Robert Hallstrom und der letzte Tropfen Öl: Science Fiction: Robert Hallstroms Zeitkugel 20 - Horst Weymar Hübner - E-Book

Robert Hallstrom und der letzte Tropfen Öl: Science Fiction: Robert Hallstroms Zeitkugel 20 E-Book

Horst Weymar Hübner

0,0

Beschreibung

Man hatte längst andere Energiequellen, als das Erdöl zur Neige ging. Da wurde der Rest kostbar wie nie zuvor. Einen Vorgeschmack bekommen die Zeitspringer, als sie im Jahr 2080 ankommen und den Aufbruch in eine neue Zeit erleben. Solarmobile fahren langsam durch eine Stadt, Gyrowagen sausen fauchend herum, und die Menschen werden aus Nahrungsmitteldepots ernährt und betreiben einen schwungvollen Handel mit allen möglichen Gütern. Sie hören von Schrottsammlern, die die Trümmer abgestürzter Satelliten auflesen. Und sie sehen einen Mann, der einen entsetzlichen Tod gestorben ist. Der Vorfall hängt mit dem Satellitenschrott zusammen. Sie erleben eine Katastrophe mit, die fast hundert Jahre zuvor programmiert wurde und zufällig die USA trifft. Hallstrom wird von der fürchterlichen Krankheit erfasst. Ihm droht der Versteinerungstod. Da überredet ihn Ben Crocker zu einem gewagten Experiment, zu einem Sprung zurück in die eigene Zeit. Aber die Verzweiflungstat verspricht keinen Erfolg. Denn die Menschheit hat den letzten Tropfen Öl nahezu verbraucht. Und nur vom Erdöl kann noch Rettung kommen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 120

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Horst Weymar Hübner

Robert Hallstrom und der letzte Tropfen Öl: Science Fiction: Robert Hallstroms Zeitkugel 20

UUID: 92ec5b20-68b3-4a8e-8307-929a5c047346
Dieses eBook wurde mit Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Robert Hallstrom und der letzte Tropfen Öl: Science Fiction: Robert Hallstroms Zeitkugel 20

Copyright

Prolog

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

Robert Hallstrom und der letzte Tropfen Öl: Science Fiction: Robert Hallstroms Zeitkugel 20

von Horst Weymar Hübner

Man hatte längst andere Energiequellen, als das Erdöl zur Neige ging. Da wurde der Rest kostbar wie nie zuvor.

Einen Vorgeschmack bekommen die Zeitspringer, als sie im Jahr 2080 ankommen und den Aufbruch in eine neue Zeit erleben. Solarmobile fahren langsam durch eine Stadt, Gyrowagen sausen fauchend herum, und die Menschen werden aus Nahrungsmitteldepots ernährt und betreiben einen schwungvollen Handel mit allen möglichen Gütern.

Sie hören von Schrottsammlern, die die Trümmer abgestürzter Satelliten auflesen. Und sie sehen einen Mann, der einen entsetzlichen Tod gestorben ist.

Der Vorfall hängt mit dem Satellitenschrott zusammen. Sie erleben eine Katastrophe mit, die fast hundert Jahre zuvor programmiert wurde und zufällig die USA trifft. Hallstrom wird von der fürchterlichen Krankheit erfasst. Ihm droht der Versteinerungstod.

Da überredet ihn Ben Crocker zu einem gewagten Experiment, zu einem Sprung zurück in die eigene Zeit. Aber die Verzweiflungstat verspricht keinen Erfolg. Denn die Menschheit hat den letzten Tropfen Öl nahezu verbraucht. Und nur vom Erdöl kann noch Rettung kommen.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Bathranor Books, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Folge auf Facebook:

https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/

Folge auf Twitter:

https://twitter.com/BekkerAlfred

Zum Blog des Verlags!

Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

https://cassiopeia.press

Alles rund um Belletristik!

Prolog

Am 5. Juli 1984 glückte Professor Hallstrom das phantastische Experiment, winzige Substanzteile zu ent- und zu rematerialisieren. Er errechnete, dass diese Substanzteile im Zustand der Körperlosigkeit mit ungeheurer Geschwindigkeit in der 4. Dimension zu reisen vermochten - also nicht nur durch den Raum, sondern auch in die Vergangenheit und in die Zukunft. Mit seinem Assistenten Frank Jaeger und dem Ingenieur Ben Crocker begann er, diese Entdeckung für die Praxis auszuwerten. Er wollte ein Fahrzeug bauen, das sich und seinen Inhalt entmaterialisieren, dann in ferne Räume und Zeiten reisen, sich dort materialisieren und nach dem gleichen Verfahren wieder an den Ursprungsort und in die Ursprungszeit zurückversetzen konnte. Nach vier Jahren musste der Professor seine Versuche aus Geldmangel einstellen.

Die superreichen Mitglieder vom „Konsortium der Sieben“ in London boten ihm aber die fehlenden Millionen unter der Bedingung an, dass sie über den Einsatz der Erfindung bestimmen könnten. Der Professor erklärte sich einverstanden, konnte weiterarbeiten und vollendete am 3. Mai 1992 sein Werk: Die Zeitkugel. Seit diesem Tag reisen der Professor, sein Assistent und der Ingenieur im Auftrag des „Konsortiums der Sieben“ durch die 4. Dimension. Dieser Roman erzählt die Geschichte der Ausführung eines derartigen Auftrags.

1

Der Mann war bereits tot. Aber immer noch bemühten sich Passanten um ihn und versuchten, ihn vom Geländer wegzuziehen.

Er hing fest wie angeschmiedet.

Verstört blickte Professor Robert Hallstrom auf das entsetzliche Bild. Der Tote schien mitten in einer Bewegung erstarrt zu sein. Der Mund war zu einem letzten Schrei geöffnet, den niemand mehr hören würde. Die Augen blickten milchig und starr.

Wie auch immer der Mann gestorben war, es musste grauenhaft gewesen sein.

„Er ist kalt wie Eis“, sagte ein Mann, der seine Bemühungen aufgab, die Finger des Toten aufzubiegen.

„Fassen Sie ihn besser nicht an!“, warnte eine Frau. „Man weiß nie, was eingeschleppt wird.“

Für eine Bürgerin des Jahres 2080 sprach sie erschreckend kurzsichtig und intolerant.

In der Runde sammelten sich Neugierige an. Die Menge wuchs. Jeder wollte den Toten sehen.

„Er ist versteinert“, verkündete jemand. Aus der Menge flatterte dünn Gelächter.

Die Szene war widerlich. Hallstrom drängte es, den Ort zu verlassen. Hinter sich hörte er Frank würgen. Ben Crocker gab knurrend seinen Unwillen kund.

Ein Gyrofahrzeug bog auf kreischenden Reifen in die Straße ein. Ein auf- und abschwellender Sirenenton peitschte die Nerven der Zuschauer auf den Siedepunkt.

Nur langsam wich die Menge beiseite und ließ das Fahrzeug durch.

Hallstrom erhaschte einen Blick auf den Wagen.

Es war ein raketenähnliches Fahrzeug, für den Verkehr in der Stadt wegen seiner hohen Geschwindigkeit ungeeignet.

Die Insassen stiegen aus. Es war eine Ambulanzmannschaft eines Hospitals in der Nähe. Augenscheinlich hatten die Leute in der Eile kein anderes Fahrzeug bekommen können.

„Hat ihn jemand berührt?“, fragte ein Mediziner und setzte bei dem erstarrten Toten einen Metallkoffer ab.

Die Menge antwortete mit Schweigen. Die Zeitspringer spürten, dass es abwartend, feindselig und bösartig war. Irgendwie mochten die Leute den Mediziner und seine Ambulanzmannschaft nicht.

Der Mann entnahm dem Koffer eine Sonde und berührte den Toten mehrmals.

Hallstrom vermutete, dass die Sonde eine Art Körperfunktionsmesser war, ein Universalgerät, das dem Fachmann schlüssige Daten und Ergebnisse gab.

Der Mediziner hob resignierend die Schultern und schüttelte den Körperfunktionsmesser. An dem Toten gab es nichts mehr zu messen.

Er packte die Sonde ein und wandte sich den Helfern zu, die eine Trage aufgeklappt hatten.

„Der dritte Fall in dieser Woche“, sagte er. „Seht zu, dass ihr ihn losbekommt. Ich kann nichts mehr für ihn tun.“

Die Mannschaft hatte durch die vorangegangenen beiden Fälle augenscheinlich schon einige Erfahrung gesammelt.

Die Männer breiteten eine Decke über den Toten, streiften Handschuhe über und hantierten unter der Decke.

Hallstrom war den Leuten ringsum dankbar für den Lärm, den sie vollführten. So blieb seinen Ohren erspart, was sich dort vom am Geländer tat.

Eine angenehme Arbeit für die Helfer war es sicher nicht. Andererseits besaßen sie unverkennbar bereits Routine.

Sie waren mit ihrer Arbeit ganz überraschend fertig, hüllten den Toten ein und betteten ihn auf die Trage.

Ein Mann sah sehr gewissenhaft nach, ob auch nichts am Geländer zurückgeblieben war.

„Kennt ihn jemand?“, fragte der Mediziner in die Runde, während seine Leute die Trage in das Gyrofahrzeug schoben.

„Er war noch nie in dieser Gegend. Er ist fremd“, sagte jemand gereizt. Die Leute hatten ein Schauspiel erwartet, eine Sensation. Um die sahen sie sich nun betrogen.

„Wo kam er her?“ Der Arzt schaute über die Menge hin, ohne jemanden besonders ins Auge zu fassen.

Nach einer Minute sagte ein Mann geradezu widerwillig: „Aus dem Haus der Handelsunion. Ich sah ihn torkeln. Er hat auch nur noch diese kurze Strecke geschafft.“

Der Arzt lud seinen Koffer ein und schwang sich auf einen Sitz.

Die Menge geriet in Bewegung und drängte gegen das Gyrofahrzeug.

„He, nicht so eilig!“, schrie jemand. Die Stimme des Mannes verriet aufkommende Wut. „Was hat das zu bedeuten? Was ist mit ihm? Wir wohnen hier, und wir haben ein Recht darauf zu wissen, was los ist!“

Der Doktor schüttelte den Kopf und redete auf den Fahrer des Fahrzeuges ein.

Der Mann, der Auskunft haben wollte, streckte die Hand aus und griff nach dem Arzt. Die Geste verriet eiskalte Entschlossenheit.

Er bekam den Arzt zu fassen und versuchte, ihn vom Sitz und aus dem Fahrzeug zu reißen. Hinter ihm reckten sich Fäuste. Derbe Flüche klangen aus der Menge.

In diesem kritischen Augenblick ließ der Fahrer den Antrieb des Fahrzeuges aufheulen. Der Gyrowagen rollte zurück, der Arzt konnte die brutale Hand abwehren.

Zwar lief der Mann aus der Menge noch neben dem offenen Fahrzeug her, aber da wendete der Fahrer schon und ließ das Raketenungetüm davonschießen.

Ein heißer Luftstrom fauchte in die Menge. Haare flogen, Tücher wehten. Die Leute bekamen rote Gesichter. Aber nicht allein der heißen Abgase wegen.

Die Menge zerstreute sich nicht. Sie blieb beisammen. Wüste Flüche wurden vernehmbar.

„Drei Fälle, hat er gesagt!“, rief ein Mann heiser. „Ihr habt es doch gehört, oder? Warum sagt man uns nichts davon? Was hat das zu bedeuten? Warum ist der Kerl ganz starr und steif geworden und eiskalt obendrein?“

„Ich denke, die wollen nicht, dass wir etwas erfahren!“, gab eine Frau Auskunft. „Die wollen etwas verheimlichen.“

„Wenn die glauben, mit uns können sie das machen, dann sind sie aber schiefgewickelt!“, brauste eine jugendliche Stimme auf. „Die müssen Farbe bekennen.“

Sofort war die Stimmung wieder auf dem Siedepunkt.

Hallstrom bemerkte die bösen Blicke und hielt es für ratsam, diese Straße zu verlassen. Zumindest diesen Abschnitt. Auf Fremde waren die Leute augenscheinlich nicht gut zu sprechen. Der Tote war ihnen fremd gewesen, und er war unter geheimnisvollen Umständen gestorben.

Nicht gerade in auffälliger Eile, aber doch zielstrebig und energisch arbeitete sich der Professor aus der Menge heraus. Frank und Ben schlossen sich ihm an.

Weit kamen sie nicht.

Ein krummbeiniger Mann vertrat ihnen den Weg, musterte sie aus rot unterlaufenen Augen und sagte bissig: „Euch kenne ich auch nicht, so wenig wie den Kerl, den sie mitgenommen haben. Und ich kenne sonst jeden in der Straße. - He, wartet nur mal! Vielleicht wisst ihr mehr von der Sache, als sich unsereins träumen lässt.“

Ben betrachtete ihn noch halbwegs wohlwollend und entgegnete: „Wir haben keinen blassen Schimmer, guter Freund. Es wäre nett, wenn Sie aus dem Weg gehen würden.“

Der krummbeinige Bursche dachte nicht daran. Im Gegenteil, er packte Hallstrom, der am wenigsten Schwierigkeiten zu machen versprach, am Ärmel und hielt ihn fest „Da ist einer, der nicht in die Straße gehört!“, zeterte er los. „Und er hat zwei Kerle bei sich, die ziemlich verfressen aussehen. Besonders der eine.“

Ben bekam einen roten Kopf und überlegte, ob er dem Burschen eine kleben sollte. Verfressen - das hatte ihm schon lange niemand mehr gesagt. Außerdem traf es nicht den Sachverhalt.

Und überhaupt, warum waren diese Leute und der krummbeinige Wicht so mächtig sauer auf Fremde in ihrer Straße? Er verstand es nicht. Selbst eine gewisse Fremdenfeindlichkeit brachte noch keinen Sinn in das Verhalten.

Die Menge setzte sich in Bewegung und rollte näher.

Hallstrom versuchte, seinen Ärmel zu befreien. „Wir wissen überhaupt nicht, was hier los ist“, sagte er beteuernd. „Wir sahen einen Toten, der abgeholt wurde. Lassen Sie gefälligst los!“

Der Mann lachte gehässig. „Ihr Burschen habt immer neue Ausreden. Aber wir machen mit Proviantbetrügern kurzen Prozess!“ Er holte mit dem rechten Bein aus, um Hallstrom einen Tritt zu verpassen.

Blitzschnell schoss Bens Fuß vor und blockte den Tritt ab. Der krummbeinige Giftzwerg verlor das Gleichgewicht und fiel gegen Hallstrom.

Mit einem energischen Ruck befreite Hallstrom seinen Ärmel aus den klauenartigen Händen und wandte sich zur Flucht. Die Menge war schon verzweifelt nahe gerückt.

Der stürzende Mann machte den Versuch, Hallstroms Füße in die Armklammer zu nehmen. Er erwischte nur noch Luft.

Die drei Fremden gaben Fersengeld.

Die johlende Menge setzte ihnen nach.

2

Mit einem verrückten Ausdruck in den Augen blieb Ben in der Einmündung einer Seitenstraße stehen und schaute zurück.

Die Verfolger waren stehen geblieben. Zwar drohten sie noch mit Fäusten, aber sie kamen nicht weiter.

„Ist denn die ganze Welt verrückt geworden?“, sagte Ben ungnädig. „Erst dieser Mann am Geländer, und dann diese Giftkröte, die die Menge aufwiegelt. Was sind Proviantbetrüger, zum Teufel?“

Hallstrom lehnte sich gegen die Hauswand und verschnaufte. „Immer langsam“, meinte er keuchend. „Die Ereignisse überrollen mich.“ Er wandte den Kopf. Aus der Seitenstraße kamen vier Männer, die zwar jetzt etwas zögerten, die aber genau so unfreundlich dreinschauten wie die anderen Leute drüben in der Straßenmitte.

Ben rollte die Schultern, um die Muskeln geschmeidig zu machen. Von der Menge war nichts Gutes zu erwarten, und von diesen vier Burschen schienen sie auch nicht gerade wie gute Freunde aufgenommen zu werden.

Frank legte ihm besänftigend die Hand auf den Arm. „Nicht so hitzig. Schau sie dir mal genau an. Auch die Leute hinter uns. Sehr gut genährt sehen sie alle miteinander nicht aus. Vielleicht ist das der Grund, warum uns der Wicht als Proviantbetrüger bezeichnete.“

„Vielleicht“, räumte Ben ein. „Aber ich versteh’s trotzdem nicht.“

Die vier waren zu der Einsicht gekommen, dass sie gegen den muskulösen großen Mann keine nennenswerte Chance hatten. Also blieben sie stehen.

Einer fasste sich ein Herz und sagte: „Verschwindet! Wir brauchen keine Neuzugänge in diesem Viertel.“

„Reg dich nicht auf, es schadet deinem Blutdruck!“, empfahl Ben. „Diese lausige Gegend kann uns gestohlen bleiben. Wir wollen nur durch diese Straße gehen.“

Die vier hatten vor ihm Angst. Ihre Gesichter drückten es aus. Aber der Sprecher schüttelte mutig den Kopf. „Wir haben hier genug Leute. Nehmt eine andere Straße und seht zu, dass ihr weiterkommt.“

„Sehr freundlich!“, knurrte Frank sarkastisch. „Das ist doch eine öffentliche Straße, oder?“

„Schon“, gab der Sprecher zögernd und unsicher zu. Er wusste nicht, was die Fremden bezweckten.

„Dann benützen wir sie auch!“, bestimmte Frank. „Es wäre klug von euch, uns keine Schwierigkeiten zu machen.“

Hallstrom runzelte die Stirn. Er hatte die Frage auf der Zunge, warum sie auch in dieser Straße nicht willkommen waren. Aber vielleicht war gerade diese Frage grundfalsch und brachte die Männer noch mehr gegen sie auf.

Er wollte sich schon in Bewegung setzen und als Geste des guten Willens vor Ben in die Seitenstraße eindringen, als er in gut zweihundert Meter Entfernung eine Zusammenrottung bemerkte. Die Leute dort sahen mindestens so unfreundlich aus wie die wartende Menge, vor der sie davongelaufen waren.

An ein friedliches Durchkommen war nicht zu denken.

Die vier Männer spürten, dass sich das Verhalten der Fremden änderte. Machten sie eben noch den Eindruck, als würden sie in jedem Falle diese Seitenstraße benützen wollen, so zeigten sie jetzt deutliche Anzeichen von Unsicherheit.

Das veranlasste den Sprecher, über die Schulter zu sehen. Der Anblick der zusammenströmenden Menge stärkte ihm sichtlich das Rückgrat. Er wandte sich den drei Fremden zu. Seine Stimme war voller Gehässigkeit und Schadenfreude, als er sagte: „Es ist unsere Straße, und wir bestimmen, wer sie benützt und wer nicht. Ihr habt hier nichts zu suchen.“ Er streckte die Hand aus und wies die Fremden zur Hauptstraße. Die Geste ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.

Ben machte eine Bewegung zur Hüfte, die für Hallstrom ebenfalls unmissverständlich war. Hastig sagte der Professor: „Glaube nur nicht, dass wir vor euch Angst haben. Wir weichen lediglich der Dummheit.“ Damit zog er sich langsam zurück.

Die vier Männer, die so eifersüchtig den Zugang zu ihrer Straße verteidigten, waren damit zufrieden.

Anders die wartende Menge, die sofort wieder näher rückte. Hallstrom wartete, bis Ben und Frank zu ihm aufgeschlossen hatten. Sie schritten die Straße hinab, in einiger Entfernung von den Leuten begleitet, die wohl ganz sichergehen wollten, dass sie auch wirklich diesen Bezirk verließen und nicht etwa in einem Hauseingang untertauchten.

„So ganz verstehe ich’s zwar auch noch nicht, aber mir beginnt es zu dämmern“, sagte Hallstrom und schaute zurück. „Die Ernährungskrise! Den Leuten geht es schlecht. Sie haben nicht genug zu beißen. Das Schreckgespenst einer weltweiten Hungersnot wird in unserer Eigenzeit unentwegt von den Fachleuten geschildert, aber so recht daran glauben wollte ich nicht. Jetzt haben wir den Beweis, dass die Experten sich nicht geirrt haben.“

„Mit einer Verspätung von dreiundachtzig Jahren“, erwiderte Ben.

Ihre Eigenzeit war das Jahr 1997. Jetzt schrieb man 2080. Mit der Zeit Kugel waren sie 83 Jahre in die Zukunft vorgestoßen. Ein gewaltiger Zeitsprung war das nicht, sie hatten schon ganz andere zeitliche Entfernungen zurückgelegt.

In diesen 83 Jahren aber mussten den Ernährungsexperten und Bioingenieuren endgültig die Tricks ausgegangen sein, mit denen sie die Menschheit immer wieder an einer Hungerkatastrophe vorbeigesteuert hatten.

Proviantbetrüger - das Wort sagte eigentlich genug. Es verriet zudem, dass es Leute gab, die sich mit List und Tücke Vorteile zu verschaffen verstanden und doppelte Zuteilungsrationen ergaunerten.

Doppelte Zuteilung für die einen bedeutete weniger für die anderen. Kein Wunder, dass die Leute zornig und misstrauisch waren. Ganz besonders dann, wenn gleich drei Fremde auftauchten.

„Wie können wir den Leuten bloß verständlich machen, dass wir ihnen nichts wegnehmen wollen?“, überlegte Hallstrom laut.

„Ein Schild um den Hals wird sie kaum überzeugen“, sagte Ben bissig. „Und bevor Ihr Herz vor Mitgefühl überfließt - haben Sie sich schon mal überlegt, wovon wir uns ernähren sollen? Von Beteuerungen und vom guten Willen werden wir nicht satt.“

Hallstrom bedachte ihn mit einem grämlichen Blick. Letzten Endes jedoch hatte Ben recht. Ben sah die Situation nüchtern und realistisch und hielt sein Gefühl von sentimentalem Ballast frei.