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In der Stadt Bluewater hat es ein geheimnisvoller Mörder auf die Bewohner abgesehen. Schon zwei Männer sind seinen Anschlägen zum Opfer gefallen, und es werden nicht die letzten sein. Als Texas Ranger Tom Carrington und Old Loony in die Stadt kommen, wird schnell klar, dass diese Morde mit einem mexikanischen Frachtwagenzug zu tun haben, der vor vielen Jahren in einen Hinterhalt geriet. Gerüchte besagen, dass die Händler einen Schatz bei sich gehabt haben...
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Seitenzahl: 124
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Schüsse am Galgenhügel: Western
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von Horst Weymar Hübner
In der Stadt Bluewater hat es ein geheimnisvoller Mörder auf die Bewohner abgesehen. Schon zwei Männer sind seinen Anschlägen zum Opfer gefallen, und es werden nicht die letzten sein. Als Texas Ranger Tom Carrington und Old Loony in die Stadt kommen, wird schnell klar, dass diese Morde mit einem mexikanischen Frachtwagenzug zu tun haben, der vor vielen Jahren in einen Hinterhalt geriet. Gerüchte besagen, dass die Händler einen Schatz bei sich gehabt haben...
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Alfred Bekker
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Ein seltsam klirrendes Geräusch riss den alten Bannion aus dem Schlaf.
Ächzend setzte er sich auf und lauschte.
Irgendwo knackte ein Brett. Vor dem verdreckten Fenster nahm der Himmel eine messinghelle Farbe an. Der Morgen nahte.
Da!
Wieder war das scharfe Klirren zu hören.
Das Geräusch erinnerte Sam Bannion an eine Spitzhacke, die in steiniges Erdreich fährt.
Aber wer sollte hier in Bluewater noch eine Spitzhacke schwingen? Und dann in der Nacht?
Bluewater war eine sterbende Stadt, und jeden Tag war sie ein bisschen mehr tot. Hier grub schon lange niemand mehr.
Die Minen gaben nichts mehr her, und die Wagenzüge, die danach noch ein paar Jahre lang über den San Saba Trail geknarrt waren, suchten sich weniger gefährliche Wege.
Nein, mit Bluewater war es aus und vorbei.
Voller Bitterkeit dachte Sam Bannion daran, dass er es versäumt hatte, mit den anderen wegzugehen, als der große Auszug eingesetzt hatte.
Mit ein paar anderen Männern hatte er die unsinnige Hoffnung gehegt, eines Tages würde es mit der Stadt schon wieder aufwärts gehen. Wenn man einen neuen Erzgang fand und noch einmal eine Mine eröffnete.
Es hatte sich nur als frommer Trugschluss herausgestellt.
Jetzt war es zu spät für ihn. Einen alten Baum riss man nicht mehr aus dem Boden und verpflanzte ihn in eine andere Gegend.
Gerade wollte sich Bannion hinlegen, als er erneut dieses scharfe Klirren vernahm.
Er schwang die Beine vom Lager und angelte nach den morschen Stiefeln.
Jetzt war jeder Zweifel ausgeschlossen. Da grub wirklich jemand!
Irgendeiner von dem Dutzend Männer, das zurückgeblieben war und auf ein Wunder wartete, egal, wie es aussah.
Das Geräusch kam von jenseits der Häuser, wie es schien.
Bannion streifte sich die Hosenträger über die Achseln, tappte durch den Raum und zog die abgewetzte Jacke an. Gegen Morgen war es immer unangenehm kühl, in seinem Alter konnte er sich keine Erkältung leisten.
Mit einem Griff stülpte er sich den Hut auf den Kopf und öffnete die Tür.
Sie knarrte jämmerlich an den brüchigen Lederangeln, wenn sie nicht angehoben wurde.
Bannion bekam sie ohne viel Lärm auf.
Die Morgenkälte schlug ihm ins Gesicht. Die Sterne hoch über den nackten trostlosen Felsbergen begannen zusehends zu verblassen.
Er schaute prüfend die Hauptstraße entlang. Nirgendwo war es hell hinter einem Fenster.
Das Klirren hörte er jetzt überdeutlich.
Es entstand aber nicht direkt jenseits der Holzhäuser an der Hauptstraße, wie er gemeint hatte. Da hatte er sich getäuscht. Es kam von weiter her. Der Wind brachte es mit.
Schnuppernd wie ein misstrauischer Präriehund steckte Sam Bannion die Nase in den kühlen Morgenwind.
Er konnte sich nicht helfen, es roch irgendwie ein wenig wie verbranntes Öl. Als hätte jemand eine Lampe angesteckt und ließe den Docht rußen.
Und das Klirren war jetzt viel besser zu hören. Der Bursche, der da geheimnisvoll grub, hackte emsig drauflos.
In der Nähe polterten Steinbrocken. Scheppernd fiel ein Brett um.
Sam Bannion zwinkerte verdutzt.
Es gab hier nur einen Hang, der bis an die Häuser rückwärts heranreichte und wo Steine herunterhüpfen und ein Brett umstoßen konnten. Das war die Flanke vom Galgenhügel.
Ganz früher, als das noch eine spanische Niederlassung war und ganz anders hieß, sollten die Bewohner da oben ihre Toten begraben haben.
Es waren aber nie irgendwelche Gräber gefunden worden.
In den wilden Jahren, als Bluewater eine brüllende tobende Minenstadt voller Gewalttätigkeit gewesen war, hatten dort oben die Hinrichtungen der erwischten Totschläger, Mörder und Halsabschneider stattgefunden.
Ein paar von den armen Tröpfen hatte man dort auch neben dem Galgen im kargen Boden verscharrt.
Aber dann hatte der Richter Anstoß daran genommen. So dicht bei der Stadt wollte er die Männer, die er an den Galgen gesprochen hatte, nicht liegen wissen.
Auf dem Galgenhügel waren ja nicht einmal die Opfer von Schießereien und anderer Gewalttaten bestattet worden. Die hatten einen Platz in einem Nebental gefunden.
Samt den Leuten, die ganz friedlich gestorben waren.
Deshalb empfand der alte Bannion ein Gruseln, als er ganz sicher war, dass der Lärm der Spitzhacke vom Galgenhügel kam und daß von dort auch die Steine heruntergepurzelt waren.
Er tappte zwischen den windschiefen Hütten und verlassenen Häusern hindurch und fiel um ein Haar über einen alten Abfallhaufen.
Tatsächlich kollerten Steine von oben den Hang herab!
Er strengte seine alten Augen an.
Vor dem hellen Himmel konnte er niemand sehen. Nur den Holzstumpf, der vom Galgen übriggeblieben war.
Neben diesem dunklen Stumpf bemerkte er plötzlich eine undeutliche Bewegung.
Er hielt’s für einen Kopf.
Aber dann begriff er, dass es ein kopfgroßer Steinbrocken war, den jemand aus einem Loch wuchtete und auf den Hang warf.
Sam Bannion sah nur zwei Hände, oder was er dafür hielt. Sie verschwanden, bevor er einen zweiten Blick hinaufwerfen konnte.
Bannion juckte mächtig das Fell, hinaufzuklettern und nachzusehen, wer sich an dem unheimlichen Ort die Zeit damit vertrieb, den felsigen Boden aufzuhacken.
Anderseits war ihm die ganze Sache nicht geheuer.
Über die ganze Gegend wurden ein paar düstere Geschichten erzählt. Und die Apachen, die sonst immer gern ihre Nase in anderer Leute Angelegenheiten steckten, mieden den Ort wie die Pest. Das wollte schon etwas heißen.
Sam Bannion kam sich ungenügend ausgerüstet für eine Erkundung vor.
Er kehrte humpelnd in seine Hütte zurück und angelte den Revolvergurt vom Wandhaken neben der Tür.
Als er ihn umlegte und die Schnalle zuzog, fühlte er sich wesentlich besser.
Bei Turnbull drüben, wo der einst prächtigste Saloon der Stadt dem Zerfall entgegendämmerte, stampfte ein Tier auf und drückte gegen eine morsche Bretterwand.
Als Antwort schnaubten zwei Pferde.
Das kam aus dem Stall hinter dem Saloon.
Und es waren die einzigen Laute in der Stadt. Gerade, als würde niemand die Spitzhacke auf dem Galgenhügel und das Poltern und Rumpeln der Steine hören.
Nirgendwo ging Licht an.
Wir sind ein feiner Haufen, dachte Bannion bitter. Wir sind nur noch alte zahnlose Kater mit stumpfen Krallen! Wir merken nicht einmal, wenn man uns das letzte Hemd unterm Hintern wegzieht!
Er legte die rechte Hand auf den Revolverkolben und fühlte sich gleich wesentlich besser.
Manchmal kamen hier falkenäugige Männer mit hageren Gesichtern durch, die nicht viel redeten. Meist waren ihre Pferde abgearbeitet; dafür waren die Waffen in bestem Zustand.
Das waren Hombres, mit denen man sich besser nicht näher befasste. Die suchten den kürzesten Weg zur Grenze.
Ob von denen am Ende einer...? Nachdenklich spähte Sam Bannion zur Hügelkuppe hinauf, die er immer besser sehen konnte.
Er hielt es für ausgeschlossen. Von jenen Kerlen hatte er noch nie einen was Rechtes arbeiten sehen.
Warum sollte so ein Bursche auch ausgerechnet damit anfangen, zu einer Zeit, wo rechtschaffene Menschen noch schliefen, zwischen ein paar Gräbern herumzuhacken?
Und wann war denn der Kerl überhaupt in die Stadt gekommen?
Sam hatte nichts gehört.
Er wich dem alten Abfallhaufen aus, zwängte sich durch kümmerliche Büsche und gelangte auf den steilen Weg, der auf den Hügel führte.
Im Osten über den Bergen zeigte sich ein honiggelber Streifen. Doch Sam Bannion hatte wenig Verwendung für den neuen Morgen.
Aus hervorquellenden Augen starrte er auf ein dunkles Loch, aus dem eben wieder ein Felsbrocken gewuchtet wurde.
Verschwommen sah Sam ein bleiches geisterhaftes Gesicht.
Es fehlte nicht viel, und er wäre Hals über Kopf den Hang hinabgesaust.
Rechtzeitig noch fiel ihm ein, dass Gespenster kaum mit einer Spitzhacke nächtlicherweise auf einem Galgenhügel herumgruben und Steine aus einem Loch herausschafften.
Er zog den Revolver aus dem Holster und nahm den Hammer unter den Daumen. Aus zehn Schritt Entfernung zielte er in das Loch.
„ Komm mal raus, Mann! Und ich hoffe, du hast für das hier eine verdammt gute Erklärung!“, rief er. Seine Stimme klang nicht so sicher, wie sie eigentlich sollte.
Ein dumpfes Poltern drang aus dem Loch. Dann ein scharfer Atemzug, der von unterdrücktem Schmerz kündete. Als hätte sich der unheimliche Gräber einen Stein auf den Fuß fallen lassen.
Holz scharrte an Stein entlang, Stiefelsohlen glitten über loses Geröll.
In dem dunklen Loch tauchte wieder das bleiche Gesicht auf.
Verschwommen sah Sam Bannion eine blitzschnelle Bewegung. Bis er begriff, blitzte es schon auf, und eine Mündungsflamme stach zu ihm her.
Die Kugel packte ihn mitten auf den Rippen.
Der Schlag ließ ihn an den Huftritt eines Pferdes denken.
Es wunderte ihn, weshalb er stand.
Die linke Brust war wie taub.
Und von innen heraus strömte eine nie gekannte Wärme.
Endlich verstand Sam Bannion, dass es ihn erwischt hatte.
Aber er konnte sich noch auf seinen Füßen halten.
Er hob die Waffe und feuerte.
Der Rückstoß beutelte seinen rechten Arm und stieß bis ins Schultergelenk. Das Krachen kam ihm lauter vor als der Knall einer Kanone.
Jetzt kam das tosende Echo von der anderen Talseite zurück.
Bloß war es der Widerhall des Schusses, der ihn getroffen hatte.
Dann grollte und donnerte es wieder.
Das bleiche Gesicht in dem felsigen Loch war verschwunden.
Sam Bannion drückte noch einmal ab und hörte seine Kugel irgendwo aufschlagen. Es war ein satter Schlag.
Ein scharfer Atemzug aus dem Loch folgte sofort.
Um Sam Bannion begann sich die morgendliche Bergwelt zu drehen.
Er drückte wieder ab und hörte irgendwo, ganz weit weg, eine Tür klappen und raue Stimmen etwas rufen.
Das war drunten in der Stadt. Jetzt wachte Bluewater auf.
Aus dem Loch blitzte es, und Bannion spürte den harten Schlag mitten auf dem Leib über der Gurtschnalle.
Er schwankte.
Warum wurde ihm mit einem Mal so heiß?
Alles war so leicht, selbst der Revolver in der Hand.
Eine dunkle Gestalt kroch vor seinen Augen aus dem Felsenloch, sah zu ihm her und huschte in Richtung des Galgenstumpfes davon.
Bannion sah alles wie durch einen Schleier.
Er feuerte in die Richtung der Gestalt und des Stumpfes und sah die Gestalt der Länge nach hinfliegen.
Wieder kam ein Echo von drüben.
Sam Bannion wusste, dass er getroffen war. Schlimm getroffen sogar. Er hatte aber auch getroffen. Da lag der Kerl ja.
Er atmete tief und zufrieden. In seiner Brust rasselte es zum Gotterbarmen.
Die Stimmen aus dem Tal wurden lauter und vielfältiger.
Er zwang sich, nicht den Kopf zu wenden. Sie würden ihn schon da oben auf dem Galgenhügel stehen sehen.
Hinter dem Galgenstumpf rührte sich etwas.
Er gab noch einen Schuss darauf ab.
Der Rückstoß der Waffe beutelte ihn derart, dass er einen Hustenanfall bekam.
Danach war ihm heiß.
So heiß, wie er nicht einmal die Sonne je empfunden hatte, wenn sie senkrecht herunterbrannte und die Felsen in dieser Wildnis fast zum Glühen brachte.
Das Echo seines Schusses toste über das Tal und die Stadt.
Hinter dem alten Galgenholz ragte ein Stiefel hervor.
Sam Bannion lachte rau und krächzend. Dem verdammten Kerl hatte er es gegeben. Der lag da und rührte sich nicht mehr.
Torkelnd setzte sich der alte Mann in Bewegung. Einen Fuß stellte er vor den anderen.
Er hatte es immer im Leben so gehalten, dass er einen einmal eingeschlagenen Weg auch weiterging.
Feuer schien seine Brust zu versengen und sich in seinen Leib zu wühlen. Er merkte, wie sich Blut über seinem Hosenbund zu stauen begann.
Noch ein paar Schritte!, dachte er. Will doch sehen, wer es ist!
Er hatte keinen Zeitbegriff mehr. Irgendwann sah er jedenfalls den Stiefel genau vor sich.
Da war auch der verwitterte Holzstumpf.
Aber keine Gestalt.
Nichts.
In seinem brausenden Kopf formte sich der Gedanke, dass der Kerl ihn doch überlistet hatte. Der Bursche war aus einem Stiefel geschlüpft und hatte ihn so hingelegt, dass es aussah, als sei er getroffen und liege hinter den Galgenstumpf.
Vor seinen Augen begannen sich die fernen und nahen Berge zu drehen.
Der honiggelbe Streifen des Morgenlichtes am Horizont vermischte sich mit den letzten blassen Gestirnen. Und alles sauste in einem rasenden Wirbel herum.
Sam Bannion setzte sich hart.
Irrsinniger Schmerz zuckte durch seinen Körper. Er stierte auf den Revolver in seiner Hamd und verstand nicht, wozu er die Waffe herausgenommen hatte.
Er hörte nicht die leisen hastigen Schritte hinter sich und hörte nicht den sausenden Hieb.
Eine Spitzhacke zertrümmerte Sam Bannion den Schädel.
Sie fanden ihn auf der Seite liegend, den Revolver noch in der Hand.
Moses Turnbull bog ihm die Finger auf und nahm ihm die Waffe ab. „Lieber Himmel, wie ist denn das möglich?“, murmelte er erschüttert.
Hatch Phink, dem mal eine dicke Erzader gehört hatte, bevor er sie in zwei Tagen und zwei Nächten am Spieltisch verlor und danach an den Suff kam, schaute sich furchtsam um.
„ Ich habe immer gesagt, hier geht’s nicht geheuer zu“, murmelte er. „Das sind die Geister der Toten. Brüder, das ist die Rache der...“
„ Halt’s Maul, alter Saufkopf!“, schrie ihn Roscoe an. „Das war ’ne Spitzhacke, und Geister gehen nicht mit ’ner Spitzhacke um und schlagen friedliche alte Leute tot. Gib mal her!“
Er streckte die Hand aus und ließ sich von Moses Turnbull den Revolver geben. Neugierig schnupperte er an der Waffe und klappte die Trommel heraus.
„ Hier, sieh es dir an!“ Er zeigte dem schlotternden Hatch Phink die Patronen. „Sam hat viermal geschossen. Wir haben aber sechs Schüsse gehört. Wäre ja noch schöner, wenn Geister auch noch herumballern? Sauf mal weniger und streng deinen restlichen Verstand mehr an! Und mach dich hier mal nützlich, zum Teufel! Irgendwo muss der Hundesohn doch stecken, der das besorgt hat.“
Alle hatten sie Sam Bannion oben auf der Hügelkuppe stehen und dann zu Boden gehen sehen. Sie hatten auch eine undeutliche Bewegung wahrgenommen. Wie von einer geduckten Gestalt.
Aber sie hatten niemand vom Hügel heruntereilen sehen.
Und soweit ihre Blicke auch reichten, sie entdeckten niemand. Die ausgedörrten sonnenverbrannten kleinen Nebentäler waren leer. Nicht einmal Schatten gab es da, geschweige denn eine davonrennende Gestalt.
„ Irgendwo muss das Miststück ja hingekrochen sein!“, sagte Roscoe sehr richtig und strich über seinen wilden Bart.
„ Seht euch mal um!“
Sie schwärmten aus und suchten nach Spuren.
Der Boden war hart und steinig, der hatte keine Spuren aufgenommen.
Hatch Phink beteiligte sich nicht. Er klapperte mit den Zähnen und schaute unverwandt auf den alten Bannion hinab.
Der hat es gut, fand Phink endlich, der hat es hinter sich! Die Geister werden uns auch noch holen!
Er fischte mühsam eine flache Blechflasche aus der Hosentasche und nahm von dem brühwarmen Fusel einen kräftigen Schluck.
Seine roten Säuferaugen nahmen einen Ausdruck furchtbaren Entsetzens an, als er in der Nähe das dunkle Loch im Boden entdeckte.
Das sah wie ein Grab aus!
Hatch Phink war nun restlos überzeugt, dass ein Gespenst den armen Sam Bannion umgebracht hatte. Und das Gespenst musste aus dem schwarzen Loch gekommen sein.
Er presste seine Fuselflasche an sich und stieß einen schaurigen Schrei aus.
Roscoe und Turnbull kamen herbeigehetzt.
Aus Phink brachten sie aber kein vernünftiges Wort heraus. Bis sie in die Richtung schauten, in die er immer wieder deutete.
Turnbull wurde es unheimlich unter der ärmellosen Weste.
„ Heiliger Rauch, was ist denn das?“, würgte er heraus.
Roscoe kam ordentlich in Wut.
„ Ich hätte gute Lust, euch alle beide zu verprügeln!“, knurrte er Turnbull und den versoffenen Phink an. „Das blöde Loch haben wir vor Wochen schon gefunden. Ist bloß ’n bisschen größer geworden, wie es mir vorkommt. Da muss sich im Untergrund was gesenkt haben, und dabei ist das Loch entstanden. Die ganze Gegend ist unterwühlt. Sogar die Spanier haben überall ihre Stollen reingetrieben. Wo genau, weiß man gar nicht mehr.“
Sie nickten, doch war er überzeugt, dass sie ihm kein Wort glaubten.
Also stieg er selber hinein.
Zugegeben, es roch schon etwas seltsam drin. Wie nach Pulverrauch und einem gelöschten Lampendocht.
Aber niemand verbarg sich hier.
Roscoe rieb ein Streichholz an der Stiefelsohle an.
Das Loch war so geräumig, dass sich ein Pferd darin umdrehen konnte.