Letzte Hoffnung Nugget City: Western - Horst Weymar Hübner - E-Book

Letzte Hoffnung Nugget City: Western E-Book

Horst Weymar Hübner

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Beschreibung

Letzte Hoffnung Nugget City: Western von Horst Weymar Hübner Old Loonys alter Freund Shingle ist verschwunden. Es gibt Hinweise darauf, dass ihn jemand umgebracht hat. Ob die Bullard-Brüder und der Killer Ken Bateman etwas damit zu tun haben? Texas Ranger Tom Carrington und Old Loony stoßen in ein gefährliches Wespennest voller Hass und Intrigen. Die Spur führt in eine abgelegene Goldgräberstadt namens Nugget City.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Letzte Hoffnung Nugget City: Western

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Inhaltsverzeichnis

Letzte Hoffnung Nugget City: Western

Copyright

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Letzte Hoffnung Nugget City: Western

von Horst Weymar Hübner

Old Loonys alter Freund Shingle ist verschwunden. Es gibt Hinweise darauf, dass ihn jemand umgebracht hat. Ob die Bullard-Brüder und der Killer Ken Bateman etwas damit zu tun haben? Texas Ranger Tom Carrington und Old Loony stoßen in ein gefährliches Wespennest voller Hass und Intrigen. Die Spur führt in eine abgelegene Goldgräberstadt namens Nugget City.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Bathranor Books, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

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Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

1

Zwischen den Felsen über dem Weg tauchte ein Gewehrlauf auf.

Mit hartem Griff fasste Tom Carrington in die Zügel. Thunder, der Hengst, bog den Kopf hoch, drehte die Ohren scharf nach vorn und äugte zu dem Gewehrlauf hinauf, auf dem sich blinkend das Sonnenlicht spiegelte.

„ Ganz ruhig!“, sagte Tom, obwohl sich sein Magen zu einem Klumpen zusammenzog. „Wenn’s eine ernsthafte Sache wäre, hätte es schon geknallt. Wir wollen trotzdem niemand nervös machen.“ Der Hengst schnaubte wild. Das Gewehr da oben gefiel ihm nicht.

Hinter Tom klapperte Hufschlag den Weg herauf. Old Loony hing ein ganzes Stück zurück. Vor einer Weile hatte Tom den Alten noch mit Clara, der boshaften Maultierdame, streiten hören.

Aber die hatte einfach die Ohren heruntergeklappt wie immer, wenn sie nicht so wollte, wie Old Loony es gerne gehabt hätte.

Tom vermutete, dass der Alte jetzt nach dem Streit im Sattel döste. Sonst hätte er gemerkt, dass etwas nicht stimmte.

Aber selbst Sam, der Schwarztimber, schien noch nicht entdeckt zu haben, dass jemand mit einem Gewehr zwischen den Felsen lauerte und auf Toms Hemdknöpfe zielte. Dabei entging dem Burschen für gewöhnlich nicht einmal eine huschende Maus im Umkreis von fünfzig Schritten.

Der Hufschlag kam näher. Dann verstummte er.

„ Willst du schon wieder eine Rast machen?“, erkundigte sich Old Loony mürrisch. „Das ist ein verdammt schlechter Platz.“

„ Kann man wohl sagen!“, bestätigte Tom mit flacher Stimme.

Old Loony riss die Augen auf. Wieselflink huschte sein Blick herum. Dann versteifte sich der Alte und bemühte sich wie Tom, mit der Hand dem Revolver nicht zu nahe zu kommen.

So eine Bewegung wurde leicht missverstanden. Manchmal kam eine mörderische Schießerei dabei heraus.

Sam kriegte jetzt mit, dass eine Waffe auf Tom gerichtet war. Mit einem scharfen Knurren schoss er an Thunder vorbei, duckte sich an den heißen Boden und spähte nach einer Stelle, an der er zu der Felsscharte hinaufgelangen konnte, ohne eine Kugel aufgebrannt zu bekommen.

Ein leiser Pfiff von Tom ließ den Schwarztimber verharren.

Dann sagte der Texas-Ranger: „Das Glück ist nicht auf unserer Seite.“

Der Gewehrlauf wackelte. Nach ein paar Augenblicken wurde er zurückgezogen.

Dafür schob sich hinter dem Fels ein schwarzer glatter Haarschopf in die Höhe. Ein Apachenschopf!

Ein grinsendes Gesicht kam jetzt zum Vorschein.

„ Es wäre wirklich ein verdammt schlechter Tag zum Sterben!“ Das Grinsen wurde noch breiter. Nun tauchte der ganze Mann auf. Er klemmte sich das Gewehr unter den rechten Arm und setzte sich gemütlich auf den Fels, hinter dem er gerade noch hervorgezielt hatte.

„ Otero!“, sagte Tom und ließ die hochgezogenen Achseln sinken. „Der Teufel soll dich holen!“

Auch Old Loony sackte erleichtert in den Sattel zurück. Er strich sich über den struppigen Dachsbart, dass der Staub herausflog. „Haben sie dich immer noch nicht aufgehängt?“

Otero war ein Halbblut und betrieb ein Gewerbe, für das man hierzulande am nächsten starken Ast aufgeknüpft wurde, sofern man sich erwischen ließ. Er klaute Pferde und verhökerte sie in entfernten Gegenden.

Seit geraumer Zeit wurde sogar erzählt, er hätte sich jetzt fürs Geschäft mit Rindern begeistert und würde kleine Herden mit ordentlichen Tieren verkaufen, bloß hatte niemand auch nur den Schimmer einer blassen Ahnung, wo sich Oteros Weidegründe befinden könnten, auf denen sich die Rinder auf geradezu wundersame Weise vermehrten.

Jedenfalls hieß es, er schaffe das Kunststück, viermal im Jahr eine kleine Herde zu liefern.

Dazu waren aber nicht einmal die großen Rancher und Züchter am Nueces in der Lage.

Hier oben zwischen dem Rio Grande und den Apachenbergen war es erst recht unmöglich. Das Land war zu karg, die Weiden zu trocken, und was wirklich gedieh, fraßen die Comanchen und Apachen auf ihren Streifzügen auf.

Mit denen kam Otero überhaupt nicht aus.

Zur Hälfte hatte er Comanchenblut in den Adern - zu wenig, um von seinen roten Halbvettern anerkannt zu werden, zu viel, um den Weißen als Angehöriger ihrer Rasse willkommen zu sein.

„ Dreckiger Bastard“ war noch eine vergleichsweise harmlose Beschimpfung gegen das, was Otero sonst in den Siedlungen nachgerufen wurde.

Meist ballerte man ihm ein paar Kugeln hinterher, um ihm das Wiederkommen zu verleiden.

So war Otero das geworden, was er war - ein Bursche, der allerlei windige Geschäfte im Grenzland abwickelte, der einen schlimmen Ruf hatte und der ständig im Schatten einer Schlinge lebte.

Eine Menge Leute wünschten, dass sich diese Schlinge endlich über Oteros Kopf senkte und unwiderruflich um seinen Hals zusammenzog.

Andererseits waren die rechtmäßigen Beweise gegen den gerissenen Burschen noch dünner als der zerflatternde Rauch eines sparsamen Indianerfeuers, und so war nie eine Handhabe für einen Steckbrief gegeben.

Wobei Tom sogar überzeugt war, dass eine Menge Schandtaten einfach Otero zugeschrieben wurden, die eigentlich auf das Kerbholz von anderen Strolchen gehörten.

Vor weniger als einem Jahr war ihm das Halbblut in der Gegend nördlich von Flanders als Pfadfinder sogar außerordentlich nützlich gewesen.

Otero hatte danach die Absicht geäußert, für eine Weile nach Mexiko zu verschwinden.

Verlass war darauf nicht. Otero pflegte seine Meinung sehr rasch zu ändern und den Erfordernissen seiner dunklen Geschäfte anzupassen.

Schon möglich, dass Mexiko nicht einträglich genug gewesen war.

Gesehen hatte Tom den Burschen seitdem nicht mehr. Nur gehört von ihm.

Jetzt hockte der Kerl mächtig vergnügt da oben, fischte eine zerknitterte Zigarre aus seinem schmutzigen Hemd und rieb am Stein ein Streichholz an.

„ Die Leute tun sich eben schwer“, sagte er lässig. „Einen, den sie nicht haben, können sie auch nicht hängen. So einfach ist das.“

Er hielt die Flamme an die Zigarre und paffte einige Züge. Aber er schien unzufrieden und betrachtete grimmig die Zigarre.

Schließlich holte er ein halbes Maisblatt aus der Brusttasche und flickte damit die Zigarre.

Tom verfolgte jede Bewegung. Entweder hatte Otero ein Gewissen so rein wie ein Maimorgen in den Bergen, oder er war abgebrüht wie ein alter Puma, der sämtliche Fallen und alle Jäger im Land kannte.

Angst zeigte Otero nicht. Und wie ein Mann auf der Flucht sah er auch nicht aus. Nicht im Augenblick jedenfalls.

Old Loony spuckte umständlich aus. „Der letzte Kerl, der uns eine Waffe unter die Nase gehalten hat und dachte, es sei ein prima Einfall, wurde vor drei Tagen in Eagle Pass begraben“, sagte er langsam. „Nur für den Fall, dass du inzwischen noch nicht von der Sache gehört hast.“

Oteros Grinsen wurde flacher. „Habe ich aber, sowas spricht sich herum. Tonto-Jim, was? Wurde höchste Zeit, dass er in die Grube sauste. Um den ist es nicht schade. Es soll eine gewaltige Schießerei gewesen sein.“

Während der Worte des Alten griff sich Tom an den rechten Oberschenkel. Und ob es eine gewaltige Schießerei gewesen war! Tonto-Jim hatte ihnen im Mietstall in Eagle Pass aufgelauert und sofort losgeballert, und die erste Kugel hatte er in den Oberschenkel bekommen. Nicht sehr gefährlich, aber tief.

Nachdem sich der Pulverqualm verzogen hatte, war der ziemlich betrunkene Doc von Eagle Pass eine halbe Stunde damit beschäftigt gewesen, Tom die Kugel herauszuschneiden.

Die Wunde heilte zwar schon, aber sie zwackte und biss von Zeit zu Zeit immer noch abscheulich. Besonders, wenn die Rede von der Schießerei war.

„ Sprechen wir lieber von dir“, sagte Tom. „Tonto-Jim ist begraben und vergessen.“

Otero entlockte dem geflickten Tabakstengel eine Qualmwolke. „Könnte sich aber als Irrtum herausstellen, Ranger. Dass Tonto-Jim vergessen wäre, nämlichMarshal Tiffit hat mir eine Nachricht zukommen lassen. Deshalb dachte ich, ich setze mich an den Weg und warte, bis Sie vorbeikommen.“

„ Wenn du etwas weniger in Rätseln sprechen würdest, wäre mir das schon Recht!“, knurrte Tom. „Woher weiß Tiffit, dass ich komme?“

„ Er hofft, dass Sie umkehren. Die Postkutsche braucht von Eagle Pass herauf nur einen Tag und eine Nacht, darum. Mit der Postkutsche reisen auch die Neuigkeiten. In Flanders weiß seit zwei Tagen jedes Kind von der Schießerei.“

„ Und?“ Tom wurde ungeduldig.

„ Die Geschichte von der Schießerei ist auch anderen Leuten zu Ohren gekommen“, sagte Otero gelassen. „Leuten, die man als dicke Freunde von Tonto-Jim bezeichnen könnte. Jedenfalls glaubt Tiffit, dass gewisse Strolche, die neuerdings in Flanders herumhängen, zum Anhang von Tonto-Jim gehören.“

Old Loony reckte den Kopf wie ein Bussard, der Beute erspäht hat. Und Tom spürte ein eigenartiges Ziehen zwischen den Schulterblättern, was noch nie ein gutes Zeichen war, sondern allemal Verdruss ankündigte.

Was Tom noch mehr verwunderte als Oteros Ansprache, war die Selbstverständlichkeit, mit der das Halbblut gewisse Leute als Strolche bezeichnete.

Auch Old Loony stach das in die Nase.

„ Sagtest du Strolche?“, fragte er brummig. „Soll ich lachen?“

Otero machte eine knappe Handbewegung. „Es sind sechs Männer, schwer bewaffnet, und sie haben den gewissen Blick. Ich glaube nicht, dass es da viel zu lachen gibt, alter Mann. Marshal Tiffit fürchtet, dass es sich um Tonto-Jims Bande handelt.“

„ Weiß er das genau?“ Tom langte sein Rauchzeug aus der Tasche und rollte eine Zigarette.

Sam, der Schwarztimber, äugte noch einmal zu dem halben Indianer hinauf. Die Sache, die erst so gefährlich ausgesehen hatte, schien friedlich zu enden. Er gewann den Eindruck, dass er nicht mehr benötigt wurde. Darum trollte er sich und stöberte in Felsspalten, in denen es nach Luchs roch.

Otero beobachtete den Schwarztimber und verlor nichts von seiner stoischen Ruhe.

„ Jetzt weiß er es sicher genau“, sagte das Halbblut. „Vor zehn Tagen ist Tonto-Jim jedenfalls mit diesen Männern in der Nähe der Stadt gesehen worden. Er ist dann aber wohl allein nach Eagle Pass weitergeritten. Tiffit hatte ein ungutes Gefühl, als die Burschen dann ohne Jim in Flanders aufkreuzten. Er schnallte sich den Revolvergurt um und wollte sie zum Teufel jagen.“

Otero blies Rauch in die Luft und ließ eine Pause eintreten, die alles ausdrücken konnte.

Tom spürte ein flaues Gefühl. Tiffit war ein rechtschaffener Mann, ging aber einem Krach auch nicht aus dem Weg.

Otero machte eine ungenaue Handbewegung. „Sechs gegen einen! Er hätte sich das vorher überlegen müssen. Den Kampf konnte er gar nicht gewinnen.“

„ Ist er - tot?“ Toms Stimme klang wie brechendes Eis.

„ Nicht ganz, Ranger. Es sind mehr als zwei Kugeln erforderlich, um einen Mann wie Marshal Tiffit ins Grab zu bringen. Aber zwei Kugeln hat er einkassiert, und nun ist er sehr krank. Deshalb musste er auch einen Boten zu meiner Hütte schicken und konnte nicht selber kommen. Er meint, wenn Sie klug wären, sollten Sie umkehren, andernfalls könnte es Ihnen ergehen wie ihm. Und er fürchtet, auch die Stadt könnte in Mitleidenschaft gezogen werden. Diese Männer sind sehr gewalttätig.“

„ Hast du sie gesehen?“

„ Ja, Ranger. Das ist Pack. Schlechte Medizin.“

„ Bekannte Namen? Markante Gesichter?“ Tom pfiff auf Tiffits freundschaftliche Warnung.

Das ging ja nicht, dass er mit dem Daumen im Mund dastand und zuließ, dass Tiffit zwei Kugeln aufgebrannt bekommen hatte und dass die verantwortlichen Männer frech und unverschämt in Flanders herumstolzierten.

Wenn Tiffit derzeit nicht in der Lage war, dem Gesetz Achtung zu verschaffen, dann besorgte er das. Außerdem war er mit Tiffit befreundet.

Das kam noch hinzu.

Wenn er in Flanders nach dem Rechten sah, erwies er dem Marshal obendrein einen Freundschaftsdienst. Die Bewohner der Stadt wussten das sicher auch zu würdigen.

„ Zwei sollen aus Bloody Brennans Bande stammen, die vor einem Jahr zersprengt wurde“, meinte Otero nach kurzem Nachdenken.

„ Und die anderen?“

„ Tiffit hat sie nicht auf seinen Steckbriefen gefunden, das hat er auch noch ausrichten lassen. Und er will gehört haben, dass sie nach Flanders gekommen sind, um einen Mann von der Kutsche abzuholen. Eine harte Nuss. Einen Revolvermann.“

Das erstaunte Tom. „Sind die Kerle nicht selber hartgesotten genug?“

„ Schon, aber es sieht so aus, als würde das nicht reichen.“

Tom blickte scharf zu Otero hinauf. „Mir scheint, du weißt mehr über die verdammte Sache, als Tiffit dir hat ausrichten lassen.“

Otero fasste das als Schmeichelei auf. Er grinste breit. „Man braucht große Ohren, um am Leben zu bleiben, Ranger.“

„ Yeah, du bist der beste Beweis dafür. Und was haben deine großen Ohren aufgeschnappt?“

„ Dass die Burschen aus einem wilden Camp stammen, das in den Apachenbergen entstanden ist. Ein besonderes Camp.“

„ Kerl, lass dir nicht jedes Wort wie einen Wurm aus der Nase ziehen! Was ist mit diesem Camp?“

„ Es steht auf goldhaltigem Boden. Tausend Leute oder so sollen dort schon leben. Es ist ein richtiges Teufelsnest.“

„ Schon wieder Gold?“ Tom seufzte. Vor knapp einem Jahr hatte er hier an der Grenze einen wüsten Goldschmuggel von Mexiko nach Texas aufgedeckt. Genau dabei hatte ihm Otero für ein paar Tage Pfadfinderdienste geleistet.

Die Sache war vom Leiter der Münzstätte in El Paso droben eingefädelt worden und hatte viel Staub aufgewirbelt. Um ein Haar war Tom noch vom Drahtzieher des Schmuggels mit dem Derringer erschossen worden.

„ Ja, immer wieder Gold“, sagte Otero, aber in einem Ton, als würde er sich nicht viel aus dem gelben Zeug machen. „Das Camp ist schon eine richtige Stadt mit Saloons und Spielhallen und anderen Vergnügungen, und jede Woche treffen dort zwei Dutzend neue Glückssucher ein.“

Otero paffte schon wieder an der Zigarre. Er hatte keine Eile.

Tom bewegte sich unruhig im Sattel. Old Loony wischte sich mit dem Handrücken geräuschvoll die Nase und fragte: „Soll ich ihm mal auf die Birne hauen, damit er schneller ausspuckt, was er weiß?“

Mit einer Handbewegung dämpfte Tom den Eifer des Alten. Einen Kerl wie Otero konnte man nicht verprügeln. Das war tödlich. Den ganzen Rio Grande entlang erzählte man sich Geschichten, in denen Oteros Messer eine wichtige Rolle spielte.

Dabei war der Bursche bestimmt nicht älter als fünfundzwanzig.

„ Dann brauchen TontoJims Leute die harte Nuss also für das Goldgräbernest?“, bohrte Tom.

Otero nickte bedächtig. „Die großen Aasgeier haben sich natürlich auch eingefunden und knöpfen den Diggern das Gold ab. Es ist immer dasselbe Spiel.“

„ Zum Teufel, du brauchst mir keine Belehrungen zu erteilen!“, brauste Tom auf. „Natürlich weiß ich, wie das üble Geschäft aufgezogen wird und wie es abläuft. Also weiter!“

„ Jetzt scheinen sich die großen Aasgeier aber um die größten Brocken zu streiten. Tonto-Jim war einer von ihnen, er wollte sich Nugget City mit Mann und Maus und allem Profit allein in die Tasche stecken. Und weil bei so einer Sache meist heftig geschossen wird, hat er sich einen Revolvermann bestellt.“

„ Um die Konkurrenz aus dem Weg zu räumen“, sagte Tom nachdenklich. „So, Nugget City heißt das liebliche Höllenloch also. Schätze, der Revolvermann kann wieder heimfahren.“

„ Quien sabe?“ Otero wiegte den Kopf. „Da sind Tonto-Jims Freunde, vielleicht wollen die Jims Pläne weiterverfolgen. Oder der Revolvermann findet Gefallen an dem Geschäft und arbeitet für eigene Rechnung. Oder er vermietet seinen Revolver an einen anderen großen Aasgeier.“

„ Kennt man den Namen der harten Nuss?“

„ Es soll Ken Bateman sein.“ Otero guckte irgendwie lauernd auf den Ranger und Old Loony herab.

Der Alte stieß einen lästerlichen Fluch aus und zerrte dann aufgeregt an seinem verschwitzten Halstuch.

Tom hatte das Gefühl, sein Magen würde sich mindestens handhoch anheben.

Ken Bateman hatte allein im letzten Winter droben an der Kansas-Bahnlinie sechs Männer getötet und einen Deputy Sheriff in Abilene zum Krüppel geschossen.

Leute, die es wissen mussten, behaupteten, Bateman hätte in seinem Leben bereits mehr Menschen erschossen, als auf einem Friedhof Platz fanden.

Ken Bateman war mehr als eine harte Nuss.

Ken Bateman war der leibhaftige Tod.

2

Ausgerechnet diesen Kerl hatte Tonto-Jim angeheuert!

Bateman war sicher nicht entzückt, wenn er hörte, dass sein Arbeitgeber in die Grube gesaust war.

Aber Männer wie er fanden schnell eine neue Geldquelle. Wie die Dinge lagen, bestand in diesem Nugget City Bedarf nach einem eiskalten Killer wie Bateman.

Und Burschen wie er hatten kein sonderlich großes Gewissen, falls sie überhaupt eines besaßen. Heute arbeiteten sie für diesen, morgen für einan anderen Mann, wenn sie nur ihren Preis bekamen.

Bei Bateman kam noch hinzu, dass er offensichtlich Freude am Töten empfand. Er war ein Monster auf zwei Beinen.

Old Loony ließ das Halstuch los, nachdem er sich fast selber erdrosselt hatte. So sehr hatte ihm die Neuigkeit zugesetzt.

„ Falls Bateman auf die großen Halunken in diesem Diggernest losgeht, wäre ja nichts dagegen einzuwenden“, sagte er aufgeregt. „Aber das weiß man vorher nie. Heiliger Rauch, ausgerechnet der! Tom, wir warten am besten, bis er in Flanders aus der Kutsche steigt, schießen ihn über den Haufen, packen ihn in eine Kiste und schicken ihn zurück...“

„ Du spinnst wohl?', brauste Tom auf. „Das will ich nicht gehört haben! Bin ich ein Stinktier wie Bateman? Ich bin auf das Gesetz eingeschworen, also werde ich es respektieren.“

„ Eines Tages stirbst du daran, Junge. Ich habe das Gefühl, ich werde dabei stehen, wenn man dich ins Grab legt. Ich werde dir einen schönen Spruch auf das Grabbrett schreiben lassen: ,Tom Carrington respektierte immer das Gesetz, darum liegt er hier als toter Narr!“ Wie gefällt es dir?“

„ Überhaupt nicht. Deine giftigen Sprüche kannst du dir sparen, ich gehe trotzdem nicht auf Bateman los. Nicht ohne Grund. Er wird in Texas nicht gesucht.“

„ Noch nicht“, sagte Old Loony weise. „Lange dauern kann’s aber nicht mehr. Der Kerl zieht immer eine blutige Fährte. Vielleicht bist du der erste Mann in Texas, den er aus den Stiefeln putzt. Irgendwann wird er ja damit anfangen.“

„ Du gehst mir auf die Nerven!“, schimpfte Tom.

„ Hoffentlich“, versetzte Old Loony boshaft. „Vielleicht bringe ich dich zur Vernunft.“

„ Nicht auf deine Art. Und nicht zu dem Zweck, der dir vorschwebt. Wie kommst du überhaupt auf den Gedanken, Bateman käme mit der Kutsche?“

„ Der Kerl verbiegt sich doch nicht auf einem Gaul die Knochen, läßt sich wochenlang herumschaukeln und trifft mit durchgerittenem Hintern ein! Solche Pilger reisen nobel.“ In Old Loonys Augen blitzte es grell auf. „Und jetzt denk mal scharf nach, weshalb Tonto-Jim in Eagle Pass aufgekreuzt ist und sofort losgeballert hat, kaum dass er unsere Nasenspitzen sah!“

Tom tat’s, er dachte nach. Und er kam zum selben Ergebnis wie der Alte. Eagle Pass war ein wichtiger Knotenpunkt der Kutschenlinien.

Es sprachen eine Menge Gründe dafür, dass Tonto-Jim sich dort mit Bateman hatte treffen wollen. Vielleicht, um ihm letzte Instruktionen zu geben und die Leute zu beschreiben, die Bateman in Nugget City töten sollte.

Vielleicht auch, um Bateman eine saftige Anzahlung auszuhändigen.

Oder um mit dem Kerl gemütlich in einer Kutsche hinauf nach Flanders zu reisen, wo Jims Bande schon wartete.

Tonto-Jim hatte allerdings die Nerven verloren und Tom aus dem dunklen Mietstall heraus unter Feuer genommen, als er den Ranger erkannte.

Das war der Fehler gewesen, der ihn das Leben kostete.