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Im Westen hoch angesehen, im eigenen Land unerwünscht: Bei Ling – Verleger, Autor und Freund der Dissidenten Liu Xiaobo und Ai Weiwei – gibt in diesem autobiographischen Sachbuch Einblicke in die Mechanismen der chinesischen Staatsmacht, insbesondere der Zensur. Durch seine Arbeit als Verleger und Autor gerät er immer wieder ins Visier der Partei, 2000 wurde er von den chinesischen Sicherheitsbehörden verhaftet, weil er die regimekritische Literaturzeitschrift Tendenzen herausgegeben hatte; Susan Sontag und Günter Grass setzten sich erfolgreich für seine Freilassung ein. Nicht nur im eigenen Land will man ihm den Mund verbieten – von der Frankfurter Buchmesse wurde der Exilchinese 2009 als Podiumsgast zunächst ein-, dann auf Druck der offiziellen chinesischen Delegation wieder ausgeladen. In »Ausgewiesen« gibt Bei Ling Einblicke in den chinesischen literarischen Untergrund, erzählt von seiner Zeit in Gefangenschaft und davon, wie es ist, keinen heimatlichen Boden betreten zu dürfen.
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Seitenzahl: 277
Bei Ling
Ausgewiesen
Über China
eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2012
Copyright © Bei Ling 2011
© der deutschen Ausgabe Suhrkamp Verlag Berlin 2012
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen
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und Fernsehen, auch einzelner Teile.
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1 Die Frankfurter Buchmesse 2009. Ein Staat kämpft gegen seine Literatur
Peking – ein letztes Mal
Ein Staatsfeind? Das Internationale Symposium China und die Welt: Wahrnehmung und Wirklichkeit im September 2009
Eine abgedroschene Anekdote
Die Frankfurter Buchmesse 2009
2 Vom literarischen Untergrund
Suche nach Wahrheit – die Mauer der Demokratie an der Xidan-Kreuzung in Peking
Die Zeitschrift Jintian (Heute) und die ersten Sprößlinge der Untergrundliteratur
Der Aufstieg der Untergrundliteratur
3 Zum ersten Mal in den USA (1988-89)
New York
Nach dem Massaker vom vierten Juni
4 Die Gründung von Tendenzen
Literatur im Exil
Die Gründung von Tendenzen
Beschattung und Gegenbeschattung
Die gescheiterte Registrierung von Tendenzen
5 Eine großartige Erscheinung: Susan Sontag
Die erste Begegnung
Ein Gespräch mit Susan Sontag
Sontag und Tendenzen
6 Arrest
Wenn Literatur ein Affront für den Staat ist
Verhaftung
Block acht, Zelle eins
Herr Li
Spitznamen
Bestialische Welt
Weiberwäsche
7 Freunde in höheren Etagen
Das Verhör
Freilassung und Hausarrest
8 Exil
Mein Vaterland: Ein Koffer
Susans Rettungsaktion
Angstzustände
9 Gründung der unabhängigen chinesischen Schriftstellervereinigung
Tendenzen wird eingestellt
Gründung des Unabhängigen Chinesischen P.E.N.
Geschafft
Gründung des Tendenzen-Verlags
10 Meine Heimat ist die Sprache
Schreiben im Exil
Überstehen ist alles
Dank
Nach neun Jahren das Wiedersehen. Peking. Jeder Schritt Erinnerung. Jeder Schritt ein Abschied.
In der Abflughalle Nummer drei des Flughafens der Hauptstadt. Rechts und links von mir zwei junge Flughafenpolizisten, der eine hält meinen Paß und meine Bordkarte in den Händen, der andere ist ganz damit beschäftigt, mich im Auge zu behalten, während er meinen Koffer hinter sich herzieht. So bewegen wir uns auf das ganz am Ende der Halle liegende Abfluggate der Air-China-Maschine CA185 nach Taipeh zu. Es ist der 19. November 2009, halb acht Uhr morgens.
Am Gate ist kein einziger Passagier mehr. Das Gesicht der Dame am Check-in-Schalter verdüstert sich, als wir auftauchen und die Polizisten ihr meinen Paß und meine Bordkarte unter die Nase halten. Sie erklären ihr die Situation. Höflich winkt sie mich dann doch durch das Gate, zur Gangway. Die Polizisten bleiben dicht hinter mir und erst kurz vor der Kabinentür geben sie mir meinen Paß zurück und behalten mich weiter im Auge. Es sieht beinahe so aus, als ob sie vor der Tür verharren werden, bis die Maschine gestartet, über das Rollfeld gefahren ist und abgehoben hat, um auch wirklich sicherzugehen, daß ich Peking verlassen habe.
Im Oktober und November 2009 war ich zu Gast bei der Frankfurter Buchmesse. Am 19. November flog ich mit einer Maschine der Air China von Frankfurt am Main nach Peking. In Peking angekommen, wurde ich von der Polizei in Empfang genommen, die mir mitteilte: »Sie sind eine unerwünschte Person. Ihnen ist es untersagt, nach Peking einzureisen.« Die Polizei zwang mich zum Einstieg in eine Maschine nach Taipeh. Mein Gepäck wurde in Peking konfisziert. Noch am selben Abend um 23 Uhr kam ich in Taipeh an, meinem derzeitigen Wohnsitz.
Neun Jahre zuvor, am 26. August 2000, wurde ich auf dieselbe Weise direkt aus chinesischer Untersuchungshaft in die USA ausgewiesen. Ins Exil.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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