Auf dem goldenen Trail: Western E-Book

Horst Weymar Hübner

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Beschreibung

Auf dem goldenen Trail: Western von Horst Weymar Hübner Old Loony wird aus dem Hinterhalt angeschossen, weil er am falschen Ort zum falschen Zeitpunkt war. Aber die Banditen, die Old Loony beobachtet hat, glauben, dass er tot ist und lassen ihn liegen. Aber der alte Bursche ist zäh – erst recht, wenn es darum geht, diese Halunken zu erwischen und ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Denn die Kerle sind nicht nur Wegelagerer, sondern Schmuggler, die Gold über die Grenze bringen und damit in Texas ein Riesengeschäft mit der stattlichen Münzprägeanstalt machen wollen. Jetzt haben die Kerle nicht nur Old Loony auf den Fersen, sondern auch dessen Freunde – den Texas Ranger Tom Carrington und den Schwarztimber Sam...

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Seitenzahl: 156

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Horst Weymar Hübner

Auf dem goldenen Trail: Western

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Inhaltsverzeichnis

Auf dem goldenen Trail: Western

Copyright

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Auf dem goldenen Trail: Western

von Horst Weymar Hübner

Old Loony wird aus dem Hinterhalt angeschossen, weil er am falschen Ort zum falschen Zeitpunkt war. Aber die Banditen, die Old Loony beobachtet hat, glauben, dass er tot ist und lassen ihn liegen. Aber der alte Bursche ist zäh – erst recht, wenn es darum geht, diese Halunken zu erwischen und ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Denn die Kerle sind nicht nur Wegelagerer, sondern Schmuggler, die Gold über die Grenze bringen und damit in Texas ein Riesengeschäft mit der stattlichen Münzprägeanstalt machen wollen.

Jetzt haben die Kerle nicht nur Old Loony auf den Fersen, sondern auch dessen Freunde – den Texas Ranger Tom Carrington und den Schwarztimber Sam...

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Bathranor Books, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

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Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

1

Betroffen schaute Old Loony auf die Bachbiegung. Sein Magen zog sich langsam zusammen.

Den Bach hatte es früher nicht gegeben. Er konnte sich nicht entsinnen.

Jetzt floss reichlich klares Wasser im sandigen Bett zwischen den steilen Felswänden herab. Und in der Biegung hatte es blankgeschliffene Knochen ans Ufer gespült.

Menschenknochen!

Old Loony wusste, wie sie aussahen. In solchen Dingen hatte er Erfahrung.

Sein Blick folgte dem Bachlauf aufwärts. Das Wasser hatte eine beachtliche Strömung. Irgendwo weiter oben hatte es einen unbekannten Toten aus dem Sand herausgewaschen und einen Teil seiner Überreste in der Biegung abgelagert.

Nachdem Old Loony über den schlimmsten Schrecken hinweg war, stieg er ab und beguckte sich den traurigen Fund aus der Nähe.

Hier oben in den Bergen hatte sich Shingle verkrochen, als er die Nase von den lauten Städten voll hatte.

Kurz vor dem vorigen Winter hatte Old Loony ihn drunten in Flanders getroffen. Shingle hatte sich mit Proviant für die kalten Monate eingedeckt.

Bei der Gelegenheit hatte er gesagt, falls Old Loony mal in die Apachenberge raufkomme, solle er ihn besuchen.

Er hatte ihm ziemlich genau die Ecke beschrieben, in der er sich niedergelassen hatte.

Und da hatte sich Old Loony verdammt genau erinnert. Es war schon fast ein Menschenalter her, seit er mit Shingle in den verborgenen Tälern Bären und Pumas gejagt hatte.

Damals hatte Shingle mit einem sehnsuchtsvollen Blick auf die Berge ringsum gemeint, wenn er eines Tages die Leute nicht mehr ausstehen könne, würde er sich hierher zurückziehen und seine Hütte bauen.

Seit dem letzten Herbst wusste Old Loony, dass Shingle sein Versprechen eingelöst hatte. Er war einen Tag mit ihm in Richtung auf die Berge geritten. Beim Abschied hatte er versprochen, ihn da oben zu besuchen.

Seitdem war kaum ein halbes Jahr vergangen.

Statt auf die Hütte oder überhaupt auf eine Spur von Shingle zu stoßen, hatte Old Loony die Knochen entdeckt.

Der Besuch fing gut an.

Vielleicht hatte Shingle den Winter nicht überlebt. Immerhin war er noch älter als Old Loony und harmlos wie ein alter Kater ohne Zähne und Krallen.

Tödliche Gefahren waren hier oben allgegenwärtig Bären, versprengte Büffelwölfe, Schlangen und stürzende Bäume. Dazu Steinschlag, ein Schneesturm oder ein Eissturz von einem steilen Hang.

Es genügte auch eine entsprechende Verletzung, um weitab jeder Ansiedlung und ohne Hilfe jämmerlich zugrunde zu gehen.

Mit einer gewissen Scheu nahm Old Loony einen von den Knochen in die Hand. Es war ein Rippenbogen.

Nach eingehender Prüfung atmete der Alte auf und schaute zuversichtlich.

Die Knochen lagen länger als ein Jahr hier, wahrscheinlich schon eine kleine Ewigkeit. Von Shingle konnten sie also nicht stammen.

Behutsam legte Old Loony den Knochen zurück, kletterte hinkend das Bachufer hinauf und führte sein Maultier Clara dem Wasser entgegen in das tief eingeschnittene Tal hinein.

Einen richtigen Weg gab es nicht. Wozu auch? Und für wen?

Auf nachbarlichen Verkehr hätte Shingle gepfiffen, und abgesehen davon lag die nächst erreichbare Ansiedlung drei Tagesritte entfernt. Von Nachbarschaft konnte man da nicht gut sprechen.

Was die Apachen betraf, die waren heute da und morgen woanders, und im großen und ganzen gingen sich Bergtrapper und Indianer aus dem Weg.

Für das, was Shingle in seine Bergwelt hereinholte, reichte ihm der alte Wildpfad vollauf, den es damals schon gegeben hatte.

An zwei Stellen war er neu getreten. Weil der Bach hinzugekommen war.

Clara schüttelte missmutig den Kopf und rüttelte am Zügel. Sie war nicht sehr dafür, noch tiefer in die Bergwelt einzudringen.

Hier roch es gefährlich. Nach Luchs und Bär und anderen Gefahren.

Der Zug am Zügel ließ nach, sie blieb unaufgefordert stehen. Old Loony kletterte schon wieder ins Bachbett hinunter.

Er hatte die Stelle gefunden, wo das Wasser die Knochen hergeholt hatte. In den Hang gegenüber waren die Reste eines Menschen eingebettet.

Ein Regenguss oben in den Bergen hatte den Bach anschwellen lassen. So war der Tote ans Tageslicht gespült worden.

Old Loony watete hinüber.

Seine Finger zupften farbige Stoffreste aus dem kiesdurchsetzten Boden. Es waren ohne Frage die Überbleibsel einer Uniform.

Ein stark verrostetes Stück Eisen ragte aus dem Grund.

Behutsam grub der Alte es frei.

Es war ein Gewehr. Eines noch mit Steinschloss. Schaft und Kolben waren abgefault.

Der Tote lag schon lange hier. Mit Sicherheit handelte es sich um einen mexikanischen Soldaten. Vielleicht sogar um einen kaiserlichen.

Mochte der Himmel wissen, was ihn in die Berge getrieben und dann umgebracht hatte.

Old Loony wog prüfend das verrostete Steinschlossgewehr in der Hand und drückte es dann neben dem Gerippe in den Boden.

Vielleicht hatte der Soldat sehr an der Waffe gehangen. Sie war das einzige, das ihm geblieben war.

Mühsam rollte der Alte ein paar solide Steinbrocken vom anderen Bachrand herbei und schützte die Knochen vor dem weiteren Zugriff des Wassers.

Gut, der Tote war nicht Shingle, ein ungutes Gefühl blieb aber doch.

Wo steckte der alte Biber? Warum roch es nicht nach Rauch?

Er griff wieder nach dem Zügel und zerrte Clara hinter sich her. Seine flinken Augen blickten zu den Hängen und Graten hinauf, ob da nicht irgendwo Bussarde oder Geier kreisten.

Das Maultier folgte nur widerwillig.

Schimpfend wandte sich der Alte um: „So ist’s recht, lass dich nur von mir den Berg rauf ziehen! Wenn ich dich auch noch tragen soll, brauchst du’s nur zu sagen. Mit einem alten Esel wie mir kannst du’s ja machen!“

Das Maultier legte die Ohren an und zeigte die Zähne, dass es wahrhaftig aussah, als würde es grinsen.

Der Pfad beschrieb einen Knick um einen haushohen Felsblock, der irgendwann mal aus der Höhe herabgekracht war.

Argwöhnisch schaute Old Loony am Hang hinauf. Sehr sicher kam ihm die ganze Geschichte nicht vor.

Shingle musste da oben an einem Bach herumgegraben und das Wasser in dieses Tal geleitet haben. Natürlich war da einiges unterspült worden. Vertrauenserweckend sah die ganze Gegend nicht aus.

Nur zu leicht konnte etwas abbrechen und einem auf die Birne fallen.

Ganz behutsam tappte Old Loony an dem mächtigen Felsblock vorbei.

Dann stockte sein Schritt.

In einer Art Kessel, kaum hundert Schritte entfernt, stand die Hütte.

Ihr Zustand gefiel dem Alten nicht.

Die Tür hing schief am unteren Lederscharnier, der Holzstoß war umgeworfen, und auf dem Platz vor der Hütte lag Shingles Hausrat - eine Pferdedecke, zwei Töpfe, eine Pfanne und eine Teekiste, die als Regal gedient hatte.

Die Situation roch nach Verdruss.

Clara verdrückte sich in den Schatten neben dem Felsblock. Der Alte stand und witterte wie ein misstrauischer Fuchs, dem selbst der tiefste Frieden nicht geheuer vorkommt.

Eine fast unwirkliche Stille lag über dem Platz.

Old Loonys Blicke suchten die Hänge und den oberen Teil des Tales ab.

Da bewegte sich nichts.

Dennoch überstürzte er nichts. In so einer Lage musste man die Nerven bewahren, die Übersicht behalten und grenzenlose Ausdauer an den Tag legen. Wie die Indianer.

Wie es aussah, hatte Shingle Besuch gehabt. Der Besuch hatte sich nicht so aufgeführt, wie man das von Gästen normalerweise erwarten durfte.

Ob auch gekämpft worden war, mochte Old Loony noch nicht sagen. Dazu musste er erst die Spuren sehen.

Er stand reglos, als sei er selber Teil dieser steinernen Welt.

Ein Spottvogel lärmte talaufwärts und folgte dann mit schwirrendem Flug dem Bachlauf.

Scharf beobachtete der Alte das Tier.

Es verhielt sich nicht auffällig. Weiter oben setzte es sich in eine Schwarzeiche und beschimpfte Old Loony aus angemessener Entfernung als üblen Störenfried.

Nach fünf Minuten war der Alte überzeugt, dass hier keine Gefahr drohte. Dennoch legte er die Hand auf den Revolverkolben, als er sich in Bewegung setzte und zur Hütte hinüberhinkte. Leichtsinnig war er nicht.

Schon mancher zu vertrauensselige Mann war unvermittelt auf einer Kugel zur Hölle gefahren.

„ Shingle?“, rief er halblaut. „Bist du drinnen?“

Er bewegte sich seitwärts. Das dunkle Loch der Türöffnung kam ihm wie eine böse Drohung vor.

Shingle antwortete nicht.

Old Loony konnte jetzt die Ramada hinter der Hütte sehen, diesen beliebten und notwendigen Unterstellplatz für Reittiere.

Die geflochtenen Wände und das Sonnendach waren zerstört, und von Shingles grobknochiger Stute war weit und breit nichts zu sehen.

Der Alte spannte die Muskeln und spreizte die Finger über dem Revolverkolben, als er die kärglichen Abdrücke von Hufeisen auf dem festgetretenen Boden vor der Hütte entdeckte.

Mindestens drei Pferde waren dagewesen!

Möglicherweise waren sie immer noch in der Nähe. In einem guten Versteck. Davon gab es talaufwärts eine ganze Menge.

Sogar Höhlen waren vorhanden. Old Loony hatte damals mit Shingle wochenlang in einer gehaust.

In dieser öden Gegend gehörten zu beschlagenen Pferden auch Reiter.

Old Loony spürte die Gefahr wie eine Berührung.

Eine undeutliche Bewegung am Rande seines Blickfeldes ließ ihn innehalten. Er warf den Kopf herum, dass der Staub aus seinem struppigen grauen Bart fiel.

In der Hüttentür stand ein Mann.

Vor dem dunklen Raum war er schwer auszumachen.

Shingle war es nicht.

Der Mann war jünger, breiter und massiger. Und er hatte einen schwarzen Bart wie ein Urwaldgestrüpp.

Ein Augenzwinkern zu spät erkannte Old Loony, dass der Kerl bereits mit dem Revolver in der Hand herausgetreten war. Die Waffe zielte von der Hüfte auf ihn.

Die Hand des Alten schloss sich um den Revolverkolben.

Er konnte das Schießeisen nicht einmal anlüften, als der schwarzbärtige Kerl schon feuerte. Ohne Warnung. Ohne etwas zu sagen. Einfach so.

Old Loony sah das Mündungsfeuer unnatürlich grell vor dem dunklen Türloch aufblenden.

Zugleich spürte er einen knochenharten Schlag am Kopf und hatte den eigenartigen Geschmack von Blut im Mund.

Der Platz, die Hütte und der bärtige Kerl davor - alles drehte sich in einem rasenden Wirbel.

Ein schwarzes Loch ins Nichts tat sich auf.

Da hinein stürzte Old Loony.

2

Lauernd beobachtete der Mann die Wirkung seines Treffers.

Der alte hinkende Kerl war zurückgezuckt. Aber jetzt lief Blut über sein Runzelgesicht.

Schwer und langsam wie ein Baum neigte sich der Mann. Sein Blick ging in die Ferne, die Augen wurden glasig.

Dann schlug er mit dem Gesicht voran auf. Der Staub senkte sich auf ihn.

Der bärtige Kerl behielt den Revolver in der Hand und näherte sich dem niedergeschossenen Alten.

Dessen rechte Hand war noch um den Revolverkolben gekrallt.

Er trat wuchtig zu.

Die Hand flog zur Seite, der Revolver kam frei.

Der Alte rührte sich nicht mehr. Unter seinem Kopf bildete sich eine rote feuchte Lache.

„ Na also!“, meinte der bärtige Kerl. „Ich habe noch nie vorbeigeschossen.“

Er bückte sich nach dem Revolver und prüfte die Waffe. Das Eisen gefiel ihm. Es war gut ausgewogen und prima im Schuss. Er steckte es hinter den Hosenbund.

„ Der Alte ist hin“, sagte er in Richtung der Hütte. „Bringt die Gäule raus und fangt sein Maultier ein. Und dann wollen wir endlich anfangen. Ich denke nicht, dass noch einer kommt.“

Zwei wesentlich jüngere Männer führten drei schwitzende und ängstlich schnaubende Pferde aus der Hütte. Die Tiere witterten Blut. Sie hatten eine angeborene Abneigung dagegen.

„ Ein Glück, dass ich ihn rechtzeitig gesehen habe“, sagte ein Mann und wischte die schaumbedeckten Hände an der Hose ab. Er hatte zwei Pferden die Nüstern zugehalten, damit sie nicht durch ein unbedachtes Schnauben alles verdarben. „Hat der alte Ziegenbart was bei sich?“

Sein Gesicht hatte eine ungesunde fahle Farbe, auf seiner Oberlippe zeigte sich der kümmerliche Flaum eines beginnenden Bartes. Seine Augen blickten unstet in eine andere Richtung, als könnte er sonst etwas verpassen und zu kurz kommen.

Das war einer, der immer auf dem Sprung nach dem Glück stand, egal wie es aussah, und nicht bereit war, einem anderen den Vortritt zu lassen.

„ Eh?“, machte der Schütze.

„ Na, Gold oder so“, sagte der junge Kerl mit fast überschnappender Stimme. „Er sieht wie ein Goldgräber aus. Bestimmt hat er die Taschen voller Gold!“

Er ließ die Zügel fallen und kam mit weiten schnellen Schritten von der Hütte her.

Das war das Signal für seinen Partner. Der wollte keinesfalls auf etwas verzichten und sauste hinterher.

Ein hässliches Grinsen spielte um den Mund des Schützen.

Griffbereit legte er seinen Revolver auf den Boden. Für alle Fälle. Dann begann er, dem Alten die Taschen auszuräumen.

Er brachte weich gewordenen Kautabak zum Vorschein, Bindfaden, eine Handvoll Münzen, Patronen, ein Klappmesser, ein Päckchen Wachspapier, das Streichhölzer enthielt, und anderes Zeug, ohne das ein Mann in der Wildnis nun mal nicht auskommt.

„ Na, zeig’s her!“, zischte der Junge mit dem ungesunden Aussehen. „Er hat doch Gold bei sich, ich kann’s riechen, Butch.“

„ Du bist vielleicht ein Idiot“, sagte Butch und warf dem Kerl die kärgliche Beute vor die Stiefel. „Das ist alles, mehr hat er nicht.“

„ Er sieht aber wie ein Goldgräber aus!“, sagte der Bursche eigensinnig. „Lass mich mal, geh da weg!“

„ Du hast sie nicht alle beisammen, Hurdy!“ Mit einem blitzschnellen Griff hatte Butch seinen Revolver zwischen den Fingern und stand auf. Er musterte den dritten Mann. „Was ist mit dir, Zack? Spinnst du auch?“

Zack konnte sich nicht entschließen. Diese Sache hier sah nicht nach einem fetten Beutezug aus. Aber deswegen waren sie auch nicht hier herauf in die Berge geritten.

Gegen eine Extrabeute hatte er aber nichts einzuwenden.

Deshalb sagte er: „Diese alten Nussknacker wissen immer, wo Gold herumliegt. Man braucht es nur aufzuheben. Die kennen alle eine geheime Stelle.“

„ Der wollte jemand besuchen“, sagte Butch und beobachtete die beiden weiterhin wachsam. Gold war ein schlimmes Wort. Es machte sanftmütige Männer zu blutgierigen Wölfen.

Gegen Gold hatte er selber nichts einzuwenden. Nur war hier nicht mit dem verfluchten gelben Metall zu rechnen, wie es aussah. Und wie er die Lage einschätzte. Oder er kannte sich nicht mehr aus.

„ Ha?“ Zack war etwas langsam mit dem Verstand. Wenn es aber ans Schießen ging, war mit ihm zu rechnen.

„ Er hat nach einem Shingle oder so gerufen“, erläuterte Butch und deutete mit dem Revolverlauf auf die Hütte. „Bestimmt der Kerl, der hier gehaust hat. Außerdem, wenn der alte Salzknabe wohlhabend gewesen wäre und auf einem Goldnest gesessen hätte, dann wäre er auf einem besseren Reittier heraufgekommen. Ein schäbiges dürres Maultier - pah!“

Hurdy hatte die Habseligkeiten des Alten durchwühlt und fingerte ihm ebenfalls in den Taschen herum. Seine Stimme klang schrill und unangenehm, als er rief: „Das ist doch der Trick dieser Burschen. Die leben ganz bescheiden, damit jeder denkt, sie haben nichts zu nagen und zu beißen. Dabei sind sie stinkreich. Er hat’s im Gepäck!“

Diese Behauptung traf er im Handumdrehen.

„ Dann sieh nach!“, forderte Butch ihn auf. „Aber ich glaub’s nicht.“

Hurdy richtete sich auf. Die plötzliche Friedfertigkeit von Butch gefiel ihm nicht.

Aber der steckte den Revolver ins Holster und sackte die Münzen und Patronen ein. Für die anderen Dinge hatte er keine Verwendung.

Hurdy klemmte dem Alten die Stiefelspitze unter den Leib und rollte ihn herum.

Die starren Augen blickten glanzlos in den Himmel hinauf. Das alte Gesicht war mit Blut und Sand verklebt.

„ Dass du auch immer gleich losballern musst!“, nörgelte Hurdy mit seiner Fistelstimme. „Ich hätte ihm ein Feuer unter die Füße gemacht. Er hätte uns schon verraten, wo sein Goldversteck ist. Mit Feuer kriege ich jeden zum Reden.“

Ein eigenartiges Funkeln erschien in den Augen von Hurdy.

Butch zog es die Haut zwischen den Schulterblättern zusammen. Auf Hurdy musste er ein wachsames Auge haben. Der Junge war nicht richtig im Kopf, wie es aussah. Und das mit dem Feuer sagte er gerade so, als hätte er es schon ausprobiert. Der Junge war ein Monstrum.

Hurdy warf noch einen bösen Blick auf den Alten am Boden. Dann näherte er sich ziemlich sorglos dem Maultier im Schatten.

Butch achtete nicht besonders auf ihn, und Zack suchte in der Beute, was ihm gefiel. Deshalb wusste auch keiner genau, wie es passierte. Am wenigsten Hurdy. Der fasste nach dem scheinbar völlig erschöpften Maultier. Sein gieriger Blick ruhte bereits auf dem dicken Packen hinter dem Sattel und auf den prallen Taschen. Außerdem war ein Gewehr da. Mit einem Mordskaliber, wie es aussah.

Deshalb entging ihm, dass das Maultier blitzschnell die Ohren anlegte und den Kopf herumwarf.

Hurdys Hand zielte nach dem Kopfgeschirr.

Aber plötzlich waren da Zähne, die zuschnappten und seine Finger festklemmten.

Er stieß einen gellenden Schrei vor Schmerz und Schrecken aus.

Das verfluchte Maultier ließ nicht los. Im Gegenteil, es bewegte den Kopf nach links.

Hurdy fürchtete, die Finger im Maul der Bestie zu lassen, wenn er der Bewegung nicht folgte.

Er flog nach links und strauchelte.

Das boshafte Biest ließ los. Hurdy klemmte sich aufheulend die rechte Hand in die linke Achselhöhle.

Die Wut war größer als der Schmerz, sie schlug wie eine vernichtende Flamme über ihm zusammen. Er sprang vor und holte zu einem Tritt in den Bauch des Maultieres aus.

Solche scharfen Späße waren ganz nach Claras Geschmack. Es war etwas mit Old Loony passiert, das begriff sie. Es war geschossen worden, und jetzt lag der Alte dort drüben und rührte sich nicht mehr.

Und ein Zweibeiner, dessen Geruch sie nicht mochte, kam ihr zu nahe.

Wie ein Staubteufel fuhr sie herum, schneller, als Hurdy überhaupt gucken konnte.

Er sah zwar noch das Hinterteil, das ihm das Maultier plötzlich zukehrte. Die ausfeuernden Hinterbeine bekam er nicht mehr mit.

Die beiden Tritte dafür um so besser.

Die saßen. An der richtigen Stelle.

Hurdy bekam einen Huf vors linke Schienbein und den anderen auf den rechten Oberschenkel.

Er riss den Mund zu einem brüllenden Schrei auf. Er hatte das Gefühl, mit der nackten Haut bis an die Hüften ins Feuer gefallen zu sein.

Außerdem hörte er in seinem Kopf ein ganzes Posaunenorchester blasen.

Die beiden Tritte, die er in einem Sekundenbruchteil kassierte, stießen ihm die Beine unter dem Leib weg. Er stürzte nach vorn und sah alles nur noch verschwommen, weil ihm das blanke Wasser in die Augen schoss.

Sein Hut rollte davon.

Ein sausender Luftzug ging über seinen Kopf hinweg.

Sein Glück, dass er schon fast am Boden lag. So trafen ihn die Hufe nicht, als das Maultier neuerlich auskeilte.

Er brüllte immer noch wie am Spieß. Zack und Butch zog es davon die Kopfhaut zusammen.

Zack schaute verstört. So ein rabiates Maultier war ihm noch nie untergekommen. Das war ja der reinste Satansbraten.

Butch grinste hinterlistig.

Es geschah Hurdy ganz recht, dass er was auf die Knochen bekommen hatte. Vielleicht kam dadurch sein Verstand wieder in Ordnung.

Butch bedauerte es fast, dass der Bursche nicht auch was aufs Maul gekriegt hatte.

Das Maultier keilte noch einmal kräftig aus, dass es Hurdy fast die Haare vom Kopf zog.

Danach hielt es Clara für angezeigt, erst einmal diesen Ort zu verlassen. Sie spürte instinktiv, dass der brüllende Mann am Boden ihr schlimm mitspielte, wenn er erst wieder auf die Füße kam.

Deshalb begann sie zu galoppieren. Um den mächtigen Felsen herum und das Tal hart am Bach hinab.

Hurdys Geschrei weckte das Echo in den Berghängen.

Es ging jetzt vom Gebrüll eines Mannes, der Schmerzen litt, in das Toben eines vor Wut fast irrsinnigen Burschen über.

Claras klappernder Hufschlag mischte sich in Hurdys heisere Schreie. Und dann krachte es.

Zack zog verdutzt den Kopf ein. Butch fluchte erschrocken.

Im ersten Moment dachte er daran, dass doch jemand mit dem alten Narren gekommen war und sie ihn übersehen hatten und dass derjenige sie jetzt unter Feuer nahm.

Mit einem glatten Zug hatte er den Revolver in der Hand, knickte leicht in den Knien ein und suchte den Gegner.

Mit einem bösartigen Sirren prallte eine Kugel von dem Felsen dort drüben ab und stieg in den Berghimmel.

Dann sah Butch die weißen Pulverrauchwolken.

Es gab keinen Gegner, der sich lautlos herangearbeitet hatte.

Hurdy war der Schütze.

Der Kerl war wirklich nicht ganz dicht!

Ballerte einfach wild drauflos und streute seine Kugeln in die Gegend, dass es einem fast die Stiefel auszog!