Bad Earth Sammelband 9 - Science-Fiction-Serie - Manfred Weinland - E-Book

Bad Earth Sammelband 9 - Science-Fiction-Serie E-Book

Manfred Weinland

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Beschreibung

Der neunte Sammelband der atemberaubenden Science-Fiction-Serie jetzt zum Supersparpreis

Die RUBIKON zwischen fremden Sternen

Was für ein Gebilde ist das, das so frappierende Ähnlichkeit mit einem Hornissennest aufweist - und das der PERSPEKTIVE zum Verhängnis wurde?

Viel vordringlicher noch als eine Antwort auf diese Frage ist für die Besatzung der RUBIKON der Angriff auf sie selbst. Eine unvorstellbare Welle der Vernichtung schlägt dem Rochenschiff entgegen - und lässt Cloud zum äußersten Mittel greifen ...

Besteht überhaupt noch Hoffnung?

Bad Earth - das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen.

Die digitale Neuausgabe der Space Opera von Manfred Weinland jetzt endlich auch im Sammelband.

Dieser Sammelband umfasst die Folgen 41 - 45 der Serie Bad Earth.


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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die digitalen Originalausgaben: Copyright © 2017/2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln Covergestaltung: © Tanja Østlyngen und Guter Punkt, München www.guter-punkt.de unter Verwendung von Motiven © thinkstock: forplayday|Jiri Vaclavek|michalz86|Zoonar RF|Argument|innovari|estt|Daniela Mangiuca ISBN 978-3-7325-8593-9

Marc Tannous, Luc Bahl, Alfred Bekker, Manfred Weinland

Bad Earth Sammelband 9 - Science-Ficiton-Serie

Inhalt

Marc TannousBad Earth 41 - Science-Fiction-SerieDie RUBIKON zwischen fremden Sternen Was für ein Gebilde ist das, das so frappierende Ähnlichkeit mit einem Hornissennest aufweist - und das der PERSPEKTIVE zum Verhängnis wurde? Viel vordringlicher noch als eine Antwort auf diese Frage ist für die Besatzung der RUBIKON der Angriff auf sie selbst. Eine unvorstellbare Welle der Vernichtung schlägt dem Rochenschiff entgegen - und lässt Cloud zum äußersten Mittel greifen ... Besteht überhaupt noch Hoffnung? Bad Earth - das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen. Die digitale Neuausgabe der Space Opera von Manfred Weinland jetzt endlich und nur als eBooks erhältlich. Jetzt herunterladen und sofort loslesen!Jetzt lesen
Luc BahlBad Earth 42 - Science-Fiction-SerieJiim als Erbe des Suprio Noch immer befinden sich Cloud und seine Gefährten im Territorium der Virgh. In der Milchstraße rückt indes Kalser - der Planet, auf dem einst die "Äskulap-Schiffe" gebaut wurden - in den Blickpunkt des Geschehens. Die Heimat der Nargen ist eine unwirtliche Welt. Und Jiim, dem Freund der Menschen, der die letzten seines Volkes in eine bessere Zukunft führen wollte, stehen die bittersten Stunden seines Lebens bevor ... Bad Earth - das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen. Die digitale Neuausgabe der Space Opera von Manfred Weinland jetzt endlich und nur als eBooks erhältlich. Jetzt herunterladen und sofort loslesen!Jetzt lesen
Alfred BekkerBad Earth 43 - Science-Fiction-SerieJiim an Bord der Virgh-Station Die Virgh greifen an, und die RUBIKON wird von der eigenen Kontinuumwaffe in ein anderes Universum versetzt, aus dem es nur mühsam wieder ein Entkommen gibt. Dadurch an Raum und Zeit gewonnen, steuert die RUBIKON nun die Virgh-Bastion an, zu der die PERSPEKTIVE, das Schiff der befreundeten Satoga, gelockt wurde. Dort soll Jarvis in den Virgh-Stock eingeschleust werden, damit dieser versuchen kann, die gefangenen Satoga zu befreien ... Ein Himmelfahrtskommando? Bad Earth - das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen. Die digitale Neuausgabe der Space Opera von Manfred Weinland jetzt endlich und nur als eBooks erhältlich. Jetzt herunterladen und sofort loslesen!Jetzt lesen
Manfred WeinlandBad Earth 44 - Science-Fiction-SerieDie Flotte der Eroberer erscheint - uralte Feinde treffen aufeinander Nachdem es Jarvis gelungen ist, in den Virgh-Stock einzudringen, soll er nun versuchen, die gefangenen Satoga zu befreien. Aber kann der ehemalige GenTec gegen die erdrückende Übermacht im Stock bestehen? Zumal sein Vorstoß in die Höhle des Löwen offenbar nicht unbemerkt geblieben ist ...? Doch nicht nur hier spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu, sondern auch in der fernen Milchstraße, wo die Jay'nac auf die Ereignisse in der Großen Magellanschen Wolke reagieren - und die Endphase eines Jahrtausendplanes einläuten ... Bad Earth - das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen. Die digitale Neuausgabe der Space Opera von Manfred Weinland jetzt endlich und nur als eBooks erhältlich. Jetzt herunterladen und sofort loslesen!Jetzt lesen
Bad Earth 45 - Science-Fiction-SerieGibt es eine Zukunft für die Völker der Milchstraße? Das Rätsel um die Virgh ist gelöst. Und nun, da klar ist, wer hinter ihrem erbarmungslosen Wüten in der Großen Magellanschen Wolke steckt, überschlagen sich die Ereignisse. Die Geschehnisse erzwingen die sofortige Rückkehr der RUBIKON in die Milchstraße. Doch da sieht sich deren Besatzung mit der nächsten Hiobsbotschaft konfrontiert: Ortungen ergeben, dass Hunderte von Sonnen der heimatlichen Galaxis spontan zu Supernovae entartet sind. Trifft der Verdacht der Satoga zu, dass die Jay'nac dabei sind, ihre Spuren in der Milchstraße zu verwischen - auf Kosten unzähliger Lebewesen ...? Bad Earth - das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen. Die digitale Neuausgabe der Space Opera von Manfred Weinland jetzt endlich und nur als eBooks erhältlich. Jetzt herunterladen und sofort loslesen!Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Über diese Folge

Über die Autoren

Was bisher geschah

Impressum

Das falsche Universum

In der nächsten Folge

Über diese Folge

Folge 41: Das falsche Universum

Die RUBIKON zwischen fremden Sternen

Was für ein Gebilde ist das, das so frappierende Ähnlichkeit mit einem Hornissennest aufweist – und das der PERSPEKTIVE zum Verhängnis wurde?

Viel vordringlicher noch als eine Antwort auf diese Frage ist für die Besatzung der RUBIKON der Angriff auf sie selbst. Eine unvorstellbare Welle der Vernichtung schlägt dem Rochenschiff entgegen – und lässt Cloud zum äußersten Mittel greifen …

Besteht überhaupt noch Hoffnung?

Bad Earth – das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen.

Über die Autoren

Manfred Weinland schrieb bereits für renommierte Serien wie Perry Rhodan Taschenbuch, Ren Dhark, Maddrax, Dino-Land, Jerry Cotton, Gespenster Krimi, Professor Zamorra u.a., ehe er das Konzept für die Serie Bad Earth ausarbeitete. Zusammen mit Erfolgsautoren wie Alfred Bekker, Luc Bahl, W. K. Giesa, Peter Haberl, Horst Hoffmann, Claudia Kern, Achim Mehnert, Susan Schwartz, Conrad Shepherd, Marc Tannous, Michael Marcus Thurner und Marten Veit, die ebenfalls alle bereits jahrelange Erfahrung im Schreiben von Science-Fiction-, Action- und Abenteuer- oder Horrorromanen haben, gelang eine ebenso spannungsgeladene wie komplexe Science-Fiction-Serie, die sich einem Thema widmet, das alle interessiert: Der Zukunft der Erde und der Menschheit.

Was bisher geschah

Die RUBIKON hat die Große Magellansche Wolke erreicht und dringt unter John Clouds Kommando tiefer in sie ein. Von hier flohen die Foronen vor Jahrzehntausenden vor einem übermächtigen Gegner, den Virgh.

Cloud und seine Freunde begegnen den Satoga, die aus der Kleinen Magellanschen Wolke stammen und denen der erste Vorstoß in die Nachbargalaxis gelungen ist. Cloud schließt Freundschaft mit dem Kommandanten der PERSEKTIVE, einem Satoga namens Artas.

Ihre Wege trennen sich bald darauf wieder.

Wenig später stößt die RUBIKON erstmals auf aktive Virgh. Sie greifen das Heimatsystem der Cirr an. Das Eingreifen der RUBIKON endet in einem Fiasko.

Nathan Cloud, Johns dem Irrsinn verfallener Vater, führt das Schiff schließlich zu einem Ort, von dem ein mysteriöser, nur von ihm und besonders »anfälligen« Personen wahrnehmbarer Lockruf ausgeht; zu einem insektenstockartigen Gebilde, an dem zu aller Überraschung die PERSPEKTIVE »klebt«. Offenbar wurden die Satoga ebenfalls hierher gelockt.

Da greifen die Virgh an. Sie sind wild entschlossen, auch die RUBIKON in ihre Gewalt zu bringen – oder zu vernichten …

Marc Tannous

Das falsche Universum

Es war das reinste Inferno.

Und John Cloud, der Mann aus der Vergangenheit, befand sich mitten drin.

Vom geschlossenen »Sarkophag« des Kommandositzes aus, nahm er alles über die Rezeptoren des Rochenraumers wahr.

Überwältigt von der schieren Masse der Superdreizacks, die sich wie ein Insektenschwarm aus dem bienenstockartigen Gebilde gelöst hatten, stöhnte er leise auf.

Mit jeder Sekunde strömten weitere von ihnen aus, um sich in den Pulk derer einzureihen, die sich der Vernichtung der RUBIKON verschworen hatten. Wie eine zweite Haut aus purer Energie leckten die Einschläge der mächtigen Waffen über die Außenhülle seines Schiffes.

Die Situation schien ausweglos.

Was John Cloud selbst mit jeder Faser seines Körpers spürte, bestätigten ihm die unaufhörlich auf ihn einprasselnden Statusmeldungen.

Obwohl er die KI angewiesen hatte, alle verfügbare Energie in das Abwehrsystem zu leiten, würden die Schilde dem Dauerbeschuss nicht mehr lange standhalten. Ihr völliger Zusammenbruch stand kurz bevor.

Und dann ist alles aus!, zuckte es durch Clouds Gedanken.

Im nächsten Moment kam es noch schlimmer.

Torell zeigt keinerlei Wirkung!, meldete die KI. Stelle Angriff ein.

Clouds Magen verklumpte sich.

In Torell hatte er seine letzten Hoffnungen gesetzt. Seine PSI-Strahlung wirkte sich direkt auf das Nervensystem des Gegners aus, zerrüttete es und stürzte den Betroffenen in tiefe Depressionen. Bei den Virgh schien er aus irgendeinem Grund zu versagen.

Und die herkömmlichen Energiegeschütze hatten sich gegen die Übermacht der Dreizacke als so hilfreich erwiesen, wie ein Glas Wasser gegen einen Flächenbrand.

Sie waren erledigt.

Es sein denn …

Cloud zögerte.

Es gab noch eine letzte Chance

Konnte, nein, durfte er es wagen?

Ihre relative Nähe zum »Stock«, jenem gigantischen Gebilde, aus dem sich die Virgh-Schiffe in den Raum ergossen, barg ein unschätzbares Risiko. An seiner Außenwand klebte noch immer die PERSPEKTIVE, das Schiff des Satoga Artas, wie ein Insekt in einem Spinnennetz. Unter Umständen konnte Clouds Notfallplan ihr Ende bedeuten.

Aber gab es für die Satoga überhaupt noch eine Chance?

Bereits im System der Cirr war Clouds Versuch gescheitert, über die Black Box, die Artas ihnen überlassen hatte, Kontakt zur PERSPEKTIVE aufzunehmen. Er hatte jedoch nicht gewusst, dass sich die Satoga zu diesem Zeitpunkt bereits in den Fängen der Virgh befunden hatten.

Als sich die RUBIKON dem Stock genähert hatte, hatten die Virgh bereits damit begonnen, die PERSPEKTIVE mit Hilfe roboterartiger Geschöpfe in ihre Einzelteile zu zerlegen.

Schilde nähern sich erneut der Belastungsgrenze …, meldete die KI, als wollte sie Clouds Aufmerksamkeit wieder auf die Ausweglosigkeit ihrer eigenen Situation lenken.

Tatsächlich spürte er, wie die Abwehr unter dem unaufhörlichen Beschuss kollabierte. Einmal hatte sie bereits kurz davor gestanden, doch irgendwie hatte er es geschafft, sie vor der Vernichtung zu bewahren.

Wie viel Zeit bleibt uns noch?, fragte er.

Wenige Sekunden.

Seit die KI Cloud als einzige Autorität akzeptierte, hatte sie sich ganz auf den Mann von der Erde eingestellt, sich seinen Wünschen und Bedürfnissen angepasst.

Noch bevor Cloud seine Frage gestellt hatte, hatte er seine Entscheidung bereits getroffen.

Jetzt teilte er sie auch der Schiffsinstanz mit. Aktiviere die Kontinuumwaffe!

Clouds eigene Worte ließen ihn schaudern. Seit er das Kommando der RUBIKON übernommen hatte, hatte er sich innerlich geschworen, diese so gewaltige wie heimtückische Waffe nur im absoluten Notfall einzusetzen.

Aktivierung eingeleitet, folgte sofort die Bestätigung.

Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Cloud spürte, wie der Schwanz des Rochens aktiviert wurde, das Schiff damit auf das Doppelte seiner ursprünglichen Länge wuchs.

Im nächsten Augenblick begann er auch schon, um sich zu tasten, um die RUBIKON mittels Gravitationsanker im Normaluniversum anzuketten.

In einem immensen Kraftakt richtete sie den Schweif zielgenau auf die Virgh-Schiffe aus, deren Besatzungen nicht einmal zu ahnen schienen, welches Unheil ihnen drohte und die deshalb ihre Angriffe unvermindert fortsetzten.

Wie immer begann es mit einem purpurnen Leuchten, das die Spitze des Schweifs erhellte, dabei von grellen Blitzen umzüngelt wurde.

So bedrohlich dies schon wirkte, war es doch nicht mehr als die Vorbereitung auf ein Inferno, das kurz davor stand, entfesselt zu werden.

Mit einem Mal loderte der Schweif grell auf. Energielanzen lösten sich von seiner Oberfläche, schossen in die Dunkelheit des Alls.

Die Virgh schienen sich der ungeheuren Gefahr, die ihnen drohte, noch immer nicht bewusst zu sein. Sie nahmen die RUBIKON weiter unter Beschuss, ohne auch nur Anstalten zu machen, eine Feuerpause einzulegen.

Währenddessen entfaltete die Kontinuumwaffe ihre teuflische Wirkung. Zuerst waren es nur winzige Risse im Universum, die sich jedoch in rasender Geschwindigkeit vergrößerten, sich dabei verästelten und so ständig neue Verbindungen schufen.

Eine Kluft breitete sich aus. Ein riesiger, gähnender Schlund, umzüngelt von Blitzen, erfüllt von einem gespenstischen Licht, so kalt und abweisend, als würde es direkt aus den Tiefe der Hölle emporsteigen. Gleichzeitig zerrten ungeheure Gravitationskräfte an allem, was sich in der Nähe des Dimensionsrisses aufhielt.

Cloud spürte, wie auch die RUBIKON von dem gewaltigen Sog erfasst wurde und nur mit Hilfe der zuvor ausgeworfenen Gravitationsanker ihre Position im Normaluniversum verteidigen konnte.

Durch die Sensoren des Schiffes beobachtete Cloud, wie die ersten Dreizackschiffe vom Sog erfasst wurden. Zu seinem Entsetzen hielt sie nicht einmal das davon ab, ihr Angriffsfeuer fortzusetzen.

Und auch die anderen Schiffe, die von der Anziehungskraft des Dimensionsrisses bisher verschont geblieben waren, setzten ihre Attacken unvermindert fort. In ihren Plänen schien die völlige Vernichtung der RUBIKON oberste Priorität einzunehmen – noch vor der Verteidigung des eigenen Lebens.

Schilde kurz vor dem Kollaps, meldete die KI in gewohnt nüchterner Art.

Verdammt!, dachte Cloud. Es sind zu viele!

Obwohl die mörderischen Dreizacks zu Dutzenden in den bodenlosen Schlund gerissen wurden, schien sich die Zahl derer, die das Rochenschiff weiter unter Beschuss nahmen, kaum zu verringern. Im Gegenteil. Ihr Aufgebot schien aus dem Stock ständig neu gespeist zu werden!

Zusammenbruch des Abwehrsystems in fünf … vier … drei …

Das ist das Ende, war sich John sicher.

Wenn die Schilde kollabierten, gab es nichts mehr, was die RUBIKON dem massiven Angriffsfeuer noch entgegensetzen konnte.

Zwei … eins …

Die ersten Erschütterungen folgten übergangslos. Sie trafen das Schiff mit der Wucht von Titanenfäusten.

Und mit jedem einzelnen Hieb schienen Clouds Sinne zu explodieren, obwohl er bereits mehrere Filter zwischen sich und die Sensoren geschaltet hatte. Blitze zuckten vor seinen Augen und ein heißer, tobender Schmerz brachte seine Nervenenden zum glühen.

Gleichzeitig war da dieser gewaltige Sog des Dimensionsrisses, der mit jeder Sekunde stärker wurde.

Und wieder schlugen Energiegeschosse der Feindschiffe in die Außenhülle der RUBIKON ein.

Die Schwere der Treffer schien die Wirkung der Gravitationsanker empfindlich zu schwächen. Schon jetzt bereitete es der RUBIKON erhebliche Mühe, sich den auf sie einwirkenden Kräften zu widersetzen.

Cloud kam es vor, als sei jede einzelne Zelle seines Körpers an Gummiseilen befestigt, die unaufhörlich an ihnen zerrten, sich immer mehr spannten und kurz vor dem Zerreißen standen – was auch geschah!

Mit einem heftigen Ruck löste sich das Rochenschiff, wurde förmlich aus seiner Verankerung im Normaluniversum katapultiert.

Cloud sah die Kluft zwischen den Dimensionen auf sich zurasen, wie das Maul eines gewaltigen Fisches.

Es war so weit. Ebenso wie zuvor Dutzende der Dreizackschiffe tauchte die RUBIKON in den Spalt ein.

Er füllte Clouds gesamtes Blickfeld aus, wie ein gewaltiger, rotierender Tunnel. Es schien so, als würde das Schiff von oben herab ins Zentrum eines Wirbelsturms gesaugt.

Das Ziehen in Johns Gliedern erreichte seinen Höhepunkt. Ihm war, als würden unsichtbare Kräfte versuchen, sein Inneres nach außen zu stülpen.

Alles um ihn herum war erfüllt von waberndem, zuckendem Licht, während er sich fühlte, als würde er aus großer Höhe dem Erboden entgegenrasen.

Dunkle Schleier, durchsetzt mit grell lodernden Sternen, breiteten sich vor ihm aus, raubten ihm zunehmend die Sicht.

Das war’s dann wohl, ging es ihm fast beiläufig durch den Kopf, während sein Bewusstsein in lichtlose Tiefen trudelte. Er glaubte noch zu spüren, wie sich die Kluft zwischen den Dimensionen hinter dem Schweif des Schiffs wieder schloss.

Dann erlosch jede Wahrnehmung …

***

Seit jenem Tag im Jahre 2019, an dem sein Vater, Nathan Cloud, von der ersten Marsmission nicht zurückgekehrt war, hatte John sich immer gefragt, wie es wohl sei, zu sterben.

War es ein kaum wahrnehmbarer Übergang in eine andere Daseinsstufe? Gab es einen lauten Knall, oder geschah es leise und friedvoll? Verursachte es Schmerzen, oder war es vielleicht sogar angenehm?

Im ersten Moment, als John zu sich kam, glaubte er, endlich Antworten auf all diese Fragen gefunden zu haben.

Der Tod war also dunkel und lautlos, wie die Weiten des Alls. Es gab keine Himmelspforte, keine Wolken mit Harfe spielenden Engeln. Nur ein vollkommenes, alles umfassendes Nichts.

Erst als John das Pochen seines eigenen Herzschlags vernahm, ahnte er, dass irgendetwas an seiner Vermutung nicht stimmen konnte. Tastend streckte er die Hände aus – und stieß gegen einen harten Widerstand, der sich in alle Richtungen fortsetzte, seinen Körper wie eine Schale umhüllte.

Der Sarkophag, wurde es ihm bewusst. Kein Zweifel. Er saß also noch immer im Kommandositz der RUBIKON. Doch was war geschehen?

Dunkel erinnerte er sich an Superdreizacks der Virgh, an den Dauerbeschuss, den gewaltigen Sog …

Offenbar hatte die RUBIKON den Eintritt in den Dimensionsriss überstanden. Doch zu welchem Preis? Wo waren sie gelandet? Und was war mit dem Schiff geschehen?

Vergeblich versuchte John, mit der KI in Kontakt zu treten. Wie es schien, waren sämtliche Funktionen im Innern des Sitzes ausgefallen.

Was war mit den anderen? Mit Scobee, Jelto, Aylea …? Hatten sie den Eintritt in die Dimensionsspalte überlebt, oder …? John konnte den Gedanken nicht zu Ende zu führen. Er zwang sich förmlich dazu, sich erst einmal um sein eigenes Problem zu kümmern. Wenn es ihm nämlich nicht bald gelang, den Sarkophag zu öffnen, und die Versorgung ausgefallen war, würde ihm langsam aber sicher der Sauerstoff ausgehen.

Er versuchte noch einmal Kontakt zur KI zu bekommen, streckte seine geistigen Fühler aus, schrie förmlich auf mentalem Wege nach Hilfe. Ohne Erfolg.

Ich bin lebendig begraben!

Dieser Gedanke nährte ein Gefühl, das er bisher erfolgreich zurückgedrängt hatte – langsam aufsteigende Panik, die sein Bewusstsein befiel und sein Denken lähmte.

Ihm fiel auf, dass sich seine Atmung bereits beschleunigt hatte. Der Puls in seinen Schläfen begann zu pochen, als würde irgendjemand mit einem kleinen Hammer von innen dagegen schlagen.

In diesem Moment wurde ihm klar, dass er gerade seinen persönlichen Albtraum erlebte. Tatsächlich konnte er sich kaum eine schlimmere Todesart vorstellen, als auf engstem Raum eingesperrt zu sein und mitzuerleben, wie die Luft mit jedem Atemzug knapper wurde.

Er formte die Rechte zur Faust und hämmerte sie gegen die Innenwand. Gleichzeitig wurde ihm die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens bewusst.

Selbst wenn es ihm gelungen wäre, sich bemerkbar zu machen – wer hätte ihn hören sollen?

Scobee, Aylea und Jelto hatten ebenfalls jeder in einem der Schalensitze gesessen, als die RUBIKON in den Dimensionsriss gesaugt worden war. Somit teilten sie vermutlich sein Schicksal. Sein Vater Nathan war in seiner Kabine eingeschlossen.

Jarvis war eine Hoffnung, aber möglicherweise litt auch sein Kunstkörper unter dem Technikausfall.

Und Sobek und Siroona, die beiden Foronen? Sie ruhten noch immer in den Staseblöcken, in denen Cloud sie zwangsweise »kalt gestellt« hatte, nachdem sie in selbstmörderischer Absicht fast das Schicksal der gesamten RUBIKON besiegelt hätten.

Wenn die KI nicht bald wieder zum Leben erwachte, würde das alles keine Rolle mehr spielen.

Nach einem weiteren Versuch, den Kontakt zu ihr wiederherzustellen, musste er sich eingestehen, dass von dieser Seite wohl keine Hilfe zu erwarten war.

Hektisch begann er damit, die Innenseite des Sarkophags abzutasten. Es musste doch einen Weg geben, ihn im Notfall auch manuell zu öffnen. Oder hatten die Erbauer des Schiffes in ihrer Überheblichkeit eine solche Notsituation, einen völligen Systemausfall, kategorisch ausgeschlossen?

Immer hektischer glitten Johns Fingerkuppen über die Gerätschaften, drückten Knöpfe, zogen Heben.

Ihm war jedes Zeitgefühl abhanden gekommen. Er konnte nicht einmal schätzen, wie viel Zeit seit seinem Erwachen vergangen war. Er ahnte jedoch, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis ihm die Luft in diesem winzigen Raum ausgehen würde.

John zwang sich dazu, möglichst flach zu atmen, obwohl ihm bereits jetzt schwindlig wurde und ein grelles Flimmern die Dunkelheit vor seinen Augen verdrängte.

Keine Panik. Nur keine Panik …

John Cloud wiederholte die Worte im Geiste, wie ein beruhigendes Mantra, das ihm dabei helfen sollte, im Angesicht seiner eigenen Hilflosigkeit die Fassung zu bewahren.

Sollte er den Sturz durch den Dimensionsriss überstanden haben, nur um jetzt elend zu ersticken?

Angesichts der hoch modernen Technik, die ihn umgab, fand er diesen Gedanken umso bizarrer. Er hatte häufig genug am eigenen Leibe erfahren, welche unglaublichen Dinge er von diesem Kommandositz aus hatte bewirken können. Und jetzt gelang es ihm nicht einmal, ihn aus eigener Kraft zu öffnen?

Johns Atem wurde immer flacher.

Er spürte, wie seine Sinne schwanden. Wie er erneut in diesen lichtlosen Abgrund stürzte, aus dem er sich gerade noch mühsam befreit hatte. Und dieses Mal würde er dem Tod nicht mehr so leicht von der Schippe springen.

Gleichzeitig wurde er sich einer gewissen Ironie bewusst. Er hätte nie gedacht, dass er die Bezeichnung »Sarkophag«, die Scobee und er von Anfang an für die rundum geschlossenen Hüllen der Kommandositze benutzt hatte, einmal so wörtlich würde nehmen müssen.

Zum wiederholten Male glitten seine Hände über ein und dieselbe Stelle neben dem Sitz. Tasteten über Erhöhungen und Vertiefungen, die er zuvor nie bewusst wahrgenommen hatte.

Kam es ihm nur so vor, oder wurden seine Bewegungen allmählich langsamer?

Auf einmal glaubte er, einen schwarzen Tunnel zu sehen. Und ein helles Licht, das am Ende auf ihn wartete.

John schloss die Augen und schüttelte den Kopf, um die Trugbilder zu vertreiben. Wenn er erst einmal anfing zu halluzinieren, war er bereits verloren.

Seine Kehle schnürte sich zusammen.

Jetzt war es so weit. Panik durchbrach den mentalen Damm, der ihr bis jetzt Einhalt geboten hatte. Wie eine Flutwelle schwemmte sie durch seinen Körper, während er wild mit den Armen zu rudern begann. Zuckungen erfassten seine Glieder. Sein ganzer Körper begann zu beben und sein Herz fühlte sich an, als wolle es in seiner Brust explodieren.

Und dann – John verstand erst nicht, was da geschah – öffnete sich der Deckel des Sarkophags mit einem dumpfen Laut.

Er konnte es kaum glauben. Im ersten Moment hielt er es für eine weitere Halluzination. Sein Oberkörper schnellte in die Höhe, während er mit hektischen Atemzügen Luft in seine Lungen pumpte.

Kraftlos beugte er sich über den Rand des Schalensitzes, als würde er befürchten, dass sich der Deckel jeden Moment von selbst wieder schloss.

Und wer garantierte ihm, dass das nicht geschah …?

Immerhin hatte er nicht die leiseste Ahnung, wieso sich der Deckel überhaupt geöffnet hatte.

Die Antwort lieferte ihm ein Blick in den Fußbereich, wo ein Hebel zur Seite geklappt war. In seiner Panik musste er ihn irgendwie mit dem Fuß umgelegt und damit die manuelle Öffnung aktiviert haben.

Das sollte ich mir fürs nächste Mal merken, dachte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Es dauerte noch eine Weile, bis er die Kraft fand, ganz aufzustehen und den Sitz zu verlassen.

Aber immerhin war er dazu in der Lage, seine Umgebung näher zu betrachten.

Als Erstes viel ihm auf, dass offenbar sämtliche Systeme an Bord den Geist aufgegeben hatten.

Dennoch war es nicht dunkel in der Kommandozentrale. Stattdessen herrschte ein mattes, grünliches Zwielicht, das direkt aus den Wänden, dem Boden und der Decke zu kommen schien. So, als habe das Material das Licht zuvor gespeichert um es jetzt abzugeben.

Dennoch … Es war eine seltsame, fast schon apokalyptisch anmutende Beleuchtung, die nicht annähernd mit den üblichen Lichtverhältnissen zu vergleichen war.

Johns Beklemmung wuchs, als ihm klar wurde, dass er es offenbar mit einem technischen Totalausfall zu tun hatte. Die Holo-Säule in der Mitte der Zentrale war erloschen. Und auch sonst schien keines der Instrumente noch aktiv.

Sie ist tot, dachte Cloud mit Entsetzen.

Der Körper der RUBIKON hatte den Sturz durch die Dimensionen offenbar heil überstanden, doch ihre Funktionen, ihre Seele, all das, was das Material mit so etwas wie Leben erfüllt hatte, war gestorben.

Mit zusammengepressten Lippen drängte John Cloud die Hoffnungslosigkeit zurück, die mit dieser Erkenntnis über ihn kam. Es gab dringlichere Dinge, um die er sich jetzt kümmern musste.

Sein Blick fiel auf die Hüllen der vier Sarkophage, unter denen jeweils einer seiner Freunde Platz genommen hatte, und die noch immer verschlossen waren.

Die Sorge um sie, die er angesichts seiner eigenen Lage zunächst verdrängt hatte, war sofort wieder da.

Um Scobee machte er sich weniger Sorgen als um Aylea und Jelto. Die GenTec besaß immerhin die Möglichkeit, ihre Körperfunktionen auf ein Minimum hinunterzufahren und damit in eine Art »Winterschlaf« zu sinken, in dem sie für eine relativ lange Zeit mit sehr wenig Sauerstoff auskommen konnte.

Jarvis, der Amorphe, war ohnehin nicht so leicht klein zu kriegen.

Aber wieso ist sein Sarkophag geschlossen?, überlegte Cloud. Der ehemalige GenTec konnte sich auch ohne Hilfe der Kommandositze mit der KI der RUBIKON vernetzen. Und was ist mit Jelto und Aylea?

Mit Entsetzen dachte Cloud daran, wie es ihm selbst noch vor wenigen Augenblicken ergangen war. Wie mussten sich da erst das Mädchen oder der Florenhüter fühlen – falls sie überhaupt noch am Leben waren.

John konnte nur hoffen, dass sie das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt und daher nichts von ihrer Lage mitbekommen hatten.

Mit zwei langen Sätzen überwand er die Distanz zu jenem Sitz, den Aylea bestiegen hatte. Eine kurze Untersuchung der Außenhülle schien seine Befürchtung zu bestätigen – sie war völlig glatt, ohne die geringste Unebenheit. Also gab es auch keinerlei sichtbare Vorrichtungen, mit denen der Sarkophag von außen geöffnet werden konnte.

Vorsichtig schlug Cloud mit der flachen Hand auf die Oberseite und lauschte.

Im Innern blieb alles still.

Er versuchte es noch einmal und presste dabei das Ohr auf die glatte Oberfläche.

Auch dieses Mal erhielt er keinerlei Reaktion. Aber vermutlich dämpfte das Material viel zu sehr, als dass mittels Klopfzeichen eine Verständigung möglich gewesen wäre.

Cloud stöhnte und fuhr sich durch die blonden Haare. Die Zeit lief ihm davon. Jeden Moment konnte seinen Freunden die Luft ausgehen – falls das nicht schon längst passiert war.

Wie konnte er ihnen nur klarmachen, auf welchem Wege sie den Deckel ihres Gefängnisses öffnen konnten?

Ein leises Geräusch ließ ihn herumfahren.

Sein Blick wanderte durch die Zentrale. Die Elektronik war noch immer vollkommen tot, und dieses seltsame Zwielicht verstärkte diese unwirkliche Atmosphäre noch.

Woher war der Laut gekommen, der sich wie ein leises Knacken angehört hatte?

Er hielt den Atem an, lauschte.

Da war es wieder! Und diesmal deutlich lauter als zuvor.

Johns Blick wanderte über den Halbkreis der sieben Kommandositze. Wenn ihn nicht alles täuschte, war das Geräusch von dort gekommen, wo …

Schon im nächsten Moment wurde seine Vermutung bestätigt. Cloud wollte noch in Deckung gehen, doch da war es bereits passiert.

Wie von einer Explosion erfasst, zerplatzte einer der Sarkophage mit solcher Wucht, dass Trümmerteile meterweit durch die Luft geschleudert wurden.

Ungläubig starrte John auf die Überreste des Behälters, aus denen sich jetzt eine silbrig schimmernde Masse schob, noch auf dem Schalensitz zu einer Säule zusammenfloss, die kurz darauf menschliche Konturen annahm.

»Jarvis!«, rief Cloud.

Er konnte nicht mehr an sich halten. Er musste den Namen des Freundes einfach hinausschreien, sich damit von all seinen Emotionen, seinen aufgestauten Ängsten und Sorgen befreien.

»Verdammt«, sagte Jarvis, während er den Sitz verließ und zu Boden sprang. »Entschuldige meinen Anflug von Vandalismus. Das Ding ist die reinste Sardinenbüchse. Ich musste mir ein wenig Platz verschaffen.«

»Du ahnst nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen«, sagte Cloud völlig aufrichtig.

Jarvis sah sich um. »Ich merke schon, irgendetwas ist nicht ganz nach Plan verlaufen.«

»Das ist wahrscheinlich die Untertreibung des Jahrtausends.« Cloud lächelte finster. »Aber dazu später mehr. Wir müssen erst einmal Aylea, Jelto und Scobee befreien.«

»Die drei sind noch da drin eingesperrt?«, fragte Jarvis besorgt.

»Leider. Ich habe alles versucht, aber die verfluchten Dinger lassen sich nur von innen öffnen. Glaubst du, du kannst da was machen?«

Jarvis gab keine Antwort.

Cloud beobachtete gebannt, wie er vor Ayleas Behälter trat, wie seine schillernde Gestalt erneut zerfloss und sich wie eine Öllache auf dem Boden um den Sarkophag herum ausbreitete.

Cloud hatte diesen Vorgang schon einige Male beobachtet, noch bevor die frühere Rüstung des toten Foronen Mont das Bewusstsein des sterbenden Jarvis aufgenommen hatte. Dennoch faszinierte er ihn immer wieder von neuem.

Die quecksilberartige, sich ständig in Bewegung befindende Masse, hatte bereits damit begonnen, an der Außenhülle des Behälters emporzukriechen. Sie musste dabei mit unglaublichem Druck auf das Material einwirken. Cloud vernahm bereits ein leises Knacken, mit dem sich erste Risse bildeten.

Trotz der immensen Kraft, die der Amorphe aufwandte, ging er äußerst behutsam zu Werke. Bei aller Dringlichkeit durfte er nicht riskieren, dass die Sarkophaghülle implodierte und das eingeschlossene Mädchen verletzte.

Ganz allmählich wurden die Risse breiter, verdichteten sich zu einem Netzwerk, aus dem bereits einzelne Stücke herausbrachen und ins Innere des Behälters rieselten.

Schließlich zog sich die amorphe Masse zurück und floss über den Boden auf den benachbarten Sarkophag zu, in dem der Florenhüter gefangen war.

Für Cloud gab es indes kein Halten mehr. Er stürmte auf Ayleas Sitz zu und fing an, die bereits vorhandenen Löcher zu vergrößern, indem er weitere Stücke mit den Händen herausbrach.

Sie ließen sich so leicht lösen wie vorgestanzte Puzzleteile. Jarvis hatte ganze Arbeit geleistet. In Windeseile hatte Cloud den Körper des Mädchens freigelegt.

Aylea hatte die Augen geschlossen.

War sie noch bewusstlos? Oder war sie …?

Cloud legte zwei Finger auf ihre Halsschlagader.

Für einen entsetzlich langen Moment glaubte Cloud, dass sie die Zehnjährige tatsächlich verloren hatten.

Doch im nächsten Augenblick spürte er ein schwaches, gerade noch wahrnehmbares Pulsieren.

John atmete auf, schob die Arme unter ihren kleinen Körper, hob ihn vorsichtig heraus und legte ihn zu Boden.

Jarvis hatte sein Werk an Jeltos Sarkophag inzwischen beendet und sich Scobees zugewandt.

Cloud hörte ein leises Husten und stellte erleichtert fest, dass der Florenhüter es ausgestoßen hatte. Rasch lief er zu ihm und befreite auch ihn aus den Trümmern seines Gefängnisses.

Die Augenlider des Klons flatterten bereits, obwohl er noch nicht vollständig zu sich gekommen war. Wie Aylea hatte auch er keine sichtbaren Verletzungen davongetragen. Cloud konnte nur hoffen, dass der turbulente Flug durch den Dimensionsriss und der zeitweilige Sauerstoffmangel keine bleibenden Schäden hinterlassen hatten.

Kurz darauf war auch Scobee befreit. Wie John vermutet hatte, hatte die GenTec ihre Körperfunktionen heruntergefahren, sodass sie vermutlich noch längere Zeit in dieser Lage hätte ausharren können.

»Denkst du, sie werden wieder die Alten?«, fragte Jarvis, während er sich über Aylea beugte.

Cloud zuckte mit den Schultern.

Die Freude darüber, seine Freunde lebend wiederzusehen, änderte nichts an der Misslichkeit ihrer Lage, oder der Tatsache, dass ihnen die wahren Probleme wohl noch bevorstanden …

***

Es dauerte eine Weile, bis sich alle einigermaßen erholt hatten.

Während Scobee verhältnismäßig schnell wieder auf den Beinen war, brauchten Aylea und vor allem Jelto noch einige Zeit, um ihre Benommenheit abzuschütteln.

Scobee ließ es sich indes nicht nehmen, sich mit wachsender Verwunderung mit den neuen Gegebenheiten vertraut zu machen.

Das Versagen jeglicher Elektronik an Bord, die vollkommene Stille, die damit einherging, sowie das diffuse, aus den Wänden kommende Licht, schufen eine gespenstische Atmosphäre und verstärkten zunehmend das Gefühl der Abgeschiedenheit.

»Wo sind wir hier nur gelandet?«, murmelte sie, mehr zu sich selbst, während sie den pechschwarzen Panoramaschirm betrachtete. »Ich erinnere mich noch an unzählige Dreizackschiffe. Den Sog, der die RUBIKON urplötzlich erfasste …«

Cloud trat neben sie und legte ihr in einer freundschaftlichen Geste die linke Hand auf die Schulter.

»Ich sah mich gezwungen, den Schwanz des Rochens zu aktivieren«, erklärte er.

Die GenTec sah ihn ernst an. Mehr musste John nicht sagen. Sie hatte in der Vergangenheit mit eigenen Augen gesehen, wozu diese Waffe fähig war.

»Es gab keine andere Möglichkeit«, sagte Cloud bedauernd. »Die Schilde hielten dem zunehmenden Dauerbeschuss nicht länger stand. Leider traf das auch auf die Gravitationsanker zu, die uns im Normaluniversum hielten.«

»Die RUBIKON wurde also in einen Dimensionsriss gezerrt.« Es war Aylea, die es als Erste aussprach.

John und Scobee drehten sich zu ihr um.

Sie war noch immer etwas blass im Gesicht und ihre Hände zitterten leicht. Ob das an den körperlichen Strapazen lag, oder an der eben geäußerten Erkenntnis, war schwer zu sagen.

»Bevor wir spekulieren, wo wir sind, sollten wir versuchen, dass Schiff wieder flott zu kriegen«, meinte Scobee. »Danach sehen wir weiter.«

»Weißt du auch schon, wie du das anstellen willst?«, fragte Jarvis, der sich zu ihnen gesellte. »Soweit ich es beurteilen kann, liegt dieses verdammte Schiff komplett auf Eis.«

John und Scobee erwiderten seinen Kommentar mit tadelnden Blicken, mit denen sie ihn baten, in Ayleas Gegenwart von allzu großer Schwarzseherei Abstand zu nehmen.

Doch das vermeintliche Kind zeigte sich wieder einmal deutlich reifer und abgeklärter, als es Cloud von einem Mädchen ihres Alters erwartete. Er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass er eine Zehnjährige dieser Zeit nicht mit ihren Altersgenossen des frühen 21. Jahrhunderts gleichsetzen konnte.

»Ist schon in Ordnung«, sagte sie. »Ihr müsst keine Rücksicht auf mich nehmen. Es ist offensichtlich, dass wir in der Klemme stecken.«

Nach kurzem Schweigen fuhr Jarvis fort. »Ich habe mir erlaubt, einige der Gerätschaften unter die Lupe zu nehmen. Alles, was ich bisher weiß, ist, dass wir es mit einem Totalausfall zu tun haben. Ich sage es nicht gern, aber so tot habe ich das Schiff bisher noch nie erlebt …«

Die anderen schwiegen betreten.

Plötzlich fragte Jarvis: »Spürt ihr das auch?«

John runzelte die Stirn. »Was meinst du?«

»Ich spüre eine Art Erschütterung. Ich fürchte«, der Amorphe zögerte kurz, »wir sind nicht mehr allein an Bord!«

***

Jarvis hatte seine Vermutung kaum ausgesprochen, als ein leises Zischen zu hören war.

Fast gleichzeitig fuhr die Gruppe herum, in Richtung des Eingangsschotts, wo das Geräusch aufgeklungen war.

Tatsächlich hatte sich das Schott wie von selbst geöffnet.

Doch das war nicht die eigentliche Überraschung.

Es waren die acht Gestalten, die im nächsten Moment die Zentrale stürmten.

Alle waren über zwei Meter groß, hatten völlig haarlose flache Schädel und knochige, von einer dünnen Membran überzogene Gesichter.

Foronen, ein gutes Dutzend an der Zahl!

Und ihr Auftreten vermittelte nicht den Eindruck, als seien sie in friedlicher Absicht gekommen …

***

Es dauerte einige Sekunden, bis John Cloud seine Überraschung verdaut hatte.

Die Foronen hatten sich in zwei Reihen hinter dem Schott aufgebaut.

John sah sie sich genau an.

Obwohl sich die Außerirdischen in ihrer Physiognomie für menschliche Augen kaum voneinander unterschieden, hatte er seit seiner ersten Begegnung mit Sobek, Siroona und anderen Foronen allmählich gelernt, auf winzige Details zu achten, mit deren Hilfe er sie einigermaßen auseinander halten konnte.

Zumindest auf den ersten, oberflächlichen Blick kam es ihm nicht so vor, als sei er einem von ihnen schon einmal begegnet.

Sekundenlang standen sie einfach nur da und starrten sie mit ihren augenlosen Gesichtern an.

Da Cloud – Dank der Protopartikel in seinem Körper – als einziger Mensch die foronische Sprache beherrschte, beschloss er, selbst die Initiative zu ergreifen. Er trat einen Schritt vor und wollte gerade zu einem Gruß ansetzen, als …

Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er noch zu sehen, wie die Luft vor dem Gesicht eines der Foronen zu flirren begann, wie man es häufig an heißen Tagen beobachten kann. Hier beschränkte es sich jedoch auf einen etwa faustgroßen Bereich, der plötzlich in Bewegung geriet und rasend schnell auf ihn zuschoss.

Cloud wollte noch ausweichen, da traf es ihn auch schon mit immenser Kraft.

Es fühlte sich an, als würde ein glühendes Stück Metall durch seinen Brustkorb geschmettert, dort rasend schnell schmelzen, um sich dann überall in seinem Körper zu verteilen.

Stöhnend sank Cloud zu Boden.

Er spürte, wie ihm seine Glieder nicht mehr gehorchten. Es fühlte sich an, als seien sie durch ein schnell wirkendes Nervengift gelähmt worden.

Kurz darauf fielen Scobee, und dann Aylea wie zwei gefällte Bäume neben ihm zu Boden.

Obwohl er zu keiner Regung mehr fähig war, blieb Cloud bei vollem Bewusstsein und konnte beobachten, wie Jarvis auf die Angreifer zuging.

Die Foronen wirkten einen Moment lang unschlüssig. Vielleicht wunderten sie sich über das seltsame Wesen, das ihnen da entgegentrat.

Ihre Verwunderung hielt nicht lange an.

Wieder sah Cloud dieses kugelförmige Flirren, das einer der Foronen offenbar allein Kraft seiner Gedanken vor seinem Gesicht entstehen ließ, und das so schnell auf Jarvis zuschoss, dass seine Flugbahn mit dem bloßen Auge kaum noch zu verfolgen war.

Der GenTec reagierte fast ebenso schnell.

Zunächst sah es so aus, als sei die Energiesalve in seinen Kopf gedrungen, habe ihn dabei gespalten.

Einen Augenblick später erkannte Cloud, dass sich das amorphe Material bereits kurz vor dem Einschlag der Energiekugel geteilt hatte, sodass diese einfach durch Jarvis hindurchgezischt und dicht hinter ihm verpufft war.

Doch mit diesem Ausweichmanöver gab sich der ehemalige GenTec nicht zufrieden.

Er faltete seine Hände, ließ sie ineinander fließen, sodass sie zu einer dolchartigen Spitze wurden.

Gleichzeitig stieß er die Arme nach vorn, die dabei immer länger wurden, sodass die Spitze genau auf jenen Foronen zuraste, der eben noch Jarvis attackiert hatte.

Der Forone, bei dem es sich um den Anführer zu handeln schien, sah die Gefahr kommen, wich zur Seite aus.

Der Stachel stieß ins Leere.

Cloud wollte seinem Freund noch eine Warnung zurufen, aber er war zu langsam.

Hilflos musste er mit ansehen, wie sich vor den Köpfen vier weiterer Foronen neue Energiebälle bildeten und Jarvis aus mehreren Richtungen gleichzeitig in die Zange nahmen.

Dem GenTec gelang es noch, dem ersten auszuweichen. Aber die anderen drei donnerten in seinen unförmigen Leib, rissen ihn dabei an mehreren Stellen auf.

Auf der gesamten Oberfläche der amorphen Masse bildeten sich kleine Bläschen, die bis auf Murmelgröße anwuchsen und wieder zerplatzten.

Was auch immer da mit Jarvis passierte, Cloud konnte nur hoffen, dass es seinem amorphen Ersatzkörper keine bleibenden Schäden zufügte.

Schließlich zerfloss die Masse zu einer blasenschlagenden, unförmigen Pfütze am Boden.

Jetzt gab es nichts mehr, was die Foronen aufhalten könnte.

Mit ausladenden Schritten verteilten sie sich in der Kommandozentrale, wobei sich jeweils einer von ihnen neben einem Mitglied der lahmgelegten, auf dem Boden verteilten RUBIKON-Besatzung postierte.

Clouds Blick kroch an der massigen Gestalt des Anführers hinauf, der genau vor ihm stehen geblieben war, und der seinerseits auf ihn hinunterblickte als wäre er ein lästiges Insekt, das er jeden Moment zertreten würde.

»Wer … seid ihr?«, presste Cloud auf foronisch hervor und merkte dabei, dass ihm sogar das Sprechen Probleme bereitete.

Der Forone ließ einige Sekunden verstreichen, bevor er eine Antwort gab. Cloud hatte den Eindruck, dass er das nur tat, um ihm zu zeigen, dass er den Menschen gegenüber nicht im Mindesten auskunftspflichtig war.

Schließlich begann seine Sprechmembran zu vibrieren. Doch die Worte, die daraus hervordrangen, bestätigten nur Clouds schlimmste Befürchtungen.

»Wir sind die neuen Herren dieses Schiffs!«

Cloud fröstelte, als ihm auffiel, wie sehr ihn der Forone an Sobek erinnerte, den ersten der Hohen Sieben. Rein äußerlich unterschieden sich beide zwar deutlich voneinander – wenn man wusste, worauf man achten musste. Doch beide strahlten diese charismatische Unnahbarkeit aus, die Cloud stets als erdrückend empfunden hatte.

Er schloss kurz die Augen, sammelte neue Kraft.

»Was … geschieht mit … uns?«, fragte er dann.

Diesmal folgte die Antwort prompt, als würde sie auf der Hand liegen. »Ihr werdet das Schiff verlassen.«

»Unmöglich!«

Die Antwort platzte so abrupt aus Cloud heraus, dass er fast selbst davor erschrak. Gleichzeitig glaubte er den Zorn zu erkennen, der sich in den fremdartigen Zügen des Außerirdischen manifestierte.

»Das ist nicht unsere Entscheidung«, fügte er deshalb schnell hinzu. »Man lässt mich nicht von hier gehen.«

»Wer sollte dich daran hindern?«

»Die Künstliche Intelligenz dieses Schiffes«, erklärte Cloud, dem das Sprechen zunehmend leichter fiel. »Ich bin der Einzige, den sie noch als Autorität anerkennt. Sie erlaubt mir nicht, von Bord zu gehen.«

Obwohl der Forone äußerlich keine Regung zeigte, kam es Cloud so vor, als würden ihn seine Worte in hohem Maße amüsieren.

Im nächsten Augenblick tat er etwas, dessen Sinn sich Cloud zunächst nicht erschließen wollte. Er hob die Hände und berührte in einem ganz bestimmten Rhythmus verschiedene Punkte seiner spärlichen, lederartigen Kleidung. Der Bewegungsablauf dauerte eine halbe Minute und erinnerte an ein fremdartiges Begrüßungsritual.

Schließlich hielt er inne und erklärte: »Dein Problem ist hiermit gelöst. Du kannst das Schiff nun ungehindert verlassen.«

Cloud war noch immer ratlos. »Was hast du getan?«

»Ich habe deine Ankettung an dieses Schiff beseitigt, die mit Hilfe der Protopartikel in deinem Körper erfolgt war«, sagte der Forone, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. »Hätte ich es nicht getan, hätte dich die KI bei einem unbefugten Verlassen des Schiffes mittels eben jener Partikel getötet …«

»Mein Gott …«, stöhnte Cloud.

Was der Forone ihm da erklärte, war nichts anderes, als dass sein Leben bis zu diesem Moment in den Händen einer verfluchten Maschine gelegen hatte.

Er hatte diese Erkenntnis nicht einmal ansatzweise verdaut, als er sich urplötzlich in die Höhe gerissen fühlte. Der Forone hatte sich über ihn gebeugt, ihn am Arm gepackt und hochgezerrt. Am meisten überraschte ihn dabei, dass seine Beine ihm nicht mehr den Dienst versagten. Cloud wusste nicht, ob es an der Berührung durch den Foronen lag, oder ob die Wirkung der Energiekugel ganz einfach nachgelassen hatte. Sicher war nur, dass sein Lähmungszustand aufgehoben war und er wieder frei über seinen Körper bestimmen konnte.

Wie irrig diese Annahme war, wurde ihm bewusst, als der Forone ihn erneut packte, wie eine Puppe um neunzig Grad herumwirbelte und nach vorne stieß.

Cloud stolperte zwei, drei Schritte in Richtung des Panoramaschirms, bremste dann ab – und erstarrte.

Direkt vor ihm war die Luft in hektisch zirkulierende Bewegung geraten. Es sah aus, als würden die einzelnen Luftpartikel durch Leuchtfarbe sichtbar gemacht und von einem gigantischen Ventilator zum Rotieren gebracht.

Gebannt starrte Cloud in diesen riesigen bunten Lichtkreisel, der fast vom Boden bis zur Decke der Zentrale reichte, und vom dem eine geradezu hypnotische Wirkung auszugehen schien.

Obwohl ihm seine Instinkte Gefahr signalisierten, konnte er nicht anders, als die Hand danach auszustrecken.

Schon in dem Moment, in dem seine Fingerkuppen die wogende Masse berührten, kam es ihm so vor, als würde er eine Membran durchstoßen. Seine Finger verschwanden dahinter, sodass es aussah, als seien sie oberhalb der Knöchel abgehackt worden.

Er wollte gerade seine Hand zurückziehen, als eine klammerartige Berührung an seinem rechten Arm ihn davon abhielt.

Der Forone war neben ihn getreten, hatte ihn gepackt und zerrte ihn nun mit sich, genau auf den bizarren Luftkreisel zu.

Es war nur ein Schritt.

Cloud spürte, wie etwas über ihn glitt wie ein dünner, samtener Vorhang.

Für die Dauer eines Herzschlags sah er nichts als gleißendes Licht.

Dann klärte sich sein Blickfeld.

Es dauerte jedoch weitere Sekunden, bis sein Gehirn die Bilder, die jetzt auf ihn einströmten, umsetzen konnte und er begriff, was er da sah.

Es war ein tunnelartiges Gebilde aus purem Licht, dessen Ränder wie eine Zentrifuge rotierten und dabei in allen Farben des Regenbogens leuchteten.

Einen Moment lang fragte sich Cloud, ob das, was er da sah, Wirklichkeit war oder nur eine Ausgeburt seines eigenen Geistes – ausgelöst durch irgendein verfluchtes Halluzinogen, das der Forone ihm verabreicht hatte. Er kam jedoch nicht mehr dazu, diesen Gedanken einer ernsthaften Prüfung zu unterziehen.

Als würde er von einer fremden Macht dazu gezwungen, setzte er einen Fuß vor den anderen.

Gleichzeitig schien es, als würde er mit diesem einen Schritt eine Distanz von zehn, zwanzig Metern überwinden, so schnell glitten die diffusen Wände des Tunnels an ihm vorbei.

Urplötzlich war da nur noch Dunkelheit.

Im ersten Moment hatte John das Gefühl zu fallen. Instinktiv ruderte er mit den Armen, um seinen vermeintlichen Sturz abzufangen. Doch schnell merkte er, dass es nur eine Illusion gewesen war.

Er fiel nicht, er stand, während sich über, unter und vor ihm die Schwärze des Alls ausbreitete.

Offenbar hatte sich der Tunnel nicht aufgelöst. Die Wände waren lediglich unsichtbar geworden.

Cloud drehte sich um, blickte hinter sich.

Und noch einmal musste er um Fassung ringen.

Es war die Rochengestalt der RUBIKON, die da bewegungslos im All hing, wie ein vor Äonen gestrandetes Wrack.

Die räumliche Distanz, die zwischen ihm und dem Schiff lag, veranschaulichte Cloud, wie weit ihn der eine Schritt wirklich gebracht hatte. Es mussten mehrere Meilen sein.

Wahrscheinlich hätte er noch eine Ewigkeit lang sprachlos verharrt, hätte ihn der Forone nicht erneut gepackt und herumgerissen.

Cloud taumelte vorwärts. Wieder kam es ihm vor, als befände er sich im freien Fall. Mit jedem Schritt, den er tat, schien er sich schneller fortzubewegen.

Es war, als würden sie mit Siebenmeilenstiefeln durch den freien Raum rennen.

Wohin gehen wir?

Cloud war sich nicht sicher, ob er die Frage wirklich ausgesprochen oder nur in Gedanken geäußert hatte.

Wie auch immer, der Forone schien sie gehört zu haben, denn seine Antwort folgte prompt. Dorthin, wo alles seinen Ursprung hat. Ins Machtzentrum von Samragh. Nach Poranauu …

Cloud kam nicht mehr dazu, das Gehörte gedanklich zu verarbeiten.

Mit einem Mal ging alles ganz schnell. In einer Geschwindigkeit, die nicht mehr zu begreifen war, näherten sie sich einem hellen Punkt im All, der dabei immer größer wurde.

Kurz darauf erkannte Cloud, dass es in Wahrheit zwei Punkte waren. Zwei Monde, die einen großen, ockergelben Planeten umkreisten.

Während der Doppelmond in seinem Blickfeld zu immenser Größe anschwoll, bemerkte Cloud ein leuchtendes Gebilde, das beide wie eine Brücke miteinander zu verbinden schien.

Bald schon waren seltsam geformte Gebäude zu erkennen die wolkenkratzerartig in den Himmel ragten. Und wuselndes Leben, das die Straßenschluchten erfüllte.

Eine Stadt …

Poranauu …, ging es Cloud noch einmal durch den Kopf, während sie ungebremst darauf zurasten.

Und obwohl er die Sprache der Foronen verstand, wurde ihm der Sinn dieses Namens erst jetzt so richtig bewusst.

Poranauu.

Stadt zwischen den Monden …

Dann erfolgte der Einschlag.

***

Fassungslos, noch immer zu keiner Regung fähig, musste Scobee mit ansehen, wie John und der Forone vor ihren Augen verschwanden. So als würde ein unsichtbares Maul sie verschlucken.

»Was habt ihr mit ihm gemacht?« Eigentlich wollte sie die Frage hinausbrüllen, doch als die Worte ihre Lippen verließen, waren sie nicht mehr als ein klägliches Wimmern.

Eine Antwort hatte sie ohnehin nicht erwartet.

Im Gegensatz zu John, der es mit Hilfe der Protoartikel in seinem Körper verstand, mit den Foronen in ihrer Sprache zu kommunizieren, war sie darauf angewiesen, dass ihre Gesprächspartner Englisch mit ihr sprachen, so wie es Sobek und Siroona häufig getan hatten. Von jenen finsteren Gesellen, die vor wenigen Minuten die Zentrale gestürmt hatten, konnte sie das wohl nicht erwarten.

Nichtsdestotrotz wurde ihre Frage beantwortet – zumindest auf nonverbalem Wege …

Der Forone, der sich vor ihr aufgebaut hatte – und der einen Kopf kleiner und einen Hauch schmächtiger als sein Anführer war –, zerrte sie brutal auf die Beine.

»Scobeeee!«

Es war Aylea, die ihren Namen in schriller Tonlage schrie.

Die Stimme des Mädchens klang noch in ihren Ohren nach, während der Forone sie mit sich riss und das flirrende, bunte Etwas sie beide verschlang …

***

Urplötzlich verlangsamte sich ihr Fall.

Gleichzeitig wurden die Wände des Tunnels wieder sichtbar, so wie bis kurz nachdem sie die RUBIKON hinter sich gelassen hatten.

Von der Außenwelt war nun nichts mehr zu sehen. Dennoch konnte John spüren, dass sich die Distanz, die sie mit jedem ihrer Schritte zurücklegten, deutlich verringerte.

Gerade als John sich fragte, welche Entfernung sie seit Verlassen der RUBIKON überwunden hatten, blieb der Forone stehen und hielt ihn an der Schulter zurück.

Knapp eine Armlänge von ihnen entfernt baute sich eine weitere Membran auf, ähnlich jener, die in der Zentrale der RUBIKON aus dem Nichts entstanden war.

Mit einer gebieterischen Geste befahl ihm der Forone, die Barriere als Erster zu durchschreiten.

John zögerte. Was würde ihn auf der anderen Seite erwarten? Waren sie tatsächlich in jener merkwürdigen Stadt zwischen den Monden gelandet?

Es war nicht zuletzt seine kaum noch zu zügelnde Neugier, die ihn dazu veranlasste, durch die Membran zu treten.

Wieder spürte er eine sanfte Bewegung, wieder sah er zunächst nur ein grelles Licht, das jedoch schnell verschwand.

Das erste, das sich in seine Wahrnehmung drängte, war ein anhaltender Geräuschpegel, sowie hektische Bewegungen, wohin er den Blick auch richtete.

Fasziniert um sich schauend trat er einen Schritt vor.

Ein schnarrendes Geräusch ließ ihn im Stand herumfahren. Er sah gerade noch eine Art Schwebegleiter, der in rapidem Tempo auf ihn zuhielt.

In Gedanken sah John sich bereits von der runden Schnauze des Fluggeräts erfasst und durch die Luft geschleudert. Kurz bevor diese Vision Wirklichkeit werden konnte, packte ihn eine unnachgiebige Pranke von hinten an der Schulter und riss ihn brutal zurück.

Nur eine Armlänge von John entfernt jagte der Gleiter an ihm vorbei. Der durch den Luftzug entstehende Sog war stark genug, um den Menschen von den Beinen zu reißen – würde er nicht im Griff der schraubstockartigen Pranke hängen.

Sie gehörte dem Foronen, der sich jetzt neben ihm aufbaute und ihm einen scharfen Zischlaut entgegenstieß, den Cloud mühelos als Zurechtweisung interpretierte.

»Du hättest mich ja auch vorwarnen können, dass wir mitten auf einem verfluchten Highway landen«, gab John bissig zurück.

Allmählich wurde ihm die ganze Sache zu viel. Er wollte endlich Antworten auf die Fragen, die seinen Kopf in einen brummenden Bienenstock verwandelten. Wohin hatte man ihn gebracht? Warum hatte man ihn dorthin geschafft. Wer waren diese Foronen, und vor allem: Was, zur Hölle, wurde hier eigentlich gespielt …?

Als Cloud sich umsah, stellte er fest, dass sie sich nicht unter freiem Himmel befanden, sondern in einer geschlossenen Kuppel.

Er warf den Kopf in den Nacken. In welcher Höhe sich die silbern schimmernde Decke der Halbkugel über den Boden spannte, war schwer zu sagen. Cloud schätzte ihren Radius ganz spontan auf mindestens hundert Kilometer. Es konnte aber auch genauso gut das Doppelte sein.

Und in allen Richtungen schwirrten Fahrzeuge und Fluggeräte mit Geschwindigkeiten von gut hundert Stundenkilometern aneinander vorbei, untereinander durch und übereinander hinweg, ohne sich dabei an eine erkennbare Ordnung zu halten. Manche von ihnen schrammten nur Zentimeter aneinander vorbei, dennoch schien es keine Zusammenstöße zu geben. Es sah vielmehr so aus, als würden sie über automatische Steuerungen verfügen, die ihre Flugbahnen in Abstimmung mit den anderen Flugkörpern in ihrer Umgebung genau berechneten.

Cloud hatte Mühe, den Blick für längere Zeit auf ein bestimmtest Objekt zu richten. Zu viele waren es, die da wie ein Heer von Insekten in allen Höhenlagen durcheinander wuselten. Ihm fiel jedoch auf, dass sie sich in Form und Größe zum Teil sehr voneinander unterschieden. Manche waren flach wie eine Flunder, andere dagegen kugelrund. Einige waren so groß wie ein Reisebus, und wieder andere gerade groß genug, dass ein Kind darin Platz gefunden hätte.

»John!«

Erst als er hörte, wie jemand seinen Namen rief, gelang es ihm, sich von dem Anblick zu lösen. Er erkannte Scobees Stimme noch bevor er sich zu ihr umgedreht hatte. Sofort ließ ein Teil der Anspannung von ihm ab, die ihn befallen hatte, seit er von seinen Freunden getrennt worden war.

Die GenTec musste gerade erst durch das Tor getreten sein. Verwirrt – wie jemand, den man aus tiefstem Schlaf gerissen hatte – torkelte sie auf ihn zu.

»Verdammter Mist«, keuchte sie und blieb vor ihm stehen. »Was für ein Trip. Ich …«

Sie verstummte, als ihr Blick an John vorbei und in die Weite des Terminals glitt.

Mindestens eine halbe Minute lang beobachtete sie das hektische Treiben mit tellergroßen Augen.

»Meine Güte …«, presste sie endlich hervor.

»Ja, meine auch …« John grinste angestrengt. »Und bevor du fragst: Nein, ich habe keine Ahnung, wohin man uns entführt hat.«

»Hast du die beiden Monde gesehen?«, fragte Scobee übergangslos. »Es sah aus, als würde diese seltsame Stadt sie aneinander ketten.«

»Poranauu«, sagte Cloud, als würde das alles erklären. Als er Scobees fragenden Blick sah, fügte er hinzu: »Das ist der Name der Stadt. Poranauu, die Stadt zwischen den Monden. Offenbar handelt es sich dabei um eine Art Machtzentrum der Foronen.«

Scobee zog ihre Augenbrauen-Tattoos in die Höhe. »Davon haben Sobek und Siroona nie etwas erwähnt.«

»Vielleicht hatten sie ihre Gründe dafür«, meinte Cloud nachdenklich. »Aber vielleicht haben sie selbst noch nie etwas davon gehört.«

»Du meinst, die Stadt wurde erst in jüngerer Zeit errichtet? Nach dem großen Exodus? Aber wie ist das möglich? Warum wurde Poranauu bisher von den Virgh verschont?«

Cloud schüttelte den Kopf und drehte seine Handflächen nach außen. »Keine Ahnung. Ich habe den Eindruck, dass hier so einiges faul ist.«

»Damit wären wir schon zu zweit …«

John und Scobee sahen sich nach dem Sprecher um. Es war Jarvis, der sich zu ihnen gesellte. Sein amorpher Körper war vom Kontakt mit den Energiekugeln etwas angeschlagen. An einigen Stellen warf die ansonsten glatte Oberfläche noch immer Blasen.

»Was ist mit den beiden anderen?«, fragte Cloud.

»Nachdem man uns drei an denselben Ort verfrachtet hat, nehme ich an, dass Aylea und Jelto bald folgen werden. Was die Typen mit denen, die nicht in der Zentrale waren, machen werden, kann ich mir auch nicht vorstellen.«

Tatsächlich verging nicht ganz eine Minute bis zuerst Aylea und kurz darauf der Florenhüter, jeweils in Begleitung eines weiteren Foronen, durch das Portal torkelten.

Beide wirkten zunächst etwas verstört, schienen aber in relativ guter körperlicher Verfassung zu sein. Auch wenn die Kirlianhaut des Florenhüters etwas matt und angegriffen wirkte.

Es dauerte nicht lange, bis sich ein Gleiter senkrecht neben dem Pulk aus vier Menschen, fünf Foronen und einem Amorphen absenkte.

Er hatte eine annähernd elliptische Form und schien groß genug zu sein, um knapp die Hälfte von ihnen aufzunehmen. Dieser Eindruck bestätigte sich, als sich eine Luke in der völlig glatten Oberfläche öffnete und den Blick auf sechs muschelförmige Sitze freigab, von denen jeweils drei einander gegenüberlagen. Einen Fahrersitz gab es nicht. Anscheinend wurde das Gefährt automatisch gelenkt.

»Einsteigen!«, befahl der Anführer der Foronen, was seine Artgenossen offenbar als Aufforderung sahen, sich drohend hinter den Gefangenen aufzubauen.

»Wohin bringt ihr uns?«, fragte Cloud, ohne wirklich mit einer Antwort zu rechnen.

Umso überraschter war er, als der Forone sagte: »Zunächst geht es zur Klassifizierung, wo der Rat der Drei eure Absichten überprüft. Danach werdet ihr dem Herrscher vorgeführt. Er allein entscheidet über euer weiteres Schicksal.«

John war sich nicht sicher, was die Worte des Foronen im Einzelnen zu bedeuten hatten. Doch allein sein letzter Satz war nicht gerade dazu angetan, seine Sorgen zu zerstreuen …

***

Wenn John Cloud seiner inneren Uhr noch trauen konnte, dauerte die Fahrt mit der eiförmigen Kapsel nicht länger als fünf Minuten.

Es war eine gewöhnungsbedürftige Art der Fortbewegung. Da das Gefährt keinerlei Fenster besaß, konnten die Insassen nur ahnen, wohin die Reise ging. Cloud hatte zumindest den Eindruck, dass sie mehrmals in schnellem Wechsel sowohl Flughöhe, als auch -richtung änderten.

Schließlich endete die Fahrt und das Schott öffnete sich lautlos.

Der foronische Anführer, der sie als einziger begleitet hatte, forderte sie auf, die Kapsel zu verlassen.

Während des Fluges war Cloud mehrmals versucht gewesen, eine Bemerkung über ihr Zweckbündnis mit den Sieben Hohen, den Herrschern des foronischen Volkes, fallen zu lassen. Doch jedes Mal verkniff er es sich. Die Tatsache, dass er zwei von ihnen an Bord der RUBIKON in Stasetanks kaltgestellt hatte, hätte sehr leicht missverstanden werden können – mit möglicherweise fatalen Konsequenzen für sie alle.

Cloud erhob sich als Erster, streckte seinen Kopf durch die Ausstiegsluke und sah sich um.

In der Wand zu seiner Linken befanden sich mehrere Tunnel. Vor jedem von ihnen parkte eine weitere jener eiförmigen Transportkapseln. Oder besser gesagt, sie schwebten – genau wie die Kapsel von Cloud und seinen Freunden – knapp hinter den Tunnelausgängen über dem Boden.

Rechterhand erstreckte sich ein langer, belebter Gang mit zahlreichen Abzweigungen. Es waren jedoch nicht nur Foronen, die zielstrebig ihres Weges gingen. Cloud entdeckte zahlreiche weitere Geschöpfe, einige von ihnen so fremdartig, dass er sie im ersten Moment gar nicht als Lebewesen identifizierte.

Da war zum Beispiel ein Ding, das wie ein langer Bambusstab aussah. Erst als es sich auf zwei dünnen, drahtigen Beinen in Bewegung setzte, merkte John, dass es sich dabei um etwas Lebendiges handelte. Ein weiteres Wesen erinnerte an eine stachelbewehrte Bowlingkugel, die im Zick-Zack-Kurs über den Boden rollte.

Aus der benachbarten Transportkapsel wurde gerade eine Gestalt gezerrt, die aussah wie ein lebendiges Knochengerüst. Tatsachlich schien das Wesen keinerlei Körperfett, Muskeln oder innere Organe zu besitzen. Seine pergamentartige Haut spannte sich – durchzogen von einem dünnen, bläulichen Adernetzwerk – direkt über die blanken Knochen.

Es wehrte sich mit Händen und Füßen gegen seinen Abtransport durch drei foronische Wächter, die sich in einem Halbkreis um das Wesen herum postierten.

Urplötzlich bäumte es sich auf und brach zuckend zusammen, wie von einem Elektroschocker getroffen, ohne dass dabei eine sichtbare Waffe zum Einsatz gekommen war.

Regungslos blieb es liegen, bis einer der Foronen ihn aufhob und sich wie ein nasses Handtuch über die Schulter warf.

Cloud atmete zischend aus.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass auch alle anderen dieser fremdartigen Wesen einen oder mehrere foronischen Bewacher an ihrer Seite hatten.

Wie Häftlinge, die zu ihren Zellen geführt werden, ging es Cloud durch den Kopf.

Da traf ihn ein Stoß in den Rücken, und er stolperte aus der Transportkapsel in den Gang.

Bevor er dazu kam, sich über die unsanfte Behandlung zu beschweren, bauten sich wie aus dem Nichts zwei weitere Foronen neben ihm auf und nahmen ihn in ihre Mitte.

»Sind sie das?«, fragte einer den Foronen, der hinter Cloud aus der Kapsel stieg.

Die Antwort musste nonverbal, vielleicht sogar auf telepathischem Wege erfolgt sein, denn einen Moment später packten sie ihn an den Armen und schleiften ihn mit sich.

Gleichzeitig hörte er, wie seine Freunde unter Scobees lautem Protest aus der Kapsel gescheucht wurden.

Es war das Letzte, was er von ihr hörte, bevor sie voneinander getrennt wurden.

Die Foronen brachten Cloud in einen nahe gelegenen schlecht beleuchteten Raum und zwangen ihn auf eine Pritsche, von der er sich aus irgendeinem Grund aus eigener Kraft nicht mehr erheben konnte.

Gleichzeitig verschwamm die Umgebung vor seinen Augen.

Hatten sie ihm irgendein Betäubungsmittel injiziert?

Es musste wohl so sein, denn sein Geist driftete immer mehr, bis er endlich in einen traumlosen Schlaf sackte …

***

Als John erwachte, hatte sich seine Umgebung verändert.

Anders als der Raum zuvor war dieser hier von einem rötlich schimmernden Licht erfüllt, das keinen erkennbaren Ursprung besaß und sich hauptsächlich auf einen Radius von knapp drei Metern um seinen Platz herum konzentrierte. Jenseits davon verschwamm alles in diffusem Zwielicht, sodass die Größe des Raumes kaum zu schätzen war.

Er saß in einer Art Schalensessel, der sich jeder seiner Bewegungen anpasste und den Eindruck vermittelte, als würde er frei in der Luft schweben. Vielleicht tat er das sogar. Cloud war zu erschöpft, um sich nach unten zu beugen und nachzusehen.

Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass er nicht mehr gefesselt war, sondern sich frei bewegen konnte. Einen Moment lang war er versucht, aufzustehen und sich in seiner Umgebung umzusehen. Doch da bemerkte er, dass er nicht allein war.

Undeutlich erkannte er die Konturen von drei Gestalten, die einige Meter von ihm entfernt saßen.

Dem Körperbau nach schienen es Foronen zu sein. Mehr war in dem schlechten Licht nicht zu erkennen.

Im nächsten Moment sprach ihn auch schon einer von ihnen an. »Wer bist du? Woher kommst du?«

Cloud konnte nicht sagen, welcher der drei Foronen gesprochen hatte, doch seine Stimme klang scharf und unnachgiebig.

John überlegte nur kurz, dann beschloss er, mit offenen Karten zu spielen. Sie hatten ihn in der Hand, konnten mit ihm machen, was sie wollten. Wenn er kooperierte, hatte er wahrscheinlich die besten Möglichkeiten, das alles unbeschadet zu überstehen. Schließlich hatte er nichts Böses im Sinn.

»Mein Name ist John Cloud. Ich und meine Begleiter kommen vom Planeten Erde. In der Galaxie Bolcrain.«

»Bolcrain?«, sagte ein anderer, dessen Stimme etwas höher, schnarrender klang, als die des ersten.

»Das Schiff, mit dem ihr gekommen seid«, sagte der Dritte im Bunde, »ist zweifellos foronischen Ursprungs. Wie ist es in euren Besitz gelangt?«

Cloud atmete noch einmal tief durch, dann beschloss er, die Bombe platzen zu lassen.

»Bei dem Rochen handelt es sich um SESHA, jene Arche, mit der vor Jahrtausenden ein Großteil eures Volkes aus Samragh floh. Sie …«

»Wie kannst du es wagen?«, unterbrach ihn der erste mit donnernder Stimme. »Nie würde ein Forone aus Samragh fliehen! Seit Äonen herrscht unser Volk uneingeschränkt über diese Galaxie. Ich frage dich also noch einmal: Wie seid ihr an Bord eines foronischen Schiffes gelangt?«

John senkte den Kopf und rieb sich die Schläfen. Er fühlte sich wie in einem Albtraum gefangen und konnte nur hoffen, jeden Moment schweißgebadet daraus hochzuschrecken.

»Wir sind Verbündete der Sieben Hohen«, sagte er kraftlos. »Sie selbst haben uns an Bord der SESHA geholt.«

Seit ihrer Ankunft auf Poranauu hatte sich Cloud gefragt, wie die Foronen wohl auf die Erwähnung ihrer Herrscher reagieren würden. Mit allem hätte gerechnet, doch ganz gewiss nicht damit.

»Du musst lange in der Stase verbracht haben«, sagte der Erste und seine Stimme klang höhnisch. »Samragh wird von einem einzigen Herrscher regiert. Und ich bezweifle, dass er jemals von dir gehört hat …«

Cloud musste schlucken. Was er die ganze Zeit schon innerlich geahnt, aber sich geweigert hatte, es auszusprechen, schien sich mit den letzten Worten des Foronen endgültig zu bestätigen.

Wenn er die Wahrheit sagte, und Cloud sah keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln, befand er sich hier in einer Realität, die sich in eklatanter Weise von seiner eigenen unterschied.

Hatte sie der Sprung durch den Dimensionsriss tatsächlich in eine Art Paralleluniversum katapultiert? In eine andere Dimension, in der die Entwicklung der Foronen in völlig anderen Bahnen verlaufen war?