Barry Donovan und die Heiße Fracht für Mexiko: Western - Luke Sinclair - E-Book

Barry Donovan und die Heiße Fracht für Mexiko: Western E-Book

Luke Sinclair

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Beschreibung

Luke Sinclair: „Wie zwei Partner zu Todfeinden wurden“ In der Bodega herrschte die Stille des Todes. Der Mann, der soeben durch den klirrenden Glasperlenvorhang getreten war, hielt einen schweren Revolver in der Faust. Die Waffe war auf den hageren Fremden gerichtet, der allein an der niedrigen Theke stand, mit dem Rücken zur Tür. „Jetzt ist es soweit, Dave Shannon. Endlich habe ich dich verdammten Bastard erwischt. Wenn du dich umdrehst, schieße ich. Aber ich werde auch schießen, wenn du mir weiterhin deinen Rücken zeigst. Ich gebe dir noch eine Minute, um zu beten. Falls du so etwas überhaupt kannst.“ Dave Shannon stand ganz ruhig da. Seine rechte Hand berührte den Kolben seines Revolvers. Barry Donovan war gekommen, um ihn zu töten. Es hatte keinen Sinn, hier noch etwas zu sagen oder um Gnade zu betteln. Auf die Herausforderung dieses unerbittlichen Feindes gab es nur noch eine Antwort: Kampf bis aufs Messer. Mit einer blitzschnellen Bewegung zog Dave Shannon seinen Colt und feuerte unter der linken Achsel hindurch ...

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Luke Sinclair

Barry Donovan und die Heiße Fracht für Mexiko: Western

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Inhaltsverzeichnis

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Barry Donovan und die Heiße Fracht für Mexiko: Western

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

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Barry Donovan und die Heiße Fracht für Mexiko: Western

Luke Sinclair:

„ Wie zwei Partner zu Todfeinden wurden“

In der Bodega herrschte die Stille des Todes. Der Mann, der soeben durch den klirrenden Glasperlenvorhang getreten war, hielt einen schweren Revolver in der Faust. Die Waffe war auf den hageren Fremden gerichtet, der allein an der niedrigen Theke stand, mit dem Rücken zur Tür. „Jetzt ist es soweit, Dave Shannon. Endlich habe ich dich verdammten Bastard erwischt. Wenn du dich umdrehst, schieße ich. Aber ich werde auch schießen, wenn du mir weiterhin deinen Rücken zeigst. Ich gebe dir noch eine Minute, um zu beten. Falls du so etwas überhaupt kannst.“

Dave Shannon stand ganz ruhig da. Seine rechte Hand berührte den Kolben seines Revolvers. Barry Donovan war gekommen, um ihn zu töten. Es hatte keinen Sinn, hier noch etwas zu sagen oder um Gnade zu betteln. Auf die Herausforderung dieses unerbittlichen Feindes gab es nur noch eine Antwort: Kampf bis aufs Messer. Mit einer blitzschnellen Bewegung zog Dave Shannon seinen Colt und feuerte unter der linken Achsel hindurch ...

*

Barry Donovan wurde gegen die Adobewand neben der Tür geschleudert und ging mit weit aufgerissenen, ungläubig starrenden Augen zu Boden, während das Gewehr auf den Boden polterte.

Jetzt erst drehte Dave Shannon sich von der Bar weg, und seine Blicke huschten schnell und wachsam durch den Raum. In solch einer Situation konn­te man nie wissen, wie andere Leute reagierten. Aber niemand machte Miene, sich an der Schießerei zu beteiligen. Auch nicht dieser schlaksige Amerikaner da hinten, der die Lehne seines Stuhles gegen die Wand gekippt hatte und das Ganze aus schmalen Augenschlitzen beobachtete

Die rauchende Waffe in Shannons Hand war noch immer auf den Mann neben der Tür gerichtet, der am Boden hockte und sich stöhnend die blutende Schulter hielt.

Ich halte dich töten können“, sagte Shannan beinahe gleichgültig. „Aber das wäre viel zu viel Aufwand wegen dieser Lappalie. Irgendwann wird einer kommen, der weniger Skrupel hat als ich.“

Dave Shannon steckte den Revolver ein, warf eine Münze auf die Bar und wandte sich zur Tür.

„Ich an deiner Stelle würde nicht da hinausgehen“, sagte der schlaksige Amerikaner fast beiläufig. Er ließ seinen Stuhl nach vorn in seine natürliche Lage zurückfallen und deutete mit einer schwachen Kopfbewegung auf Donovan.

„Als ich den zuletzt sah, hatte er eine ganze Armee bei sich.“

Shannon war seitlich neben der Tür stehengeblieben. Er hatte nicht die Absicht gehabt, schnurstracks hinauszulaufen, dafür war er zu erfahren und zu vorsichtig. Aber ohne diese Warnung hätte sein Misstrauen schließlich nachgelassen, und es hätte ihn vielleicht erwischt.

„Was hast du damit zu tun?“, fragte er.

Der Mann an der Wand lächelte und stand auf. Sein Körper war hager und drahtig, und zwei dünne Falten gaben seinem Mund einen spöttischen Zug.

„Ich kann es nicht leiden, wenn ein guter Mann von einem Wolfsrudel zerris­sen wird.“

Plötzlich fuhr seine Hand zur Hüfte. Ein Schatten tauchte jenseits der Perlen­schnüre auf, und Shannon sprang zur Seite.

Eine Kugel pfiff an ihm vorbei, und der Revolver in der Hand des Fremden donnerte los. Das Geschoss ließ ein paar dieser Glasperlen zerplatzen, und der Schatten dahinter verschwand mit ei­nem Fluch. Shannons Schuss ließ die Lampe an der Decke zerbersten, und es war dunkel im Raum.

„Danke“, sagte er in die folgende Stille.

„Mein Name ist Griffin“, antwortete der andere, „Gil Griffin. Wir sollten machen, dass wir hier wegkommen.“

„Gibt es eine Hintertür?“

„Nein.“

„Hm“, machte Shannon, „dann höre ich gern deinen Vorschlag, Hombre.“

„Mit einem Lächeln in den Tod.“

„Ein Witzbold, wie?“

Dave Shannon hörte, wie Griffin in der Dunkelheit herangekrochen kam.

„Was werden die da draußen von uns erwarten?“, raunte er leise.

„Das einzige, was wir tun können“, flüsterte Shannon zurück, „uns hier drinnen verschanzen und warten, bis es draußen hell wird.“

„Stimmt. Und genau das sollten wir nicht tun, denn darauf werden sie sich einstellen.“ Etwas lauter sagte er: „Ist dieser verdammte Kerl noch da neben der Tür? Wir sollten ihm den Rest geben, ehe wir hier weitermachen.“ Er spannte deutlich hörbar den Hammer seiner Waffe.

Barry Donovan bewegte sich bei der Tür. Die Augen der Männer hatten sich mittlerweile so weit an die Dunkelheit gewöhnt, dass sie vor dem schwachen Schimmer irgendwelcher Lichtquellen draußen erkennen konnten, wie sich der Glasperlenvorhang an der Tür leicht bewegte.

„Hier ist Donovan. Nicht schießen, Jungs, ich komme jetzt raus!“

Gil Griffin stieß Shannon in die Seite. „Los, jetzt! Ich hoffe, unsere Gäule stehen noch draußen.“

Sie sprangen gleichzeitig hoch, aber Dave Shannon war als erster bei der Tür. Die Perlenstränge flogen zur Seite, und es hörte sich an wie das todbringende Rasseln einer Klapperschlange. Einer oder zwei von ihnen rissen ab, aber Shannon achtete nicht darauf. Er sprang sofort zur Seite, um Gil Griffin Platz zu machen. Barry Donovan hatte sich un­weit von ihnen halb aufgerichtet.

Unter den Arkaden auf der anderen Seite bewegte sich etwas. Dann krachte ein Schuss. Ein zweiter Schuss kam von weiter rechts und klang wie ein Nachhall des ersten.

Barry Donovan ließ sich sofort wieder auf den Boden fallen und fluchte.

Dave Shannon und Griffin begannen wie auf Kommando zu schießen, und fast augenblicklich schien die Hölle loszu­brechen. Es sah aus wie das Flackern eines mexikanischen Feuerwerkes, und im Gebrüll der Revolver konnte man kein anderes Geräusch mehr vernehmen. Nur das Jaulen der Querschläger, die von den Säulen der Arkaden abprall­ten oder über die Adobemauern schrammten.

Undeutlich sah Shannon eine Gestalt zu Boden gehen, ehe er selbst flach auf dem Bauch landete. Staub spritzte ihm ins Gesicht, und er roch förmlich die sengende Bahn der Kugel dicht an seiner Nase vorbei.

Gil Griffin hatte sich nach der anderen Seite geworfen. Er packte Donovans Ge­stalt und zog sie ein Stück näher an sich heran. Der Mann fluchte laut unter seinen Schmerzen und versuchte, sich loszureißen.

„Bleib noch ein bisschen bei uns, Amigo!“, zischte Griffin hintergründig. Er hörte auf zu schießen und packte den Verletzten fester, um ihn in die andere Richtung zu zerren.

Dave Shannon rollte sich durch den Staub in Richtung der Pferde. Die zehn Yard kamen ihm wie eine Meile vor.

„Der Boss ist da irgendwo“, rief je­mand. „Seid vorsichtig!“ Sporen rassel­ten in der Dunkelheit unter den Arkaden.

Shannon jagte eine Kugel hinüber und setzte dicht daneben noch eine zweite. Der Aufschrei eines Mannes bewies, dass Shannon getroffen hatte.

Ein Feuerblitz stach aus der Schwärze eines Torbogens, und etwas fuhr heiß über Shannons Gesicht. Jemand war bei den Pferden und lenkte ihn ab. Er feuerte zweimal, ehe der Hammer seines Revolvers auf eine leergeschossene Hülse traf. Der Mann bei den Pferden wurde zu Boden gerissen und schleppte sich müh­sam in die schützende Dunkelheit.

Shannon sah sich um und versuchte noch immer, den Kugeln dieser gottver­dammten Horde zu entgehen.

Griffin kam geduckt näher und schleifte Donovans Gestalt über den Boden.

„Wo, zum Teufel, bleibst du denn?“, keuchte Dave Shannon ungeduldig. „Wenn es ein bisschen heller wäre, hätten die Burschen uns schon in Stücke geschossen.“

„Komm lieber her und fass mit an!“, zischte Gil Griffin durch den Lärm der Schüsse zurück.

Shannon rutschte durch den Staub auf ihn zu. „Wir könnten längst bei den Gäulen sein.“

„Oder tot.“

Einer versuchte es zu Pferde, aber eine Kugel der eigenen Leute erwischte das Tier und riss es zu Boden.

„Hört endlich mit dieser blödsinnigen Knallerei auf, ihr Idioten!“, schrie Barry Donovan gepresst. „Eine Kugel genügt mir.“

Es knallten noch ein paar einzelne Schüsse, dann war es still.

Dave Shannon musste husten und lud mit hastigen Fingern seinen Revolver.

„Du hast verdammtes Glück, Donovan, dass deine Leute so miserabel schießen.“

„Sie werden dich schon noch erwischen, du Bastard!“, schnappte der Ver¬wundete gereizt zurück.

Shannon packte ihn am Kragen seiner Jacke und zog ihn wie einen jungen Hund hinter sich her.

„Wenn ihr uns zu nahe kommt, kriegt euer Boss ’ne Kugel in den Wanst!“, warnte Griffin die Meute, die in den dunklen Ecken lauerte.

Das Abklingen der Schüsse hatte die Pferde etwas beruhigt, sie scheuten je¬doch vor dem Blutgeruch, den Donovan an sich hatte.

„Willst du ihn mitschleppen?“, fragte Gil Griffin.

„Aber die da sollten wir darüber im unklaren lassen.“ Dave Shannon machte dabei eine vage Geste in die Dunkelheit hinein und meinte damit Donovans Leute. „Also los, hauen wir ab!“

Er ließ Barry Donovan liegen und löste hastig die Zügel seines Grauen.

„Verdammter Mist“, schimpfte Griffin. „Eigentlich hatte ich etwas ganz anderes hier vor.“

„Das fällt dir ziemlich spät ein. Du hättest dich nicht einzumischen brau¬chen. Jetzt komm endlich!“

„Schon vergessen.“ Griffin fuchtelte mit seinem Revolver herum. „Der wird sich die Lunge aus dem Hals schreien, wenn wir auf den Gäulen sitzen.“ Er bückte sich zu dem dunklen Klecks am Boden und schlug kurz und fest zu. Dann riss er rasch die Zügel vom Holm und schwang sich in den Sattel.

Die Pferde drehten sich im Kreis und jagten durch eine enge Gasse davon. Ihre

Hufe polterten dumpf auf den festge¬stampften und durch Sonne und Trockenheit steinhart gewordenen Boden. Irgendwo wurde hastig eine Tür zuge¬schlagen. Ein Hund kläffte wütend und rannte zehn Yards hinter den beiden Reitern her.

Die ungezielten Schüsse hinter ihnen konnten sie nicht mehr erreichen, denn sie wurden viel zu spät abgefeuert.

*

Gil Griffin hielt sein keuchendes Pferd an und drehte sich zu Shannon um. Er hatte eine Whiskyflasche aus der Sattel-tasche genommen und trank einen kräf¬tigen Schluck.

„Ich kenne die Gegend ein bisschen. Hier können sie uns nicht überraschen.“

Dave Shannon drehte sichernd den Kopf und nickte. „Sie werden nicht so dumm sein, uns während der Nacht verfolgen zu wollen. Außerdem haben sie vorläufig mit ihrem Boss zu tun.“

Ein kleiner Hügel hob sich sanft aus dem fast ebenen Land, und durch einige Bäume auf seiner Kuppe erhielt er etwas Markantes.

Gil hielt ihm die Flasche hin, aber Shannon lehnte ab.

„Ich habe noch nie einen Mann so gekonnt schießen sehen wie dich“, grin¬ste Gil Griffin, „außer mich selbst natürlich.“ Er schob ein paar dicke Zweige ins Feuer. „Wir sollten uns zusammentun.“

„Willst du hier einen Leuchtturm unterhalten?“, fragte Shannon, ohne auf Griffins Bemerkung einzugehen, und beobachtete besorgt das Hochzüngeln der Flammen. Er mochte Schmeichler nicht sonderlich, vor allem die nicht, die etwas damit bezweckten.

Griffin hatte bereits ausgiebig aus seiner Flasche getrunken.

„Lass sie nur kommen“, knurrte er selbstsicher. „Dieser Narr hat mich vielleicht um einen recht einträglichen Job gebracht.“ Er schaute prüfend in Shannons Gesicht. „Oder mir einen Partner verschafft. Hast du Lust, mitzumachen, wenn die Sache doch noch steigt?“

„Welche Sache?“, fragte Shannon, oh­ne das Gesicht zu verziehen.

„Näheres weiß ich noch nicht. Jemand braucht hier ’ne fixe Kanone und einen fähigen, zuverlässigen Mann, wie er schrieb. Wofür?“ Griffin zuckte mit den Schultern und stocherte in der Glut. „Habe den Verdacht, dass es mit dieser Revolution zu tun hat, wie die Mexika­ner es nennen. Ist mir auch verdammt gleichgültig, aber meine Nase sagt mir, dass unter Umständen ’ne Menge Geld drinsteckt.“

Dave Shannon sagte nichts. Er konnte über seine Zeit verfügen, wie er wollte, und ein paar Goldpesos kamen ihm in seiner Lage schon recht. Anhören konnte man sich die Sache ja mal.

„Also, was sagst du?“, wollte Gil wis­sen. „Bei diesen Mexen ist mir wohler, wenn ich noch einen guten Mann im Rücken habe.“

Jetzt kam die Katze aus dem Sack. Eine heiße Sache, die ihm allein viel­leicht zu heiß war. Shannon dachte an die Vorfälle vorhin in dieser Kneipe. Alles nur Berechnung, aber Griffin war ein Mann, der schnell handeln konnte, der schnell seine Chancen erkannte und genauso schnell zuzupacken verstand.

„Wir werden sehen“, sagte er nur, „wenn es sich lohnt...“

Gil Griffin sah eine Weile in die Flammen, die leise knackten. Dann wandte er unvermittelt den Kopf und sagte: „Dieser Kerl da vorhin; ich an deiner Stelle hätte ihn fertiggemacht. Leute wie er kommen einem im ungün­stigsten Moment in die Quere.“

Shannon machte eine wegwerfende Handbewegung. „Vergiss ihn.“

„Er war aber verdammt wild auf dich.“

„Yeah, das war seine Frau auch. Sie hatte es sich in ihren hübschen Kopf gesetzt, mit mir durchzubrennen. Es gibt immer Männer, die sich wegen einer Frau zum Narren machen.“

Griffin lachte. „Vielleicht war er nur so wütend, weil du es nicht getan hast. Immerhin hättest du eine reiche Witwe heiraten können und wärst aus dem Schneider.“

„Und ein Narr wie Barry Donovan“, antwortete Shannon und erhob sich. Er hielt nichts von einem Plauderstündchen am nächtlichen Feuer. Gil Griffin hatte offensichtlich nichts dagegen, gefunden zu werden. Aber es war nicht unwichtig, zu wissen, von wem. Donovan war ein verrückter Hund, und niemand konnte vorhersagen, was ihm in den Sinn kam. Wut und verletzter Stolz hatten einen zähen Idioten aus ihm gemacht.

Als er den Rand der Büsche erreicht hatte, blieb er stehen, und obwohl er nicht gesehen werden konnte, trat er instinktiv dichter an den Stamm des nächsten Baumes.

Zwischen dem niederen Chapperal in der Ebene bewegte sich etwas, aber er konnte nicht erkennen, um wie viele Rei­ter es sich handelte. Auf jeden Fall waren es mehr als fünf, und da war es besser, vorsichtig zu sein.

Er wandte sich um und fluchte, als er den Widerschein des Feuers an den Zweigen der Bäume sah.

„Mach das verdammte Freudenfeuer aus, da kommen Reiter!“, zischte er.

Gil Griffin warf Sand in die Flammen, und der flackernde Schein erstarb. Rauch zog beißend durch die Sträucher und verflüchtigte sich.

„Donovan?“, erkundigte sich Gil verwundert.

„Kaum“, sagte Shannon und machte eine Bewegung nach rückwärts. „Die Stadt liegt auf der anderen Seite.“

Die Reiter waren nähergekommen, und man konnte bereits ihre Gestalten unterscheiden. Blankes Metall schim­merte im Mondlicht.

„Soldaten“, stellte Shannon fest.

„Mit Harnisch und Helm“, sagt er verächtlich. „Das kann nur der Teniente sein, den ich hier treffen sollte. Reitet in voller Uniform mit einer Handvoll von Maximilians Zinnsoldaten in der Gegend herum. Und das, wo es hier im Norden nur so von Juaristas wimmelt. Manche Leute verlieren den Verstand, sobald sie eine Uniform anziehen und eine Fahne flattern sehen.“ Er drückte mit einem quietschenden Geräusch den Korken in die Flasche und steckte sie in die Tasche seiner Jacke. „Mit Verrückten sollte man keine Geschäfte machen, aber er ist ja nur der Mittelsmann. Komm, wir holen unsere Gäule und zeigen uns. Die wür­den selbst vorbeireiten, wenn wir das ganze Gebüsch hier in Brand steckten, denn sie sind auf eine kleine Cantina in Agua Dulce programmiert.“

„Ein Teniente?“, wunderte Dave Shan­non sich. „Willst du dich von den Solda­ten anwerben lassen?“

Gil Griffin band sein Pferd los und führte es durch die Büsche.

„Keine Angst“, erwiderte er. „Unifor­men ziehen wir nicht an. Aber bei Geld ist es mir egal, woher es kommt. Diese Geheimnistuerei macht mich neugierig.“

Shannon folgte ihm. Sie bestiegen ihre Pferde und ritten langsam den Hang hinunter.

Als die Soldaten sie bemerkten, hielten sie auf ein Kommando des Teniente an, drehten ihnen ihre Pferde entgegen und griffen zu ihren langen, altmodischen Gewehren. Doch als sie sich lediglich zwei Reitern gegenübersahen, verhielten sie abwartend.

„Hallo, Teniente!“, rief Griffin ihnen zu und winkte mit der Hand.

„Senor Griffin?“

„Ja, der bin ich. Wer sollte wohl sonst in der Nacht hier auf Sie warten? Und wenn wir Juaristas wären, dann wären Sie und ihre Männer bereits tot. Ich hatte Sie eigentlich allein erwartet und in Zivil.“

Teniente Rivas saß steif im Sattel seines andalusischen Hengstes. Er be­wegte nicht einmal den Kopf, als er erwiderte: „Soll ich mich wie ein Dieb durch irgendeine Hintertür schleichen?“

„Bei den Kräfteverhältnissen hierzu­lande würde ich es tun“, antwortete Griffin leichthin.

„Das glaube ich Ihnen, Senor. Sie würden es tun.“

„Teniente, kommen wir zur Sache!“

Der Leutnant schaute auf Shannon.

„Wer ist dieser Mann?“

„Vielleicht mein Partner.“

„Darüber wird der Colonel entschei­den. Es war vereinbart, dass wir uns in Agua Dulce treffen.“

„Stimmt. Aber es hat dort Ärger gegeben.“

Der Offizier musterte sie einen Mo­ment nachdenklich.

„Natürlich“, sagte er dann, als nähme er diese Erklärung als selbstverständlich hin. „Der Coronel will selbst mit Ihnen verhandeln, Senor.“

„Weshalb ist er dann nicht hier?“, fragte Griffin reichlich respektlos. Der Teniente hielt es indessen für unange­bracht, darauf zu antworten.

„Wenn wir uns nicht lange aufhalten, können wir bald nach Tagesanbruch dort sein.“

„Schöner Mist“, knurrte Griffin. „Glaubt Ihr Coronel denn, dass wir nie­mals schlafen?“

„Es war nicht meine Idee“, sagte der Teniente steif wie ein Butler. „Ich halte nichts von Pistoleros.“

Griffin machte eine unbeherrschte Be­wegung zur Waffe hin, aber Dave Shan­non legte ihm die Hand auf den Arm.

„Es kann niemand über seinen Schat­ten springen.“

„Na schön“, erklärte Gil Griffin war­nend. „Dann mögen wir uns beide nicht.“

Teniente Rivas zog sein Pferd herum. „Sind Sie bereit, Senores?“

„Natürlich“, sagte Shannon, ehe Grif­fin wieder eine bissige Bemerkung ma­chen konnte. „Hören wir uns an, was der Coronel von uns will.“

*

Es war tatsächlich heller Tag, als sie die Garnison von Bacoachi erreichten und in deren Hof von den staubigen Pferden kletterten. Gil Griffin war nicht in bester Stimmung. Er hatte des Öfteren an der Flasche genippt, um sich wach zu halten. Jetzt waren seine Augen von Whisky, Staub und Müdigkeit gerötet. Er riss den Hut vom Kopf und schlug sich damit den Staub aus den Kleidern.

„Ich hoffe nicht, dass ihr Coronel noch schläft“, sagte er aggressiv zu dem Te­niente. „Wenn doch, dann wecken Sie ihn.“

Rivas lächelte dünn.

„Folgen Sie mir, Sie können vor sei­nem Zimmer warten.“

Der nächtliche Ritt hatte auch ihm nicht mehr viel Humor gelassen, aber er würde sich diese Blöße niemals einge­stehen.

„Coronel Olivera Mendoza ist ein Madrugador, verstehen Sie, Senores. Ein Frühaufsteher. Aber um diese Zeit pflegt er zu frühstücken.“

„Ausgezeichnet“, bemerkte Griffin sehr selbstbewusst. „Uns knurrt ebenfalls der Magen.“