Verlorenes Volk - Manfred Weinland - E-Book

Verlorenes Volk E-Book

Manfred Weinland

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Beschreibung

In der Galaxis Orn tobt ein gnadenloser Krieg – und Ren Dhark ist zum Zuschauen verdammt. Oder findet der Commander der Planeten doch noch einen Weg, um das Verlorene Volk aus seiner Notlage zu befreien?

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Ren Dhark

Drakhon-Zyklus

 

 

Band 18

Verlorenes Volk

 

 

von

Werner K. Giesa

Uwe Helmut Grave

Conrad Shepherd

Manfred Weinland

 

nach einem Exposé von

Hajo F. Breuer

Inhalt

Titelseite

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

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Impressum

Prolog

Im Frühjahr 2059 hat die von Ren Dhark geführte Expedition die Galaxis Orn erreicht. In diesem zehn Millionen Lichtjahre von der heimatlichen Milchstraße entfernten Sternensystem befindet sich die Heimat der Worgun. Diesem Volk, das von den Terranern einst »Mysterious« genannt wurde, hat die Erde eine Vielzahl technischer Hinterlassenschaften zu verdanken – vor allem die Ringraumer, die es erst ermöglichen, solche gigantischen Strecken zu überwinden.

Doch die Mysterious oder Worgun sind nur noch ein Schatten ihrer selbst, wie Ren Dhark von Gisol erfahren hat, dem letzten freien Worgun und Rebellen gegen die Zyzzkt. Dieses Insektenvolk hat die Worgun in einem furchtbaren Krieg besiegt und die ehemaligen Beherrscher der Sterne auf ihrem Ursprungsplaneten Epoy zusammengepfercht. Doch der Sieg über die Worgun reicht den Zyzzkt nicht aus…

In der Sternenwolke Gardas findet die terranische Expedition eine Kolonie ehemaliger Terraner. Es handelt sich um Nachfahren der 48. Römischen Legion, die im Jahr 15. v. Chr. von den Worgun hierher verbracht wurde. In der Abgeschiedenheit und Sicherheit ihres kosmischen Verstecks entwickelten die Römer von Terra Nostra – so nennen sie ihren Planeten – eine Technik, die der der Worgun in nichts mehr nachsteht. Doch ein extremer Mangel an Tofirit, dem Superschwermetall, das zum Betrieb der hochentwickelten Meiler benötigt wird, macht es den Römern unmöglich, den Kampf gegen die Zyzzkt aufzunehmen.

Ausgestattet mit der neusten römischen Tarntechnologie und unterstützt von drei römischen Verbindungsoffizieren bricht die Flotte auf zu einem Erkundungsflug in die Tiefen von Orn. Die zehn terranischen Schiffe werden begleitet von den zehn Ringraumern des Worgunrebellen Gisol.

Die hervorragend getarnten Schiffe erreichen das System der Pscheriden, wo sich gerade eine Tragödie abspielt: Starke Kampfverbände der Zyzzkt versuchen, die Heimatwelt der humanoiden Pscheriden zu erobern. Gisol und der Cyborg Holger Alsop fliegen mit einem Flash, einem kleinen Beiboot, eine Aufklärungsmission. Ungesehen erreichen sie die Oberfläche des Planeten – und gehen drei einfachen Bergbauern in die Falle…

Auf der Erde versucht unterdessen der Reporter Bert Stranger, das Geheimnis der neuartigen Sensorien zu klären. Diese Geräte vermitteln ihrem Träger Erlebnisse, als wäre er selbst dabei. Was anfangs wie eine hervorragende Fortentwicklung früherer Videokameras aussieht, entpuppt sich schon bald als süchtigmachende Bedrohung der Menschheit. Stranger bleibt nichts anderes übrig, als mit Bernd Eylers und der GSO zusammenzuarbeiten. Doch beim Angriff auf eine Produktionsstätte für Sensorien in Addis Abeba laufen der Reporter und die GSO-Agenten in eine tödliche Falle…

Zur gleichen Zeit startet Colonel Huxley im Auftrag des Rates der Nogk eine Expedition mit dem Ziel, mehr über den geheimnisvollen Feind dieses Volkes zu erfahren. Er findet das Wrack eines unbekannten Nogk-Raumers und seltsame Astronauten eines unbekannten Volkes. Ihr Angriff auf die CHARR ist kaum mehr als ein Witz. Kein Witz hingegen ist die unbekannte Seuche, die sich plötzlich an Bord ausbreitet…

1.

Bert Stranger hatte Angst. Obwohl ihm das Herz in die Hose gerutscht war, schlug es ihm bis zum Hals.

In seinen Eingeweiden rumorte es. Offensichtlich suchte seine letzte Mahlzeit einen Weg nach draußen, konnte sich aber nicht entscheiden, welche Richtung sie einschlagen sollte.

Stranger war kein Feigling – aber er war auch kein Nahkämpfer. Brenzlige Situationen bewältigte er nicht mit Waffengewalt, sondern mit Verstand. Seine Devise lautete: Ein kluger Mann hält stets bereit ’nen guten Bluff zur rechten Zeit. Nur wenn es sein mußte, griff er zur Waffe.

Es mußte sein. Mit Tricksen kam er in dieser aussichtslosen Lage nicht weiter. Widerwillig nahm Stranger dem toten GSO-Agenten, der neben ihm am Boden lag, den Strahler aus der Hand und stellte ihn von Paralyse auf tödliche Waffenwirkung um.

Wie eine Robbe bewegte sich der kugelige, rothaarige Journalist rückwärts und seitwärts, um ein schlechteres Ziel abzugeben. Energiestrahlen zischten ihm um die Ohren und verfehlten ihn nur knapp. Ihn – und Bernd Eylers sowie mehrere GSO-Agenten, die unter Strahlenbeschuß standen und vergebens nach einer sicheren Deckung Ausschau hielten. Wild um sich schießend liefen sie hin und her, oder sie lagen wie Stranger bäuchlings auf dem Boden und feuerten eine Salve nach der anderen auf die Angreifer ab.

Ihre Gegner wichen nicht zurück. Rückzug war für die Tel gleichbedeutend mit Versagen, und Versagen galt für einen Angehörigen dieses straff durchorganisierten Volkes, das seinen Aufstieg der Entdeckung und Nutzung von Worguntechnik vor mehreren hundert Jahren verdankte, als Schande.

Aufgrund ihres Aussehens – dunkelhäutig, ohne negroide Ausprägung – wurden die Tel auf Terra auch »Schwarze Weiße« genannt, eine Bezeichnung, die in keiner Weise abwertend gemeint war. Ganz im Gegenteil, die Terraner waren jederzeit bereit, anzuerkennen, daß es die Natur bei der Erschaffung dieser den Menschen äußerlich so ähnlichen Art besonders gutgemeint hatte. Zu Vermischungen zwischen terranischem und telschem Blut kam es allerdings nie, die Tel wiesen eine völlig andere Genstruktur auf. Zudem verfügten sie über zwei Herzen, zwei Kreisläufe und zwei Nervensysteme.

Die Hauptwelt des Telin-Imperiums hieß Cromar. Nach mehreren kriegerischen Zusammenstößen hatten Terra und Cromar diplomatische Beziehungen aufgenommen, sprich: Man betrieb Handel miteinander, tauschte Erfahrungen über andere Milchstraßenvölker aus, vereinbarte kulturelle Freundschaftstreffen – und spionierte sich gegenseitig aus.

Die von Bernd Eylers gegründete und geleitete Galaktische Sicherheitsorganisation war auf Cromar ständig präsent. Es mußte sein, denn längst nicht alle Tel waren damit einverstanden, daß freundschaftliche Kontakte mit den Terranern gepflegt wurden. Die früheren Auseinandersetzungen waren nicht vergessen, insbesondere die Niederlagen, welche von vielen Tel noch heute als Schmach empfunden wurden. Eine gegen die Tel-Regierung arbeitende Rebellenorganisation hielt die Erinnerung an die unrühmliche Vergangenheit in der Bevölkerung ständig wach und sabotierte sämtliche Friedensbemühungen.

Die Tel waren gefährliche Gegner – aber noch gefährlicher waren ihre Roboter. Diese Kampfmaschinen sahen den normalen Tel so ähnlich, daß man sie kaum voneinander unterscheiden konnte. Bei Bedarf trugen sie sogar Kleidung.

Eylers und seine Agenten hatten beim Sturm des Fabrikgeländes zunächst geglaubt, es mit lebenden Tel zu tun zu haben. Erst als die Paralyse keine Wirkung gezeigt hatte – die Roboter hatten sich lediglich für eine Weile bewußtlos gestellt – war ihnen ihr Fehler klargeworden. Zu spät. Einer der besten GSO-Agenten hatte deshalb sein Leben lassen müssen, und ein Toter beim Einsatz war bereits einer zuviel.

Hinter den Männern befand sich das Fabrikgebäude, dessen Tor einen Spalt offenstand. Drinnen hätte es Deckung en masse gegeben, doch die Kampfroboter ließen den Agenten keine Chance, sich dorthin zurückzuziehen.

Der eingezäunte Platz rund um die abgelegene Fabrikhalle war gut ausgeleuchtet. Zu gut für den Geschmack von Bert Stranger. Der neunundzwanzigjährige Reporter zielte auf einen der am Gebäude und am Zaun angebrachten Scheinwerfer und blies ihm das Licht aus – im wahrsten Sinne des Wortes.

Bernd Eylers als Einsatzleiter tat es ihm gleich und visierte ebenfalls einen Scheinwerfer an. Seine Leute folgten seinem Beispiel. Kurz darauf lag dieser Teil des Geländes im Dunkeln.

Der knapp dreiunddreißigjährige Eylers wirkte zwar manchmal etwas unbeholfen, aber es war ein Fehler, ihn zu unterschätzen. Er hatte seine Mannschaft stets fest im Griff. Anstelle des linken Unterarms trug er eine Prothese. Im Nahkampf war sie ihm normalerweise von größtem Nutzen, denn es war eine Gaswaffe darin verborgen. Gegen Roboter war die Waffe allerdings nutzlos.

Stranger und Eylers lagen zusammen im Dreck – ebenfalls im wahrsten Sinne des Wortes. Die beiden ungleichen Kampfgefährten arbeiteten sich rückwärts aufs Tor zu, wobei sie sich gegenseitig Feuerschutz gaben.

Warum immer ich? stöhnte der Journalist innerlich auf. Wie konnte ich nur in diese aussichtslose Lage geraten?

Eine rhetorische Frage – schließlich wußte er nur zu gut, wie es dazu gekommen war.

Auf der Suche nach den Drahtziehern, die sich hinter Sensorium Inc. verbargen, jener Firma, die ein sensationelles neues Hologerät auf den Markt gebracht hatte, hatte Bert Stranger viel riskiert. Er hatte herausgefunden, daß das Gerät mit zwei verschiedenen Chips betrieben werden konnte – mit harmlosen, die überall legal zu erwerben waren, und mit süchtigmachenden, die es nur auf dem Schwarzmarkt gab. Beinahe hätten seine Recherchen ein abruptes Ende gefunden, als man ihn gewaltsam mit den Suchtchips »gefüttert« hatte, doch eine lebensgefährliche Entgiftungskur und eine anschließende psychiatrische Behandlung, in deren Verlauf man ihm einen Teil seiner Erinnerungen gelöscht hatte, hatten ihn gerettet.

Strangers Gegenschlag war furchtbar gewesen! Ausgerechnet mit seinem Erzfeind Osman Mülyz, einem türkischen Drogenbaron, der sich geschworen hatte, Stranger höchstpersönlich umzubringen, hatte er sich verbündet. Bert hatte ihn auf skrupellose Chipdealer im Hafen von Marseille gehetzt – und Mülyz hatte dort gründlich »aufgeräumt«.

Von Osman stammte auch der Tip, diese Fabrikhalle, die in einem Vorort von Addis Abeba lag, näher unter die Lupe zu nehmen. Zuvor hatten Eylers und seine Männer bereits die offizielle Geschäftszentrale sowie die Chipfabrik von Sensorium Inc. nach belastenden Unterlagen oder sonstigen Hinweisen durchsucht – vergebens. In Big Bear City (Kalifornien) schien alles mit rechten Dingen zuzugehen.

Würden sie hier in Äthiopien endlich fündig werden?

Und was viel wichtiger war: Würden sie von hier jemals wieder lebend wegkommen?

Augenblicklich sah es nicht danach aus. Ein weiterer Agent wurde von zwei Energiestrahlen gleichzeitig getroffen. Er war sofort tot.

Der Zwischenfall ereignete sich in Eylers’ und Strangers Nähe. Ohne zu zögern legten sie auf die beiden Robotschützen an.

»Ich den linken«, brummte der wortkarge GSO-Chef – woraufhin Bert auf den von ihm aus gesehen rechts befindlichen Kampfroboter zielte. Er benötigte drei Schüsse, um ihn überhaupt zu treffen, und nochmals drei, um ihn außer Gefecht zu setzen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Eylers seinen Gegner bereits komplett zerstört.

»Manchmal sind wir ein richtig gutes Team«, bemerkte Stranger selbstzufrieden.

Eylers’ Antwort war ein unwilliges Knurren, ähnlich einem Wolf, dem man die Jagdbeute wegnehmen wollte.

Weitere Agenten fanden sich in ihrer Nähe ein. Sie wurden von den Robotern regelrecht zusammengetrieben. Die schwarzen Maschinen formierten sich zu einem Halbkreis, der immer enger wurde.

Bert war überzeugt, daß die Telroboter über Nachtsichtgeräte verfügten. Auch die Agenten setzten solche Geräte ein. Patt.

Stranger war nicht schutzlos nach Addis Abeba aufgebrochen. Eine vorausschauende Persönlichkeit hatte mit erheblichen Schwierigkeiten gerechnet: Sam Patterson, der oberste Chef von Terra-Press. Patterson hatte seinem besten, aber manchmal etwas leichtsinnigen Mitarbeiter einen Kegelroboter aufgenötigt, zu dessen Schutz und Wohlergehen. Dummerweise hatte Bert der geleasten Kampfmaschine, die er Clint nannte, die Anweisung gegeben, sich aus allem herauszuhalten und statt dessen aus sicherer Entfernung Filmaufnahmen von den Geschehnissen zu machen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er noch nicht geahnt, daß er es mit Telrobotern zu tun bekommen würde.

Fazit: Die GSO und Terras bester Sensationsreporter saßen in der Falle. Und der tödliche Ring um sie herum zog sich immer mehr zusammen…

*

Clints Auftrag lautete, Bert Stranger unter allen Umständen zu beschützen. Strangers gegensätzlichen Befehl, sich herauszuhalten und die nächtliche Aktion zu filmen, hatte er dennoch akzeptiert, schließlich wurde der Reporter vorübergehend von der GSO geschützt.

Als die scheinbar bewußtlosen Tel wieder aufgestanden und zum Angriff übergegangen waren, hatte Clint nicht eingegriffen. Mit der Gefühllosigkeit einer tumben Maschine hatte er die Nahkämpfe und den Tod der beiden Agenten mit seiner eingebauten Kamera ungerührt gefilmt, wie Bert es ihm aufgetragen hatte. Er war nicht darauf programmiert, die GSO-Männer zu schützen, sie gingen ihn nichts an.

Erst als die telähnlichen Maschinen Stranger zu nahe auf den Pelz rückten, änderte sich Clints passive Haltung. Der Kegelroboter kam aus der Dunkelheit geschossen wie ein Springteufel aus seinem Karton. Dank seines Prallfeldes war er extrem beweglich. Blitzschnell schwebte Clint hin und her und streckte einen Telroboter nach dem anderen nieder. Mitunter erwischte er sogar mehrere der schwarzen Maschinen gleichzeitig, da er dank seines hochwertigen Suprasensors in der Lage war, seine Waffenarme gegen mehrere Gegner gleichzeitig einzusetzen.

Die Telroboter wandten sich dem neuen Gegner zu und deckten ihn von allen Seiten mit Strahlensalven ein. Clint kümmerte das nicht, er verfügte über einen starken Schutzschirm.

Die Telroboter nicht. Nach und nach wurden sie außer Betrieb gesetzt – von Clint und von den Agenten, die wieder Oberwasser bekamen und ihre Chance zu nutzen wußten.

Außerhalb des Fabrikgeländes, auf der anderen Seite des Zaunes, hielt sich der GSO-Sanitätsdienst in Bereitschaft. Normalerweise traten die Mediziner und ihre Helfer erst in Aktion, wenn die Kämpfe vorüber waren, um dann das schlimmste Leid zu lindern. Ihre Handfeuerwaffen dienten ausschließlich dem Selbstschutz. Als sie jedoch sahen, wie ihre Kameraden immer mehr in Bedrängnis gerieten, entschlossen sie sich, direkt ins Geschehen einzugreifen.

Dank Clint war das nun nicht mehr nötig. Der schwebende Kegel verfügte über den Kampfwert von zehn Agenten und mehr. Erst als der letzte Telroboter seine Funktionen eingestellt hatte, fuhr er die Waffen wieder ein.

Das nächtliche Strahlengefecht war beendet. Verluste auf GSO-Seite: zwei tote Agenten und ein Verletzter. Um letzteren kümmerte sich der Sanitätsdienst, der schneller denn je zur Stelle war.

Eylers, Stranger und die noch verbliebenen Agenten drangen mit gezückten Waffen in die Fabrikhalle ein.

Drinnen war alles hell erleuchtet, allerdings standen die Maschinen still. Offensichtlich wurden nachts lediglich Wartungsarbeiten durchgeführt – von »einfach gestrickten« Robotern, die teilweise nur eine einzige Funktion ausführen konnten und somit keine Gefahr für die Eindringlinge darstellten.

»Nicht gerade das neuste Modell«, bemerkte ein Agent verächtlich, nachdem er eine der Produktionsmaschinen näher in Augenschein genommen hatte. »Überaus pflege- und reparaturbedürftig, völlig ungeeignet für den Dauerbetrieb. Ohne tägliche Wartung würden die Klapperkisten schon bald auseinanderfallen.«

»Wir befinden uns nicht in Europa oder Amerika, sondern in Äthiopien«, erwiderte Stranger. »Zwar hat der technische Fortschritt auch in dieser Region seinen Einzug gehalten, aber die Uhren laufen hier nun einmal etwas langsamer.«

Offiziell wurden hier in zwei Tagschichten Lederschuhe angefertigt, teils in Handarbeit. Doch schon nach kurzer Untersuchung war klar, daß diese Behauptung nicht stimmte. Die vollautomatische Anlage diente einzig dem Zweck, Chips für Sensorien herzustellen.

Illegale Chips, die sich von den legalen rein äußerlich durch nichts unterschieden – wenn man mal davon absah, daß ein Teil der Chips numeriert war, von eins bis zehn.

»Filmserien, die man sich in der richtigen Reihenfolge anschauen soll«, vermutete Eylers.

Stranger nickte. Er erinnerte sich zwar so gut wie gar nicht mehr an seine virtuellen Erlebnisse, aber in dem letzten Paket, das er erhalten hatte, hatten sich ebenfalls numerierte Chips befunden. Bert hatte nur den Chip mit der Nummer eins verwendet und sich danach ein paar Notizen gemacht, aus denen hervorging, daß die Chiphersteller die Ziele der Fortschrittspartei befürworteten – jener Partei, dessen Spitzenkandidat Antoine Dreyfuß bestrebt war, Ren Dhark das Amt des Commanders der Planeten abzujagen.

»Unsere Techniker werden schon herausfinden, was das Besondere an den Suchtchips ist«, sagte Eylers – mehr zu sich selbst als zu Stranger, der kürzlich gemeinsam mit Veronique de Brun, der französischen Filialleiterin von Biotechnologique, vergebens versucht hatte, das Geheimnis der Chips zu ergründen.

»Fest steht, daß bei Anwendung der Suchtchips im menschlichen Gehirn bestimmte chemische Stoffe erzeugt werden«, sagte Bert zum GSO-Leiter, der mehrere Handvoll fertiger Chips in einen mitgebrachten kleinen Plastikbeutel füllte. »Diese Stoffe lassen sich im Blut des Süchtigen nachweisen. Wie genau das funktioniert, weiß ich nicht, aber ich bin überzeugt, daß nicht nur technische Mittel angewendet werden. Der psychologische Aspekt dürfte dabei die größere Rolle spielen.«

»Wie meinen Sie das?«

»Sowohl die normalen als auch die süchtigmachenden Chips beinhalten Holofilme. Bei den legalen Filmen handelt es sich teils um aufgemotzte ältere Werke, teils um grandiose Naturaufnahmen, teils um harmlose Studioneuproduktionen. Zur Erzeugung der illegalen Filme braucht man ebenfalls ein Studio, nebst Kameraleuten, Regisseuren, Darstellern und so weiter. Mit Sicherheit werden dort auch psychologisch gebildete Berater beschäftigt, sozusagen Fachkräfte in Sachen Gehirnmanipulation, die genau wissen, für welche Signale unser Zentralorgan ganz besonders empfänglich ist.«

»Seelenklempner, die unsere geheimsten Wunschträume aus dem Unterbewußtsein ins Bewußtsein befördern und in uns das Verlangen erwecken, sie für immer dort zu belassen«, sinnierte Eylers. »Eine gefährliche Sache. Stellen Sie sich mal vor, Stranger, was geschieht, wenn sich ein Chipsüchtiger nicht mehr mit den virtuellen Träumereien begnügt. Wenn er sich irgendwann entschließt, seine intensiven Phantasieerlebnisse Wirklichkeit werden zu lassen…«

Bert Stranger wollte sich das lieber nicht vorstellen.

Einer der Agenten stieß auf eine nach unten führende Treppe und informierte den GSO-Leiter. Bernd Eylers nahm an, daß im Untergeschoß die Büroräume lagen und wies drei Mann an, ihn zu begleiten. Stranger folgte dem Quartett, begleitet von Clint, der weiterhin alles aufnahm, ohne dabei seinen Schutzauftrag zu vernachlässigen.

Von der untersten Treppenstufe aus führte ein schmaler, etwa zehn Meter langer, beleuchteter Gang zu einer verschlossenen Stahltür. Zu beiden Seiten des Ganges erstreckten sich Glaswände, unterbrochen von gläsernen Eingangstüren. Die links befindlichen Räume dienten Aufenthaltszwecken, rechts befand sich ein Labor. Auch hier ruhte augenblicklich die Arbeit.

Eylers machte eine Kopfbewegung zum Labor hin. »Möglicherweise verbirgt sich hier das Geheimnis der Spezialchips. Unsere Wissenschaftler werden alles gründlich auf den Kopf stellen.«

Hinter der Stahltür war ein gedämpftes Geräusch zu hören, ein Fauchen oder Zischen wie von einem wilden Tier. Eylers und seine Männer machten sich bereit, den Raum zu stürmen.

Das Öffnen der Tür bereitete ihnen keine Schwierigkeiten. Ein primitiver Mechanismus wurde betätigt, und die Stahltür verschwand in der Wand. Ohne Rücksicht auf die eigene Sicherheit betrat Eylers das Zimmer als erster, die Waffe schußbereit in der Hand. Seine Mitarbeiter folgten ihm. Stranger ließ Clint den Vortritt.

Die Männer und der Kegel fanden sich in einem nicht sonderlich großen Büro wieder.

Das Fauchgeräusch wurde von einem kleinen Flammenwerfer erzeugt, den ein Telroboter in der Hand hielt. Der Maschinenmann fackelte damit die gesamte technische Büroeinrichtung ab, hauptsächlich einen Suprasensor und mehrere Behältnisse mit Datenträgern. Obwohl er die unerwünschten Besucher hätte bemerken müssen, kümmerte er sich nicht um sie und setzte seine Aktion ungerührt fort.

Die Flammen fraßen sich quer durchs ganze Büro. Beißender Rauch breitete sich aus. Mit tränenden Augen richteten die drei Agenten ihre auf Zerstörung eingestellten Waffen auf den Brandstifter. Clint sah keinen Anlaß zum Schießen, solange Stranger keine Gefahr für Leib und Leben drohte.

Eylers befahl seinen Leuten mit einer unwirschen Handbewegung, die Waffen sinken zu lassen. Dann trat er zwei Schritte auf den Schwarzen Weißen zu und hob den Arm mit der Prothese.

Stranger machte ein erschrockenes Gesicht. Was hatte der GSO-Chef vor? Wußte er nicht, daß seine Gaswaffe gegen Roboter wirkungslos war? Der Gasstoß aus der Armprothese erfolgte nahezu lautlos, nur ein kaum wahrnehmbarer Zischlaut war zu hören. Sekundenbruchteile später sank der Brandstifter zu Boden. Der Flammenwerfer entglitt seinen Händen und verlosch.

*

Obwohl die Löscharbeiten sofort in Angriff genommen wurden, wobei Clint auf Strangers Befehl hin tatkräftig mithalf, war nichts mehr zu retten. Suprasensor und Datenträger waren zu schwarzen Klumpen zerschmolzen.

»Vielleicht gelingt es unserer Spurensicherung, aus den Brandresten noch irgend etwas Brauchbares herauszuholen«, sagte Bernd Eylers, glaubte aber selbst nicht so recht daran. »Die GSO wird die gesamte Fabrik auseinandernehmen, vom Keller bis unters Dach! In der Maschinenhalle, den Büro- und Aufenthaltsräumen und im Labor wird kein Stein mehr auf dem anderen stehen, wenn wir hier fertig sind. Auch das Gelände rundherum wird Zentimeter für Zentimeter abgesucht. Wäre doch gelacht, wenn wir nicht irgendwo auf einen Hinweis stoßen, der uns zu den Verbrechern führt, die hinter all dem stecken!«

Er deutete auf den bewußtlosen Tel, dem inzwischen Handfesseln angelegt worden waren.

»Und unseren Pyromanen knöpfe ich mir noch heute nacht im hiesigen GSO-Büro vor! Gnade ihm Gott, wenn er nicht redet!«

Man merkte ihm unschwer an, daß es ihm ein persönliches Anliegen war, diesen Fall zu lösen. Der Fehlschlag ging ihm gegen die Ehre, schließlich leitete er die bedeutendste terranische Organisation in Sachen Sicherheit.

Stranger wußte, wie ungern Eylers überflüssige Fragen beantwortete, aber da der GSO-Leiter gerade so schön in Fahrt war…

»Wie konnten Sie sich eigentlich sicher sein, daß es sich diesmal um keinen Roboter, sondern um einen echten, lebendigen Tel handelte?« erkundigte sich der Reporter.

»Sein nervöser Blick hat ihn verraten«, antwortete Bernd Eylers. »Während seiner Abfackelungsaktion schaute er ständig zu uns herüber. Ihm war bewußt, daß wir ihn gleich stoppen würden, dennoch hörte er nicht auf, weil er so viel Material wie möglich vernichten wollte. – Ist wohl nicht weit her mit Ihrer journalistischen Beobachtungsgabe.«

Stranger schluckte den gemeinen Tiefschlag tapfer herunter.

Während Maret Tarem, ein sechzigjähriger GSO-Agent, der aus dieser Region stammte, die Kleidung des Bewußtlosen durchsuchte, verließen die übrigen Agenten das ausgebrannte Büro. Nur Bert, Bernd und Clint schauten bei der Leibesvisitation zu.

Tarem förderte einen Diplomatenpaß zutage, der auf den Namen Dar Soba ausgestellt war.

Der GSO-Leiter unterdrückte einen fürchterlichen Fluch.

»Schon wieder eine Sackgasse«, merkte Stranger ungehalten an. »Laut Gesetz dürfen Sie den Tel weder festnehmen noch verhören, Eylers. Als Diplomat hat er ein juristisch verbrieftes Anrecht auf Immunität. Was werden Sie nun unternehmen?«

Eylers winkte Tarem und Stranger zu sich heran. Verschwörerisch legte er ihnen den Arm und die Prothese um die Schultern und flüsterte: »Können Sie schweigen, meine Herren?«

Die Gefragten nickten stumm. »Ich auch«, entgegnete Eylers leise. »Und deshalb verlieren wir drei über dieses unscheinbare kleine Ausweisdokument kein Wort mehr, verstanden?«

*

Die GSO-Filiale in Addis Abeba zählte nicht zu den komfortabelsten. Wer hier arbeitete, war entweder in Äthiopien geboren oder strafversetzt worden. Gegen die hiesigen genügsamen Räumlichkeiten nahmen sich die meisten anderen GSO-Büros weltweit wie Luxussuiten aus.

Nur eines war in allen Filialen gleich: der Verhörraum. Ob Afrika, Asien oder Australien – die Zimmer, in denen Vernehmungen durchgeführt wurden, wirkten unpersönlich und kühl, schließlich sollten sich die Gefangenen hier nicht wohlfühlen. Im Gegenteil, je unangenehmer ihnen der Aufenthalt hier war, um so früher rückten sie mit der Sprache heraus. Die Zelle, in die man sie hinterher zurückbrachte, kam ihnen dann vor wie das Paradies.

In gewisser Weise schoß die GSO damit ein Eigentor – schließlich mußten auch die Verhörspezialisten viele Stunden in solchen Zimmern verbringen. Die einzige Unterbrechung fand in Form von kleinen Pausen am Kaffeeautomaten statt.

»Kriege ich auch einen?« erkundigte sich der gefangene Tel, als Eylers mit einem dampfenden Kaffeebecher ins Verhörzimmer zurückkehrte.

Der GSO-Chef führte die Vernehmung persönlich durch. Nur seinem Agenten Maret Tarem und Bert Stranger war es gestattet, dabei anwesend zu sein. Und natürlich Clint, der unbeweglich und scheinbar völlig unbeteiligt in einer Zimmerecke schwebte, zehn Zentimeter über dem Fußboden. Im Wirklichkeit registrierten seine Sensoren jede verdächtige Bewegung im Raum; zudem nahm er alles auf.

»Seit wann trinken Tel Kaffee?« fragte Eylers den Festgenommenen verwundert.

»Habe ich mir während meines schon viel zu langen Aufenthalts auf der Erde angewöhnt, ebenso terranischen Umgangsjargon und sonstige üble Gepflogenheiten«, erwiderte Dar Soba verbittert. »Meine fortwährenden Rückversetzungsgesuche nach Cromar wurden leider kontinuierlich ignoriert. Die braune, überaus angenehm riechende Flüssigkeit ist für unseren Organismus zwar alles andere als gut verträglich, aber wir Tel haben die Kraft der zwei Herzen.«

»Sie kriegen trotzdem keinen Kaffee«, entschied Eylers. »Seit Beginn des Verhörs verweigern Sie mir sämtliche Auskünfte, dafür werde ich Sie nicht noch belohnen.«

»Wie oft soll ich es noch wiederholen?« erboste sich der Tel. »Mein Name ist Dar Soba. Ich muß Ihnen keine Fragen beantworten, denn ich unterliege als Botschaftsangehöriger der diplomatischen Immunität. Das wird auf Cromar genauso respektiert wie auf Terra.«

»Und wie wollen Sie Ihre Behauptung beweisen?«

»Dafür genügt ein Blick auf den Diplomatenpaß, der von Ihnen widerrechtlich eingezogen wurde.«

Eylers spielte den Entrüsteten. »Was fällt Ihnen ein? Hätte man bei Ihnen ein entsprechendes Ausweispapier gefunden, hätten wir Sie längst auf freien Fuß gesetzt, wie es unsere Pflicht und Schuldigkeit wäre.« Er schaute Tarem an. »Sie haben die Durchsuchung von Dar Soba ausgeführt. Hatte er einen Paß bei sich?«

»Weder einen Paß noch sonst einen Hinweis auf seine Identität«, antwortete der Gefragte mit unbewegter Miene. »Mein Anruf in der Botschaft verlief ebenfalls negativ, dort hat man seinen Namen noch nie gehört. Offensichtlich hält sich Mister Soba – oder wie auch immer er heißt – illegal auf Terra auf. Ich vermute, er hat seine persönlichen Papiere vorsorglich vernichtet, damit man ihn nicht identifizieren kann.«

Eylers wandte sich wieder Dar Soba zu. »Aus welchem Grund wollen Sie nicht, daß man Ihre wahre Identität erfährt? Was haben Sie zu verbergen? Werden Sie auf Cromar wegen eines Verbrechens gesucht? Ich kriege das heraus, verlassen Sie sich darauf! Und wenn es Monate dauert!«

»Viele Monate«, fügte Tarem hinzu. »Monate, während denen man Sie in einer äthiopischen Haftanstalt unterbringen wird. Sonderlich sauber sind die hiesigen Gefängnisse nicht, doch Sie werden sich schon an die Ratten und das Ungeziefer gewöhnen – und an die anderen Gefangenen, mit denen Sie sich die schmuddelige Zelle teilen.«

»Sie dürfen mich nicht wie einen gewöhnlichen Verbrecher behandeln! Mein Diplomatenstatus…«

»Sollte sich im Verlauf der weiteren Ermittlungen herausstellen, daß Sie tatsächlich Diplomat sind, wird sich die terranische Regierung selbstverständlich bei Ihnen entschuldigen«, griff Stranger unvermittelt ins Verhör ein. »Aber das kann dauern… Sie haben sicherlich Verständnis dafür, daß es für die GSO wichtigere Fälle zu klären gibt als die Überprüfung eines vermutlich illegalen Einwanderers. Keine Sorge, man wird Sie nicht vergessen, Dar Soba oder wer auch immer Sie sind. In äthiopischen Gefängnissen kursieren zwar Gerüchte über greise Gefangene, deren Unterlagen von den Behörden versehentlich verschlampt worden seien, doch davon sollten Sie sich keinesfalls verunsichern lassen. Irgendwann erblickt jeder Sträfling wieder das Licht der Sonne – zumindest die meisten.«

Der Tel funkelte ihn ärgerlich an. »Ich kenne Sie, Stranger. Sie sind Reporter bei Terra-Press und haben hier eigentlich überhaupt nichts verloren. Ihre Anwesenheit ist schlichtweg – wie sagt man doch bei Ihnen? – eine faule Kiste.« Er wandte sich Eylers zu. »Sie haben gewonnen, ich bin bereit zu reden. Aber ohne Zeugen. Schicken Sie den neugierigen Schmierfink und Ihren Agenten fort. Oder ich sage von nun an keinen Ton mehr.«

»Einverstanden«, entgegnete Eylers, der innerlich erleichtert aufatmete. Geschafft! »Aber mein Wachroboter bleibt. Ich weiß, über welche Körperkräfte die Tel verfügen…«

Er hielt seine Armprothese hoch.

»… und als Krüppel hätte ich im Zweikampf keine Chance gegen Sie, Dar Soba. Darum bleibt Clint hier.«

Der Tel hatte gegen den kegelförmigen Leibwächter nichts einzuwenden. Stranger und Tarem gingen aus dem Zimmer.

Dar Soba kam sofort zur Sache. »Als seinerzeit die erste telsche Botschaft auf Terra eingerichtet wurde, gab man sich bei der Überprüfung der ausersehenen Mitarbeiter besondere Mühe, um wirklich sicherzugehen, daß keine Dissidenten mit darunter waren. Doch jedes noch so perfekte Sicherheitssystem hat irgendwo eine Lücke. Obwohl ich heimlich mit den Rebellen sympathisierte und gelegentlich auch geheime Kontakte zu ihnen hatte, war mein Lebenslauf tadellos, denn bis dahin hatte ich nie an irgendwelchen umstürzlerischen Aktionen teilgenommen. Allgemein galt ich als Langweiler ohne jeglichen politischen Ehrgeiz, aber als absolut regierungstreu. Meine Bewerbung wurde daher positiv befürwortet, und ich erhielt einen Posten in der Botschaft. Keine sonderlich verantwortungsvolle Aufgabe, doch damals versprach ich mir davon jede Menge Abwechslung – vor allem im Hinblick auf meine Spionagetätigkeit für die Rebellenorganisation.

Leider gestalteten sich weder meine reguläre Botschaftsarbeit noch meine illegalen Aktivitäten besonders abenteuerlich. Hin und wieder gingen Unterlagen über meinen Schreibtisch, die für die Anführer der Organisation möglicherweise von Interesse waren. Über wechselnde Mittelsmänner leitete ich Kopien der betreffenden Akten weiter – das war’s auch schon. Nicht gerade spannend, wie? Meine Tarnung war derart perfekt, daß ich selbst nach den Kämpfen im Februar 2058 nicht als Rebellenanhänger demaskiert wurde und wie bisher weitermachen konnte.«

»Weitermachen?« wunderte sich Bernd Eylers. »Aber die Organisation der Aufrührer wurde damals zerschlagen.«

»Wenn man etwas zerschlägt, bleiben überall Bruchstücke liegen«, entgegnete der Tel. »Bruchstücke, die man irgendwann vielleicht wieder zu einem Ganzen zusammenfügen kann. Derzeit ist unsere Organisation nur noch rudimentär vorhanden. Um neue Strukturen aufzubauen, benötigen wir Geld…«

Dar Soba stockte. »Das sollte genügen, denke ich. Mehr Informationen bekommen Sie nicht von mir. Sie wissen jetzt, daß ich ein Dissident bin – ein enttarnter Rebell, der von nun an damit rechnen muß, von seinen eigenen Leuten zum Schweigen gebracht zu werden. Bei Auslieferung an die Tel-Regierung erwartet mich die Todesstrafe. Mir bleibt daher nur eine Möglichkeit: Hiermit beantrage ich politisches Asyl auf Terra.«

»Sie haben wirklich Nerven, Mann!« brummelte Eylers. »Glauben Sie wirklich, damit kommen Sie durch?«

»Ich kenne die terranischen Gesetze inzwischen fast besser als die meines eigenen Volkes und weiß daher, daß ich einen Anspruch auf Asyl habe. Sie sind verpflichtet, umgehend die zuständigen Behörden darüber zu unterrichten.«

»Für Ihren ganz speziellen Fall ist zunächst einmal die GSO zuständig und sonst niemand«, machte Eylers ihm deutlich. »Mein Wort hat Gewicht. Ich kann mich mit aller Macht gegen den Asylantrag stemmen oder ihn befürworten. Prinzipiell spricht nichts gegen Ihren Verbleib auf Terra. Wir könnten Ihnen sogar eine völlig neue Identität verschaffen, vorausgesetzt, Sie kooperieren mit uns. Sagen Sie mir, was die Rebellen mit Sensorium Inc. zu schaffen haben. Welche Pläne verfolgt die Organisation? Nennen Sie mir Fakten und Namen, dann sehen wir weiter.«

Dar Soba blieb stur. »Kommt nicht in Frage! Ich habe Ihnen schon viel zuviel gesagt. Ich verlange, daß Sie mein Asylbegehren unverzüglich weiterleiten. Bis darüber entschieden wurde, stelle ich mich unter den Schutz der GSO. Sollte mir etwas zustoßen, wird man Sie höchstpersönlich zur Verantwortung ziehen, Eylers! Ich bin Ihre dummen Spielchen und leeren Drohungen endgültig leid. Geben Sie mir meinen Ausweis zurück, und bringen Sie mich an einen sicheren Ort – und damit meine ich nicht ein äthiopisches Gefängnis.«

Ein verdammt zäher Brocken! dachte der GSO-Chef.

»Sie haben gewonnen, Dar Soba«, gab er nach. »Ich werde zwei meiner Männer zu Ihrer persönlichen Sicherheit abstellen und Sie von hier fortbringen lassen, in ein vorläufiges Versteck. Dort wird es Ihnen an nichts mangeln.«

»So ist es recht«, spöttelte der Tel. »Endlich haben Sie begriffen, daß Sie mir nicht gewachsen sind. Wo werden Sie mich unterbringen?«

»Frontier Junction«, antwortete Eylers kurz angebunden.

2.

Holger Alsop stellte sich weiterhin bewußtlos.

Trotzdem beobachtete der Cyborg aufmerksam seine Umgebung. Drei Gegner, die Paralysatoren noch in den Händen, verließen ihre Deckung. Gedrungene, humanoide Wesen, die kaum größer als 1,50 Meter waren. Die hohe Schwerkraft, fast eineinhalb mal so stark wie auf der Erde, zwang ihnen diese kompakte Statur auf. Schulterpartie und Oberkörper waren sehr breit und tief, Arme und Beine extrem muskulös. Kleine Riesen, dachte Alsop, fast zweimal so breit wie Menschen, aber in der Körperlänge gewaltig zusammengestaucht…

Die »kleinen Riesen« näherten sich.

Alsop wartete auf seine Chance. Er durfte dabei nicht vergessen, daß Gisol paralysiert und wehrlos neben ihm lag, nicht mehr in humanoider Form wie zuvor, sondern aus seiner Kleidung herausgeflossen und zu einem formlosen Etwas geworden, zur körperlichen Urform der Worgun, die als Gestaltwandler jedes gewünschte Aussehen annehmen konnten.

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