Auf dunklen Pfaden - Michael Mühlehner - E-Book

Auf dunklen Pfaden E-Book

Michael Mühlehner

0,0
0,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Auf dunklen Pfaden ... Vier Gänsehaut-Geschichten, die das Blut zum gefrieren bringen. Um Mitternacht öffnen sich die Pfade der Dunkelheit, und wer sich darauf verliert, wird mit dem Grauen konfrontiert. Die wenigsten finden einen Ausweg aus der Finsternis.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Michael Mühlehner

Auf dunklen Pfaden

Horror-Geschichten

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Auf dunklen Pfaden

 

 

 

AUF DUNKLEN PFADEN

 

 

 

 

Das Grab des Zauberers 

Das Haus der Hexe 

Das Grab 

Der Nachtwandler 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DAS GRAB DES ZAUBERERS

 

Wir folgten dreißig Tage den Nil flussaufwärts. Unsere Expedition bestand aus fünf Zivilisten, zehn Fellachen und zwanzig Soldaten der britischen Infanterie unter dem Kommando von Major Hurst, dem Leiter der Expedition.

Mehr als ein Monat war überhaupt nötig, um die Expedition in Kairo zusammen zustellen, aber dann, im August 1899 brachen wir reitend auf gesattelten Kamelen auf. Solange wir dem Fluss mit seinen fruchtbaren Ufern folgten, war die Versorgung kein Problem. Masra kümmerte sich mit seinen Fellachen um Wasser und Proviant, während Major Hurst und Jonathan Kincaid mit den Sheiks und Dorfältesten redeten und nach neuen Spuren und Informationen suchten.

Doktor Billingsfield und Louis Sansoucci studierten derweil die Angaben in der uralten Karte, mit deren Hilfe sie den Weg nach Tin Yarsen zu finden hofften. Je weiter wir nach Süden vordrangen, desto karger wurde die Vegetation und der Fluss wechselte oftmals sein Erscheinungsbild. Auch wurden die Flussstämme wilder und die Dörfer verwahrloster, so dass wir oftmals im Schutze unserer Soldaten um Proviant feilschen mussten. Manches mal folgten uns auf den Dünenkämmen der Wüste schwarzgekleidete Beduinen.

Eine gewisse Nervosität schlich sich unter den Soldaten ein und manche beklagten sich über Diebstähle, die in der Nacht verübt wurden, obwohl wir Wachen aufstellten. Dies änderte sich erst, als wir den fruchtbaren Landstrich des Nils verließen, und direkt hinein in die Wüste ritten. Unsere Karawane folgte dem Licht des Sirius.

 

„Respekt, Murray“, sagte Jonathan Kincaid und legte mein Buch zurück auf den klappbaren Reisetisch. „Aber mir scheint, es liest sich mehr wie eine Novelle, denn ein Reisebericht.“

„Vielleicht ist es ja beides“, sagte ich etwas mürrisch. Kincaid und ich teilten uns ein Zelt, doch ich mochte es nicht, wenn jemand unaufgefordert in meinen Büchern las. Obwohl Kincaid ein umgänglicher Kerl war, wirkte er doch manchmal verschlossen, außerdem hatte er keinen guten Ruf in der feinen Gesellschaft in Kairo. Der Sohn eines verarmten Landadeligen, unehrenhaft aus der Armee entlassen, ein Spieler und Abenteurer, immer auf der Suche nach Reichtum und Ruhm. Er war wie ein Beduine gekleidet, weißer Turban, Burnus, dunkle, raue Hosen und hochschaftige Reitstiefel aus Leder. Ein Patronengurt war quer über die Brust geschlungen, im Gürtel um die schmale Taille steckten ein Jagdmesser, ein Säbel und ein Army-Colt. Seit dem Aufbruch unserer Expedition hatte ich nicht einmal gesehen, das Kincaid ohne seine Waffen herum lief. Er verbrachte viel Zeit mit Masra, dem Führer der Fellachen und mit Dempsey, einer weiteren zwielichtigen Gestalt aus den dunklen Vierteln Kairos. Anfangs wehrte sich Hurst gegen eine Teilnahme von Paxton Dempsey, doch der Ire war der einzige von uns, der das Land soweit südlich von Kairo kannte. Ein Grabräuber, der hinter den schwarzen Mauern Thebens bereits geplündert hatte. Ich traute ihm keinen Meter über den Weg, eine Abneigung, die ich mit Doktor Billingsfield und Louis Sansoucci teilte. Ersterer war von der britisch-archäologischen Gesellschaft in Kairo, der Franzose war ein angesehener Ägyptologe, der sich einen Namen in der Welt der Wissenschaft gemacht hatte. Obwohl seine Thesen des öfteren doch sehr abwegig waren.

Kincaid warf mir einen zwiespältigen Blick zu und erhob sich dann. Er musste in den niedrigen Zelt gebückt stehen.

„Kommen Sie heute Abend auch auf eine Runde Whist im Kasino-Zelt vorbei, Murray? Außerdem hat Hurst eine Lagebesprechung angesetzt, bevor wir ins Kernland vorstoßen.“

Mit den Soldaten von Hursts Abteilung kam Kincaid gut zurecht, doch der Major und er konnten sich nicht leiden.

„Ich werde mir anhören, was der Major zu sagen hat.“