Sid Fishers letzte Chance: Western - Horst Weymar Hübner - E-Book

Sid Fishers letzte Chance: Western E-Book

Horst Weymar Hübner

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Beschreibung

Der junge Sid Fisher steckt in Schwierigkeiten. Sein Vater wurde kürzlich auf heimtückische Weise getötet, und nun sitzt Sid auf einem Berg von Schulden. Wenn er die nicht bezahlt, dann kommt die Ranch unter den Hammer. Die einzige Hilfe, die Sid noch erwarten kann, ist sein Bruder Luke, ein gefürchteter Revolvermann. Das passt dem Bankier Kelso Swift überhaupt nicht, denn er ist der Mann im Hintergrund, der es auf die Fisher-Ranch abgesehen hat. Allerdings weiß er nicht, dass sich mittlerweile noch jemand jemand eingemischt hat: Texas Ranger Tom Carrington und sein Partner Old Loony...

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Seitenzahl: 141

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Horst Weymar Hübner

Sid Fishers letzte Chance: Western

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Inhaltsverzeichnis

Sid Fishers letzte Chance: Western

Copyright

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Sid Fishers letzte Chance: Western

von Horst Weymar Hübner

Der junge Sid Fisher steckt in Schwierigkeiten. Sein Vater wurde kürzlich auf heimtückische Weise getötet, und nun sitzt Sid auf einem Berg von Schulden. Wenn er die nicht bezahlt, dann kommt die Ranch unter den Hammer. Die einzige Hilfe, die Sid noch erwarten kann, ist sein Bruder Luke, ein gefürchteter Revolvermann.

Das passt dem Bankier Kelso Swift überhaupt nicht, denn er ist der Mann im Hintergrund, der es auf die Fisher-Ranch abgesehen hat.

Allerdings weiß er nicht, dass sich mittlerweile noch jemand jemand eingemischt hat: Texas Ranger Tom Carrington und sein Partner Old Loony...

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Alfred Bekker

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Alles rund um Belletristik!

1

Das kleine grüne Tal mit dem holprigen Fahrweg, dem schmalen Bach und dem bewaldeten Südhang sah aus wie ein Stück vom leibhaftigen Paradies.

Unfreundlich war nur der Anblick des Burschen, der mit dem Gewehr an dem Felsen über dem Weg stand und abwechselnd auf Tom und Old Loony zielte.

Er war jung und sah verwegen aus, und er hatte sein Halstuch um den verwundeten linken Arm geknotet.

„ Steigen Sie vom Pferd, oder ich schieße Sie herunter!“

Das Gewehr zeigte auf Tom Carrington, die Stimme war schrill und wutgeladen.

Dem Burschen war es bitterernst mit seiner Drohung. Sein Zeigefinger bewegte sich nervös am Abzug.

„ Eigentlich ist der Morgen viel zu schön zum Sterben, Mister“, sagte Tom bedächtig und hielt die Hände ganz ruhig. „Sind Sie überhaupt in der Verfassung, auf einem Pferd zu sitzen? Ich meine, mit dem Arm?“

„ Lassen Sie das meine Sorge sein!“, giftete die wutgeladene Stimme zurück.

Der Bursche war völlig überdreht und wegen irgend etwas außer Rand und Band.

Er war ungefähr in dem Alter, in dem jeder junge Mann im Recht zu sein glaubt oder sich einbildet, mit dem Kopf durch die Wand rennen zu können.

Tom musterte ihn scharf, weil er die Möglichkeit erwog, dass es sich um die Begleichung einer offenen Rechnung handelte.

Aber dann hätte der Bursche sofort geschossen. Dem kam es tatsächlich nur auf das Pferd an.

Außerdem war das Gesicht völlig unbekannt, und in den letzten Tagen hatte Tom keinen Kampf gehabt. Die Verwundung war überdies ziemlich frisch.

Old Loony hatte sich im Sattel zurückgelehnt und kaute genüsslich seinen Tabak. Er wirkte wie ein mäßig interessierter Zuschauer am Rande.

Seine Augen jedoch bewegten sich wieselflink und taxierten die Lage. Der Bengel da oben war im Vorteil, daran war nicht zu klopfen. Und vernünftigen Argumenten war er in seinem Zustand nicht zugänglich. Er wirkte wie ein in die Enge getriebener Puma, der Krallen und Zähne zeigt und schließlich auch springt.

„ Steigen Sie ab, Mann!“, verlangte der Bursche wieder und kam zwischen den Steinen heraus. Er bewegte sich dabei so geschickt, dass der Gewehrlauf nicht mal ein Augenblinzeln lang aus dem Ziel wich. „Glauben Sie nur nicht, dass ich den Mund aufmache, um Sie zu unterhalten. Tut mir leid, dass es gerade Sie trifft. Ich habe nichts gegen Sie, aber ich brauche den Gaul.“

„ Wenn er so an dem Pferd hängt, dann lass ihn halt aufsteigen“, sagte Old Loony. Er stützte die Hände, die die Zügelenden seines Maultieres hielten, wie zufällig auf den Sattel und brachte sie damit in die Nähe des zerschrammten Kolbens seiner fürchterlichen Hawken-Büchse.

Dem Burschen entging diese fast beiläufige Bewegung nicht. Er war auch nicht auf den Kopf gefallen.

„ Und Sie steigen auch ab!“, knurrte er. „Beide zugleich und auf meiner Seite! Das ist kein Spaß.“

Old Loony hob langsam die Hände. „Hierzulande hängt man Pferdediebe an den höchsten Ast, das ist dir hoffentlich klar, Junge.“

Jetzt blitzte es in den Augen des Burschen auf. „Ich bin kein Pferdedieb, merken Sie sich das nur! In Clifton finde ich ein anderes Tier, ich lasse Ihren Gaul im Mietstall zurück.“

„ Sehr rücksichtsvoll!“, sagte Tom mit beißendem Spott. „Wie weit ist das?“

„ Fünfzehn Meilen und immer dem Weg nach.“

Der Bursche kam jetzt auf den Weg.

Seine Kleidung sah mitgenommen aus, aber sie war gut und teuer. Er ging etwas vorgebeugt. Das lag an den hochhackigen Stiefeln.

Tom studierte jede Einzelheit und machte sich so seine Gedanken.

Nie im Leben war der Bengel zu Fuß hierhergekommen. Weiter als eine Meile auf hohen Stiefelabsätzen zu gehen war eine Qual. Wer eine weite Wanderung antreten musste, aus welchen Gründen auch immer, schlug die Absätze ab.

Die letzte Ansiedlung, durch die Tom und Old Loony gekommen waren, lag vierzig Meilen zurück. Bis Clifton sollten es fünfzehn Meilen sein.

Wenn der Bursche nicht von einer namenlosen Ranch in nächster Nähe stammte, dann war er mit einem Pferd bis in diese Gegend gekommen und hatte das Tier verloren.

Tom blickte über die rechte Schulter. Im Camp, das sie vor zwei Stunden verlassen hatten, war Sam, der Schwarztimber, noch bei ihnen gewesen. Jetzt war von dem Burschen weit und breit nichts zu sehen. Er trieb sich herum.

Old Loony stieg bereitwillig ab. Für Toms Geschmack zu entgegenkommend, um damit nicht Absichten zu verbinden.

„ Der alte Biber ist vernünftig“, lobte der Bursche. Seine Stimme klang nicht mehr ganz so schrill und wutgeladen. Vielleicht hatte er mit größeren Schwierigkeiten gerechnet. „Jetzt Sie noch, Mister!“

Neugierig darauf, was Old Loony ausheckte, rutschte Tom aus dem Sattel.

„ Hängen Sie den Waffengurt ans Sattelhorn!“, kommandierte der Bengel.

Die Gewehrmündung war höchstens zehn Schritte entfernt. Auf diese Distanz schoss niemand vorbei. Das erleichterte Tom die Entscheidung. Er schnallte den Gurt ab, hängte ihn an den Sattel und trat beiseite.

Der Bursche belauerte die beiden Männer, die er hier erwischt hatte. Er verstand seinen Job. Er stieg von der anderen Seite auf Toms Blauschimmel, so dass er alle beide ständig vor sich hatte und ihnen nicht den Rücken zukehren musste.

Sporen trug er nicht. Mit einem einfühlsamen Druck der Hacken trieb er den Blauschimmel zur Seite, beugte sich herunter, immer das Gewehr auf Tom gerichtet, und griff nach den herabhängenden Zügeln des Maultieres.

Clara, der bockbeinige Satansbraten, ließ sich von einem Fremden grundsätzlich nicht reiten. Selbst mit dem Anfassen war das so eine Sache.

Als Old Loony auch noch schnalzte, drehte sie sich, rammte mit dem Hintern den Blauschimmel und keilte.

Das Gewehr kam aus der Richtung und zeigte in die Felsen. Darauf hatte Old Loony mit eiskalter Berechnung hingearbeitet.

Er spielte seinen Trick aus, ließ sich nach vorn fallen, rollte unter das Maultier und den Blauschimmel und schlug mit den Armen um sich.

Dazu stieß er einen Pantherschrei aus, der einen Toten vom Boden hochgerissen hätte.

Reittiere, die eine sehr enge Beziehung zum Menschen haben, sind zwar ebenso schreckhaft wie ihre wilden Artgenossen, aber sie haben eine gewaltige Scheu davor, einen Menschen zu treten.

Clara zeigte sich von dem zappelnden, um sich schlagenden und brüllenden Alten nicht sehr beeindruckt. Sie warf nur unruhig den Kopf hoch und stand wie angewurzelt.

Der Blauschimmel aber sprang aus dem Stand und machte dabei den Buckel rund.

Mit einem heulenden Schrei flog der Bursche in die Luft. Das Gewehr schlug klappernd auf den Boden, kaum eine Armlänge von Old Loony entfernt.

Dann landete der Hengst auf allen vier Hufen zugleich und wich wiehernd vor dem Alten zurück.

Der Bengel hatte den rechten Steigbügel verloren und das Sattelhorn nicht mehr zu packen bekommen.

Kopfüber hing er für einen Moment am Pferd, dann prallte er herunter und hatte das linke Bein ziemlich verdreht noch im Steigbügel hängen.

Er landete auf seinem verwundeten Arm und stieß einen brüllenden Schrei aus.

Thunder machte einen Satz, der ihn ein Stück von diesem unruhigen Ort wegbrachte.

Der Bengel war halb ohnmächtig und konnte den Stiefel nicht aus dem Steigbügel befreien. Er musste es sich gefallen lassen, dass der Blauschimmel ihn mit sich riss.

Tom flog mit vier, fünf gewaltigen Sätzen in den Weg von Thunder und hängte sich mit dem ganzen Körpergewicht ans Kopfgeschirr.

Schnaubend und verschreckt blieb der Hengst nach zwei Sprüngen stehen.

Der Bengel lag völlig benommen da. Er bewegte sich auch nicht groß, als Tom seinen linken Fuß aus dem Steigbügel befreite.

Ächzend richtete sich Old Loony mit Hilfe des fremden Gewehres auf.

Er klopfte Clara wohlwollend den Hals. „Das hast du fein gemacht, mein Mädchen“, lobte er die Maultierdame. Danach kam er hinkend herbei und stieß den Bengel mit dessen Gewehr an. „Ich wette, dass er jetzt viel bescheidenere Wünsche hat und an deinem Hengst gar nicht mehr interessiert ist. Was machen wir mit dem Tropf? Verprügeln?"

„ Der ist doch fast noch ein halbes Kind.“

„ Wozu ein Gewehr nützlich ist und wie man damit umgeht, weiß deine halbe Portion aber mächtig gut. Einem Abzug ist es verdammt gleichgültig, ober er von einem Männer- oder von einem Kinderfinger durchgedrückt wird. Aber bitte, die Rotznase hat ja auch bloß auf deinen Bauch gezielt und nicht auf meinen. Ich halte mich heraus!“

„ Sei nicht gleich eingeschnappt!“, rief Tom dem davonhinkenden Alten nach. „Pack besser mit an. Er scheint doch einiges abgekriegt zu haben.“

2

Die Kugel war haarscharf am Oberarmknochen vorbeigegangen. Der Junge konnte von Glück reden, dass es nicht schlimmer gekommen war.

Hast du mit jemand Streit gehabt?“, fragte Tom und wickelte das angefeuchtete Halstuch wieder um die Wunde.

Die Augen des Jungen waren voller Misstrauen. „So fragt man Dumme aus.“

„ Sehr höflich bist du nicht. Du hast es kaum erwarten können, auf mein Pferd zu steigen und fortzureiten. Ohne Hut, ohne Sporen, nur mit deinem Gewehr. Wer ist hinter dir her?“

„ Das geht Sie auch nichts an!“, fauchte der Junge.

Old Loony stand unschlüssig dabei und wälzte seinen Kautabak im Mund herum.

„ Der wäre besser auf seine freche Klappe gefallen statt auf den Arm“, muffelte er unzufrieden. „Ich schau mich mal um.“ Schimpfend stieg er in die Felsen.

Der Bengel richtete sich auf. „Hoffentlich bricht sich der alte Teufel den Hals!“ Ein besorgter Ausdruck kehrte in seine Augen ein. „Was will er da oben?“

„ Na, zu Fuß bist du bestimmt nicht hergekommen. Sag's besser gleich, mein alter Partner findet auch noch die Spur eines Eichhörnchens auf dem Felsen.“

„ Mein Pferd hat mich abgeworfen.“

Das konnte stimmen oder auch nicht.

„ Und da wolltest du dir den erstbesten Gaul nehmen, der dir in den Weg kam. Junge, du könntest jetzt auch tot sein. Hat dein Pferd den Sattel drauf?“

„ Ja, warum?“

„ Dann läuft es nicht weit. Einer von uns reitet der Fährte nach und holt es zurück. In welche Richtung galoppierte es?“

„ Keine Ahnung, es war noch dunkel“, sagte der Bengel lahm.

Toms Brauen gingen verwundert in die Höhe. Sonderlich großes Interesse an der Herbeischaffung seines Pferdes schien der Junge nicht zu haben.

„ Hat es mit dem Tier eine besondere Bewandtnis?“

Er war auf der richtigen Spur, denn jetzt schaute der Bengel wieder so giftig und verwegen wie vorhin in den Felsen.

Tom hörte jedoch keine Erklärung. Trotzig hielt der Bengel den Mund.

„ Vielleicht ist dir die Kugel nachgeflogen, weil du das Pferd aus einem fremden Stall gezogen hast. Das wäre doch eine brauchbare Erklärung, meinst du nicht?“

Immer noch schwieg der Bursche. Aber seine Augen bewegten sich wieselflink. Seine Blicke gingen zu den Reittieren auf dem Weg, hinauf zu den Felsen und kehrten zu seinem Gewehr zurück.

Er rechnet sich schon wieder etwas aus, überlegte Tom. Er steckt in der Klemme, und er riskiert dafür noch eine Kugel!

Mit der linken Hand griff er nach dem Gewehr. Es war eine wunderbar gearbeitete Waffe, ein Mehrlader, Erzeugnis bester Büchsenmacherkunst.

In den Kolben aus schön gemasertem Walnussholz war eine Messingplatte eingelassen.

„ Zachary Fisher“ las er dort.

„ Bist du das?“, fragte er. „Oder hat das Gewehr ebenfalls einen anderen rechtmäßigen Besitzer wie das Pferd?“

Jetzt schaute der Junge wild und rebellisch. „Ich bin kein Dieb! Das ist Dads Gewehr. Legen Sie es wieder hin. Er wollte nicht, dass es jemals in andere Hände kommt. Bitte, legen Sie es zurück.“

„ Sieh an, du kannst sogar höflich sein!“, bemerkte Tom. „Das gefällt mir schon eher an dir. Und jetzt mal heraus mit der Sprache. Du bist in Druck!“

„ Das ist meine Sache!“

„ Sicher. Du bist die größte Nummer dieses Landes und brauchst ein geklautes Pferd und das Gewehr deines Vaters. Und weil dich der Gaul abwirft, hältst du mir die Waffe unter die Nase und willst mich zum Fußgänger machen. Eine Spur bescheidener würde dir gut zu Gesicht stehen.“

Oben aus den Felsen sagte Old Loony grimmig: „Du solltest ihm was aufs Maul schlagen, damit er die richtige Größe für sein Alter bekommt Ich habe euch reden hören. Sein Pferd ist nicht weggelaufen. Es liegt da oben, da gibt es eine Hochweide.“

„ Zu Tode geritten?“, forschte Tom.

„ Verblutet, habe drei Einschüsse gezählt. Kein Gepäck, und der Sattel ist eingeklemmt.“ Old Loony hockte sich auf einen Stein. Tom fiel auf, dass er nicht herunter blickte, sondern die Augen auf den Ausgang des Tales geheftet hielt, als könnte er dort etwas Interessantes beobachten.

„ Lügen haben sehr kurze Beine, wie du siehst, Junge“, sagte Tom. „Du solltest es mal mit der Wahrheit versuchen.“

„ Lassen Sie mich doch in Ruhe!“, fauchte ihn der Bursche an.

„ Wir sollten den Vorschlag beherzigen und schleunigst weiterreiten, bevor die Gentlemen da hinten hier sind“, sagte Old Loony mit hörbarer Freude. „Habe irgendwie den Eindruck, dass sie einer Fährte folgen, die nicht unsere ist. Sie reiten ziemlich gewalttätig.“

Mit einem schnappenden Laut sprang der Junge auf die Füße. „Drei Reiter?“ In seiner Stimme waren Angst und Panik.

„ Vier“, erklärte Old Loony genüsslich. „Der an der Spitze reitet einen Fuchs und hockt drauf wie eine fette Kröte.“

„ Kelso Swift!“, murmelte der Junge und zitterte. „Mister, lassen Sie mich das Gewehr zur Hand nehmen!"

„ War es Swifts Pferd?“, fragte Tom und brachte zum Ausdruck, dass er sehr viel Zeit hatte.

„ Nein, aber seine Kugeln! Wenn Sie eine ehrliche Haut sind, dann lassen Sie mich laufen und das Gewehr mitnehmen. Der bewaldete Hang drüben ist steil genug, da kommen sie nicht hinauf.“

„ Und bis sie einen Aufstieg gefunden haben, willst du schon im Land untergetaucht sein? Rechne dir nur nichts Falsches aus, Junge. Mit den Absätzen an den Stiefeln kommst du nicht weit. Die haben dich schnell. Du hast zwar ein großes Mundwerk und allerlei großartige Ideen, aber verdammt wenig Erfahrung. Wer ist dieser Swift?“

„ Er - er hat Dad getötet! Vor einer Woche!“ Dem Jungen drückte es fast die Stimme ab, als er das sagte. Sein Adamsapfel ging aufgeregt auf und nieder. „Er tötet immer für Geld. Lassen Sie mich laufen, bitte!“

Das hörte sich nun gar nicht mehr trotzig, wild und aufsässig an. Der Bursche hatte nur noch Angst.

„ Ist das nun auch wieder gelogen? Jedes Ding hat zwei Seiten. Junge, ich denke, wir fragen diesen Kelso Swift!“

„ Das denke ich auch“, ließ sich der Alte vernehmen. Danach kicherte er vergnügt. „Ich könnte nicht behaupten, dass es mir sehr gefällt, wie sie mit ihren Pferden umspringen. Die fette Kröte ist beinahe aus dem Sattel gesaust. Der Schwarztimber treibt sich dort vorne herum.“

Jetzt wurde Tom unruhig. „Was machen sie?“

„ Einer nimmt das Gewehr zur Hand ah, der schlaue Bursche verdrückt sich in den Hang. Jetzt halten sie und beratschlagen“, berichtete Loony. „Der Kerl auf dem Fuchs will weiter. Sie kommen. Geheuer ist ihnen nicht. Sie schauen dauernd zurück.“

Tom vernahm es erleichtert. Er musste Sam mal wieder die Leviten lesen und ihm abgewöhnen, ahnungslosen Reitern aufzulauern und sie zu erschrecken.

Old Loony kletterte aus den Felsen herunter.

Der Junge wurde unruhiger und zitterte noch mehr. Er verlegte sich aufs Flehen. „Sie sind gleich da! Lassen Sie mich laufen, ich vergesse es Ihnen auch nicht, Mister!"

„ Du bleibst!“, bestimmte Tom. „Hat dich dein Vater gelehrt, dass man eine Sache entscheidet, indem man vor ihr davonläuft? Das glaube ich nicht.“

„ Er bringt Sie auch um!“ Die Stimme kippte über. „Er lässt keine Zeugen am Leben!“

„ Muss ja ein hartgesottener Bursche sein“, entgegnete Tom mit einem Anflug von Spott. „Warum ist er hinter dir her?“

„ Weil weil...“ Der Junge schien sich plötzlich zu besinnen und schwieg.

Rumorender Hufschlag drang in das Tal. Aus dem Wald am jenseitigen Hang schallte ein kurzer Wolfsruf, als wollte Sam zu verstehen geben, dass er die Entwicklung der Dinge im Auge behielt und auf gleicher Höhe mit den fremden Reitern blieb.

Old Loony zog die Hawken-Büchse aus den Schlaufen seines Packens und stellte sich neben einen Stein, der aus dem Hang heruntergebrochen war.

Tom hörte am Lärm der Hufe, dass die Männer hart und rau ritten.

Vier Burschen auf der Fährte des Jungen, das erschien ihm denn doch als ein Aufwand, den man nicht trieb, wenn es bloß um eine Kleinigkeit ging.

Er hob das Gewehr auf und betätigte den Unterladehebel. Eine Patrone sprang aus dem Auswurfschlitz.

„ Ich glaube jetzt fast, du hättest wirklich auf mich geschossen“, sagte er wütend und hob die Patrone auf, um sie in das Röhrenmagazin zu schieben.

Der Junge kniff die Lippen zusammen.

3

Die Reiter kreuzten den Talausgang und hielten auf die Hochweide zu, wo Old Loony das tote Pferd entdeckt hatte.

Mit der Anwesenheit weiterer Leute schienen sie nicht im geringsten gerechnet zu haben. Jedenfalls griff der letzte Reiter hart in die Zügel, als er zufällig den holprigen Weg entlangblickte und zwei fremde Reittiere bemerkte.

Ein Zuruf warnte die vor ihm reitenden Männer.